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Sikania Erklärbär
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Beiträge: 4
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S 24.09.2017 11:34 Perspektiven-Obergrenze? von Sikania
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Hallo allerseits.
In meinem Buch schreibe ich aus der personellen Erzählperspektive und nutze dabei verschiedene Charakterperspektiven.
Nun weiß ich, dass zu viele verschiedene Perspektiven für den Leser störend sein könnten und wollte fragen, ob ihr da einen Tipp, beziehungsweise eine Obergrenze, kennt, bis wohin die Menge noch vertretbar ist und ab wann nicht mehr?
Als Beispiel:
Ich habe zwei Hauptcharaktere und zwei Nebencharaktere mit eigener Perspektive, wobei nicht in jedem Kapitel auch jede Perspektive vorkommt.
Nun ist aber der Fall, dass Person X, die sonst eine Perspektive hat, bewusstlos ist und aus Sicht von Person Y (hat sonst nie wieder eine Perspektive) gerettet wird.
Sollte ich dann der Übersichtlichkeit halber auf die extra Perspektive verzichten und den Charakter X selbst herausfinden lassen, wie er überlebte?
Grüße,
Sikania
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azareon35 Eselsohr
Beiträge: 292 Wohnort: Hessen
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24.09.2017 12:58 Re: Perspektiven-Obergrenze? von azareon35
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Sikania hat Folgendes geschrieben: | Hallo allerseits.
In meinem Buch schreibe ich aus der personellen Erzählperspektive und nutze dabei verschiedene Charakterperspektiven.
Nun weiß ich, dass zu viele verschiedene Perspektiven für den Leser störend sein könnten und wollte fragen, ob ihr da einen Tipp, beziehungsweise eine Obergrenze, kennt, bis wohin die Menge noch vertretbar ist und ab wann nicht mehr?
Als Beispiel:
Ich habe zwei Hauptcharaktere und zwei Nebencharaktere mit eigener Perspektive, wobei nicht in jedem Kapitel auch jede Perspektive vorkommt.
Nun ist aber der Fall, dass Person X, die sonst eine Perspektive hat, bewusstlos ist und aus Sicht von Person Y (hat sonst nie wieder eine Perspektive) gerettet wird.
Sollte ich dann der Übersichtlichkeit halber auf die extra Perspektive verzichten und den Charakter X selbst herausfinden lassen, wie er überlebte?
Grüße,
Sikania |
Heyo Sikania,
da George R.R. Martin in A Song of Ice and Fire pro Buch um die acht verschiedene Erzählperspektiven ins Feld führt, scheint die Obergrenze da noch nicht erreicht zu sein. Er hat außerdem noch immer jeweils einen extra Erzählcharakter für die Prologe und Epiloge (allerdings überleben die nicht sehr lange, in den seltensten Fällen länger als das Kapitel).
Solange die Charaktere unterschiedlich genug sind und das im Text auch herauskommt, sehe ich bei mehreren Perspektiven keine Probleme.
In deinem speziellen Beispiel würde ich jetzt aus dem Bauch heraus sagen: verzichte auf die extra Perspektive und lass X selbst herausfinden, wie er überlebte.
Warum? Ich hab den eigentlichen Text nicht gelesen, aber es klingt nur drangetackert, damit die Leser wissen, wie X überlebt hat.
Solltest du die extra Perspektive von Y dafür auch nutzen können, dass die Leser eine völlig neue Seite an ihm entdecken, dass sie Y auf einmal in einem ganz anderen Licht sehen, dann kann diese extra Perspektive im Text bleiben.
MfG
Azareon
_________________ Nemo me impune lacessit.
"If you don't read my bleedin' text, you don't get to talk down about my bleedin' text!" |
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Sikania Erklärbär
S
Beiträge: 4
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S 24.09.2017 15:50 Re: Perspektiven-Obergrenze? von Sikania
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azareon35 hat Folgendes geschrieben: | George R.R. Martin in A Song of Ice and Fire pro Buch um die acht verschiedene Erzählperspektiven ins Feld führt, scheint die Obergrenze da noch nicht erreicht zu sein. Er hat außerdem noch immer jeweils einen extra Erzählcharakter für die Prologe und Epiloge (allerdings überleben die nicht sehr lange, in den seltensten Fällen länger als das Kapitel). |
Ah das ist gut zu wissen. Ich hab mir die Bücher auch mal als EBook geholt, kam aber bisher noch nicht dazu sie zu lesen. Vielleicht sollte ich das mal zeitnah nachholen, um zu erfahren, wie man das richtig macht.
azareon35 hat Folgendes geschrieben: | Warum? Ich hab den eigentlichen Text nicht gelesen, aber es klingt nur drangetackert, damit die Leser wissen, wie X überlebt hat.
Solltest du die extra Perspektive von Y dafür auch nutzen können, dass die Leser eine völlig neue Seite an ihm entdecken, dass sie Y auf einmal in einem ganz anderen Licht sehen, dann kann diese extra Perspektive im Text bleiben.
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Tatsächlich wäre es wohl nicht so, dass der Leser eine komplett neue Seite von Y erfährt. Dann ist das Weglassen wohl die beste Möglichkeit. Danke
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3374 Wohnort: bei Freiburg
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24.09.2017 16:57
von Michel
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Meine persönliche Obergrenze liegt bei vier. Und da wird es schon unübersichtlich. Offenbar bin ich nicht G.R.R. Martin. Mittlerweile neige ich da mehr zur Sparsamkeit als früher.
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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24.09.2017 20:41
von Murmel
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6-8 sagt man. Es hängt auch sehr von der Struktur ab, und wie viel die Story trägt, ohne dass sie zerfleddert wirkt und den Fokus verliert.
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Sikania Erklärbär
S
Beiträge: 4
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5457 Wohnort: OWL
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24.09.2017 23:43
von Willebroer
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Es gibt durchaus Werke, die genau damit arbeiten - mit verschiedenen Perspektiven, die sich eben nicht einer objektiven Realität unterordnen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rashomon_%E2%80%93_Das_Lustw%C3%A4ldchen
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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25.09.2017 00:35
von Tjana
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Interessanter Link, Willebroer, aber Film und Geschriebenes ist leider nicht 1 : 1 vergleichbar. Sonst hätten wir hier nicht so viele Beiträge zu "Headhopping", das in Filmen ja klasse funktioniert, in Büchern aber eher irritiert.
Also, ich habe acht Leute, die ich abschnittweise auch zu Wort kommen lasse. Eine Hauptprotagonistin, eine 3/4- Protagonistin, Zwei Antagonisten und vier weitere, wichtige Charaktere um die Prota (und die Handlung) herum.
Weder Testleser noch Lektor fanden das verwirrend oder für den Lesefluss störend.
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5457 Wohnort: OWL
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25.09.2017 01:07
von Willebroer
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Der erwähnte Film basiert auf einer literarischen Vorlage (eigentlich zwei). Die Szenen geben die Aussagen der Beteiligten wieder - und sind keineswegs kongruent.
Wenn man das also schon im Film machen kann (der ja eher als "objektives" Medium gilt), dann erst recht in literarischer Form.
Im allgemeinen gilt aber das Prinzip der inneren Konsistenz: Selbst wenn man noch so viele Gucklöcher schafft, durch die verschiedene Personen etwas erleben, so möchte man doch daraus ein Mosaik zusammensetzen können, das der "echten" Realität möglichst nahe kommt.
Die nüchterndste Variante wäre ein Krimi, in dem verschiedene Augenzeugen schildern, was sie gesehen haben. Klassische Beispiele gibt es dafür reichlich (die ganzen "Gerichtsfilme" z.B.).
Die Kameraperspektive ist aber begrenzt. Sie kann nur Ton und Bild wiedergeben, keine Gefühle oder Gerüche.
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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25.09.2017 01:21
von Tjana
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Willebroer hat Folgendes geschrieben: |
Die Kameraperspektive ist aber begrenzt. Sie kann nur Ton und Bild wiedergeben, keine Gefühle oder Gerüche. |
Das war der Grund, sie (etwas eingeschränkt) in meinem Roman dann doch entgegen der recht einhelligen Meinung im Forum zu nutzen.
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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Ruyi Leseratte
Beiträge: 149 Wohnort: in meiner eigenen kleinen Welt
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25.09.2017 11:50
von Ruyi
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Ich sehe das wie azareon35. In deinem Fall würde ich keine neue Perspektive einführen, Sikania. Bei vielen Perspektiven sollten die Charaktere unterschiedlich genug sein, um die Perspektiven gut unterscheiden zu können (Wortwahl, Verhalten, Ort, optische Marker usw. - wie es G.R.R. Martin sehr gekonnt macht). Die Figuren sollten auch nicht alle auf derselben Seite stehen und für dasselbe Ziel kämpfen, sonst kann es schnell langweilig werden.
In meinem jetzigen Projekt habe ich 8 Perspektiventräger, was mir selbst auch sehr viel vorkommt. Allerdings wird ca. die Hälfte von ihnen den Schluss nicht erleben, zwei werden erst später eingeführt und einer tritt nur sehr selten auf. Praktisch alle arbeiten gegeneinander und befinden sich meistens auch an unterschiedlichen Orten - allerdings läuft man sich hier und da mal (nicht immer friedlich) über den Weg oder spricht über einander (keiner existiert also nur für sich).
Am schwersten finde ich es, die Handlungsstränge der einzelnen Figuren sinnvoll zu jonglieren (wer ist gerade wo, wer macht was und warum) und so viele Figuren ausreichend unterschiedlich zu gestalten - zumal jeder Perspektivträger ja noch diverse Figuren in seinem Umfeld hat, die ja auch alle einen gewissen Wiedererkennungswert haben sollten. Gib jeder der 8 Perspektivenfiguren noch 3 relativ wichtige Nebenfiguren mit und du bist schon bei 24. Hinzu kommen dann zu jeder Perspektive noch weniger wichtige Randfiguren, Statisten, Familie, die vielleicht nur nebenbei erwähnt wird usw. und es wird klar, warum G.R.R. Martin einen gut 50-seitigen Personenanhang in seinen Büchern hat (Hut ab vor dem Mann, auch wenn er es mMn mit der Personenzahl manchmal etwas übertreibt ...).
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