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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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05.03.2011 21:12 Musen-Abgesang von EdgarAllanPoe
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Musen-Abgesang
O Musen, die ihr mich erreicht aus Nächten,
die niemals blickt ein Angesicht! Schwirren,
Gitarrenmelodien, Gesang aus Schächten,
ich höre euren Klang, das schöne Flirren
des Sommerabends hängt noch in den Zweigen:
Im Wälderrauschen klingt das Saitenspiel.
Die Büsten wie im alten Römerreigen
erstrahlen wieder, dieses ist ihr Ziel:
Dem Dichter einen Trunk aus dunkler Nacht,
der ihn betrübt mit aller Schreckensmacht!
Von aller Kraft gebannt, die ihr, o Musen,
mir auferlegt, versuche ich zu schreiben,
was ihr in meinen Kopf nun gebt, o Musen,
mein Atem soll an euren Schläfen reiben,
betören euren Sinn mit Dichterpflanzen.
Die Römerstatuen starren wie aus Stein
gemacht zu mir: Dem Dickicht fliehen Stanzen,
geschwungen wie Libellenschweif, wie Wein
so trunken machend, euch zur goldnen Ehre,
soldatenstark, metallbestückte Heere.
Nun schreibe ich von duftumwallten Nächten,
die schneller gehn im Rausch als diese Stunden,
da ich an Musen dacht in dunklen Schächten,
die niemandem den Zauber gaben, Wunden
im Dichterblick, das Starren an die Wände:
Nun schreibe ich von duftumwallten Nächten,
geschützt vom Aug der Musen, von ihrem Feuer,
dem Griff der Hände, die vor den Zaubermächten
des Dunkels mich bewahren. Harnisch, teuer
wie Sonnenlicht, glänzt auf mit fernen Kunden.
Die Fasernächte lassen mich schon wieder dichten,
gestreift von Dunkelfedern, Dämmerfarben,
gefurchte Tage, Brunnenschluchten, Mächte,
die sich verschließen jedem Licht, Gaben,
in Sommernächten dargebracht, der Staub
auf Feldern, Rauch am blanken Himmel,
dann Rot am Horizont, das Nachtgewimmel,
das senkt sein schweres Aug auf fahles Laub:
Das Denken will wie Krankheit von mir weichen.
O Musen, steht ihr jetzt am Bergeshang
des Walds, die Köpfe voll von schweren Dingen,
erstarrt ihr nun von euren Taten, Gang
ins Nichts, ich seh euch schwinden, ringen
mit der schlimmen Tat: verharrt im Schrecken,
den ihr mir eingegeben habt, versteinert
verlocken eure Blicke, die Finger recken
sich gegen jenes Fell aus Dunkel, kleiner
sind eure Schatten nun, bis sie schwinden,
vergehen mit den blauen Morgenwinden.
Weitere Werke von EdgarAllanPoe:
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Scritoressa Graue Hexe
Alter: 29 Beiträge: 686
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05.03.2011 22:32
von Scritoressa
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Hi Eddie!
als Lyrikbanause wag ich da gar nicht viel zu sagen ausser: schoen
nur 2 kleine Dinge die meinen Lesefluss gestoert haben:
Zitat: | des Sommerabends hängt noch in den Zweigen: |
Zitat: | mit der schlimmen Tat: verharrt im Schrecken, |
weiss auch nicht genau wieso. etwas mit dem Metrum vielleicht?
lg Scrito
_________________ Better to have loved and lost but to have never loved at all. |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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06.03.2011 11:38
von EdgarAllanPoe
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Danke, Scritoressa.
Im ersten Vers, den du zitierst, hab ich nichts zu beanstanden, da ist alles in Ordnung, im zweiten hat sich aber der Jambus heimlich das Gewand des Trochäus übergestreift und wandert damit durch die Gegend. Das werd ich ändern müssen.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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06.03.2011 12:45
von Jocelyn
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Zitat: | vergehen mit den blauen Morgenwinden. |
Mir wird ganz flau.
Sonst ist das eine wirklich beeindruckende Dichtung geworden. Wirklich toll. Auch wenn nicht ganz nach meinem Geschmack. Ich will damit sagen, es ist schon etwas schwülstig, oder?
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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06.03.2011 12:47
von EdgarAllanPoe
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Danke! Ja, sowas Pseudoromanteskes muss es zur Abwechslung auch mal sein.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
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