aber wir

[Silvian]

seelenlos
regungslos
steht die nacht

ihr leuchten
verschlossen
hinter den wolken

unter den wolken
welten verloren
wie tiefgefroren

aber wir
wir haben
seelen

wir sehnen
und gehen
immer weiter

[Eulenbaum]

[menetekel]

Hallo Silvian,

formal näherst du dich gereimter Lyrik an, teilst dein Gedicht in fünf Versgruppen auf, die sich lediglich durch die Verslänge unterscheiden und stehst dabei großenteils auf daktylischen Versfüßen. Eine Regelmäßigkeit, die mir bei reimlosen Versen nicht unbedingt mundet.
Die vierte Versgruppe fällt etwas aus dem Rahmen und leitet, leicht trotzig, ein Kontrastprogramm ein, das gleichsam als Antwort auf eine ungestellte Frage zu verstehen ist:

Die Welt scheint seelenlos erstarrt,
doch wir versuchen weiter, zu überleben,
ein unvergessenes Paradies zurückzuträumen.

So weit, so gut, doch kein wirklich neuer Einfall.
Ich fände es deshalb viel spannender, wenn du die Positionen mischtest und deinen Lesern die Einordnung oder Erarbeitung ihrer eigenen Schlussfolgerungen ließest. Etwa so: