Lovelybooks schafft sich ab

[Nina C]

Ja, ich gebe zu, ein bisschen dramatisch sollte es klingen.

Nun aber ernsthaft: Seit einer Weile höre ich munkeln, die Seite verliere an Gewicht in der Welt des Schreibens, wie viel dran ist, mag ich nur raten.
Im Januar hat offensichtlich jemand in höherer Etage zu viel Elon Musk inhaliert und sich eine spannende Neuerung einfallen lassen: Buchverlosungen sollen nun Credits kosten. Die können Verlage und Publisher erwerben und ihren Autoren zur Verfügung stellen. Diese selbst gucken in die Röhre, denn für sie gibt es keine Möglichkeit des Kaufs (so überhaupt gewollt). Eine interessierte Nachfrage meinerseits, ob für Mitarbeit (z. B. Bewertungen, Rezensionen etc.) Credits vergeben werden, wurde verneint. Autoren könnten aber kostenpflichtige Zusatzpakete buchen, darin sei genau 1 Credit enthalten (na klar doch). „Mein“ Publisher BoD jedenfalls stellt seinen Autoren keine Credits in Aussicht (wen wundert’s). Abgesehen davon, dass BoD imho zunehmend zum autorenverachtenden Rowdy avanciert (dazu mache ich noch einen eigenen Faden auf), kann ich diese Entscheidung ausnahmsweise verstehen. Denn das billigste Paket mit 10 Credits soll flotte 790 € (!!) kosten. Die zu stemmen, würde ich tatsächlich auch von keinem Verlag erwarten, abstrus genug, müssen für Buchverlosungen ja ohnehin schon die Kosten der Bücher getragen werden. Leserunden liegen mir nicht – weder als Leser noch als Autor – also ist die Plattform für mich nun faktisch tot. Über meinen Tellerrand hinaus kann ich mir jedoch kaum vorstellen, dass viele Verlage Lust haben, hier mit Geld um sich zu werfen.
Was meint ihr?

Liebe Grüße
Nina

[WSK]

Ja, das war's dann wohl für Lovelybooks.
Elon Musk ist noch bescheiden gegen dieses Konzept. Ich wollte mich ursprünglich schon im Herbst mal mit der Seite befassen, bin jetzt aber froh, dass ich die Zeit nicht verschwendet habe.

Was sind denn aktuell so die Alternativen?
Wer kennt was, wer weiß was?

[Taranisa]

An Leserunden nahmen weder ich noch (meines Wissens) meine Verlegerin bislang teil. Es existieren ein paar Internetseiten, auf denen sich die Leserschaft inkl. Bewertungen austauscht, die jedoch nichts mit Leserunden zu tun haben. Wie viel solche tatsächlich bringen, ist ohnehin die Frage.

[Walex]

Als SP habe ich mit jedem meiner Bücher bisher eine Leserunde bei Lovelybooks veranstaltet und damit in der Regel gute Erfahrungen gesammelt: ehrliches Feedback, ein konstruktiver Austausch und eine Reihe Testleser, die eine echte Rezension über das Buch schreiben.

Das mit den Buchverlosungen ist aber tatsächlich eine ärgerliche Entwicklung, mit der sich die Plattform keinen Gefallen tut. Wenn es gute Alternativen zu Lovelybooks gibt, würde mich das auch interessieren. Ich selbst kenne allerdings keine.

[Catalina]

Es gibt noch Büchertreff.de ... Ich kenne die aktuellen Konditionen nicht, konnte dort aber vor einem Jahr im Zuge einer Leserunde fünf Exemplare kostenlos verlosen.

Ich empfehle Leserunden auf jeden Fall (auch, wenn sie einem nicht liegen 😁): dort wird man ein Autor "zum Anfassen", eine bessere Kunden-/Leserbindung gibt es doch kaum.

[MacWrite]

Ich denke, mit dieser Entscheidung katapultiert sich lovelybooks aus dem Markt. Ich habe mich ein wenig umgehört. Demnach wird es so gut wie keinen Publikumsverlag geben, der sich auf diese Art Deals einlassen will. Die meisten konzentrieren ihre Energien mittlerweile auf Kanäle wie Booktok. Auch das mag man ambivalent beurteilen (und vor allem genrespezifisch), dazu gibt es aber zumindest ein sehr interessantes Interview von Johanna Hegermann mit Wolfgang Tischer von literaturcafe.de, der, neugierig wie er nun mal ist, selbst damit Erfahrungen gesammelt hat:
https://johanna-hegermann.de/booktok-fuer-autorinnen?vgo_ee=FUvYPigChzk%2BzUqme1TzkICQxYJz%2Fxt%2Fgnzqfyze%2FJ3Lo7CwIeg9bxH3dHBm%3A58BxhTSQirhN3FxiI5vCQn5VzUv%2B%2BXDd
Ein bisserl off topic, ja, aber vielleicht auch gerade nicht

LG aus dem Taunus
Roland aka MacWrite (aka @rm.eisrausch)

[fancy]

Das war der endgültige Tropfen für mich.

Es fing damit an, dass Lovelybooks die AGB dahingehend geändert haben, dass man denen mit der Akzeptierung genehmigte alles auf Lovelybooks erstellten Rezensionen nach Gutdünken, ohne Nachfrage beim Verfasser, überall dort posten konnten, wo sie wollten. Diese ABG habe ich nie akzeptiert. Dann wurden die Gruppen abgeschafft, in denen man sich mit anderen austauschen, oder spielen konnte und nun Credits? Nicht mit mir, ich habe meinen Account gelöscht. Dort geht es nicht mehr um Bücher und Autoren, sondern nur noch um Geld.

[Nina C]

Bei Buchverlosungen hatte ich normalerweise schon ein paar vernünftige Rezensionen, auch länger und schon mal in anderen Medien (Blogs, SM) präsent, das empfand ich als durchaus nützlich.

@Catalina
Da beißt sich bei mir schon die Katze in den Schwanz: Mir liegen Leserunden nicht, weil ich nicht gern „angefasst“ werde. Ich bin da eher Typ Süßkind oder Watterson.

@MacWrite
Den Eindruck hatte ich auch, auch wenn mein „Umhören“ sicherlich den kleineren Radius hatte als deins.

@fancy
Das denke ich auch, bei der aktuellen Änderung weiß ich auch wirklich nicht, welcher Floh sie gestochen hat, zu glauben, das würde funktionieren. Mein Account bleibt erst einmal, weil ich das gerne beobachten möchte, aber dann doch lieber passiv ...

Liebe Grüße

Nina

[Maunzilla]

Ich glaube, ich habe dort noch einen alten Account, bin aber mindestens seit 2019 nicht mehr da gewesen.

[Dirk Osygus]

Um mal eine kleine Lanze für Lovelybooks zu brechen:
Laut einem Blogartikel auf der Seite des Selfpublisher-Verbands werden auf Lovelybooks über 80000 Meinungen und Rezensionen pro Monat gepostet.
Um das zu bewältigen ist sicher eine recht große EDV-Struktur und entsprechendes Personal nötig. Und das kostet Geld.

Nicht falsch verstehen: Ich finde die ganze Credits-Geschichte nicht schön und bedaure, demnächst keine Leserunden mehr auf der Plattform veranstalten zu können.

Meiner Meinung nach haben sie aber den falschen Weg gewählt und verprellen Autoren und Leser.
Wenn eine Leserunde so €20 kosten würde, würden sicher viele den Betrag akzeptieren. Aber so ist es einfach unglücklich.

[Alfred Wallon]

Ich bin zwar auch bei Lovelybooks registriert, aber auf dieser Plattform erreiche ich meine Zielgruppe (Western) nicht.

[Walex]

@ Dirk:
 Sollen denn Leserunden nun auch etwas kosten? Ich hatte das so verstanden, dass nur die Buchverlosungen kostenpflichtig werden?

[Dirk Osygus]

@Walex

Die Leserunden ohne Buchverlosung sind weiterhin kostenlos, aber die ergeben ja wenig Sinn, oder?

Der Gag an den Leserunden war ja bisher, dass man Bücher verlost hat.

Was ich auf der Leipziger Buchmesse einmal klären werden ist, was denn mit Leserunden ist, bei denen ich meine in Eigenauflage gedruckten Bücher verlose.
Darauf habe ich noch keine Antwort bekommen.

[Walex]

Diese Frage würde mich auch sehr interessieren, denn so hatte ich das bisher auch immer gemacht.
Prinzipiell finde ich Leserunden gerade als Selfpublisher sehr hilfreich für die eigene Arbeit und fände es sehr schade, darauf verzichten zu müssen. Aber dafür zahlen möchte ich nicht.

[A.C.]

Mich hat das Anfang des Jahres auch tierisch geärgert, zumal ich über Tredition veröffentlicht habe,
die keine Credits kaufen und ich aber welche bräuchte.

Aber mir ist vor wenigen Tagen aufgefallen, dass Lovelybooks derzeit bis Ende März '24 eine Kurzaktion anbietet,
bei der man eine Leserunde mit Verlosung machen kann. Man kauft dafür selbst einen Credit,
der € 99 plus Märchensteuer kostet.

Ist natürlich teurer als 1/10 von € 790,-, was das kleinste Creditspaket für Verlage kostet,
aber ich für meinen Teil werde wahrscheinlich darauf eingehen. Zumindest einmal zum Ausprobieren.

Wen es interessiert, der sollte bei Lovelybooks bei dem Link zur Buchung von Werbung gucken.

[Nina C]

@Dirk Osygus
Leserunden darfst du noch, Buchverlosungen nicht. Und nein, ich würde mit Sicherheit nie dafür blechen, Bücher verlosen zu dürfen – das allein kostet mich ja schon, weil ich (oder der Verlag) die Bücher spendiere!
Lovelybooks soll sein Personal mal fein selbst bezahlen – die Plattform ist Tochter von Hugendubel, die machen das nicht aus Nettigkeit, sondern um Bücher zu verkaufen. Was völlig ok ist – aber damit sind die 8.000 Meinungen gerade das, von dem Lovelybooks lebt. Und die bekommt sie von den Lesern schließlich gratis ...

Liebe Grüße
Nina

[Walex]

Das sehe ich prinzipiell auch so. Für die eigene Verlosung noch zahlen zu müssen ist - ganz besonders als SP - ärgerlich.

Hat aber jemand einen Tipp, wie man ansonsten als SP zu echten Rezensionen kommt?
Ich habe bei Amazon schon zweimal kostenlose E-Book-Aktionen gestartet und damit auch viele Bücher "verschenkt". Zurückgekommen sind zwar eine ganz ordentliche Anzahl an "Bewertungen", was ja auch okay ist, aber keine einzige Rezension.

Rezensionen habe ich (trotz Aufforderung am Ende jeden Buchs dazu) bis jetzt nur bei Leserunden von Lovelybooks erhalten.

[Aurora]

Mir gefällt die Neuerung mit den Credits auch nicht. Soweit ich es verstanden habe, benötigt man aber für Bücher, die man selbst veröffentlicht hat, nicht unbedingt Credits.
Zumindest kann man es mal versuchen.
Ich habe inzwischen 2 Leserunden auf Lovelybooks veranstaltet (eine Veröffentlichung mit Verlag, eine Veröffentlichung über KDP) und habe gute Erfahrungen gemacht. Allerdings war ich überrascht, dass sich die LeserInnen hauptsächlich untereinander ausgetauscht haben. Mit mir wurde nur kommuniziert, wenn ich selbst nachgehakt habe.
Teilweise entstanden durch die Leserunden aber auch nette Kontakte mit LeserInnen, die sich nun schon auf die Fortsetzung der Reihe freuen. Zudem gab es für jedes verloste Buch eine Rezension (was aber nicht heißt, dass die immer ausschließlich positiv ausfällt).
Vermutlich gibt es inzwischen wesentlich weniger Leserunden mit Buchverlosung als bislang.
Da mein Verlag genügend Credits zur Verfügung stellt, kann ich weiterhin Leserunden veranstalten.
Meine nächste Leserunde auf Lovelybooks startet Anfang März.
Ich habe kürzlich eine Verlosung meines Kinderbuchs in einer FB Kinderbuchgruppe durchgeführt. Letztlich konnte ich mir das Auslosen sparen - es gab nämlich nur eine einzige Interessentin! Die hat sich zumindest über den Gewinn gefreut.

[Dirk Osygus]

@Aurora

Du benötigst für Leserunden keine Credits, wenn Du die zu verlosenden Bücher aus deinem eigenen Auflagendruck nimmst. Dann bist Du ein unabhängiger Autor und darfst Leserunden mit Buchverlosung ohne Credits veranstalten.

[Wildpflanzenliebe]

Von dem neuen System mit den Credits bin ich auch nicht sonderlich begeistert, aber bisher blieb ich davon verschont. Laut Lovelybooks können Autoren und Verlage unter Umständen auch noch ohne Credits ihre Leserunden mit Verlosungen veranstalten, sofern sie in der Vergangenheit nur wenige durchgeführt haben. Wo die Grenze liegt, ist natürlich nicht genannt.
Ich werde Lovelybooks nun weiterhin nutzen ... zumindest bis mich die Credits einholen 😬

[Amsel]

Könnte mir netterweise jemand erklären, wie solche Leserunden funktionieren? Ist der Austausch auf einer Plattform mit Videobild? Und was wird da genau gemacht?
Habe damit bisher noch nichts zu tun gehabt.
Danke

[Aurora]