18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Weihnachten im Mauseloch, oder ???


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
nilswundertsich
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 32
Beiträge: 101

Ei 7


Beitrag17.12.2013 21:03
Weihnachten im Mauseloch, oder ???
von nilswundertsich
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

Hallo Leute. Einer meiner Vorsätze fürs neue Jahr: Mehr Beschäftigung mit den Texten, die ihr so postet. Jetzt habe ich aber erstmal wieder was, woran ich arbeiten mag. Ganz zweckmäßig: Ich habe für meine Schwestern (4 und 6 Jahre) eine Weihnachtsgeschichte geschrieben, die ich übermorgen oder so in die Post werfen werde. Jetzt wollte ich mal wissen, was ihr dazu sagt und wo man noch was verbessern könnte, so dass sich die kleinen etwas mehr drüber freuen. Mir erscheint die Geschichte an manchen Stellen noch etwas uninteressant, aber das könnte nur der Kritiker in mir sein, und dem traue ich nicht. wink An zwei Stellen fehlt noch was, das ergänze ich aber dann.

Weihnachten im Mauseloch oder (Untertitel einfügen)

Vielleicht habt ihr ja schon mal von den Buddhisten gehört. Buddhisten sind Menschen, die glauben, dass es uns alle schon einmal gegeben hat, nur als jemand (oder etwas) anderes. Ihr könntet zum Beispiel in einem früheren Leben ein König oder eine Prinzessin gewesen sein, ein wilder Löwe, eine Libelle – oder eben eine Maus. Ja, als Mäuse kann ich mir euch gut vorstellen. Aber nicht als die garstigen Tiere, wegen denen manch einer vor Angst auf den Tisch hüpft. Eher als verspielte Mäuschen, die einen nicht beißen, wenn man sie auf die Hand nimmt. Oder eben als die, um die es in der Geschichte gehen wird. Zufälligerweise heißen sie so wie ihr – Anna und Emma.
An diesem kalten Winternachmittag ist Weihnachten im Haus der Familie Trockenbrodt. Noch laufen die Vorbereitungen wie wild. Elisa Trockenbrodt hängt fleißig Sterne in der Wohnung auf. In allen Fluren funkelt und glitzert es. Der pausbäckige Erik und die kleine Amélie bewerfen im Wohnzimmer sich und den Weihnachtsbaum mit Lametta. Der dicke Papa August steht in der Küche und bereitet das Essen vor – Ente mit Rotkraut und Klößen. Und drei mal dürft ihr raten, wer auch noch in der Küche wohnt und dem Treiben gespannt zusieht. Genau: Anna und Emma. Die beiden Mäuse kommen aus dem Riechen und Staunen nicht heraus. Direkt neben der Spüle strecken sie ihre Näschen aus ihrem kleinen Mauseloch und fragen sich, wieso die Familie gerade heute so umtriebig herumwuselt. Zugegebenermaßen, Ente steht eigentlich nicht auf ihrem Speiseplan, dem Geruch können sie dennoch nicht widerstehen.
„Was ist denn für ein Tag?“ fragt Anna.
Emma huscht zum Mäusekalender und schlägt nach. „Heute ist Käsetag!“
Anna seufzt. „Jeder Tag ist Käsetag. Steht irgendwas anderes da?“
„Nein“, sagt Emma ratlos und kratzt sich am Öhrchen. Plötzlich hören die beiden Mama Elisa laut rufen: „Kinder, sagt mal frohe Weihnachten zu eurer Oma in Tokio!“ Sie hält Erik und Amélie im Wohnzimmer den Telefonhörer hin, aber die beiden sagen nur laut „Konichiwa!“ und rennen lachend in ihre Zimmer. Auch Mama Elisa muss lachen. „Ach, die Kinder sind schon ganz aufgeregt wegen der Geschenke“, sagt sie ins Telefon.
Anna versteht. „Weihnachten also...“ murmelt sie.
Emma ist ganz neugierig. „Und was ist das?“
„Naja, es gibt leckeres Essen und Geschenke, man bewirft sich mit Lametta und muss der Oma in Tokio Hallo sagen“, belehrt Anna ihre Schwester mit erhobenem Zeigefinger.
„Was ist denn Tokio?“, wundert sich Emma.
Anna beginnt zu grübeln: „Also Tokio, das ist eine Stadt, glaube ich, die ist gaaanz weit weg, am anderen Ende der Welt. Die Oma muss immer sehr laut schreien, wenn sie will, dass ihre Verwandten hier sie hören. Darum ruft man sie nur einmal im Jahr an, weil man ihre Stimme schonen will...“
„Haben wir auch eine Oma in Tokio?“ fragt Emma begeistert.
Anna überlegt kurz. „Nein, ich glaube nicht. Und selbst wenn, mit dem Nagetelefon könnten wir sie sowieso nicht anrufen.“
„Heißt das, wir können nicht Weihnachten feiern?“ Emma lässt ganz enttäuscht das Näschen hängen.
„Neiiin, wir haben doch eine Oma in Berlin“, sagt Anna. „Die würde sich über einen Brief und ein paar Krümel Parmesan bestimmt auch freuen.“
Emma wird wieder ganz heiter. „Also dann, worauf warten wir?“
„Aber Emma, wir wissen doch gar nicht, wie das geht. So ein großer Baum wie der da draußen passt doch gar nicht in unsere kleine Wohnung.“
„Ich glaube, ich habe da eine Idee.“ Emma macht sich sofort durch einen ihrer Geheimgänge auf die Socken und kommt mit einem Nagel und ein paar Blättern wieder. Den Nagel stellen die beiden zusammen auf den Kopf, danach spießen sie die Blätter drauf. „Sieht fast aus wie ein kleiner Baum,... mit ein wenig Fantasie. Hast du gut gemacht“, sagt Anna. Nun sehen sie, wie Mama Elisa einen großen Weihnachtsstern auf die Baumspitze steckt. Jetzt kommt Anna ein Geistesblitz.
Flugs flitzt sie vor den Kühlschrank, unter dem sie noch ein Stückchen Emmentaler findet, das Papa August beim gestrigen Mitternachtsimbiss herunter gefallen sein muss. Emma staunt und möchte am liebsten gleich abbeißen, doch Anna sagt „Nein, das wird unser Weihnachtskäsestern.“
Emma hilft Anna also, mit ihren Pfötchen an die Nagelspitze zu kommen und den Käse darauf zu stecken. Passt perfekt.
Draußen wird es langsam dunkel. Mama Elisa zündet ein paar Kerzen an, ruft die Kinder ins Wohnzimmer und lässt sie dort ihre Geschenke auspacken. Das wollen die Mäuse auch machen. Die beiden gehen auf die Suche, natürlich ohne von Familie Trockenbrodt gesehen zu werden. Nach einer Weile legt Anna ein Puzzleteil und einen Bindfaden unter den „Weihnachtsbaum“, Emma kommt mit einer Haarspange und einem Knopf angerast.
„Wie schön, ein Bild“, freut sich Emma und hängt das Puzzleteil an die Wand der Mäusewohnung. Anna stellt sich mit ihren Beinchen auf die Haarspange und macht sie zur Wippe. Dabei balanciert sie den Knopf auf ihrem Kopf. Emma legt sich den Bindfaden um den Hals und sagt: „Danke für den Schal!“ Sie umarmen sich und spielen Frisbee mit ihrem neuen Knopf.
Aber irgendwas fehlt da noch.
(Hier was mit Essen einfügen.)
„Oh nein, jetzt haben wir unseren Käse soo weit oben aufgespießt. Das war deine Idee, du Doofi!“, sagt Emma empört.
„Nenn mich nicht Doofi, du Blödi!“, giftet Anna zurück. „Ich kann ja nochmal suchen gehen.“
„Wir Mäuse essen doch nur Käse“, meint Emma. „Das halte ich für ein Gerücht...“, gibt Anna zu Bedenken und will sich schon auf die Suche machen. Da sagt Emma laut: „Heute ist aber Weihnachtskäsetag und ich wünsche mir Festtagskäse zum Abendbrot!“ Festtagskäse – mit ein wenig Fantasie wird alles spannender. Anna möchte jetzt gar nicht mehr suchen. „Lass uns doch einfach den Baum umstoßen, dann kommen wir auch an den Weihnachtskäsestern ran.“ (Hier noch irgendeinen Satz darüber einfügen, wie sie das anstellen.) Beide stürzen sich hungrig auf den Festtagsemmentaler und schmatzen zufrieden.
Sattgemampft sitzen sie nun wieder am Eingang und sehen Mama und Papa Trockenbrodt dabei zu, wie sie es sich am Kaminfeuer vor dem Baum gemütlich machen. Die Kinder spielen inzwischen im Treppenhaus Ritter mit ihren neuen Steckenpferden.
„Sag mal, warum feiern wir eigentlich Weihnachten?“ fragt Emma. Anna überlegt.
„Ich denke, weil wir uns mögen. Auch wenn wir uns manchmal ein wenig zanken.“
„Aber dann könnten wir doch jeden Tag Weihnachten feiern,“ wundert sich Emma.
„Ja, aber dann wäre es auch nichts besonderes mehr“, sagt Anna.
„Das macht Sinn“, meint Emma lächelnd. Anna lächelt zurück. Sie sitzen noch den ganzen Abend so im Eingang ihres Mauselochs, trinken warmen Früchtetee aus ihren Fingerhüten und summen sich Mäuselieder vor, während draußen der Schnee wilde Kreise malt.



_________________
Du, Hase?, sagte der Bär. Bist du auch so müde?
Ja, sagte der Hase. Lass uns schlafen gehen.
Und Hase und Bär schliefen bis an ihr Lebensende.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag17.12.2013 23:45

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich finde, das ist eine suesse Geschichte für Kinder.

Aber hier

Zitat:
An diesem kalten Winterabend ist Weihnachten im Haus der Familie Trockenbrodt.

bin ich durcheinander gekommen. Ich dachte, die Maeusefamilie heißt so.

Und der warme Früchtetee am Ende: Da frage ich mich, wo der herkommt. Das passt nicht recht dazu, wie die Mäuse sich vorher all die 'Kleinigkeiten' beschaffen müssen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Piezke
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 132



Beitrag18.12.2013 00:17

von Piezke
Antworten mit Zitat

Ich finde die Geschichte auch sehr hübsch, bin mir aber nicht sicher, ob ein vierjähriges Mädchen sie so problemlos verstehen kann. Gerade die Namenszuordnung setzt voraus, dass man einige Brücken schlägt. Ich würde auf jeden Fall häufiger betonen, bei wem es sich um Emma und Anna handelt.
Hier z.B.:
Zitat:
Zufälligerweise heißen sie die beiden Mäuschen so wie ihr – Anna und Emma.

Mit Personalpronomen solltest du sparsam umgehen.
Auch Elisa identifizierst du vielleicht lieber gleich als Mutter:
Zitat:
Mama Elisa Trockenbrodt hängt
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
nilswundertsich
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 32
Beiträge: 101

Ei 7


Beitrag18.12.2013 00:17

von nilswundertsich
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Dankesehr!
Was würdest du sie dann trinken lassen? Wassertropfen aus den Rohren erschienen mir halt doch zu wenig "romantisch", aber du hast recht, wäre logischer.


_________________
Du, Hase?, sagte der Bär. Bist du auch so müde?
Ja, sagte der Hase. Lass uns schlafen gehen.
Und Hase und Bär schliefen bis an ihr Lebensende.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag18.12.2013 00:25

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich weiß auch nicht. Vielleicht kann eine der beiden noch einen Fingerhut voll Milch aus der Schussel für die Katzen herbeischleppen, den sie sich dann weihnachtlich teilen?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Nicki
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 68
Beiträge: 3611
Wohnort: Mönchengladbach
Ei 10


Beitrag18.12.2013 00:33

von Nicki
Antworten mit Zitat

Schade, dass es kein Märchen für Erwachsene ist, dann könnten die beiden Mäuse eine Mon Cherie Praline abschleppen und knacken. Du-Du-Du!
Doch lieber nicht, sagt mein Smilie.
Trotz meines obigen Beitrags finde ich dein Märchen schön. angel Die Kommentare meiner Vorposter muss ich allerdings unterschreiben. Am Anfang war ich auch kurz durcheinander gekommen mit den Namen.
Vielleicht hast du sogar die Möglichkeit, ein interaktives Märchen daraus zu machen. Da es sowieso vorgelesen wird, können zum Beispiel die Lücken mit den Vorschlägen der zuhörenden Kinder gefüllt werden. Für das Essen zum Beispiel oder noch je ein Geschenk für jede Maus.


_________________
MfG
Nicki

"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein


*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
nilswundertsich
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 32
Beiträge: 101

Ei 7


Beitrag18.12.2013 01:47

von nilswundertsich
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wie immer danke für eure tollen Ratschläge smile

@firstoffertio:
Wenn es in dem Haus Katzen gäbe, gäbe es die Mäuse vermutlich nicht. Wäre das die Welt von Tom und Jerry, dann dürften die Mäuse auch Früchtetee trinken, einfach weil sies können^^ Aber wie gesagt, deinen Einwand finde ich berechtigt, ich denke drüber nach.


_________________
Du, Hase?, sagte der Bär. Bist du auch so müde?
Ja, sagte der Hase. Lass uns schlafen gehen.
Und Hase und Bär schliefen bis an ihr Lebensende.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
nilswundertsich
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 32
Beiträge: 101

Ei 7


Beitrag19.12.2013 22:17

von nilswundertsich
pdf-Datei Antworten mit Zitat

So, morgen ist es so weit, die Geschichte wandert in die Post. Danke für eure Ratschläge, leider fand ich aber sprachlich keine Lösung, die Verwirrung mit Familie Trockenbrodt aufzuheben. Es löst sich ja immerhin schnell auf. Den Früchtetee am Ende habe ich jetzt auch erstmal drin gelassen. So unlogisch er ist, es ist doch irgendwie ein schönes Bild. Ich wünsche euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

Weihnachten im Mauseloch oder Der etwas andere Käsetag

Vielleicht habt ihr ja schon mal von den Buddhisten gehört. Buddhisten sind Menschen, die glauben, dass es uns alle schon einmal gegeben hat, nur als jemand (oder etwas) anderes. Ihr könntet zum Beispiel einmal eine stolze Königin gewesen sein. Oder eine Prinzessin in Kleidern aus Samt. Vielleicht auch ein wilder Löwe oder eine glitzernde Libelle, die verträumt am Uferrand umherschwirrt – oder eben eine Maus. Ja, als Mäuse kann ich mir euch gut vorstellen. Aber nicht als die garstigen Tiere, wegen denen manch einer vor Angst auf den Tisch hüpft. Eher als verspielte Mäuschen, die einen nicht beißen, wenn man sie auf die Hand nimmt. Oder eben als die, um die es in der Geschichte gehen wird. Keine Sorge, ihr seid natürlich keine Mäuse, aber bestimmt seid ihr genauso flink und verspielt. Und stellt euch vor, die beiden Mäuschen in der Geschichte heißen genauso so wie ihr! So ein Zufall.  

An diesem kalten Winternachmittag ist Weihnachten im Haus der Familie Trockenbrodt. Noch laufen die Vorbereitungen wie wild. Mama Elisa Trockenbrodt hängt fleißig Sterne in der Wohnung auf. In allen Fluren funkelt und glitzert es. Erik und die kleine Amélie bewerfen im Wohnzimmer sich und die Weihnachtstanne mit Lametta und Zuckerstangen. Der dicke Papa August steht in der Küche und bereitet das Essen vor – Ente mit Rotkraut und Klößen. Im ganzen Haus riecht es nach Zimt, Bratäpfeln, Orangen und saftig-grünen Tannenadeln zugleich. Drei mal dürft ihr raten, wer auch noch in der Küche wohnt und dem Treiben gespannt zusieht. Genau: unsere Mäuschen, Anna und Emma. Die beiden kommen aus dem Riechen und Staunen nicht heraus. Direkt neben der Spüle strecken sie die Näschen aus ihrem kleinen Mauseloch und fragen sich, wieso die Familie heute so umtriebig herumwuselt. Ente steht ja eigentlich nicht auf ihrem Speiseplan, aber dem Geruch, dem können sie nicht widerstehen.

„Was ist denn für ein Tag?“ fragt Anna.
Emma huscht zum Mäusekalender und schlägt nach. „Heute ist Käsetag!“
Anna seufzt. „Jeder Tag ist Käsetag. Steht irgendwas anderes da?“
„Nein“, sagt Emma ratlos und kratzt sich am Öhrchen. Plötzlich hören die beiden Mama Elisa laut rufen: „Kinder, sagt mal frohe Weihnachten zu eurer Oma in Tokio!“ Sie hält Erik und Amélie im Wohnzimmer den Telefonhörer hin, aber die beiden sagen nur laut „Konichiwa!“ und rennen lachend in ihre Zimmer. Auch Mama Elisa muss lachen. „Ach, die Kinder sind schon ganz aufgeregt wegen der Geschenke“, sagt sie ins Telefon.
Anna versteht. „Weihnachten also...“ murmelt sie.
Emma ist ganz neugierig. „Und was ist das?“
„Naja, es gibt leckeres Essen und Geschenke, man bewirft sich mit Lametta und muss der Oma in Tokio Hallo sagen“, belehrt Anna ihre Schwester mit erhobenem Pfötchen.
„Was ist denn Tokio?“, wundert sich Emma.
Anna beginnt zu grübeln: „Also Tokio, das ist eine Stadt, glaube ich, die ist gaaanz weit weg, am anderen Ende der Welt. Die Oma muss immer sehr laut schreien, wenn sie will, dass ihre Verwandten hier sie hören. Darum ruft man sie nur einmal im Jahr an, weil man ihre Stimme schonen will...“
„Haben wir auch eine Oma in Tokio?“ fragt Emma begeistert.
Anna überlegt kurz. „Nein, ich glaube nicht. Selbst wenn wir eine hätten, mit dem Nagetelefon könnten wir sie sowieso nicht anrufen.“
„Heißt das, wir können gar nie nicht Weihnachten feiern?“ Emma lässt ganz enttäuscht das Näschen hängen.
„Neiiin, wir haben doch eine Oma nebenan“, sagt Anna. „Die würde sich über einen Brief und ein paar Krümel Parmesan bestimmt auch freuen.“
Emma wird wieder ganz heiter. „Also dann, worauf warten wir?“
„Aber Emma, wir wissen doch gar nicht, wie das geht. So ein großer Baum wie der da draußen passt doch gar nicht in unsere kleine Wohnung.“
„Ich glaube, ich habe da eine Idee.“ Emma macht sich sofort durch einen ihrer Geheimgänge auf die Socken. Nach einer Weile kommt sie wieder und rollt einen großen, rostigen Nagel vor sich her. Unter ihrem rechten Ärmchen trägt sie ein paar Blätter von Eriks Zimmerpflanze, die sie heimlich abgerupft hat. Den Nagel stellen die beiden zusammen auf den Kopf, danach spießen sie die Blätter drauf. „Sieht fast aus wie ein kleiner Baum,... mit ein wenig Fantasie. Hast du gut gemacht“, sagt Anna. Nun sehen sie, wie Mama Elisa einen großen Weihnachtsstern auf die Baumspitze steckt. Jetzt kommt Anna ein Geistesblitz.
Flugs flitzt sie vor den Kühlschrank, unter dem sie noch ein Stückchen Emmentaler findet. Das muss Papa August beim gestrigen Mitternachtsimbiss herunter gefallen sein. Emma staunt und möchte am liebsten gleich abbeißen, doch Anna sagt „Nein, das wird unser Weihnachtskäsestern.“
Emma hilft Anna also, mit ihren Pfötchen an die Nagelspitze zu kommen und den Käse darauf zu stecken. Passt perfekt.
Draußen wird es langsam dunkel. Mama Elisa zündet ein paar Kerzen an. Sie ruft die Kinder ins Wohnzimmer und lässt sie dort ihre Geschenke auspacken. Das wollen die Mäuse auch machen. Die beiden gehen auf die Suche, versteckt und heimlich, damit Familie Trockenbrodt sie nicht sieht. Nach einer Weile legt Anna ein Puzzleteil und einen Bindfaden unter den „Weihnachtsbaum“, Emma kommt mit einer Haarspange und einem Knopf angerast.
„Wie schön, ein Bild“, freut sich Emma und hängt das Puzzleteil an die Wand der Mäusewohnung. Anna stellt sich mit ihren Beinchen auf die Haarspange und macht sie zur Wippe. Dabei balanciert sie den Knopf auf ihrem Kopf. Emma legt sich den Bindfaden um den Hals und sagt: „Danke für den Schal!“ Sie umarmen sich und spielen zusammen Frisbee mit ihrem neuen Knopf.
Aber irgendwas fehlt da noch. Noch ganz erschöpft vom Spielen sehen die Mäuse sich an. Einen Baum haben sie schon. Auch beschenkt haben sie sich. Was kann es dann noch sein? Na?
Richtig, die Mäuse haben doch gar nichts zu essen. Hungrig sehen von ihrem Mauseloch aus zu, wie Papa August dampfende Töpfe und Tablette auf den Tisch stellt und sich FamilieTrockenbrodt voller Appetit am reich gedeckten Tisch versammelt.Wie auf Kommando knurren die beiden Mäusemägen im Chor.
Emmas Blick wandert zum Mäusechristbaum. „Oh nein, jetzt haben wir unseren Käse soo weit oben aufgespießt. Das war deine Idee, du Doofi!“, sagt sie vorwurfsvoll.
„Nenn mich nicht Doofi, du Blödi!“, giftet Anna zurück. „Ich kann ja etwas anderes suchen gehen.“
„Wir Mäuse essen doch nur Käse“, meint Emma. „Das halte ich für ein Gerücht...“, gibt Anna zu Bedenken und will sich schon auf die Suche machen. Da sagt Emma laut: „Heute ist aber Weihnachtskäsetag und ich wünsche mir Festtagskäse zum Abendbrot!“ Festtagskäse – mit ein wenig Fantasie wird alles spannender. Anna möchte jetzt gar nicht mehr suchen. Sie gibt Emma ein Zeichen und sogleich schmeißen die beiden sich mit voller Wucht und vereinten Mäusekräften gegen den Baum. Sie stürzen sich mit einem Bärenhunger (den auch Mäuse haben können) auf den Festtagsemmentaler und schmatzen zufrieden.

Sattgemampft sitzen sie nun wieder am Eingang und sehen Mama und Papa Trockenbrodt dabei zu, wie sie es sich am Kaminfeuer vor dem Baum gemütlich machen. Die Kinder spielen inzwischen im Treppenhaus Ritter mit ihren neuen Steckenpferden.
„Sag mal, warum feiern wir eigentlich Weihnachten?“ fragt Emma. Anna überlegt.
„Ich denke, weil wir uns mögen. Auch wenn wir uns manchmal ein wenig zanken.“
„Aber dann könnten wir doch jeden Tag Weihnachten feiern“, wundert sich Emma.
„Ja, aber dann wäre es auch nichts besonderes mehr.“, sagt Anna.
„Das macht Sinn“, meint Emma lächelnd. Anna lächelt zurück. Sie sitzen noch den ganzen Abend so im Eingang ihres Mauselochs, trinken warmen Früchtetee aus ihren Fingerhüten und summen sich Mäuselieder vor, während draußen der Schnee wilde Kreise in die Winterluft malt.


_________________
Du, Hase?, sagte der Bär. Bist du auch so müde?
Ja, sagte der Hase. Lass uns schlafen gehen.
Und Hase und Bär schliefen bis an ihr Lebensende.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Der rote Teppich hat Flecken - oder t...
von schreiby
schreiby Roter Teppich & Check-In 5 22.04.2024 10:09 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Agenten, Verlage und Verleger
Bewerbung mit einem oder mehreren Bü...
von PatDeburgh
PatDeburgh Agenten, Verlage und Verleger 3 16.04.2024 10:05 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Dies und Das
Software oder Stift und Papier :)
von Spatz-am-Schreiben
Spatz-am-Schreiben Dies und Das 2 10.04.2024 15:08 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Genre, Stil, Technik, Sprache ...
Dämliche Frage: Kamel oder Dromedar?
von PatDeburgh
PatDeburgh Genre, Stil, Technik, Sprache ... 8 09.04.2024 18:43 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Diskussionen zu Genre und Zielgruppe
Warum gelten manche Genres als dumm o...
von WSK
WSK Diskussionen zu Genre und Zielgruppe 145 09.04.2024 10:27 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuch

von Boudicca

von Berti_Baum

von KeTam

von Enfant Terrible

von MT

von Dichternarzisse

von Scritoressa

von Gefühlsgier

von JGuy

von Sabine A.

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!