[KGe] RockStar

[Hollow]

Das Licht.
Der Vorhang.
Die laue Brise, die durch meine Mähne fuhr und meine feuchten Hände kühlte.
Man wartete auf uns. Die Nerven – zum Zerreißen angespannt. Ich drehte mich um, sah ein Gemisch aus Blässe und Euphorie in den Gesichtern. Johnny bohrte in der Nase (das tat er immer, wenn er sich unbeobachtet fühlte). Hank hielt die Bassgitarre so fest, dass sich die Saiten in seine Finger bohrten und sie ganz weiß werden ließen. Links neben mir Doug, mit dem ich die Band gegründet hatte. Die Stirn hatte er sich mit seinem rosafarbenen Klapsband verziert, auf die Wangen schwarze Streifen gepinselt. Auf jede Seite zwei.
Der Wind verfing sich im Vorhang und ließ ihn im unteren Teil wedeln.
Das Toben.
Sie dachten, es geht los.
Und das ging es auch.
Der Vorhang fiel und brachte uns zum Vorschein. Vier Jungs, die eine Nummer geschrieben hatten – eine KLASSE Nummer -, die sie über Nacht zu Superstars gemacht hatte. Was soll ich sagen... YEAH, BABY, wir waren Rock-Stars!
Ich ging ein paar Schritte auf die tobende Menge zu, und eine Wand aus Bier, Schweiß und Fritten kam mir entgegengerollt. Wow, SO sahen Träume also aus! Sechzigtausend, die das Stadion fasste. Sechzigtausend, die uns zujubelten.
Sechzigtausend!
„Brian! Brian! Brian!“ kreischte es aus den ersten Reihen. Mädels, nicht älter als ich. Fast freute ich mich auf die Nacht mehr als auf den Gig. Hey, ich konnte Groupies haben, wenn ich wollte!
Ein Knall -
Jetzt sprangen die richtig großen Scheinwerfer an. Das war das Signal, dass wir loslegen konnten.
Ich brachte mich breitbeinig in Position, den Gitarrenhals in der linken, das Plektrum in der rechten, gen Himmel gestreckten Hand und...
„Brian!“
Ich zuckte zusammen. Was war das? Mein Name dröhnte mir plötzlich so unglaublich schrill im Schädel, als hätte ihn jemand direkt ins Mikro gebrüllt.
„Brian!“
Ich realisierte langsam, was los war.
Ein Buch.
Ein Stift.
Ein Zettel. MEIN Zettel.
Es war Mum; sie war, ohne dass ich es bemerkt hatte, in mein Zimmer gekommen. Ich war eingenickt.
„Brian, mach endlich deine Hausaufgaben! Vorher kannst du nicht zu Doug.“
Grantig und halb verschlafen riss ich mir die Stöpsel aus den Ohren und griff zum Kugelschreiber.
Man wird doch wohl noch träumen dürfen...

[Schreibw]

Mal sehen, ob ich es schaffe, die erste Kritik abzugeben.

Also: Dein Text gefällt mir sehr gut, auch wenn ich nicht weiß, was ein "Klapsband" ist  

[Hollow]

Ein Klapsband, liebe Schreibwütige, ist nichts anderes als ein Stirnband, also eines jener Teile, die man zum Schweißaufsaugen oder einfach nur als Modeaccessoire um die Region oberhalb der Augenpartie trägt.
"Stirn" kam in demselben Satz schon vor, daher die Entscheidung, "Klapsband" zu nehmen.

Danke für die Kritik!

Daniel

[Ambrose]

So Dan, heute biste dran  

Also, die Idee is schonmal ganz gut.  Nimm dir mehr Zeit beim Schreiben (weisst scho ) und schau dir mal Ralphies Tips an unter "Über das Schreiben" Ansonsten, einfach wieder per pn melden

Du nennst das Erzählerische Ich, Hank und Doug (gut!), aber wer ist der Vierte? Das Alter deiner Protagonisten kann man gut schätzen, durch die kreischenden Mädchen und am Schluß die Mutter die zu Hausaufgaben mahnt. Vom Stil her isses etwas minimalistisch geraten, gerade die ganz knappen Sätze ohne Verb. Vielleicht wirds aber auch zu deinem Markenzeichen. Die Genauigkeit leidet oftmals, Dinge bleiben unklar.

[Hollow]

Okay, Amb, fangen wir an.

Der "minimalistische Stil", wie du es nennst, sollte sich durch die ganze Geschichte ziehen.
Es sind ja Eindrücke eines jungen "Rockers", der ganz aufgeregt ist; ganz heiß darauf, die große Bühne zu betreten. In solchem Zustand denkt man nicht unbedingt in langen, ausschweifenden Sätzen, sondern nimmt nur ganz bestimmte Dinge wahr - und diese sehr minimalistisch. Daher hab ich mich dazu entschieden, knappe Beschreibungen zu wählen.

Ja, die Brise kommt von der Open-Air-Bühne. (Woher sonst?)
Auch hier wieder Minimalismus. Das Wörtchen "Brise" steht nicht nur für den Wind an sich, sondern auch für die Location; der Gig steigt unter freiem Himmel.

"Man wartete auf uns."
Nun, in DEM Zusammenhang sollte klar sein, dass mit "man" das Publikum gemeint ist.

Das mit den Gesichtern... es sind die Gesichter der Jungs gemeint. Ist das nicht deutlich geworden? Hab ich's blöd formuliert?

Der entgegenrollende Geruch, nunja, das war mitunter ein wenig seltsam ausgedrückt. Ein Griff in den Mülleimer, wenn man so will.
ABER: Für einen Rock-Star IST dieser Geruch ein Traum! Er ist männlich, er ist rauh, er ist... Rock'n'Roll! Yeah!  

Grüßle

Daniel

[Dave]

Locker flockige Unterhaltung, ohne den Anspruch vortäuschen zu wollen, "große Literatur" zu sein.
Gefällt mir.

[Ralphie]

Ist doch toll. Sätze ohne Verb sind zwar nicht so mein Ding, aber hin und wieder setze ich sie auch ein. Über den Vorhang solltest du dir noch ein paar Gedanken machen. Mir gefällt weder "wedeln" noch "aufbauschen". Ich bin kein Bühnenfachmann, aber ich denke, dass in dem Vorhang Gewichte eingenäht sind, die sowohl das eine als auch das andere verhindern. Sind die Saiten gerissen, dass sie sich in die Hand des Erzählers "bohren", oder wolltest du "gruben" schreiben?  

LG
Wilfried

[Hollow]

Nein, Ralphie, die Saiten sind nicht gerissen. "Gruben" wäre an dieser Stelle tatsächlich angebrachter.
Ich hoffe, meine Leser werden mir diesen groben Fehler verzeihen können.  

LG

Daniel