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Verschiedene Perspektiven bei einem Ich-Erzähler

 
 
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jGsnow
Eselsohr

Alter: 29
Beiträge: 324



Beitrag04.08.2021 20:25
Verschiedene Perspektiven bei einem Ich-Erzähler
von jGsnow
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben,

ich brauche mal wieder eine fachkundige Meinung von euch Laughing

Ich schreibe aktuell an einem Gegenwartsroman, man könnte ihn als Thriller bezeichnen, allerdings nicht die Art von Thriller die man von Carter, Fitzek, Beckett und Co. kennt, sondern eher eh "softer" Thriller (Gibt es sowas überhaupt oder was ist das Pendant zur Cosy Crime im Thriller-Bereich?).
Naja, lange Rede kurzer Sinn: In diesem Roman geht es um drei Freundinnen, die einen Mord begangen haben, der zehn Jahre später wieder eine Rolle spielt. Der Leser weiß nicht, was genau passiert ist und welche der Dreien es tatsächlich war und "die Hauptschuld" trägt. Das soll auch erst am Ende aufgelöst werden. Ich habe eine der Mädels als Ich-Erzähler genommen. An manchen Stellen macht es aber Sinn, die Geschehnisse aus der Sicht einer der anderen beiden zu erzählen, auch um ein anderes Licht auf die Prota zu werfen und den Leser ein bisschen zu verwirren, sodass er nicht weiß, welche der Dreien er nun verdächtigen soll. Da ich aber bei der Prota in der Ich-Perspektive bleiben möchte und glaube, dass es sehr verwirrend ist, wenn die anderen beiden auch aus der Ich-Perspektive erzählen, wollte ich euch mal fragen, was der bessere Weg ist:

1. Alle erzählenden Figuren als personale Er-Erzähler sprechen zu lassen

oder

2. Nur die Prota aus der Ich-Perspektive erzählen zu lassen und die wenigen Kapitel der anderen als personaler Er-Erzähler zu schreiben?

Ich bin wirklich im Zwiespalt. Kennt ihr Bücher, die nach Schema 2 vorgegangen sind, vielleicht auch in diesem oder einem ähnlichen Genre? Mir fällt so spontan nichts ein. Die meisten Bücher haben bei einem Ich-Erzähler immer nur eine Perspektive und wenn es eine Multiperspektive ist, dann meist personal.

Ich freu mich auf euer Feedback!

Liebe Grüße smile
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Bernd
Wortedrechsler
B

Alter: 54
Beiträge: 52



B
Beitrag04.08.2021 21:41

von Bernd
Antworten mit Zitat

Schau mal in diesen Blogartikel über Perspektivcharaktere:
http://blog.richardnorden.de/wie-viele-handlungsstrange-sollte-ihr-roman-haben/

Der Autor Norden nennt Thomas Thiemeyer als Beispiel für deine Variante 2. Ich selbst habe Thiemeyer aber noch nicht gelesen.
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Globo85
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 742
Wohnort: Saarland
Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag04.08.2021 21:49

von Globo85
Antworten mit Zitat

Lese gerade in einer AG ein Buch nach Variante 2 (nur noch ein bisschen abgefahrener). Muss sagen, dass das hervorragend funktioniert.

Würde es an deiner einfach mal Stelle versuchen.

Mehrere Ich-Erzähler find ich auch schwierig, v.a. bei drei Frauen wird es evtl. Schwierig sie differenziert (also mir jeweils eig. Stimme) darzustellen.
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag05.08.2021 03:09

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Zitat:
Lese gerade in einer AG ein Buch nach Variante 2 (nur noch ein bisschen abgefahrener). Muss sagen, dass das hervorragend funktioniert.
Ich glaub aber nicht, dass es "einfach nur so" (also ohne Metafiktionsebene) funktionieren würde. Irgendwie muss man die Teile verbinden, denke ich, denn sonst stellt sich für den Leser schnell die Frage, warum man einen ich-Erzähler und zwei personale hat. Und jGsnow möchte einen Thriller schreiben und keine experimentelle Literatur mit Buch-im-Buch Ebenen, nehme ich jedenfalls mal an.

Ich überleg mal gerade, wie man das in einem Thriller hinkriegen könnte. Möglich wäre zum Beispiel eine ich-Erzählerin, die sich vorstellt (oder jemandem erzählt, vielleicht einem Polizeiermittler?), was ihre Freundinnen getan haben, was wir dann in personaler Perspektive lesen. Dann würde man zwar auch in den Bereich der Anti-Story gehen, was aber bei Thrillern hervorragend klappen kann. Filmtipp dazu: "Die üblichen Verdächtigen"/"The Usual Suspects" von 1995 (aber unbedingt ansehen, wenn man ihn noch nicht kennt und nicht nur die Zusammenfassung lesen, sonst verpasst man einen der großartigsten WTF-Momente der Filmegeschichte (und auch nicht auf die Cast-Liste schauen, die bei Wikipedia enthält zumindest einen massiven Spoiler)).

Mehrere ich-Erzähler können auch sehr gut funktionieren, solange sie irgendwelche distinktiven Merkmale haben. Stephen King hat das sehr schön in "From a Buick 8" vorgemacht (aber ich hab keine Ahnung, wie gut die deutsche Übersetzung noch ist).


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Gerling
Geschlecht:männlichExposéadler
G

Alter: 59
Beiträge: 2386
Wohnort: Braunschweig


G
Beitrag05.08.2021 07:11

von Gerling
Antworten mit Zitat

Inzwischen habe ich sieben Thriller einer Serie in diesem Stil geschrieben und veröffentlicht. Es funktioniert ganz ausgezeichnet. Immer dann, wenn der Prota auftaucht, schreibe ich in der Ich-Perspektive. In allen anderen Szenen übernimmt der allwissende Erzähler die Regie.

_________________
Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023)
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Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag05.08.2021 07:38

von Natalie2210
Antworten mit Zitat

Hi,

ich hatte zufällig in meiner Schreibgruppe ein ähnliches Thema und gerade den verlinkten Artikel gelesen. Der Autor des Blogartikel empfiehlt, sich auf vier Perspektiven zu beschränken. Vier Perspektiven! und in der Schreibgruppe meinte eine Bekannte, sie hätte nun auf fünf PoVs "abgespeckt".

Wozu denn so viele unterschiedliche PoVs? Ist das ein G.R.R. Martin Phänomen? Ich kenne wenig Bücher, die mehr als zwei PoVs haben. Ich persönlich habe nur einen personalen Erzähler. Aber das reicht! Es bedeutet ja nicht, dass man die anderen Charaktere nicht beleuchten kann. Natürlich haben diese ihre eigenen Ziele, Motive, etc - aber das kann man sehr wohl durch Beobachtung greifbar machen, denke ich. Man kann auch mit einem personalen Erzähler die Geschichten anderer Protagonisten erzählen! Und der Leser wird durch den Wechsel nicht rausgerissen.

Für mein aktuelles Projekt habe ich mal überlegt, welcher meiner Nebencharaktere Potential für einen eigenen PoV hätte. Ich bin auf eine Figur gekommen, und wenn ich ihre Geschichte ausbreite, gewönne mein Werk an Breite - aber der Hauptstrang würde verwässert. Deswegen werde ich das wohl sein lassen und bei einem einzigen PoV bleiben.

Oder ich hab da was noch nicht begriffen. Das kann auch sein. Rolling Eyes

lg,
Natalie
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Nicki
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 68
Beiträge: 3613
Wohnort: Mönchengladbach
Ei 10


Beitrag05.08.2021 12:43

von Nicki
Antworten mit Zitat

Hallo jGsnow

Eigentlich sehe ich mit drei Ich- Perspektiven in einem Roman kein grundsätzliches Problem.
Möchtest du aber in einem Thriller die Spannung bis zum Ende halten wollen und jede der drei Frauen könnte die Täterin sein, solltest du dich auf eine einheitliche Sichtweise beschränken.  Deine Version 1
Schreibst du nur die Prota in der 1. Person, würde sie als Täterin doch von Anfang an ausscheiden. Solltest du jedoch alle Frauen aus der Ich-Perspektive schreiben, musst du schon sehr geschickt sein, um nicht Gedankengänge zu entlarven, die die Täterin erkennen lassen.
Ich würde alle drei Frauen in der 3. Person schreiben. Ausnahme: Es ist von Anfang an klar, dass die Ich-Erzählerin auf keinen Fall die Täterin ist.


_________________
MfG
Nicki

"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein


*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag05.08.2021 13:24

von Selanna
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Hallo jGsnow,

ich habe mitgelesen und möchte kurz was einwenden:

Hallo Nicki Embarassed
Zitat:
Schreibst du nur die Prota in der 1. Person, würde sie als Täterin doch von Anfang an ausscheiden

Dem stimme ich nicht unbedingt zu. Wenn man es schafft, wirklich geschickt zu schreiben, ist es möglich, aus Sicht des Täters zu erzählen (egal, ob nun in 1. oder 3. Pers.) und trotzdem erst am Schluss aufzudecken, dass der Erzähler der Täter ist. Ich erinnere mich an ein Buch von John Niven (den ich immer wieder nur empfehlen kann), indem der Leser bis zum Schluss nicht erkennt, was oder wer der Erzähler in Wahrheit ist. (Den Titel nenne ich nicht, sonst hätte ich das Buch ja gespoilert).

Davon abgesehen: Ich denke, ein Ich-Erzähler und mehrere personale Erzähler (auch ohne übergreifenden Zusammenhang), sind durchaus möglich. Allerdings müsste der Ich-Erzähler den dominierenden Anteil am Roman haben, denke ich, und die personalen Erzähler eher den Charakter von Einschüben / Ergänzungen haben. Quasi Abschnitte, die einen neuen, erfrischenden Einblick geben, die der Ich-Erzähler nicht bieten kann und die kleine Was?!? Eigentlich ist das so?!?-Momente beim Leser auslösen.
Ich habe auch schon ein Buch mit zig Ich-Erzählern gelesen (Einar Kàrason, Feindesland), die Kapitelüberschrift war jeweils der Name des jeweiligen Ich-Erzählers, aber das hat mich nicht überzeugt. Es erinnerte mich an eine dieser nicht ganz so hochwertigen Fernsehserien der privaten Sender, in denen verschiedene Protagonisten das eben Geschehene aus ihrer Sicht erzählen/kommentieren. Um ehrlich zu sein, ich fand es richtig schlimm. Bei nur drei Ich-Erzählern könnte ich mir das Konzept hingegen schon eher vorstellen, aber der Clou müsste wohl sein, dass sich die Perspektiven auf Ereignisse merklich unterscheiden, ohne dass man die Ereignisse mehrfach nacherzählt (und sich dadurch wiederholt). Wie ist das eigentlich in Abbitte von Ian McEwan gelöst? Da habe ich nur den Film gesehen. Aber zumindest der Film zeigt ja durch zwei Perspektiven wunderbar, wie man Ereignisse ohne Hintergrundwissen missdeuten kann (allerdings, indem er die Ereignisse tatsächlich wiederholt).

Am Besten ist wohl, Du probierst es einfach mal aus. Falls es scheitert, kannst Du den Ich-Erzähler kurzerhand zum personalen Erzähler umschreiben, das ist ja nicht soo viel Arbeit.

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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jGsnow
Eselsohr

Alter: 29
Beiträge: 324



Beitrag05.08.2021 13:38

von jGsnow
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Hallo ihr Lieben,

ich danke euch für eure Meinungen! smile

Wie gesagt, es ist eher ein "softer" Thriller und es ist für den Leser klar, und das soll es auch sein, dass alle drei in der Sache drinstecken. Aber eine hat die Tat begangen und die anderen beiden decken sie quasi nur. Ich hatte schon in einem anderen Thread erwähnt, dass es dann einen Erpresser gibt, der so ein bisschen eine Hetzjagd auf die Drei veranstaltet. Und da die Ich-Erzählerin nicht bei jeder Drohnachricht an die beiden anderen dabei sein kann, brauche ich ab und zu den Perspektivwechsel, aber es wird so sein, wie Selanna sagte, dass der Großteil der Geschichte aus der Sicht der Ich-Erzählerin geschildert wird. Sie erzählt uns die Geschichte, V.K.B., aber sie wendet sich jetzt nicht direkt an den Leser mit sowas wie "Du verstehst schon" oder irgendwelchen Fragen. Dass sie allerdings mit einem Polizisten redet wäre ne Idee ... Also am Anfang eine Szene auf der Polizeistation schreiben, damit es klar wird und dann fängt sie an zu erzählen? Allerdings wäre das deshalb nicht so gut umsetzbar, weil ich auf zwei Zeitebenen erzähle...
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