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Was ist Kunst?

 
 
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BlueNote
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Beitrag26.01.2017 08:35

von BlueNote
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Zitat:

Jemand der "nur" Unterhaltungsromane schreibt oder "einfache" Aquarellbilder malt ist demzufolge nicht in der Lage, innerhalb etwaiger Beschränkungen Kunst zu schaffen?

Falls das eine Wiedergabe meiner Gedanken sein soll, muss ich sagen, liegst du weit daneben.

Unterhaltungsliteratur hat per se nicht den Anspruch, Kunst zu sein. Meine These war, dass jeder kreative Mensch sich mit Kunst beschäftigen soll, weil er damit auch sein eigenes Werk oder seine persönliche Sicht auf die Dinge bereichern könnte und sein Schaffen dadurch vielleicht anspruchsvoller werden würde. Auch der Anspruch an sich selbst würde sich erhöhen, was ich als Gewinn sähe. Je höher der Anspruch ist, je mehr entwickelt er sich von Unterhaltungsliteratur zu ... Kunst - wobei die Übergänge ja sowieso fließend sind. Den "Name der Rose" halte ich beispielsweise für anspruchsvoll, wobei ich bei diesem Werk sowieso glaube, dass zuerst der Anspruch (des Autors an sich selbst und dem Thema geschuldet) da war und dann erst das unterhaltende Element dazu kam, der Autor also eher den Unterhaltungsroman mimt.

Wenn ich in Erinnerung rufen darf, ist das Thema dieses threads nicht "Wer kann sich Kunst leisten?","Wer ist abgeschnitten von der Gesellschaft?" oder "Wie soll Kunst bezahlt bzw. subventioniert werden?) (darüber kann man sich grundsätzlich ebenso, aber in anderen threads, unterhalten), sondern das Thema lautet "Was ist Kunst?".

So gesehen könnte man der eigentlichen Thematik vielleicht wieder ein Stück näher kommen, wenn man tatsächlich die Frage für sich beantworten würde: Hält man (z.B.) Unterhaltungsliteratur für Kunst? Ist Trivialliteratur Kunst? Ist Pornographie Kunst (weil ja die "Kunst der Photografie" Anwendung findet)? Haben Unterhaltungsliteraten, die hauptsächlich ihr Produkt verkaufen wollen, tatsächlich den Anspruch, Kunst zu schaffen (was ich begrüßen würde), oder geht es hier um ganz andere Dinge? Ob sie es können/könnten ist dabei etwas anderes, als ob sie es wollen. Oder auch: ob sie es dürfen. Ob sie es sich es erlauben. Ob sie den Mumm dazu haben, künstlerische Elemente in ihr Werk einfließen zu lassen. Verlangt wird es von ihnen meistens nicht. Viele Unterhaltungsliteraturverlage haben Angst davor, ihre Leser mit zu viel Anspruch zu konfrontieren, geschweige denn mit "Kunst". Wenn ich mir den thread durchlese, gewinne ich auch den Eindruck, viele Konsumenten haben Angst davor, sich selbst zu viel mit Anspruch oder eben ... Kunst (z.B. "Aktionskunst") zu konfrontieren und grenzen sich selber ab, indem sie in Kunst etwas Elitäres sehen, zu dem ihnen der Zugang angeblich verweigert wird. Wobei immer unklarer wird, was Kunst denn überhaupt sein soll.

Irgendwann sind wir bei "alles was wir tun ist Kunst". Die erste Strichzeichnung des Kindes, der Apfelkuchen von der Mama oder die Strickpüppchen der Oma. Dann ist alles Elitäre verschwunden von der Welt und es herrscht Gerechtigkeit für alle. Dann kann man die Frage, was Kunst ist, sehr leicht beantworten: alles!

Da jedoch nicht alles Kunst ist, wäre es doch wichtig, vor allem die Grauzonen auszuloten, um Kunst von Nicht-Kunst zu trennen (wenn man denn den Begriff Kunst in diesem Rahmen überhaupt definieren will). Wenn man weiß, was Kunst nicht ist, kommt man leichter auf die Identifizierung, was Kunst ist (oder auch, was Kunst ausmacht). Und das ist schließlich unser Thema - zur Erinnerung an die, die lieber über soziale Gerechtigkeit, Blockflöten aus Ebenholz für alle oder über Modelle für den staatlich noch mehr subventionierten Kunstkonsum für alle Schichten der Bevölkerung diskutieren wollen.
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Literättin
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Beitrag26.01.2017 08:51

von Literättin
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Das hat jetzt aber mit dem, was lupus aufgezeigt hat, nichts mehr zu tun. Denn die von seinem Beitrag angeregte Diskussion ging um den Zugang zur Kunst auf der materiellen Seite, nicht darum zu welchen mentalen Schwierigkeiten und Blockaden eine sozioökonomisch schwache Situation führen kann. Das ist eine andere Geschichte. Sei's drum, meiner Meinung nach ist die weiter oben angedeutete Gleichsetzung von minimalen finanziellen Mitteln und kulturellerer und die Kunst betreffende Depression (um das mal so zu nennen) aber nicht wesentlich zutreffend oder zumindest nicht ursächlich. Wäre die These richtig, könnte aus noch bedeutend ärmeren Regionen oder Ländern dieser Welt, oft ohne jegliche Internetzugang, keine Kunst kommen. Das ist aber nicht der Fall, Kunst entsteht selbst unter extremen Umständen und wird praktiziert. Was die Bildende Kunst angeht, im Zweifelsfall mit Objekten von der Müllhalde. Die geschilderten Probleme haben meines Erachtens mehr mit gesellschaftlichen Statuszuschreibungen in den Industrienationen zu tun, die sozioökonomisch Benachteiligte auf die hinteren Plätze verweisen und vorführen, dass diese Zuordnung nur durch Geld zu ändern ist. Und es hat mit dem gesellschaftlichen Stand der Kunst zu tun, die in breiten Schichten als überflüssig und wertlos angesehen wird. Liest man ja in der einen oder anderen Weise auch gelegentlich im Forum.


Und ich wiederhole mich auch hier wieder nicht, um zu beleidigen, aber aus der Feder eines privilegierten Mitteleuropäers liest sich dies (gefettete von mir) wiederum nur so, dass mir mein "arglos arrogant" einfällt.

Klar, Müllhaldenkunst. Entdeckt von Profiteuren der weltweit ungerechten Verteilung der Mittel.

Und was heißt das jetzt, übertragen auf unsere Verhältnisse?

Ran an die Klopapierrollen, liebe Rostock-Lichtenhagener, falls ihr keinen direkten Zugriff auf das Kulturgut Müllhalde habt. In den Großstädten wird man die Bedeutung eurer Bastelarbeiten schon erkennen, wenn jenen, die in den oberen Rängen mit den Juwelen klimpern (geklaut von John Lennon) es in der Elbphilharmonie zu hochkulturell geworden ist und denen mal so richtig nach authentischer Ghetto-Kunst ist.

Anderes Beispiel, um vielleicht doch noch eine Idee in die hiesigen privilegierten Köpfe zu bekommen, worum es beim Zugang zur Kunst geht: Irgendwo in Südamerika - habe vergessen in welchem Land - lief aber neulich in Kulturzeit als Beitrag - gab es vor Jahren oder Jahrzehnten eine Initiative, da gründete jemand in einem der ärmsten Viertel ein klassisches Orchester, sorgte für Instrumente und bildete die Kinder der Ärmsten an echten Instrumenten aus. Aus einem der Kinder ist inzwischen ein begnadeter Dirigent geworden. Wer will, der googele. Die Mittel dazu habt ihr ja.

P.S. Ich schreibe das weitaus weniger gehässig, als es sich lesen mag. Ich bin vielmehr fürchterlich erschüttert, dass durch eine schlichte Verdrehung die Sache hier so hingestellt wird, als würdigte ich die kreativen Bestrebungen der Abgehängten nicht und wolle sie unbedingt zur Hochkultur zwingen und als ginge es tatsächlich gar nicht ums Geld. Muss man das wirklich heute erklären, dass, wer das Geld hat, auch die Bewegungsfreiheit, die Entscheidungsfreiheit, die Macht und unendlich viel mehr Möglichkeiten hat, als derjenige, dem Geld und daher Bewegungsfreiheit, Entscheidungsfreiheit, Macht und Möglichkeiten fehlen?
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BlueNote
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Beitrag26.01.2017 09:10

von BlueNote
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Du meine Güte! Wie kann man nur so penetrant mit seinem eigenen persönlichen Thema eine Diskussion penetrieren und somit diesen thread gnadenlos aus den Angeln heben? Hier reden Menschen von unterschiedlichen Dingen! Der Threadtitel gibt ein Thema vor. Wäre es nicht sinnvoll, einfach bei diesem einen Thema zu bleiben und nicht zu einem "gefühlten" Thema zu wechseln, nur weil einen gerade danach ist, über die Arroganz des privilegierten Mitteleuropäers zu schwadronieren?

So sehr ich das Engagement für unterprivilegierte Bevölkerungsschichten oder Kulturen auch schätze, bringt sie uns bei dem Thema, was Kunst ist, doch keinen Schritt weiter. Ich muss bemängeln, dass es uns unter diesem Blickwinkel, bei dem Geld und die Kunst in eine Nähe gerückt werden, die sie nicht zwangsweise haben sollten, immer weiter vom Thema, das ja eigentlich ein sehr interessantes ist, weg führt. Vielleicht ist es nur unsere speziell westliche Sichtweise, dass Kunst und Geld überhaupt gemeinsam betrachtet werden sollten/müssten. Vielleicht haben andere Kulturen ganz andere Sichtweisen (gehabt). sleepless (glaub ich) sagte, dass aus allen Kulturen Kunst hervorgeht, unabhängig, ob sie dem Mammon so frönen wie wir, oder nicht. Wenn wir Kunst immer nur im Kontext von Geld sehen, dann ist das doch kein Problem der Kunst, sondern das unserer Gesellschaft. Lösen wir uns doch wenigstens davon, Kunst immer nur in diesem einen Zusammenhang zu betrachten und beantworten stattdessen die Frage, was Kunst denn nun eigentlich ist.
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Akiragirl
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Beitrag26.01.2017 10:47

von Akiragirl
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Du meine Güte! Wie kann man nur so penetrant mit seinem eigenen persönlichen Thema eine Diskussion penetrieren und somit diesen thread gnadenlos aus den Angeln heben?

Laughing


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Lapidar
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Beitrag26.01.2017 10:49

von Lapidar
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Erstens: soweit mir bekannt ist, ist dies eine Diskussion bzw. sowas wie eine Unterhaltung und keine wissenschaftliche Erörterung. Daraus ergibt sich für mich auch die Freiheit in verschiedene Ecken abzudriften, die zumindest für mich, vielleicht auch für andere dazu gehören. Das ist Diskussion, lebendig, manchmal heftig und hoffentlich nie respektlos gegenüber dem anderen.
zweitens: wie kann man NICHT aus einer persönlichen Perspektive schreiben?
Verzeihung gerade bei dir BN habe ich oft das Gefühl, dass du sehr sehr persönliche Ansichten hast. Aber eventuell liegt das an mir, ich bin ja eine sagen wir mal ungenau nicht wissenschaftlich herangehende Person, sondern jemand der so mehr aus dem Bauch heraus schreibt (von selbigen ist genügend vorhanden)
Drittens: ich unterstelle niemanden, der hier noch beteiligten Diskussionsteilnehmer Herzlosigkeit. Sollte also irgendetwas, was ich schreibe: in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft jemals beleidigend wirken, entschuldige ich mich schon mal vorab. Auch mir geht eine gewisse Arroganz nicht ganz ab.
Viertens: Trotzdem: aus persönlicher Erfahrung heraus: Hochkultur: wenn ich damals nicht Musikunterricht gehabt hätte und Kunst (damals je 2 UE /Woche) dann hätte ich nie Bezug zu klassischer Musik bekommen (Notenlesen kann ich immer noch nicht) und zu den Malern wie Gougin, van Gogh und Picasso.
Dali kapier ich immer noch nicht und halte ihn für einen Blender. Aber das ist eine persönliche Meinung, die Kunstkritiker nicht teilen. wink
Ich habe den Eindruck, dass Kunstunterricht und Musik in den Schulen inzwischen weniger Stellenwert hat. Mal ehrlich insgesamt 180 Minuten/Woche war eh nie viel.  Vielleicht kann das ein aktueller Elternteil dessen Kinder gerade so um die 5te Klasse sind bestätigen.
Literatur hatte es ein bisschen einfacher mit mir, da in Deutsch, Latein,Französisch und Englisch es schließlich irgendwie um Literatur ging.
Die Frage, die sich mir stellt ist: wenn man sich auf eine naturwissenschaftlich orientierte Schule begibt, was viele tun (zumindest wenn man sich mit den Eltern und Schülern unterhält), weil die beruflichen Chancen als besser eingeschätzt werden... inwieweit sind dann noch die Kulturellen/Kunstdingsbumse gegeben?
Und ja ich weiß da kommt schon wieder eine Komponente rein, die der gestrenge BN nicht mag. Nämlich die der sozial Kompetenz.
Ergo: Lässt sich Kunst/Kultur/ soziale Kompetenz trennen und inwieweit greift dann doch wieder auch die Religion mit rein? oder wie nennt man das heute? Humanismus ist glaub nicht richtig.

Nicht falsch verstehen: Nicht automatisch wird einer der sich Künstler nennt, sozial kompetent sein, noch jemand der kultiviert ist, Mitgefühl empfinden,  
manchmal schweben aber Theoretiker arg in den Wolken, während Pragmatiker (= Handwerker) das Ganze eher grobschlächtig angehen.
 Laughing


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BlueNote
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Beitrag26.01.2017 11:09

von BlueNote
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Die Diskussion ist keine wissenschaftliche Erörterung, aber auch keine bloße Unterhaltung (auch wenn sie immer wieder in diese Richtung abdriftet). Oder besser gesagt, sie sollte es nicht sein. Ich habe gar nichts dagegen, wenn jeder aus seiner ganz persönlichen Sicht erörtert, was für ihn und für sein Schaffen Kunst ausmacht. Das Thema Kunst und soziale Kompetenz halte ich dagegen ein bisschen an den Haaren herbeigezogen. Besser wäre es, das beispielsweise unter "Kreativitätsförderung an Schulen" abzuhandeln.

Den genstrengen BN hat übrigens am meisten die Bemerkung über Dali gestört. Dali war für die (klassische) Moderne das, was Einstein für die moderne Wissenschaft war. Ein Wegbereiter für Vieles. Dali hatte sicherlich kein ausgeprägtes Gespür für soziale Kompetenz. Aber ist das in diesem Zusammenhang wichtig?
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Lapidar
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Beitrag26.01.2017 11:25

von Lapidar
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Sorry, ich wusste, dass ich mit Dali einen wunden Punkt bei dir berühre, aber ich empfinde so.
Ähnlich wie du gegenüber Heftchenromanen.

Frage: wo steht eigentlich geschrieben, dass es keine Unterhaltung sein darf? Hab ich da wieder mal irgendwelche Forenregeln überlesen?

Das Problem ist eigentlich wie immer: es sind viele Komponenten, die ineinandergreifen.
Könnte man behaupten dass Kunst ein Ausdruck einer Kultur ist? Denn schließlich besteht Kultur ja auch Sprache, Essen, Kleidung, wie man miteinander umgeht: Mann zu Mann, Frau zu Frau, Mann zu Frau, Erwachsene zu Kind, ... , soziales Verhalten, Stellenwert der Familie, Bildung.... und und und.
und Kunst ist halt ein Teil davon.
Und dann stellt sich halt auch die Frage: was passiert mit den Menschen, wenn sie sich mit Kunst auseinandersetzen wollen/können? Welche Möglichkeiten haben sie, wie wird das dann akzeptiert?

und dann sind wir sehr schnell wieder beim Sozialen.
Wir reden doch ab und an in anderen Threads von der Künstlersozialkasse, von wie wenig Autoren von ihrer Kunst/ Arbeit leben können.
Was Kunst bei Menschen bewirken kann. Ich erinner mich an einen Faden, da gings glaube ich drum, inwieweit der Schriftsteller, mit verantwortlich ist für das was sein Werk eventuell "anrichten" kann. (Soziopahtische Killer und so..)
Momentan läuft doch diese Serie Rentnercops. Ich erinner mich, ein Interview mit einem der zwei Hauptdarsteller gelesen zu haben. Sinngemäss ging es da auch darum, warum er in seinem Alter noch solche anstrengenden Rollen annimmt.
Er hat gemeint, die Berichte, dass er von Sozialhilfe leben müsste seien übertrieben.
Ich hab mich da gefragt, ob da nicht eher der Stolz durchbrach.
Es ist oft so dieser Anspruch nach aussen: Kreativer Künstler, erfolgreicher Autor, heile Welt.
und wenn man hinter die Kulisse guckt: jeden Pfennig dreimal umdrehen,  hoffen auf den Durchbruch, wütend sein auf den Partner, der einen finanziell mitträgt.
Also doch brotloser Künstler.

Und damit auch wieder dieser Satz, der mir im Kopf rumspuckt:
Erfolg in der Kunst:
10 % Talent, 90% Schweiß und eine riesen Portion Glück.


okay: das mit der sozialen Kompetenz ist ein persönlicher blauäugiger Anspruch meinerseits, den ich an Personen habe, die es im öffentlichen Leben soweit gebracht haben, dass sie eine Vorbildfunktion übernehmen können/sollten


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Literättin
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Beitrag26.01.2017 11:27

von Literättin
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Was ist Kunst?

Kunst ist das, was in genügendem Abstand (Freiraum) zu notwendiger Existenzsicherung im kreativen Tun des Menschen als dialogisch verarbeitete innere und nach außen getragene Antwort auf seine Lebensumstände entstehen kann und sie trägt zur Kulturbildung, zur kulturellen Entwicklung menschlicher Gesellschaften bei.

Dass es hierzu ein gewisses Maß an existenzieller Absicherung innerhalb der menschlichen Gemeinschaft und ein Vorhandensein der hierfür notwendigen Materialien und Werkzeuge bedarf, haben unlängst Steinzeit-Forscher experimentell anhand der Nachbildung einer originalen Steinzeit-Venus nachgewiesen.
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nebenfluss
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Beitrag26.01.2017 12:26

von nebenfluss
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Ich bin hier sehr bei sleepless:
sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Die geschilderten Probleme haben meines Erachtens mehr mit gesellschaftlichen Statuszuschreibungen in den Industrienationen zu tun, die sozioökonomisch Benachteiligte auf die hinteren Plätze verweisen und vorführen, dass diese Zuordnung nur durch Geld zu ändern ist. Und es hat mit dem gesellschaftlichen Stand der Kunst zu tun, die in breiten Schichten als überflüssig und wertlos angesehen wird. Liest man ja in der einen oder anderen Weise auch gelegentlich im Forum.


Wer eine echten Monet in einem Museum für ein Kunstempfinden braucht, und den dann in Muse betrachten will (und nicht als Mitglied eines lärmenden Besucherstroms), der will ja ein exklusives Erlebnis und befindet sich letztlich in Verbrüderung mit einem elitären Kunstbetrieb, der eben z. B. über die Höhe des Eintrittsgeldes dem Besucher suggeriert, als wie wertvoll das Dargebotene gefälligst einzuordnen ist. Dass ein Monet auf dem Smartphone ein auch im Wortsinne vergleichsweise flaches Erlebnis ist: zweifellos richtig. Allerdings nutzt diese Bevölkerungsschicht (und nicht nur diese) Smartphones auch fleißig, um damit Musik zu hören oder Filmchen anzuschauen, obwohl das auch ausgesprochen kastriert ist, verglichen mit einem Konzert- oder Kinobesuch. Auch dabei geht Unmittelbarkeit und Dreidimensionalität verloren (Stereo und Surround-Sound hätte man dafür nicht zu erfinden brauchen). Von daher halte ich die These, all den potentiell Kunstbegeisterten würde vom Smartphone das Interesse erstickt, für fragwürdig.
"In breiten Schichten als überflüssig und wertlos angesehen" trifft da auch meinen Eindruck. Gerade im Gespräch mit Jugendlichen über die Schule fällt mir das auf: Sport ist das beste Fach, und Mathe, klar, wichtig. Aber diese "Laberfächer"! (Geisteswissenschaften). Und Musik kann man eh schwänzen - "interessiert eh keinen" (bzw. ist nicht prüfungsrelevant). Wer aber in jungen Jahren keinen Zugang zur Muse findet, muss oftmals bis zur Pensionierung warten, bis er wieder Zeit dafür erübrigen kann.

Was ist Kunst?
Im Versuch einer neutralen und möglichst un-elitären Definition kam mir der Gedanke, Kunst sei alles, was in künstlerischer Absicht geschaffen wurde, also unter Berücksichtigung von Ästhetik und eventuell Aussage(?), die über die reine Funktionalität hinausgeht. Das wirft natürlich sofort die Frage auf, ob Ästhetik nicht selbst eine Funktion ist, aber ich denke, ihr versteht, was gemeint ist: Je weniger etwas zum physischen Überleben dient (etwa der Betonbunker am Strand) sondern zur ästhetischen Auseinandersetzung reizt (die Kathedrale im Zentrum der Stadt, deren praktische Funktion als Treffpunkt zum Gottesdienst eher nebensächlich erscheint), desto mehr ist es Kunst.


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Lapidar
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Beitrag26.01.2017 14:08

von Lapidar
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Zitat:
nebenflusss:
Was ist Kunst?
Im Versuch einer neutralen und möglichst un-elitären Definition kam mir der Gedanke, Kunst sei alles, was in künstlerischer Absicht geschaffen wurde, also unter Berücksichtigung von Ästhetik und eventuell Aussage(?), die über die reine Funktionalität hinausgeht. Das wirft natürlich sofort die Frage auf, ob Ästhetik nicht selbst eine Funktion ist, aber ich denke, ihr versteht, was gemeint ist: Je weniger etwas zum physischen Überleben dient (etwa der Betonbunker am Strand) sondern zur ästhetischen Auseinandersetzung reizt (die Kathedrale im Zentrum der Stadt, deren praktische Funktion als Treffpunkt zum Gottesdienst eher nebensächlich erscheint), desto mehr ist es Kunst.


ich weiß nicht, ich frag mich immer, macht nicht jemand was zuerst, weil es ihm gefällt? Aus welchen Gründen auch immer. Also was auch immer erfüllt einen Zweck.
Diese Venus eventuell ein Kultobjekt, spannend übrigens: diese Art der Fettleibigkeit ist heute als lebensbedrohlich eingestuft und wird von der breiten Menge realiter wohl nicht als schön empfunden, aber so als Steinzeitkunstwerk ... , in Altar, eine Vase und dann hat man festgestellt, das Ding erfüllt nicht nur seinen Zweck, sondern es ist auch schön - im Auge des Betrachters und einiger anderen- und plötzlich ist es Kunst. Dann kommt irgendwann wie in deiner Kathedrale noch der Symbolismus ins Spiel, Licht gewisse Anordnungen etc und plötzlich ... ist es nicht mehr ein viereckiger Kasten, in dem man sich trifft um regelmässig einem Gott anzurufen, sondern was Transzendentes. Was dann teilweise den Betrachtern/Bewunderern in Folge gar nicht mehr so bewußt ist. Ich denke gerade an diese Labyrinth- Mosaike.

Also ich glaube nicht, dass ursprünglich jemand sich hingesetzt hat und gemeint hat:Ich mach jetzt Kunst! und Basta.
Sondern er hat sich hingesetzt und hat gesagt: Ich mach jetzt mal was. Schaun wer mal, was raus kommt, und dann hat es gefallen.

Mir fällt da diese Ankedote ein von einer hiesigen Malerin: Anscheindend stand sie vor Jahren mal während einer Vernissage unbeobachtet neben einem ihrer Gemälde- irgendwas Abstraktes mit viel Bunt- und durfte anhören, was Zwei oder Drei Personen in das Bild hineininterpretierten.
Sie fand das Ganze total spannend, denn die drei, die die Künstlerin gar nicht persönlich kannten, waren absolut sicher, dass das Kunstwerk genau so und nicht anders zu interpretieren sei.
Die Malerin selber hatte das Bild gemalt, weil ihr die Arbeit, die Komposition daran Spass gemacht hat, nicht weil sie bewußt eine Aussage treffen wollte- schon gar nicht zu irgendwelchen verborgenen psychosozialen Bezügen die durch die Verwendung der Farben symbolisiert wurden- für die drei Betrachter.
Das meinte ich mit auslösen: Kunst löst was in mir aus. Natürlich, wenn ich Backgroundwissen habe, löst es eventuell mehr aus, als ohne, aber wenn ich sozusagen bildungsvor-unbelastet rangehen kann und ein Werk da irgendwo in mir Pling macht, das ist Kunst. Denn es kann mir durchaus passieren - wie vor kurzem- dass mir ein Werk gut gefällt, ich den Künstler aber total mies als Persönlichkeit finde. Wenn ich dann die zwei nicht trennen kann, dann wirds problematisch.


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rieka
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Beitrag26.01.2017 14:22

von rieka
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Mal schüchtern fragend eine ganz simple Definition dazwischen werfend:
Besteht Kunst aus dem sublimierten Ausdruck von Gefühlen? Und dem emotionalen Ausdruck einer den Künstler selbst und/oder andere beeindruckenden Erlebens oder Situation?
Egal auf welcher zivilisatorischen, geistigen oder sonstigen Ebene sie sich zeigt? Je ausdrucksspezifischer, desto bedeutender?
Je umfassender die persönliche Empfindung die allgemeine Empfindung trifft, desto wahrscheinlicher die allgemeine Anerkennung als Kunst?

So empfinde ich es zumindest und meine dies zu erkennen bei diesen Beispielen
Edvard Munch – Der Schrei
Dali – Die zerlaufende Uhr (den Titel weiß ich nicht)
Goya – im Versuch, Missstände auszudrücken
Miro – mit seiner explosiven Farbenpracht
Und bei den unendlich vielen weiteren, Sehnsüchte, Freuden, Leiden und lebensbewegende Momente ausdrückenden Künstlern.
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Beitrag26.01.2017 18:12

von nebenfluss
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@Lapidar:
Ich sehe ein, dass mit dem künstlerischen Anspruch als Basis (oder Notwendigkeit) von Kunst ist etwas schwierig, denn klar kann (und passiert auch ständig) etwas ursprünglich aus einer Not(wendigkeit) oder gar unabsichtlich erschaffen worden sein und später als Kunst angesehen werden.
Das hier wiederum
Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Also ich glaube nicht, dass ursprünglich jemand sich hingesetzt hat und gemeint hat:Ich mach jetzt Kunst! und Basta.
Sondern er hat sich hingesetzt und hat gesagt: Ich mach jetzt mal was. Schaun wer mal, was raus kommt, und dann hat es gefallen.

scheint mir eine Umschreibung für "Muse" zu sein, was sicherlich nicht die schlechteste Ausgangslage für das Entstehen von Kunst ist.
Andererseits trifft das so lapidar Wink ("Ich mach jetzt mal was") sicher nicht pauschal zu: Vieles, was wir heute als Kunst verehren, war ja Auftragsarbeit (weshalb ich auch diesen angeblichen Widerspruch von Kunst und Kommerz schwierig finde).

rieka hat Folgendes geschrieben:

Besteht Kunst aus dem sublimierten Ausdruck von Gefühlen?

Und warum nicht etwa im sublimierten Ausruck von handwerklichem Geschick? Oder sublimierten Ausdruck von Intellekt? Ich denke, dafür ließen sich ebenso Beispiele finden. Und Dalis "Die Beständigkeit der Erinnerung" (das bekannteste mit dem Motiv der schmelzenden Uhr) empfinde ich z. B. nicht als besonders emotional, aber definitiv als Kunst.


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Lapidar
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Beitrag26.01.2017 18:52

von Lapidar
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

...
scheint mir eine Umschreibung für "Muse" zu sein, was sicherlich nicht die schlechteste Ausgangslage für das Entstehen von Kunst ist.
.


 Laughing schönes Wortspiel, da kommt also das von der Muse geküsst her. love


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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag26.01.2017 19:32

von Heidi
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lupus hat Folgendes geschrieben:
Da wird doch einiges unterstellt und ich meine doch, das ist auch ein wenig darauf zurück zu führen, dass nicht unbedingt genau gelesen wird/wurde.


Ich hoffe sehr, dass du damit nicht mich meinst, denn ich hatte nie im Sinn, dir irgendetwas zu unterstellen. In meinem vorletzten Beitrag habe ich d.frank eine Antwort gegeben, die sich mit deiner deckt, denn ganz nüchtern und isoliert betrachtet, sehe ich es genauso: Wer wirklich will, der kann sich mit Kunst auseinandersetzen. Kunst ist nicht abgeschottet von der Menschheit. Wäre es nicht so – also, dass wir die Möglichkeit hätten uns für Kunst zu interessieren, dann wäre der Mensch kein freies Wesen und ich bin der Meinung, dass wir alle frei sein könn(t)en. Also, frei entscheiden, ob wir uns mit Kunst auseinandersetzen wollen, oder nicht (und nicht nur das).

Ich persönlich will aber die/meine nüchterne Ansicht mit einer menschlichen verbinden, denn jeder Mensch hat so seine Biographie, die doch dafür entscheidend ist, in welche Richtung er sich hinentwickelt. Natürlich gibt es zahlreiche Beispiele von Künstlern, die aus der Gosse kamen, wie etwa Eminem oder Jean-Michel Basquiat (ich habe beide schon mal im Talente-Thread erwähnt), die es trotz ärmlichen Umständen in ihrer Kindheit geschafft haben, angesehene Künstler zu werden. Ich kann nur vermuten, dass es sich bei beiden um rebellische Menschen handelt/e, die alles geben und gegeben haben für die Musik bzw. Graffitikunst, weil sie tief in sich drinnen empfunden haben, dass sie kreativ sind und nicht anderes machen können und wollen.
Das ergeht aber nicht jedem Menschen so (auch nicht allen aus der Mittel- oder Oberschicht, auch dort verarmt so mache Kinderseele, weil zu wenig Kreativität herrscht und zu viel Leistung gefordert wird), denn nicht jeder ist rebellisch. Der eine bekommt zehn mal gesagt: Du taugst nichts!, aber sein Innerstes sagt immer wieder: Arschloch, natürlich tauge ich was!, und macht weiter, versucht kreativ zu sein und was auf die Beine zu stellen (weil mit Mathe und Naturwissenschaften, so wie es ihm in der Schule vermittelt wird (auswendig lernen) für ihn noch weniger Perspektive bringt, um zu überleben, weil es vielleicht nicht sein Ding ist, sondern eher malen oder schreiben, oder Musik); der andere zerbricht daran, wieder ein anderer stumpft ab und interessiert sich für den Rest der Welt überhaupt nicht mehr.
Das sind jetzt Extrembeispiele, mit denen ich aufzeigen will, wie wichtig die kreative Förderung von Kindesbeinen an ist. Ich meine damit nicht, das Kind zu drillen, sondern die Kunst, die Kreativität in den Unterricht miteinzubringen, damit die Kinder Freude am Lernen haben und nebenbei noch an sich selbst erforschen können, was ihnen besonders liegt. Wenn ein Kind besonders gut Geschichten schreiben kann, dann sollte das auch anerkannt, und nicht als unnütze Fähigkeit abgetan werden (das passiert tatsächlich), zwar kann nicht jeder Mensch der schöne Geschichten schreibt, Autor werden und damit seinen Unterhalt verdienen, aber er kann sein Leben damit bereichern und nach einem anstrengenden Arbeitstag dann eher sagen: Jetzt schreibe ich eine Geschichte, anstatt: Jetzt gucke ich Dschungelcamp – weil er die Erfahrung gemacht hat: Mein Lehrer, meine Mama, der/die hat mich in meinem Tun, in meiner Kreativität gefördert. Mit Sicherheit wird ein Mensch, der diese Erfahrung gemacht hat, auch eher gewillt sein, nicht an einer Skulptur in der Innenstadt vorbeizurauschen, sondern vielleicht stehen bleiben, was einem, der keinen Sinn dafür hat, weil der nicht wachsen durfte, bestimmt schwerer fällt (aber absolut nicht ausgeschlossen ist).
Auf die Sache mit dem Geld (Bedingungslose Grundeinkommen) gehe ich jetzt nicht näher ein, das würde doch zu sehr vom Thema wegführen.

Dass heute ein Sinn für Kunst immer mehr verloren geht, und die Wertschätzung von den Dingen die wir konsumieren, sich in eine andere Richtung verschiebt (technische Geräte, Designerware oder auch Nippes/Billigware (Quantität statt Qualität), Unterhaltung usw.) lässt mich auch schaudern. Aber das betrifft nicht nur die Unterschicht. Es kommt halt immer auf den Hintergrund an, warum ich etwas tue. Wenn jemand sich nur deshalb einen Rizzi kauft, um ihn dann als neueste Errungenschaft seinen Verwandten und Bekannten zu präsentieren, was bleibt dann noch übrig vom Kunstwerk bzw. dem Anliegen des Künstlers? Das ist meiner Meinung nach nicht besser, als wenn jemand nach Lignano fährt und sich in der Sonne brutzeln lässt, anstatt sich mit Kunst auseinanderzusetzen.
Die Welt hat sich verändert. Früher spielte etwa bei den meisten Bauwerken auch ein künstlerischer Aspekt mit hinein, in den Sechzigern/Siebzigern fing es dann schon an mit pragmatischen, hässlichen Bauten; ich finde ganz viele Schulgebäude aus der Zeit scheußlich und darin verbringen unsere Kinder die meiste Zeit ihres Tages. Oder: Zu Zeiten, als es keine Fotografie gab, mussten Menschen zum "Maler", wenn sie ein Portrait von sich haben wollten (was sich natürlich nur die gut Betuchten leisten konnten), aber heute kann jedermann alles mögliche entweder selbst machen, oder billig Online kaufen. Ich will die technische Entwicklung und die Globalisierung nicht schlechtreden, wie bei allen Dingen, haben auch sie eine Berechtigung in dieser Welt – sie bringen uns viele Vorteile, die wir für uns nutzen können. Aber der Umgang damit (das Wie) ist entscheidend und auch die Aufklärung, das Bewusstmachen - wo wir wieder bei der Kunst wären. Die kann so einiges bewusst machen.

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Wenn wir Kunst immer nur im Kontext von Geld sehen, dann ist das doch kein Problem der Kunst, sondern das unserer Gesellschaft. Lösen wir uns doch wenigstens davon, Kunst immer nur in diesem einen Zusammenhang zu betrachten und beantworten stattdessen die Frage, was Kunst denn nun eigentlich ist.


Ein Problem der Kunst ist die Sache mit dem Geld und dem sozialen Miteinander sicherlich nicht, aber die Kunst könnte die Lösung für viele Probleme im Sozialen sein (Mmn). Überhaupt finde ich, das der soziale Aspekt sehr stark mit dem Thema „Was ist Kunst?“ zusammenhängt. Ein Künstler, der in diesem Thread mehrmals erwähnt wurde, hat einen großen Teil seines Werkes dem Sozialen gewidmet.

Für mich scheint die Fragestellung des Themas eine Endlosfrage zu sein. Ähnlich wie: Was ist Liebe? Was ist Gott?
Ich versuche aber trotzdem mal meine persönliche Definition, die ich dank der Diskussion in diesem Thread für mich herausgefunden habe, und die auf alle Fälle offen und "weiterentwickelbar" ist, niederzuschreiben:

Anders als die Natur, ist die Kunst etwas vom Menschen „künstlich“ Hergestelltes, Dargestelltes, „Perfomtes“, Geschriebenes, Klingendes, oder wie Aaron Gal sagte, Formuliertes (usw.), das etwas  Unsichtbares (Geist und/oder Gefühle) zum Ausdruck bringt. Anders als zu früheren Zeiten spielt heute die Individualität eine große Rolle. Der individuelle Ausdruck war etwa in der Gotik nicht relevant. Damals ging es darum sakrale Bilder zu erzeugen, die dem Menschen Gott näher bringen (mal ganz platt ausgedrückt).

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Wer eine echten Monet in einem Museum für ein Kunstempfinden braucht, und den dann in Muse betrachten will (und nicht als Mitglied eines lärmenden Besucherstroms), der will ja ein exklusives Erlebnis und befindet sich letztlich in Verbrüderung mit einem elitären Kunstbetrieb, der eben z. B. über die Höhe des Eintrittsgeldes dem Besucher suggeriert, als wie wertvoll das Dargebotene gefälligst einzuordnen ist.


Ich hatte es nie so mit Monet, allgemein nicht mit Impressionismus, kann dir aber versichern, dass es etwas völlig anderes ist, die Original Seerosen (ich meine die in der Orangerie, die am bekanntesten sind) zu sehen, als sie nur im Internet oder auf sonstigen Abbildungen anzuschauen. Die Bilder sind riesig (was mir nicht klar war, bevor ich sie sah), auf Postkarten sind teilweise nur Ausschnitte zu sehen, und der Künstler hat die Keilrahmen den runden Wänden angepasst – im zylinderförmigen Raum kann man eine Runde drehen – überall sind die Seerosen (ui, die Beschreibung klingt etwas ungelenk, besser krieg ichs jetzt nicht hin, aber vielleicht warst du ja eh schon in der Orangerie und ich erklär dir was, was du bereits kennst).
Bei Plastik etwa halte ich es für noch wichtiger die Originale zu sehen, weil auf Fotos meist nur eine Ansicht abgebildet ist und na ja, wie alles im Leben (etwa in einem Gespräch mit einem Menschen) ist auch hier das Original was anderes (auch bei Bildern, auch bei einer Performance), bei Schriftwerken ist das natürlich was anderes, aber das Wort ist ja ein völlig anderes „Medium“.
Was den elitären Kunstbetrieb betrifft, finde ich, hat Warhol mit seiner Factory sich hervorragend darüber „lustig“ gemacht, bzw. es auf die Spitze getrieben und den Menschen einen Spiegel vorgehalten.
Übrigens finde ich den Massen-Kunst-Tourismus auch nicht so dolle, aber es sollte doch seine Berechtigung haben, dass viele Menschen die Originale sehen wollen. Aus welchen Beweggründen auch immer. Der eine machts, um einen Selfie mit der Mona Lisa um die halbe Welt schicken zu können, der andere um ein echtes Kunsterlebnis zu haben (was tatsächlich möglich ist).

Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Das meinte ich mit auslösen: Kunst löst was in mir aus.


Das ist ein wichtiger Punkt. Kunst kann alle möglichen Empfindungen auslösen (auch die Geschriebene). Es gibt Werke, die machen mich fröhlich, andere stimmen mich nachdenklich, oft werde ich durch Kunst auf mich selbst zurückgeworfen. Sogar Ekel habe ich schon empfunden, oder bis aufs äußerste Abgestoßen-sein, aber bei der näheren Betrachtung, aus einer objektiven Perspektive – die eigenen Gefühle mal so beiseitegeschoben -, kann sich das ekelhafteste Werk in einen Diamanten verwandeln. Das ist eine faszinierende Erfahrung, finde ich.
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Uwe Helmut Grave
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Beitrag29.01.2017 11:42

von Uwe Helmut Grave
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Wow! Da bin ich mal für ein paar Tage weg vom Fenster (ich nehme meinen Laptop nicht überall hin mit) und schaue heute Morgen mal wieder in diesen von mir einstmals ins Leben gerufenen (und von einem streitbaren Foristen wiedererweckten) Faden - und bekomme unheimlich viel Interessantes zu lesen. Anscheinend klappt die Diskussion viel besser, wenn ich die Klappe halte (so wie man in einer Firma viel besser arbeiten kann, wenn sich der Firmeninhaber endlich mal verzieht), also bin ich gleich wieder still; ich muss eh noch sooooo viele andere Fäden lesen.
Eine kleine Anmerkung sei mir dennoch gestattet, zu einem Satz, der mir beim Lesen sinngemäß im Gedächtnis hängenblieb: Wer Klassik hören will, kann ja das Radio einschalten (oder so). Dazu kann ich nur erwidern: Wer so etwas sagt, ist offenbar noch nie auf einem klassischen Konzert gewesen.
Damit meine ich nicht zwangsläufig große Konzertsäle, die natürlich einen besonderen Genuss bieten. Jede Laien-Darbietung auf einem Kurkonzert wühlt einen innerlich mehr auf als das "Geklimper" aus dem Radio oder auf einer CD - womit ich derlei Rundfunkdarbietungen nicht schmähen will, doch es geht nun einmal nichts über das direkte Erlebnis.
Gemälde "nur" im Internet zu betrachten, ist nichts Verwerfliches, doch wenn sich einem die Möglichkeit bietet, direkt vor dem Werk zu stehen, sollte man sie nutzen - was allerdings wenig sinnvoll ist, wenn man sich inmitten von schnatternden Touristen befindet, dann doch lieber der Blick auf den Bildschirm. Das ist vergleichbar mit Städtereisen: Sich hautnah mit einem Ort auseinanderzusetzen ist ein viel intensiveres Erlebnis als das Betrachten der Sehenswürdigkeiten auf einer Postkarte - nur die anderen Touristen gehen einem mitunter auf den Sack (und man selbst denen).
Meine erste bewusste Erfahrung mit dem Theater verlief ähnlich wie es hier irgendwo im Zusammenhang mit einem Opernbesuch geschildert wird: Es war ein beeindruckendes nachhaltiges Erlebnis, wodurch meine Frau und ich in jungen Jahren zu begeisterten Theaterbesuchern mutierten.
Es trifft allerdings leider zu, dass so etwas ins Geld geht, insbesondere dann, wenn man auch noch weiteren Kunstliebhabereien nachgehen möchte. Man muss halt Prioritäten setzen und sich in anderen Lebensbereichen, wenn es irgend möglich ist, erheblich einschränken. In unserem Fall bedeutet das: Verzicht auf ein Auto. Jeder Autobesitzer weiß sicherlich, was für hohe Gesamtkosten die Haltung eines PS-Gefährts verursacht.
Übrigens habe ich auch schon früh das Rauchen aufgegeben - und damals waren die Zigarettenpreise noch nicht so exorbitant wie heute.
Ein Nachbar sagte mal zu mir: "Theater kann ich mir nicht leisten, bei mir reicht es nur fürs Kino." Ab und zu gönne auch ich mir einen Kinofilm, was allerdings im Laufe der Jahre immer seltener wurde - denn in diesem Punkt irrt sich der Nachbar sehr: Kino ist verdammt teuer, hingegen kann man im Theater so manches Schnäppchen erhaschen.
So, und jetzt kümmert euch nicht um meine unqualifizierten Zwischenrufe, macht einfach weiter, so als wäre ich gar nicht vorhanden.


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Uwe Helmut Grave
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Beitrag29.01.2017 12:04

von Uwe Helmut Grave
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Und damit es nicht allzu unqualifiziert herüberkommt, noch ein Wort zum Titelthema "Was ist Kunst?".
In Trier stand ich neulich in einer Kunstausstellung vor einer Fotowand, auf der viele weibliche Gesichter abgebildet waren. Wenn man aber genau hinschaute, stellte man fest: Es handelt sich immer um dieselbe Frau, die lediglich verschiedene Gesichtsausdrücke annimmt oder die Frisur verändert oder Piercing trägt usw. Meine bessere Hälfte bestritt das zunächst und meinte, ich könne nicht richtig gucken. Andere Ausstellungsbesucher fingen ebenfalls an, sich damit auseinanderzusetzen, darüber nachzugrübeln, sich zu ereifern, ihren Senf dazuzugeben ...
... und genau das ist für mich Kunst: Fragen aufwerfen, Emotionen verursachen, Diskussionen erzeugen - dafür benötigt man keinen großen Aufwand, mitunter genügt ein einziges Gesicht.


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traumLos
Eselsohr


Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag29.01.2017 13:57

von traumLos
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:


Unterhaltungsliteratur hat per se nicht den Anspruch, Kunst zu sein. Meine These war, dass jeder kreative Mensch sich mit Kunst beschäftigen soll, weil er damit auch sein eigenes Werk oder seine persönliche Sicht auf die Dinge bereichern könnte und sein Schaffen dadurch vielleicht anspruchsvoller werden würde. Auch der Anspruch an sich selbst würde sich erhöhen, was ich als Gewinn sähe. Je höher der Anspruch ist, je mehr entwickelt er sich von Unterhaltungsliteratur zu ... Kunst - wobei die Übergänge ja sowieso fließend sind. Den "Name der Rose" halte ich beispielsweise für anspruchsvoll, wobei ich bei diesem Werk sowieso glaube, dass zuerst der Anspruch (des Autors an sich selbst und dem Thema geschuldet) da war und dann erst das unterhaltende Element dazu kam, der Autor also eher den Unterhaltungsroman mimt.

Wenn ich in Erinnerung rufen darf, ist das Thema dieses threads nicht "Wer kann sich Kunst leisten?","Wer ist abgeschnitten von der Gesellschaft?" oder "Wie soll Kunst bezahlt bzw. subventioniert werden?) (darüber kann man sich grundsätzlich ebenso, aber in anderen threads, unterhalten), sondern das Thema lautet "Was ist Kunst?".

So gesehen könnte man der eigentlichen Thematik vielleicht wieder ein Stück näher kommen, wenn man tatsächlich die Frage für sich beantworten würde: Hält man (z.B.) Unterhaltungsliteratur für Kunst? Ist Trivialliteratur Kunst? Ist Pornographie Kunst (weil ja die "Kunst der Photografie" Anwendung findet)? Haben Unterhaltungsliteraten, die hauptsächlich ihr Produkt verkaufen wollen, tatsächlich den Anspruch, Kunst zu schaffen (was ich begrüßen würde), oder geht es hier um ganz andere Dinge? Ob sie es können/könnten ist dabei etwas anderes, als ob sie es wollen. Oder auch: ob sie es dürfen. Ob sie es sich es erlauben. Ob sie den Mumm dazu haben, künstlerische Elemente in ihr Werk einfließen zu lassen. Verlangt wird es von ihnen meistens nicht. Viele Unterhaltungsliteraturverlage haben Angst davor, ihre Leser mit zu viel Anspruch zu konfrontieren, geschweige denn mit "Kunst". Wenn ich mir den thread durchlese, gewinne ich auch den Eindruck, viele Konsumenten haben Angst davor, sich selbst zu viel mit Anspruch oder eben ... Kunst (z.B. "Aktionskunst") zu konfrontieren und grenzen sich selber ab, indem sie in Kunst etwas Elitäres sehen, zu dem ihnen der Zugang angeblich verweigert wird. Wobei immer unklarer wird, was Kunst denn überhaupt sein soll.

Irgendwann sind wir bei "alles was wir tun ist Kunst". Die erste Strichzeichnung des Kindes, der Apfelkuchen von der Mama oder die Strickpüppchen der Oma. Dann ist alles Elitäre verschwunden von der Welt und es herrscht Gerechtigkeit für alle. Dann kann man die Frage, was Kunst ist, sehr leicht beantworten: alles!

Da jedoch nicht alles Kunst ist, wäre es doch wichtig, vor allem die Grauzonen auszuloten, um Kunst von Nicht-Kunst zu trennen (wenn man denn den Begriff Kunst in diesem Rahmen überhaupt definieren will). Wenn man weiß, was Kunst nicht ist, kommt man leichter auf die Identifizierung, was Kunst ist (oder auch, was Kunst ausmacht). Und das ist schließlich unser Thema - zur Erinnerung an die, die lieber über soziale Gerechtigkeit, Blockflöten aus Ebenholz für alle oder über Modelle für den staatlich noch mehr subventionierten Kunstkonsum für alle Schichten der Bevölkerung diskutieren wollen.


Hm, du postulierst in deinem Beitrag eine Rückbesinnung auf die Kernfrage dieses Threads. "Was ist Kunst?"

Fragestellungen, die ich in direktem Zusammenhang mit der Ausgangsfrage sehe, empfindest du als Abschweifungen.

Was will Kunst?
Wer hat Zugang zu ihr?
Welche Hindernisse bestehen?
In welche gesellschaftliche Realität wirkt sie hinein?

Für mich wichtige Aspekte, die zu diskutieren sind, um sich der Ausgangsfrage zu nähern.

Dann aber machst du einen Schwenk und stellst die Begriffe Kunst und Literatur in einen Deckungszusammenhang.

Dein Beitrag wirkt auf mich ziemlich inkohärent.

Literatur ist gerade keine Kunst. Literatur ist Literatur. Musik, die du in einem anderen Beitrag angesprochen hast, ist keine Kunst. Musik ist Musik.

Gut, darüber lässt sich nun natürlich trefflich streiten. Und sicher fallen auch Musik und Literatur unter einen übergeordneten Kunstbegriff. Nur eben nicht, nach meiner Auffassung, wenn du die Fragestellung so eng fasst, wie -zugegeben- ich es herauslese.

Zudem scheint mir die enge Ausgangsfrage schon vielfältig und fundiert beantwortet zu sein. Sowohl in theoretischen, als auch beispielhaften Definitionen.

Und die Antworten sagen, wie mir scheint, eben nicht "alles", in implizierter Beliebigkeit. Beliebigkeit hat Beuys, der dafür gerne als Zeuge aufgerufen wird mit seinem "erweiterten Kunstbegriff" nun am allerwenigsten gemeint, sondern deutlich postulierte soziale, gesellschaftsrelevante Erwartungen daran geknüpft.

Eine Fragestellung:
Wann ist ein Elektroherd, der irgendwo abgestellt ist, mehr als wildentsorgter Elektroschrott, also Kunst?

Nein, das soll natürlich nicht beantwortet werden. Twisted Evil

Wer sich mit Amusement noch mit dem Thema Kunst beschäftigen mag.
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Gerling
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Beitrag29.01.2017 15:28

von Gerling
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Wenn es einem Bildhauer gelingt, in einem Granitfelsen eine Skulptur zu erkennen und er diese dann "herausmeiselt; das ist für mich Kunst.

Wenn es einem Komponisten gelingt, eine Sinfonie in seinem Kopf zu "hören" und diese dann niederschreibt und ein Orchester dieser dann Leben einhaucht; das ist für mich Kunst.

Wenn es einem Schriftsteller gelingt, aus dem losen Gedanken, der ihn/sie packt, eine Geschichte zu konstruieren (vollkommen egal, ob E oder U) die es schafft, den Leser zu berühren; das ist für mich Kunst.

Und sogar wenn es einem Koch gelingt, aus einfachsten Zutaten ein leckeres Gericht zu zaubern, ist das für mich eine Art von Kunst.

In diesem Sinne: Mahlzeit!


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traumLos
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Beitrag29.01.2017 15:45

von traumLos
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Hm, wenn von Kunst die Rede ist, denke ich zunächst einmal an Bilder und Skulpturen. Ich unterstelle einmal die Mehrheit ebenfalls. Zumindest die, die so einfach gestrickt ist, wie ich.

Natürlich kann man den Begriff im Sinne der schönen Künste erweitern. Ich zumindest erwarte in einer Kunstausstellung erstmal kein Buch. Musik, Tanz, nein würde mich jetzt nicht überraschen. Da bewegen wir uns dann aber schon in Richtung Gesamtkunstwerk.

Mehrmals wurde hier der Zusammenhang von Kunst und Können benannt.
In diesem Kontext stimme ich dir uneingeschränkt zu. Es ist egal ob E oder U.
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BlueNote
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Beitrag29.01.2017 16:22

von BlueNote
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Kunst ist also Unterhaltungsliteratur. Unterhaltungsliteratur ist Kunst.

Es war mir schon vor Wochen klar, dass dieser thread in eben diese Erkenntnis münden wird. Kunst kommt von Können und ist Unterhaltungsliteratur.

Wenn Kunst Unterhaltungsliteratur ist, dann ist die These ja bereits widerlegt,  dass Bevölkerungsgruppen aus Geldgründen der Zugang zu Kunst verwehrt wird. Unterhaltungsliteratur kann man ja in jeder öffentlichen Ausleihbibliothek, in Tauschbörsen oder sogar im Müll finden. Kostenlos! Weitgehendst!
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Soleatus
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Beiträge: 1002



Beitrag29.01.2017 16:26

von Soleatus
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Zitat:
Wenn es einem Bildhauer gelingt, in einem Granitfelsen eine Skulptur zu erkennen und er diese dann "herausmeiselt"; das ist für mich Kunst.


"Herausmeiseln", "alles wegmeißeln, was nicht nach Meise aussieht"; das Ergebnis ist die bekannte Meisenkunst, deren einzelnes Erzeugnis eine Kunstmeise, die man allerdings keinem zeigen darf, und vor allem selbst nicht haben sollte.

Kunst ist ... seltsam.
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Gerling
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Alter: 59
Beiträge: 2372
Wohnort: Braunschweig


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Beitrag29.01.2017 16:30

von Gerling
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Soleatus hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Wenn es einem Bildhauer gelingt, in einem Granitfelsen eine Skulptur zu erkennen und er diese dann "herausmeiselt"; das ist für mich Kunst.


"Herausmeiseln", "alles wegmeißeln, was nicht nach Meise aussieht"; das Ergebnis ist die bekannte Meisenkunst, deren einzelnes Erzeugnis eine Kunstmeise, die man allerdings keinem zeigen darf.

Kunst ist ... seltsam.


Ups .. Embarassed ich meinte natürlich meißeln. Wäre ja auch ziemlich fies, mit einer harmlosen Meise einen Granitblock zu bearbeiten ...


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