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Miau!


 
 
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kskreativ
Geschlecht:weiblichMärchenerzähler
K

Alter: 59
Beiträge: 2232
Wohnort: Ezy sur Eure, France


K
Beitrag09.09.2014 17:07
Miau!
von kskreativ
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

September. Eigentlich ein Monat, indem man den Spätsommer genießen sollte. Der September des Jahres 1996 dachte nicht daran. Es regnete in Strömen, die Bauern fluchten, weil sie nicht auf die Äcker fahren konnten und ich fluchte, weil ich beim morgendlichen Füttern der Pferde jedes Mal im knietiefen Schlamm stecken blieb. Für die fünfzehn Araberstuten gab es einen großen Unterstand auf der Koppel, sodass sie trotz des schlechten Wetters Tag und Nacht draußen bleiben konnten. Die Hengste jedoch genossen diese Annehmlichkeit nicht. Meine Chefin und ich beschlossen daher, sie in den Laufstall zu holen, eine umgebaute, große Scheune mit reichlich Platz für die vier Hengste und zwei Wallache.
Dummerweise lag die Sommerkoppel fast zwei Kilometer entfernt und der einzige Weg zum Stall führte entlang einer Umgehungsstraße, die viele Autofahrer als ihre ganz private Rennstrecke betrachteten. Entsprechend gefährlich war es, dort mit Pferden, noch dazu mit jungen, unerfahrenen Tieren, entlang zu laufen. Mehr wie jeweils zwei pro Gang wollte ich daher auch nicht an die Hand nehmen. Bewaffnet mit Halftern und Führstricken machte ich mich also auf den Weg.
Es goss wie aus Kübeln, selbst das Regencape hielt nicht alles Wasser ab. Woran sicher auch der böige, kalte Wind Schuld hatte. Auf halber Strecke kam ich an einem Maisfeld vorbei, hörte wie der Regen auf die breiten Blätter prasselte, der Wind die Stauden kräftig durchschüttelte. Und mittendrin ein klägliches …
Miau.
Ich stutzte, blieb stehen. Versuchte durch den Regen etwas zu erkennen. Nichts. Okay, jetzt hatte ich es amtlich. Ich hörte schon Katzen, wo keine waren. Kopfschüttelnd wischte ich mir den Regen aus dem Gesicht und wendete mich ab.
Miau.
Ich verharrte mitten im Schritt, drehte mich erneut zum Maisacker um. Das hatte ich mir doch nicht eingebildet, oder? Meine Augen glitten suchend über das nasse Grün. Nichts. Keine Katze. Ja dann … die Pferde warteten. Vielleicht hatte ich einfach nur einen Vogel gehört, der sich eben anhörte wie eine …
Miau!
Sehr kläglich. Und lauter. Aber immer noch nichts zu sehen.
Ja, zum Kuckuck noch mal, ich war doch nicht bekloppt! »Miez Miez«, rief ich leise, musste ja keiner mitkriegen, dass ich mitten im strömenden Regen an einem Maisfeld stand und eine Katze lockte, die es vermutlich gar nicht gab. Die Autofahrer jedenfalls störte es anscheinend nicht, sie rauschten mit unverminderter Geschwindigkeit an mir vorbei. Reifen wirbelten Pfützenwasser auf, das mit einem Platsch meine Hosenbeine durchnässte. Fluchend trat ich ein paar Schritte dichter an den Mais heran, sah nach unten und … blickte direkt in die grüngoldenen Augen einer Katze. Dicht an den schlammigen Boden gedrückt starrte sie mich an, das rot getigerte Fell triefend nass. Kein Wunder, dass ich sie nicht gleich gesehen hatte. Die Blätter der Maisstauden hatten sie halb verdeckt, wenn auch nicht vor dem Regen geschützt.
Miau.
Ganz leise diesmal, beinahe schüchtern.
»Ach du Scheiße.« Nicht sehr eloquent, aber mehr fiel mir gerade nicht ein. Die Katze war echt, was mich zumindest im Hinblick auf meinen Geisteszustand beruhigte. »Was machst du denn bei dem Sauwetter hier?«
Miau.
Ja, so konnte man das natürlich auch ausdrücken. Ich hockte mich hin, streckte langsam eine Hand aus und streichelte über das nasse Fell. »Warum schaust du nicht, dass du nach Hause kommst?« Sicher stammte das Tier von einem der umliegenden Bauernhöfe. Obwohl es dafür eigentlich fast schon zu zutraulich war. Die meisten Stallkatzen waren sehr scheu. Sehr gepflegt sah das arme Vieh nicht aus, soweit man das bei dem tropfnassen Fell überhaupt sagen konnte. Auf jeden Fall zu dünn, ich konnte die Rippen nicht nur spüren, sondern auch sehen. Noch einmal tätschelte ich den Kopf, stand dann seufzend auf. Ich hatte keine Zeit den Samariter zu spielen, musste die Pferde reinholen. Außerdem gab es bei mir ganz sicher keinen Platz mehr für ein weiteres Tier. Da tummelten sich schon drei Katzen, ein Hund und ein Pferd. Bestimmt gehörte diese Katze zu einem Bauernhof. Sie würde den Weg nach Hause schon wieder finden. Ganz sicher. »Mach’s gut, hm?«
Miau.
Nicht umdrehen, beschwor ich mich selbst und ging weiter, bis ich die Koppel erreichte. Die Pferde drängelten sich bereits am Tor, genauso nass, wie die Katze. »Okay, Jungs«, beruhigte ich sie und halfterte die ersten beiden auf. »Ich hole euch ja alle. Nur Geduld.«
Mit den beiden Hengsten machte ich mich auf den Rückweg, kam wieder am Maisfeld vorbei.
Miau!
Die Katze saß noch genau da, wo ich sie zurück gelassen hatte. Grüngoldene Augen starrten mich vorwurfsvoll an.
»Hey, ich kann nichts dafür, dass du dich verlaufen hast«, verteidigte ich mich ganz automatisch. Die Hengste beäugten die Katze kurz, zerrten aber dann ungeduldig an den Stricken. »Also, wie du siehst, habe ich zu tun.«
Die Pferde hatten es unverkennbar eilig, also marschierte ich mit ihnen fast schon im Stechschritt zum Stall, ließ sie in der Scheune frei und trat den Weg für die zweite Fuhre an. Natürlich saß die Katze immer noch im Maisfeld.
Miau.
Diesmal blieb ich jedoch nicht stehen. Ich kannte mich und mein Faible für vernachlässigte, ausgesetzte oder gequälte Tiere viel zu gut. Nicht umsonst nannte ich bereits einen halben Zoo mein Eigen. Mit den nächsten beiden Pferden trat ich den Rückweg zum Stall an, mittlerweile selbst durchnässt wie eine ersäufte Ratte. »Nicht hingucken«, murmelte ich, als ich erneut das Maisfeld passierte.
Miau.
Als auch diese Pferde im Trockenen waren, holte ich die beiden letzten, zwei junge Hengste. Auf dem Hinweg wagte ich nur einen kurzen Blick ins Maisfeld. Ganz beiläufig. Vielleicht hatte die Katze es ja endlich aufgegeben und war verschwunden.
Miau!
Ein vorwurfsvoller Blick traf mich. Das arme Tier zitterte mittlerweile wie Espenlaub. Ich gestattete mir einen tiefen Seufzer. Dann machte ich Nägel mit Köpfen. »Okay, Mieze. Ich hole jetzt die letzten Pferde, und wenn ich danach zurückkomme und du sitzt noch immer hier, dann nehme ich dich mit. Aber nur, bis ich herausgefunden habe, wo du herkommst, klar? Und du darfst nicht in die Wohnung, da sind nämlich schon genug Viecher!«
Miau.
War das jetzt ein Ja? Auf dem Rückweg hockte das Tier an seinem Platz, doch kein Miau ertönte, als ich mit den Pferden vorbei lief. So als wäre alles gesagt worden. Vermutlich war es das auch, denn als ich zum letzten Mal das Maisfeld erreichte, stand die Katze auf, sprang mit einem Satz in meine Arme und ließ sich, selig schnurrend, zum Hof tragen. Ich quartierte das Tier in einer leeren Pferdebox ein, wo ich es auch erst mal genauer begutachtete. Aha, es war ein Kater, ich schätzte ihn auf etwa ein halbes Jahr, vielleicht auch ein Jahr. Schwer zu sagen bei dem erbärmlichen Zustand.

Meine Chefin Gabi war einverstanden damit, den Kater für ein paar Tage zu behalten, spendierte sogar das Futter, über das er sich natürlich ausgehungert hermachte. »Ich telefoniere mal rum, vielleicht finde ich ja heraus, wo er herkommt.«
Doch auch nach einer Woche hatten wir keine Ahnung, wem der Kater denn gehören könnte. Niemand vermisste eine Katze, auch ein Aushang im Ort half nichts. Gabi sagte, der Kater könnte hierbleiben, aber eben nur im Stall, nicht im Haus. Sie selbst besaß nämlich auch schon vier Katzen.
Unnötig zu sagen, dass der Kater sich nicht an die aufgestellten Regeln hielt. Innerhalb einer Woche schaffte er es nicht nur in meine Wohnung, und in mein Herz, er beanspruchte auch die Herrschaft im tierischen Gefüge. Sehr schnell war er der uneingeschränkte Chef in Wohnung und Hof, sogar die Hunde aus dem Ort machten einen großen Bogen um unsere Einfahrt, wenn er dort saß. Sein Name? Prinzipal.
Miau!
Genau.



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C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag10.09.2014 20:26
Re: Miau!
von Constantine
Antworten mit Zitat

Liebe kskreativ,

ich mag deine Kater-Geschichte, die zufällige Begegnung deiner Prota mit einem Kater und wie dieser zum Chef auf dem Hof entwickelte. Smile
Vielleicht hast du hier und da einige Wortwiederholungen oder sich wiederholende Beschreibungen zu viel, die du überdenken könntest.
Was mir etwas übereilt vorkommt ist der Schlussabschnitt. Da würde ich mir etwas genauer den Charakter des Katers beschrieben wünschen und mehr darüber erfahren, wie es Kater Prinzipal geschafft hat, ins Herz der Prota zu wachsen.
Ansonsten eine sauber und flüssig geschriebene Geschichte, die aus einer guten Katerrettungs-Tat eine Bereicherung im Leben der Prota beschreibt.
Sehr gerne gelesen.

Anmerkungen zu deiner Geschichte. Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei:
kskreativ hat Folgendes geschrieben:
September. Eigentlich ein Monat, indem man den Spätsommer genießen sollte. Der September Jener des Jahres 1996 dachte nicht daran. Es regnete in Strömen, die Bauern fluchten, weil sie nicht auf die Äcker fahren konnten und ich fluchte, weil ich beim morgendlichen Füttern der Pferde jedes Mal im knietiefen Schlamm stecken blieb. Für die fünfzehn Araberstuten gab es einen großen Unterstand auf der Koppel, sodass sie trotz des schlechten Wetters Tag und Nacht draußen bleiben konnten. Die Unsere vier Hengste und zwei Wallache jedoch genossen diese Annehmlichkeit nicht. Meine Chefin und ich beschlossen daher, sie in den Laufstall zu holen, eine umgebaute, große Scheune mit reichlich Platz für die vier Hengste und zwei Wallache. <-- ich finde, es ist selbsterklärend, dass die große Scheune reichlich Platz für die sechs Pferde hat, sonst würde deine Prota sie nicht dorthin führen. Mein Vorschlag wäre die genaue Zusammensetzung der männlichen Pferde im Satz zuvor einzufügen, so kannst du es die Wortwiederholung einsparen und den Satz verkürzen.
Dummerweise lag die Sommerkoppel fast zwei Kilometer entfernt und der einzige Weg zum Stall führte entlang einer Umgehungsstraße, die viele Autofahrer als ihre ganz private Rennstrecke betrachteten. Entsprechend gefährlich war es, dort mit Pferden, noch dazu mit jungen, unerfahrenen Tieren, entlang <-- aufgrund des "dort" und der bereits vorher beschriebenen Gehens "entlang einer Umgebungsstraße", kannst du dieses "entlang" einsparen. zu laufen. Mehr wie jeweils zwei pro Gang wollte ich daher auch nicht an die Hand nehmen. Bewaffnet mit Halftern und Führstricken machte ich mich also auf den Weg.
Es goss wie aus Kübeln <-- du hast bereits zu Beginn erwähnt, dass es in Strömen regnet und könntest auf diese Wiederholung hier verzichten. , selbst das Regen <-- eine Einsparung des Begriffs "Regen" Cape hielt nicht alles Wasser ab. Woran sicher auch der böige, kalte Wind Schuld hatte. Auf halber Strecke kam ich an einem Maisfeld vorbei, hörte wie der Regen auf die breiten Blätter prasselte, der Wind die Stauden kräftig durchschüttelte. Und mittendrin ein klägliches …
Miau.
Ich stutzte, blieb stehen. Versuchte durch den Regen etwas zu erkennen. Nichts. Okay, jetzt hatte ich es amtlich. Ich hörte schon Katzen, wo keine waren. Kopfschüttelnd wischte ich mir den Regen aus dem Gesicht und wendete mich ab.
Miau.
Ich verharrte mitten im Schritt, drehte mich erneut zum Maisacker um. Das hatte ich mir doch nicht eingebildet, oder? Meine Augen glitten suchend über das nasse Grün. Nichts. Keine Katze. Ja dann … die Pferde warteten. Vielleicht hatte ich einfach nur einen Vogel gehört, der sich eben anhörte wie eine …
Miau!
Sehr kläglich. Und lauter. Aber immer noch nichts zu sehen.
Ja, zum Kuckuck noch mal, ich war doch nicht bekloppt! »Miez Miez«, rief ich leise, musste ja keiner mitkriegen <-- wer soll das mitbekommen? Niemand ist in der Nähe und die Autos rasen vorbei. , dass ich mitten im strömenden Regen an einem Maisfeld stand und eine Katze lockte, die es vermutlich gar nicht gab. <-- insofern könntest du alles nach "rief ich" weglassen und hättest einige Redundanzen weniger. Die Autofahrer jedenfalls störte es anscheinend nicht, sie rauschten mit unverminderter Geschwindigkeit an mir vorbei. Reifen wirbelten Pfützenwasser auf, das mit einem Platsch meine Hosenbeine durchnässte. Fluchend trat ich ein paar Schritte dichter an den Mais heran, sah nach unten und … blickte direkt in die grüngoldenen Augen einer Katze <-- mit dem Titel deiner Geschichte und dem Miauen ist das klar. Dicht an den schlammigen Boden gedrückt)(Komma) starrte sie mich eine triefend nasse, rot getigerte Katze an, das rot getigerte Fell triefend nass. Kein Wunder, dass ich sie nicht gleich gesehen hatte. Die Blätter der Maisstauden hatten sie halb verdeckt, wenn auch nicht vor dem Regen geschützt.
Miau.
Ganz leise diesmal, beinahe schüchtern.
»Ach du Scheiße.« Nicht sehr eloquent, aber mehr fiel mir gerade nicht ein. Die Katze war echt, was mich zumindest im Hinblick auf meinen Geisteszustand beruhigte. »Was machst du denn bei dem Sauwetter hier?«
Miau.
Ja, so konnte man das natürlich auch ausdrücken. <-- Toll. Gefällt mir. Ich hockte mich hin, streckte langsam eine Hand aus und streichelte über das nasse <-- kannst du einsparen. Vorher schreibst du triefend nass, etwas weiter unten kommt erneut tropfnasses Fell. Dass das Fell durchnässt ist, ist klar. Fell. »Warum schaust du nicht, dass du nach Hause kommst?« Sicher stammte das Tier von einem der umliegenden Bauernhöfe. Obwohl es dafür eigentlich fast schon zu zutraulich war. Die meisten Stallkatzen waren sehr scheu. Sehr gepflegt sah das arme Vieh nicht aus, soweit man das bei dem tropfnassen Fell überhaupt sagen konnte. Auf jeden Fall zu dünn, ich konnte die Rippen nicht nur spüren, sondern auch sehen. Noch einmal tätschelte ich den Kopf, stand dann seufzend auf. Ich hatte keine Zeit den Samariter zu spielen, musste die Pferde reinholen. Außerdem gab es bei mir ganz sicher keinen Platz mehr für ein weiteres Tier. Da tummelten sich schon drei Katzen, ein Hund und ein Pferd. Bestimmt gehörte diese Katze zu einem Bauernhof. Sie würde den Weg nach Hause schon wieder finden. Ganz sicher. »Mach’s gut, hm?«
Miau.
Nicht umdrehen, beschwor ich mich selbst und ging weiter, bis ich die Koppel erreichte. Die Pferde drängelten sich bereits am Tor, genauso nass, wie die Katze. »Okay, Jungs«, beruhigte ich sie und halfterte die ersten beiden auf. »Ich hole euch ja alle. Nur Geduld.«
Mit den beiden Hengsten machte ich mich auf den Rückweg, kam wieder am Maisfeld vorbei.
Miau!
Die Katze saß noch genau da, wo ich sie zurück gelassen hatte. Grüngoldene Augen starrten mich vorwurfsvoll an.
»Hey, ich kann nichts dafür, dass du dich verlaufen hast«, verteidigte ich mich ganz automatisch. Die Hengste beäugten die Katze kurz, zerrten aber dann ungeduldig an den Stricken. »Also, wie du siehst, habe ich zu tun.«
Die Pferde hatten es unverkennbar eilig, also marschierte ich mit ihnen fast schon im Stechschritt zum Stall, ließ sie in der Scheune frei und trat den Weg für die zweite Fuhre an. Natürlich saß die Katze immer noch im Maisfeld. <-- ich würde den Satz umformulieren, um den Begriff "Maisfeld" einzusparen.
Miau.
Diesmal blieb ich jedoch nicht stehen. Ich kannte mich und mein Faible für vernachlässigte, ausgesetzte oder gequälte Tiere viel zu gut. Nicht umsonst nannte ich bereits einen halben Zoo mein Eigen. Mit den nächsten beiden Pferden trat ich den Rückweg zum Stall an, mittlerweile selbst durchnässt wie eine ersäufte Ratte. »Nicht hingucken«, murmelte ich, als ich erneut das Maisfeld passierte.
Miau.
Als auch diese Pferde im Trockenen waren, holte ich die beiden letzten, zwei junge Hengste. <-- das ist klar und du erwähnst es etwas weiter unten nochmal. Würde ich hier weglassen und diesen Satz mit dem folgenden verknüpfen: Als auch diese Pferde im Trockenen waren, wagte ich auf dem Hinweg nur einen Blick ins Feld. Auf dem Hinweg wagte ich nur einen kurzen Blick ins Maisfeld. Ganz beiläufig. Vielleicht hatte die Katze es ja endlich aufgegeben und war verschwunden.
Miau!
Ein vorwurfsvoller Blick <-- es ist der gleiche Blick wie zuvor, erneut "vorwurfsvoll", könntest du umformulieren, um das "vorwurfsvoll" zu variieren. traf mich. Das arme Tier zitterte mittlerweile wie Espenlaub. Ich gestattete mir einen tiefen Seufzer. Dann machte ich Nägel mit Köpfen. »Okay, Mieze. Ich hole jetzt die letzten Pferde, und wenn ich danach zurückkomme und du sitzt noch immer hier, dann nehme ich dich mit. Aber nur, bis ich herausgefunden habe, wo du herkommst, klar? Und du darfst nicht in die Wohnung, da sind nämlich schon genug Viecher!«
Miau.
War das jetzt ein Ja? Auf dem Rückweg hockte das Tier an seinem Platz, doch kein Miau ertönte, als ich mit den Pferden vorbei lief. So als wäre alles gesagt worden. Vermutlich war es das auch, denn als ich zum letzten Mal das Maisfeld erreichte, stand die Katze auf, sprang mit einem Satz in meine Arme und ließ sich, selig schnurrend, zum Hof tragen. Ich quartierte das Tier in einer leeren Pferdebox ein, wo ich es auch erst mal genauer begutachtete. Aha, es war ein Kater, ich schätzte ihn auf etwa ein halbes Jahr, vielleicht auch ein Jahr. Schwer zu sagen bei dem erbärmlichen Zustand.

Meine Chefin Gabi war einverstanden damit, den Kater für ein paar Tage zu behalten, spendierte sogar das Futter, über das er sich natürlich ausgehungert hermachte. »Ich telefoniere mal rum, vielleicht finde ich ja heraus, wo er herkommt.«
Doch auch nach einer Woche hatten wir keine Ahnung, wem der Kater denn gehören könnte. Niemand vermisste eine Katze, auch ein Aushang im Ort half nichts. Gabi sagte, der Kater könnte hierbleiben, aber eben nur im Stall, nicht im Haus. Sie selbst besaß nämlich auch schon vier Katzen.
Unnötig zu sagen, dass der Kater sich nicht an die aufgestellten Regeln hielt. Innerhalb einer Woche schaffte er es nicht nur in meine Wohnung, und in mein Herz, er beanspruchte auch die Herrschaft im tierischen Gefüge. Sehr schnell war er der uneingeschränkte Chef in Wohnung und Hof, sogar die Hunde aus dem Ort machten einen großen Bogen um unsere Einfahrt, wenn er dort saß. Sein Name? Prinzipal.
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Genau.


LG,
Constantine
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MrT
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 725

Ei 3


Beitrag10.09.2014 22:15

von MrT
Antworten mit Zitat

Ein wirklich angenehmer Schreibstil, der sich gut lesen lässt. Ansonsten hat Constantine alles wichtige geschrieben, was es dazu zu schreiben gibt, wie ich finde.

Allerdings erinnere ich mich, letztes Jahr ein Kurzroman gelesen zu haben, die deiner Geschichte ähnlich ist, nur dass es dabei um einen Welpen ging. Muss aber nichts zu sagen haben. Um so wichtiger ist es, unverwechselbare Charakteren zu erschaffen (nur mal am Rand: Da geht sicher noch mehr).
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