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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Unsteter Horizont


 
 
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sleepless_lives
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Beitrag12.08.2009 13:57
Unsteter Horizont
von sleepless_lives
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Unsteter Horizont


Er war die Art von Mensch, die wie Wolken im Sommerwind immer weitergetrieben wurden,  immer war da ein unbestimmtes Ziel hinter dem Horizont, eine Straße, die ihn mitnahm und wie ein koffeinüberfluteter Reisebegleiter von den Orten in der Ferne schwärmte, von unbekannten Städten und Landschaften, von neuen Erfahrungen und fremden Menschen. Stillstand existierte nur als kurzes Atemholen, als Schatten, der benötigt wurde, um das Licht wahrzunehmen, oder so sagten sie zumindest. Doch eines Tages saß eine Frau am Straßenrand vor einem billigen, beräderten Imbissstand auf einem ebenso billigen Plastikklappstuhl und las ein Buch. Es hätte am Ende einer Sackgasse an der Küste sein sollen, mit dem Ozean, weit, blau und schaumgekrönt dahinter, aber es war nur eine ordinäre Durchgangsstraße in einem Industriegebiet, mit einer Bushaltestelle, an der die lokale Buslinie endete und der Bus, als habe er sich es anders überlegt, wieder zurück in die Stadt fuhr. Das braune Haar der Frau wurde vom Wind in ihr Gesicht getrieben, und sie strich es mit der Handfläche nachlässig zurück, als er mit seinem wanderndem Blick vor ihr stand. Doch ihr Gesicht konnte er immer noch nicht sehen, weil ihre dunklen Augen ihn blendeten.

Bist du hungrig? fragte sie, ist umsonst, ich mach jetzt eh zu. Seh ich so dürr aus? fragte er und sie nickte. Ja, sehr hungrig, sagte er, was liest du? Mitternachtskinder, sagte sie. Er aß zwei Hotdogs und eine Portion Pommes, dann tranken sie beide noch ein Bier und saßen auf Klappstühlen und redeten über Gott und die Welt und darüber, wie sich das Licht verändert mit den Jahreszeiten. Ihr fein geschnittener Mund hatte etwas dauerhaft Spöttisches und ihre Augenbrauen bewegten sich ständig, sprangen auf und ab, aber er konnte ihr Gesicht nicht erkennen, weil ihre dunklen Augen ihn blendeten. Wenn sie lächelte, bildeten sich kleine Fältchen in ihren Augenwinkeln. Wie heißt das, fragte er, denn er war immer auf der Suche nach dem richtigen Wort. Krähenfüße, sagte sie und er dachte, wie passend, denn ein paar Krähen hatten sich auf dem Dach des nächstliegenden, gesichtslosen Fabrikgebäude niedergelassen und beobachteten die beiden neugierig. Ich heiß Lena, sagte sie. Und ich Andrej, sagte er. Lena räumte den Imbissstand auf, putzte kurz und schloss ab.   

Kommst du mit mir nach Hause, fragte sie, auf ein Glas Wein? Gern, sagte Andrej. Ist nicht weit, meinte Lena und sie gingen die nächste Querstraße hinunter vorbei an kastenförmigen Gebäuden, die in der Abenddämmerung ihre Farben gegen einheitliches Grau eingetauscht hatten, wenn sie denn je welche besessen hatten. Sie gingen auf einer Brücke über einen schmalen Kanal und das  trübe Wasser reflektierte das in sich zusammenfallende Licht am Horizont. Drecksbrühe, total vergiftet, sagte Lena eher nebenbei. Sie gingen entlang einer Reihe von bräunlichen Mietshäusern, die man hinter dem Industriegebiet vergessen hatte, ein Dutzend Häuser, nicht mehr, von der Stadt allein gelassen, die leblose Straße flankierend, die ihren Zweck verlor, nachdem sie die Häuser hinter sich gebracht hatte, und in einem freien Feld mit Gras und Gestrüpp endete. Lena sagte, hier ist es, und fasste Andrej an der Schulter und hielt ihn an, setzte die sich unablässig drehenden Rädchen von Andrejs innerem Getriebe in den Leerlauf. Die Wohnung im zweiten Stock hatte nicht viel zu bieten, aber Andrej war niemand, dem an viel etwas lag. Lena sagte, ich geh erst mal duschen, der Geruch von den Fritten. Der Wein steht hier im Küchenschrank. Ich zeig's dir. Andrej schenkte zwei Gläser ein und setzte sich an den Küchentisch und fing an Lenas Buch zu lesen, das sie auf den Tisch gelegt hatte. Als sie zurückkam, hatte sie ein Handtuch um den Körper gewickelt. Andrej zog die Augenbrauen hoch. Was? sagte Lena, hatte grad kein größeres, und leerte ihr Weinglas in einem Zug. Sie fügte hinzu, es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die das Leben mitunter erträglich machen: Alkohol und Vögeln. Und beides wird ein Problem, wenn es eine Gewohnheit wird. Andrej sagte, schon klar, und blickte sie an, aber er konnte ihr Gesicht nicht sehen, da ihre dunklen Augen ihn blendeten.  

Andrej war die Art von Mensch, die wie Wolken im Sommerwind immer weitergetrieben wurden, und Lena hasste Wiederholungen und irgendwie war alles klar und ausgesprochen, und es war schon überraschend, dass sie am nächsten Morgen beide wieder in der Küche saßen und gemeinsam frühstückten. Kaffee gibt's bei mir keinen, vertrag's nicht mehr, hatte Lena gesagt, dann hatten sie  eher schweigend gegessen, als ob sie die gemeinsame Zeit schon über ihr natürliches Maß gedehnt hätten und nichts mehr übrig geblieben wäre, das noch ausgetauscht werden könnte. Muss jetzt langsam zur Arbeit, sagte Lena und Andrej meinte, ja, ich muss auch los. Sonst komm ich heute nie bis nach J., und griff sich seine Reisetasche. Es gab keine umarmungsreiche Abschiedsszene, draußen im harten Licht des Morgens an der Bushaltestelle, es war nur ein ruhiges ›Pass auf dich auf‹ und ähnliches mehr. Lena wiederholte noch einmal die Nummer des Busses, den Andrej von der Stadt aus nehmen musste, wenn er nicht wieder an einer Endstation stranden wollte, fast, als wolle sie sicherstellen, dass er weiterkomme, aber dann stand sie die verbleibende Zeit, wie der Bus schon in Sichtweite war, zu nah neben Andrej, so dass sich ihre Körper berührten, viel zu nah. Und als er in den Bus stieg, fasste sie ihn am Arm mit einer Geste, die gleichermaßen als Wegschieben wie Festhalten interpretiert hätte werden können.

Andrej  kaufte eine Fahrkarte für den Überland-Bus in der Stadt und stellte einmal mehr fest, das sich sein Zwischen-zwei-Jobs-Geld zu schnell verflüchtigte. Es blieben ihm noch zwei Stunden bis zur Abfahrt und er ging einen Kaffee trinken in einem alternativ angehauchten Café. Es hieß »Punch in the heart«, nach einer Zeile in einem Song von Nick Cave. Der Kaffee kam aus biologischem Anbau und die Kellnerin ganz offensichtlich auch. Die Lokalzeitung hatte er in einer halben Stunde durchgelesen. Auf einer Fensterbank beim Eingang lagen neben den üblichen Flyern und Werbepostkarten ein paar Exemplare von kopierten und mit Heftklammern zusammengehaltenen Blättern. Das Titelblatt zeigte die auseinanderfallenden Teile eines mechanischen Weckeruhrwerks, das offensichtlich direkt auf den Kopierer gelegt worden waren. Auf dem Titelblatt stand in großen Lettern »Wir stehen unter dem Verdacht der Lächerlichkeit«. Er nahm sich ein Exemplar und die Kellnerin, die ihm einen zweiten Kaffee brachte, kommentierte, das ist total gut, bin ein echter Fan von ihr. Von wem? fragte Andrej, aber die Kellnerin war schon außer Hörweite seiner beinahe gemurmelten Frage und redetet einfach weiter, und aussehen tut sie auch noch wie ein Filmstar.

Er blätterte durch die Seiten, da waren Essays und kurze Geschichten, Beobachtungen, real oder erfunden, und ein Fortsetzungsroman, neben Photographien und Bleistift-Skizzen. Auf der vorletzten Seite fand sich ein grobkörniges Photo der Autorin. Andrej fühlte ein seltsames Ziehen in der Magengrube, als er Lena erkannte. Nichts blendete ihn und er starrte minutenlang auf das Bild, fühlte sich, als wäre er mit dem Kopf voraus gegen eine Wand gelaufen. Viermal legte er den Stapel von Blättern weg, nur um ihn sofort wieder aufzugreifen und auf die vorletzte Seite zu blättern. Viermal dachte er, Mann, bin ich blöd. Viermal kniff er die Augen zusammen, um in den Sprenkeln von geschmolzenem Kopiertoner mehr zu sehen, als eigentlich möglich sein konnte. Schließlich riss er sich zusammen, steckte die Blätter in seine Reisetasche. Beim Zahlen fragte er die Kellnerin, wo in der Stadt das Arbeitsamt sei.

Immer noch hungrig? meinte Lena, als er aus dem letzten Bus am frühen Abend gestiegen war und sich mit bestimmten Schritt seinen Weg durch all die Watte gebahnt hatte, die man über der ganzen Gegend ausgekippt zu haben schien, bis hin zu Lenas Imbisswagen. Immer noch sehr hungrig, erwiderte Andrej, und du? Lena blickte ihn mit ernstem Gesicht an und ihre Hände kneteten den Putzlappen, der vom höchst profanen Objekt seines Gebrauchs eine Sekunde zuvor zu einem Gegenstand von ritueller Bedeutung geworden war oder vielleicht auch nur ein Ankertau zum Daran-Klammern. Ich hab den ganzen Tag an nichts anderes gedacht als dich, sagte sie und eine Andeutung von einem Zittern flog durch ihre Stimme. Sie ließ den Lappen fallen und öffnete die seitliche Tür und Andrej war schon um die Ecke des Wagens herumgegangen, fing sie noch auf der obersten Stufe der kleinen Treppe, die von der Tür zum Boden führte, ab und sie ließ sich in seine Arme fallen. Schlimm, sagte Andrej zwischen zwei Küssen. Sehr schlimm, bestätigte Lena, wo soll das nur enden ...



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Bananenfischin
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Beitrag12.08.2009 17:44

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Hallo sleepless,

wie soll ich es sagen?
Hier regnet es gerade, und kühl ist es geworden. Beim Lesen deiner Geschichte aber hatte ich das Gefühl, in eine wärmende Decke gekuschelt zu werden.  Embarassed

Zwei Außenseiter, ein Getriebener, eine Vergessene und/oder Verkannte; der Abstand, den sie zu wahren versuchen und endlich nicht mehr können: Eine Begegnung, die verändert.
Aber nicht so kitschig geschrieben, wie ich das hier gerade tue ...  Embarassed


Einige Dinge, Kleinigkeiten allesamt, habe ich dennoch anzumerken:
Zitat:
und sie strich es mit der Handfläche nachlässig zurück,

das "nachlässig" scheint mir irgendwie nicht das passende Wort zu sein, aber das ist natürlich sehr subjektiv. Ich fände "beiläufig" besser.

Zitat:
beobachteten die beiden neugierig
Beobachten geschieht ja meist aus Neugier, und so könnte man "neugierig weglassen.

Zitat:
die in der Abenddämmerung ihre Farben gegen einheitliches Grau eingetauscht hatten, wenn sie denn je welche besessen hatten.

Ich überlege, ob es nicht - da ja Zweifel besteht - "eingetauscht hätten" heißen müsste.

Zitat:
Sonst komm ich heute nie bis nach J.

Hier bin ich neugierig, warum er nur "J." sagt.

Zitat:
Es gab keine umarmungsreiche Abschiedsszene, draußen im harten Licht des Morgens an der Bushaltestelle, es war nur ein ruhiges ›Pass auf dich auf‹ und ähnliches mehr.

Wo vorher so viel "show" war, kommt plötzlich "tell", das hat mich hier arg holpern lassen.

Zitat:
die gleichermaßen als Wegschieben wie Festhalten interpretiert hätte werden können.

Ist umständlich formuliert, finde ich. "die gleichermaßen Wegschieben wie Festhalten war", sagt das gleiche aus und bezieht noch ein bisschen mehr Stellung, was mir persönlich besser gefällt.

Zitat:
ihre Hände kneteten den Putzlappen, der vom höchst profanen Objekt seines Gebrauchs eine Sekunde zuvor zu einem Gegenstand von ritueller Bedeutung geworden war oder vielleicht auch nur ein Ankertau zum Daran-Klammern.

Das ist zu viel, irgendwie. Etwas wirklich Besseres fällt mir jetzt aber natürlich auch nicht ein ... Hm,vielleicht: "ihre Hände kneteten rastlos und immer heftiger den Putzlappen, so als wollten sie alle Aufmerksamkeit von den Worten weglenken, die hinter Lenas Lippen warteten" Naja ...

Die Beiläufigkeit, mit der vieles in dieser Geschichte erzählt wird, hat mir besonders gut gefallen,  so wie etwa hier:
Zitat:
Lena sagte, ich geh erst mal duschen, der Geruch von den Fritten. Der Wein steht hier im Küchenschrank. Ich zeig's dir. Andrej schenkte zwei Gläser ein und setzte sich an den Küchentisch und fing an Lenas Buch zu lesen, das sie auf den Tisch gelegt hatte. Als sie zurückkam, hatte sie ein Handtuch um den Körper gewickelt. Andrej zog die Augenbrauen hoch. Was? sagte Lena, hatte grad kein größeres, und leerte ihr Weinglas in einem Zug. Sie fügte hinzu, es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die das Leben mitunter erträglich machen: Alkohol und Vögeln. Und beides wird ein Problem, wenn es eine Gewohnheit wird.


Der rote Faden der blendenden Augen gefällt mir als Stilmittel gut, auch wenn ich erst nicht so ganz verstanden habe, warum er sie (und seine Gefühle) nur bzw. erst als Abbild richtig erkennen kann. Mittlerweile habe ich aber eine für mich stimmige Interpretation dessen gefunden, denke ich.

Liebe Grüße
Bananenfischin


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Murmel
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Beitrag12.08.2009 20:10

von Murmel
Antworten mit Zitat

Einfach super. Mit das Beste, was ich je hier gelesen habe.

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versgerber
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V
Beitrag12.08.2009 20:46

von versgerber
Antworten mit Zitat

Gefällt. Und zwar sehr gut.
Mir hätte die wörtliche Rede mit Interpunktion oder als indirekte Rede noch besser gefallen. Auch die Namen der Beiden hätte ich gern früher gelesen. Wie wärs mit "Andrej war die Art von Mann..." gleich am Anfang.
Der Gesamteindruck ist auf jeden Fall top und

Zitat:
Andrej war die Art von Mensch, die wie Wolken im Sommerwind immer weitergetrieben wurden, und Lena hasste Wiederholungen und irgendwie war alles klar und ausgesprochen, und es war schon überraschend, dass sie am nächsten Morgen beide wieder in der Küche saßen und gemeinsam frühstückten.


ist ein toller Satz.

gern gelesen.
lg


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BlackRider
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B

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B
Beitrag13.08.2009 06:45

von BlackRider
Antworten mit Zitat

Was die Bewertung des Textes angeht, neige ich dazu Murmelchen zuzustimmen. Schoen, das spart uns ein Uebermass an Lobesworten smile
Endlich mal wieder Langsatzpflege smile

Gibt natuerlich trotzdem ein paar Sachen zum maekeln smile

Zitat;
Und als er in den Bus stieg, fasste sie ihn am Arm mit einer Geste, die gleichermaßen als Wegschieben wie Festhalten interpretiert hätte werden können.

Andrej kaufte eine Fahrkarte für den Überland-Bus in der Stadt ...

Hier bin ich kurz haengengeblieben, weil er in den Bus steigt, und dann noch zwei Stunden auf den Bus warten muss. Schon klar, er hat die Linie zurueck in die Stadt genommen... einfach nur son kleines Ding, wo etwas wie "Zurueck in der Stadt..." statt "... in der Stadt..." ohne grosse Umstaende die Dinge auch fuer weniger aufmerksame Leser schnell geraderuecken koennte smile

Bei den weggelassenen Gaensefuessen bin ich etwas zwiegespalten. Fuer gewoehnlich wuerde ich sowas in die Effektehascherecke stellen, hier aber scheint es tatsaechlich die traumartige Atmosphaere zu unterstuetzen. Zumindest in der ersten Haelfte. Die zweite beginnt da, wo er in das Nick Cave Cafe geht. Da geht die traumartige Atmosphaere dann etwas verloren, meine ich. Also direkt bei den nennung von Nick Cave (ich schaetze mal, die Referenz zu tatsaechlich Benennbarem reisst uns da raus). Und von da an stoert mich dann ploetzlich auch der fehlende Gaensefuss.


Zitat;
weiter, und aussehen tut sie auch noch wie ein Filmstar. ...
Hm ja, klingt nach der perfekten Frau. Schaut gut aus und kochen kann sie auch noch smile Aber ich nehme an, ziwschen den beiden hat es nicht nur wegen des Aussehens gefunkt. Das waere doch eine praechtige Gelegenheit, der Heldin mal ein durchschnittliches Aussehen zu verpassen, vielleicht noch die klassich faszinierenden Augen mit im gepaeck. (Wie es scheint, hat sie das Spielchen schon oefter durchgezogen, aber wir wissen ja, dass eine Frau dazu nicht unbedingt super aussehen muss wink ).

Zitat:
der vom höchst profanen Objekt seines Gebrauchs eine Sekunde zuvor zu einem Gegenstand von ritueller Bedeutung geworden war ...
 Laughing

Nette Taktik uebrigens, das mit dem Bus bis zur Endstation nehmen. Ich steh auf sowas smile

Zitat:
als Wegschieben wie Festhalten interpretiert hätte werden können. ...
interpretiert haette werden koennen rumpelt ein wenig, mein ich.

Zitat:
Er war die Art von Mensch, die wie Wolken im Sommerwind immer weitergetrieben wurden...
Andrej war die Art von Mensch, die wie Wolken im Sommerwind immer weitergetrieben wurden, und Lena hasste Wiederholungen ...
 Laughing  Klasse gemacht und ein tolles Bild ist es obendrein.

Obwohl ich beim Handlungsort eigentlich auf Oz tippen wuerde (zwinker, zwinker), komme ich trotzdem irgendwie nicht um das Gefuehl herum, das J. fuer Johannesburg steht?


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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag13.08.2009 11:32

von Enfant Terrible
Antworten mit Zitat

Ich wüsste nicht, was ich groß um den heißen Brei herumreden bräuchte.
Wunderbar. Eine tolle Geschichte, erzählt von einem der besten Schreibstile hier im Forum. Gerne, nein, sehr gerne gelesen!


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sleepless_lives
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Beitrag13.08.2009 14:28

von sleepless_lives
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Rezensenten,
vielen Dank erst einmal für Lob und Verbesserungsvorschläge.  Die Geschichte ist sozusagen unplanmäßig entstanden, weil sich die Charaktere, die mit meinem Beitrag zum Wettbewerb "Flinke Feder", Die Untersuchung, mein Gehirn betraten, sich nicht einfach so wieder verabschieden wollten. Es war noch nicht genug.

Und im Einzelnen (wenn auch kurz wegen Zeitmangels):

@ Bananenfischin
Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
Hier regnet es gerade, und kühl ist es geworden. Beim Lesen deiner Geschichte aber hatte ich das Gefühl, in eine wärmende Decke gekuschelt zu werden.  Embarassed

love  


Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
und sie strich es mit der Handfläche nachlässig zurück,

das "nachlässig" scheint mir irgendwie nicht das passende Wort zu sein, aber das ist natürlich sehr subjektiv. Ich fände "beiläufig" besser.

"beiläufig" drückt meiner Meinung aber etwas anderes aus.


Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
die in der Abenddämmerung ihre Farben gegen einheitliches Grau eingetauscht hatten, wenn sie denn je welche besessen hatten.

Ich überlege, ob es nicht - da ja Zweifel besteht - "eingetauscht hätten" heißen müsste.

Ich fürchte, der Zweifel, der da besteht, lässt sich im Deutschen nicht ausdrücken. Zumindest meinem Sprachgefühl nach. Nur einmal "hätte" klingt für mich irgendwie nicht richtig. Was ginge, ist "die in der Abenddämmerung ihre Farben gegen einheitliches Grau eingetauscht hätten, wenn sie denn je welche besessen hätten". Witzigerweise ist das die Version ohne Zweifel. In dem Fall weiß der Erzähler, dass die Gebäude immer schon grau waren.  


Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Sonst komm ich heute nie bis nach J.

Hier bin ich neugierig, warum er nur "J." sagt.

Dafür bin ich verantwortlich Wink Ich wollte die Geschichte einfach nicht an einem bestimmten Ort festmachen. J. steht für weiter weg. Vielleicht für Japan, das wär dann ziemlich weit weg.


Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Es gab keine umarmungsreiche Abschiedsszene, draußen im harten Licht des Morgens an der Bushaltestelle, es war nur ein ruhiges ›Pass auf dich auf‹ und ähnliches mehr.

Wo vorher so viel "show" war, kommt plötzlich "tell", das hat mich hier arg holpern lassen.

Hmmm. Hier geht selbst der Erzähler auf Distanz, tut das, was seine Figuren so krampfhaft versuchen. Mir selbst ist das gar nicht aufgefallen, dass das so herausfällt.


Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:

Der rote Faden der blendenden Augen gefällt mir als Stilmittel gut, auch wenn ich erst nicht so ganz verstanden habe, warum er sie (und seine Gefühle) nur bzw. erst als Abbild richtig erkennen kann. Mittlerweile habe ich aber eine für mich stimmige Interpretation dessen gefunden, denke ich.

Ich glaub dann möchte ich da auch gar nicht weiter darauf eingehen. Wenn gewünscht, gerne, aber die Gedanken des Autoren sind auch nur eine Lesart von vielen.



@ Murmel
Embarassed  Danke.



@ versgerber
Freut mich, dass es gefallen hat.
versgerber hat Folgendes geschrieben:
Mir hätte die wörtliche Rede mit Interpunktion oder als indirekte Rede noch besser gefallen

Indirekte Rede wär interessant geworden. Das hat ich gar nicht in Betracht gezogen, obwohl ich der indirekten Rede durchaus freundlich gesonnen bin. Was die wörtliche Rede mit Anführungszeichen angeht, hatte ich das Gefühl, dass sie den Dialog zu stark herausheben würde und damit eine gewisse beabsichtigte Gleichförmigkeit zerstören.


versgerber hat Folgendes geschrieben:
Auch die Namen der Beiden hätte ich gern früher gelesen. Wie wärs mit "Andrej war die Art von Mann..." gleich am Anfang.

Klar, das bietet sich geradezu an. Ich kann aber der Versuchung nicht widerstehen, sie so lange ohne Namen zu lassen, wie sie sich selbst nicht vorstellen. Weil sie anonym sind und es in gewisser Hinsicht bleiben wollen und nicht zu viel von sich preisgeben wollen. Nur das Leben und die Liebe gehen andere Wege.



@ BlackRider

Stimmt, das mit dem Bus kann man wirklich einfach mit einem vorangestellten "Zurück in der Stadt" lösen.

BlackRider hat Folgendes geschrieben:
Bei den weggelassenen Gaensefuessen bin ich etwas zwiegespalten. Fuer gewoehnlich wuerde ich sowas in die Effektehascherecke stellen, hier aber scheint es tatsaechlich die traumartige Atmosphaere zu unterstuetzen. Zumindest in der ersten Haelfte. Die zweite beginnt da, wo er in das Nick Cave Cafe geht. Da geht die traumartige Atmosphaere dann etwas verloren, meine ich. Also direkt bei den nennung von Nick Cave (ich schaetze mal, die Referenz zu tatsaechlich Benennbarem reisst uns da raus). Und von da an stoert mich dann ploetzlich auch der fehlende Gaensefuss.

Vielleicht sind es auch die Anführungszeichen, die beim Namen des Cafés benutzt werden und gar nicht mal so der Cave. Ich glaub, den Namen hätt ich einfach nur in Kursivschrift setzen sollen.


BlackRider hat Folgendes geschrieben:
Zitat;
weiter, und aussehen tut sie auch noch wie ein Filmstar. ...
Hm ja, klingt nach der perfekten Frau. Schaut gut aus und kochen kann sie auch noch smile Aber ich nehme an, ziwschen den beiden hat es nicht nur wegen des Aussehens gefunkt. Das waere doch eine praechtige Gelegenheit, der Heldin mal ein durchschnittliches Aussehen zu verpassen, vielleicht noch die klassich faszinierenden Augen mit im gepaeck.

Ok, das ist wichtig. Da würden mich auch noch die Meinungen der anderen interessieren. Der Teilsatz ist sehr spät dazu gekommen und wäre der erste, der in einer neuen Version wieder rausfliegen könnte. Es ist in der Tat völlig egal, wie sie aussieht. Aber, und jetzt kommt das ganz große Aber: ich hatte das Gefühl, dass das Ganze zu sehr in Richtung "Milieu" geht und das ist nicht mein Ding und nicht, was mich interessiert. Die beiden kommen nicht zusammen, weil sie Außenseiter sind, zu der sie die Gesellschaft gemacht hat, und weil sie eine Art Notgemeinschaft bilden. Das haben andere schon vorher erzählt (zum Beispiel Fassbinder) und besser.  Das hat mich nicht interessiert. Ich wollte ein aktives Element darin haben, dass ihre Lebensweise eher eine Verweigerung ist, eher eine Absage von ihnen an die Gesellschaft als umgekehrt. Vielleicht mit-ausgelöst durch ein paar psychische Probleme, aber nicht ihre alleinige Konsequenz. Aber sie haben Kontrolle über ihr Leben. Bis die Liebe sie erwischt, oder wie William Carlos Williams das ausrückt:
beauty is a shell
from the sea
where she rules triumphant
till love has had its way with her


Und die beste Weise das rüberzubringen, schien mir die Meinung der Kellnerin über Lenas Aussehen zu sein.


BlackRider hat Folgendes geschrieben:
Obwohl ich beim Handlungsort eigentlich auf Oz tippen wuerde (zwinker, zwinker), komme ich trotzdem irgendwie nicht um das Gefuehl herum, das J. fuer Johannesburg steht?

J. steht natürlich für Auckland, also ganz ganz ganz ganz weit weg. Doch ich fang nicht an über Schafe zu sprechen, ... ooops ... lol



@ Enfant Terrible
Merci beaucoup



Grüße an alle,

- sleepless_lives


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Murmel
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Beitrag13.08.2009 14:35

von Murmel
Antworten mit Zitat

Im ersten Moment hat mich ihre subjektive Schönheit auch gestört, aber dann hat der Kontrast, das Unerwartete sozusagen, gereizt. Natürlich gibt es zu der einen oder anderen Formulierung eine Meinung, (wer lange genug was sucht, findet immer etwas), aber warum nicht einfach einmal: prima! sagen.

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BlackRider
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B
Beitrag13.08.2009 16:30

von BlackRider
Antworten mit Zitat

@ Murmelchen
Es is ja auch prima smile Mach mir kein schlechtes Gewissen, dass ich am text noch was zum maekeln find, wo er doch vermutlich gerade desswegen eingestellt wurde smile


@ Sleepless
Erstmal uebersehe ich wohlwollend die Sache mit den Schafen....  Evil or Very Mad  Es sind sehr nette Tiere und ausserdem auch sehr anschmiegsame Liebha.... oops.... jetzt haett ich beinahe mein kiwiklischee erfuellt  Embarassed

Hm, also ich hatte nie den Eindruck, dass sich da zwei zur Notgemeinschaft finden. Die beiden sind halt recht alternativ drauf und wohl auf derselben Wellenlaenge. Ihr Aussehen... hm, ich fands einfach ne Idee, wenns geht mal nicht die Hollywoodblondine zu benutzen... aber ich haette jetzt nicht das Gefuehl, dass ihr Aussehen dahingehend etwas aussagt. Eine Art von dazwischen koennte es sein, wenn sich die bedienung ueber lenas tolles Aussehen auslaesst, und dabei noch sagt, dass sie gar nicht so recht wuesste, warum Lena denn so huebsch ist, weil sie nuechtern betrachtet doch recht durchschnittlich ist.
Aber das ist alles eigentlich auch gar nicht so wichtig. Wie Murmelchen schon sagt... man koennte die Kritik auch ohne weiteres uebergehen und einfach nur "Prima" sagen smile


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Pencake
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Beitrag13.08.2009 16:46

von Pencake
Antworten mit Zitat

Moin Sleepless,

es gibt so Geschichten, die haben was von einem
perpetuum mobile - in diesem Sinne hätte er sie
immer wieder beim Imbisswägelchen treffen, mit
dem Bus wegfahren, wiederkommen und so weiter
können, ich hätts ein paar Stunden lang geschluckt
und genossen.

Klasse geschrieben,
Niko
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Maria
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Beitrag13.08.2009 17:36

von Maria
Antworten mit Zitat

"prima"

um zur Schönheit noch was zu sagen:
ich habe mir bis zur Diskussion keinen Kopf gemacht ob schön oder garstig.
Hatte beim ersten Lesen eine Idee von selbstbewußter Nachlässigkeit.  Leger. Selbstverständnis. Triffts wohl.

Ob das ihre Ausstrahlung, ihr Verhalten oder ihr Aussehen betraf - keine Ahnung. Dass sie dann gegen Ende aussieht wie ein Filmstar, bestätigte nur das von mir interpretierte Selbstbewußtsein.
Jedenfalls absolut kein Wrack.

Und "blasser" radieren? Wozu.

jedenfalls hat der Text ein Echo. Wie manchmal ein guter ruhiger Film. Vielleicht ist das ähnlich wie die kuschlige Decke von Bananenfischin.


Ich muss noch eine Liste machen, fällt mir ein. wink


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BlackRider
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B
Beitrag14.08.2009 05:11

von BlackRider
Antworten mit Zitat

Ahhhhh, Maria findet wieder die Worte, um die ich wirr herumgeraten habe. Cheers bro... ahhh... sis  Embarassed
Maria hat Folgendes geschrieben:

Hatte beim ersten Lesen eine Idee von selbstbewußter Nachlässigkeit.  Leger. Selbstverständnis. Triffts wohl.

Genau das! So kam lena rueber.
Und da passt der gaengige Filmstar meines Erachtens nicht rein, denn bei so einer denk ich zuerst (und natuerlich sehr klischeebehaftet) an groesser als normal Brueste, Schoenheitsoperationen, die man unter dem make Up schon gar nimmer bemerkt und ganz allgemein die Fertigkeit, sich trotz Schoenheit haesslich machen zu koennen smile
Bei Filmstar kommt zumindest mir eben nicht gleich die Assoziation "schoen", sondern eher "schoen machen." Und Lena macht sich nicht schoen.
So... das musste nun nochmal sein, nachdem ich Marias treffende Worte gelesen hatte ... obwohl ich mir schon langsam bloed vorkomme, so ausgiebig an einem Text wie diesem zu maekeln smile


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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag14.08.2009 12:13

von Alogius
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Mäkeln an diesem Text kann ich auch nichts. Im Prinzip wurde auch alles gesagt, und zwar mit Recht fast nur lobend. Eigentlich sinnlos, sich da jetzt noch anzuschließen, weil es nichts ändert. Aber dennoch, lange geschwafelt, um nur zu sagen:

Eine äußerst gelungene und feine Geschichte. Sehr nachvollziehbar geschrieben, nicht kitschig, aber dafür umso mehr berührend. Gefällt mir ausgesprochen gut!

Siehst Du:
Das ändert jetzt gar nichts, aber ich musste jetzt einfach.

Danke
Gruß
Tom


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Murmel
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Beitrag14.08.2009 13:49

von Murmel
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@Riderlein:

Zitat:
Er nahm sich ein Exemplar und die Kellnerin, die ihm einen zweiten Kaffee brachte, kommentierte, das ist total gut, bin ein echter Fan von ihr. Von wem? fragte Andrej, aber die Kellnerin war schon außer Hörweite seiner beinahe gemurmelten Frage und redetet einfach weiter, und aussehen tut sie auch noch wie ein Filmstar.


Lena ist kein Filmstar, sondern sie sieht aus wie einer. Perfekte Beschreibung durch einen Vergleich in einem Satz, relativiert durch wer ihn sagt. Frauen sagen das ... vor allem "einfache" Frauen.

Wir wissen durch den Absatz, dass Lena offensichtlich hübsch und Autorin ist = attraktiv, intellektuell und intelligent, obwohl sie in Frittenbude macht. Alles durch einen Kommentar der Kellnerin und was Autorin Lena fabriziert. Charakterisierung durch Show.

Show don't tell, der Stil und die frischen Charaktere machen das Stück zu eben einem der besten Einsendungen im DSFo.


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sleepless_lives
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Beitrag14.08.2009 14:39

von sleepless_lives
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Hallo miteinander,
wenn ich mir die Reaktionen insgesamt anseh, was den Filmstar-Satz angeht, dann ist letztendlich weder seine Anwesenheit noch seine Abwesenheit ein Problem. Das war wieder Mal sehr hilf- und aufschlussreich. Meine Befürchtungen, dass die Schilderung der Personen  bei den Lesern in eine bestimmte Ecke driften könnte, waren wohl grundlos. Ich denk, es wird durch das Verhalten der Personen klar, dass die nicht völlig aus dem letzten Loch pfeifen. Auf der anderen Seite wird der Satz aber auch nicht so als simples 1:1 wahrgenommen, sondern durchaus im Kontext der Situation und der Sprecherin.



@ BlackRider
BlackRider hat Folgendes geschrieben:
Ihr Aussehen... hm, ich fands einfach ne Idee, wenns geht mal nicht die Hollywoodblondine zu benutzen...

Siehste, da prallen schon die ersten unterschiedlichen Vorstellungen aufeinander. Ich hatte angenommen, das inzwischen die erste Assoziation bei Filmstar eher in Richtung Angelina J. geht.
 


@ Pencake
Danke für das Lob. Der perpetuum mobile-Effekt freut mich besonders, weil der Anfang einer meiner Lieblingsromane, "The body artist" von Don DeLillo , genau das bei mir auslöst, wenn auch in einer Weise, die eher schwindlig macht.



@ Maria

Maria hat Folgendes geschrieben:
jedenfalls hat der Text ein Echo. Wie manchmal ein guter ruhiger Film. Vielleicht ist das ähnlich wie die kuschlige Decke von Bananenfischin.

Das hört man natürlich überaus gerne.

Maria hat Folgendes geschrieben:
Ich muss noch eine Liste machen, fällt mir ein.  wink

 wink


@ Alogius
Ich denk, du kennst das aus eigener Erfahrung, dass es einen überhaupt nicht stört, wenn man etwas Posiitves über das eigene Geschreibsel noch ein weiteres Mal hört. Smile


@ Murmel
Da muss ich ja gleich nochmal rot werden.
Und ich hätte es nicht halb so gut erklären können.



Vielen Dank an alle für die Kommentare.

Herzliche, der jeweiligen örtlichen Jahreszeit und Zeitzone entsprechende Grüße,

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BlackRider
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Beitrag14.08.2009 14:44

von BlackRider
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Alrighty, also das jetzt abseits des Textes sehen bitte smile Schliesslich gehts nur um ein einziges Wort smile

@ Murmelchen
Das Lena kein Filmstar ist, sondern nur wie einer aussieht spielt keine Rolle in dem Sinn, weil ja wie einer aussieht. Assoziationen, die man mit dem Aussehen eines Filmstars verknuepft sind auch auf Leute anwendbar, die wie Filmstars aussehen smile
Filmstar steht auf jeden Fall fuer Schoenheit und fuer viele wird es ganz einfach nur als Schoenheit vermitteln, aber auch fuer viele eben diese kuenstliche Schoenheit. Das wiederum steht fuer mich im Gegensatz zu dem, wie es Maria so schoen, schoen wie ein Filmstar, ausgedrueckt hat.

Zumindest beim letzten Satz stimme ich Dir aber vollkommen zu, Murmelchen wink


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BlackRider
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Beitrag14.08.2009 14:47

von BlackRider
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Ich hatte angenommen, das inzwischen die erste Assoziation bei Filmstar eher in Richtung Angelina J. geht.
 

Naja, ich bin halt auch nicht mehr so auf dem Laufenden  Embarassed


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Jocelyn
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Beitrag14.08.2009 14:54

von Jocelyn
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Hallo sleepless,

auch wenn ich jetzt nur meine Vorredner wiederhole, so möchte ich dir trotzdem sagen, dass ich deinen Text sehr gut, sehr schön fand.
War wunderbar zu lesen.

Lena ist für mich eine bewudernswerte Frau. Eine kleine Heldin.

Sie hat viel Mut.

Lieben Gruß, Caecilia


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FictionWriter
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Beitrag14.08.2009 15:26

von FictionWriter
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Sehr schön geschrieben, sehr gerne gelesen!
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MT
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Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag14.08.2009 15:37

von MT
Antworten mit Zitat

Kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Stilistisch, inhaltlich, semantisch: toll!!

MT
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sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
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Beitrag15.08.2009 04:10

von sleepless_lives
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Caecilia, FictionWriter und MT,
vielen Dank für das positive Feedback. Freut mich natürlich sehr, wenn es gefallen hat. Da fängt der Tag doch gleich viel besser an.

Grüße,

- sleepless_lives


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Valeska
Waldohreule

Alter: 33
Beiträge: 1580
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Beitrag15.08.2009 12:33

von Valeska
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Hallo sleepless,


wie ich sehe, kann ich mir das Lob, das ich nach dem ersten Lesen vor drei Tagen im Geiste notiert hatte, für das nächste Mal aufheben, denn du hast ja inzwischen schon ein Dutzend Lobe (? Wink) bekommen. Also hab ich mich stattdessen mal meiner Lieblingsbeschäftigung gewidmet und dem Perfektionismus gefrönt. Laughing



Zitat:
Er war die Art von Mensch, die wie Wolken im Sommerwind immer weitergetrieben wurden

Ich denke, es müsste eigentlich wurde heißen – es bezieht sich ja auf die Art von Mensch und das ist Singular.


Zitat:
Stillstand existierte nur als kurzes Atemholen, als Schatten, der benötigt wurde, um das Licht wahrzunehmen, oder so sagten sie zumindest.

Ich stolpere irgendwie immer über das oder. Als wäre es zuviel. Vielleicht hab ich den Satz auch nur nicht verstanden ... Embarassed


Zitat:
Krähenfüße, sagte sie und er dachte, wie passend, denn ein paar Krähen hatten sich auf dem Dach des nächstliegenden, gesichtslosen Fabrikgebäude niedergelassen

des Fabrikgebäudes


Zitat:
Ist nicht weit, meinte Lena und sie gingen die nächste Querstraße hinunter vorbei an kastenförmigen Gebäuden, die in der Abenddämmerung ihre Farben gegen einheitliches Grau eingetauscht hatten, wenn sie denn je welche besessen hatten.

Vielleicht würde ein falls anstatt des wenn den Zweifel besser ausdrücken? Ich bin beim ersten Lesen auch etwas über das hatten, wenn ... hatten gestolpert ... mit falls fände ich es einleuchtender.


Zitat:
Lena wiederholte noch einmal die Nummer des Busses, den Andrej von der Stadt aus nehmen musste, wenn er nicht wieder an einer Endstation stranden wollte, fast, als wolle sie sicherstellen, dass er weiterkomme, aber dann stand sie die verbleibende Zeit, wie der Bus schon in Sichtweite war, zu nah neben Andrej

Ist das wie süddeutsch? In meinen Ohren klingt es einfach falsch. Ich hätte als oder vielleicht während vorgeschlagen. (Als kommt leider kurz darauf nochmal.)


Zitat:
Andrej kaufte eine Fahrkarte für den Überland-Bus in der Stadt und stellte einmal mehr fest, das sich sein Zwischen-zwei-Jobs-Geld zu schnell verflüchtigte.

Gönn dem das doch noch ein zweites »s«.


Zitat:
Von wem? fragte Andrej, aber die Kellnerin war schon außer Hörweite seiner beinahe gemurmelten Frage und redetet einfach weiter, und aussehen tut sie auch noch wie ein Filmstar.

Da hat sich ein »t« eingeschlichen.


Zitat:
Das Titelblatt zeigte die auseinanderfallenden Teile eines mechanischen Weckeruhrwerks, das offensichtlich direkt auf den Kopierer gelegt worden waren

Entweder das ... war oder die ... waren. Du hast es verquirlt. Wink


Zitat:
Immer noch hungrig? meinte Lena, als er aus dem letzten Bus am frühen Abend gestiegen war und sich mit bestimmten Schritt seinen Weg durch all die Watte gebahnt hatte

mit bestimmtem Schritt


Das war's schon.


Und okay, ein klitzekleines Lob bekommst du doch noch. Ich fand es nämlich wunderbar leicht erzählt. So eine luftige Atmosphäre wie ein Sommerwind. Wink


Liebe Grüße
Valeska


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