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marclunk Erklärbär
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Beiträge: 2
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M 01.07.2011 21:32 Mittwoch, acht Uhr zwanzig, Gleis elf von marclunk
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Liebe Gemeinde,
ich habe in dem Text versucht ein "Stimmungsbild" zu schreiben. Ich weiß selbst nicht genau, was ich damit meine, Rückfragen könnten also mitunter heikel werden Vielleicht erreiche ich ja mit demText die Wirkung die ich wollte und es erübrigen sich demnach die Fragen zur Textgattung.
Ich bin über jede Kritik natürlich dankbar.
Beste Grüße
Mittwoch, acht Uhr zwanzig, Gleis elf
Im November, an einem Mittwochmorgen um acht Uhr zwanzig, die Penner süffelten zufrieden Bier, lag am Hauptbahnhof in Frankfurt Abschied in der Luft. Die Tauben lösten nach dem Frühstück ihre Versammlungen vor der Bäckerei auf und tippelten in verschiedene Richtungen davon, bevor sie abhoben und auf die Stahlkonstruktion unter dem Dach der Halle schwebten.
Menschen walzten in Scharen auf der Rolltreppe vom Untergeschoss, in dem die alten S-Bahnen fahren, nach oben, über den grau-glänzenden Boden zum Ausgang hin, nahmen kostenlose Zeitungen (sueddeutsche) von einem Brüllaffen in grüner Jacke entgegen und lasen diese beim walzen. Ein Zug donnerte auf Gleis elf über die Schienen– ‚Vorsicht bei der Einfahrt!‘ Ungeduldig gafften hunderte blasse Gesichter am Bahnsteig, eingehüllt in Mäntel und Jacken, bepackt mit Taschen und Koffern.
Da standen aber auch ein Junge und ein Mädchen eng bei einander, beide um die 20.
„In zwei Monaten bin ich zurück.“ sprach er.
„Ich weiß…“ antwortete sie und lächelte traurig.
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ricochet Eselsohr
Alter: 68 Beiträge: 389 Wohnort: Graz
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02.07.2011 08:38
von ricochet
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Ja, Stimmung kommt schon rüber, marclunk, darüber solltest Du Dir keine Sorgen machen. Aber es gäbe viel zu verbessern:
1. Zitat: | Im November, an einem Mittwochmorgen um acht Uhr zwanzig, die Penner süffelten zufrieden Bier, lag am Hauptbahnhof in Frankfurt Abschied in der Luft. |
Besser:
An einem Mittwochmorgen im November, um acht Uhr zwanzig, lag am Hauptbahnhof in Frankfurt Abschied in der Luft. Die Penner süffelten zufrieden Bier, ...
2. Das mit den Tauben entspricht nicht ihrem Kollektivverhalten, dafür sind sie viel zu individualistisch. Besser: Lass eine einzelne Taube dies tun.
3. Warum "gaffen"? Das Wort ist negativ konnotiert und würde z.B. zu Leuten passen, die sensationsgeil polizeilichen Ermittlungen zusehen.
4. Hätte man mich im Alter von 20 Jahren einen "Jungen" genannt, wäre ich stinksauer geworden. Ich denke, "junger Mann" bzw. "junge Frau" trifft es besser.
5.
Zitat: | „In zwei Monaten bin ich zurück.“ sprach er.
„Ich weiß…“ antwortete sie und lächelte traurig. |
Die Interpunktion. Besser:
„In zwei Monaten bin ich zurück“, sprach er.
„Ich weiß …“, antwortete sie und lächelte traurig.
6. Wäre ich boshaft, würde ich unterstellen, die junge Dame ist traurig, weil er wieder zurückkommt ... "Ach du meine Fresse, in zwei Monaten schon ."
Aber ich bin nicht boshaft (oder doch???)
LG
rico
_________________ Ich schreibe, also bin ich. |
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Aliah Wortedrechsler
Alter: 29 Beiträge: 60 Wohnort: Kaff der Welt
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02.07.2011 14:37
von Aliah
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Hallo Marclunk,
Ich finde dein Text gut. Die Stimmung kommt auf jeden Fall rüber. Den Punkten 1-5 von ricochet zu, aber bei Punkt 6 muss ich sagen, dass ich das gar nicht so empfinde.
@ricochet: Da ich die Situation ja leider selber kenne, muss ich leider sagen, dass du boshaft bist. Stell dir mal vor, ein Liebespaar ist schon lange zusammen, sieht sich nur ganz selten und in dem Falle nur alle zwei Monate und dann fragst du ob es boshaft ist, dass sie traurig ist, dass er schon so früh wiederkommt? Das ist gar nicht früh! Zwei Monate sind eine lange Zeit für eine Fernbeziehung vergehen zwei Monate viel zu langsam, denn man möchte sich am liebsten jeden Tag in den Armen liegen. Soviel dazu.
Zurück zu dir Marclunk: Ich finde es gut und auch das Ende dieses Textes ist dir gut gelungen.
Mir gefällts.
LG
Aliah
_________________ Bewahre lieber eine Freundschaft anstatt alles zu zerstören
glaube an das Gute - es wird uns gelingen! |
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marclunk Erklärbär
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Beiträge: 2
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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02.07.2011 21:12
von Nicki
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Hallo marclunk,
deine Studie dieses frühen Morgens fängt meiner Meinung nach die Stimmung recht gut ein, obwohl stilistisch noch einiges zu verbessern wäre. Das haben meine Vorposter schon geschrieben. Mir ist zusätzlich noch Folgendes aufgefallen:
Zitat: | Menschen walzten in Scharen auf der Rolltreppe vom Untergeschoss, in dem die alten S-Bahnen fahren, nach oben, über den grau-glänzenden Boden zum Ausgang hin, nahmen kostenlose Zeitungen (sueddeutsche) von einem Brüllaffen in grüner Jacke entgegen und lasen diese beim Walzen. |
Mal abgesehen von der Mammutlänge dieses Satzes: was meinst du mit walzen?
MfG
Nicki
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crim sex, crim & rock'n'roll
Beiträge: 1578 Wohnort: München
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03.07.2011 12:47 Re: Mittwoch, acht Uhr zwanzig, Gleis elf von crim
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marclunk hat Folgendes geschrieben: |
Da standen aber auch ein Junge und ein Mädchen eng bei einander, beide um die 20.
„In zwei Monaten bin ich zurück.“ sprach er.
„Ich weiß…“ antwortete sie und lächelte traurig. |
Hi marclunk,
ich füge dann auch noch was dazu.
beide um die 20. diese nachgeschobene Information ist irgendwie nicht so ganz in den Text eingebunden und die Zahl als Zahl, gefällt mir nicht, würde sie schon ausschreiben und insgesamt die Information eher anders verpacken, als in einem nachgeschobenen Halbsatz.
sprach er. Klingt in meinem Ohr eher seltsam, reicht da nicht, sagte er?
Gedanken zum Text: Ein Bild entsteht, die Sprache ist gut.
Stimmung kommt bei mir so an: Alle Menschen außer dem Jungen und dem Mädchen werden als grau und blass beschrieben, sie walzen voran. Schon die "Bier süffelnden Penner" am Anfang der Geschichte verweisen auf geistlose Tätigkeit, die sich in allen anderen dargestellten Menschen fortführt. Dadurch entsteht natürlich der Eindruck, dass die beiden aus der geistlosen Monotonie herausstechen, allerdings macht es mir die Erzählstimme dadurch ein wenig unsympathisch, was auf die Figuren abfärbt, die dadurch an Wichtigkeit gewinnen sollen, an Echtheit, an Bedeutung. Die Frage stellt sich mir: Was macht euch beiden Zwanzigjährigen am Bahnsteig denn soviel besser?
So kommt es zumindest bei mir an.
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