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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2013
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Autor Nachricht
Fao
wie Vendetta

Alter: 33
Beiträge: 1994



Beitrag17.03.2013 20:00
[2] 43
von Fao
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Vielleicht haben Straßenlaternen und Scheinwerferlicht dazu beigetragen, die Unerbittlichkeit der Nacht, welche das Licht absorbiert und die Konzentration auf das Hörbare lenkt, zu schwächen, doch sicherlich war sie der Grund, weshalb ihr das Geräusch immer noch im Kopf nachklang, obwohl ihr Ursprung leise gewesen und an einem Nachmittag unbemerkt geblieben wäre.
Als die Tüte den Boden erreichte, hatten sich ihre Ohren anscheinend nur darauf konzentriert, jede existierende Komponente des darauffolgenden Geräusches aufzunehmen und zu speichern. Sie hatte nicht hingesehen, dennoch wäre es ihr nun möglich gewesen, jedem Gegenstand dem ihm eigenen Ton zuzuordnen. Das vielstimmige Seufzen den Cornflakes - mit Schokoladenüberzug 350 -, das raschelnde Ächzen der Doppelpackung Snickers - 297, Karamell und Erdnüsse - und für das kurze, gedämpfte Plätschern war sicherlich der Multivitaminsaft - ganze 39 Verschwendung an Flüssigkeit - verantwortlich.
Sie kannte den Inhalt, den ewig gleichen, verhassten Inhalt. Freitag war der Tag, an welchem die braunen Einkaufstüten auf dem Küchentisch standen. Ihre zerknitterte Haut spannte sich über einen prall gefüllten Körper. Sie erinnerten Judith an die Form von aufgeblähten Bäuchen und ihre Präsenz war derart widerwärtig stark, dass sie die Küche erst wieder am nächsten Morgen betreten konnte. Jede Woche.
"Sieh mich doch an."
Es waren die ersten Wörter seit dem Aufprall, und trotz des Flüsterns unerhört laut. Ihre Mutter erwiderte nichts. Doch Judith musste auch hier nicht hinschauen um zu wissen, dass sie ihre rot geschminkten Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpresste. Sicherlich verengten sich auch ihre Augen dabei, aber etwas sagen, das tat sie nicht, und auch Lily saß stumm im Wagen, möglich, dass sie sogar grinste - nur in Unterwäsche, draußen, die Nachbarn haben sie gesehen.
Judith wurde schlecht, beinahe hätte sie sich übergeben, doch es war nichts in ihr und außerdem hatte sie genug davon.
"Sieh mich an!" Ihre Stimme war mit einem Male so fest wie ihr Blick, mit welchem sie nun ihre Mutter fixierte. Die Lippen waren zusammengepresst. Judith fröstelte, dennoch schlang sie nicht die Arme um den Körper, denn sie sollte alles deutlich sehen können, sie sollte die Rippen sehen können.
Aber ihre Mutter schwieg und die Kälte blieb in ihren Augen und da erkannte Judith, dass sich nichts ändern würde. Auf dem Beifahrersitz kämmte sich ihre Schwester die Haare, im Licht der Straßenlaterne glänzte der Lack des Wagens, er war frisch gewaschen.
Resigniert schaute Judith zu Boden. Dort lag die Tüte, das obere Ende der Cornflakes-Packung schaute heraus, es war Freitag.
"43", murmelte Judith, "43kg."
Dann ging sie zurück ins Haus. Ihr war kalt.

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fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2758
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag18.03.2013 12:10

von fancy
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Auch sehr interessant, wie das Mädchen der Mutter ihre Magersucht zeigt. Jenni bist du das? Ich komme noch einmal vorbei, wenn ich die anderen Texte gelesen habe.

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Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

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hexsaa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 56
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Wohnort: im Schneckenhaus
Ei 6 Extrem Süßes!


Beitrag18.03.2013 12:44

von hexsaa
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Lieber PoKaPro Teilnehmer,

Die Themenvorgabe sehe ich als erfüllt, auch wenn der Text ruhig hätte noch ein wenig näher an die Fotografie herangehen können. Die Story ist für mich eine der Besten (wenn nicht sogar die Beste) aus dem Thema Fassade. Ein magersüchtiges Mädchen ringt um die Aufmerksamkeit ihrer Mutter. Das ist wirklich gut. Auch die inhaltliche und handwerkliche Umsetzung überzeugt.
Die Zahlen der fallenden Lebensmittel bezeichnen sicher die Kalorien - für mich würde es sich besser lesen, wenn das dabei stünde: Das vielstimmige Seufzen den Cornflakes - mit Schokoladenüberzug 350 Kalorien ... Aber das ist sicher Geschmacksfrage. Ansonsten: gerne gelesen!


LG
hexsaa


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Das ist okay, man kennt mich dort.
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

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Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag18.03.2013 13:20

von holg
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Das klingt nach Bulimie.
Schöne Idee, den fallenden Gegenständen Einzelgeräusche zuzuordnen - und die Kalorienzahl gleich mit. Auch die Bilder der Tüten, deren prall, gefüllter Bauch... schön.
Nur ist die Geschichte ein wenig wirr. Mir ist nicht immer klar, wer jetzt was denkt, oder ob bei allem Judith denkt, was Mutter oder Schwester oder sie selbst jetzt tun oder denken könnte.
Und noch etwas: Judith hatte genug vom kotzen, glaube ich. Warum ändert sich nichts? Weil ihre Mutter kalt bleibt? Sie nicht liebt? Sicher in der Kürze nicht leicht heraus zu arbeiten, aber das ist mir ein bisschen zu wenig. Und das Unterwäschemodell hat bestimmt über 50kg und leichte Love-handles)

Aber: kein Mord, kein Verhältnis mit dem Ehemann/Nachbar! Das gibt Pluspunkte!

holg


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Beobachter
Klammeraffe


Beiträge: 617



Beitrag18.03.2013 15:00

von Beobachter
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Wow. Ich habe diesen Text drei-, viermal lesen müssen, bevor ich ihn kapierte. Oder zu kapieren glaubte. Es geht um ein Mädchen mit Magersucht, oder? Ob da hinter der Magersucht etwas noch Fieseres steckte, was diese Magersucht auslöste, wurde mir nicht ganz klar, aber die Anzeichen waren da. Diese komische Mutter, die seltsame Schwester. Im Nachhinein, nachdem ich interpretieren konnte (ich hoffe, ich liege nicht völlig daneben!) ein ganz, ganz starker Text.

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Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt.
- Jean Cocteau
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KeTam
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Beitrag18.03.2013 17:00

von KeTam
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Wow, das hast du sehr eindringlich beschrieben. Was mir sehr gefällt ist, wie du eben diesen Moment, dieses zeitlupenartige Hören beschreibst.
Ich hörs beim Lesen selber. Und auch die Frustration der Mutter, die ewiggleichen Abläufe, die wohl mit Schuld an der Magersucht ihrer Tochter sein mögen. Und natürlich die Tochter, die nackt da steht, unpassend, die scheinbare Freitagabendidylle bricht, ihre Mutter zwingt endlich der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Der Wahrheit, dass nichts mehr stimmt in diesem Bild.
Super.
Und natürlich hast du die Bildvorlage auch richtig gut umgesetzt.
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ceyx
Wortedrechsler
C


Beiträge: 85



C
Beitrag19.03.2013 15:30

von ceyx
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Hallo,

ein stummer Schrei nach Liebe bzw. Hilfe.
Allerdings geht für mich aus dem Text nicht hervor, warum ihre Mutter so kalt ist.
Zumindest ein Hinweis zur Vorgeschichte wäre hilfreich gewesen.
Handwerklich und stilistisch solide, gut lesbar.

LG
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Paradigma
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 54
Beiträge: 959
Wohnort: Östlich von Westfalen
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Beitrag19.03.2013 19:06

von Paradigma
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Ein beeindruckender Text. Toll geschrieben aus dem Blickwinkel einer Magersüchtigen. Da schwebt eine ganze Wagenladung ungelöster Probleme im Hintergrund, aber der Text ist eingängig, klar, verständlich ...

_________________
Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.

William Faulkner
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Berti_Baum
Reißwolf


Beiträge: 1213
Wohnort: Immerheim


Beitrag20.03.2013 13:53

von Berti_Baum
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Der erste Satz zeigt mir ganz deutlich, dass mir für derart lange Sätze die Konzentration fehlt. Der Text an sich ist soweit okay. Ein wenig ratlos bleibe ich bei der Geschichte zurück.

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Der Junge, der Glück brachte (Jugendbuch/2013)
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Ein kleines Verbrechen (Thriller/Dezember 2016)
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Grendel
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Alter: 60
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Beitrag20.03.2013 15:05

von Grendel
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Bewerten werde ich erst zum Schluss. Hier zunächst mein Eindruck von Deiner Geschichte:

Lange Sätze haben die ungute Eigenschaft, sich zu verheddern und zu verdrehen, bis ein Knoten entsteht, den man nur mit sehr viel Fingerspitzengefühl wieder aufgedröselt bekommt. Das ist Übungssache. Ich behaupte mal, dass Du wenigstens im Moment mit kürzeren Sätzen noch besser fahren würdest. Gleich der erste Satz hat sich ziemlich verheddert.

Verstanden habe ich von Deiner Geschichte, dass die Erzählerin magersüchtig ist und damit nicht unbedingt den Vorstellungen der Mutter entspricht. Sie scheint ihre Mutter zu hassen, zumindest deren Wertvorstellungen, die sie mit ihrem spärlich bekleideten Auftritt in Frage stellt. Du schreibst allerdings so unstrukturiert, dass es mühsam ist, diese Informationen aus dem Text zu ziehen. Achte mal auf die vielen "sie" in der Szene, als Judith ihre Mutter konfrontiert. Da ist nicht immer auf Anhieb deutlich, wer gemeint ist. Bei drei weiblichen Figuren und einer Begrenzung auf 450 Worte wäre die Ich-Perspektive klarer.

Gruß
Grendel
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Eredor
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Beitrag20.03.2013 16:34

von Eredor
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Mir gefällt wie du die fallende Tüte beschreibst. Mir gefällt auch der Rest der Geschichte. Nur die Sprache flackert manchmal ins eher nicht-so-gute. Ich geb dir dafür 6 Federn.

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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beitrag20.03.2013 17:48

von Hardy-Kern
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Huh, Da muss man aber viel Fantasie besitzen, um hier durchzublicken.
Habe es aber doch noch geschafft. Etwas unkomlizierter wäre besser gewesen.

Hardy
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Fao
wie Vendetta

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Beitrag20.03.2013 22:15

von Fao
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Die ersten grammatikalischen Fehler habe ich schon entdeckt. Nun ja, 2-Stunden-Geschreibsel + Fao`sche Legasthenie = dann kommt sowas bei raus. Bin gespannt auf eure Kommentare; die Zahlen haben die Testleser bisher nicht sofort kapiert, und der erste Satz ist etwas sperrig.
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Zauberstift
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Beiträge: 389



Beitrag21.03.2013 12:09

von Zauberstift
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Hallo Unbekannt, Gesamteindruck: sehr speziell, im positiven Sinne.
Im ersten Abschnitt komme ich nicht mit. Ist zu hoch für mich. Die Handlung anschließend gefällt mir. Der letzte Satz ist überflüssig, kam ja vorher schon mal.
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Herbert Blaser
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beiträge: 313
Wohnort: Basel


Beitrag21.03.2013 15:14

von Herbert Blaser
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Die Idee mit der Magersucht finde ich gut, die Schachtelsätze zu bemühend.

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Wie haben wir den Mut in einer Welt zu leben, in der die Liebe durch eine Lüge provoziert wird, die aus dem Bedürfnis besteht, unsere Leiden von denen mildern zu lassen, die uns zum Leiden brachten?

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fancy
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Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag21.03.2013 17:42

von fancy
Antworten mit Zitat

Es klingt, als wäre die Mutter schuld an der Magersucht der Tochter. Die Schwester kommt gelangweilt rüber. Das ganze trifft die verlogene Fassade sehr gut.

Sechs Federn von mir.


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Piratin
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Ei 2


Beitrag21.03.2013 19:47

von Piratin
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

anscheinend ist Judith magersüchtig und ich frage mich, was sie von ihrer Mutter erwartet hat, wenn sie dieser fast nackt auf der Straße entgegentritt, wenn diese wie üblich vom Einkaufen kommt. Zumal sie anscheinend selbst für sich entschieden hat, sich nicht mehr übergeben zu wollen. So verfahren wie die Beziehung der Beiden scheint, halte ich Judiths Verhalten für nicht schlüssig. Das Ende berührt mich zwar, aber leider auch nur das.
LG, Piratin


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Gast







Beitrag22.03.2013 22:07

von Gast
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Hallo smile

Hm. Komisch, auch nach vielmaligem Lesen weiss ich nicht, was ich hiervon halten soll. Ich mag den verschachtelten Angfang nicht besonders. Dann finde ich gut:
 
Zitat:
Freitag war der Tag, an welchem die braunen Einkaufstüten auf dem Küchentisch standen. Ihre zerknitterte Haut spannte sich über einen prall gefüllten Körper. Sie erinnerten Judith an die Form von aufgeblähten Bäuchen und ihre Präsenz war derart widerwärtig stark, dass sie die Küche erst wieder am nächsten Morgen betreten konnte. Jede Woche.

Als Nächstes frage ich mich: warum stellt sich das Mädchen zur Schau, würde sie das wirklich tun, ist das glaubwürdig? Und dann frage ich mich wieder, ob der/die Autorin das nicht besser beurteilen kann ... Du siehtst, ich bin unschlüssig. Wenn ich mich aber auf mein Lesegefühl verlassen sollte, dann würde ich sagen: Nein, sie würde sich der Kälte in Mutters Augen nicht in Slip und BH vor dem Haus stellen, ich wüsste keinen guten Grund dafür.

Die Schreibe ist sicher, nicht die eines Anfängers, für mich gehört die Geschichte - was die sprachliche Seite angeht - zu den drei besten beim Thema 2,
Grüsse von Lorraine
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Elias Struten
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 61
Beiträge: 82



Beitrag23.03.2013 05:10

von Elias Struten
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Der Text erfüllt nicht, was der erste Satz verspricht. Im Umkehrschluss verliert der erste Satz und mutiert rückblickend zu einer schillernden Seifenblase. Schade, denn der Rest ist nicht schlechter– nur ganz anders. Diese Disharmonie wirkte bis zur letzten Zeile nach und trübte meinen Lesegenuss. Ich weiss gerade nicht, wie ich für Dich aus meinem Bewertungsschema die acht Federn rauskitzeln soll, die ich hierfür geben möchte. Aber ich schaff das schon. Wink

Alles Liebe
Elias
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag23.03.2013 10:08

von Rainer Zufall
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Puh, inhaltlich gut, eine bedrückende Szene. Manchmal wünscht ich mir allerdings, du würdest etwas weniger überbordend schreiben.
Im Nachhinein merke ich, wie einfallsreich du das Thema aufgegriffen hast.
Thema 2 scheint echt schwer zu sein.
Viele Grüße
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag23.03.2013 20:13

von adelbo
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Das Thema in meinen Augen gut umgesetzt. Die Idee finde ich für diese Vorgabe gut. Was mir weniger gefällt, ist die Wortwahl. Ich finde, da sind viele Wort für drumherum vergeudet worden. Wenn ich mir alleine den ersten Satz ansehe.
Ich vermute, damit sollte eine bestimmte Stimmung erzeugt werden, denke aber, dass viele den Satz zweimal lesen müssen, um ihn ganz zu erfassen. Und das schadet natürlich dem Text.
Was mir gefällt, dass nicht auf die Tränendrüsen gedrückt wird, obwohl es ein schwieriges Thema ist. Ein Mensch macht auf seine Krankheit aufmerksam und das umsonst.


_________________
„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag25.03.2013 17:32

von Mardii
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Mir gefällt die Idee, die der Geschichte zu Grunde liegt. Doch leider versemmelt der erste Satz die ganze Geschichte. Man kann da schwierig einen Bezug zwischen den einzelnen Satzteilen herstellen, und was hat das Schwächen der unerbittlichen Nacht mit den Geräuschen im Kopf der Protagonistin zu tun? Dass die Geräusche der umkippenden Cornflakespackung in der nächtlichen Stille deutlicher zu hören sind, hättest du mir auch einfacher vermitteln können.
Was diese Zahlen im zweiten Abschnitt bedeuten, hättest du nicht zu unterschlagen brauchen. Mir war sofort klar, dass damit die Kalorien der Lebensmittel gemeint sind. Du wolltest wohl verschleiern, worauf die Geschichte hinaus läuft. Diese Taktik hat die Geschichte fürs erste Lesen sehr hermetisch anmuten lassen. Der schöne Ansatz, der hinter den  ersten Zeilen steckt, geht dadurch ziemlich unter.
Stilistisch hat die Geschichte in der Mitte einen Bruch. Die Sätze werden klarer. Das hat letztendlich das Vermitteln seiner Botschaft gerettet. Nur geht daraus nicht hervor, warum die Protagonistin sich auf diese Art ihrer Mutter stellt. Schade.


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`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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