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Nathaniel Leseratte
Alter: 30 Beiträge: 142 Wohnort: Wenn ich nun einer von den andern wäre, ...
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18.06.2012 20:00 Das Ding im Zoo von Nathaniel
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Das Ding im Zoo
"Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt."
(G.W.F. Hegel, aus: Phänomenologie des Geistes)
So kam es nun, dass ich mich im Tiergarten dieser Großstadt wiederfand, in die ich gezogen war, um mein Studium zu beginnen. Eine kurze Besichtigungstour war aus diesem Grund angebracht und der Zoo eine der am lautesten gepriesenen Attraktionen, kaum zu übersehen. Zwar hatte ich mich mit dem Studienziel eines Masters in Mathematik eingeschrieben, doch neben dieser eher theoretischen Materie schätzte ich ebenfalls die natürlich vorkommende, insbesondere lebende. Kein Wunder, dass ich an dem Ort gelandet war, an dem die höchste Dichte an Artenvielfalt gehalten wurde.
Ich drehte – noch – unbeschwert meine Runden, bewunderte die Größe der Giraffen, die Masse der Elefanten und die schon viel zu oft, aber immer wieder doch zu Recht erwähnte Grazie der Gazelle. Ohne der Zeit all zu große Beachtung zu schenken verfolgte ich die Vorgänge um mich herum mit geradezu freudigem Interesse; man sieht nicht alle Tage die Fütterung eines Delfins, eine Seehundshow oder – eine wirkliche Besonderheit sei noch genannt – die Anlieferung neuer Falterfische im Aquarium. Die anderen Bewohner dieser künstlichen Unterwasserwelt, Fahnenbarsche, Grundeln, Pelzgroppen und einige andere Arten, schienen diese zuerst zu meiden, versteckt in ihren Korallen, es dauerte, bis sich die Fische vorsichtig einander annäherten. Kaum hatte ich das Aquarium wieder verlassen, fiel mir ein weiterer Grund ein, wie man diese Scheu erklären könnte; immerhin müsste die Geräuschkulisse der Zoobesucher inklusive mir selbst und vor allem das unbedachte Tippen mancher an die Scheibe diese und somit auch das Wasser zum Schwingen gebracht haben, was meiner Meinung nach die Fische erschreckte und die Umgebung weniger natürlich machte als ein Riff im Ozean. Traurig musste ich mir eingestehen, dass das hier immer noch ein Zoo war, in dem der natürliche Lebensraum nachgestellt, aber nie hundertprozentig imitiert werden konnte. Es war also nicht möglich, die zum Teil eingeschüchterten Tiere bei genau dem Verhalten zu beobachten, das auch in der Wildnis vorstellbar wäre.
Ich setzte mich auf eine Bank, um mich kurz auszuruhen. Vor mir lagen die Freigehege für die Raubtiere und direkt dahinter das Raubtierhaus. Sonst hatte ich mich immer begeistert gefreut, diese starken und eleganten Katzen zu sehen, die die würdevollsten Tiere im gesamten Tierreich darstellten. Heute zögerte ich, vor Augen die Tatsache, dass ich hier im Zoo wohl nie eine Jagdszene beobachten könnte.
Auf der anderen Seite informierte ein Schild über den nachfolgenden Bereich. Hier gab es alles, Löwen, Tiger, Leoparden, Geparden, Pumas, Ozelots, ...
Und Panther.
"Papa?!" Ein kleinerer Junge, der sich, auf einer Bank stehend, an die Schultern seines Vaters lehnte, erregte meine Aufmerksamkeit. "Wenn du einen Tag ein Tier hier im Zoo sein könntes, welches wärst du gerne?"
"Was ist denn das für eine Frage?", kam es als Antwort. "Keines, die sind doch alle eingesperrt. Ich bin froh, dass ich nicht in einem Gehege leben muss."
Insgeheim lobte ich die Einstellung des Vaters, traf sie doch genau die Überlegungen, die ich zuvor getroffen hatte. Darum war ich genauso perplex wie der andere, als das Kind fröhlich den Einwurf überging und weiter erzählte.
"Quatsch, in der Schule fühle ich mich doch auch meistens eingesperrt. Und daheim sagt ihr mir immer, was ich zu tun habe. Ich wäre gerne ein Löwe. Dann könnte ich den ganzen Tag faul in der Sonne liegen und bekomme mein Essen nachgeschmissen. Ein Löwe kümmert sich doch nicht darum, dass er nur ... "
Die Worte trafen mich wie ein Schwanzschlag; als ob ich die Situation der Tiere total verkannt hätte und sie sich von mir abwendeten und mich damit strafen wollten. Dabei waren es doch meine eigenen Lebensumstände, die ich nie so deutlich wie jetzt, durch die Worte eines Grundschülers, vor mir offenbart sah. Eingesperrt in der Schule und gesagt bekommen, was man zu tun hat; gebunden an Uni und Stadt, Erwartungen und Ansprüche, die das Leben diktierten. Aus der Ferne kreischten Affen, der Hohn hallte in meinen Ohren: "Wir hätten es dir sagen können, ihr Menschen seid nicht anders als wir!"
Ich ertrug es nicht mehr, ich flüchtete. Weg von den kreischenden Affen, noch weiter weg. Tiefer in den Zoo hinein.
Es dauerte eine Weile, bis ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, auch wenn es wieder dieselben waren wie zuvor. Erschöpft blieb ich stehen, mein Atem ging schnell und flach. Ich war gerannt?! So sehr war ich versunken gewesen, dass ich das nicht einmal bemerkt hatte. Aber es stimmte. Nichts konnte mich mehr daran hindern, mir einzugestehen, dass das Leben der Menschen sich groß von dem der Zootiere unterschied. Lediglich die Dimension war eine andere.
Vor mir zeichnete sich das Bild einer Großstadt ab. Die Hochhäuser kamen mir nun wie Eisenstäbe vor, die die Menschen beisammen hielten, im Käfig. Der graue Beton ermüdete das Auge und verhinderte den Blick auf das Grün der Natur. Park nannte man die Imitation dieser und dort konnte man die Menschen beobachten, wie sie versuchten, Natürlichkeit zu erleben, Hast und Eile hinter sich zu lassen. Doch wie würde sich der Mensch wirklich verhalten, ungebunden und frei von Technik und Stahl? Gab es diese Welt für uns noch? Mir erschien es als ob nicht.
Ich blickte auf, hier war ich doch schon einmal gewesen! Tatsächlich war ich, ein Blick auf die Übersichtskarte bestätigte dies, im Kreis gelaufen. Der Zoo war als ein Rundweg angelegt worden, nun fehlte nur noch ein Gebäude, das ich mir noch nicht angesehen hatte. Das in der Mitte, das Vogelhaus. Doch etwas in mir weigerte sich. Es war nicht nur ein Gefühl von Schwindel, das diesen rießigen Käfig vor meinen Augen drehen und schwinden ließ, nein, warum sollte ich mir jetzt unter diesen Bedingungen Falken oder Adler ansehen, die das Symbol von Freiheit darstellten? Diese Vögel hatten am meisten verloren, als man sie einsperrte: die Möglichkeit zu fliegen. Man hatte ihren Willen gebrochen, betäubt. Ich entschied mich zu gehen.
Auf der Straße vor dem Tierpark blieb ich stehen, verschnaufte. Was hatte ich durch diesen Besuch gelernt? Der Mensch ist Tier, ist nicht frei, ist Zoobesucher und Ausstellungsstück zugleich? Kein Mensch fühlte sich so. Die Erklärung lag auf der Hand. Keiner wollte es akzeptieren. Warum? Wahrscheinlich weil wir hoffen können. Die Hoffnung stirbt zuletzt, also dürfen wir uns frei fühlen, die Zwänge missachten und kleinreden. Warum sollten nicht auch die Tiere hoffen dürfen?
Quer gegenüber war eine Tierhandlung, die zum Zoo gehörte. Ich betrat sie und kaufte mir einen Vogel. Als die letzten Formalia erledigt waren, das letzte Hindernis, ließ ich das Tier frei. Es schien mich kurz anzublicken, faltete dann seine Flügel auf und stieß sich von meinen Händen ab. Die Gefangenschaft lag jetzt hinter diesem einen Vogel, für ihn öffnete sich ein Vorhang zu einem neuen Stück. Ich blickte ihm nach. Ein Gefühl von Freude und Erleichterung machte sich in mir breit. Und dann war er verschwunden.
Weitere Werke von Nathaniel:
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hexsaa Reißwolf
Alter: 56 Beiträge: 1826 Wohnort: im Schneckenhaus
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19.06.2012 12:23
von hexsaa
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Aufgrund der Vielzahl von Texten kann ich nur eine kurze Einschätzung wiedergeben. Ich habe den Text für mich nach folgenden Kriterien bewertet: Idee, Stil, Bezug zur Themenvorgabe und mein persönliches Empfinden.
Der Bezug zur Themenvorgabe ist gegeben. Die Geschichte ist gefällig, die Übertragung von Zootier auf Mensch gelungen. Einzig die Worte des Jungen bezüglich seiner eigenen Gefangenschaft erschienen mir etwas unnatürlich, ich glaube nicht, dass ein kleiner Junge zu derart komplexen Gedanken fähig ist. Meiner Meinung nach hätte die an seinen Vater gerichtete Frage, welches Zootier er denn gerne wäre, schon genügt, um die Gedanken des Protagonisten anzustoßen. Ansonsten: schön geschrieben!
_________________ Ich lebe in meiner eigenen Welt.
Das ist okay, man kennt mich dort. |
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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19.06.2012 12:45
von KeTam
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Ich finde die Umsetzung des Themas bei diesem Text zu einfach. Zoo, gefangene Tiere, gefangener Mensch. Das ist mir zu offensichtlich.
Und ich kann die starke Reaktion des Protagonisten nicht nach vollziehen, das zeichnet sich für mich vorher nicht ab. Und dass er diesen Vogel frei läßt...
Ich hätte mir da etwas mehr zarte Nuancen gewünscht...
Sorry, Lg,KeTam.
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Beobachter Klammeraffe
Beiträge: 617
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19.06.2012 14:34
von Beobachter
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Um ehrlich zu sein, der gesamte Text erscheint mir wie eine pathetische Interpretation einer Schulaufgabe: Vergleichen Sie Zootiere und Menschen und stellen Sie fest, was oder ob uns überhaupt etwas unterscheidet. Ein bisschen Hausfrauenphilosophie (nichts gegen Hausfrauen!), ein paar bewusst gewählte Sätze in der Erzählform eines Poe oder anderer Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert, fertig. Das symbolträchtige Befreien eines armen Vogels zum Schluss steigerte noch einmal das Gefühl, mit der Holzhammermethode auf Freiheit hinzuweisen. Nett, aber nicht berührend.
_________________ Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt.
- Jean Cocteau |
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Schreibmaschine Klammeraffe
Beiträge: 529
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19.06.2012 17:08
von Schreibmaschine
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Gute Idee und gute Umsetzung. Mir hat die Geschichte gefallen. Evtl. hätte man sprachlich noch ein bisschen ausgefeilter arbeiten können, aber insgesamt ein wirklich guter Beitrag.
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Jae Gänsefüßchen
Beiträge: 30
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19.06.2012 17:40
von Jae
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Inhaltlich eine originelle Idee. Zum Teil ein bißchen viel Schachtelsätze, aber ansonsten eine schöne Geschichte.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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19.06.2012 18:08
von BlueNote
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Die Geschichte überzeugt mich nicht so besonders. Wenn man einen exotischen Vogel aus der Tierhandlung fliegen lässt, tut man ihm bestimmt keinen Gefallen damit.
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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20.06.2012 23:05
von firstoffertio
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Mich spricht das Thema und die Situation sehr an. Ich freue mich über diese Geschichte, weil sie aus einer "Allerweltssituation" Fragen aufwirft, angeregt durch das Kind. Die eigene normale Sichtweise wird erweitert. Aus Bekanntsein wird etwas Neues Erkennen.
Das wird mir aber hier dann zu schnell erklärt und wieder in eine Schublade gesteckt:
"Was hatte ich durch diesen Besuch gelernt? Der Mensch ist Tier, ist nicht frei, ist Zoobesucher und Ausstellungsstück zugleich? Kein Mensch fühlte sich so. Die Erklärung lag auf der Hand. Keiner wollte es akzeptieren. Warum? Wahrscheinlich weil wir hoffen können. Die Hoffnung stirbt zuletzt, also dürfen wir uns frei fühlen, die Zwänge missachten und kleinreden. Warum sollten nicht auch die Tiere hoffen dürfen?"
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Fao wie Vendetta
Alter: 33 Beiträge: 1994
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21.06.2012 08:57
von Fao
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Hallo Zehnler,
Hm...Hm.Hm.Hm. Ich schleiche noch etwas um den Text. Denn er mag mir nicht zusagen, ich will ihn aber auch nicht zu unrecht zu schlecht bewerten; Du bist mir hoffentlich nicht böse, wenn nun überwiegend negative (ich hoffe doch konstruktive) Kritik folgt?
Erstmal noch das positive: Wie bei vielen Texten hier merke ich, dass der Schreiber schreiben kann. Grobe (sprachliche) Fehler konnte ich zumindest beim ersten Lesen nicht sehen, oder sie stachen mir nicht so ins Auge, dass es unangenehm war. Recht flüssig zu lesen.
Aber ansonsten empfinde ich den Text ein bissl wie 0815. Auch die Aussage, und so Dinge, dass er rennt und es nicht merkt, - die Affen, die kreischen und dann mahnen, fand ich ganz nett, ist aber eigentlich auch so ein Element, dass man halt schonmal gehört hat und dann hier einbaut. Die "Rede" des Jungen habe ich als sehr gestellt und unnatürlich empfunden, auch die Antwort des Vaters.
Und dann die Vogelfreilassung am Ende. Nichts Neues (für mein empfinden etwas kitschig. Und ich mein, was für Vögel gibt es denn in der Zoohandlung? Kanaries oder Wellensittiche; ich glaube nicht, dass die heimischen Arten sehr erfreut sind über diesen Zuwachs, abgesehen davon, dass der arme Vogel vermutlich nicht lange überleben wir). Okay, dass ist nun vielleicht etwas kleinlich?zu genau? gedacht, aber diese Gedanken kommen mir etwa, wenn ich das les, auch wenn ich weiß, es geht dir um den Akt des Freilassens - aber, dieser ist als Symbol für die Freiheit zu verbraucht. Und ist mir zu sehr Freidefreudeeierkuchen mäßig.
Letztendlich bleibt nicht viel, weil die Aussagen nicht neu sind, die dieser Text mitbringt, auch nicht die Umsetzung. Ist mir teilweise auch zu 1:1-mäßig umgesetzt (Gedanken, die jeder einmal hat - ach, die Schule, der Job, der Beruf, er zwängt mich so ein, ich bin gar nicht so frei, wie ich dachte...), und bietet dabei keinen Ausweg/neuen Gedankengang/keine Erkenntnis.
Bewertung im Vergleich, aber nicht über 5. Eher darunter.
Nichts für ungut,
LG
Fao
Anm.: Leider muss ich aufgrund von Zeitmangel relativ schnell mit bewerten und kommentieren vorangehen. Das ist etwas ungünstig, allerdings versuche ich, mir trotzdem so viel Mühe wie möglich zu geben. Zwischen lesen & bewerten liegt mind. ein Tag. Texte, bei denen ich allerdings von Anfang an das Gefühl habe, dass hier (für mich) nicht viel rauszuholen gibt, werden von mir niedrig eingestuft, auch der subjektive Geschmack spielt hierbei eine Rolle.
_________________ Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
Auguste Rodin - Die Kunst. |
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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21.06.2012 19:47
von Kissa
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... um im nächsten Sperlingsschwarm zu Tode gepickt zu werden.
Der Erzählstil gefällt mir, aber das Thema halte ich für verfehlt, auch wenn es um hier offensichtliches nichtoffensichtliches Gefangensein geht.
Sicherlich gibt es ein Für und Wider gerade in Bezug auf Zoo's, aber mir ist der Zeigefinger zu lang.
Viel Glück!
Kissa
_________________ "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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22.06.2012 12:00
von Jenni
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Die Idee, ja warum nicht. Aber die Umsetzung ist mir einfach ein bisschen sehr plump, also viel zu viel erklärt, nichts angedeutet. Und auch dem Schluss konnte ich nicht so sehr viel abgewinnen. Da lässt er (sie?) einen Vogel frei, und fühlt sich wieder gut. Soll das auf dieses buddhistische Freiheits-Ritual anspielen?
Gibt es da nicht so eine Legende, die Vögel würden an den Tempeln für einen Dollar verkauft, freigelassen, hinten wieder eingefangen, wieder verkauft ...
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Pat Langdon Reißwolf
Alter: 59 Beiträge: 1052 Wohnort: Siegburg
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22.06.2012 14:16
von Pat Langdon
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Diese Geschichte finde ich sehr ansprechend. Vor allem den Schluss finde ich besonders schön.
LG
Traumfänger
_________________ "Wirklich gut bist du nur, wenn du einmal mehr aufstehst, als du gefallen bist" (Pat Langdon)
#Palliative Begleitung - Abschied nehmen" Pat Langdon |
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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23.06.2012 17:57
von Piratin
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Lieber Teilnehmer / Liebe Teilnehmerin,
der Text übermittelt die Botschaft meines Erachtens zu deutlich und läßt mir als Leser nicht mehr viel Freiraum. Sprachlich solide aber ohne Überraschungen. Das Ende gefällt mir leider nicht, denn wenn ich nicht weiß, um was für einen Vogel es sich handelt, gehe ich davon aus, dass es einer ist, der in der Freiheit, in die er entlassen wird, nicht überleben wird.
Liebe Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Flush Wortedrechsler
Alter: 50 Beiträge: 74
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24.06.2012 16:00
von Flush
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Hallo,
sind wir wirklich alle gefangen?
Ich sehe das nicht so. Jeder Mensch wird sich mehr oder weniger frei fühlen. Man kann seiner Arbeit nachgehen, in der Familie eingebunden sein, sich aber trotzdem (vor allem im Geist) frei fühlen - erst recht, wenn man seine Mitte gefunden hat. Ich finde, es gibt schon einen Unterschied, ob ich in einen Raum (oder Käfig) eingeschlossen bin oder mich in meiner Umwelt (oder in meiner Freizeit) frei bewegen kann.
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Malaga Klammeraffe
Beiträge: 826
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24.06.2012 18:52
von Malaga
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Dieser Sprachductus gefällt mir, obwohl er in einer Geschichte, die vor hundert Jahre spielte, besser angesiedelt wäre.
Das Aha-Erlebnis des Erzählers ist mir nicht ganz nachvollziehbar. Wir alle wissen doch, dass wir gewissermaßen gefangen sind in der Gesellschaft, in inneren und äußeren Zwängen, und dass das bisschen Spielraum vielleicht durchaus dem von Zootieren vergleichbar ist.
Trotzdem würde ich nicht mit einem Löwen tauschen wollen.
Und ich glaube, dem Vogel im Schlussteil der Geschichte wurde kein Gefallen getan, ihn nach bisherigem Leben im Käfig in die Freiheit zu zwingen. Wie lang er wohl überlebt hat?
Leben in Freiheit muss auch gelernt sein.
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Phenolphthalein Klammeraffe
Beiträge: 838
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24.06.2012 20:18
von Phenolphthalein
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Hallo Inko!
Dein Text arbeitet (beinahe) ohne Metaphorik, im Gegenteil, du nennst ja auf den Punkt, was du ausdrücken möchtest. Auch wenn ich bei anderen teilweise kritisiert habe, wenn sie zu deutlich wurden, gefällt es mir hier, da es dir wohl auch mehr um die Gedanken, die du vermitteln möchtest geht. Gefällt mir.
Sprache: Außer ein paar kleinen Flüchtigkeitsfehlern, finde ich hier alles stimmig.
Stil: Etwas nüchtern, aber das passt ganz gut zum Text. Wie ich oben schon vermutet habe, geht es dir wohl mehr darum, dass sich der Leser Gedanklich mit dem Thema beschäftigt, ohne zunächst viel über den Sinn nachdenken zu müssen. (Das kam zumindest bei mir an.) Mag sein, dass das einige negativ finden könnten, aber mir gefällt auch das.
Vorgabe: Keine Frage. Die ist erfüllt worden.
Alles in allem ein gelungener Text. Hab ihn gerne gelesen.
_________________ Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.
-Arthur Schopenhauer |
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Hitchhiker Eselsohr
Alter: 34 Beiträge: 227 Wohnort: Münster
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24.06.2012 21:13
von Hitchhiker
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Liebe/r Freund/in der gehobenen Literatur,
da ich selbst noch absolute Schreibanfängerin bin und zudem die Texte leider unter einem gewissen Zeitdruck lesen und kommentieren musste, kann es passiert sein, dass ich deinen Text miss- oder im schlimmsten Fall gar nicht verstanden habe und aufgrund dessen zu wenig Federn gelassen habe.
Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel, ich habe nach bestem Wissen und Gewissen bewertet und jeden Text aufmerksam gelesen.
So, genug gelabert, jetzt geht’s ans Eingemachte.
Inhalt:
Der Protagonist geht in den Zoo, bewundert erst die Tiere, bis ihm durch ein mitgehörtes Gespräch klar wird, dass nicht die Tiere die eigentliche Gefangenen sind, sondern die Menschen selbst.
An den inhaltlichen Aufbau kann ich mich generell nicht so sehr anfreunden, zu Beginn stehen einfach zu wenige Dinge, die für die Geschichte von Belang sind und anscheinend nur dazu dienen, eine Zoo-Atmosphäre zu schaffen.
Sprache:
Die sprachliche Umsetzung konnte mich leider auch nicht so wirklich mitreißen, gerade die Dialoge (und vor allem die Ausdrucksweise des Kindes) wirkten schon arg gestellt.
Thema:
Und hier komme ich zu meinem größten Kritikpunkt und dem, was mir überhaupt nicht gefallen hat. Die Idee um das Zoothema herum ist völlig okay, aber die Umsetzung habe ich einfach als übertrieben holzhammermäßig empfunden. Das, was du mit der Geschichte sagen willst, steht fast eins zu eins im Text und das finde ich nicht nötig. Bei einem Text, der sich der E-Literatur verschrieben haben soll, erwarte ich, dass die Deutung der Geschichte dem Leser selbst überlassen und nicht vom Autor vorgekaut wird.
Das ist für mich persönlich ein großer Minuspunkt, weil es mir die Möglichkeit nimmt, noch mal selbst in Ruhe über den Text nachzudenken. Somit bekommt die Geschichte von mir leider nur
2 Federn
_________________ Das hier ist 'ne verdammt harte Galaxis. Wenn man hier überleben will, muss man immer wissen, wo sein Handtuch ist! |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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25.06.2012 08:50
von anuphti
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Dies ist eine der Geschichten, die die Moral der Geschichte mit dem Holzhammer präsentiert. Schade. Zusätzlich gefällt sie mir sprachlich nicht so gut, unvollständige Sätze und unbeholfene Konstruktionen trüben das Lesevergnügen zusätzlich. Im Vergleich mit den anderen Geschichten deshalb leider nur 2 Federn.
LG
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4943 Wohnort: unter Wasser
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25.06.2012 11:49
von gold
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die Gefangenschaft von Mensch und Tier macht betroffen und die Lösung lässt aufatmen.
Motto und Thema zu 100% erfüllt.
Grüße
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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Herbert Blaser Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 313 Wohnort: Basel
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25.06.2012 13:32
von Herbert Blaser
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Die philosophische Erkenntnis während eines Zoobesuchs hat durchaus Charme und liefert Stoff für Nachdenkliches. Leider zu sehr Abhandlung. Zu viele Erklärungen des Selbstbetrachters.
4 Federn
_________________ Wie haben wir den Mut in einer Welt zu leben, in der die Liebe durch eine Lüge provoziert wird, die aus dem Bedürfnis besteht, unsere Leiden von denen mildern zu lassen, die uns zum Leiden brachten?
Marcel Proust |
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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25.06.2012 17:12
von adelbo
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Mir gefällt die Geschichte leider überhaupt nicht. Ich finde sie ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Im Zoo mit viel Dramatik festzustellen, dass wir Menschen ja auch eingesperrt sind. Sie ist für mich auch nicht sonderlich gut geschrieben. Ich habe mal einen Absatz kopiert.
Zitat: | Es dauerte eine Weile, bis ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, auch wenn es wieder dieselben waren wie zuvor. (Was soll das heißen, was soll mir das sagen, das ist für mich nichtssagend) Erschöpft blieb ich stehen, mein Atem ging schnell und flach. Ich war gerannt?! So sehr war ich versunken gewesen, dass ich das nicht einmal bemerkt hatte. (P. war so in Gedanken versunken, dass sie bemerkt, dass sie gerannt ist.) Aber es stimmte. Nichts konnte mich mehr daran hindern, mir einzugestehen, dass das Leben der Menschen sich groß von dem der Zootiere unterschied. Lediglich die Dimension war eine andere. |
Das klingt für mich ein wenig nach gewollt und nicht gekonnt. Umständlich und teilweise unverständlich.
Und zum Schluss der befreite Vogel.
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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Mercedes de Bonaventura Metonymia
Alter: 40 Beiträge: 1254 Wohnort: Graz
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25.06.2012 17:46
von Mercedes de Bonaventura
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Zitat: | Quatsch, in der Schule fühle ich mich doch auch meistens eingesperrt. Und daheim sagt ihr mir immer, was ich zu tun habe. |
Worte eines Zitat: | kleine(n)rer Junge(n),
der sich, auf einer Bank stehend, an die Schultern seines Vaters lehnte… | ?
Zitat: | Warum sollten nicht auch die Tiere hoffen dürfen? | Weil Hoffnung in ihrem „Denken“ nicht existiert.
Zitat: | Als die letzten Formalia erledigt waren, das letzte Hindernis, ließ ich das Tier frei. |
Und das in Gefangenschaft aufgezogene Tier verhungerte elendig in der freien Wildbahn…
_________________ "Every secret of a writer's soul, every experience of his life, every quality of his mind is written large in his works."
(Virginia Woolf) |
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