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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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21.01.2011 21:02 Vom Geheimnis einer Abwesenheit von Pencake
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Die Flut der Wörter
ist nichts gegen
das Geheimnis einer Abwesenheit
wie Pflanzen die
versteinert wachsen
halte ich Sätze
sie gehören dir
einst inwendig
warm und bedächtig
heute reichen Konturen
eine Schatzkarte
für Wasserstraßen
über alle Grenzen
und zurück in
meine letzte Tiefe
Weitere Werke von Pencake:
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Neopunk Eselsohr
Alter: 30 Beiträge: 365 Wohnort: Realität
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21.01.2011 23:38
von Neopunk
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Hey Pencake,
hätte mich beinahe nicht getraut etwas zu schreiben. Naja, klar das ichs doch getan habe. Zu deinem Gedicht:
Ich kann den ganzen Sinn nicht ganz durchdringen. Für mich wirkt das Gedicht wie dieses berühmte Koan, in dem der laut einer Hand gefragt ist. Also wie dieser denn klingt. So ähnlich kommt mir dein Gedicht vor, ich frage mich, wie wohl Abwesenheit klingt (neben der Stille natürlich).
Allerdings frage ich mich, was dieser Absatz bedeutet (weil ich denke, das er unvollständig ist):
Zitat: | sie gehören dir
einst inwendig
warm und bedächtig
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Fehlt nicht "betrachtet" bei "einst inwendig", weil sonst frage ich mich, welchen Sinn es hat. Was wird "einst inwendig" ...
Dasselbe weiter unten:
Zitat: |
heute reichen Konturen
eine Schatzkarte
für Wasserstraßen |
"Eine" oder "Einer" Schatzkarte. Das passt irgendwie nicht. Diese Teile bewirken, das das Gedicht sich wie ein Flickenteppisch aus Sätzen anfühlt, in dem ich mich nicht mehr zurecht finde, weil ich nicht weiß, welches Sötze zu welchen Sätzen gehören.
Alles in allem stellt sich mir die Frage, ob du Antikunst erschaffen möchtest, also etwas dadaistisches oder nicht, weil für etwas "normales" ist es zu "abgedreht". Sorry, wenn ich nicht die richtigen Worte getroffen habe.
lg Nod.
_________________ “What if you slept? And what if, in your sleep, you went to heaven and there plucked a strange and beautiful flower? And what if, when you awoke, you had the flower in your hand? Ah, what then?” - S.T. Coleridge |
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SylviaB Schnupperhasi
Alter: 58 Beiträge: 6332 Wohnort: Köln
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22.01.2011 03:25
von SylviaB
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Die Frage kann ich dir beantworten. Denke ich zumindest
Zitat: |
Die Flut der Wörter
ist nichts gegen
das Geheimnis einer Abwesenheit |
Hier ist eine Flut von Worten
Zitat: | wie Pflanzen die
versteinert wachsen
halte ich Sätze |
hier hält er Sätze (also wie andere Leute Pflanzen halten, hält er Sätze aus einer Flut von Wörtern)
Zitat: | sie gehören dir
einst inwendig
warm und bedächtig |
Diese Wörter und Sätze gehören (ihr/ihm) und waren einst in ihm. Also inwendig, nicht außen, sie kleideten ihn von Innen aus. Ließen ihn fühlen und ... ach egal, ging ja nicht um eine Beschreibung des ganzen Werkes, sondern nur um die Erklärung für inwendig.
Der Kerl ist sowieso viel zu verwöhnt. *schmunzel*
Und hier
Zitat: | heute reichen Konturen
eine Schatzkarte
für Wasserstraßen
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Stell es dir mit Satzzeichen und Pausen vor:
Heute reichen Konturen.
Pause
Eine Schatzkarte für Wasserstraßen.
Es ist Strophen übergreifend und sollte auch so gelesen werden. Ist als würde man eine Wendeltreppen gehen aber dort immer eine Stufe überspringen um die übersprungene nachträglich zu gehen.
Gefällt mir, ist auch sehr flüssig zu lesen und klingt wunderbar im Kopf nach.
Däumchen hoch der Herr
Gefällt mir, vor allem der Schluss, der sich so schön in den Anfang einpasst. Es ist rund... kreisrund.
Liebe Grüße
Sylvia
_________________ Scheint dat Sönnsche dir aufs Hirn,
hassu wohl ne offne Stirn. |
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Gast
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22.01.2011 06:53
von Gast
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Hallo Pencake,
Sehr berührt von diesem Text, möchte ich sagen, was ich hier sehe, auch auf die Gefahr hin, dass ich, was die Intention betrifft, völlig daneben liege ...
Hier stelle ich mir einen Lesenden Li vor, der einen Autoren entdeckt oder wieder liest, einen, der tot ist? "Abwesenheit" und "Geheimnis" zusammen, ist hier das Mysterium des Todes gemeint? Versteinerte Pflanzen, Fossilien, deuten darauf hin und auch:
„einst“ waren die Sätze inwendig, also noch nicht ausgesprochen, erdacht (mit Bedacht): warm (du lebtest noch) und bedächtig (Dichter lässt sich Zeit, brütet (Wärme)?
Heute ( das was uns bleibt, wir lesen, lernen?) reichen Konturen (Schriftzeichen, das was uns hinterlassen wurde?), wir können reisen im Land der Gedanken, sehen, was gefühlt und beschrieben wurde, uns einlassen darauf, uns wirklich (über alle Grenzen in meine letzte Tiefe) berühren lassen und: „zurück“, also heraus wieder aus den Gedanken eines Anderen, etwas Eigenes, Neues machen, in der Zeit leben, die Li zugedacht ist.
Abgerundet durch den Bezug von "Flut" zu "Schatzkarte für Wasserstrassen", ist dieses Bild gleich mehrfach besetzt (für mich):
Abwesenheit: Tränen(flut) , Wasserstrasse, Schatzkarte ... Spuren von Tränen?
Und eben Wortschwall und Sprachschatz ... Li kann hier schöpfen und sich inspirieren lassen?
Dein Text hier hat mich durch seine Sorgfalt (komisches Wort eigentlich) berührt und wie auch in vielen deiner Verse (in barLeben ...!) bin ich wieder von deiner Art, zu kombinieren und (ja!) zu verdichten eingenommen.
Anja
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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22.01.2011 18:51
von Jocelyn
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Hallo Niko,
dein Gedicht spricht mich auch an.
Es sagt mir, dass wir sehr viel Worte wechseln können, Fluten, solange wir leben.
Später halten wir vielleicht Notizbücher in den Händen oder geteilte Erinnerungen. Diese steinernen Sätze wachsen wie zu Pflanzen, Fantasien, die die Abwesenheit nicht aufwiegen können.
In der Sehnsucht wird aber jede Kontur zu einer Schatzkarte. Der Schatz liegt aber in einer anderen Welt, über alle Grenzen.
Die letzten zwei Verse umfassen die eigene Endlichkeit. Schließlich ist die letzte Tiefe eigentlich kein Zurück, da das Letzte doch zeitlich erst aussteht. Ich verstehe es als eine geteilte Tiefe, das meine betont gelesen.
Regt zum Nachdenken an, Jocelyn
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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23.01.2011 11:09
von Pencake
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Moin zusammen,
@Neopunk,
finde, du hast genau die richtigen Worte gefunden, um deinen Fragen und Bedenken Ausdruck zu verleihen. Danke dafür.
Die Sache mit der Lesart hat Sylvia aufgelöst. Vielleicht stellt sich dennoch die Frage, ob es nicht besser wäre, mit Satzzeichen zu arbeiten. Mir wollte es so zur besprochenen Abwesenheit passen, und ich hatte das Gefühl, dass ein durch fehlende Satzzeichen genaues Lesen die richtige Aufforderung sei. Aber wie gesagt, wäre zu bedenken.
Antikunst, Dada und sonstige Schubladen wollte ich nicht bedienen. Der Kunstbegriff interessiert mich ohnehin nur in der Aufarbeitung von Kulturgeschichte, zu meiner persönlichen Entschiedenheit gegenüber anderen oder meinen Werken kann und soll er nicht beitragen.
@Sylvia
Danke, du Luder.
@Lorraine
Klasse, dein Übertrag. Allgemeiner gedacht (für uns und die, die vorangegangen), ist das mit den Schriftstellern eine schlüssige Erweiterung. Ebenso Dank fürs Buchlob.
@Jocelyn
Auch Dank fürs treffende Hineindenken und Deuten.
HG, Niko
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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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25.01.2011 02:11
von Tom Boy
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Niko, dein Buch hats nach Schottland geschafft und unterhält mich aufs Beste wenn ich gerade nicht hinter Unibüchern hänge.
Selbiges gilt für diesen Text, der mir ganz hervorragend gefällt. Ein Stil, den ich sonst so gar nicht von dir kenne, aber der mich trotzdem oder vielleicht gerade deswegen anspricht.
Liebe Grüße
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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LightningDreams Wortedrechsler
Alter: 65 Beiträge: 89 Wohnort: Weilmünster
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25.01.2011 20:08
von LightningDreams
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oh, ich will mit nach Schottland. Aber mein Buch "Zwischen Ewig und Niemals" wird demnächst nach Afrika reisen und dann eine Reise unternehmen, wohin auch immer über eine Seite aus Biebertal, die Fundbücher auf die Reise schickt.
Einen netten Gruß in den Abend
Martina ~LightningDreams~
_________________ Wenn Du an Deinem letzten Tag nicht als Siegerin hervorgehst, dann wenigstens als Kämpferin.
(c) LightningDreams |
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Mende Gast
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25.01.2011 20:46
von Mende
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Lieber Pencake,
trotz mangelnder Kenntnisse in puncto Textkritik, trotz mangelnder Kenntnisse
generell, zeichne ich dein Gedicht mit dem zweithöchsten mir möglichen Lob aus:
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