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wanderer im schilf


 
 
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag20.07.2017 19:43
wanderer im schilf
von Perry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

streife ich durchs ried bin ich
ein halm unter vielen wiege mich
mit bedacht die brut nicht zu stören

stehe ich am ufer werde ich
zum angler werfe den köder aus
schweigsame ans licht zu holen

zupft es wägend an der schnur
entscheidet der richtige moment
über fangglück oder missgeschick

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Zinna
Geschlecht:weiblichschweißt zusammen, was


Beiträge: 1551
Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
Das Silberne Pfand Der silberne Durchblick
Lezepo 2015 Lezepo 2017
Podcast-Sonderpreis


Beitrag20.07.2017 20:29

von Zinna
Antworten mit Zitat

Hallo Perry,

gestatte mir ein paar Anmerkungen.

- Zu dem Titel "wanderer im schilf" würde mir die erste Strophe völlig genügen, als Ganzkurzgedicht sozusagen. Die gefällt mir sehr.
- Zu dem Angler-Bild passt der Titel in meinen Augen nicht.
- Die Bilder sind sehr greifbar, das "schweigsame ans licht zu holen " fühlt sich jedoch bemüht an.
- "fangglück oder missgeschick" Warum nicht statt missgeschick irgendwie das Fischglück oder Beuteglück abbilden? Wink


_________________
Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag20.07.2017 21:53

von Abari
Antworten mit Zitat

Hallo Perry,

nach mehrmaligem Lesen stolpere ich immer noch über das Wort "angler" (nicht metrisch, metaphorisch). MMn müsste da irgendwie ein anderes Substantiv stehen; eines, das das Bild des planenden, aber vorsichtigen Jägers besser in sich trägt, wie es in den ersten drei Versen entfaltet wird.

Der letzte Vers sagt mir auch nicht so zu. Da wäre vielleicht noch mehr zu holen.

Trotzdem eine schön umgesetzte Idee.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag20.07.2017 22:16
Hallo zusammen,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Zinna,
konstruktive Anregungen sind immer willkommen (gestattet). Wink
Dein Vorschlag "fischglück etc." gefällt mir inhaltlich, lediglich die Wiederholung von Glück möchte ich nicht verwenden.
Was den Bildwechsel vom Wanderer zum Angler anbelangt, ist es die eigentliche Aussage des Textes, die sozusagen den Wolf im Schafspelz nachzeichnet. Mit der Änderung des Standortes wechselt oft auch die Gesinnung.
Ich denke mal über einen alternativen Titel nach.
LG
Perry

Hallo Abari,
danke für dein Interesse und die Hinweise.
Über die Textintention habe ich bereits im Rekomm zu Zinna was gesagt.
Dass sich aus Texten immer noch "mehr" rausholen lässt, ist einer der Gründe warum ich sie in Foren poste, der Hinweis darauf allein nützt mir allerdings wenig. Wink
LG
Perry
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag20.07.2017 23:08

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Perry!

"Wanderer im Schilf" : ein verheißungsvoller Titel und die Textidee, die aus den Zeilen herüberschimmert, gefällt mir auch.

Dennoch bleibt der Text auf Distanz und greift nicht wirklich nach mir. Habe eine Weile gebraucht, den Grund heraus zu finden.

Der ganze Text steht unter einer "wenn - dann" Perspektive:

wenn ich durchs ried streife, dann bin ich ein halm

Dadurch  rückt der Text in ein "Gedankenspiel" des LI und  lässt so diesen Moment für den Leser nicht "wirklich" werden.

Kein Verbesserungsvorschlag, will nur die unterschiedliche Wirkung aufzeigen:

Zitat:
streife ich durchs ried bin ich
ein halm unter vielen wiege mich

oder

streife durchs ried bin halm unter vielen



Zitat:
stehe ich am ufer werde ich
zum angler


Auch hier: es entsteht nicht das Bild des Anglers am Ufer, die Satzkonstruktion rückt den Vergleich in den Mittelpunkt, der Leser hat diese zwei Ebenen im Bewusstsein, dem haftet etwas didaktisches an.

stehe am ufer bin
angler /

werfe den köder aus
schweigsame ans licht zu holen



warum nicht "schweigsames" ans licht holen? Das öffnet etwas breiter und der Leser kann es füllen.

Zitat:
zupft es wägend an der schnur
entscheidet der richtige moment
über fangglück oder missgeschick


Die letzte Zeile engt den Text ein, bindet ihn zu sehr an die reale Ebene. Ich denke, sie ist nicht nötig. Der Leser denkt diesen Moment weiter.

Im Text steckt noch ne Menge Möglickkeit drin, er sucht noch ein wenig nach der richtigen Form.

Perry, vielleicht kannst du mit meinen Gedanken etwas anfangen.

Liebe Grüße Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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Canyon
Leseratte

Alter: 44
Beiträge: 128
Wohnort: Nimmerland


Beitrag20.07.2017 23:33

von Canyon
Antworten mit Zitat

Ich sage es gleich, ich bin kein Fachmann in lyrischen Belangen, kann also nur als laienhafter Leser mein Urteil abgeben; aber ich finde das Gedicht schön und stimmig so wie es ist.

Gerade die letzte Zeile gefällt mir mit am Besten. Fischglück als Ersatz für Fangglück wäre mir zu eindeutig aufs tatsächliche Angeln bezogen, denn auch wenn das vielleicht sogar die Intention des Gedichtes ist, kann man das Ganze auch einfach symbolisch betrachten: Jemand wandert umher, durch eine naturbelassene Landschaft (die Brut). Er, oder Sie, sucht etwas (die Angel auswerfen), vielleicht eine Erinnerung, die tief verborgen liegt (schweigsame ans Licht zu holen). Und wenn sie dann emporkriecht, entscheidet der richtige Moment der Aufmerksamkeit, ob sie bleibt, oder wieder verfliegt (über Fangglück oder Missgeschick).

Wie gesagt, mir ist klar, dass das alles auch bildlich für ein tatsächliches Angeln stehen kann, und vermutlich auch steht (Fische sind ja auch schweigsam) ... aber so wie es ist, kann man es auf verschiedene Weise interpretieren, was doch bei Gedichten gerade das Spannende ist.
smile


_________________
"Du bist, was du warst; und du wirst sein, was du tust."
(Buddha)
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
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Alter: 71
Beiträge: 2509



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Beitrag20.07.2017 23:54
Hallo Aranka,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

schön, dass Du mal wieder beim einem meiner Texte reinschaust.
Du hast völlig Recht, dass der Text noch etwas zu sehr "doziert", dem Leser quasi ein Bild vorsetzt, dass er nachvollziehen soll. Es fehlt noch die gewisse lyrische Leichtigkeit, ein offeneres "Wägen" der Bilder.
Deine Anregungen helfen mir zwar nicht unmittelbar weiter, aber sie geben mir zumindest die Richtung vor.
LG
Perry
PS: Gibt es von Dir auch was Aktuelles?
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
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Alter: 71
Beiträge: 2509



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Beitrag20.07.2017 23:59
Hallo Canyon,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Du hast den Text, genauso interpretiert wie er gedacht war.
Hinter dem realen Wanderer-Anglerbild, steht ein Mensch, der sich im inneren Konflikt zwischen Bewahrer/Schützer und Sucher/Finder befindet.
Es freut mich, dass dies so rübergekommen ist, auch wenn ich an der Bildsprache wohl noch etwas feilen muss.
LG
Perry
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



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Beitrag21.07.2017 00:15
Hallo Zusammen,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

hier eine überarbeitete Version:

streifzug

wandere ich durchs schilf fühle ich
wie ein halm unter vielen wiege
mich sacht die brut nicht zu stören

am ufer stehend drängt es mich
köder auszuwerfen schweigendes
aus der tiefe ans licht zu holen

zupft es an der schnur heißt es
den richtigen moment zu finden
zwischen begehren und bewahren

LG
Perry
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag21.07.2017 08:32

von menetekel
Antworten mit Zitat

Zitat:
streife ich durchs ried bin ich
ein halm unter vielen wiege mich
mit bedacht die brut nicht zu stören

stehe ich am ufer werde ich
zum angler werfe den köder aus
schweigsame ans licht zu holen

zupft es wägend an der schnur
entscheidet der richtige moment
über fangglück oder missgeschick


Hallo Perry,

deine neue Version zeigt Vorzüge; es geht aber auch manches verloren.
Aus meiner Sicht könntest du dich von all den komplizierten Satzkonstuktionen locker trennen, ohne an "Gewicht" zu verlieren.

Das wäre für mich beispielsweise eine radikal entschlackte Version:

Zitat:
im schilf

wandre durchs ried
ein halm unter vielen
wiege mich sacht die brut nicht zu stören

bin ich ein angler und werfe den köder
entscheidet das glück
hole das silber ans licht

oder wäge mein wollen


Hoffentlich fühlst du dich nun nicht übergangen oder gar überrumpelt.
In manchen Texten steckt so viel Potential ... zuweilen bringt erst eine schlichte Darstellung diesen Kern zum Leuchten, wie ich bei meinen eigenen Gedichten immer wieder feststelle. Oft mithilfe von Einwänden anderer. wink

Schöne Grüße
m.


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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
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Alter: 71
Beiträge: 2509



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Beitrag21.07.2017 08:55
Hallo m.,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

keine Sorge, ich bin anderen Sichtweisen gegenüber durchaus aufgeschlossen.
Was meine "komplizierten Satzkonstruktionen" anbelangt, sind sie Teil meiner (künstlerischen) Ausdrucksweise, weshalb ich sie gern beibehalten möchte.
Den Textkern zum Leuchten zu bringen, ist ein gutes Anliegen, doch möchte ich es hier dem Leser überlassen, was er aus den Tiefen ans Licht holt.
LG
Perry
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Canyon
Leseratte

Alter: 44
Beiträge: 128
Wohnort: Nimmerland


Beitrag21.07.2017 09:03
Re: Hallo m.,
von Canyon
Antworten mit Zitat

Perry hat Folgendes geschrieben:

Was meine "komplizierten Satzkonstruktionen" anbelangt, sind sie Teil meiner (künstlerischen) Ausdrucksweise, weshalb ich sie gern beibehalten möchte.

Das freut mich, denn wie schon erwähnt, gefällt mir dein Gedicht, genau so wie es ist (und es freut mich ebenfalls, dass es mir tatsächlich gelungen ist, dahinter zu blicken). smile
Ich sehe da auch gar nichts Hochkompliziertes, sondern vielmehr eine symbolkräftige Bildpsrache, die doch eigentlich den typischen Charakter von Poesie ausmacht. Zumindest die Art von Poesie, wie ich sie gerne lese. Mag sein, dass in der "modernen" Poesie eher Wert auf Schlichtheit gelegt wird. Aber es wäre wirlklich schade, wenn sich jeder neuzeitliche Gedichteschreiber daran halten würde. Man will doch keinen Einheitsbrei ...


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