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Taugenichts Reißwolf
Alter: 38 Beiträge: 1201
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04.01.2008 00:38 Gott wohnt im Groninger Stadtpark von Taugenichts
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Gott wohnt im Groninger Stadtpark
Sabrina war gerade zwölf Jahre alt geworden, als es passierte.
Ihre Mutter hatte noch mit erhobenem Zeigefinger gemahnt, sie solle nicht immer alleine so weit weg von zu Hause gehen, doch Sabrina war voller Energie und Neugier.
Sie schlich den ganzen Carolleweg hinunter, vorbei am Haus ihrer besten Freundin Laura, bis zum großen Groninger Park, in dem sie immer mit ihrem Pappa spazieren gegangen war.
Und da stand er plötzlich, unter einer Trauerweide am kleinen Bach. Sabrina verstand nicht, woher sie es wusste, es war fast so, als wäre ihr Herz kurz hoch zu ihren Ohren geklettert und hätte ihr leise hinein geflüstert, dass dort Gott stand. Später erklärte sie es sich immer so, dass man es einfach wusste, wenn man Gott sah, weil man ihn immer im Herzen mit sich herum trug.
In ihrer kindlichen Zuversicht ging sie geradewegs zu ihm hin und zupfte ihn am Zipfel, seiner langen, weißen Robe.
"Oh, ein Besucher."
Murmelte Gott freundlich, wodurch sich sein langer weißer Bart an verschiedenen Stellen kräuselte und Sabrina zum Kichern brachte.
Dann sagte sie:
"Duuuuu, Gott, warum versteckst du dich hier? Weisst du denn nicht, dass dich alle Menschen auf der Welt suchen?"
Gott aber fragte mit großen, staunenden Augen:
"Findest du nicht, dass du etwas zu jung für solche Fragen bist, kleine Sabrina?"
Aber sie schüttelte nur ganz ernst den Kopf und als Gott sah, wie ernst es ihr war antwortete er, mit seiner ruhigen, tiefen Stimme:
"Weil Dinge, die man nicht sehen kann, viel mächtiger sind als solche, die man sehen, riechen und anfassen kann. Würden mich die Menschen finden, sie wären ganz einfach enttäuscht."
"Aber, aber," stotterte sie, "kannst du den Menschen dann nicht wenigstens ein bisschen mehr helfen. Mamma ist so traurig, seit Pappa gestorben ist und ich weiss auch schon, dass es vielen Menschen auf der Welt sehr schlecht geht."
Doch Gott schüttelte nur traurig den Kopf.
"Mein Kind, ich kann den Menschen nicht sagen, was sie tun sollen. Das entscheiden sie ganz alleine."
Sabrina nickte ganz ernst und erwachsen, dann umarmte sie ein Bein von Gott, da sie an mehr noch nicht heranreichte und rannte zurück nach Hause.
Dort ging sie geradewegs zu ihrer Mutter und umarmte auch die, drückte sie so fest sie mit ihren kleinen Armen konnte und sagte:
"Es wird alles gut Mama, ganz bestimmt."
Und Sabrinas Mutter drückte sie genauso fest zurück, während ein paar einsame Tränen ihre Wangen hinab rollten.
(c) Frederic Schmitz
Weitere Werke von Taugenichts:
_________________ Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage. |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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04.01.2008 10:18 Re: Gott wohnt im Groninger Stadtpark von Enfant Terrible
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Den Titel fand ich gut. Den Anfang
Taugenichts hat Folgendes geschrieben: | Sabrina war gerade zwölf Jahre alt geworden, als es passierte. |
leider ein bisschen klischeehaft. Mag sein, dass es so beabsichtigt ist und ich bin in dieser Frühe zu anspruchsvoll *gähn* - dann verzeih
Zitat: | woher sie es wusste, es war fast so, als wäre ihr Herz kurz hoch zu ihren Ohren geklettert und hätte ihr leise hinein geflüstert, dass dort Gott stand. Später erklärte sie es sich immer so, dass man es einfach wusste, wenn man Gott sah, weil man ihn immer im Herzen mit sich herum trug. |
Ich hab zwar mit Religion nicht so viel am Hut, aber diese Passage hat mir sehr gut gefallen! Vielleicht bin ich tief in meinem Inneren doch sentimental.
Zitat: | In ihrer kindlichen Zuversicht ging sie geradewegs zu ihm hin und zupfte ihn am Zipfel, seiner langen, weißen Robe. |
Das Komma nach Zipfel hat bei mir unfreiwillig für lauter seltsame Assoziationen und Zweideutigkeiten gesorgt... ich sollte auch mal wieder beichten.
Zitat: | "Oh, ein Besucher."
Murmelte Gott freundlich, wodurch sich sein langer weißer Bart an verschiedenen Stellen kräuselte und Sabrina zum Kichern brachte. |
Rechtschreibung. Wörtliche Rede wird in solchen Fällen immer so dargestellt:
"Blablabla", sagte er. Komma, kleingeschrieben. Okay?
Zitat: | Gott aber fragte mit großen, staunenden Augen:
"Findest du nicht, dass du etwas zu jung für solche Fragen bist, kleine Sabrina?" |
Die typische Ausweichantwort eines Erwachsenen. Gut rübergebracht!
Zitat: | Würden mich die Menschen finden, sie wären ganz einfach enttäuscht |
Naja, wenn du den Satz so aufziehst, sollte es ja eigentlich heißen: ...wären sie einfach enttäuscht Aber man könnte diesen Satzbau auch verwenden, um dieser Phrase Aus- und Nachdruck zu verleihen, etwa so: Würden mich die Menschen finden, ach, denk doch mal daran! Sie wären doch nur enttäuscht.
So. Ich muss sagen - eigentlich war die Geschichte doch sehr klischeehaft, genauso, wie man sich das Gespräch zwischen Gott und Kind vorstellt. Es gab einen Moment in deiner Geschichte, da dachte ich, du wolltest mich mit einer ganz sensationellen Einsicht überraschen, war dann aber leicht enttäuscht, als es doch so "normal" weiterging. Diesen kleinen Manko am Inhalt - der eigentlich keiner ist, sondern im Auge des Betrachters liegt - gleichst du durch einen sehr angenehmen, leichten Schreibstil aus (du wirst immer besser!) und irgendwie war es gerade der kindliche Charme dieser Geschichte, der mich doch berührt hat - obwohl auch er zu häufig in derartigen Stories vorkommt. Ich weiß auch nicht, was ich von der Geschichte halten soll, aber im Endeffekt habe ich sie gerne gelesen. Und sei es nur, um endlich deinen echten Namen rauszurkriegen
Ich hoffe, ich habe hier nicht allzu viel Mist zusammengeschrieben.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Taugenichts Reißwolf
Alter: 38 Beiträge: 1201
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04.01.2008 20:53
von Taugenichts
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Ich hätte vielleicht dazu schreiben sollen, dass ich mir das Ganze als Text zu einem Bilderbuch gedacht hatte. Also immer ein großes Bilod und einen kleinen Happen dieses Textes dazu. Niedliche Bilder von Sabrina, Groningen und Gott ^^
Ich werd über deine Verbesserungen nachdenken.
Mich freut nebenbei sehr, dass du, ohne das ich davon geschrieben habe, sagtest ich wäre in letzter Zeit besser geworden, denn das Gefühl habe ich auch! Freude.
_________________ Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage. |
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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05.01.2008 22:36
von Brynhilda
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Ich finde, du hast einen ausgezeichneten Stil, eine sehr geschliffene und eingeschriebene Sprache.
Und es ist wirklich ein Vergnügen, deine Texte, egal ob Prosa oder Lyrik, zu lesen.
Auch diesen Text finde ich wundervoll.
Er hat so etwas Zauberhaftes an sich.
Viele Grüße,
Ilka
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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18.01.2008 22:11
von Berni
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Hi Taugenichts,
ein wunderschöner Text und ein wunderbarer Kinderbuchstil. Wenn du den mit den ganzen Illustrationen als Buch fertig hast, sagst du mir bitte Bescheid. Ein Exemplar ist für meine Tochter! Aber du hast noch ein wenig Zeit, sie ist erst 15 Monate alt.
Kompliment!
Ciao,
Bernd
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