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nachbetrachtung


 
 
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crim
Geschlecht:männlichsex, crim & rock'n'roll


Beiträge: 1578
Wohnort: München
Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag17.08.2023 10:48
nachbetrachtung
von crim
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

am riesenrad kletterte einer zu sehen
das meer
warf sich gegen körper
der himmel gegen die vögel
spülte bruchstücke zurück
muscheln mit scharfen rändern
nicht zu zählen
die zeit der drehbewegung
und haben sich nicht so
deine füße in den sand verkrallt
den du zurücktrugst ins hotelbett
wo wellen sich gebrochen haben
an der decke nur noch gischt an
lagerungen gegen das wundwerden
der hitze täuschungen vertauschungen
ein wechselkurs vor den frachthäfen
steigt aus
sagtest du den niederungen ausgewrungen
wolltest du schon immer mal in ein gedicht
schreiben das wort denn es ist ein seltsames
wort das ausgewrungen sein oder abwringen
sich
etwas abwringen aus dem haar das riesenrad
leuchtet heller als der vergangene tag und wringt
den himmel aus das open-air brummt noch nach
wie eine hummel die nähe von himmel und hummel
erstaun ich mir im nahschlaf der massiert auf mir liegt
bevor ich mich abwende du kennst das auch sagst du
kennst du das auch wie ich das kenne kaum kaum kaum
klingen wellen so wohl kaum kaum kaum und das auch:
es war kein harter tag ich spürte das als ich dagegenrannte
weich nicht wie gegen eine glasscheibe gegen die der vogel
flog und nun lag gib dem kletterer eine kiste unter den arm
lege den vogel hinein lege dem kletterer einen sinn an ein
fallseil und angekommen sein wird die welle angekommen
sein wird der vogel angekommen sein wird der kletterer
das riesenrad steht der kletterer öffnet auf dem höchsten
punkt angekommen die kiste und

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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1001



Beitrag19.08.2023 14:48

von Soleatus
Antworten mit Zitat

Hallo Crim!

Das ist ein Text, mit dem ich schwer zurechtkomme. Gar nicht mal inhaltlich; aber die Länge, und hintenraus auch die Zeilenlänge, geht für mich schlecht mit der durchgängigen Kleinschreibung und dem Verzicht auf Zeichensetzung zusammen. Das schiebt den Text dann in Richtung einer Fleißaufgabe – "Passt du auch gut auf?" – und na ja: wer tut sich das schon gerne an, erst recht bei einem Text auf einem recht hohen Abstraktionsniveau.

Mag aber sein, da spielt meine eigene Praxis stark rein; ich wähle Kleinschreibung und Nicht-Zeichensetzung immer nur, wenn sich durch diese fehlenden Markierungen Bezugsmöglichkeiten und Verweise ergeben, die sonst "vereindeutigt" würden, meint: Ich suche hier vielleicht nach Dingen, die gar nicht gewollt und gemeint sind.

Gruß,

Soleatus
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crim
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Beiträge: 1578
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Beitrag19.08.2023 17:16
Re: nachbetrachtung
von crim
pdf-Datei Antworten mit Zitat

am riesenrad kletterte einer zu sehen
das meer
warf sich gegen körper
der himmel gegen die vögel
spülte bruchstücke zurück
muscheln mit scharfen rändern
nicht zu zählen
die zeit der drehbewegung
und haben sich nicht so
deine füße in den sand verkrallt
den du zurücktrugst ins hotelbett
wo wellen sich gebrochen haben
an der decke nur noch gischt an
lagerungen gegen das wundwerden
der hitze täuschungen vertauschungen
ein wechselkurs vor den frachthäfen
"steigt aus"
sagtest du "den niederungen" ausgewrungen
wolltest du schon immer mal in ein gedicht
schreiben das wort denn es ist ein seltsames
wort das ausgewrungen sein oder abwringen
sich
etwas abwringen aus dem haar das riesenrad
leuchtet heller als der vergangene tag und wringt
den himmel aus das open-air brummt noch nach
wie eine hummel die nähe von himmel und hummel
erstaun ich mir im nahschlaf der massiert auf mir liegt
bevor ich mich abwende "du kennst das auch" sagst du
"kennst du das auch" wie ich das kenne kaum kaum kaum
klingen wellen so wohl kaum kaum kaum und das auch:
es war kein harter tag
ich spürte das als ich dagegenrannte weich
nicht wie gegen eine glasscheibe
gegen die der vogel
flog und nun lag
gib dem kletterer eine kiste unter den arm
lege den vogel hinein
lege dem kletterer einen sinn an
ein fallseil und angekommen sein wird die welle
angekommen sein wird der vogel angekommen sein
wird der kletterer das riesenrad steht der kletterer öffnet
auf dem höchsten punkt angekommen die kiste und


Hi Soleatus,
vielen Dank für deine Anmerkungen. An der eigentlichen Länge des Textes kann ich, glaube ich, im Moment nichts tun, aber vielleicht ein Minimum an Interpunktion durch die "" setzen und am Ende noch einmal dieses Zeilenwachstum brechen. Ich versuche es einfach mal als Zwischenschritt, den ich bei den Umbrüchen auch wieder zurückgehen könnte, vielleicht. Die Kleinschreibung mache ich mittlerweile fast programmatisch und glaube sogar, dass sie dieser Text braucht, und eher anders mehr Struktur bekommen könnte. Das habe ich zumindest mal probiert.
Glaubst du, dass das zu einer angenehmeren Lesbarkeit führt?
Liebe Grüße
Crim
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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1001



Beitrag20.08.2023 11:20

von Soleatus
Antworten mit Zitat

Hallo Crim!

Ja, liest sich besser. Es ist aber auch so, dass selbst dieses Minimum an Zeichensetzung die Möglichkeiten schon einschränkt:

"Kennst du das auch, wie ich das kenne?" wäre noch dem "Du" zugeordnet, deine neue Fassung gibt das "Wie ich es kenne" dem "Ich". Es bleibt aber immer noch die Unsicherheit, ob das eine Frage ist oder ein Ausruf: "(Und) wie ich das kenne!", was dann das "kaum kaum kaum" eindeutig der nächsten Zeile anbände.

Hm, nicht falsch verstehen: Für Gedichte ist eine Vielzahl von Verknüpfungen und Bezügen natürlich unverzichtbar – das Problem ist: wenn es zu viele werden, löst sich ein Text auf; tausend Bezüge sind kein Bezug, weil es die Fähigkeit (und manchmal auch schlicht: die Geduld) des Lesers übersteigt, von den sich potenzierenden Bedeutungs-Möglichkeiten der Verknüpfungen eine oder selbst eine Handvoll als für das Gedicht wesentlich zu erkennen. Und da bin dann wieder am Anfang: a) Lange Texte, b) lange Zeilen (die ja auf den Ersatz der klassischen Ordungsmerkmale durch den Zeilenumbruch verzichten) und c) durchgängige Kleinschreibung sind ein unschlagbares Rezept, diese "Zu-Viel-Ist-Nichts-Spirale" in Gang zu setzen.

Gruß,

Soleatus
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Häherfeder
Geschlecht:männlichEselsohr
H


Beiträge: 204



H
Beitrag20.08.2023 12:33

von Häherfeder
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Die Zeile "steigt aus" ist hier  Programm, denn spätestens an dem Punkt ist mein Gehirn leider ausgestiegen und wurde von der schieren Wortmasse überflutet Laughing
Oder ist dass vielleicht ein genialer Zug, um die Unberechenbarkeit des Meeres zu verdeutlichen? ( und ich bin hier zu blöd, dein sprachliches Riesenrad zu erklimmen Laughing )
Ich bewerte Gedichte ( und Bücher und Filme) gerne nach der Häufigkeit, mit der ich sie ansehen oder lesen würde.
Dieses Gedicht würde ich sehr selten lesen, weil es mich mit seiner schieren Masse erschlägt und nicht wirklich fasziniert oder entspannt.
Heißt aber nicht, dass es schlecht ist.
Gerne gelesen.
Gruß Häherfeder
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crim
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Beitrag20.08.2023 13:21

von crim
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Hi Soleatus, Hi Häherfeder,

danke für eure neuerlichen und neuen Eindrücke zum Gedicht, die sich auch ein bisschen gleichen, die ich nachvollziehen kann, und die mich jetzt auf eine Idee gebracht haben.
Ich denke, ich mache mal den Versuch, das in mehrere Gedichte zu trennen und zu einer Art Mini-Zyklus zu formen. So könnten die Dinge vielleicht sogar besser zueinander Bezug aufnehmen, nur in einem würde "gesprochen", und das Riesenrad taucht dann in jedem als verbindender Bezugspunkt auf, denke ich. Mit einer anderen Titelgebung ließe sich dann vielleicht auch noch einmal etwas lenken. Das wird der nächste Versuch sein, der "schieren Wortmasse" (ja, das kann echt erschlagen), die sich da gegen Ende anlagert, strukturell beizukommen.
Danke für eure Blicke in den Text.
LG crim
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Brombärchen
Eselsohr


Beiträge: 258



Beitrag20.08.2023 14:35

von Brombärchen
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Hi Crim,
Also ich lese es sehr gerne. Und schaue es mir immer wieder an.
Gerade die vielen ineinandergeschobenen  Ebenen, das Rätselhafte, das bei neuerlicher Befragung immer wieder neue Bruchstücke von Sinn enthüllt, die sich zusammenfügen, gefällt mir sehr gut.
Es ist wie ein schwieriges Puzzle, so wie der Mensch, so wie das Leben.
Alle drei scheinen aus Puzzleteilen zu bestehen, die nicht naht- und restlos ineinandergreifen und dennoch so scheinen, als wenn es darin einen (oder sogar viele) darin verborgenen Zusammenhang zu entdecken gibt.

Da dies ja auch inhaltlich Thema des Gedichtes ist, also die (Un-)Mitteilbarkeit der eigenen Welterfahrung finde ich das Gedicht wirklich gelungen. Dennoch, obwohl es mich lockt, traue ich mich nicht an eine Interpretation. Vielleicht morgen vielleicht an einem anderen Tag. Aber ich lese es auch gerne immer neu, gerade auch weil ich es einfach nicht ganz zusammen bekomme. Darin sich aber offensichtlich viel Sinn, viel Zusammenhag verbirgt.
Wirklich gekriegt hast du mich mit der Verknüpfung von Riesenrad und dem Vogel in der Box. Aber da ist noch so viel mehr.
„Ich muss reden, obwohl ich schweigen muss“ Laughing oder so ähnlich
Liebe Grüße von brombärchen
Edit: Mir gefällt auch die Verknüpfung von Riesenrad und Wellen und Gedanken. Das unaufhörliche All dieser. Dafür ist der stream of consciousness finde ich gut gewählt. Das unentrinnbare und unvermittelbare, bzw. dessen Grenzen werden hier für mich untersucht.


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Sue Rovia
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beiträge: 586
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Das bronzene Floß Silbernes Licht


Beitrag20.08.2023 15:51

von Sue Rovia
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Vielleicht spielt dieser Text stärker mit prosaischen Elementen als andere Texte im Lyrikbereich?

Ich finde die Rückmeldungen jedenfalls sehr spannend, und auch, dass hier Textlänge, Verslänge, Wortmasse und die durchgehende Kleinschreibung Thema geworden sind.
Ich finde lange Gedichte mit langen Versen erstmal nicht ungewôhnlich. Louise Glück hat so etwas auch. Also wenn ich mir den zweiten Zyklusteil von 'THE SETTING SUN' anschaue, scheint der mir länger als dieses Gedicht hier.
Nur nutzt sie Satzzeichen, die dem Gedicht mehr Struktur geben. Und Groß-/Kleinschreibung ist im Englischen nicht so Thema. I guess.
Aber bei einen Text über Meer und Wellen und Anlagerungen würde ich naiv nicht zu Satzzeichen greifen, um Struktur zu schaffen. So finde ich die erste Version auch stimmiger als die zweite. (Und mir gefällt das Spiel mit dem Wort auswringen in der ersten Version besser, aber ja. Das ist streitbar.)

Also was gibt dem vorliegenden Text Struktur?
Für mich ist es die Zeitform der Verben. Sie gliedert den Text auf eine natürliche Weise, ohne den Lesefluss zu unterbrechen, und sortiert die Erinnerungen, rückt den Kletterer auf dem Riesenrad in die Ferne, den Sand, der mit den Füßen ins Hotelbett wandert, in die Nähe und das Leuchten des Riesenrads ins Gegenwärtige wie die immer gegebene Verknüpfung von Himmel und Hummel.
Die letzte inhaltliche Strophe beginnt für mich mit dem Imperativ, eine Umdeutung oder Umschreibung von Erinnerungen, was wir intuitiv und unbewusst ständig machen - dem Geschehenen einen Sinn geben - vollzieht sich hier langsam, lässt sich miterleben, das ist für mich das Wertvolle an diesem Gedicht.

Ich hab nichts gegen Zyklen. Aber ich finde doch auch sehr schön, diese erste, fließende Version des Textes gelesen zu haben.

Das Bild vom Riesenrad, das den Himmel auswringt, habe ich nicht so wirklich durchdrungen.
Mit dem massierten Nahschlaf tue ich mir etwas schwer und diese Verse fand ich etwas schwächer als die anderen:

wo wellen sich gebrochen haben
an der decke nur noch gischt an


Ansonsten ja, sehr schönes Spiel mit Zeit und Ort, Schichten und Sinn.
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crim
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Beitrag22.08.2023 08:37

von crim
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Hallo ihr, Sue und Brombärchen,

wenn ich jetzt eure Beiträge lese, müsste ich das vielleicht doch anders angehen, bei einer Überarbeitung. Ein wenig mehr Struktur wünsche ich mir nämlich irgendwie schon, und dass der Text vielleicht einen Tick durchlässiger wird und die Sinnebenen mehr miteinander ins Schwingen kommen. Stimmiger fand ich auch die wachsende Zeilenlänge gegen Ende.

Bei der Wellenbruch-Zeile im Hotelbett müsste ich vielleicht noch einmal etwas verdeutlichen, denke ich und vielleicht braucht es sie so auch gar nicht, ist etwas Vorweggenommenes, das raus kann.

Groß- und Kleinschreibung und klassische Zeichensetzung fallen für mich raus, die Anführungszeichen gehen aber vielleicht noch. Zeilenumbrüche als Strukturgeber hintenraus, die finde ich ja mit etwas Abstand auch nicht mehr ideal. Vielleicht geht noch mehr mit den Zeiten, Wiederholungen und einem leicht veränderten Rhythmus ... Dass es sich so besser gliedert. Der Stream of Consciousness, der hier ja auch maßgeblich ist, verbietet mir aber auch vielleicht ein bisschen was, an übermäßiger Ordnung, meine ich.

Vielleicht ginge etwas, das die Zeilenlänge beibehält, aber Zwischentitel durch Fettdruckungen setzt, auch mal zeilenmittig, und so eine Art Zyklusgliederung schafft, und die Anführungszeichen könnten mit kursiv ersetzt werden. Ich probiere das mal.

Mich hat jedenfalls sehr gefreut, dass ihr mir eure Eindrücke dagelassen habt - mit denen kann ich sehr gut hieran weiterversuchen. Und mich freut natürlich auch, dass der Text bei euch schon besser funktioniert als bei den anderen.

LG crim
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Beitrag22.08.2023 10:41

von crim
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am riesenrad kletterte einer zu sehen
das meer
warf sich gegen körper
der himmel gegen die vögel
spülte bruchstücke zurück
muscheln mit scharfen rändern
nicht zu zählen die zeit der dreh
bewegung und haben sich nicht so
deine füße in den sand verkrallt
den du zurücktrugst ins hotelbett
unter die weiße verworfene decke
die gischt wo wellen sich brachen an
lagerungen gegen das wundwerden
der hitze täuschungen vertauschungen
ein wechselkurs vor den frachthäfen
steigt aus
sagtest du den niederungen ausgewrungen
wolltest du schon immer mal in ein gedicht
schreiben das wort denn es ist ein seltsames
wort das ausgewrungen sein abwringen sich
etwas abwringen aus dem haar das riesenrad
leuchtet heller als der vergangene tag und wringt
dem himmel den wind ab das open-air brummt
noch nach wie eine hummel die nähe von himmel
und hummel erstaun ich mir im nahschlaf und auch:
die nähe von noch und nach bevor ich mich abwende
du kennst das auch sagst du kennst du das auch wie ich
das kenne kaum kaum kaum klingen wellen so wohl kaum
kaum kaum und das auch:
es war kein harter tag ich spürte das als ich dagegenrannte
weich nicht wie gegen eine glasscheibe gegen die der vogel
flog und nun lag gib dem kletterer eine kiste unter den arm
lege den vogel hinein lege dem kletterer einen sinn an ein
fallseil und angekommen sein wird die welle angekommen
sein wird der vogel angekommen sein wird der kletterer
das riesenrad steht der kletterer öffnet auf dem höchsten
punkt angekommen die kiste und
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Brombärchen
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Beitrag22.08.2023 11:32

von Brombärchen
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Hi crim,
Eine sehr schöne Untersuchung des Denkens und der (Re-)Konstruktion von Sinn.
Es drängt einem keine Meinung auf, sondern bietet vieles an, über das ich nachsinnen kann.
Woran ich übrigens am meisten hängen bleibe, ist das Fallseil. Oder der „Sinn am Fallseil“. Es Verknüpft die Denkaktivität mit dem Riesenrad, der Zeit und dem Meer. Dem Rhythmus. (Bringt auch irgendwie die Angst ins Spiel. Ihre Janusköpfigkeit von Sicherheit und Begrenzung)
Reflektiert darüber, ob sich im solipsistischen Gefangensein des „ich denke, also bin ich“  doch etwas zeigt, was darüber hinausgeht. Was eben nicht nur individuell, sondern universal ist.
LG von brombärchen


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Sue Rovia
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Alter: 30
Beiträge: 586
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Das bronzene Floß Silbernes Licht


Beitrag22.08.2023 12:32

von Sue Rovia
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Mit dieser Version kann ich mich gut anfreunden, die gewonnene Struktur nimmt dem Textfluss nichts. Auch fällt es mir leichter, die neue Version laut zu lesen, bei der ersten hatte ich Schwierigkeiten, Pausen richtig zu setzen.

Über die weiße verworfene decke freue ich mich besonders, jetzt verstehe ich das Bild und finde es sehr gelungen, den Übergang vom Sand unter der Bettdecke zu den gebrochenen Wellen.
Das Riesenrad, das dem Himmel den Wind abwringt, gefällt mir auch gut.

Vielleicht kommen noch Rückmeldungen von Lesenden, die mit der Strukturarmut der ersten Version größere Probleme hatten als ich, das fände ich spannend.
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crim
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Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag23.08.2023 09:57

von crim
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Hi Brombärchen,
der Sinn als Fallseil, den lese ich ähnlich wie du. Es freut mich, dass der Text diese Wirkungen bei dir entfaltet. Danke nochmal für dein Lesen.
LG crim

Und Hi neue Sue,
dank deiner Anmerkungen sind diese Dinge im Gedicht geworden und mir gefällt es jetzt auch besser. Mit der letzten Version bin ich zufrieden.
LG crim
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