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er friert sich neu


 
 
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag16.02.2013 17:43
er friert sich neu
von Mardii
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

eispickelstruppige brauen
augen von stahlklarem blau
starren in ewigen himmel

krokusdurchbrochener frost
am grauen jochbein
von blättern umklammerte
knospe



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`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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timmi
Geschlecht:männlichSchneckenpost


Beiträge: 6
Wohnort: Südbaden


Beitrag16.02.2013 21:06

von timmi
Antworten mit Zitat

Ja, ja,
der Frühling kommt -
endlich!

eiskratzenschlotternder Autofahrer  Laughing
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dürüm
Wolf im Negligé

Alter: 46
Beiträge: 966
Wohnort: Cape Town
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Vorlesbar I


Beitrag17.02.2013 12:35
Re: er friert sich neu
von dürüm
Antworten mit Zitat

Mardii hat Folgendes geschrieben:


eispickelstruppige brauen
augen von stahlklarem blau
starren in ewigen himmel

krokusdurchbrochener frost
am grauen jochbein
von blättern umklammerte
knospe


Hallo Mardii,

hier habe ich gleich mehrere Assoziationen, der ewige Himmel, das "starren"  und das graue Jochbein lassen mich zuerst an einen Leiche im Wald denken, vom Frost gezeichnet.
Aber dazu passen die stahlblauen Augen nicht, denn die müssten geschlossen, oder trübe sein. Also habe ich weiterüberlegt, und bin auf eine Statue gekommen, eher aus Metall als aus Stein, (eispickel, stahlblau und das graue Jochbein), handelt es sich vielleicht um eine Figur auf einem Grabstein, von Frost und Pflanzen überwuchert?

Bilder wirbeln durch meinen Kopf ... ich denke immer noch drüber nach.
Den Titel finde ich genial!

Sehr gerne gelesen.

Gruß
Kerem


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Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca)
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag17.02.2013 14:23
Re: er friert sich neu
von holg
Antworten mit Zitat

Hi Mardii,
das ist mal ne Knobelaufgabe. Viele starke Bilder und viele Fragen dazu, denn ich check's nicht.

Der Reihe nach:

eispickelstruppige brauen -- Irgendwo zwischen Scott/Amundsen/Shakleton und Lady Liberty, deren winterliche Tiara ein ähnliches Bild abgeben

augen von stahlklarem blau -- heroisch, arisch unter den struppigen, vereisten Brauen hervorstechende Augen. Ein Eroberer.

starren in ewigen himmel -- den Blick erhoben. Der Himmel ist ewig. Am ewigsten auf den Gipfeln der Berge und im ewigen Eis. Das stahlklare Blau der Augen will irgendwie in diese Zeile fließen, eigentlich den Himmel ewigblau färben. Im starren liegt keine Bewegung, kein Leben. Also doch kein lebendiger Eroberer, sondern sein Standbild?

krokusdurchbrochener frost -- Es ist Frühling. Die Krokusse sprießen. Aber sie durchbrechen den Frost? Es ist kalt. Der Boden gefroren? Ist es seine harte Schicht, die von den Krokussen gesprengt wird. Nein. Krokusse kommen erst, wenn der Frost vorbei ist, manchmal durchbrechen sie eine Schneedecke...Hm.

am grauen jochbein -- Das Jochbein grau. Vom Alter. Von der Kälte. Weil es aus Stein ist? Wieder das Standbild, aber wenn Krokusse am Jochbein wachsen sind wir von den Dimensionen her am Mount Rushmore. Liegt da Erde auf den Gesichtern?

von blättern umklammerte -- Wer will da nicht gehen lassen? Blätter klammern die Knospe. So hab ich einen Krokus noch nie gesehen. Verlustangst. Angst vor Neuem, dem Leben. Blühe nicht, denn das bedeutet ...?

knospe -- Frühling, Farbe, Leben, der Frost, der Brauen und Blick stählt, schmilzt und lässt den zum Heldenstandbild überhöhten Vater ergrauen, Weichsein und Tränen weinen? Erhebt sich der Alte Mann noch einmal, erblüht frische Jugendlichkeit für einen Moment auf seinen Wangen? sprießt ein Pickel im verkaterten Morgenspiegelbild?

er friert sich neu. du frierst dich neu. ich friere mich neu. Sinnlos. erfriert sich neu. ratlos. Rad des Lebens? Zyklizität des Seins. Wie der Phönix dem Feuer entsteigt er dem Frost?

Du siehst, viele Bilder, die da flimmern, aber nix passt so wirklich zusammen. Code nicht geknackt. Login fail. Try again after ...

bin mal gespannt was da herauskommt.

holg


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Janoeh D. G.
Leseratte

Alter: 41
Beiträge: 140
Wohnort: In der Seele des Künstlers


Beitrag17.02.2013 16:45

von Janoeh D. G.
Antworten mit Zitat

Hallo Mardii,

So wie ich das verstehe, ist in der ersten Strophe der Frost selbst beschrieben, als alter Mann (warum ich einen alten, bärtigen Mann gesehen habe, weiß ich nicht genau) mit "eispickelstruppigen Brauen und Augen aus stahlklarem Blau". Er starrt in den ewigen Himmel, denn er selber muss bald weichen (ewig im Kontrast zu starren/Todesstarre ?). "Er friert sich neu" weil er nochmals zu Kräften kommt an diesen kalten Wintertagen, doch der Frost an seinem graue Jochbein ist schon vom Frühling durchbrochen, er ist verwundet und er wird weichen müssen. Doch der Frühling ist noch vorsichtig, er umklammert die Knospe mit den Blättern, um sie zu schützen.

Was mir besonders gefällt ist das Wort starren

Zitat:
eispickelstruppige brauen
augen von stahlklarem blau
starren in ewigen himmel


man denkt: starren- starrer Blick-erstarrt-vor Kälte erstarrt- Frost-(auch Todesstarre)
diese Assoziationen wurden allein durch dieses Wort ausgelöst, die blau markierten Adjektive verstärken den Effekt

Vielleicht liege ich richtig, vielleicht auch nicht, es kann ja eine Statue sein, oder ein Berg (die Brauen) mit zugefrorenen Seen (die Augen), aber auf jeden Fall ein sehr schönes Bild

LG
Janoeh


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...here is the deepest secret nobody knows
(here is the root of the root and the bud of the bud
and the sky of the sky of a tree called life;which grows
higher than soul can hope or mind can hide)
and this is the wonder that's keeping the stars apart

i carry your heart(i carry it in my heart)

by E.E. Cummings
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag18.02.2013 10:02

von holg
Antworten mit Zitat

Oh, Mann. (lichtaufgeh)
Wenn das Jochbein für Joch - ohne Bein - steht, dann ist das Bergbild klar.
...und wird für mich leider sehr uninteressant, weil zu klischeehaft. Der alte Mann Berg und das neue Leben ...


holg


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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag18.02.2013 21:48

von Mardii
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr,

ich freue mich sehr über eure kreativen Rückmeldungen. Hatte garnicht mit so viel Interpretationsreichtum gerechnet, aber jetzt merke ich wieder, dass ich´s hier mit produktiven Leuten zu tun habe. Very Happy

Zum Text: inspiriert haben mich zum Teil die letzte Zeit hier geposteten Gedichte, Haikus, Senruys zum Thema Frühling und die reduzierte Form mancher Texte. Das wollte ich versuchen, meine Message stark zurückhalten und mich auf die Worte und ihre Bildenergie konzentrieren. Aber wupp, kaum dass ich loslegte, hatte mich die Aussagewut wieder gepackt.
Bevor ich zum Bild des durchbrechenden Krokus kam - da hatte ich die kleinen grünen Spitzen vor Augen, die sich durch den Schnee ans Licht schieben - war sofort das Bild eines erfrorenen Obdachlosen da, der am Morgen auf der Wiese in den Parkanlagen lag. Schon war die erste Strophe auf dem Papier. Das letzte Wochenende taugte also nicht zum frühlingshaften Verseschmieden. Dennoch, der Krokus drückte schon irgendwo in meinem Hirn, also musste er raus. Und so auch die zweite Strophe. Was dort passiert, ist die Integration der ersten Strophe: Die Wiese, der Tote, der Frost, der ihn Nächtens hat erfreiren lassen und dennoch: die Pflanze bricht sich ihren Weg ans Licht.
Die Überschrift lautete zunächst "erfroren", aber sie genügte dem Text nicht. Sie musste den Tod, den ewigen Himmel und die neu erstehende Pflanze einschließen. Ich las letzte Zeit öfter, dass irgendwelche Unternehmen, Berühmtheiten "sich neu erfinden". Diese Worte finde ich sehr passend, um aus einer schweren Krise heraus zu kommen und das Leben neu zu bemeistern. Es klingt wie ein Schöpfungsakt und hat gleichzeitig eine sehr modernistische Energie.
Der alte tote Mann aber ist nicht in der Lage sich neu zu erfinden. Genausowenig, wie man dem Frühling oder dem Krokus diese menschliche Kraftausschüttung zuschreiben kann. Aber genau das wollte ich ausdrücken, dass der Frühling, der Krokus und der Verblichene die Energien sammeln und neu erstehen, trotz dem immer wieder ausbrechenden Frost. Deshalb blieb ich beim Erfrieren und so erfriert er sich neu: Der Tote, der Krokus, der Frühling.

Das erstmal vorab, bevor ich auf eure sehr spannenden Kommentare eingehe. Bis dahin

Liebe Grüße
Mardii Smile


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Ridickully
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