Wunschbrunnen 4

[Guy Incognito]

Als ich die Augen öffnete, waren wir irgendwo im Wald. Neben mir lag Jerry, die Augen halb geöffnet und die Reste einer runter gebrannten Kippe im Mund. Robert war nirgendwo zu sehen. Ich stand auf und bewegte probehalber meine Arme und Beine. Es war nichts gebrochen oder sonst irgendwie verletzt, ganz im Gegenteil fühlte ich mich sogar angenehm leicht. Unter meinen Füßen schien es zu vibrieren, als würde jeden Moment etwas aus der Erde stoßen, um mich zu tragen.
Ich lachte laut auf und stieß Jerry mit dem Fuß an.
„Aufwachen alter Junge, es hat geklappt.“
Jerry öffnete mit einem leisen Stöhnen die Augen und hustete seine Zigarette aus. Dann richtete er sich auf und sah sich um.
„Abgefahrene Scheiße. Wo ist Robert?“
„Keine Ahnung. War vielleicht früher wach und ist sich schon mal umschauen gegangen.“
„Na dann mal hinterher.“
Jerry stand auf und klopfte sich den Dreck von seiner Lederjacke.
„Alter Falter, spürst du das?“, fragte er mich, während er erstaunt an sich herunter sah.
„Ich sag doch, es hat geklappt“, lachte ich und schritt ein paar Mal ausgelassen durch das Gehölz. Dann lief ich los.
„Warte, wohin willst du?“, rief mir Jerry hinterher.
„Na da lang“, antwortete ich und zeigte in den Wald hinein. „Da müssen wir doch hin.“
Wie in Trance marschierte ich weiter und achtete weder auf meinen Weg noch auf meine Umgebung. Trotzdem lag mir nirgendwo ein Ast im Weg, nie stolperte ich oder musste anhalten. Ich weiß nicht wie lange ich so ging, aber irgendwann hielt ich unvermittelt an. Ich war angekommen.
Neben mir trat Jerry aus dem Wald und für einen Moment schwiegen wir beide. Dann griff Jerry in seine Tasche, holte Zigaretten und Feuerzeug hervor und steckte sich eine Kippe an. Er atmete einmal so tief wie möglich ein und stieß einen leisen Pfiff hervor.
„Nicht schlecht. Das ist wirklich nicht schlecht.“
Vor uns lag eine sonnenüberflutete Lichtung, in deren Mitte ein glasklarer See das Licht spiegelte. Um den See herum saßen drei Frauen. Nie wieder habe ich schönere gesehen. Alle drei trugen lange goldbestickte Kleider in blau rot und gelb.
„Wir haben euch erwartet“, verkündete eine von ihnen und ihre Stimme umwob mich wie ein sanfter Hauch. Mit einer unvergleichlichen Anmut erhob eine andere sich, ergriff meine Hand und führte mich zum See. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie auch Jerry zum See geleitet wurde, aber es war mir egal. Die Schönheit bettete mich auf einem Lager aus goldenem Gras und begann zu singen. Wo ich vorher nicht ein einziges Tier gesehen hatte, flogen auf ihr Lied hin hunderte Vögel aus den Wipfeln der Bäume auf. Mit kräftigen Flügelschlägen strömten sie zur Lichtung und brachten abenteuerlich aussehende Früchte von unvergleichlichem Geschmack.
„Hier kann ich bleiben“, hauchte ich in die Umarmung der Schönheit. „Für immer.“
„Für immer“, flüsterte sie zärtlich, „geht oft schneller vorbei als man denkt.“ Im nächsten Moment begann sich ihr Gesicht vor mir zu drehen. Meine ganze Umgebung, der Wald, die Lichtung, der See, die Vögel, die Früchte und Jerry begannen sich einem Strudel aus Farben aufzulösen. Für eine Sekunde blieb ich erstarrt liegen, dann versank auch ich darin.

Als ich die Augen öffnete, lag ich in meinem eigenen Erbrochenen. Vor mir saß Jerry an der angeschimmelten Wand unserer WG-Küche und starrte zitternd in die Zimmerecke. Wie betäubt, folgte ich seinem Blick. Robert lehnte mit offenen, leeren Augen am Kühlschrank, sein Mageninhalt lief ihm die Wange herunter. Neben ihm lag ein kleines Plastetütchen mit ein paar weißen Pillen darin.
„Wunschbrunnen – macht Träume wahr“,
prangte auf dem Etikett. Es hatte wohl doch nicht geklappt.

[halcyonzocalo]

Dies ist eine objektive Nachricht, die die anderen User nicht bei der Bewertung beeinflussen soll. Sie dient lediglich dem Zweck, mich der Fähigkeit der Federvergabe zu ermächtigen.

[Pütchen]

Ich halte mich mal neutral, um niemanden zu beeinflussen mit meiner Meinung
Die Begründung folgt

[Nihil]

...

[Maria]

gäbe noch viel her! nochmal ran und in Ruhe neu?

[Zitkalasa]

prangte auf dem Etikett. Es hatte wohl doch nicht geklappt. - Zu viel des Guten für's Ende.

Aber lustige Idee mit den Pillen - wobei ich eher erwartete, dass sie Pilze probierten. *g*

[Matt Gambler]

Nicht, dass jemand wie ich es nötig hätte, Federn zu vergeben.

[SylviaB]

Ich grüße alle die das lesen
Nach der Federvergabe mehr zu diesem Text.

[Fahrender Gaukler]

*Neutraler Kommentar*

[Lonely_Day]

gefällt mir, später mehr dazu....

[Valeska]

Lieben Gruß von Vale

[mondblume]

Gruss!

[wallenstein]

He, nicht schlecht, voll abgefahren

Mir gefällt vor allem die fluffige Jugendlichensprache und es liest sich (bis auf wenige Schnitzer) sehr professionell. Schön geschrieben, vor allem auch rund geschrieben, so richtig mit Pointe. Die ist natürlich fies und ich wette, dass ihrerwegen die eine oder andere Feder verloren ging.

Meine nicht,
Grüße von wallenstein

[Jocelyn]

Gefällt mir, gute Idee, gut geschrieben.

[bloody_mary]

Liest sich super, authentisch geschrieben, tolle Idee und gut umgesetzt! Ein paar Tippfehler, was ich aber auf den Zeitdruck schiebe.    Hätte von mir 8 Federn bekommen, wenn ich mitgewertet hätte.

Liebe Grüße, Bloody Mary

[Fahrender Gaukler]

Habe 7 Federn vergeben. Sauber geschrieben und durchdacht. Und vor allem, in sich geschlossen. Ein paar Absätze hätten allerdings die Lesefreundlichkeit gesteigert.

Jedenfalls keine groben Schnitzer und deshalb finde ich meine 7 wohlverdient.


Gruß,

~~Der Gaukler

[Pütchen]

So, dann begründe ich mal:

Dieser Text hat auch bei mir zu den vorderen Plätzen gehört

Gefiel mir gut die Idee und Umsetzung. Natürlich kann man jetzt - mit Zeit - nochmals überarbeiten, aber in Anbetracht der Tatsache wirklich gut gelungen

Liebe Grüße, Pütchen

[versgerber]

Dann oute ich mich auch mal.
Hatte das Problem, dass ich erst kurz vor halb neun zu Hause war und mich daher ranhalten musste. Hab dann noch Abendbrot gemacht und mir dabei was überlegt und dann erst mitm Schreiben angefangen.
Der Anfang ist mir, wie ich finde, gut gelungen. Dann wurde aber die Zeit knapp und ich musste den Text richtung Ende zwingen. Da ging stilistisch wie inhaltlich einiges verloren. Das Ende gefällt mir dann wieder selbst, hatte aber keine Zeit mehr Korrektur zu lesen, was Tippfehler und einige stilistische Schnitzer zur Folge hatte.
Spaß gemacht hats allemal und ich danke für die am Ende sogar überwiegend positive Kritik.
Vielleicht setz ich mich im Rahmen einer Schreibübung wirklich nochmal ran  

[SylviaB]

Also ich fand die Geschichte ansich gut geschrieben. Also vom Schreibstil her gut und vor allem sehr angenehm lesbar.
Was mir nicht gefiel war a. der Ekelfaktor (darauf steh ich halt gar nicht) und b. empfand ich die Geschichte zu weit hergeholt. Das Ende wirkt aufgesetzt als hättest du keine Ahnung wo du die Geschichte hin haben wolltest.
Aber für eine solch kurze Zeit wirklich gelungen. Daher habe ich dir gute 6 Federn gegeben.

Lieben Gruß
Sylvia

[Mercedes de Bonaventura]

Gute Beschreibungen.

Gute Geschichte.

Guter Schluss.



Gute 6 Federn.
 

Mercedes

[Pütchen]

Hallo Versgerber,

dein Text lag auch bei mir im vorderen Bereich

Hat mir gefallen. Ein paar Schnitzer wegen der Zeit, aber nichts wirklich Grobes

Gefällt

Liebe Grüße, Pütchen