Sinne

[Stagepilot]

Hallo,
mein Einstand in der Rubrik Lyrik. Wörter in Klammern eher weglassen? Kommt die tiefere Bedeutung an?


Von allen Sinnen

Irgendwie total oder so
Nichtssagend
Atmende Nasenklammer im Zoo
Nachfragend

Besucher irren umher
Immer der Nase nach, heiser
Atemberaubend
Duftende Wegweiser
(Durchatmend)

Ponny im Blick
Auf Augenhöhe
Ich spüre es noch im Genick
Nachschauend (Nachsichtig)

Pfleger grüßt Plegerin
Mitfühlend
Lasse mich schieben
Aufwühlend
Phantomschmerzen
Unbegreiflich

[Stimmgabel]

[Matthias Jecker]

ich kann mir mit den klammerwörtern schon was  zusammenbasteln. und ich brauche die sogar unbedingt für den rhythmus des ganzen.

die ersten zeilen, die geben mir nur rhythmisch was. da hätte ich lieber das "oder so" weg und dafür ein oder zwei dieser klammerwörter mehr.

"tieferer sinn"? lieber dichter, interessiert es dich tatsächlich, ob ich den tieferen sinn erfasse? wenn das ernst gemeint wäre, würdest du ihn doch nicht mit aller mühe verstecken, oder? (nachfragend: oder doch?)

dein text entwickelt in meinem ohr einen drive, den ich schätze. aber in mir klingen beim lesen deiner vielen zeilen keine saiten an, die mich locken, einen tieferen sinn zu suchen. das kann heissen, dass du ein ganz tolles gedicht geschrieben hast, welches nur echte lyriker verstehen (muss es aber nicht).

nichts für ungut
matthias

[firstoffertio]

Bin mir nun nicht sicher: Was ist der Titel? Sinne oder Von allen Sinnen?

Schön finde ich, wie du die Sinne im Gedicht versteckt hast:

Von allen Sinnen

 Irgendwie total oder so
 Nichtssagend
 Atmende Nasenklammer im Zoo
 Nachfragend (da kommt implizit das Hören ins Spiel).

 Besucher irren umher
 Immer der Nase nach, heiser
 Atemberaubend
 Duftende Wegweiser
 (Durchatmend)

 Ponny im Blick
 Auf Augenhöhe
 Ich spüre es noch im Genick
 Nachschauend (Nachsichtig)

 Pfleger grüßt Plegerin
 Mitfühlend
Lasse mich schieben
 Aufwühlend
 Phantomschmerzen
 Unbegreiflich

Mir erscheint das trotzdem mehr wie eine Übung, und ein tieferer Sinn will sich mir schwer erschließen.

[Eulenbaum]

Hallo Stagepilot,

mir scheint, es geht um den Phantomschmerz in der letzten Strophe. Den, den man "ohne Sinne" spürt, davor die vielen Wahrnemungsweisen und Wahrnehmungen mit den unterschiedlichen Sinnesorganen.

Wenn es tatsächlich um den Phantomschmerz geht in dem Text, im Kontrast zu den realen Sinneseindrücken, dann würde ich trotzdem noch einmal an dem Ganzen arbeiten.

Was hat der Zoo als Hören-Riechen-Schmecken-Fühlen-Thema mit dem Rollstuhl in der letzten Strophe zu tun? (Außer, daß da einer im Rollstuhl mit Phantomschmerzen durch den Zoo geschoben wird?)

Für mich ist das beides zu weit weg voneinander.

Das Thema müßte noch einmal ganz anders angegangen werden.

Bei mir jedenfalls bleibt ein Gefühl übrig, es wäre alles zusammengewürfelt.

Grundidee nehmen und noch einmal neu basteln (vielleicht sogar mehrmals, so ein Thema ist vielleicht schwer zu verdichten bzw. schwer in ein stimmiges Bild zu bringen: Sinne, Sinneseindrücke auf der einen Seite, Phantomschmerz auf der anderen - falls es das Thema ist).

Gruß,
Eulenbaum