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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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20.11.2022 20:00 Acht Kisten von anderswolf
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"Schätze, deine Tante war Sammlerin", sagt Heiner, als er aus dem Keller wieder auf die Terrasse tritt.
"Das liegt in der Familie", sage ich.
Heiner staubt mit seiner linken Hand die Weinflasche in seiner Rechten ab. "Sammlerin, aber keine Kennerin."
"Auch das liegt in der Familie."
Er hält mir die Flasche hin.
"Huxelrebe, Brenneiser Soden", lese ich vor. "Und?"
Er dreht mir das Rückenetikett zu.
"Tafelwein lieblich, Jahrgang Neunundachtzig. Vielleicht hast du sie unterschätzt."
"Unterschätzt?" Heiner lacht. "Das ist dreißig Jahre alter Wein zweifelhafter Qualität."
"Heiner, Neunzehnneunundachtzig! Denk nur: Wendewein!"
"Ralf, denk nur: Plörre! Acht Kisten Plörre!"
Wir schweigen ein paar Augenblicke. Genießen den Ausblick von der Terrasse. Tante Linas Häuschen steht in der höchstgelegenen Straße eines dämmernden Dorfes am parabolischen Scheitelpunkt eines Taleinschnitts. Unsere Blicke reichen weit über die karge Geometrie flurbereinigter Landwirtschaft in der Ebene. Die späte Nachmittagssonne, selbst schon recht angekupfert, vergoldet das herbstliche Messing der waldigen Hänge.
Eine Amsel singt.
"Wo ist sie jetzt?" fragt Heiner.
"Zu neunzig Prozent auf dem Friedhof in Engelthal. Zu zehn Prozent da drüben." Ich deute zum Apfelbaum, in dessen Zweigen die Amsel sitzt. "Frag nicht."
Heiner zuckt mit den Achseln.
"Ihr werdet also nicht verkaufen?"
"Und zulassen, dass irgendwelche Stadtschnösel für ihren Infinitypool meine Tante selig wegbaggern?"
"Nein", sagt Heiner.
"Nein", sage ich.
Die Amsel singt.
"Was machen wir jetzt mit der Plörre?"
"Mit dem wundervollen Wendewein? Na, was wohl?" Heiner zieht sein Taschenmesser aus der Hosentasche, klappt einhändig die Spindel aus, bohrt sie durch die Kapsel in den Korken, dreht dabei seelengegenläufig die Flasche, ein beherzter Zug, ein leises Ploppen - in nicht mal zehn Sekunden hat Heiner den Brenneiser Soden geöffnet.
"Auf deine Tante", sagt er und trinkt aus der Flasche. Er schüttelt sich, verzieht das Gesicht, sagt: "Acht Kisten. Wahrlich keine Kennerin."
Ich nehme Heiner die Flasche ab, proste der Amsel zu und sage, bevor auch ich einen Schluck nehme: "Auf Lina und ihre Schätze."
Weitere Werke von anderswolf:
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UtherPendragon Eselsohr
U
Beiträge: 402
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U 28.11.2022 03:08
von UtherPendragon
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Ich finde diesen Text sympathisch und das ist mir was wert, aber ich persönlich finde den Dialog, der entsteht, nicht sonderlich reizvoll, auch wenn er gut geschrieben ist! Die Landschaftsbeschreibung zwischendurch ist teils etwas zu hochgegriffen, aber der Satz "Die späte Nachmittagssonne, selbst schon recht angekupfert, vergoldet das herbstliche Messing der waldigen Hänge." ist für meine Begriffe sensationell!
Ich bin also noch etwas unentschlossen. Der Seitenhieb auf Yuppieschweine aus Prenzl ist auch gelungen, mit sowas bin ich immer zu kriegen.
Ich werde zurückkehren und nochmal lesen
Grüße
UP
Edit: Das bin ich und habe dem Text zwei Punkte gegeben, da mich einige andere noch etwas mehr fesseln konnten:)
_________________ Dies ist ein Text, der an jeden Deiner Beiträge angehangen werden kann. Es besteht ein Limit von 400 Buchstaben. |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4279
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28.11.2022 15:51
von hobbes
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Eine Dialoggeschichte! Da freue ich mich aber. Noch dazu, wo es eine recht gelungene Dialoggeschichte ist.
Das einschränkende "recht" setze ich vor allem wegen der vagen Vermutung, dass es eine "einmalige" Geschichte ist, die beim mehrmaligen Lesen ähnlich wie Tante Linas Wein nicht besser wird, sondern eher an Esprit verliert.
Witzigerweise ist der Höhepunkt der Geschichte für mich dann doch nicht der Dialog, sondern die Stelle:
Zitat: | Wir schweigen ein paar Augenblicke. Genießen den Ausblick von der Terrasse. Tante Linas Häuschen steht in der höchstgelegenen Straße eines dämmernden Dorfes am parabolischen Scheitelpunkt eines Taleinschnitts. Unsere Blicke reichen weit über die karge Geometrie flurbereinigter Landwirtschaft in der Ebene. Die späte Nachmittagssonne, selbst schon recht angekupfert, vergoldet das herbstliche Messing der waldigen Hänge.
Eine Amsel singt. |
Erst die nachgelieferte Landschaftsbeschreibung, bei der ich zwischen "meint der das ernst" und "willst du mich verarschen" schwanke.
Und dann die Amsel hinterher, bei der ich loslachen muss und dir alles verzeihe.
(warum auch immer habe ich den Eindruck, du bist ein Er)
Äh, wo war ich? Ich glaube, das war es erst mal schon. Aber ich komme wieder und schaue, was die Jahre mit dem Wein machen.
(...)
Beim Wiederkommen will ich das einschränkende "recht" gelungen bitte streichen. Und die Landschaftsbeschreibung habe ich lieb gewonnen.
Die Amsel liebe ich aber noch mehr. Die Amsel ist großartig.
Ich mag auch diese beiden Typen, die nicht mehr als das Nötigste miteinander reden, aber das reicht eben auch.
Und ich mag die Frage, wie es wohl zu diesen acht Kisten gekommen ist. Das ist aber eine der "guten" Fragen, keine, die mir den Text verleidet. Bestimmt war es eine gute Geschichte. Vielleicht ein notleidender Winzer, der vor Linas Tür aufgetaucht ist und ihr eine dramatische Geschichte von seinen Kindern erzählt hat, deren sehnlichster Wunsch die Klassenfahrt ist, aber die kann er sich halt nicht leisten. Oder seine Frau, die ihm das Leben zur Hölle macht, wenn er nach Hause kommt und schon wieder keinen Wein verkauft hat. Hätte sie doch nur den Erich geheiratet.
Äh, ich schweife ab.
Fazit also: Eine "einfache" Geschichte, an der ich sehr viel Spaß habe. Reicht am Ende für den dritten Platz: acht Punkte für dich.
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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28.11.2022 17:04
von nebenfluss
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Sammlerin, aber keine Kennerin – der Alptraum einer jeden Erbengemeinschaft! Eigentlich schade, dass diese originelle ‚Charaktereigenschaft‘ nicht weiterverfolgt wurde. Da hätte sich ein bunteres Bild einer liebenswürdigen, aber ständig am Rand des Messie-Syndroms balancierenden Tante ergeben können. Holt mich am Anfang der witzige Dialog zwischen den beiden noch ganz gut ab, droht es danach etwas zu gemütlich zu werden. Ausgerechnet dort, wo die Geschichte wieder interessant zu werden verspricht - warum liegt ein Zehntel der Tante nicht auf dem Friedhof, sondern auf ihrem (ehemaligen) Privatgrundstück -, soll nicht nachgefragt werden, und Heiner tut dem Ich-Erzähler auch noch den Gefallen, ohne mal an die enttäuschte Leserschaft zu denken, die das dann ja erst recht nie erfahren wird. Chance vertan! Stattdessen wird aus mir unklarem Grund zweimal eine singende Amsel erwähnt. Am Ende wird der Tante durch Anstoßen die Ehre erweisen, und man würgt ein bisschen was von der billigen '89er Zuckerplörre runter. Als würde ein letztes Mal getrunken, „was auf den Tisch kommt“. Der Rest der titelgebenden acht Kisten, kann man sich denken, dürfte im Abfluss landen.
Nette unterhaltsame Geschichte ohne weitere stilistische Auffälligkeiten und nennenswerten Nachhall. Dafür ist das Thema „Schätze“, das ja bei der Lina-Vorgabe gar nicht gefordert war, zusätzlich integriert. Diese Kombination fand ich hier besser gelungen als bei manch anderem Versuch und hat den Beitrag am Ende doch noch in meine Punkteränge befördert.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6122 Wohnort: Nullraum
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28.11.2022 20:21
von V.K.B.
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Ja, also … tut mir leid, bis auf eine schöne Landschaftsbeschreibung finde ich in der Geschichte wenig, was mich anspricht. Wir haben einen Dialog über den Wein, den Tante Lina noch im Keller stehen hatte. Einzig das Zitat: | "Zu neunzig Prozent auf dem Friedhof in Engelthal. Zu zehn Prozent da drüben." Ich deute zum Apfelbaum, in dessen Zweigen die Amsel sitzt. "Frag nicht." | wirft mich ein bisschen raus (aus der Langweile, meine ich), ich deute es so, dass die verstorbene Tante verbrannt wurde und sie einen Teil der Asche illegal im Garten beigesetzt haben, weil es wahrscheinlich ihr letzter Wunsch war. Ansonsten erscheint mir die Geschichte recht belanglos. Mag vielleicht für Liebhaber fermentierter Trauben interessant sein, keine Ahnung. Ich trinke niemals … Wein.
Verdammt viele Geschichten diesmal, und nur so wenig Punkte. Leider bleiben für diese Geschichte keine mehr übrig. Heißt aber nicht, dass ich sie schlecht fand.
Beste Grüße,
Veith
_________________ Let the cosmic muse I summoned forth inspire thee …
Warning: Cthulhu may still occasionally jumpscare people … |
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3376 Wohnort: bei Freiburg
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29.11.2022 14:10
von Michel
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Tante Lina ist verstorben und hat - neben einem verkruschtelten Haus - acht Kisten Chateau Migraine übrig gelassen - Wendewein von Neunundachtzig.
Ich habe einen Verdacht, wer diese Geschichte geschrieben haben könnte. Die Person war’s also schon mal nicht, normalerweise habe ich eine Quote von 100% Fehlschüssen.
Kurz, knapp, bildhaft, eine Art Momentaufnahme mit sehr schönen Sprachbildern. Parabolischer Scheitelpunkt eines Taleinschnitts: Kann ich mir nicht vorstellen (Scheitelpunkt: oben; Taleinschnitt: unten), klingt aber ganz wundervoll als Kontrapunkt zur flurbereinigten Geometrie industieller Vierecke. Eine gute Prise Sprachwitz (»meine Tante selig wegbaggern«) rundet das Ganze ab.
Mag ich.
_________________ Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken |
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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1122 Wohnort: berlin
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D 29.11.2022 23:30
von d.frank
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Tut mir leid, dass der Text aus meiner Wertung raus ist. Liegt an der Konkurrenz. Weil eigentlich mag ich, wie es mitten rein springt und gar nicht aufträgt -vielleicht ist es eben ein bisschen zu nüchtern, zu lachs? Ne, eigentlich nicht...
Zitat: | Wir leben in einer Welt,
in der Beerdigungen wichtiger sind als der Verstorbene,
die Ehe wichtiger ist als Liebe,
das Aussehen wichtiger als die Seele.
Wir leben in einer Verpackungskultur,
die Inhalte verachtet." |
wer das gesagt hat? Angeblich Sir Anthony Hopkins
edit:
Tut mir nicht nur leid, sondern ist völlig revidiert worden.
Jetzt steht der Text plötzlich auf dem ersten Platz und ich hoffe, es geht auch noch anderen Lesern so wie mir.
Warum?
Weil das nur wenige, nüchterne Worte braucht und eine ganz winzige Szene malt, in der trotzdem die wichtigen Fragen mitschwingen. Äußerlichkeiten, Brauchtum im Wortsinn, gespielter Zynismus, irgendein Leben und billiger Wein auf acht Kisten.
Finde das bemerkenswert, wie hier eine echte Miniatur gezeichnet wurde, die auch noch poetisch/philosophisch ist, ohne sich selbst zu beschweren.
Respekt.
_________________ Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer |
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 524
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T 01.12.2022 22:59
von tronde
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Hallo!
Die Geschichte gefällt mir. Schöne Bilder.
Das Thema finde ich nicht so gut getroffen.
Gut und gefällig geschrieben.
Herzliche Grüße!
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Nachtvogel Leseratte
Alter: 32 Beiträge: 117 Wohnort: Münster
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03.12.2022 01:13
von Nachtvogel
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Bei dieser Geschichte fehlt mir irgendwie das gewisse Etwas. Ich sehe hier nur einen Dialog über die Wein-Hinterlassenschaften einer Tante Lina. Insgesamt wirkt dieser auf mich recht belanglos. Ganz nett, auch gar nicht schlecht geschrieben, aber mehr nicht. Für Punkte hat es leider nicht gereicht.
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Murnockerl Eselsohr
M
Beiträge: 332
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M 03.12.2022 11:01
von Murnockerl
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Liest sich gut. Thematisch leider nicht meins, deshalb im Vergleich zu anderen Texten keine Punkte, auch wenn nicht nicht wirklich etwas bekritteln kann und der Text handwerklich definitiv gut gemacht ist.
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finest.fire Leseratte
Alter: 35 Beiträge: 173 Wohnort: Berlin
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04.12.2022 02:26
von finest.fire
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Hat mich zum Schmunzeln gebracht
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wohe Klammeraffe
W Alter: 71 Beiträge: 628 Wohnort: Berlin
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W 04.12.2022 17:47
von wohe
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Die Vorgaben und die üblichen Kriterien (Stil, Aufbau, Spannung bzw. Stimmung, usw. = ok) sind erfüllt.
Dialogorientierter Text, der trotz traurigen Anlasses (Tod der Tante) locker daherkommt und das Geschehen mit Verve beschreibt.
Man kann sich gut in die Situation hineinversetzen.
Gefällt mir gut.
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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05.12.2022 13:52
von Constantine
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Bonjour sehr geehrte Postkarte
Tante Linas Schatz: Acht Kisten verdorbener Wendewein.
Die Vorgaben wurden ambitioniert umgesetzt:
- Wo ist Lina? vs Hier ist Lina
Zitat: | "Wo ist sie jetzt?" fragt Heiner.
"Zu neunzig Prozent auf dem Friedhof in Engelthal. Zu zehn Prozent da drüben." |
- Schatz = Wein
- das Bild mit dem Keller raus auf die Terrasse angedeutet
- "Sammlerin" als charakteristische Eigenschaft
- Lyrik-Vorgabe: Beginn und Ende des Textes mit dem gleichen "Wort", auch wenn das erste Wort das Verb "schätzen" und das letzte Wort der Plutral des Substantiv Schatz ist, ist es geschrieben haargenau das gleiche.
Ich sehe die Ambition und spüre auch den Spaß, den das Realisieren der Wettbewerbsvorgaben gemacht hat. Leider ist der Dialog ziemlich banal, ist das Thema weder Wo ist Lina? noch Hier ist Lina, sondern, was tun mit acht Kisten verdorbenen Weins.
Hätte man mit der gleichen Ambition, mit der versucht worden ist, möglichst viele (alle möglichen) Vorgaben zu erfüllen, den szenischen Dialog gestaltet, dass neben viel Exposition und Oberfläche für den Leser auch den Charakteren entsprechend mehrwertig fabuliert worden wäre, dann wäre der Text deutlich höher in der Wertung anzusehen gewesen.
So war leider kein Platz mehr in den Punkterängen. Es tut mir leid: zéro points.
Merci beaucoup
Constantine
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dürüm Wolf im Negligé
Alter: 46 Beiträge: 966 Wohnort: Cape Town
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05.12.2022 15:02
von dürüm
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Au Mann, endlich mal ein Text mit Humor!
So viele schwere Texte, E-Texte, unverständliche Texte, kryptische Texte (und nein, das ist nicht dasselbe!), Mord und Totschlag, emotionale Katastrophen ... da springt mir die liebliche Leichtigkeit dieser Geschichte und der augenzwinkernde Humor doch geradezu in die Top Drei!
Sehr gerne gelesen!
Lieblingsstellen:
Zitat: | Plörre! Acht Kisten Plörre!" |
Ich liebe den Begriff Plörre!
Zitat: | höchstgelegenen Straße eines dämmernden Dorfes am parabolischen Scheitelpunkt eines Taleinschnitts. Unsere Blicke reichen weit über die karge Geometrie flurbereinigter Landwirtschaft in der Ebene. Die späte Nachmittagssonne, selbst schon recht angekupfert, vergoldet das herbstliche Messing der waldigen Hänge.
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Mathematik gepaart mit Edelmetallen. Großartig!
Könnte von mir sein!
Dritter Platz und damit 8 Punkte!
Gruß
Kerem
_________________ Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca) |
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Heidi Reißwolf
Alter: 42 Beiträge: 1424 Wohnort: Hamburg
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05.12.2022 16:58
von Heidi
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Der Titel
Seltsamerweise denke ich bei den Kisten erst an Umzug und dann an Bier. Es werden also Assoziationen geweckt. Besonders besonders finde ich den Titel dennoch nicht.
Die Sprache
Der Text ist solide geschrieben.
Die Figur(en)
Heiner und Ralf, zwei Männer, die sich über Wein unterhalten. Der eine mit Geschäftssinn, der andere mit Familiensinn. Größere Einblicke in das Innenleben der beiden erhalte ich nicht.
Der Inhalt
Lina hat zur Zeit der Wende Wein gekauft und in ihrem Keller gelagert. Ralf und Heiner unterhalten sich über ebendiesen und kommen zu dem Schluss, dass er nicht verkäuflich ist. Sie trinken ihn dann lieber selbst.
Der Gesamteindruck
Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, ist klar geschrieben und nicht weiter verworren. Leider bietet sie darüber hinaus aber keine neuen Erkenntnisse. Auch die Figuren sind nicht mit besonderer Tiefe gezeichnet.
Es handelt sich um eine nette Geschichte für zwischendurch, die wie eine Anekdote klingt, wie etwas Alltägliches, das jedem mal passieren kann. Deshalb ist sie nicht wirklich spannend oder aufregend. Es gibt keinen Spannungsbogen, keine sprachliche Besonderheit, keine inhaltliche Besonderheit.
Einzig Ralfs Loyalität zur Tante lässt ein Gefühl für ihn als Figur aufkommen. Entgegen steht der Geschäftssinn von Heiner, der aber nicht weiter zum Tragen kommt. Es ist ja klar, dass der Wein nichts wert ist und so trinken die beiden ihn selbst. Neuen Denkstoff gibt es nicht, auch keinen Konflikt. Die Story plätschert so vor sich hin und das wars dann auch.
Leider gibt es keine Punkte.
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2394 Wohnort: knapp rechts von links
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05.12.2022 18:28
von holg
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Content Warning: überkandidelte Formulierungen
Ok, eine: Häuschen steht in der höchstgelegenen Straße eines dämmernden Dorfes am parabolischen Scheitelpunkt eines Taleinschnitts
Also bitte. Das ist eine prima Lokalisierung, aber mein lieber Scholli, IN der Straße DES Dorfes AM Scheitel DES Tales, dazu höchstgelegen, dämmernd, parabolisch, Scheitel, Einschnitt. Uff.
Der Rest ist eine prima Story, die ich wirklich genossen habe, ganz im Gegensatz zu den Protagonisten und dem Wendewein, der erfunden zu sein scheint, da ich ihn nicht im Netz gefunden habe. Vielleicht war er auch einfach zu schlecht, ganz im Gegensatz zu den Kleinigkeiten, mit denen die Geschichte gewürzt ist: Humor, Nostalgie, Beziehungen, Gesellschaftskritik, letzteres über meine gesamte Gymnasialzeit der wichtigste Aspekt bei der Besprechung jeglicher Geschichten in allen Sprachfächern. L'auteur veut critiquer la societé. Viel mehr französisch ist mir nicht verblieben, aber diese Lokapolitiker, die Sahnegrundstücke gentrifizieren und Natur Infinitypools opfern, brauchen in jedem literarischen Werk einen tritt in die Geranien.
Hab ich literarisches Werk gesagt?
Ja, nun.
_________________ Why so testerical? |
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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05.12.2022 18:48
von Jenni
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Lina hat einen Schatz hinterlassen: acht Kisten Wein zweifelhafter Qualität aber voller Erinnerungen, an Lina und an die Vergangenheit. Schöne Verknüpfung beider Themen und erzählt in einem ganz unterhaltsam geschriebenen Dialog.
Gerne gelesen. Die Punkte scheitern an der wirklich hohen Dichte toller Texte in diesem Wettbewerb.
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F.J.G. Bitte keinen Weichspüler verwenden
Alter: 33 Beiträge: 1946 Wohnort: Wurde erfragt
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06.12.2022 12:01
von F.J.G.
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Wertes unbekanntes schreibendes Wesen,
ein Text, der sich flüssig liest … das war es aber auch schon.
"Auf Lina und ihre Schätze" – das Wort "Schätze" kommt nur zweimal im Text vor, einmal davon als Verb. Ich finde, das "Schlüsselwort" des Wettbewerbs sollte schon etwas mehr im Zentrum stehen und Aufmerksamkeit verdienen.
Gern gelesen, eventuell reicht es noch für ein oder zwei Punkte.
Vielen Dank für den Text,
Kojote
_________________ Ab sofort erhältlich: Achtung Ungarn! Ein humorvolles Benutzerhandbuch |
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Minerva Nachtfalter
Beiträge: 1150 Wohnort: Sterndal
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06.12.2022 14:43
von Minerva
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Vorbemerkung: Leider war meine Zeit diesmal arg knapp, deswegen nur ein kleiner Standard-Kommentar. (Sorry)
Nach meiner Ansicht waren alle Beiträge von hoher Qualität und unterhaltsam. Weswegen es deiner nicht auf meine Punkteliste geschafft hat, weiß ich nicht. Das Aussortieren, auch deines Beitrags, ist mir schwer gefallen.
_________________ ... will alles ganz genau wissen ... |
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5335 Wohnort: NRW
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06.12.2022 18:30
von Bananenfischin
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Von mir gibt es zeitbedingt leider nur einen kurzen Kommentar.
Dieser Text ist für mich im Vergleich innerhalb dieses Wettbewerbs ein unterer Punktekandidat. Das Thema ist zwar recht "banal", aber die Umsetzung gefällt mir.
In Konkurrenz mit anderen Punkteaspiranten hat es für diesen Text am Ende dann leider doch nicht mehr gereicht.
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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07.12.2022 20:57
von anderswolf
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Belanglose Betrachtung einer Welt in Auflösung:
zwischen den Beständigkeiten besingt eine Amsel
Vergangenes, das noch Zukunft ist, und
Zukünftiges, das noch nicht vergangen ist.
Die Geometrie der Gegenwart ist noch
nicht ausgemessen. Bis das erledigt ist,
trinken wir uns die Gesamtsituation schön.
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Gast
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07.12.2022 22:44
von Gast
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Platzhalterkommentar zum Zwecke des Erwerbs des Punktevergaberechtes
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