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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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silesio Eselsohr
Alter: 89 Beiträge: 237 Wohnort: Dubai
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01.11.2017 13:14
von silesio
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Als Titel hätte ich gewählt "Alles so anders ohne dich". Denn nicht der verlorene Ohrring steht doch im Mittelpunkt, sondern das Du.
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 01.11.2017 13:14 Hallo inkognito, von Perry
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die nachwehende Stimung gefällt mir gut.
Konstruktiv würde ich den Verlust noch etwas genauer verorten:
wir hätten jetzt
deinen Ohrring suchen können
den du beim Sprung vom
Dreimeterbrett verloren hast
LG
Perry
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 01.11.2017 13:25
von Aranka
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Hallo Inko,
hier kehrt ein LI an einen ganz alltäglichen und dennoch besonderen Ort zurück (unser Schwimmbad): besonders für das LI, da es diesen Ort mit schönen Erinnerungsmomenten verknüpft. Und gleichzeitig ging hier etwas verloren, etwas mehr, als ein Ohrring.
Trotz "Verlust-Gedanken" driftet der Ton nicht ab in Melancholie; es ist ein Zwiegespräch: Das LI erzählt dem LI von seinem Besuch und von dem, was es dort wahrgenommen hat und was ihm durch den Kopf ging. Und so steht der Ton auf recht festen Füßen. Gefällt mir.
Die letzte Zeile würde ich streichen. Die ist so was von überflüssig und eine allzu abgenutzte "Hohlformel". Hat der Text nicht nötig. Der Leser weiß, warum alles so anders ist.
Gerne gelesen. Aranka
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5448 Wohnort: OWL
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01.11.2017 13:32
von Willebroer
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Man könnte sogar probieren, die beiden letzten Zeilen zu streichen.
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 01.11.2017 15:30
von Aranka
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Willebroer, da muss ich dir zustimmen.
Zitat: |
wir hätten jetzt
deinen Ohrring suchen können
den du auf dem Dreimeterbrett
verloren hast |
Was hätte man nicht alles machen können? Auch das Verlorene noch einmal suchen, dem Verlorenen wenigstens noch einmal nachspuren.
Zitat: | sogar die Sonne kam raus
ich habe mich auf den Rasen gesetzt
mich umgeschaut |
Der Tag meint es gut, sogar die Sonne spielt mit. Das LI lässt sich nieder, schaut sich um.
Zitat: | aber die Eisbude war geschlossen |
Aber ... die Eisbude war geschlossen.
Mit dieser Zeile öffnet sich der Text. Die Eisbude kann für so vieles stehen.
Über den Titel könnte man durchaus noch nachdenken. Vielleicht hat das LI an dem Tag sogar eher etwas "gefunden" statt "verloren".
LG
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silesio Eselsohr
Alter: 89 Beiträge: 237 Wohnort: Dubai
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01.11.2017 19:13
von silesio
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Willeboer hat es sehr höflich ausgedrückt. Die letzten beiden Zeilen fügen nichts Wesentliches hinzu, sondern erfordern einen neuen Einsatz.
Es geht doch wohl nicht darum, das umzuschreiben oder gar ein neues Gedicht zu schreiben, sondern allein darum, ein bestehendes zu ver"bessern".
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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01.11.2017 22:23
von firstoffertio
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Mir gefällt das auch, u.a. das Kurze, Knappe, womit der Text sehr gut dieses Vorbei vermittelt.
Darum würde ich auch die letzten beiden Zeilen weglassen.
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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02.11.2017 10:16
von Berni
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Danke für die Kommentare und Vorschläge. Ich werde in Kürze ausführlich antworten.
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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02.11.2017 11:19
von Berni
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@silesio,
danke dir für deinen Kommentar und Vorschlag. Ich stimme dir zu, dass der aktuelle Titel „verloren“ nicht ideal ist. Ich hatte ihn auch als Arbeitstitel gesehen, geplant war eigentlich von Beginn an „Schlick“.
@perry,
danke dir. Mir gefällt dein Vorschlag. Etwas mehr Präzision ist hier gut, ich werde es gern übernehmen.
@aranka und willebroer,
danke auch euch. An dem Vorschlag, die letzten beiden Zeilen zu streichen, ist etwas dran. Ich neige stets zu diesem „Schleifchen“ am Ende und sollte es doch besser wissen.
Ich werde streichen, denn der Text verliert nicht dadurch, wie ja auch firstoffertio und silesio anmerken.
@aranka,
die mal wieder ein großes Dankeschön für die Mühe, die du dir noch mit den einzelnen Teilen des Textes gemacht hast. Wie immer eben …
@firstoffertio,
auch dir mein Dank für den Kommentar und die Bestärkung darin, ein wenig zu streichen.
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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02.11.2017 11:21
von Berni
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Schlick
Heute habe ich
unser Schwimmbad besucht
bin über den Zaun geklettert
das Wasser haben sie abgelassen
alles nur noch Schlick
wir hätten jetzt
deinen Ohrring suchen können
den du beim Sprung vom Dreimeterbrett
verloren hast
sogar die Sonne kam raus
ich habe mich auf den Rasen gesetzt
mich umgeschaut
aber die Eisbude war geschlossen
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
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02.11.2017 11:43
von holg
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Hallo Inko.
Ich mag diesen Blick auf die kleinen Dinge die das Große Bild zeichnen, die Auswahl der Details.
Sogar und aber gegen Ende mag ich nicht (ok, das aber könnte ich mir hinargumentieren, aber vom Bauchgefühl her wirkt es da fremd).
Vielleicht, weil wir in der Werkstatt sind und ich in letzter Zeit sehr ein Faible für Verknappung habe, ein Versuch, alles bis auf die Knochen abzurupfen (um von da noch mal anzufangen und zu sehen, was rein muss und was nicht sollte oder ob es gut ist wie es ist - natürlich nur für dich und was du für geboten hältst). Das ist was ich für das Minimum halte.
(den Titel finde ich sehr gut)
Schlick
Heute unser Schwimmbad besucht
über den Zaun, wie immer
Wasser war abgelassen
nur Schlick
Hätte deinen Ohrring
suchen können
verloren beim Sprung
vom Dreier
Sonne kam raus
auf dem Rasen gesessen
umgeschaut
Die Eisbude geschlossen
Jetzt du
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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02.11.2017 11:48
von Berni
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Hallo holg,
Danke für deinen Versuch.
ich bin, seit ich im DSFO bin, Minimalist. Aber dein Text ist mir dann doch etwas zu knapp, zu telegrammartig. Ich finde, verliert dadurch völlig sein Eigenleben, seine Wärme, die er ja trotz allem oder gerade ausdrücken möchte.
Ich weiß, du zerrupfst den Text, um noch einmal über ihn nachzudenken. Aber viel möchte ich gar nicht mehr kürzen und was noch da steht, ist mir auch wichtig, damit überhaupt so etwas wie eine Atmosphäre aufkommt, die mir trotz Kürze sehr wichtig ist.
Aber trotzdem danke für deine Anregung.
p.s. allerdings gefällt mir der Dreier gut!
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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02.11.2017 11:55
von Berni
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Schlick
Heute habe ich
unser Schwimmbad besucht
bin über den Zaun geklettert
das Wasser haben sie abgelassen
alles nur noch Schlick
wir hätten jetzt
deinen Ohrring suchen können
den du beim Sprung vom Dreier
verloren hast
sogar die Sonne kam raus
ich habe mich auf den Rasen gesetzt
mich umgeschaut
aber die Eisbude war geschlossen
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
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02.11.2017 11:57
von holg
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Da warst du mit dem Edit schneller.
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 02.11.2017 12:49
von Aranka
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Das ist eine gelungene Überarbeitung:
Zitat: | Schlick
Heute habe ich
unser Schwimmbad besucht
bin über den Zaun geklettert
das Wasser haben sie abgelassen
alles nur noch Schlick
wir hätten jetzt
deinen Ohrring suchen können
den du beim Sprung vom Dreier
verloren hast
sogar die Sonne kam raus
ich habe mich auf den Rasen gesetzt
mich umgeschaut
aber die Eisbude war geschlossen |
Der Titel ist viel besser. Der Rückblick auf einen kleinen Moment Alltag mit all seinen Vernetzungen ins Gestern und Heute gefällt mir sehr.
Und hier stören mich seltsamer Weise weder das "sogar", noch das "aber"; Worte, die ich (wie holg) immer sehr unter die Lupe nehme. Hier tragen sie zum "vertrauten" Ton des Textes bei. Das LI spricht mit dem LD, es erzählt dem LD vom Schwimmbadbesuch und ordnet und wertet Beobachtetes aus seiner Sicht ein
Auch das "wir" in der zweiten Passage finde ich wichtig.
Feiner Text. LG Aranka
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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03.11.2017 08:33
von Berni
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Ja, Aranke, ich verstehe durchaus, dass man Worte wie "sogar" und "aber" kritisch sieht, so wie ja auch holg.
Hier aber, meine ich, sind diese Worte sogar wichtig, denn wie du richtig sagst, ist es eine Art Zwiegespräch des LyrIch mit einer anderen Person, die fort ist (warum auch immer).
Es freut mich, wenn es auch so rübergekommen ist.
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
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05.11.2017 15:02
von holg
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Deine letzte Version finde ich richtig gut.
(Ok, das "sogar" will bei mir immer noch nicht so richtig, aber mit dem "aber " bin ich - in dieser Version - in Frieden)
Das ist ein schönes kleines Schmuckstück.
_________________ Why so testerical? |
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 05.11.2017 15:19
von Aranka
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Hallo Berni,
du warst lange nicht mehr hier und ich ich freue mich wirklich wieder etwas von dir zu lesen.
Nein, ich hatte nicht an dich gedacht beim Lesen des Gedichts, aber jetzt: ja, es ist "deine poetische Sicht auf die Welt und dein lyrisches Sprechen". Schön!
Hoffentlich liest man dich wieder häufiger hier.
Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Gast
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05.11.2017 17:55
von Gast
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Hi,
hat mir gut gefallen.
Du hättest vielleicht mehr Länge wagen können. So ein zwei Strophen mehr.
Was passiert gerade mit dem Schwimmbad?
Ist es nur der kalten Jahreszeit gemäß geschlossen, oder spielt sich da etwas anderes ab?
Über das "so" im letzten Vers habe ich einige Zeit nachgedacht. Darüber, ob es den Wert für einen eigenständigen Vers hat. Mir gefällt es klanglich nicht unbedingt, und es wäre doch interessant, was dieses "so" noch beinhaltet.
Grüße,
Monochrom
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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05.11.2017 18:13
von Literättin
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Jetzt ich auch noch, weil ich es seit Tagen mit mir herum schleppe, seit Du den Titel geändert hast.
Denn ich finde das Stück klasse.
Aber der Schlick ist mir zu dick.
Da stehe ich bei Ebbe knöcheltief im Wattenmeer, aber hier ist es das abgelassene kalt-kachelige Freibad.
Da würde ich eher einen Rest Sediment finden als "alles Schlick".
Nur, um diesen nicht für mich behalten zu haben .
Und dann war da noch diese schöne Verlorenheit in der vorletzten Zeile, dieses "überhaupt alles anders", was mir jetzt im Gedicht fehlt. Denn diese leicht fröstelnde, fremde, eben verlorene Atmosphäre, die fand ich ganz stark, die gefiel mir sehr!
Ansonsten: absolut gern und auch immer wieder gelesen!
_________________ when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -
Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -
Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.) |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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05.11.2017 19:04
von BlueNote
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Hi!
Der "Schlick" hat mich in dem Gedicht auch gestört. In meiner Vorstellung wird ein Schwimmbad nach dem Auslassen erst mal gründlich gereinigt (mit Dampfstrahlern z.B.) und entsprechend gewartet. Vielleicht sammeln sich irgendwann Blätter im Schwimmbad und das Regenwasser. Während des Betriebs im Sommer werden jedenfalls alle Blätter herausgefischt, das Wasser mit Filter gereinigt, so dass mit Sicherheit kein Schlick entsteht, der dann den Winter über im Becken bleibt.
Da das Gedicht aber genau auf diesem Punkt aufbaut (und inzwischen auch noch so heißt), kann ich es nicht als gelungen ansehen, obwohl darin unzweifelhaft auch "etwas" gelungen ist.
BN
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