KGe "Die Liebe meines Lebens"

Laranjinha · 01.03.2008 22:51 KGe "Die Liebe meines Lebens" von Laranjinha

Jetzt ist er da. Der Zeitpunkt an dem ich aufhören sollte zu trinken und zu kiffen. Aber das ist das Problem. Ich kann ich nicht aufhören.

Angefangen hat es mit zwei Mix. Ganz harmlos also. Aber dann ging es los mit Bier, Korn, Wodka Redbull und Beam Cola. Stan bot mir dann noch einen Joint an, den ich dann auch noch vernichtet habe.
Der hat mir das Genick gebrochen. Das Dope kam, sah und siegte. Mit einem brutalen Tritt in mein Gehirn beförderte es ich mich in eine Welt aus Trauer, Wut und Selbstverzweiflung. Ich kann nicht mehr gerade laufen, meine Beine suchen sich ihren eigenen Weg.

Um zu verhindern das mein Bewegungsradius auf zehn Meter steigt setze ich mich hin. Leider zu spät bemerke ich, das der Stuhl auf dem ich setze mit einer mir unbekannten Flüssigkeit bedeckt ist. Die Nässe krallt sich meinen Arsch und kriecht langsam zu meinen Eiern. Aber irgendwie stört es mich einen Dreck. Mir ist momentan alles egal.

Plötzlich berührt mich jemand an die Schulter. Ich schwenke um 180 Grad rum und falle dabei fast vom Stuhl. Alles dreht sich. Meine ganze Umgebung wird zu einem Bild, gefüllt mit grotesk verzerrten Gesichtern die mich anstarren. Eines der Gesichter erinnert mich an Osama Bin Laden, nur ohne Turban und mit drei Tonnen Gel im Haar. Osama Bin Schmierfett.

„Ist das Schmierfett in deinem Haar oder hast du dir auf den Kopf gewichst?“, fragte ich Osama und musste dabei lachen. Osama fand es nicht witzig. Seine Faust landete schneller in meinem Gesicht als die Flugzeuge in New York.

Sein Schlag schleuderte mich von meinem Stuhl. Ich fiel mitten auf die Tanzfläche. Zuckende Embryos schauten mich angewidert an. Anscheinend hatte ich sie beim abdancen gestört. Sechzehnjährige Mädchen, die sich ihre hautengen Jeans mit Mühe und Not bis zu den Hüftknochen ziehen konnten. Embryoschubsen nenne ich so was.

„Was ist das denn? Wieso schmeißen die Türsteher so was nicht raus aus dem Club?“, fragte eines der Embryos ihre Freundin und sieht mich dabei angewidert an. Sie schüttelte kurz ihren Kopf und fing wieder an ihren magersuchtähnlichen Körper zu der Musik zu bewegen. Obwohl es mehr nach epileptischen Anfällen aussieht.

Ich stand wieder auf, steuerte Richtung Ausgang des Clubs. An der Kasse fragte mich der Kassierer nach meiner Getränkekarte. Auch sein Gesicht erinnerte mich an jemandem. Gregor Gysi, diesen Kommunisten von der SED oder PDS. Ach ne, Die Linke heißen die ja jetzt.

„Dreißig Euro.“, sagte Kommunisten-Gregor. Ich lächelte ihn an.
„Hier haste nen Fünfziger, der Rest ist für dich, damit kannste den Kapitalismus bekämpfen du roter Kommunistenarsch.“ Sein Mund klappte auf, seine Augen weiteten sich auf die Größe der ehemaligen Sowjetunion. Hinter mir formierten sich die Türsteher zu einer neuen Berliner Mauer.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf der Straße vor dem Club. Mein rechtes Auge war zugeschwollen, getrocknetes Blut klebte mir im Gesicht und mein Hemd war zerrissen. Zum Glück ist es Sommer, dachte ich mir, da friere ich wenigstens nicht.
Ich setzte mich hin und dachte das ich mal wieder der Sonne beim aufgehen zuschauen könnte. Früher tat ich das oft. Sie mochte es sehr. Was die Romantik angeht war sie sehr altmodisch. Das habe ich geliebt an ihr.

Der Unfall hat mein ganzes Leben ruiniert. Ohne sie bin ich nichts.
Ohne sie weiß ich nicht mehr weiter.