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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 11/2016
Nominierungen für den Aufbruchspreis

 
 
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Ithanea
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Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag18.12.2016 21:25

von Ithanea
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Bin ich jetzt übergeschnappt? Da war doch eben eine gute und interessante Analyse vom Nihil, der ich mich anschließen wollte?
Ich kann leider nicht so analysieren wie Nihil, daher nicht einfach wiederholen, wo ich mich anschließen möchte, aber mir ging es auch so, dass ich das völlig Freie / ganz Neue / nicht Dagewesene wenig gefunden hab (nicht gar nicht. Trotzdem kann es jetzt sein, dass ich damit einigen Texten Unrecht tu, weil ich mich zu kurz mit Ihnen beschäftigt habe). Selbstverständlich auch nicht bei meinem Text. Ich habe zwar versucht, mich an gar nichts zu halten und frei zu schreiben, aber erstens ist frei bei mir halt nicht gleich besonders/literaturpreisverdächtig und heißt zweitens ja noch lange nicht, dass es auch gut wird.
Insofern verstehe ich die Entscheidung der Jury und selbst wenn dem nicht so wäre, wärs doch jetzt kein Problem. Der Wettbewerb hat eine bestimmte Prämisse, die Jury fand sie nirgends auf herausragende Weise umgesetzt, also kann sie auch den Aufbruchspreis nicht vergeben. Find ich konsequent.
Davon abgesehen finde ich aber den Aufbruchspreis in dieser Form sehr wichtig, und wünsche ihn mir auch nicht "umbewertet", eben weil er einen Ausgleich darstellt und ich mir als Leser daher erlaube, bei meiner Bewertung subjektiver nach meiner persönlichen Begeisterung vorzugehen.


_________________
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag18.12.2016 21:29

von Nihil
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Sorry, ich hatte zuerst SL und BF gefragt, ob das hier wohl der richtige Ort dafür ist, und den Beitrag nach eigentlich zwei Sekunden wieder rausgenommen, weil noch nicht beide geantwortet hatten. Trotzdem hab ich offensichtlich nicht schnell genug gelöscht. Dann stell ich ihn hier jetzt wieder rein, wenn er nun doch schon gesehen wurde.


Bei diesem „Jahrgang“ des 10k habe ich, wohl genau so wie die Jury, bei einigen Texten besonders häufig den Eindruck gehabt, dass gewisse Vorstellungen, Vorurteile über die E-Literatur das Schreiben und die Gestaltung der Geschichte entscheidend beeinflusst haben. Gerade auf der formalen Ebene scheint zu gelten, dass man möglichst viel zerstückeln muss, um nicht Gefahr zu laufen, als Unterhaltung zu gelten. Mittlerweile sehe ich aber die (weniger gelungenen Romane der) Genre-/Unterhaltungsliteratur als Wiederholung von Schemata an, die man nicht selbstständig prüft, sondern mehr oder weniger stereotyp wiederholt. Das „E“ sollte nicht mehr als Abkürzung für „ernst(haft)“, sondern als Abkürzung für „eigenständig“ verstanden werden, finde ich – als Gegenteil eines Schemas, auf das man sich stützt und beruft.

Ein Schema stellt für mich eine Art Leitlinie dar, anhand derer man etwa ein bestimmtes Genre schreibt. Für den Thriller würde ein gängiges Schema z.B. ein hohes Tempo, viele Dialoge, abwechselnde Handlungsstränge zwischen Held und Bösewicht, wobei das Böse bis zuletzt immer einen Schritt voraus ist, sowie einen Kampf am Ende beinhalten. Das alles nur oberflächlich beschrieben, aber bei vielen Bestsellern (Illuminati, Schweigen der Lämmer, usw.) trifft das meiste davon zu, oft nur leicht variiert. Wenn ein Schema funktioniert, weckt es gewisse Erwartungen. Und für Umberto Eco etwa entstehen Kitsch und schlechter Geschmack genau dann, wenn die mutmaßlichen Erwartungen der Leser vom Autor über-erfüllt werden. Prophylaktisch, sozusagen, um ganz sicher zu gehen.

Dem schließe ich mich an. Auch die Entscheidung der Jury unterstütze ich, weil ich finde, dass oft eher darauf geachtet wurde, ein vages Bild zu reproduzieren, das man sich von E-Texten gebildet hat. Damit möchte ich natürlich niemandem persönlich auf die Füße treten, auch wenn ich das sehr wahrscheinlich trotzdem tue. Was sich aber allgemein gesprochen feststellen lässt, sind einige stereotype Punkte, die eher ein „E-Genre“ erschaffen als wirklich Eigenständige Literatur. Diese würde ich hier gerne zur Diskussion stellen.

Verstehen sollte man die Punkte nicht derart, dass alle Beiträge so sind. Eher so: „Nihil sieht Methoden der E-Literatur auf ein Schema reduziert, wenn [...]“. (Jetzt die Punkte. Und ein leicht ironischer Titel voraus.)


Die Genrefizierung der E-Literatur durch fünf narrative „Abkürzungen“*

1   Das Durchbrechen der Meta-Ebene wird als „Pflichtkür“ verstanden.
    Innerhalb der Geschichte wird mitgeteilt, dass sich der Text bewusst ist, dass er ein Text ist; das bleibt aber nur Mitteilung und fügt dem Text keine neue Perspektive, keine neue „Botschaft“ hinzu, die das Verwenden dieses Stilmittels rechtfertigen würde

2   Die Zerstückelung der Erzählform und/oder einzelner Sätze erhält „Eventcharakter“.
    Das fragmentarische Erzählen wird weniger als Gegensatz zum traditionellen Erzählen (das am Anfang beginnt und die Handlung in logischen Schritten bis zum Ende führt) verstanden; es dient also nicht der „Belebung“ des Erzählens, sondern wird tendenziell konzeptlos benutzt; die auffällige Form reduziert den Text auf seine Buchstaben, statt auf seine Botschaft

3   Das Nennen von Fremdwörtern und Fachwissen ersetzt das Stiften von neuen Erfahrungen.
    Wenn bsplw. lateinische und griechische Wörter verwendet werden, die ernsthafter und belesener wirken (als ihr deutsches Äquivalent), stellt das eine Übererfüllung der Erwartung dar, ein E-Text müsse anspruchsvoll sein; effektiv lässt dies den Leser aber eben nicht an neuen, frischen Erfahrungen, Gedankengängen, Sichtweisen (=Wissen) teilhaben.

4   Auf einen handlungsreichen Plot wird verzichtet, um nicht als Unterhaltung missverstanden zu werden.
    Die Forderung nach mehr Stille und unaufgeregteren Erzählungen wird weniger durch eine getragene, gesetzte Erzählstimme eingelöst, sondern durch eine Reduzierung der äußeren Handlung; die innere Handlung besteht aus mehr oder weniger losen Gedankenreisen.

5   Geschichten mit gesellschaftskritischem Anspruch geben ihr Anliegen zu deutlich preis.
    Statt die LeserInnen selbst denken zu lassen, wird das Sittenbild recht eindeutig gezeichnet, gut und böse zu deutlich auf die Figuren, Schauplätze, Handlungen verteilt; hier wird dann die Nähe zur schematischen Genre-Literatur noch deutlich erkennbar.

__________
* „narrative Abkürzung“: Damit meine ich das Verwenden von erzählerischen Kniffen oder rhetorischen Stilmitteln, auf deren Wirkung vertraut wird, allein weil sie genannt werden. Sie weisen nicht auf tiefere Schichten oder versteckte Strukturen des Textes hin. Sie sind also nur das, was sie sind, und zeigen nicht über sich hinaus.
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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag18.12.2016 21:50

von Seraiya
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Literättin hat Folgendes geschrieben:
sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:


Ich hätte sogar einen Text nominiert. Kleines Problem: Er hatte nicht am Wettbewerb teilgenommen. Klemens_Fittes "Stehen bei Dessau". Da der Text nie beabsichtigte, Thema und Vorgaben zu erfüllen, nicht nur weil er lang vorher entstanden ist, streift er das Motto nur. Aber das hätte ich verteidigen können. Glücklicher Zufall, vor allem auch was das Thema anging. Natürlich können wir den Aufbruchspreis nicht Wettbewerb-extern vergeben, schon allein aus Fairnessgründen. Aber das Kafkaeske oder Invers-Kafkaeske an der Situation (Klemens gewinnt einen Preis in einem Wettbewerb, an dem er nicht teilgenommen hat) wäre sehr reizvoll gewesen. Das wäre für mich ein herausragender Text gewesen. Ansosnten verweise ich auf MosesBobs Kommentar ein bisschen weiter oben.


Letzteren Absatz (wie sehr ich Klemens Texte und seine hohen schriftstellerischen Fähigkeiten auch zu schätzen weiß) ist für mich eigentlich nur noch schlechtes Benehmen deinerseits und eine Klatsche, sowohl für alle Teilnehmer hier als auch ein bescheuertes ungefragtes Vorführen von Klemens, der so in die absurde Rolle des plötzlich ins Rampenlicht und dazu noch in einen unnötig ausufernden Streit hinein Gezerrten gerät.


Das finde ich auch nicht in Ordnung und ehrlich gesagt irgendwie fies. Dass kein Text nominiert wurde, empfinde ich als schade, aber nicht weiter schlimm.
Doch mit dem Finger auf Klemens zu zeigen, dessen Arbeit ich ebenfalls sehr schätze und bewundere, hinterlässt bei mir einen üblen Nachgeschmack des Wettbewerbs und die Frage, ob ich überhaupt noch einmal teilnehmen möchte, wenn es passieren kann, dass am Ende einer der Organisatoren den Text eines Users heranzieht, der nicht teilgenommen hat, und den anderen mitteilt, dass keiner der anderen im Vergleich bestehen konnte. Das ist nicht nur demotivierend in meinen Augen, sondern hat auch etwas Demütigendes, auch wenn es vlt. nur als Beispiel oder Orientierung dienen soll.


LG,
Seraiya
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firstoffertio
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag18.12.2016 22:09

von firstoffertio
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Zitat:
firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Mir fallt gerade noch etwas auf.
Am 14. 12. wurde der Aufbruchpreis angekündigt. Da kannte die Jury bereits alle Texte.
Am 17.12. wurde der Preis dann plötzlich ausgesetzt.

Am Abend des 1. Dezembers waren alle Texte bekannt, noch am 16. Dezember trafen Bewertungen ein. Also auch bei den Bewertern ist es normal, sich Zeit zu lassen. Aber beim Aufbruchspreis stellt das ein Problem dar? Seit wann ist überhaupt ein gründliches Abwägen bei der Findung eines Urteils ein No-go? Der Preis wurde nicht "ausgesetzt" und schon gar nicht "plötzlich". Dass es möglich ist, dass der Preis nicht vergeben wird, wurde wie in allen Jahren zuvor ausdrücklich angekündigt:


Ihr hättet warten Können, wenn ihr euch nicht sicher wart, bevor ihr den Preis angekündigt habt. Ihr redet euch raus. Ihr hattet ja nicht den 16. als letzten Tag für Kommentare/Entscheidung.

Ich kann das Aussetzen des Preises akzeptieren, nicht aber im Nachhinein die Art und Weise, wie ihr begründet.
Was soll ich nun von Nihils Beitrag halten? Er war nicht Veranstalter noch Teil der Jury. Wird seine Einschätzung nun in Zukunft beim Zehntausender oben stehen als Richtlinie, was gewünscht und nicht gewünscht wird?

Dass Klemens Fitte gut schreibt, weiß ich.  Aber sein Text ist gewiss nicht aufgrund eurer Vorgaben entstanden. Was soll das also, auf ihn hinzuweisen?
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag18.12.2016 22:10

von Jenni
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Ithanea hat Folgendes geschrieben:
Insofern verstehe ich die Entscheidung der Jury und selbst wenn dem nicht so wäre, wärs doch jetzt kein Problem. Der Wettbewerb hat eine bestimmte Prämisse, die Jury fand sie nirgends auf herausragende Weise umgesetzt, also kann sie auch den Aufbruchspreis nicht vergeben. Find ich konsequent.
Davon abgesehen finde ich aber den Aufbruchspreis in dieser Form sehr wichtig, und wünsche ihn mir auch nicht "umbewertet", eben weil er einen Ausgleich darstellt und ich mir als Leser daher erlaube, bei meiner Bewertung subjektiver nach meiner persönlichen Begeisterung vorzugehen.

Dem möchte ich mich vollumfänglich anschließen.

Diese Extra-Ankündigung des Aufbruchspreises wundert mich im Nachhinein schon ein bisschen, gab es doch bisher noch in keinem Jahr eine solche, sondern war die Erwähnung dieses Sonderpreises immer, wie auch in diesem Jahr, Teil der allgemeinen Ankündigung. Wozu also ausgerechnet dieses Jahr, wo ihr ihn aussetzt, ihn noch mal extra in den Mittelpunkt rücken - fast als wolltet ihr das Aussetzen des Preises besonders inszenieren. Und was hättet ihr wohl in diesem Zusammenhang für eine Reaktion auf diese Ankündigung erwartet. Bitte nehmt euch halt selbst ein bisschen ernster.
Letzteres auch im Hinblick auf das Heranziehen sowohl Virginia Woolfs als Referenz als auch Jans. Das hier ist ein Forumswettbewerb mit Themenvorgaben und Zeitbeschränkung (und ich hoffe ihr macht euch im Zuge eurer Enttäuschung auch Gedanken um das Funktionieren dieser Vorgaben in Bezug auf Inspiration und Motivation der Teilnehmer) - wenngleich ein besonderer Wettbewerb, der er hoffentlich auch bleibt.

Nihil, deine Analyse ist sehr U-nterhaltsam, vielen Dank dafür. smile extra
Ob sie lehrreich ist, werden wir dann wohl im nächsten Jahr sehen.
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Klemens_Fitte
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Beitrag18.12.2016 22:40

von Klemens_Fitte
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Nur ein kurzer Einwurf von meiner Seite: Ich verfolge das Forengeschehen momentan nicht allzu aufmerksam, das wird sich auch in den nächsten Tagen bis Heiligabend nicht ändern. Aus diesem Grund habe ich auch den Wettbewerb nicht verfolgt und nur eine Hand voll der Texte gelesen.

Es befremdet mich sehr, hier meinen Namen zu lesen. Um ehrlich zu sein, hatten mich die Verweise auf den 10k schon in meinem Textfaden verwundert, da hielt ich es aber für einen netten Verweis auf eine zufällige Begebenheit. Jetzt mit meinem Text als Muster in dieser Diskussion herangezogen zu werden, ist mir nicht gerade recht.

Im Grunde hat firstoffertio es schon gesagt:
firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Dass Klemens Fitte gut schreibt, weiß ich. Aber sein Text ist gewiss nicht aufgrund eurer Vorgaben entstanden.


Wenn ich einen Text schreibe, denke ich nicht in Kategorien von U oder E, sondern versuche, einen Text zu schreiben, der meinen eigenen Ansprüchen genügt. Natürlich kann man aus den Äußerungen bekannter Autoren oder Literaturwissenschaftler ein Konstrukt von sogenannter "E-Literatur" basteln und mit dieser Quintessenz "E" als Vorgabe zur Experimentierfreude aufrufen – ich hätte aber arge Probleme, meine eigene Definition von guter Literatur als Prämisse für andere hinzustellen und sie, nachdem sie das Forum und den Wettbewerb mit ihrer Zeit und ihrer Energie belebt haben, damit zu brüskieren, dass sie meiner anspruchsvollen Prämisse nicht genügten.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht erwarten wir zu viel


Es ist mir unangenehm, in einer Diskussion angeführt zu werden, die mit solchen Sätzen eingeleitet wurde. Mehr möchte ich dazu eigentlich nicht sagen.


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Oktoberkatze
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Ei 1 Ei 9


Beitrag18.12.2016 22:44

von Oktoberkatze
Antworten mit Zitat

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:

Ich hätte sogar einen Text nominiert. Kleines Problem: Er hatte nicht am Wettbewerb teilgenommen. Klemens_Fittes "Stehen bei Dessau". Da der Text nie beabsichtigte, Thema und Vorgaben zu erfüllen, nicht nur weil er lang vorher entstanden ist, streift er das Motto nur. Aber das hätte ich verteidigen können. Glücklicher Zufall, vor allem auch was das Thema anging. Natürlich können wir den Aufbruchspreis nicht Wettbewerb-extern vergeben, schon allein aus Fairnessgründen. Aber das Kafkaeske oder Invers-Kafkaeske an der Situation (Klemens gewinnt einen Preis in einem Wettbewerb, an dem er nicht teilgenommen hat) wäre sehr reizvoll gewesen. Das wäre für mich ein herausragender Text gewesen. Ansosnten verweise ich auf MosesBobs Kommentar ein bisschen weiter oben.

Mmh, ich bin weiß Gott kein herausragender Autor und sicher auch kein Insider, was Jurys angeht. Aber dieser Hinweis irritiert mich jetzt doch auch sehr. Hört sich ja bald so an, als ob alle teilnehmenden Texte plötzlich an diesem Text anstatt an den von der Jury bekanntgegebenen Vorgaben gemessen worden wären ohh
Vielleicht bin ich ja hoffnungslos naiv, aber ich würde mir in einem Wettbewerb schon eine Jury wünschen, die sich während der Bewertungsphase für einen selbst ausgelobten Preis nicht durch wettbewerbsfremde Texte von den teilnehmenden Texten ablenken ließe rotwerd


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MosesBob
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Beitrag18.12.2016 23:17

von MosesBob
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Ich hätte nicht gedacht, dass der Verweis auf Klemens negativ aufgefasst wird. Ich kann verstehen, Klemens, dass dir das unangenehm ist. Mir wäre das wahrscheinlich auch unangenehm gewesen, allerdings deswegen, weil ich es als Lob aufgefasst hätte. Von meiner Seite aus muss dir das also gar nicht im negativen Sinne unangenehm sein. Wenn mir jemand im Wettbewerb eine Themenvorgabe gibt, die lautet "Schreib eine Geschichte über Indien", dann hätte ich für mich persönlich zwei Messlatten, die mir gleichzeitig als Inspirationen dienten: "Der Gott der Kleinen Dinge" von Arundhati Roy und "Shantaram" von Gegory David Roberts, zwei hochklassige Romane, die allein schon sprachlich unterschiedlicher kaum sein könnten, ersterer eher lyrisch und poetisch, letzterer eher bodenständig und erdiger mit einem Hang zum Philosophieren. Hätte ich nun im Forum eine Geschichte über Indien gelesen, die mich schlichtweg vom Hocker haut, und wenn ich dies auch noch kundtue – ist das dann nicht eher ein Lob an den hiesigen Autor?

Vielleicht ticke ich da anders. Manchmal bin ich ja froh, dass ich überhaupt noch ticke.


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Klemens_Fitte
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Beitrag18.12.2016 23:24

von Klemens_Fitte
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Dass mein Text sleepless_lives gefällt, weiß ich seit seinem Kommentar im Textfaden. Dort habe ich das Lob auch gern angenommen. Du musst mir das Lob nicht erklären, ich kann lesen. Hier wird es aber in einer Diskussion verwendet, die mit meinem Text nichts zu tun hat, und sowohl ich als auch mein Text laufen Gefahr, argumentativ instrumentalisiert zu werden – das gefällt mir nicht und ist mir gegenüber allen Usern und Diskussionsteilnehmern unangenehm.

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tronde
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Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag18.12.2016 23:27

von tronde
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Ich habe lange überlegt, ob ich hier eine Antwort schreiben will, weil ich erst sortieren musste, was an meiner enttäuschten Reaktion auf Kränkung meiner Eitelkeit beruht und was auf objektivierbaren Gründen.
Der Kränkungsteil war schnell geklärt, ich mag meinen Text und finde ihn gut, und hätte ihn natürlich gerne nominiert=rittergeschlagen gesehen. Wenn ich diesen Teil beiseite lasse, bleibt:

- der Jury natürlich jedes Recht, den Preis bei Nicht-Erfüllung seiner Vergabe-Kriterien nicht zu vergeben.

- die Frage, was das mit der Motivation macht, am 10000er mitzumachen. Da habe ich für mich noch keine Antwort drauf. Ich mag die herausfordernden Themenstellungen im 10000er, aber die Wahrscheinlichkeit, die E-Kriterien zu erreichen, schätze ich meinem Schreibstil doch eher gering ein. Wahrscheinlich auch deswegen die Kränkung, siehe oben Smile

- die nächste, mit der Motivation zusammenhängende Frage: Wenn Rübenachs Annahme stimmt, dass hier mehrheitlichen Menschen mitschreiben, die sich eher im U verorten oder verortet werden: Warum machen nicht mehr E-ler mit?

-ein Vorschlag: Im Augenblick erscheint es mir so, als ob im 10000er zwei Wettbewerbe zugleich stattfinden: Ein möglicherweise eher U-bewerteter Publikumspreis und der E-Aufbruchspreis zum gleichen Thema; schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Das kann man so lassen, könnte aber möglicherweise weiterhin zu Irritationen führen. Der 10000er ist grade faktisch, wenn wohl auch nicht so gewünscht, der einzige Kurzgeschichten-Wettbewerb im Forum. Shorteststories wie beim PoKaPro sind ja nochmal was anderes.
Vielleicht ist es transparenter, zwei Wettbewerbe drauszumachen: einen für die U-ler (beste Kurzgeschichte) und einen für die E-ler (E-igster Text)?


@Nihil: Deine E-Definition als Eigenständig im Gegensatz zu Schemata mag ich. Die werde ich mir merken.
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V.K.B.
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Beiträge: 6156
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Beitrag18.12.2016 23:38

von V.K.B.
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Auch wenn ich eigentlich nichts dazu sagen wollte, mir fällt gerade eine Analogie ein. Erinnert ihr euch an die Sorte Lehrer, mit denen die meisten von uns bestimmt mal beglückt waren? Die einen Schüler an die Tafel holen und vorrechnen lassen, der versagt, dann noch einen, der ebenfalls versagt und dann den Klassenbesten auffordern "Komm du doch mal nach vorne und zeig denen, wie man das macht!" Sowas ist für alle unangenehm und für den Klassenbesten ganz besonders, der, wenn er viel Rückgrat hat, sich sogar verweigert und sagt, "nö, da mache ich nicht mit". Diese Wahl hatte Klemens nicht mehr, seine Geschichte steht ja schon an der Tafel. Ich kann seine Verärgerung daher voll und ganz verstehen.

Das Aussetzen des Preises macht mir nichts aus, der ist halt was besonderes und wenn die Jury für sich keinen perfekten Text findet, ist das völlig in Ordnung. Das Vorführen eines anderen Autors, der sich nicht am Wettbewerb beteiligt hat, aber zum Forum gehört, emfinde ich schon als Patzer. Aber man sollte nie böse Absicht bei etwas unterstellen, dass auch Gedankenlosigkeit gewesen sein kann (Hanlon's Razor). Also lassen wir das Ganze doch jetzt bitte nicht zu einem großen Streit eskalieren, ich möchte diesen Wettbewerb anders in Erinnerung behalten und ihn mir nicht von einem üblen Nachgeschmack kaputtmachen lassen. Ich finde, wir sollten das ganze schnell vergessen und wieder neu beginnen wie neu. Manchmal sind Mottos für mehr als nur Vorgaben gut.


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Rübenach
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Beitrag18.12.2016 23:42

von Rübenach
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@nihil
danke für deine analyse. meiner meinung nach trifft sie auf sehr viele texte des diesjährigen wettbewerbs zu. oder, um es mit den worten von nebenfluss zu sagen:

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

Ich hatte starke Widerstände, meine eigene Idee auf E zu trimmen.


andere hatten diese widerstände nicht. und dann kommt das raus, was eben rausgekommen ist.

allerdings gilt das zwar für die meisten, aber eben nicht für alle texte.

sleepless scheint da ja anderer ansicht zu sein.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:

Wie schon erwähnt, es ist nicht so, dass die eingereichten Beiträge nicht von hoher Qualität gewesen wären.


aber hohe qualität scheint für diesen wettbewerb nicht ausreichend zu sein, (und spätestens hier nehme ich meinen missglückten vergleich zu einem 100m-lauf bei olympischen spielen zurück. wir alle bewegen uns hier ja nicht auf olympischem niveau, das ist ja eher kreisklasse fakeedit: regionalliga) sondern es wird herausragendes verlangt. mit verlaub, das finde ich ein wenig arrogant. herausragende literatur in einem allgemein zugänglichen internetforum? in einem wettbewerb, der viel zu wenig schreibzeit lässt? mit thematischen und inhaltlichen vorgaben, die sehr eng sind? um ein notizbuch zu gewinnen? manchmal frag ich mich, in welcher welt ihr lebt.

und: wenn ich mir die vergangenen wettbewerbe ansehe, so muss ich feststellen, dass dort einige texte nominiert wurden, mit deren literarischer qualität es einige wenige texte beim diesjährigen wettbewerb durchaus aufnehmen können. okay, das ist mein ganz persönlciher eindruck und er mag einigermaßen exklusiv sein, da die texte, die ich im auge habe, nicht zu den siegertexten im sogenannten publikumsentscheid gehört haben.


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sleepless_lives
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Beitrag18.12.2016 23:54

von sleepless_lives
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Jenni hat Folgendes geschrieben:
Diese Extra-Ankündigung des Aufbruchspreises wundert mich im Nachhinein schon ein bisschen, gab es doch bisher noch in keinem Jahr eine solche, sondern war die Erwähnung dieses Sonderpreises immer, wie auch in diesem Jahr, Teil der allgemeinen Ankündigung.

Das ist wieder mal so nicht richtig, nur im letzten Jahr fehlte eine Extra-Ankündigung und das war mehr oder minder ein Versehen. Ansonsten hier: 2012, 2013 und  2014

Jenni hat Folgendes geschrieben:
Wozu also ausgerechnet dieses Jahr, wo ihr ihn aussetzt, ihn noch mal extra in den Mittelpunkt rücken - fast als wolltet ihr das Aussetzen des Preises besonders inszenieren.

Ist also gegenstandslos und damit wirkt die uns fast unterstellte Absicht doch ein wenig befremdlich. Zumal ich weiter oben schon erwähnt habe, dass zu dem Zeitpunkt noch fleißig diskutiert wurde. Genau genommen haben wir die Diskussion schriftlich am 14/12/2016 um 12:17 gestartet. Natürlich hatten wir individuell vorher schon quergelesen und Kandidaten ins Auge gefasst. Wie auch schon ausführlich im Ausgangspost beschrieben, war es die letzte Stufe, das Plädoyer, in dem sich vollständig offenbarte, was vorher womöglich eine diffuse Ahnung war. Wann und wie wir entscheiden, müsst ihr schon uns überlassen. Wir betreiben beide die Wettbewerbsorganisation zusätzlich zu einem fordernden Brotjob und vielen anderen Verpflichtungen, vom eigenen Schreiben mal ganz abgesehen. Deswegen kann es durchaus bis zum Zeitpunkt der Nominierungsverkündung dauern, bis eine endgültige Entscheidung gefällt wird.  

Jenni hat Folgendes geschrieben:
(und ich hoffe ihr macht euch im Zuge eurer Enttäuschung auch Gedanken um das Funktionieren dieser Vorgaben in Bezug auf Inspiration und Motivation der Teilnehmer)

In keinem unserer Posts steht etwas von Enttäuschung. Wir haben nur erklärt, warum wir keinen der Texte trotz aller Qualitäten als herausragend eingestuft haben. Mindestens zwei Mal ist hier im Ausgangspost auf die hohe Qualität hingewiesen.



Frage an Sereiya und andere: Welchen Unterschied macht es (außer für den Autor natürlich), ob ein Text nominiert wird oder ein anderer Text als nominierungswürdiges Beispiel genannt wird? Es wurde in diesem Thread ausdrücklich die Frage nach Feedback gestellt. Da Jury-Interna nicht bekanntgegeben werden und es außerdem Negativ-Feedback wäre, scheint mir ein positives Beispiel doch die beste Alternative. Wir reden viel über Kritikresistenz als Problem im Forum, da sollte meiner Meinung nach, wenn einem gesagt wird, dass der eigene Text und eine Reihe anderer (darunter auch persönliche Favoriten) von den Organisatoren trotz allem nicht als herausragend angesehen wurden, kein großes Problem darstellen. Auch eine Nominierung oder sogar Verleihung stellt einen Text als besonders gut heraus, V.K.B.., und ist damit genau das Gleiche wie dein Schüler, der vom Lehrer an die Tafel geholt wird. Mit dem Unterschied, dass wir als Organisatoren uns nie als Lehrer oder weiter fortgeschritten definiert haben, sondern nur als langjährige Organisatoren bestimmte Texte auszeichnen wollen, die unseren Vorstellungen und (immer subjektiven) Vorlieben entsprechen.



Nihil, sehr hilfreiche Analyse. Man muss im Hinterkopf behalten, dass Umberto Eco in einem Essay in der zitierten Weise Hemingways "Der alte Mann und das Meer" auseinandernimmt und es negativ mit den früheren Kurzgeschichten des Autors vergleicht. Nur um die Perspektive zu behalten.



Oktoberkatze hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht bin ich ja hoffnungslos naiv, aber ich würde mir in einem Wettbewerb schon eine Jury wünschen, die sich während der Bewertungsphase für einen selbst ausgelobten Preis nicht durch wettbewerbsfremde Texte von den teilnehmenden Texten ablenken ließe

Wie kommst du darauf, dass wir uns ablenken haben lassen?



Klemens, es ist interessant, wie du deinen Text siehst, aber das ist ja nicht der Punkt. Jeder veröffentlichte Text ist in der Welt und wird damit sofort zitierbar, im Guten wie im Schlechten. Angesichts der Diskussion verstehe ich deine Bedenken, aber im Grunde ist es nicht anders, als hätte ich jetzt, um Moses Beispiel aufzugreifen, "Der Gott der Kleinen Dinge" von Arundhati Roy als Beispiel genommen. Ich auf meiner Seite sehe den Roman in einer bestimmten Weise und das ist unabhängig von ihrer Ansicht als Autorin. Sie würde es wahrscheinlich nicht einmal erfahren, dass sie als Vorbild genommen würde.



tronde hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht ist es transparenter, zwei Wettbewerbe drauszumachen: einen für die U-ler (beste Kurzgeschichte) und einen für die E-ler (E-igster Text)?

Guter Vorschlag (mit der Streichung). Ehrlich gesagt, war es mir noch gar nicht so recht aufgefallen, dass es keinen normalen (= nicht-FFF) Wettbewerb für Kurzgeschichten gibt. Der Zehntausend war immer E und wird es bleiben oder verschwinden. Aber es spricht nichts gegen einen eigenen Kurzgeschichten-Wettbewerb.



Rübenach, ich habe im Forum über die Jahre hinweg viele herausragende Texte gesehen.
Rübenach hat Folgendes geschrieben:
herausragende literatur in einem allgemein zugänglichen internetforum?

Ist es nicht eher diese Frage, die arrogant ist? Weil sie allen Benutzern aller öffentlich zugänglichen Foren durch die Bank mit einem Schlag die Fähigkeit abspricht, einen herausragenden Text zu schreiben.


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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Rübenach
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Beitrag18.12.2016 23:57

von Rübenach
Antworten mit Zitat

tronde hat Folgendes geschrieben:

- die nächste, mit der Motivation zusammenhängende Frage: Wenn Rübenachs Annahme stimmt, dass hier mehrheitlichen Menschen mitschreiben, die sich eher im U verorten oder verortet werden: Warum machen nicht mehr E-ler mit?


ich hab zwar keine ahnung, ob man meine schreiberei als e-lit qualifizieren kann (das ist mir auch herzlich egal) aber ich kann dir sagen, warum ich nicht mitgemacht habe.

meiner meinung nach entsteht gute literatur nur dann, wenn der autor wirklich etwas zu sagen hat. vielleicht hätte ich zum thema niemandsland etwas zu sagen gehabt, vielleicht hätte ich etwas zu sagen gehabt, was das thema niemandsland in irgendeiner form berührt. defintiv nichts zu sagen habe ich zum zitat von goetz, jedenfalls nichts, was ich in einen sinnvollen zusammenhang zum niemandsland bringen könnte. klar, ich hätte einen text schreiben können, der all diese voraussetzungen erfüllt, aber was dabei herausgekommen wäre, hätte bestenfalls die bezeichnung kunsthandwerk verdient. und dafür ist mir meine zeit zu schade (die verplempere ich dann lieber in sinnlosen forumsdiskussionen.)


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Rübenach
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Beitrag19.12.2016 00:03

von Rübenach
Antworten mit Zitat

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:


Rübenach, ich habe im Forum über die Jahre hinweg viele herausragende Texte gesehen.

ich auch, zum beispiel den von dir zitierten text von klemens_fitte.

Rübenach hat Folgendes geschrieben:
herausragende literatur in einem allgemein zugänglichen internetforum?

Ist es nicht eher diese Frage, die arrogant ist? Weil sie allen Benutzern aller öffentlich zugänglichen Foren durch die Bank mit einem Schlag die Fähigkeit abspricht, einen herausragenden Text zu schreiben.

nur dann, lieber sleepless, wenn man sie völlig aus dem zusammenhang reißt, was dir ja hervorragend gelungen ist.



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firstoffertio
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Beitrag19.12.2016 00:04

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Was Ruebenach sagt, finde ich nicht uninteressant.

Hier wird ja immer betont, dass kein Text aus der Schublade in Wettbewerben eingereicht warden soll, sondern einer, der neu für die Vorgaben geschrieben wurde.

Vielleicht wäre das anders besser? Weniger genaue, mehr offene Vorgaben, und zugelassen würden auch Texte, die der Autor schon hat?
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Klemens_Fitte
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Beitrag19.12.2016 00:04

von Klemens_Fitte
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Klemens, es ist interessant, wie du deinen Text siehst, aber das ist ja nicht der Punkt. Jeder veröffentlichte Text ist in der Welt und wird damit sofort zitierbar, im Guten wie im Schlechten.


Ich habe dir nicht verboten, meinen Text zu zitieren oder dein Recht, dies zu tun, in Frage gestellt. Ich habe gesagt, dass es mir an dieser Stelle unangenehm ist, und das ist eine Aussage, die mE sowohl nachvollziehbar ist als auch mir zusteht.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Angesichts der Diskussion verstehe ich deine Bedenken, aber im Grunde ist es nicht anders, als hätte ich jetzt, um Moses Beispiel aufzugreifen, "Der Gott der Kleinen Dinge" von Arundhati Roy als Beispiel genommen.


Es ist anders, denn der 10k ist ein foreninterner Wettbewerb und mein Text ist im Forum veröffentlicht, und das Forum ist nun einmal ein eigenes Biotop. Arundhati Roy kommuniziert nicht in anderen Fäden mit den Usern des dsfo, wie ich es tue. Wenn du darin kein Problem siehst, okay – ich tue es. Dabei können wir es belassen.


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firstoffertio
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Beitrag19.12.2016 00:17

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Zitat:
Wir betreiben beide die Wettbewerbsorganisation zusätzlich zu einem fordernden Brotjob und vielen anderen Verpflichtungen, vom eigenen Schreiben mal ganz abgesehen.  


Das klingt auch wieder etwas von oben herab. Ähnlich geht es sicher auch einer Vielzahl der Teilnehmer.
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Jenni
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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag19.12.2016 00:20

von Jenni
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Jenni hat Folgendes geschrieben:
Diese Extra-Ankündigung des Aufbruchspreises wundert mich im Nachhinein schon ein bisschen, gab es doch bisher noch in keinem Jahr eine solche, sondern war die Erwähnung dieses Sonderpreises immer, wie auch in diesem Jahr, Teil der allgemeinen Ankündigung.

Das ist wieder mal so nicht richtig, nur im letzten Jahr fehlte eine Extra-Ankündigung und das war mehr oder minder ein Versehen. Ansonsten hier: 2012, 2013 und  2014

Sorry, aber das ist doch jetzt Verdrehen der Tatsachen. Die zitierten Threads der vergangenen Wettbewerbe legitimieren sich durch eine Zusatzinformation: Die Zusammensetzung der Jury. (Und im ersten Jahr sonstige formelle Informationen, da wurde der Preis ja auch neu eingeführt.) Letztes und dieses Jahr gab es keine Jury.
Ich wollte euch aber gar nichts unterstellen (würdest du mich zufällig doch irgendwie näher kennen, wäre dir das doch wohl klar), und will das deshalb echt jetzt nicht vertiefen. Ich habe eure Entscheidung befürwortet und stehe dazu. Deine Argumentationsweise in diesem Thread allerdings nervt mich. Hier jetzt mir gegenüber noch mehr als zuvor - "mal wieder so nicht richtig".
Aber ich habe natürlich ein Grundprinzip missachtet: Formuliere deine Beiträge stets so, dass jedes einzelne Wort aus dem Zusammenhang zitiert seine intendierte Bedeutung beibehält. Rolling Eyes

Ich bin raus aus dieser "Diskussion", bereue arg, überhaupt etwas dazu gesagt zu haben, denn ich schätze den Zehntausend-Wettbewerb sehr, euer Engagement dafür auch - und was hier passiert macht mich nur traurig.
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sleepless_lives
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Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag19.12.2016 00:50

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Jenni hat Folgendes geschrieben:
sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Jenni hat Folgendes geschrieben:
Diese Extra-Ankündigung des Aufbruchspreises wundert mich im Nachhinein schon ein bisschen, gab es doch bisher noch in keinem Jahr eine solche, sondern war die Erwähnung dieses Sonderpreises immer, wie auch in diesem Jahr, Teil der allgemeinen Ankündigung.

Das ist wieder mal so nicht richtig, nur im letzten Jahr fehlte eine Extra-Ankündigung und das war mehr oder minder ein Versehen. Ansonsten hier: 2012, 2013 und  2014

Sorry, aber das ist doch jetzt Verdrehen der Tatsachen. Die zitierten Threads der vergangenen Wettbewerbe legitimieren sich durch eine Zusatzinformation: Die Zusammensetzung der Jury. (Und im ersten Jahr sonstige formelle Informationen, da wurde der Preis ja auch neu eingeführt.)

Aber das spielt doch keine Rolle. Der Ankündigungstext enthält immer zusätzliche Informationen: Informationen über den Ablauf, damit neu ins Forum gekommene Benutzer wissen, wie der Preis vergeben wird. Dass da auch die Jury vorgestellt wurde, macht keinen Unterschied. In der diesjährigen Ankündigung wurde ja auch die Jury beschrieben, d.h. bekanntgegeben, dass sie nur aus den Organisatoren besteht. 2015 habe ich das echt verschlafen und die Infos dann in  der Nominierungsbekanntgabe nachgeliefert.
Ein Sonderpreis in der Art des Aufbruchspreises wurde das erste Mal bei einem FFF vergeben oder, um genau zu sein, letztendlich nicht vergeben (und die Idee des Zehntausend geboren, basierend auf einem Vorschlag eines Jury-Mitgliedes, noch unter einem andern Arbeitstitel).


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

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Merlinor
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Wohnort: Bayern
DSFo-Sponsor


Beitrag19.12.2016 01:57

von Merlinor
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@sleepless:

Ich fände es angenehm, wenn Du allmählich mit dem Erbsenzählen wieder aufhören würdest.
Das war ein toller Wettbewerb und so sollte er in Erinnerung bleiben. Danke dafür!
Als Jury habt Ihr eine Entscheidung getroffen und gut ist.
Den Klemens hier mit hineinzuziehen, hätte es nicht gebraucht, aber nun liegt das Kind im Brunnen und es ist schwer, es dort wieder sauber hinauszubekommen.
Also sollte auch das Thema beendet werden.
Soweit meine Meinung zu dieser Diskussion.

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
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Rainer Zufall
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Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag19.12.2016 03:47

von Rainer Zufall
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Naja, zum Erbsenzählen wurde sleepless ja auch ein wenig genötigt oder?
Klemens toller Text ist ein schönes Beispiel für einen sehr besonderen Text, aber im Zusammenhang mit einer solchen Diskussion kriegt die Nennung eine Wirkung, die echt nicht gut ist. Das hat sleepless sicherlich nicht bedacht. Aber mein Gott, muss man das echt alles so eng sehen, wenn man doch weiß, wie es gemeint war?
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