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Dolce Vita


 
 
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abentroth
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 257



Beitrag15.07.2023 12:51
Dolce Vita
von abentroth
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

Dolce Vita

Fährst du gen Italien,
dann nimm dir zehn Sekunden
für die Schönheit des Landes,
mehr nicht, nur zehn, sonst
droht noch Strafe.

Zehn Sekunden - nur ein Scherz,
ein schlechter Treppenwitz.
Der Richter hat's entschieden:
Sicher kann sie zehn Sekunden
mit Humor ertragen.

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crim
Geschlecht:männlichsex, crim & rock'n'roll


Beiträge: 1578
Wohnort: München
Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag15.07.2023 13:21

von crim
Antworten mit Zitat

Hi abendroth,

über diese Sache habe ich auch gelesen, ein Wahnsinns-Urteil nach meinem Empfinden. Ganz schlimm. Ich denke, dein Text ist insofern interessant, dass er da ziemlich ambivalent bleibt in Bezug auf die Vorkommnisse. Bin mir jetzt gar nicht sicher, welche Aussage er eigentlich trifft.

Die erste Strophe für sich genommen argumentiert schon fast ein bisschen für die Seite des Hausmeisters? Ist das so gedacht? Ich denke, sie ließe sich zumindest so lesen.

Die zweite deutet ein Hinterfragen des Urteils eher an, lässt aber Möglichkeiten zu, auch hier zu lesen: Zehn Sekunden seien schon okay. Uff.

Auf jeden Fall hat der Text das Potenzial, die Auseinandersetzung aus Italien auch hierher zu tragen.

LG crim
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anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag15.07.2023 13:35
Re: Dolce Vita
von anuphti
Antworten mit Zitat

Ja. Darüber habe ich auch gelesen. Aber hier lese ich eindeutig eine Verurteilung des Urteils.
"Ein schlechter Treppenwitz" ist eindeutig.

Und die Aussage "Sicher kann sie zehn Sekunden
mit Humor ertragen." zeugt von dieser unsäglichen Einstellung, dass manche Männer (war es ein männlicher Richter?) die "unaufgeforderte Berührung" eines weiblichen Körpers immer noch als Geburtsrecht wahrnehmen, und für den Fall, dass es eine Frau doch nicht mag, sie es zumindest als Scherz zu akzeptieren habe. Sofern es nur 10 Sekunden dauert.

(Arrrggggggggghhhh!!)

Sehr gut.
Sehr gerne gelesen! Ich hätte es auch in der Lyrik gesehen.

Liebe Grüße Nuff

abentroth hat Folgendes geschrieben:
Dolce Vita

Fährst du gen Italien,
dann nimm dir zehn Sekunden
für die Schönheit des Landes,
mehr nicht, nur zehn, sonst
droht noch Strafe.

Zehn Sekunden - nur ein Scherz,
ein schlechter Treppenwitz.
Der Richter hat's entschieden:
Sicher kann sie zehn Sekunden
mit Humor ertragen.


_________________
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Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
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abentroth
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 257



Beitrag15.07.2023 13:48

von abentroth
pdf-Datei Antworten mit Zitat

crim hat Folgendes geschrieben:
Hi abendroth,

über diese Sache habe ich auch gelesen, ein Wahnsinns-Urteil nach meinem Empfinden. Ganz schlimm. Ich denke, dein Text ist insofern interessant, dass er da ziemlich ambivalent bleibt in Bezug auf die Vorkommnisse. Bin mir jetzt gar nicht sicher, welche Aussage er eigentlich trifft.

Die erste Strophe für sich genommen argumentiert schon fast ein bisschen für die Seite des Hausmeisters? Ist das so gedacht? Ich denke, sie ließe sich zumindest so lesen.

Die zweite deutet ein Hinterfragen des Urteils eher an, lässt aber Möglichkeiten zu, auch hier zu lesen: Zehn Sekunden seien schon okay. Uff.

Auf jeden Fall hat der Text das Potenzial, die Auseinandersetzung aus Italien auch hierher zu tragen.

LG crim


Mein erster Entwurf war

   Dolce Vita

   Fährt man gen Italien,
   sind zehn Sekunden ganz ok.
   Ein Richter in Versalien
   schreibt : die tun nicht weh.

   In zehn Sekunden ist's vorbei,
   ein ganzes Leben lang.
   Für immer klebt fortan wie Blei,
   im Ohr, wie Richters Hammer klang.

Gefiel mir aber nicht. So oder so, ich musste mal dringend Galle abhusten, nachdem das in den Nachrichten kam.
Generell mag ich Ambivalenz in Texten, in so einem Fall ist sie aber vielleicht tatsächlich nicht angebracht. Mir ging es - neben der völlig irren Urteilsbegründung - darum, dass so ein Urteil für viele eine Rechtfertigung sein wird.

Danke für Dein Feedback!

Gruß,
abentroth
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abentroth
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 257



Beitrag15.07.2023 13:54
Re: Dolce Vita
von abentroth
pdf-Datei Antworten mit Zitat

anuphti hat Folgendes geschrieben:
war es ein männlicher Richter?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Frau war, weiß es aber nicht.

Danke für Deinen Kommentar!

Gruß,
abentroth
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crim
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Beitrag15.07.2023 13:56

von crim
Antworten mit Zitat

Hi abendroth,

oh ja, der zweite Text ist auf jeden Fall deutlicher.
Vielleicht bin das nur ich, der den ersten ambivalent liest. Anuphti sagt ja, dass es ihr deutlich wurde. Also die Haltung dahinter.
Und ich befürchte wie du, dass das Urteil für viele eine Art Rechtfertigung darstellen kann, vielleicht sogar ein Einladungsschreiben. Schlimm.

LG crim
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Brombärchen
Eselsohr


Beiträge: 258



Beitrag15.07.2023 14:23

von Brombärchen
Antworten mit Zitat

Hallo abentroth,
Mir gefällt dein erster Entwurf, den crim glaube ich fälschlicherweise  als zweiten bezeichnet, tatsächlich besser. Den zweiten finde ich sprachlich etwas schöner, aber ich bin auch deiner Meinung, dass Vieldeutigkeit manchmal nach hinten losgehen kann, zumal einer Siebzehnjährigen in die Hose fassen und eine Landschaft betrachten, schwerlich vergleichbar sind. Das hast du ja selbst schon richtig erkannt. Wollte dir da nur beipflichten:)
Zehn Sekunden. Uff! Als Begründung, dass hier kein sexuelles Interesse vorliegt. Hat er sie festgehalten? Wie können sonst zehn Sekunden sein? Der Aufschrei ist wahrlich berechtigt.
LG von brombärchen


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crim
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Beitrag15.07.2023 14:40

von crim
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Brombärchen hat recht, ich meinte mit "zweiten" den, der als zweites hier im Faden auftauchte. Oje, verwirrend.
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abentroth
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 257



Beitrag15.07.2023 14:55

von abentroth
pdf-Datei Antworten mit Zitat

crim hat Folgendes geschrieben:
Oje, verwirrend.


Ich sortiere mal:

Erster Entwurf

   Dolce Vita

   Fährt man gen Italien,
   sind zehn Sekunden ganz ok.
   Ein Richter in Versalien
   schreibt : die tun nicht weh.

   In zehn Sekunden ist's vorbei,
   ein ganzes Leben lang.
   Für immer klebt fortan wie Blei,
   im Ohr, wie Richters Hammer klang.


Zweiter Entwurf

   Dolce Vita

   Fährst du gen Italien,
   dann nimm dir zehn Sekunden
   für die Schönheit des Landes,
   mehr nicht, nur zehn, sonst
   droht noch Strafe.

   Zehn Sekunden - nur ein Scherz,
   ein schlechter Treppenwitz.
   Der Richter hat's entschieden:
   Sicher kann sie zehn Sekunden
   mit Humor ertragen.

Wer im Sinne des Werkstattgedankens an den Texten knabbern möchte - freut mich immer.
Wer über das zugrundeliegende Thema diskutieren möchte, ist ebenso willkommen.

Gruß,
abentroth
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Brombärchen
Eselsohr


Beiträge: 258



Beitrag15.07.2023 15:18

von Brombärchen
Antworten mit Zitat

abentroth hat Folgendes geschrieben:

   In zehn Sekunden ist's vorbei,
   ein ganzes Leben lang.
   


Die Stelle finde ich sehr stark, inhaltlich wie lyrisch!
Das könnte man vielleicht ausarbeiten inwiefern ein flüchtiger Moment ein Leben lang belastend sein kann.
1. belastend weil Missbrauch schwere psychische Schäden hervorruft
2. weil der Schaden größer wird, wenn die Gesellschaft sich hinter den Täter stellt. Das Gefühl der Ausgesetztheit, Schutzlosigkeit wird dadurch größer.

LG von brombärchen


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abentroth
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 257



Beitrag15.07.2023 16:01

von abentroth
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Brombärchen hat Folgendes geschrieben:
Das Gefühl der Ausgesetztheit, Schutzlosigkeit wird dadurch größer.

Stimmt. Und wie ich gelesen habe: Aufgrund des Urteils wird der Hausmeister in der Schule wieder eingestellt. Hätte ich eine Tochter an der Schule, würde ich ausflippen.

Von Entrüstung und dem sexuellen Hintergrund mal abgesehen ist aber auch die Urteilsbegründung generell höchst fragwürdig und schafft hoffentlich keinen Präzedenzfall. Wie kann die Dauer eines Vergehens Kriterium dafür sein, ob es strafwürdig ist oder nicht?

Danke für Deine beiden Kommentare.

Gruß,
abentroth
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crim
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Beitrag15.07.2023 16:56

von crim
Antworten mit Zitat

Ich möchte auch noch einmal kurz auf diese Ambivalenz eingehen: Brombärchen scheint sie auch wahrgenommen zu haben?

Das bringt mich zum politischen Gedicht an sich. In diesen finde ich Ambivalenz gerade deshalb interessant, weil sie (vielseitiger) Protest auslösen kann.

Nehmen wir deine beiden Gedichte hier: Deinen ersten Entwurf, den hätte ich wahrscheinlich einfach nur abgenickt - er stimmt mit meiner Haltung überein, ich wäre stumm geblieben. Das Gedicht und ich, wir sind uns weitestgehend einig.

Dein zweiter Entwurf hat mich durch seine von mir empfundene Ambivalenz veranlasst, das Sprechen anzufangen, einen Protest in mir vorsichtig zu versprachlichen, gegen die zweite Haltung, die für mich da mitschwang. Es hat also mehr bewegt. Welches ist nun das bessere politische Gedicht?

Das mit dem ich konform gehe, oder das, das mich zur Widerrede bringt.

Was ein solcher Gedankengang leider auch mit mir macht: Wäre dann ein noch besseres politisches Gedicht für mich nicht eines, mit dem ich so gar nicht konform gehe? Das würde ich auch verneinen, denn das könnte ich einfacher abtun, könnte sagen: Bäh, geh mir mit dem Mist weg.

Insofern, hmm, wie das jetzt direkt auf deine Texte bezogen hilft, weiß ich auch nicht, ich halte beide in ihrer (von mir für mich aufgefassten) Art für gelungen.
Aber nur das eine bringt mich dazu, mich in irgendeiner Form zu äußern.

Hoffe, das war jetzt nicht zu wirr. Danke, für deine Texte, abendroth.

LG crim

Edit: Ich spreche von Gedicht, dafür halte ich sie auch, insofern denke ich: Lyrikboard statt Prosaboard?
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abentroth
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 257



Beitrag15.07.2023 19:45

von abentroth
pdf-Datei Antworten mit Zitat

crim hat Folgendes geschrieben:
Welches ist nun das bessere politische Gedicht?

Das, das mehr bewegt. Reicht aber auch nicht, denn was den einen bewegt, lässt möglicherweise den anderen kalt. Also wäre ein gutes politisches Gedicht wohl eins, das möglichst viele Menschen bewegt (sich dazu zu äußern oder mit anderen darüber zu sprechen), weil sie entweder durch Zustimmung dem jwlg. Thema mehr Gewicht verleihen wollen oder durch Ablehnung den getroffenen Aussagen entgegentreten möchten.
Interessante Frage!

crim hat Folgendes geschrieben:
Ich spreche von Gedicht, dafür halte ich sie auch, insofern denke ich: Lyrikboard statt Prosaboard?

Ich lese zwar schon eine Weile mit, habe den Account aber noch nicht lange und bin erst seit ein paar Tagen ent-"R"t. Die meisten Texte sieht man ja vorher nicht. Momentan nage ich mich noch durchs Prosaforum und muss gestehen, dass ich mich im Lyrikteil noch gar nicht intensiv umgesehen habe.

Danke Dir für Deine Gedanken.

Gruß,
abentroth
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