18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Difficile est saturam non scribere


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag02.12.2009 15:45
Difficile est saturam non scribere
von BlueNote
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Difficile est saturam non scribere (in zwei Teilen)

I.

Bei der Nachmittagsvisite. Gott saß auf einer weißen Wolke und blickte mit gerunzelter Stirn auf die Erdenschäfchen herab. Während jener täglichen Bestandsaufnahmen musste Gott seine Geschöpfe nicht persönlich aufsuchen, wie dies etwa ein Arzt bei seinen Patienten tut. Es genügte, wenn der Herr von ferne in die Seelen und Gedanken der Menschen hineinsah. Gott konnte aber nicht nur in das Innere jeder Kreatur blicken, er vermochte es auch, in Wohnhäusern oder sonstigen Gebäuden anwesend zu sein, ohne dort direkt erscheinen zu müssen. In den Kirchen hielt sich der himmlische Vater jedoch ungern auf, denn dort langweilte sich selbst Gott zu Tode. Seit Jahrhunderten leierte man dort die gleichen Glaubenssätze herunter, ohne auch nur einen Augenblick über den Sinn dieser Worte  nachzudenken.

Zu seiner Rechten, auf einer etwas kleineren Wolke, lümmelte sich Jesus, der ewige Sohn. Jesus trug inzwischen eine modische Kurzhaarfrisur mit einrasiertem Peace-Zeichen über dem rechten Ohr. Seine alten Jesusschlappen besaß er allerdings immer noch, obwohl sie schon reichlich ausgetreten waren. Jesus widmete seine ganze Aufmerksamkeit einem Taschencomputerspiel, bei dem es darum ging, möglichst viele Engel von ihrer Himmelswolke zu kicken. Eine sehr kindische Beschäftigung, wie sein Vater befand. Jesus kümmerte diese Meinung jedoch wenig. Aus seinen „earphones“ dröhnte das Lied „Love is the answer for world peace“ von Libbone Redding. Für die Visite zeigte Jesus üblicherweise wenig Interesse. Er musste trotzdem, und darauf bestand sein Vater, bei jeder einzelnen anwesend sein. Die Kopfhörer indessen bewahrten Jesus nicht davor, für die Worte des himmlischen Vaters empfänglich zu sein. Gott konnte, wenn er dies wünschte, jederzeit mit seinem Sohn in Verbindung treten, denn der Herr war imstande, die Lautstärke aller Kopfhörers dieser Welt herunter zu regeln, wie er es wollte. Und dazu brauchte er nicht einmal ein spezielles Bluetooth-Signal. Er tat dies vollkommen mit seiner göttlichen Kraft.

Zur linken Seite Gottes sollte eigentlich der heilige Geist sitzen, aber der hatte sich wieder einmal verdufte. Er kannte die schlechte Laune des himmlischen Vaters bereits, die ihn regelmäßig bei seinen Visiten befiel. Und deswegen drückte sich der heilige Geist vor dem  lästigen Termin, wann immer er konnte. Seine Stelle nahm heute Petrus ein. Dieser leistete Gott in letzter Zeit häufiger Gesellschaft bei jenem täglich wiederkehrenden Ereignis, denn es plagte ihn sein schlechtes Gewissen. Petrus fühlte sich für einen Teil der Misere mitverantwortlich, die Gott tagtäglich so erzürnte. Und wenn Gott noch so sehr über die herrschende Situation wetterte, Petrus blieb bei ihm und hörte sich alle Klagen geduldig an.

Und so sah Gott auch heute herab auf seine Schäfchen und seufzte schwer. Von seiner Himmelswarte aus wirkten die Menschen tatsächlich wie Schafe - wie kleine, dumme Wollknäuel. Gott verfolgte das Treiben auf der Erde einige Minuten lang schweigend. Petrus  wusste jedoch, was nun unweigerlich folgen würde. Und der frühere Apostel wurde nicht enttäuscht, denn es dauerte nicht lange, bis der Herr über Gott und die Welt und vor allem die Kirche zu schwadronieren begann:
 
„Seit 2000 Jahren schon muss ich mir in ihren Gotteshäusern täglich die gleiche Litanei anhören, als wäre ich taub und hätte die Worte noch nicht richtig verstanden. Riesige Kirchenpaläste und Prunkbauten haben sie mir errichtet und glauben, dass ich darin wohnen wollte.“
Sein Freund Petrus strich sich über den Bart und intervenierte vorsichtig:
„In den Kirchen, meinen die Menschen, wären sie Euch besonders nahe.“
Da nahm sich Gott eine schwarze Gewitterwolke und kühlte damit seine Stirn.
„Was für ein Missverständnis!  In Wahrheit sind sie mir nirgendwo ferner als dort. Überall nur Gold und Tand. Woher wollen sie wissen, dass ich solche materiellen Werte schätze?“ Gott verachtete diesen zur Schau gestellten Reichtum der Kirchen ebenso wie jenen religiösen Kitsch in den Wohnstuben des Volkes: die bunt bemalten Weihwasserbecken aus Porzellan, die mit Lichtern und allerlei Unrat geschmückten Herrgottsecken, die  Marienstatuen, Heiligenfiguren aus Holz und natürlich die Papstbildchen in den Gebetsbüchern der Sonntagsfrommen.
„Meine Botschaft ist die Liebe. Ist das so schwer zu begreifen? Kein Hass, keine Niedertracht, keine Intrigen und Bösartigkeiten.
„Mehr denn je regiert auf der Erde die Rücksichtslosigkeit“, pflichtete Petrus bei. „Es siegt der Starke über den Schwachen und nicht die Liebe über den Hass.“

(Fortsetzung folgt)

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag02.12.2009 17:24
Re: Difficile est saturam non scribere
von lupus
Antworten mit Zitat

Hi BN,

hat mir ausnehmend gut gefallen bis jetzt. Witzig, ironisch (der Titel weist darauf hin), trotzdem bleibt die Kritik klar vernehmbar. Noch unklar ist natürlich, welcher Grund hinter der Beschreibung Jesu als eine Art Jesus-Freak hat, dass Petrus als 'erster Papst' besonders in der Kritik steht is klar. auf jeden Fall bin ich gespannt wie's weiter geht. Sprachlich is es ein Genuß (zur Kritik am Schluß), ein gelungener Balance-Akt zwischen getragener (an die Kirche angelegte) und flappsiger (der Satire geschuldeter) Sprache.

fett ... zum Überdenken
blau ... Gustostückerl

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Difficile est saturam non scribere (in zwei Teilen)

I.

Bei der Nachmittagsvisite. ein Einstieg, wie er besser nicht sein kann Gott saß auf einer weißen wirklich nätig??? Wolke und blickte mit gerunzelter Stirn auf die Erdenschäfchen herab. Während jener täglichen Bestandsaufnahmen musste Gott seine Geschöpfe nicht persönlich aufsuchen, wie dies etwa ein Arzt bei seinen Patienten tut. Es genügte, wenn der Herr von ferne in die Seelen und Gedanken der Menschen hineinsah. Gott konnte aber nicht nur in das Innere jeder Kreatur blicken, er vermochte es auch, in Wohnhäusern oder sonstigen Gebäuden anwesend zu sein, ohne dort direkt ... 'leibhaftig' würde sich anbieten???erscheinen zu müssen. In den Kirchen hielt sich der himmlische Vater jedoch ungern auf, denn dort langweilte sich selbst Gott zu Tode. Seit Jahrhunderten leierte man dort die gleichen Glaubenssätze herunter, ohne auch nur einen Augenblick über den Sinn dieser Worte  nachzudenken ich vermute, dass dein Text u.a. diesen Umstand behandeln wird, weshalb ich diesen Satz streichen würd

Zu seiner Rechten, auf einer etwas kleineren Wolke, lümmelte sich denke nicht, dass lümmeln reflexiv istJesus, der ewige Sohn das is ja mal megacool. 'Ewiger Sohn' statt präexistent als 'immerpubertierend' um zu interpretieren. Jesus trug inzwischen eine modische Kurzhaarfrisur mit einrasiertem Peace-Zeichen über dem rechten Ohr. Seine alten Jesusschlappen ... ich würd einfach nur 'Schlappen' schreiben, dass sie vom Jesus sind is ja klar...besaß er allerdings immer noch, obwohl sie schon reichlich ausgetreten waren. mE sind hier die Sätze ein bisserl zu lang. --> 'er allerdings noch - reichlich ausgetreten  ... oder ähnlich ... Jesus widmete seine ganze Aufmerksamkeit einem Taschencomputerspiel, bei dem es darum ging, möglichst viele Engel von ihrer Himmelswolke zu kicken. Eine sehr kindische Beschäftigung, wie sein Vater befand. Jesus kümmerte diese Meinung jedoch wenig. Aus seinen „earphones“ dröhnte das Lied „Love is the answer for world peace“ von Libbone Redding. Für die Visite zeigte Jesus üblicherweise wenig Interesse. Er musste trotzdem, und darauf bestand sein Vater, bei jeder einzelnen anwesend sein. das musste trotzdem, und darauf bestand sein Vater .... is doppelt. --> möglicherweise so, denn das 'darauf bestehen' würd ich schon iwie drin lassen: Er mußte dennoch - darauf bestand sein Vater - ....Die Kopfhörer indessen bewahrten Jesus nicht davor, für die Worte des himmlischen Vaters empfänglich zu sein. Gott konnte, wenn er dies wünschte, jederzeit mit seinem Sohn in Verbindung treten, denn der Herr war imstande, die Lautstärke aller Kopfhörers dieser Welt herunter zu regeln, wie er es wollte. Und dazu brauchte er nicht einmal ein spezielles Bluetooth-Signal. Ohne Blootooth. Er tat dies vollkommen mit seiner göttlichen Kraft.

Zur linken Seite Gottes sollte eigentlich der heilige Geist sitzen, aber der hatte sich wieder einmal verdufte. Er kannte die schlechte Laune des himmlischen Vaters bereits, die ihn regelmäßig bei seinen Visiten befiel. Und deswegen drückte sich der heilige Geist vor dem  lästigen Termin, wann immer er konnte. ... vllt umformulieren? denn das 'verduftet' und dieser Satz sind eigentlich identisch. Der satz liefert nur die Begründung. Die könntest du schon oben einbauenSeine Stelle nahm heute Petrus ein. Dieser leistete Gott in letzter Zeit häufiger Gesellschaft bei jenem täglich wiederkehrenden Ereignis, denn es plagte ihn sein schlechtes Gewissen. Petrus fühlte sich für einen Teil der Misere mitverantwortlich, die Gott tagtäglich so erzürnte. Und wenn Gott noch so sehr über die herrschende Situation wetterte, Petrus blieb bei ihm und hörte sich alle Klagen geduldig an.

Und so sah Gott auch heute herab auf seine Schäfchen und seufzte schwer. Von seiner Himmelswarte aus wirkten die Menschen tatsächlich wie Schafe - wie kleine, dumme Wollknäuel. Gott verfolgte das Treiben auf der Erde einige Minuten lang schweigend. Petrus  wusste jedoch, was nun unweigerlich folgen würde. Und der frühere Apostel wurde nicht enttäuscht, denn es dauerte nicht lange, bis der Herr über Gott und die Welt und vor allem die Kirche zu schwadronieren begann:

genial: Wortwahl und Sprachmelodie. Klingt wie ein Predigt. Oder, wie wenn mit getragener Stimme aus der Bibel vorgelesen wird. 'Und so ergab es sich, ....
 
„Seit 2000 Jahren schon muss ich mir in ihren Gotteshäusern täglich die gleiche Litanei anhören, als wäre ich taub und .. eine 'oder' würd' vllt besser passen?hätte die Worte noch nicht richtig verstanden. Riesige Kirchenpaläste und Prunkbauten haben sie mir errichtet und glauben, dass ich darin wohnen wollte.“
Sein Freund Petrus strich sich über den Bart und intervenierte vorsichtig:
„In den Kirchen, meinen die Menschen, wären sie Euch besonders nahe.“
Da nahm sich Gott eine schwarze Gewitterwolke und kühlte damit seine Stirn.



Zitat:
„Was für ein Missverständnis!  In Wahrheit sind sie mir nirgendwo ferner als dort. Überall nur Gold und Tand. Woher wollen sie wissen, dass ich solche materiellen Werte schätze?“ Gott verachtete diesen zur Schau gestellten Reichtum der Kirchen ebenso wie jenen religiösen Kitsch in den Wohnstuben des Volkes: die bunt bemalten Weihwasserbecken aus Porzellan, die mit Lichtern und allerlei Unrat geschmückten Herrgottsecken, die  Marienstatuen, Heiligenfiguren aus Holz und natürlich die Papstbildchen in den Gebetsbüchern der Sonntagsfrommen.
„Meine Botschaft ist die Liebe. Ist das so schwer zu begreifen? Kein Hass, keine Niedertracht, keine Intrigen und Bösartigkeiten.
„Mehr denn je regiert auf der Erde die Rücksichtslosigkeit“, pflichtete Petrus bei. „Es siegt der Starke über den Schwachen und nicht die Liebe über den Hass.“

(Fortsetzung folgt)


leider wird's jetzt all zu einfach, vordergründig, oberflächlich. Sowohl inhaltlich, als auch sparchlich.

Dieses Liebe:Hass - Zeug is viel zu ausgelutscht, als dass es in so einem Text nötig wär, könnte mit viel mehr Witz und Scharm, weniger Zeigefinger und göttlichem Selbstmitleid transportiert werden. Die sprache müßte mE gerade in der direkten Rede viel getragener sein.

--> welch Mißverständnis
--> ferner denn dort
--> Allenthalben nur Gold

Dieser Teil is mE viel zu sehr 'persönliche Meinung des Autors' zu wenig subtil. Außerdem widersprüchlich. Gottes Botschaft is die Liebe, aber er verachtet.

Angenommen das ist absicht und es kommt raus: Gottes Botschaft is in Wirklichkeit eh der HAss, kommst du in Teufels Küche Wink

Fazit: einige Highlights, bis auf den Dialog auch sprachlich ziemlich gut, spannend, witzig. Leider gegen Ende zu doch sehr nachlassend. Dennoch im Grunde mit Vergnügen gelesen. Harre der Fortsetzung.


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag02.12.2009 19:24

von Alogius
Antworten mit Zitat

Hi,

um mich zu erinnern, hier auch die Fortsetzung zu lesen und weil ich dann erst kommentieren werde, schreibe ich vorab nur:
Genialer Titel! smile

Bis später dann!

Tom


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag02.12.2009 23:30

von BlueNote
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Guten Abend lupus und Alogius,

schön, dass ihr euch für diesen Text interessiert habt. Er war viel schwieriger zu schreiben als irgendeine Beziehungskiste, weil man die richtige Balance zwischen Witzeleien und "Zeigefinger" finden musste.

lupus, deine Hinweise waren sehr wertvoll. Ich habe auf deine Tipps hin bereits einiges in der zweiten Hälfte des Textes geändert.

Zu den Einzelheiten:
Ich denke auch, dass es heißen muss, Jesus lümmelt auf der Wolke.

Jesusschlappen ist ja ein feststehender Ausdruck für etwas schlampige Sandalen. Das würde ich gerne behalten.

Du hast einige Redundanzen benannt, die tatsächlich überflüssig sind.

Zitat:

leider wird's jetzt all zu einfach, vordergründig, oberflächlich. Sowohl inhaltlich, als auch sprachlich.


Ja, ich denke auch, die Passagen über die Nächstenliebe etc. sollten etwas anspruchsvoller gestaltet werden. Besser wäre wohl, wenn man sich einer "Bibelsprache" bedienen würde. Zunächst dachte ich, Gott drückt sich einfach und direkt aus. Etwas origineller sollte es wohl tatsächlich sein. Guter Tipp! Das Hadern mit der Kriche steigert sich natürlich noch - und man darf nicht vergessen, dass die Kritik an der Kirche der Kern ist und die Gags nur Beiwerk, also kann man die Klagen nicht einfach streichen oder zu sehr kürzen - aber phantasievoller formulieren.

Zitat:

Gottes Botschaft ist die Liebe, aber er verachtet.


Das ist ein wichtiger Gedanke. Wie kann man das auflösen? Entweder Gott verzeiht weiterhin, oder er hat die Schnauze voll wink
Vielleicht darf in einer Satire einfach ein kleiner Widerspruch bestehen bleiben, dann dass Gott nicht alles mitmacht, was in seinem Namen angezettelt wird, ist ja die eigentliche Überraschung des Textes. Ich werde darüber nachdenken.

Deine Kritik war großartig! Ich denke immer noch über die einzelnen Punkte nach und wie man sie umsetzen könnte. Vielen Dank dafür.

BlueNote
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
patar
Geschlecht:männlichSchneckenpost
P


Beiträge: 6



P
Beitrag03.12.2009 16:11

von patar
Antworten mit Zitat

Finde ich jetzt weniger gelungen. Der harmlose Humor erinnert ein bißchen an Mittermaier Gags, so die Darstellung Christi, zündet aber nicht. Ironie sollte für sich selbst sprechen und keiner Anführungszeichen bedürfen, sieht man in schöner Regelmäßigkeit bei den Simpsons, also earphones entweder ohne oder ganz streichen. Ich weiß, das soll jetzt die Fallhöhe durch bewußte Verwendung von Jugendsprache erhöhen, wirkt aber immer etwas spießig.
Für das Thema, das du dir ausgesucht hast, ist der Humor viel zu harmlos. Ich würde da jetzt Erhardt Witzeleien erwarten, einen Bayern im Himmel oder Otto aber keine ernstgemeinte Kritik an der Amtskirche. Kritik hat die Eigenschaft per se ziemlich unkomisch zu sein. Wenn, müßte dein Text also voll beißendem Spott daherkommen. Mittermaier Humor beruht auf dem Prinzip, daß sich keiner wirklich verletzt fühlt und jeder mitlachen kann. Das ist fein, wenn man sowas mag. Taugt jedoch gar nicht um Mißstände anzuprangern. Er mag vielleicht Witze über die Frisur der Kanzlerin machen aber kaum über ihr Steuerprogramm.
Was den Kern deiner Kritik betrifft, kommst du ungefähr 500 Jahre zu spät. Was soll daran noch interessant sein? Also mir brennt der süddeutsch-österreichische Katholizismus nicht gerade auf den Nägeln. Die in der Kirche organisierte Religion taugt einfach nicht mehr als Gegner, das ist wie einem wehrlosen häßlichen Kind den Lolli wegnehmen: keine Relevanz heutzutage. Ausnahme sind Mißbrauchsfälle in kirchlichen Schulen etc aber darüber schreibt sich kein leichtfüßiger Text. Die Amerikaner machen sowas ja gerne, siehe "Religulous" aber der holt eher gegen die Evangelikalen aus. Meines Erachtens wurde, was die ernstgemeinte Kritik betrifft, schon längst alles gesagt.

 
mfg,
patar
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag03.12.2009 18:04

von BlueNote
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi patar,

Zitat:

Meines Erachtens wurde, was die ernstgemeinte Kritik betrifft, schon längst alles gesagt.


Mich würde interessieren, wer das denn war, der schon längst alles gesagt hat, was ernstgemeinte Kritik betrifft. Vielleicht Harald Schmidt oder Oliver Pocher? Kann sein!

Grundsätzlich ist mir die "getragene" Kritik, von der lupus sprach, etwas lieber als diese Abwatsch-Comedien-Schelte, die du offenbar erwartet hast. Kirche ist immer noch ein großes gesellschaftliches Thema - vielleicht weniger dazu geeignet, dem abgestumpften Fernsehkonsumenten noch ein müdes Lächeln zu entlocken.

Vielleicht siehst du auch die Witzeleien zu sehr im Vordergrund. Schön wäre es, wenn sich das ein oder andere schlichtere Gemüt an den Anspielungen und Zitaten im Text erfreuen könnte.

Dass die angesprochene Thematik "keine Relevanz heutzutage" hat, kann ich nicht nachempfinden. Was hat denn heutzutage Relevanz? Die Simpsons oder Mittermeier etwa? Ist Relevanz = Zeitgeist?

Dann bedanke ich mich bei dir für deinen launigen Beitrag (der mir der Laune allerdings etwas verthagelt hat).

Man bedankt sich ja für fast alles.

BlueNote
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag03.12.2009 18:43

von BlueNote
pdf-Datei Antworten mit Zitat

II.

Da wurde Gott nachdenklich. Fast wollte er sich für diese Tatsache entschuldigen, denn das Gesetz ‚Fressen und Gefressen werden‘ hatte schließlich er höchstpersönlich in die Welt gesetzt.
„Die Evolution erschien mir als das einzig mögliche Mittel, eine Weiterentwicklung des Lebens zu erreichen, ohne ständig wegen Kleinigkeiten in den Weltenlauf eingreifen zu müssen. Schließlich habe ich die Welt nicht, wie es heißt, an 7 Tagen vollendet. Die Schöpfung hat mich Jahrmilliarden gekostet. Und ich arbeite noch immer daran, denn die Welt ist nie fertig.“
Petrus wusste natürlich von alledem. „Ich wollte nicht zweifeln an Eurem Werk …“, murmelte er.
„Und trotzdem soll der Mensch gut sein, selbst in einem System, das getrieben ist vom Prinzip der Unterwerfung des Schwachen durch den Starken und in der sich die meisten Kreaturen ihre Mitgeschöpfe am liebsten im eigenen Magen wünschen.“
Petrus nickte stumm.
„Die Menschen aber ignorieren mein Gebot der Nächstenliebe. In ihren Gebeten flehen sie mich täglich an und bitten reumütig um Verzeihung für ihre Verfehlungen. Sie wissen genau, dass meine Güte grenzenlos ist. Meine Geduld aber ist es nicht. Sobald ihre Gebete beendet sind,  führen sie ihr gewissenloses Leben fort, als ob sie mich niemals um Erhörung angerufen hätten. So erweisen sich ihre Gebete als leere Worte. Meinen eingeborenen Sohn habe ich ihnen auf die Erde geschickt, um das Wort Gottes zu verkündigen. Bist du ihnen nicht Lehrer und Vorbild zugleich gewesen, mein Sohn?“
Jesus rollte mit den Augen: „Erinnere mich bloß nicht daran!“
Darauf Gott bedeutungsvoll: „Die Menschheit könnte eine kleine Auffrischung meiner Botschaft vertragen …“
Doch da hatte er einen empfindlichen Nerv bei seinem Sohn getroffen. „Hey“, rief dieser, „schick mich bloß nicht wieder dort hinunter. Die Kreuznummer vor 2000 Jahren war bereits der reinste Horror. Heute würden sie mich sicherlich aus ihren Kirchen jagen oder in eine Irrenanstalten sperren.“
„Vielleicht entsende ich dieses Mal doch besser den heiligen Geist“, überlegte Gott.  Der ist in seiner Erscheinungsform viel kreativer und sorgt für Überraschungen.“ Jesus hatte nichts dagegen einzuwenden und beschäftigte sich weiter mit seinem Engelsspiel. Petrus räusperte sich kurz und deutete an, dass er sich gerne entfernen wollte, da aber fuhr Gott in seiner Rede fort:
„Menschen wurden auf die Schlachtfelder getrieben. In Religionskriegen, Kreuzzügen wurden tausende Menschen niedergemetzelt. Geschah das etwa  im Namen der Liebe? Die heilige Inquisition verbrannte einen Teil meiner Schöpfung auf den Scheiterhaufen, angebliche Hexen loderten im Reisig. Verstanden sie so meine Lehre?“

Petrus suchte nach einer Entschuldigung: „Mein Herr, ich sehe es selber mit Befremden, wie sehr sich die Kirche von der einstigen Urkirche entfernte. Ich wurde zum Nachfolger Christi ernannt und bis zum heutigen Tage wählen sie einen Vertreter, der glaubt, in Eurem Namen zu sprechen. Doch diese Nachfolge war nie mein Wille. Die Macht der Kirche ist gleichzeitig meine eigene Ohnmacht.“
„Kirche und Macht, das ist ein dunkles Kapitel.“ Nach einer Pause fuhr Gott fort: „Aber es sind auch viele Kleinigkeiten, die das Bild der  Heuchelei ergänzen. Die Scheinheiligkeit der Geistlichen etwa,  die sich selbst das Zölibat auferlegt haben, mit ihrer Haushälterin jedoch wie mit einem Eheweib  zusammenleben. Nirgends steht geschrieben, dass sie enthaltsam sein sollen. Die Liebe ist das Heil, in all ihren Ausprägungen. Sie muss nicht im Verborgenen stattfinden. Ebenso wird die gleichgeschlechtliche Liebe von den frommen Herren verteufelt, die, nebenbei gesagt, besonders in Kirchenkreisen weit verbreitet ist. Gegen Homosexualität haben wir hier oben aber gar nichts einzuwenden, nicht wahr Petrus?“ Gott sah Petrus verschmitzt an. Petrus nahm all seine Kraft zusammen, um nicht zu erröten. Doch Gott hatte bei seiner Anspielung eher an den smarten Johannes, als an den gestrengen Petrus gedacht. Petrus rollte nur kurz mit den Augen und versuchte anschließend, seinen Gesichtsausdruck milde wirken zu lassen.
In diesem Moment leitete Gott glücklicherweise das rituelle Ende ihrer Versammlung ein, denn zum Abschluss der Visite zerrissen sich die Männer traditionsgemäß die  Kleider, so dass sie unvermittelt nackt dastanden. Die himmlischen Heerscharen brachen in unbeschreibliches Wehklagen aus und Gott, der Vater, der Sohn und Petrus in Vertretung des Heiligen Geist umarmten sich weinend und  voller Niedergeschlagenheit.
 
„Mein Gott“, rief Petrus aus, jetzt muss etwas geschehen! Ich rate Euch, möglichst schnell ein paar Wochen in den Urlaub zu fahren.“
Gott war damit einverstanden. Und so suchte sich der himmlische Vater einen abgelegenen Urlaubsort in einer fernen Parallelwelt irgendwo im Mutiversum und ließ es sich dort sechs Wochen lang gut gehen. Die Menschen in den Kirchen aber waren für diese Zeit gottlos. Davon merkten sie jedoch nichts, denn die Verbindung zu Gott hatten sie schon seit langer Zeit verloren.


Ende
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Münsch
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 415
Wohnort: Berlin


Beitrag03.12.2009 22:17

von Münsch
Antworten mit Zitat

Hallo Blue Note,

ich schließe mich hier lupus an, wenn er darauf hinweist, dass der Text
Zitat:
zu einfach, vordergründig, oberflächlich
sei.

Sicherlich hast du recht, wenn du schreibst, dass Kirche immer noch ein relevantes Thema ist, aber die Punkte, die du ansprichst (Leibfeindlichkeit, Wasser predigen, Wein trinken) sind schon hundertmal gesagt worden und sind genau so gesagt worden.
Mir fehlt hier eine originelle, neue Einsicht, die den Text zu einer echten Satire machen könnte.

Insgesamt habe ich das Gefühl, ich soll durch die Geschichte (vor allem durch Gottes Monolog) weniger überzeugt, als vielmehr überredet werden.

Vom Schreiberischen her finde ich den Text gut und flüssig geschrieben.

Ein echtes Highlight war:
Zitat:
Bist du ihnen nicht Lehrer und Vorbild zugleich gewesen, mein Sohn?“
Jesus rollte mit den Augen: „Erinnere mich bloß nicht daran!“


Viele Grüße,
Münsch


_________________
Nobody expects the Spanish Inquisition!

████ This is hoizbrettl. Copy hoizbrettl into your signature and use it to hau special deppade leit!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag03.12.2009 23:39

von BlueNote
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Münsch,

auch über die Liebe, den Tod etc. ist schon Millionen Male das gleiche gesagt worden. Die eigentlichen Kritikpunkte bzgl. Kirche kann man nicht neu erfinden, denn es sind einfach immer die gleichen. Deswegen rate ich dazu, bei diesem Text auf Details zu achten. Dass Gott sich als der Erfinder der Evolution entpuppt, wäre so eine Kleinigkeit, denn das spricht doch sehr gegen den offiziellen Schöpfungsgedanken. Auch dass es im Himmel Homosexualität gibt, habe ich so noch nicht gelesen.

Aaaalso, obwohl ihr natürlich auch irgendwie recht habt ... finde ich euere Erwartungshaltung teilweise etwas zu sehr auf Sensation getrimmt. Wir sind ja hier in einer Talentschmiede (und lernen das Schreiben von Texten) und keine Philosophen oder Theologen, die sich neue Gedankenkonstrukte erarbeiten. Auch möchte ich aus der Geschichte keinen Witztext machen, bei dem es nur so scheppert und kracht. Im übrigen hat lupus nicht behauptet, dass der ganze Text oberflächlich ist, sondern dass zum Schluss hin die wörtliche Rede abfällt und er hat diese Kritik mit Verbesserungsvorschlägen verbunden. Wenn der ganze Text oberflächlich sein soll, kann man wohl nichts mehr machen ...

Ich habe schon gesagt, dass die Monologe Gottes am schwierigsten zu schreiben waren, denn einerseits sind die Themen vorgegeben, man möchte sie aber dennoch halbwegs originell ausdrücken. Mich würde mal interessieren, was denn eine neue, originelle Einsicht in die Thematik sein könnte. Man kann schließlich nichts neu erfinden. Die Dinge sind so, wie sie sind.

Vielleicht habe ich den Einwurf von patar zu leichtfertig abgetan. Der "beißende Spott", den er vorschlägt, ist vielleicht angebracht, mir aber einfach viel zu laut, zu radikal, zu unversöhnlich. Es würde schnell, wie er sagte, unwitzig bzw. sehr ernst, ereifernd werden. Das ist nicht, was ich wollte. Dennoch war es schlüssig, was er schrieb.

BN (very blue)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Münsch
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 415
Wohnort: Berlin


Beitrag05.12.2009 18:56

von Münsch
Antworten mit Zitat

Hallo Blue Note,

Zitat:
auch über die Liebe, den Tod etc. ist schon Millionen Male das gleiche gesagt worden. Die eigentlichen Kritikpunkte bzgl. Kirche kann man nicht neu erfinden, denn es sind einfach immer die gleichen.

Ja, es stimmt, die Themen sind immer die gleichen. Und gerade da liegt die Herausforderung. Vielleicht ist es besser, sich nicht an den Gesamtkomplex "Kirche" zu setzen, sondern Einzelpunkte herauszugreifen. Dann kann man besser in die Tiefe gehen.
Die besten Religionssatiren, die ich in letzter Zeit mitbekommen habe, waren die über Kreationismus. "Intelligent Falling" und "Unintelligent Design" sind einfach großartige Erfindungen. Auch funktioniert m.E. Satire immer dann am besten, wenn man den sich Fehlverhaltenden reden lässt und über dessen Äußerungen die Entlarvung stattfindet. Dann geht - so man es geschickt macht - der erhobene Zeigefinger verloren.
Zitat:

Dass Gott sich als der Erfinder der Evolution entpuppt, wäre so eine Kleinigkeit, denn das spricht doch sehr gegen den offiziellen Schöpfungsgedanken.

Gegen den offiziellen Schöpfungsgedanken spricht es schon, aber wenn man sich in evangelischen und katholischen Foren umtut und dort die Evolutionsthreads verfolgt, kommt diese These durchaus von Gläubigen ins Spiel: Dass Gott die Evolution erfunden hat, um die Schöpfung möglich zu machen.
Zitat:
Auch dass es im Himmel Homosexualität gibt, habe ich so noch nicht gelesen.

Dass vielleicht nicht, aber das Jesus und seine Jünger nachts was anderes getan haben, als Menschen zu fischen, ist nicht neu.

Zitat:
Mich würde mal interessieren, was denn eine neue, originelle Einsicht in die Thematik sein könnte

Sowas kann man in den von mir schon angesprochenen Foren finden. Zum Beispiel fand ich dort folgende Argumentation bzgl. Kinder mißbrauchender Priester (ich erzähle es sinngemäß):

Für diese Auswüchse sind nicht das Zölibat und die katholische Kirche verantwortlich zu machen. Solche Verbrechen sind satanisch. Die Priester vergehen sich meistenteils an Jungen. Sie sind also schwul. Schwule sind des Teufels. QED.

Erstaunlich fand ich die Andeutung, dass deine Kritiker sensationslüstern und anscheinend der Oliver-Pocher-Fips-Asmussen-Schenkelklopf-Fraktion zuzurechnen sind.
Glaub mir, dem ist nicht so.

Viele Grüße
Münsch


_________________
Nobody expects the Spanish Inquisition!

████ This is hoizbrettl. Copy hoizbrettl into your signature and use it to hau special deppade leit!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag06.12.2009 01:16

von BlueNote
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Mü!

Zitat:

Vielleicht ist es besser, sich nicht an den Gesamtkomplex "Kirche" zu setzen


Meine Ausgangsüberlegung war: Warum sieht man es einem gläubigen Christen nicht an, dass er ein besserer Mensch ist? Diese Aufzählung bzgl. des Sündenregisters der Kirche ist mir erst danach eingefallen - so kam es zu dem "Gesamtkomplex Kirche". Ich denke, du hast Recht, dass es besser wäre, sich nur ein Thema herauszusuchen. Inzwischen würde mich am meisten der Widerspruch zwischen "der Stärkere/Rüchsichtsloseste" setzt sich durch und dem Gedanken der Nächstenliebe (oder: was will die Schöpfung wirklich) interessieren.

Ich hatte schon beim Schreiben die leichte Ahnung, dass man so unbedarft nicht an eine solche Story gehen kann. Ich habe zwar jede Menge nachgelesen, aber hier kann man sich nicht genug Fachwissen aneignen. Allerdings, je mehr Fachwissen man hat, umso verschiedener (zum Ausgangstext) wird der Text - um nicht zu sagen: es wird ein ganz anderer Text.

Zitat:

evangelischen und katholischen Foren umtut und dort die Evolutionsthreads


So etwas zu lesen geht mir dann doch zu weit - hängen diese Leute doch erkenntnismäßig der Wissenschaft oft um Jahrhunderte hinterher.

Zitat:

das Jesus und seine Jünger nachts was anderes getan haben, als Menschen zu fischen, ist nicht neu.


Mir schon wink

Zitat:

Solche Verbrechen sind satanisch.


Der Domkapitular, der bei uns letztes Jahr noch gefirmt hat, verging sich an kleinen Jungs. Der sah eigentlich ganz nett aus.

Wer so, wie von dir zitiert, argumentiert, ist sowieso nicht ganz dicht. Vielleicht ist die ganze katholische Kirche "satanisch".

Zitat:

Erstaunlich fand ich die Andeutung, dass deine Kritiker sensationslüstern und anscheinend der Oliver-Pocher-Fips-Asmussen-Schenkelklopf-Fraktion zuzurechnen sind


Nun, meine ausgeschütteten Wuthormone (weil der Text so lau aufgenommen worden ist und doch jede Menge Arbeit gemacht hat) sind wohl inzwischen abgebaut. Vielleicht kann ich jetzt wieder klar denken und genauer lesen wink

Ciao

BlueNote
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag06.12.2009 01:24

von Alogius
Antworten mit Zitat

Hi BN,

ich werde morgen (heute, wenn's hellt) mich mit dem Text befassen, wie angekündigt.
Nur dass Du weißt, habe Dich nicht vergessen!

Gruß
Tom


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag06.12.2009 12:31

von Alogius
Antworten mit Zitat

Moin,

der Titel ist sehr gut gewählt, das Zitat entspricht dem Programm. Das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt, genau wie Teil I des Textes. Den habe ich sehr gern gelesen, und er ist auch sehr stimmig:
Die "alltäglichen" (weil: Arbeitsalltag Gottes) Nöte und Sorgen des Herrn stellst Du in einer guten Mischung aus Satire und Humor (im Sinne von: nicht satirisch, sondern einfach komisch) dar. Es herrschen da einige Missverständnisse zwischen der doch simplen, aber dennoch grundlegenden Botschaft (Liebe) und der Umsetzung durch die Schäfchen. Das wird sprachlich auch sehr gut verpackt und umgesetzt.
Jesus ("der ewige Sohn", das ist sehr toll) und Petrus wirken als zusätzliche humoristische Kommentare, während der heilige Geist die Dreifaltigkeit kaputt gemacht hat, sozusagen. Das ist auch ausnehmend gelungen in Teil I, der übrigens wie eine lange, aber nie langweilige Einleitung wirkt.

Richtig: Teil I ist besser als II.

Denn wo im ersten Teil die Weichen gestellt werden für eine gelungene Satire (trotz eines schon oft benutzten Themas), kreist in Teil II das Problem immer noch herum. Es wird moralisch (Evolution, Kirche vs Urkiche usw.), aber verbindet sich dabei nicht mit dem gesetzten satirischen Anspruch. Hier wären einige Boshaftigkeiten wichtig, fiese Spitzen und vielleicht auch aberwitzige Übertreibungen. Ich hatte erwartet, dass Gott tatsächlich auf die Erde hinab steigt, um das Problem bei der Hand zu packen, um es zu lösen.
Stattdessen lamentierten sie da oben im Himmel und kriegen es nicht gebacken. Das spricht natürlich Bände und teilweise wirkt das auch skurril, aber insgesamt funktioniert es nicht. Es wird zu viel geredet und moralisiert, ohne dass der Funke die Lunte trifft, die Sache absurder wird und so zum Höhepunkt steuert.
Lediglich das Ende, also die Gottlosigkeit der Menschen erwähnt wird, überzeugt wieder.
Dazwischen wäre mehr drin gewesen.

Fazit:

Dass wir uns verstehen:
Der Text ist insgesamt nicht schlecht, aber ihm fehlt einfach die Würze oder der Punkt, an dem das Fass zum Überlaufen kommt. So fehlt ihm am Ende das Neue, das Überzeugende.
Dennoch ist mir klar, dass es schwer ist, auf dem Gebiet wirklich originell zu werden. In Teil I hat das meiner Ansicht nach noch geklappt, aber Teil II baut darauf nicht auf.
(Sprachlich wurden schon viele Anmerkungen gemacht, die ich jetzt nicht wiederhole.)

Gruß

Tom


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag07.12.2009 00:33

von BlueNote
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Al,

Zitat:

Hier wären einige Boshaftigkeiten wichtig, fiese Spitzen und vielleicht auch aberwitzige Übertreibungen.


Da hätte ich schon einige Ideen. Bei einer geht allerdings die ganze Welt drauf. Das wäre dann zumindest eine "aberwitzige Übertreibung". Vielleicht schreibe ich das irgendwann demnächst nieder - aber dann heißt es vielleicht: völlig übertrieben.

Dass ím 2. Teil zu viel rumgeeiert wird, habe ich beim Schreiben schon befürchtet. Zum maßlosen Übertreiben konnte ich mich da noch nicht überwinden.

Zitat:

Ich hatte erwartet, dass Gott tatsächlich auf die Erde hinab steigt, um das Problem bei der Hand zu packen, um es zu lösen.


Zu lösen?? Shocked Er könnte ja auf die Erde niederkommen und sich als Osama bin Laden entpuppen (gerade dabei, die Menschheit auszurotten). Aber ist das nicht ein bisschen billig?

Zitat:

ohne dass der Funke die Lunte


OK! Meine Idee wäre, dass Gott vor Wut als Supernova explodiert (sich dann aber wieder zusammensetzt), dabei aber leider auch seine schöne Welt kaputt geht. Dann würde auch noch der Schluss passen, dass sie sich vor Verzweiflung die Kleider zerreißen etc. Apokalypse now! Könnte man bestimmt herrliche Bibelzitate bringen. Wär das was?

Der Weihnachtsurlaub würde sich anbieten, die Welt zugrunde zu richten. Vielleicht mach ich's noch.

Vielen Dank für deine wertvollen Tipps.

BlueNote
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag07.12.2009 00:55

von Alogius
Antworten mit Zitat

Lösen meinte natürlich nicht, dass er erfolgreich wäre, sondern einige gewaltig scheiternde Versuche...

_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Trash
Non Sense - am Rande der Klippe
von Günter Wendt
Günter Wendt Trash 38 15.05.2023 19:00 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Veranstaltungen - Termine - Events
Fabula Est 2022
von 03mtep13
03mtep13 Veranstaltungen - Termine - Events 3 31.01.2022 22:11 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Veranstaltungen - Termine - Events
Fabula est 2020 - Solingen am 16.05.2020
von Pollux
Pollux Veranstaltungen - Termine - Events 0 03.03.2020 21:58 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Veranstaltungen - Termine - Events
1. Fabula Est
von Glencoe
Glencoe Veranstaltungen - Termine - Events 1 25.09.2018 15:51 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Formsache und Manuskript / Software und Hilfsmittel
Schreib-/Publishing Software für Non...
von Vaughn
Vaughn Formsache und Manuskript / Software und Hilfsmittel 2 26.08.2018 17:32 Letzten Beitrag anzeigen


Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!