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Prolog zu einem neuen Roman


 
 
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kskreativ
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K

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Wohnort: Ezy sur Eure, France


K
Beitrag18.05.2013 22:40
Prolog zu einem neuen Roman
von kskreativ
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Da ich an meinen Manuskripten noch nicht arbeiten kann (die liegen immer noch auf der Festplatte des kaputten Laptops), habe ich derweil mit einem neuen Roman begonnen. na ja, soweit ich überhaupt zum Schreiben komme ...
Natürlich wieder historisch, diesmal jedoch gemixt mit einem Hauch von Fantasy. Hier der vorläufige Prolog. Wie immer: Erstfassung.


Prolog

Frankreich 1651 ・Bordeaux

Gabriel de Rochecourt sass auf seinem Hengst Bucephalos und kämpfte gegen einen Reiter der Frondeure, als ihn der Fluch ereilte. Gerade setzte er zu einem Streich mit dem Schwert an, der seinen Gegner aus dem Sattel holen sollte, da spürte er, wie ihn seine Kräfte schlagartig verliessen. Sein Schwertarm erlahmte und sank herab, die Finger hatten Mühe, die Waffe noch zu halten, vor seinen Augen verschwamm die Umgebung. Der Lärm der Schlacht drang nur noch gedämpft an seine Ohren. Graue Schleier wallten um ihn herum, doch er sah noch die Verblüffung auf dem Gesicht seines Gegners, bevor auch das verschwand. Gabriel versuchte zu begreifen, was mit ihm geschah, vielleicht hatte ihn ein unbekanntes Fieber gepackt, aber er fühlte sich überhaupt nicht krank. Sein Geist funktionierte, nur sein Köper gehorchte ihm nicht mehr. Er sass immer noch im Sattel, doch Bucephalos, sein treues Schlachtross, war zu völliger Bewegungslosigkeit erstarrt. So wie er auch. Wie Statuen. Und dann hörte er die Stimme. Leise und hämisch.
"Der Letzte. Endlich. Du bist der letzte der de Rochecourt's. Der Fluch wird auch dich töten und dann ist meine Rache erfüllt."

Wenn es ihm möglich gewesen wäre, dann hätte Gabriel jetzt einen Schrei ausgestossen. Natürlich war ihm die Geschichte des Fluches vertraut, aber er hatte sie nie ernst genommen. Alter Aberglaube seiner Vorfahren.
Wieder drang die Stimme an sein Ohr. "Nun? Wie fühlt sich das Sterben an, mein lieber Graf?"
"Ich sterbe nicht!", wollte Gabriel rufen, doch kein Wort drang über seine taub gewordenen Lippen. Wer bist du?
"Das weisst du nicht? Dann streng dich an und denke zurück. Weit zurück."
Gabriel spürte, wie es kalt um ihn herum wurde. War das der Tod? Wurde er besiegt von einem unsichtbaren Feind und einem alten Fluch, den ein Priester Philipps des Schönen ausgesprochen haben sollte? Aus Rache, wie ihm sein Vater erzählt hatte, bevor er an den Verletzungen eines Jagdunfalls starb. Die Rochecourt' waren einst sehr mächtig gewesen und waren dem König von Frankreich in die Quere gekommen, weil sie den Tempelrittern in ihrem Machtbereich geholfen hatten, zu fliehen. Er, Gabriel, war der letzte Graf de Rochecourt, ein Ungüc・k nach dem anderen hatte seine Familie seit dieser Zeit getroffen und dahin gerafft. Du kannst es nicht sein. Kein Mensch wird so alt!
Die Stimme kicherte. "Das stimmt, aber für dich ist es nicht wichtig, wie ich überlebt habe. Spürst du schon, wie das Leben aus dir weicht?"
Gabriel spürte gar nichts, ausser der Kälte, die ihn wie ein eisiger Kokon umgab. Aber er war nicht tot, denn er konnte noch denken. Und kämpfen. Das schien auch sein Feind zu wissen, denn als er wieder zu ihm sprach, klang seine Stimme ungeduldig.
"Warum leistest du noch Widerstand? Du hast keine Aussicht, dem Tod zu entkommen."
Vielleicht doch. Das Medaillon der Zigeunerin. Gabriel trug es um den Hals, magische Kräfte sollte es haben. Auch daran hatte er nie so recht glauben wollen. Er trug es, weiler es seiner Mutter auf deren Sterbebett versprochen hatte.

Es war schon alt, befand sich seit über zweihundert Jahren in den Händen seiner Familie, doch es war unvollständig. Nur eine Hälfte befand sich an der Kette um seinen Hals. Der Legende nach, stammte es von einer alten, weisen Frau der Zigeuner. Sie schenkte das Medaillon dem dritten Grafen de Rochecourt, weil er ihre Tochter vor marodierenden Raubrittern beschützt hatte. Die Legende erzählte auch, dass die Kräfte dieses Schmuckstücks so gross sein sollten, dass die alte Zigeunerin es nicht wagte, es als Ganzes weiterzugeben. Sie teilte es, gab die eine Hälfte dem Grafen, die andere jedoch gab sie ihrer Tochter in Verwahrung. Welcher Art diese Kräfte waren, oder was sie bewirkten, darüber gab es nur Vermutungen und Gerüchte.
Die Zigeunerin hatte seinem Vorfahren nur erzählt, dass es ihn vor dem Bösen beschützen würde. Soweit Gabriel sich an die alte Geschichte erinnern konnte, hatte der Graf den Worten der alten Frau keinen Glauben geschenkt, er verwahrte das Medaillon in einem Kästchen auf, doch getragen hatte er es wohl nie. Es wurde vom Vater auf den Sohn weitergereicht, aber er, Gabriel, war der erste, der es trug. Dank seiner Mutter, denn so wie es aussah, war das Medaillon jetzt seine letzte Hoffnung.
"Wie ich sehe, trägst du es, aber es wird dir nicht viel nützen, denn es ist zwar in der Lage, meinen Fluch zu brechen, doch nur, wenn es vollständig ist", meldete sich sein unsichtbarer Feind wieder, der anscheinend in seinen Gedanken lesen konnte. "Und ich werde dafür sorgen, dass es nie geschieht. Du magst noch am Leben sein, doch für immer hier gefangen. Es gibt die Familie der de Rochecourt nicht mehr."
Eines Tages werde ich wieder frei sein und dann Gnade dir Gott! Gabriel legte all seine ohnmächtige Wut in diesen Gedanken. Er erntete nur Spott und Gelächter von seinem Feind. Danach wurde es still. Er war allein. Für immer in dieser seltsamen Welt gefangen. Bis jemand kam, der ihn befreien konnte. Jemand, der die zweite Hälfte des Medaillons besass …



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anuphti
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Beitrag18.05.2013 23:17

von anuphti
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Hallo Karin!

Wie immer flüssig geschrieben und das Ende macht neugierig. Insgesamt also sehr gerne gelesen!

Kleine Erbsen:

Bucephalos war das berühmteste Pferd der Antike, das Streitross von Alexander dem Großen. Deshalb wähnte ich mich im ersten Moment im alten Griechenland. Vielleicht fällt Dir noch ein französischerer Name ein?

Wenn Gabriel mitten im Zweikampf erstarrt, erwarte ich, dass sein Gegner ihn entweder durchbohrt oder köpft, da ist mir die Handlung nicht schlüssig, dass er mitten in einer Schlacht plötzlich erstarrt, ohne, dass ihn einer der Frondeure dann zerlegt.

Kleine Tippfehler bemängel ich jetzt nicht, die findest Du alle selbst.

Ich würde den Roman kaufen. Bitte um das erste Kapitel!

LG
Nuff


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JT
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Beitrag19.05.2013 00:40

von JT
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Hallo Karin,

jetzt hast du mich mal wieder neugierig gemacht. Liest sich gut, bin gespannt auf die Fortsetzung.


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LG JT
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UtherPendragon
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U


Beiträge: 402



U
Beitrag19.05.2013 15:25

von UtherPendragon
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@Anuphti
Zitat:
Bucephalos war das berühmteste Pferd der Antike, das Streitross von Alexander dem Großen. Deshalb wähnte ich mich im ersten Moment im alten Griechenland. Vielleicht fällt Dir noch ein französischerer Name ein?
So ist es doch umso realistischer, dass ein hochmittelaltericher Adliger sein Pferd  nach diesem Hengst benennt. wink War bestimmt kein Zufall

Zitat:
Wenn Gabriel mitten im Zweikampf erstarrt, erwarte ich, dass sein Gegner ihn entweder durchbohrt oder köpft, da ist mir die Handlung nicht schlüssig, dass er mitten in einer Schlacht plötzlich erstarrt, ohne, dass ihn einer der Frondeure dann zerlegt.
Im Gegenteil war es üblich, vornehme Gefangene am Leben zu lassen, um später ein hohes Lösegeld von ihren Familien oder/und Herrschern einzustreichen. Einfache Soldaten und niedere Adlige konnten auf diese Weise sehr reich werden, ein besonderer Reiz der offenen Schlacht. Ich finde aber auch, dass der Prota selbst davon irgendetwas mitbekommen müsste, oder nicht?

Der Übergang in diese "andere" Welt könnte von daher etwas deutlicher gestaltet sein.

Es war nicht meine Absicht, fast ausschließlich auf deine beiden Kritikpunkte zu antworten, aber sie sprangen mit nur mal gerade so ins Auge, nicht bös sein! smile
LG
Uther Pendragon


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anuphti
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Beitrag19.05.2013 15:57

von anuphti
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UtherPendragon hat Folgendes geschrieben:
@Anuphti

Zitat:
Wenn Gabriel mitten im Zweikampf erstarrt, erwarte ich, dass sein Gegner ihn entweder durchbohrt oder köpft, da ist mir die Handlung nicht schlüssig, dass er mitten in einer Schlacht plötzlich erstarrt, ohne, dass ihn einer der Frondeure dann zerlegt.
Im Gegenteil war es üblich, vornehme Gefangene am Leben zu lassen, um später ein hohes Lösegeld von ihren Familien oder/und Herrschern einzustreichen. Einfache Soldaten und niedere Adlige konnten auf diese Weise sehr reich werden, ein besonderer Reiz der offenen Schlacht.

Ich stelle mir gerade den Frondeur vor, wie er ein dickes Seil um den zur Statue erstarrten Gabriel wickelt, und seine Kumpel um Hilfe ruft, um das Teil in seine Burg zu schleifen smile extra  Unter diesem Aspekt wäre die Verwandlung tatsächlich stimmiger, wenn sie passiert, wenn er allein in seiner Burg am Kaminfeuer träumt ...

Es war nicht meine Absicht, fast ausschließlich auf deine beiden Kritikpunkte zu antworten, aber sie sprangen mit nur mal gerade so ins Auge, nicht bös sein! smile  Ich bin nie böse smile
LG
Uther Pendragon


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G.T.
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G

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Beiträge: 674



G
Beitrag19.05.2013 16:03

von G.T.
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Hallo! Wink

Ich finde diesen Anfang ziemlich überladen. Schon nach den ersten Sätzen kommt mir die Geschichte kitschig vor. Der edle Held, das edle Ross, Sterbebetten wohin das Auge blickt.
Die Idee finde ich nicht schlecht, schade nur, dass so schnell klar wird, worauf die ganze Geschichte hinausläuft. Dass die zweite Hälfte des Medaillons wichtig ist, würde ich jetzt gerne noch nicht erfahren. Ich fände es besser, länger im Zweifel gelassen zu werden, wie er Graf überhaupt gerettet werden kann.
Und ich fände es gut, wenn einiges aus dem Prolog wieder rauskäme und dafür an anderen Stellen seinen Platz bekommt. Wie gesagt, ich finde ihn überladen. Ich kommentiere mal drauf los, nimm's mir nicht übel. Embarassed

Zitat:
Gabriel de Rochecourt sass auf seinem Hengst Bucephalos und kämpfte gegen einen Reiter der Frondeure, als ihn der Fluch ereilte. Gerade setzte er zu einem Streich mit dem Schwert an, der seinen Gegner aus dem Sattel holen sollte, da spürte er, wie ihn seine Kräfte schlagartig verliessen. Sein Schwertarm erlahmte und sank herab, die Finger hatten Mühe, die Waffe noch zu halten, vor seinen Augen verschwamm die Umgebung. Der Lärm der Schlacht drang nur noch gedämpft an seine Ohren. Graue Schleier wallten um ihn herum, ("wallten um ihn herum" klingt übertrieben, außerdem ist dieses Bild durch die verschwommene Umgebung schon erzeugt) doch er sah noch die Verblüffung auf dem Gesicht seines Gegners, bevor auch das verschwand. Gabriel versuchte zu begreifen, was mit ihm geschah, vielleicht hatte ihn ein unbekanntes Fieber gepackt, aber er fühlte sich überhaupt nicht krank. Sein Geist funktionierte, nur sein Köper gehorchte ihm nicht mehr. (Komische Definition von Krankheit, muss die denn immer auch den Geist befallen?) Er sass immer noch im Sattel, doch Bucephalos, sein treues Schlachtross, (hier wird's sülzig) war zu völliger Bewegungslosigkeit erstarrt. So wie er auch. Wie Statuen. Und dann hörte er die Stimme. Leise und hämisch.
"Der Letzte. Endlich. Du bist der letzte der de Rochecourt's. Der Fluch wird auch dich töten und dann ist meine Rache erfüllt."

Wenn es ihm möglich gewesen wäre, dann hätte Gabriel jetzt einen Schrei ausgestossen. Natürlich war ihm die Geschichte des Fluches vertraut, aber er hatte sie nie ernst genommen. Alter Aberglaube seiner Vorfahren.
Wieder drang die Stimme an sein Ohr. "Nun? Wie fühlt sich das Sterben an, mein lieber Graf?"
"Ich sterbe nicht!", wollte Gabriel rufen, doch kein Wort drang über seine taub gewordenen Lippen. Wer bist du?
"Das weisst du nicht? Dann streng dich an und denke zurück. Weit zurück."
Gabriel spürte, wie es kalt um ihn herum wurde. War das der Tod? Wurde er besiegt von einem unsichtbaren Feind und einem alten Fluch, den ein Priester Philipps des Schönen ausgesprochen haben sollte? Aus Rache, wie ihm sein Vater erzählt hatte, bevor er an den Verletzungen eines Jagdunfalls starb. Die Rochecourt' waren einst sehr mächtig gewesen und waren dem König von Frankreich in die Quere gekommen, weil sie den Tempelrittern in ihrem Machtbereich geholfen hatten, zu fliehen. Er, Gabriel, war der letzte Graf de Rochecourt, ein Ungück nach dem anderen hatte seine Familie seit dieser Zeit getroffen und dahin gerafft. Du kannst es nicht sein. Kein Mensch wird so alt!
Die Stimme kicherte. "Das stimmt, aber für dich ist es nicht wichtig, wie ich überlebt habe. Spürst du schon, wie das Leben aus dir weicht?"
Gabriel spürte gar nichts, ausser der Kälte, die ihn wie ein eisiger Kokon umgab. Aber er war nicht tot, denn er konnte noch denken. (Das klingt, als würde ein Dahinscheiden der Seele resp. des Geistes zusammen mit dem Körper angenommen, und passt m.E. nicht so recht in die Glaubensvorstellungen der damaligen Zeit.) Und kämpfen. Das schien auch sein Feind zu wissen, denn als er wieder zu ihm sprach, klang seine Stimme ungeduldig.
"Warum leistest du noch Widerstand? Du hast keine Aussicht, dem Tod zu entkommen."
Vielleicht doch. Das Medaillon der Zigeunerin. Gabriel trug es um den Hals, magische Kräfte sollte es haben. Auch daran hatte er nie so recht glauben wollen. Er trug es, weil er es seiner Mutter auf deren Sterbebett versprochen hatte.
(So viel Tod! Der Vater erzählt ihm etwas erst auf dem Sterbebett, der Mutter verspricht er etwas, als sie auf dem Sterbebett liegt. Ich habe zwei ziemlich gleiche Szenen vor Augen von Dahinscheidenden, die letzte Geheimnisse offenbaren, bzw. wichtige Gegenstände weitergeben. Und das alles schon in den ersten Absätzen, das ist mir zu viel, ich finde, das sollte - wenn es schon so bleiben muss, dass alles erst kurz vor dem Tod getan wird - mitunter auf andere/spätere Szenen aufgeteilt werden. Dass sie es ihm z.B. auf dem Sterbebett gegeben hat, muss doch nicht jetzt schon gesagt werden, wenn es von Relevanz ist, kann es doch später nochmal, vielleicht auch in einer plastischeren Rückblende, dargestellt werden. Die Bündelung von Sterbeszenen an dieser Stelle wirkt auf mich kitschig.)

Es war schon alt, befand sich seit über zweihundert Jahren in den Händen seiner Familie, doch es war unvollständig. Nur eine Hälfte befand sich an der Kette um seinen Hals. Der Legende nach stammte es von einer alten, weisen Frau der Zigeuner. Sie schenkte das Medaillon dem dritten Grafen de Rochecourt, weil er ihre Tochter vor marodierenden Raubrittern beschützt hatte. Die Legende erzählte auch, dass die Kräfte dieses Schmuckstücks so gross sein sollten, dass die alte Zigeunerin es nicht wagte, es als Ganzes weiterzugeben. Sie teilte es, gab die eine Hälfte dem Grafen, die andere jedoch gab sie ihrer Tochter in Verwahrung. Welcher Art diese Kräfte waren, oder was sie bewirkten, darüber gab es nur Vermutungen und Gerüchte.
Die Zigeunerin hatte seinem Vorfahren nur erzählt, dass es ihn vor dem Bösen beschützen würde. Soweit Gabriel sich an die alte Geschichte erinnern konnte, hatte der Graf den Worten der alten Frau keinen Glauben geschenkt, er verwahrte das Medaillon in einem Kästchen auf, doch getragen hatte er es wohl nie. Es wurde vom Vater auf den Sohn weitergereicht, aber er, Gabriel, war der erste, der es trug. Dank seiner Mutter, denn so wie es aussah, war das Medaillon jetzt seine letzte Hoffnung. (Ein Medaillon, das von einer Zigeunerin kommt und keinem in der Familie etwas bedeutet, wird trotzdem wie eine Herrschaftsinsignie von Vater zu Sohn weitergereicht? Warum? Das macht doch keinen Sinn.)
"Wie ich sehe, trägst du es, aber es wird dir nicht viel nützen, denn es ist zwar in der Lage, meinen Fluch zu brechen, doch nur, wenn es vollständig ist", meldete sich sein unsichtbarer Feind wieder, der anscheinend in seinen Gedanken lesen konnte. "Und ich werde dafür sorgen, dass es nie geschieht. Du magst noch am Leben sein, doch für immer hier gefangen. Es gibt die Familie der de Rochecourt nicht mehr." (Dummer Feind, bevor Gabriel tot ist, würde ich ihm nicht sagen, dass das Medaillon überhaupt von Wichtigkeit ist.)
Eines Tages werde ich wieder frei sein und dann Gnade dir Gott! Gabriel legte all seine ohnmächtige Wut in diesen Gedanken. Er erntete nur Spott und Gelächter von seinem Feind. Danach wurde es still. Er war allein. Für immer in dieser seltsamen Welt gefangen. Bis jemand kam, der ihn befreien konnte. Jemand, der die zweite Hälfte des Medaillons besass …


Das Ende des Prologes bewirkt bei mir, dass ich nicht mehr neugierig bin, sondern hier das Buch zuschlagen und weglegen würde, weil ich den Eindruck habe, schon zu gut zu wissen, wie es weitergeht (nur den Eindruck natürlich, was du wirklich vorhast, weiß ich nicht, aber auch ein Eindruck kann ja verheerend sein): Andere Hälfte wird gefunden, wahrscheinlich zusammen mit einer Frau, passt, Graf stirbt nicht, Fluch weg, Happy End. Die letzten beiden Absätze vermitteln den Eindruck, als würde es so simpel weitergehen - ich hätte gerne eine viel größere Leerstelle am Ende des Prologes.
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Gewürz
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Beitrag19.05.2013 16:07

von Gewürz
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Hallöle,

liest sich sehr gut, angenehmer Schreibstil auch wenn Histrorisches so gar nicht meins ist, aber es macht Lust auf mehr.

Gut, meine persönlichen Probleme damit: ICh kann kein Wort Französisch. Aber das macht nichts, ich reime mir das ganze einfach zusammen.

Will wissen wie's weiter geht ...  Wink


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kskreativ
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K

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Wohnort: Ezy sur Eure, France


K
Beitrag20.05.2013 13:24

von kskreativ
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Erst mal danke für die Kommentare. Hab ja nicht immer Internet, daher kann es vorkommen, dass ich mich länger nicht melden kann.

@Nuff: Bucephalos habe ich mit Absicht gewählt, denn Gabriel hat durchaus etwas von Alexander. Die Sache mit der Statue; ja da muss ich wohl noch was am Text ändern, dass es verständlicher wird, was mit Gabriel passiert. Er versteinert nicht, er verschwindet vor den Augen seines Gegners. Er erstarrt zwar, aber nicht zu einer Statue. Was genau geschieht, dass wird dann im ersten Kapitel ersichtlich, dass im Bordeaux des Jahres 2012 beginnt. Die Tippfehler rühren vermutlich von der französischen Tastatur her. Als ich den Text per Copy and Paste eingefügt habe, sind sämtliche Umlaute und Anführungszeichen verloren gegangen.

@Uther Pendragon: Die Kämpfe zwischen den Königstreuen und den Frondeuren liefen meistens nicht nach ritterlichem Kodex ab, sondern waren sogar ziemlich brutal, was bei Bûrgerkriegen keine Seltenheit ist.

@GT: Auch dir danke, für deine Kritik. Deiner Meinung verrät der Prolog zuviel und macht den Rest der Geschichte vorhersehbar? Vielleicht hast du recht. Ich könnte den Leser auch völlig unvorbereitet in die Geschichte schmeissen und die Vorgeschichte erst nach und nach aufklären. Da der Roman in zwei Zeiten spielt (1651 und 2012), habe ich mich für diese Variante entschieden. Was die Sterbebetten angeht ... ich gehe das nochmal durch, ganz klar. Wichtig für mich war, dass die Funktion des Medaillons bereits verständlich wird, da es ansonsten mit der späteren Geschichte Probleme geben könnte.

@An alle: Das erste Kapitel ist bereits geschrieben, aber ich überarbeite es gerade, da es mir im Moment noch etwas langatmig erscheint.

LG, Karin


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