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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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E 08.12.2020 12:30 Man kennt das ja von Elena
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Wer kennt nicht diese dummen blassen Tage,
wenn gar nichts klappen will und nichts passiert,
ach, solche Tage sind die reinste Plage.
Als ob das Leben stänkert und stagniert.
Wie blind läufst du durch alle deine Zimmer,
vergisst, was du vergessen hast und suchst,
hast keine Ahnung, nicht den kleinsten Schimmer,
stehst wie dein eignes Denkmal da und fluchst.
Du fühlst so was von ungenauer Trauer,
dein Dasein trägst du mit verkniffnem Mund,
verschanzt dich hinter deiner innern Mauer,
die Seele fragt verzweifelt nach dem Grund.
Dir kommt der ganze schöne Tag abhanden,
durch den machst du mal einen dicken Strich.
Erst wenn er abends endlich überstanden,
dann wirst du Mensch, vorbei der Tatterich.
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3374 Wohnort: bei Freiburg
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08.12.2020 13:06
von Michel
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Meine Eltern (beide um die Achtzig) sagen häufig: Alt werden ist nichts für Feiglinge. Wenn ich Deine Zeilen lese (auch in anderen Gedichten), kann ich das besser nachfühlen. Und versuche das Ziehen im Magen zu ignorieren, diesen Anflug nackten Grauens angesichts dessen, was da noch auf mich zukommt.
Zum Gedicht selbst: Die konkreten Zeilen, die meinen inneren Film anlaufen lassen, erreichen mich besser als die erste und teilweise die letzte Strophe, die ich etwas zu allgemein und inhaltsleer empfinde, quasi als eine Art noch nicht belegter Behauptung.
Wie immer in Deinen Werken mag ich die strenge Form, die mir als Lüriklaie hilft, mich durch den Inhalt zu hangeln. Das hat auch etwas, das mit dem Inhalt korrespondiert, der Depression und Leere ein Gerüst entgegensetzt, als ob jemand sich am Riemen reißt, weil nunmal gelebt werden muss.
_________________ Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken |
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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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Nordica Leseratte
Beiträge: 137
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09.12.2020 15:08
von Nordica
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Das Gedicht spricht mich an, ich kenne dieses graue Gefühl "überflüssiger" Tage. Schön geschrieben.
Gleichzeitig habe ich in letzter Zeit fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal so denke. Eine gute Freundin ist schwer erkrankt. Sie hat in einem Telefonat gemeint, im Sommer habe sie sich an ihrem Geburtstag geärgert, wie alt sie nun schon sei. Inzwischen würde sie sich über jeden Tag freuen, den sie noch habe, über jedes Gespräch, das sie noch führen dürfe und im Nachhinein alle verplemperten Tage bedauern.
_________________ ... und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort. |
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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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MissClara Klammeraffe
Beiträge: 666
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10.12.2020 10:42
von MissClara
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Liebe Elena,
auch wenn mir beim Lesen klar war, dass nicht nur das Alter gemeint ist - Strophe 2 und 3 haben mich sofort an meine Mama erinnert, die eine frühe Form von Alzheimer diagnostiziert bekommen hat - als könnte ich in ihr Innerstes schauen. (Da passt sogar die letzte Strophe, auch wenn die Krankheit nie überstanden ist - am Abend, wenn der Tag zur Ruhe kommt, fühlt meine Mutter sich glaube ich auch am wohlsten.). Haben mich sehr berührt deine Zeilen.
Zu Lyrik kann ich nie viel sagen, weil ich mich nicht auskenne. Ich finde aber deine Strophen haben eine wunderbare Melodie und Assoziationskette. Sehr rund.
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