|
|
Autor |
Nachricht |
Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
|
18.11.2012 21:40 01101100 01101001 01100011 01101000 01110100 (hartes licht) von Tiefgang
|
|
|
01101100 01101001 01100011 01101000 01110100
(hartes licht)
illuminiert laufen wir
an den nächstbesten gekrallt
stets in den schatten_
wie kleine neonlichter_
sind wir künstlich und kalt
erkennen meist nur das
was uns am nächsten ist
und uns nur dann
wenn wir uns nützlich sind
umnachtet fühlen wir uns
stählern und hart
wie wandelnde gitterstäbe_
die eisern zusammenhalten
und mit spitzen gedanken
nach krümeln und rosinen picken
was wäre aus uns geworden
als glühwürmchen zum beispiel
mit freiem richtungswillen
wenn feuerholz uns schatten spendet
schlag um schlag durchs nasse gras
was wäre aus uns geworden
wenn wir oben auf den wipfeln_
nur händchen halten würden
was wäre wenn //
wenn | ich heute von den bäumen kletter
und nach dem vierblatt suchend
durch die wüste laufe
ist das wichtigste
bereits verloren
heute bedarf es schon
eines bunsenbrenners
um liebe in dein herz zu scheiden
es gibt nur noch
die ersten und die nullen
und digitalen glanz
wenn | ich im neonlicht
hinter chatfenstern
von 0 bis 1 zähle
ist das wichtigste
bereits gesagt
Weitere Werke von Tiefgang:
|
|
Nach oben |
|
|
Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
|
18.11.2012 23:22
von Nihil
|
|
|
Moin Inko,
ziemlich gut, aber mit Einschränkungen. Ich bin kein Fan von Technophobie, die durch den Binärcode und die Bildsprache in deinem Gedicht durchklingt, aber dennoch gefällt mir die Aussage, die du hier triffst. Was, wenn wir etwas organischer (geblieben) wären und nicht in so engen Mustern leben müssten usw. Das ist ein wenig abgegriffen, aber die Umsetzung ist ordentlich.
Beste Stelle:
Zitat: | wie kleine neonlichter_
sind wir künstlich und kalt
erkennen meist nur das
was uns am nächsten ist
und uns nur dann
wenn wir uns nützlich sind
|
Besonders die beiden letzten Verse sind entlarvend und gefallen mir hervorragend. Die schlechten Seiten, unsere „Schatten“ (nach Jung), nehmen wir nur ungern wahr, teilweise gar nicht.
Zitat: | und mit spitzen gedanken
nach krümeln und rosinen picken
|
Was die Rosinen hier zu suchen haben, weiß ich nicht. Die Vorstellung, dass Neonröhren nach Rosinen picken, ist mir zu „dissonant“ im Kontext der Bildsprache deines Gedichts. Passt nicht rein.
Die Glühwürmchen hingegen funktionieren als Kontrast sehr gut. Sie sind hier die Freien, die tun können, was sie wollen. Glühwürmchen wurden nun auch schon mehr als einmal romantisiert und verkitscht, deshalb haätte ich persönlich vermutlich eher ein anderes Bild gewählt, aber ich denke, das geht schon.
Dann allerdings „geht“ es nicht mehr:
Zitat: | was wäre aus uns geworden
wenn wir oben auf den wipfeln_
nur händchen halten würden
was wäre wenn //
wenn | ich heute von den bäumen kletter
und nach dem vierblatt suchend
durch die wüste laufe
ist das wichtigste
bereits verloren
heute bedarf es schon
eines bunsenbrenners
um liebe in dein herz zu scheiden
es gibt nur noch
die ersten und die nullen
und digitalen glanz
wenn | ich im neonlicht
hinter chatfenstern
von 0 bis 1 zähle
ist das wichtigste
bereits gesagt |
Ab dem Moment, von dem an du den Text von einer Charakterisierung des modernen Menschen in ein Liebesgedicht umwandeln willst, funktioniert er für mich nicht mehr. Schon das Händchenhalten im 1. Teil wirft mich raus. Dem folgen dann Platitüden wie der Bunsenbrenner, mit dem Liebe in das Herz ge... ja, was geht da vor sich? Man kann etwas von etwas anderem scheiden oder etwas in das Herz schNeiden, aber das wiederum nicht mit einem Bunsenbrenner. Das Kleeblatt in der Wüste zu suchen klingt für mich ähnlich übertrieben und daher unglaubwürdig. Von Chatfenstern und digitalem Glanz zu hören erinnert mich unangenehm an schlechte SciFi- oder Steampunk-Stories, ohne dass ich genau weiß, warum.
Wenn es nach mir ginge, würde ich nur die ersten vier Strophen (überarbeitet) stehen lassen und den Rest streichen. Die Richtungsänderung wirkt erzwungen und die Metaphorik viel zu dick aufgetragen. Der 1. Teil hingegen könnte zu einem guten Gedicht werden.
Soweit erst mal.
Grüße,
Nihil
|
|
Nach oben |
|
|
Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
|
18.11.2012 23:30
von Tiefgang
|
|
|
Hallo Nihil,
vielen Dank für deine offene, ausführliche & konstruktive Kritik!
Das mit dem Bunsenbrenner soll natürlich "schNeiden" heißen und da finde ich, dass man durchaus mit einem Bunsenbrenner etwas in Metall schneiden wie man etwas in Holz ritzen kann.
Zu deinem Feedback zum zweiten Teil, kann ich nur sagen, dass du vermutlich einfach nur richtig liegst damit. Ich wollte dem Gedicht eben eine gewisse Wendung geben, das Kalte, Künstliche, Metallene kontrastieren. Das scheint in die Hose gegangen zu sein.
Soweit,
merci!
|
|
Nach oben |
|
|
Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
|
23.11.2012 10:04
von Tiefgang
|
|
|
Im Prinzip bliebe dann Folgendes übrig (leicht überarbeitet):
hartes licht
illuminiert laufen wir
an den nächstbesten gekrallt
stets in den schatten
wie kleine neonlichter
sind wir künstlich und kalt
und erkennen meist nur das
was uns am nächsten ist
und uns nur dann
wenn wir uns nützlich sind
umnachtet fühlen wir uns
stählern und hart
wie wandelnde gitterstäbe
die eisern zusammenhalten
und mit spitzen gedanken
nach krümeln picken
was wäre aus uns geworden
als glühwürmchen zum beispiel
mit freiem richtungswillen
wenn feuerholz uns schatten spendet
schlag um schlag durchs nasse gras
was wäre aus uns geworden ...
|
|
Nach oben |
|
|
MrPink Lyromane
Alter: 53 Beiträge: 2431 Wohnort: Oberbayern
|
24.11.2012 16:53
von MrPink
|
|
|
Witzig, gleich am Anfang dacht ich mir: Aha, ein Liebesgedicht. Warum schreibt er denn dann so allgemein und wird erst später konkret?!
Darum ist es nach der Kürzung noch immer ein Liebesgedicht, aber ein besseres / oder: ein noch besseres, weil es nun einfach runder ist. So.
Die 2. Strophe find ich am stärksten. Die 3. Strophe gefällt mir soweit auch, nur lass bitte die Gitterstäbe nicht mit spitzen Gedanken nach Krümeln picken.
wie wir mit spitzen gedanken
nach krümeln picken
..oder so.
die letzte Zeile hätte ich gekürzt, und zwar so:
was?
Bei deinem Gedicht bleibe ich gleich auf "Subway" hängen. Ne verkappte Romeo-und-Julia-Variante im kalten 80iger-Neonambiente der Pariser Metro von Luc Besson. So, das ist jetzt als Kompliment gemeint.
http://www.youtube.com/watch?v=Ehnp2G2eZ8o&feature=related
Sehr gern gelesen.
andi
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
|
Nach oben |
|
|
Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
|
25.11.2012 14:16
von Tiefgang
|
|
|
Moin andi,
dank dir, beide Anmerkungen werden gerne übernommen.
Yieha.
"Subway" steht ab jetzt auf der To-Watch-List.
_________________ DOPLPACK Verlag
- schreiben & bleiben - |
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 1 von 1 |
|
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum herunterladen
|
Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Buch | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|