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Weltanschauungen


 
 
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EWJoe
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Beitrag15.01.2015 18:29
Weltanschauungen
von EWJoe
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Hallo, ihr kreativen und kritischen Geister.
Nach langer Zeit möchte ich euch eine Kurzgeschichte vorlegen.
Funktioniert es? Gebt mir bitte eine kurze Replik.
Wenn Ihr mehr Zeit habt, dann setzt ruhig den Hobel an. Manchmal wird es wohl auch der Schmiedehammer sein müssen, um die Sprache geradezubiegen.

Liebe Grüße


Weltanschauungen

In einem Apfelbaum hing ein großer, runder Apfel. Auf ihm lebte eine Spinne. Vor ein paar Wochen war eine Frisbee-Scheibe gleich neben dem Apfel gelandet. Ein Käfer hatte sie besiedelt und lebte fortan auf seiner Scheibe. Gleich in der Nähe kroch eine kleine Raupe auf einem Ast immer auf- und abwärts. Alle drei konnten nicht weit sehen, so nahmen sie den Lebensraum ihrer Nachbarn nicht wahr.
Der Baum wuchs und so berührten sich eines Tages der Apfel, die Scheibe und der Ast an einem Punkt. So geschah es, dass die drei Krabbler sich dort trafen.

 Nach der Begrüßung fing der Käfer an zu erzählen: „Die Welt ist eine Scheibe, sie ist rund aber hat einen Rand. Ich frage mich, warum ich euch hier noch nicht gesehen habe.“
 „Nein“, entgegnete die Spinne, „die Welt ist nach allen Seiten hin gekrümmt. Sie hat keinen Rand, ist aber begrenzt. Jedes Mal, wenn ich geradeaus laufe komme ich am Startpunkt vorbei, aber einen Rand habe ich nicht entdeckt. Die Welt ist also vollkommen rund. Dass ich euch nicht gesehen habe liegt daran, dass ihr immer auf der anderen Seite wart. Der Zufall wollte es, dass ich euch hier und jetzt getroffen habe.“

„Aber hallo“, protestierte die Raupe. „Die Welt ist eine Gerade entlang der ich kriechen kann. Manchmal hat sie Verzweigungen, aber im Wesentlichen ist sie gerade. Ihr habt euch halt auf einer Verzweigung befunden, die ich erst heute gewählt hatte.“

Keiner konnte dem Anderen Recht geben.  Jeder hatte seine persönliche Erfahrung gemacht und so seine eigene Vorstellung von der Welt entwickelt. Sie trennten sich wieder und ein Jeder war überzeugt, dass der Andere nicht ganz klar im Kopf sein konnte, denn das Offensichtliche war doch wohl nicht zu übersehen.


Ein starker Windstoß fuhr durch den Baum und erfasste die drei  Bewohner. Sie plumpsten auf die Erde.
„Autsch, was ist denn passiert?“, fragte die Raupe. Der Käfer und die Spinne, die gleich neben ihr gelandet waren, wussten zunächst auch keine Antwort. Sie hatten diesen heftigen Stoß gespürt und waren damit beschäftigt ihre vielen Glieder zu kontrollieren.

„Das war wohl eine Unstetigkeit im Raum-Zeit-Kontinuum“, mutmaßte schließlich die Spinne, die sich schon länger mit gekrümmten Räumen beschäftigt hatte. Die beiden anderen verstanden es nicht, aber sie hatten noch keine eigene Erklärung. Zumindest akzeptierten sie dieses Ereignis als ein seltsames, einmaliges Passiertsein.

„Jetzt können wir nachsehen, wessen Weltanschauung richtig ist.“, schlug die Spinne vor. Sie krabbelten und krochen gemeinsam über die Erde.

Nach einer Weile stellte die Raupe verwundert fest: „Ich habe jetzt immer auch ein Rechts und ein Links. Das muss an dem seltsamen Ereignis liegen. Wahrscheinlich war eine Dimension der Welt aufgewickelt gewesen, wie eine Rolle, und der Stoß hat die Welt entrollt.“ Triumphierend blickte sie die beiden anderen an.

„Wo denkst du hin.“, schmetterte der Käfer ihre Darstellung ab. “Ein Rechts und ein Links gab es neben dem Vor und Zurück schon längst. Nur der Rand ist jetzt verschoben. Die Welt hatte eine kosmische Inflation erfahren und sich in extrem kurzer Zeit weit über ihre Grenze hinaus ausgedehnt. Der Rand liegt jetzt weit, weit jenseits des Horizonts. Eine wahrhaft geniale Theorie.“, lobte er sich selbst.

„Firlefanz! Die Welt hatte zuvor keinen Rand und hat jetzt keinen Rand. Irgendwo ist ein singulärer Punkt auf der Welt entstanden auf dem sie aufgerissen ist. Der Punkt dehnte sich nach allen Richtungen unendlich schnell aus und die gekrümmte Fläche wurde so flach gedrückt. Dadurch haben wir den großen Stoß erlitten. Die Welt ist jetzt eine Ebene und damit ohne Grenzen. Das ist die einzig mögliche Erklärung!“

Sie begannen einander zu beschimpfen, da jeder sich im Besitz der unabänderlichen, absoluten Wahrheit wähnte.

Eine emsige Ameise eilte vorbei. Die Spinne hielt sie auf: “Hey, du kannst sicher bestätigen, dass ich recht habe. Wie ist die Welt vor dem großen Stoß gewesen und wie sieht sie jetzt aus?“
Die Ameise blickte die Spinne entgeistert an. „Ich weiß nicht was du meinst. Einen großen Stoß kenne ich nicht. Die Welt war immer flach, hat daher ein Vor und Zurück, sowie ein Rechts und Links. Aber wir Ameisen bauen in die dritte Richtung, also nach einem Oben unsere Haufen. Ich schleppe gerade wieder Baumaterial dafür heran. So und jetzt halte mich nicht auf, ich muss mein Plansoll erfüllen.“, sprach sie und verschwand.

Der Ameisenhaufen war zu weit weg, als dass die Drei ihn sehen konnten.
„Dritte Richtung? Gut wir stehen etwas über der Ebene, aber das ist sehr wenig. Die dritte Richtung ist wirklich nur sehr klein, sodass wir sie vernachlässigen können.“, sinnierte die Spinne. Die beiden anderen stimmten ihr zu. Sie waren sich endlich einig, zumindest darüber, dass diese Ameise ein dummes Tier sein musste, da eine dritte Richtung, zumindest eine ausgedehnte dritte Richtung nicht existieren konnte. „Vielleicht ist die dritte Richtung aufgerollt.“, hielt die Raupe an ihrer Theorie fest, denn was einmal funktionierte, funktioniert gewiss ein zweites Mal.

Bevor einer der beiden anderen etwas darauf antworten konnte, landete ein Vogel und pickte die drei Philosophen auf.



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PraetoriusCC
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Alter: 52
Beiträge: 94



Beitrag15.01.2015 19:08

von PraetoriusCC
Antworten mit Zitat

Hallo EWJoe,

erstmal schnell die Form reparieren, bevor Du Dich über den Inhalt unterhältst. Deine Interpunktion ist ziemlich verwurstet. Hier ist eine kleine Fehlerliste (ein paar Streichvorschläge konnte ich mir ebenfalls nicht verkneifen):  

Zitat:
Der Baum wuchs und so berührten sich eines Tages der Apfel, die Scheibe und der Ast an einem Punkt. So geschah es, dass die drei Krabbler sich dort trafen.

Um die Wiederholung (so – so) rauszukriegen, könntest Du etwa schreiben: … wuchs, bis sich …

Zitat:
ie ist rund Komma aber hat einen Rand.

Zitat:
wenn ich geradeaus laufe Komma komme ich

Zitat:

Dass ich euch nicht gesehen habe Komma liegt daran

Zitat:

Die Welt ist eine Gerade Komma entlang der ich

Zitat:

dem Anderen Recht geben

anderen

Zitat:
Jeder hatte seine persönliche Erfahrung gemacht und so seine eigene Vorstellung von der Welt entwickelt.

Das ist überflüssig
Zitat:

und ein Jeder war überzeugt, dass der Andere

jeder, andere

Zitat:
denn das Offensichtliche war doch wohl nicht zu übersehen.

auch überflüssig.

Zitat:
damit beschäftigt Komma ihre vielen Glieder zu kontrollieren.

Zitat:
Zumindest akzeptierten sie dieses Ereignis als ein seltsames, einmaliges Passiertsein.

ganz besonders überflüssig

Zitat:
wessen Weltanschauung richtig ist.“, schlug die Spinne vor

Den Punkt in der WR weg

Zitat:
„Wo denkst du hin.“, schmetterte der Käfer ihre Darstellung ab.

Dito
Zitat:

“Ein Rechts

Da sind kaputte Gänsefüßchen

Zitat:
Die Welt hatte eine kosmische Inflation erfahren und sich in extrem kurzer Zeit weit über ihre Grenze hinaus ausgedehnt. Der Rand liegt jetzt weit, weit jenseits des Horizonts.

Würd ich auch streichen. Das klingt hier ziemlich wirr und aus dem Mund dieses Helden auch unglaubwürdig.
Zitat:

Eine wahrhaft geniale Theorie.“, lobte er sich selbst.

Zeichensetzung WR

Zitat:
auf der Welt entstanden Komma auf dem sie aufgerissen ist.

Auf dem singulären Punkt aufgerissen? Hm. Muss man wohl dabeigewesen sein. smile
Zitat:

da jeder sich im Besitz der unabänderlichen, absoluten Wahrheit wähnte.

Das braucht’s nicht. Sie beschimpfen sich: Da weiß man doch Bescheid, oder?

Zitat:
“Hey,

Gänsefüßchen reparieren
Zitat:

„Ich weiß nicht Komma was du meinst.


Zitat:
wir Ameisen bauen in die dritte Richtung, also nach einem Oben Komma unsere Haufen.
Zitat:

So Komma und jetzt halte mich nicht auf, ich muss mein Plansoll erfüllen.“

Punkt aus der WR streichen
Zitat:
die Drei

drei

Zitat:
Gut Komma wir stehen etwas über der Ebene


Zitat:
vernachlässigen können.“, sinnierte die Spinne.

s. o.

Zitat:
da eine dritte Richtung, zumindest eine ausgedehnte dritte Richtung Komma nicht existieren konnte.


Zitat:
aufgerollt.“, hielt die Raupe an ihrer Theorie fest

Den Punkt weg.
„Und was soll das nur immer mit diesen komischen Redebegleitsätzen?“, schlug Christine die Hände über dem Kopf zusammen. „Die sollten verboten werden“, wollte sie schon zur Revolution aufrufen, grüßte dann aber nur freundlich. Cool

Freundlichen Gruß
Christine
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag15.01.2015 19:10

von Constantine
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Hallo EWJoe,

vielen Dank für diese kurzweilige Geschichte mit den sympathischen Charakteren.
Du fragst, ob sie funktioniert?
Für mich leider nicht, und dies in mehrfacher Hinsicht.
Es fängt bereits beim Titel an und ich frage mich, ob dies ein geeigneter Titel für deine gewählte Altersgruppe ist. Können 6-10 Jährige mit dem Begriff "Weltanschauung" etwas anfangen, wenn sich schon mancher Erwachsener damit schwer tut, dieses Wort zu erklären. Weitere Formulierungen wie "Unstetigkeit im Raum-Zeit-Kontinuum", "gekrümmten Räumen", "Dimension", "kosmische Inflation", "Theorie", "singulärer Punkt", "unabänderlichen, absoluten Wahrheit", "Philosophen" sehe ich gleich kritisch an, was das Verständnis deiner Altersgruppe angeht.

Was ich leider als eine Schwachpunkt deiner Geschichte ansehe, ist, dass deine drei Protagonisten Spinne, Käfer und Raupe anscheinend keinerlei Vorleben/Vorgeschichte bzw. Vorerfahrungen mitbringen, sondern sozusagen bei null auf ihrem jeweiligen Habitat gelangen und dort stets verweilen, was für mich etwas zu konstruiert ist, aber für deine Darstellung der Weltanschauungen als Zwangskostüm erklärt werden kann. Dennoch bleibt bei mir die Frage, ob dein Konstrukt nicht zu naiv ist, damit es funktionieren muss. Der Käfer auf der Scheibe scheint nie Hunger/Durst zu haben und sich auf Nahrungssuche zu begeben, die Raupe scheint keine gefräßige Nimmersatt zu sein, sondern läuft ihren Ast entlang, die Spinne lebt auf ihrem Apfel und tut nichts. Das einzige Wesen, welches ein wenig nach seiner Art handelt, ist die fleißige Ameise, die Material für den Ameisenbau trägt.
Für mich passt das alles leider im Gesamtbild nicht so recht zusammen.

LG,
Constantine
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Mogmeier
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Beitrag15.01.2015 23:46

von Mogmeier
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Hallo EWJoe,

für kindgerecht halte ich die Geschichte jetzt nicht unbedingt, was an den Punkten liegt, die Constantine bereits aufgeführt hat. – Ob deine Geschichte generell funktioniert ... ich weiß nicht recht. Mich hat zumindest der Einstieg in die Geschichte schon rausgebracht. Vom temporären Aspekt her betrachtet funktioniert das so nicht ganz.
Wenn so ein Baum wächst vergehen Jahre. Und selbst wenn auch nur ein Trieb oder Zweig über kürzere Zeit in die Höhe/Länge schießt, ist so ein Apfel dabei schon dreimal heruntergefallen. Hinzu kommt der Lebensabschnitt der Raupe, dieser währt auch nicht ewig. So wie du das dargestellt hast, vermittelst du unter Umständen ein falsches Bild vom zeitlichen Gefüge der Natur. Und das wiederum ist widersprüchlich zu deiner gewollten Aufklärung in Sachen Weltanschauung.

Aber, gut, ich will nicht nur meckern. In deiner Geschichte fand ich ein paar Ansätze – sehr interessant –  die in Richtung Qualia-Problematik gehen. Da könnte man aber noch weit mehr draus machen!


Ansonsten sei noch gesagt: So ein Kind möchte auch zum [eigenständigen] Denken animiert werden. Ein Kind kann das! (Und der Lerneffekt ist dabei auch größer.)
Die subjektiven Empfindungen zu der Welt bzw. die daraus resultierende Interpretation jedes einzelnen Individuums aus deiner Geschichte hättest du gar nicht so eindeutig erklärend hervorheben müssen, das macht irgendwie die ganze Stimmung kaputt. Das alles hättest du vielleicht mal besser gekonnt zwischen den Zeilen platzieren und den eigentlichen Text einfacher (kindgerecht) gestalten sollen. Dabei darf gerne auch eine gewisse phrasenbehaftete Banalität mit am Start sein.

Ich hatte mich mal mit diesem Werk einer ähnlichen Thematik gewidmet; ist vielleicht nicht so das Gelbe vom Ei, aber vielleicht mal so als kleine Anregung ...

LG Mog


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EWJoe
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Beitrag16.01.2015 02:26

von EWJoe
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Vielen Dank für Eure wertvolle Zeit und Eure Mühe mit dem Text.

@ PraetoriusCC,

besonderen Dank für Deinen Hobel, ja sogar Schmiedehammer. Mit den meisten Korrekturen bin ich einverstanden.

Einzig "dem Anderen Recht geben" auf "dem anderen Recht geben" zu ändern ist nicht unbedingt nötig, da der Duden dazu folgende Regel verkündet:
***** Zitat Anfang
 Die Zahladjektive „viel", „wenig", „[der] eine", „[der] andere" können großgeschrieben werden, wenn ihr substantivischer Charakter hervorgehoben werden soll <§ 58 E4>.
Zitat Ende *****

Klar, die Korrektur ist auch möglich, da es sich hier um nur eine Kann-Bestimmung handelt.

Mit "ein jeder" und "die drei" liegst Du wieder goldrichtig, da dürfte (lt. Duden) diese substantivische Vergewaltigung nicht zulässig sein.


Zugegeben der Satz
*****Eigenzitat: Die Welt hatte eine kosmische Inflation erfahren und sich in extrem kurzer Zeit weit über ihre Grenze hinaus ausgedehnt. Der Rand liegt jetzt weit, weit jenseits des Horizonts.
Eigenzitat Ende***** ist für Kinder nicht geeignet. Zumindest nicht für diese Altersgruppe. Das haben mir auch Constantine und Mogmeier klar geschrieben. Ich habe heute am Abend vor dem Einschlafen die Geschichte meinem schon über 10 Jahre alten Sohn vorgelesen und auch er brauchte einige Erklärungen. Zumindest hat er es großmütig über sich ergehen lassen.

Als wirr sehe ich diesen Satz aber nicht, da die kosmische Inflation, so glaubt man den führenden Physikern und Kosmologen, tatsächlich stattgefunden hat. Zumindest in dem Modell der GUT (Große Vereinigungstheorie), die mich etwas an eine dieser Weltanschauung erinnert, die ich mit dem Text ein wenig aufs Korn nehmen wollte. Für mich ist gerade dieser Begriff (und ähnliche auch) daher ein Schlüsselwort,, das beispielhaft zeigt, dass man am Grunde jeder Wissenschaft, jeder Weltanschauung zu glauben gezwungen ist. Arg wird es nur dann, wenn dies unreflektiert passiert.
Im Wesen ist die kosmische Inflation ein Erklärungsmodell für die überraschende Flachheit unseres Universums, das wollte ich als Parallele zu dieser Geschichte einfach nicht auslassen. Der Käfer glaubt sich ja noch immer auf der Scheibe zu befinden und suchte nach einer möglichst simplen Erklärung wie sich seine Welt so verändern konnte. Wer sonst hätte eine solche Feststellung treffen können?

Ähnlich verhält es sich mit den aufgerollten Dimensionen der Raupe, solche Dimensionen sind auch gängige Vorstellungen dieser Theorien. Aus der Sicht der Raupe daher auch eine sagen wir mal vernünftige Erklärung.

Ebenso verhält es sich mit der Singularität die sich ausdehnte, wo die Spinne ihre Erklärung findet. Das Standard Modell der Kosmologie fusst auf so einer expandierenden Singularität. (Urknall)

***** Zitat: Auf dem singulären Punkt aufgerissen? Hm. Muss man wohl dabeigewesen sein.
Zitat Ende *****
Wir hatten vielleicht wirklich Glück, dass wir in der ersten Phase nicht dabei waren.


Im Grunde geht es uns immer, wie den drei Protagonisten. Jeder hat ein Weltbild im Kopf, das über die Jahre gewachsen ist, aus dem heraus wir vieles versuchen zu erklären. Nicht immer treffen unsere Vorhersagen mit der Wirklichkeit zusammen. Ein anderer Standpunkt wird oft auf Biegen und Brechen bekämpft. Hier sind die drei in einem Konflikt verwickelt, weil jeder Recht haben will. Menschlich, denke ich.

Am Schluss taugte keines ihrer Weltbilder. Der Vogel exekutierte es.

Ich musste viel erklären, was wohl darauf hindeutet, dass der Text in seiner Intension nicht "rüberkam".

Die Redebegleitsätze werde ich etwas dosierter einsetzten.

@ Constantine

vielen Dank für Dein Feedback.
Ja, diese Begriffe (Raum-Zeit-Kontinuum usw.), da hast du wohl absolut Recht, das ist für die Altersgruppe nichts. Altersgruppe gestrichen.

***** Zitat:
Was ich leider als eine Schwachpunkt deiner Geschichte ansehe, ist, dass deine drei Protagonisten Spinne, Käfer und Raupe anscheinend keinerlei Vorleben/Vorgeschichte bzw. Vorerfahrungen mitbringen, sondern sozusagen bei null auf ihrem jeweiligen Habitat gelangen und dort stets verweilen, was für mich etwas zu konstruiert ist, aber für deine Darstellung der Weltanschauungen als Zwangskostüm erklärt werden kann. Dennoch bleibt bei mir die Frage, ob dein Konstrukt nicht zu naiv ist, damit es funktionieren muss. Der Käfer auf der Scheibe scheint nie Hunger/Durst zu haben und sich auf Nahrungssuche zu begeben, die Raupe scheint keine gefräßige Nimmersatt zu sein, sondern läuft ihren Ast entlang, die Spinne lebt auf ihrem Apfel und tut nichts. Das einzige Wesen, welches ein wenig nach seiner Art handelt, ist die fleißige Ameise, die Material für den Ameisenbau trägt.
***** Zitat Ende

Das Vorleben einer Spinne, eines Käfers und einer Raupe? Dass bei einer Fabel alles nicht 1:1 in real Reality ablaufen kann, denke ich, ist eigentlich ok. Es muss sogar so sein. Diese Krabbler können auch nicht sprechen oder irgendwie auf komplexer Ebene kommunizieren  - in der real Reality. Tun sie aber in dieser Geschichte, wie sie es in vielen Geschichten dieser Art tun. Klar werden die drei irgend etwas essen, der Käfer vielleicht Blattläuse, die sich auf seine Scheibe verirren und so weiter. Aber das halte ich für nicht relevant im Zusammenhang mit meiner Absicht (siehe oben). Der Speiseplan, der Stammbaum, die korrekte biologische Lebensweise usw. kann nicht das Thema sein. Die Geschichte begann eben bei irgend einem Status quo, ohne Info wie es vorher war, das bleibt der Phantasie überlassen. Viele Geschichten auch anderer Genres steigen so ein.

***** Zitat:
Für mich passt das alles leider im Gesamtbild nicht so recht zusammen.
***** Zitat Ende

Danke für Deine klare Aussage. Es kam nicht rüber, also wars nicht gut genug.

@ Mogmeier

auch Dir vielen Dank für Dein Feedback.

ich hab's mittlerweile begriffen, dass die Geschichte nicht kindgerecht ist. Altersgruppe gestrichen.

***** Zitat:
Mich hat zumindest der Einstieg in die Geschichte schon rausgebracht. Vom temporären Aspekt her betrachtet funktioniert das so nicht ganz.
Wenn so ein Baum wächst vergehen Jahre. Und selbst wenn auch nur ein Trieb oder Zweig über kürzere Zeit in die Höhe/Länge schießt, ist so ein Apfel dabei schon dreimal heruntergefallen. Hinzu kommt der Lebensabschnitt der Raupe, dieser währt auch nicht ewig. So wie du das dargestellt hast, vermittelst du unter Umständen ein falsches Bild vom zeitlichen Gefüge der Natur. Und das wiederum ist widersprüchlich zu deiner gewollten Aufklärung in Sachen Weltanschauung.
***** Zitat Ende

Was ich über die Intension zur Geschichte erzählt habe bleibt auch im Lichte Deiner Darlegung aufrecht. Sie unterscheidet sich auch von der Idee Deiner Geschichte, die ich im übrigen in der Grundkonzeption sehr gut finde. Nicht jedem war dies zugänglich, wie ich dem Thread entnommen habe.
Die Lebensspanne von den kleinen Tieren belaufen sich auf ein paar Wochen. Daher ist der Zeitraum über den ich hier geschrieben habe wenige Tage. Klar braucht ein Baum viele Jahre bis er gewachsen ist, erst recht bis er Äpfel trägt.
 Vielleicht habe ich zuhause einen komplett verrückten Apfelbaum, aber dessen Triebe werden in machem Jahr 2 m lang bevor irgendein Apfel abfällt. Besonders Äste an denen kein Apfel hängt, wachsen wie verrückt. Ist ja auch irgendwie logisch, da diese Äste den ganzen "Treibstoff" ins Wachsen und nicht in die Früchte investieren können. Na ein paar Zentimeter kann da schon eine festgeklemmte Frisbee-Scheibe bewegt werden und an einem Apfel stoßen, auch in wenigen Tagen. Ein Ast kommt dazu, zufällig an die Stelle wo der Frisbee und der Apfel aneinanderstoßen. Da sehe ich keinen Widerspruch zur real Reality.
Aber darum (korrekter temporaler Aspekt) ging es nicht in der Geschichte.

***** Zitat:
Ansonsten sei noch gesagt: So ein Kind möchte auch zum [eigenständigen] Denken animiert werden. Ein Kind kann das! (Und der Lerneffekt ist dabei auch größer.)
Die subjektiven Empfindungen (bzw. die daraus resultierende Interpretation) zu der Welt jedes einzelnen Individuums aus deiner Geschichte hättest du gar nicht so eindeutig erklärend hervorheben müssen, das macht irgendwie die ganze Stimmung kaputt. Das alles hättest du vielleicht mal besser gekonnt zwischen den Zeilen platzieren und den eigentlichen Text einfacher (kindgerecht) gestalten sollen. Dabei darf gerne auch eine gewisse phrasenbehaftete Banalität mit am Start sein.
***** Zitat Ende

Da gebe ich Dir zumindest in der Tendenz Recht. (zwischen den Zeilen, weniger direkt erklären). Man muss dabei allerdings höllisch aufpassen, dass man den Leser nicht überfordert. Nicht jeder möchte in einem einfachen Text ein verworrenes Rätsel lösen. Das habe ich auch Deinem Tread entnommen, wo manch ein Leser nicht so recht klarkam mit dem Unausgesprochenen. Aber ich habe wohl zuviel ausgesprochen, zuviel erklärt.
Danke für diesen wichtigen Hinweis.

Nochmals vielen Dank an Euch. Viele wertvolle Kritik nehme ich mit in die Überarbeitung.

Liebe Grüße
EWJoe


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Beitrag16.01.2015 03:13

von Mogmeier
Antworten mit Zitat

Okay, den verrückten Apfelbaum [Der steht aber nicht neben 'nem Kernkraftwerk, oder?] lasse ich hier grad mal so gelten. Smile – Ich meld mich später noch mal ausführlicher dazu (auch zu dem ganzen kindgerechten Drumherum).

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Beitrag16.01.2015 15:15

von PraetoriusCC
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Zitat:
Die Zahladjektive „viel", „wenig", „[der] eine", „[der] andere" können großgeschrieben werden, wenn ihr substantivischer Charakter hervorgehoben werden soll <§ 58 E4>.


Das wäre dann der Fall, wenn es etwa um eine fremde Zivilisation ginge, deren Namen man nicht kennt ... ich hab einen von den Anderen gesehen, die haben Fühler auf dem Kopf für die Gedankenübertragung.

Oder wenn Du etwa sagen willst: Es ist das Fremde, das Andere, das mich nachts um vier nicht schlafen lässt. So allgemein, abstrakt oder symbolisch anders.

Hier sind es halt drei Krabbelviecher, und wenn von den anderen die Rede ist, sind die anderen zwei Krabbelviecher gemeint. Da sind sich die einen und die anderen so nah und alle miteinander dem Leser so bekannt, dass ich keinen substantivischen Charakter erkenne. smile
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Beitrag16.01.2015 17:35

von EWJoe
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@ PraetoriusCC

wo Du Recht hast, hast Du Recht. Danke, da habe ich wieder etwas gelernt.

@ Mogmeier

***** Zitat:
Okay, den verrückten Apfelbaum [Der steht aber nicht neben 'nem Kernkraftwerk, oder?] lasse ich hier grad mal so gelten.
Zitat Ende *****

Nun er steht nicht gerade neben einem Kernkraftwerk, aber der Sohnemann hat ihn immer mit Vorliebe bewässert, als er noch klein war. War wohl Powertreibstoff. Das ist aber schon ein paar Jahre her, trotzdem wächst er und wächst. Im Herbst gibts dann immer mächtig was wegzuschneiden.

***** Zitat:
Ich meld mich später noch mal ausführlicher dazu (auch zu dem ganzen kindgerechten Drumherum).
Zitat Ende *****

Super! Freu' mich schon.


LG an Euch
EWJoe


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Beitrag17.01.2015 04:19

von Mogmeier
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So, ich jetzt noch mal etwas ausführlicher ...

Ich weiß nicht, wie du darüber denkst, aber ich finde, aus deiner Geschichte ließe sich schon irgendwie eine Kindergeschichte zaubern. Aber wie schreibt man nun eigentlich eine Kindergeschichte? Eine mögliche Antwort wäre: Versuche, wie ein Kind zu denken. Aber wie denkt eigentlich so ein Kind? Und überhaupt: das Denken ist ja ein ziemlich allgemeiner Begriff; bei einem Kind sollte man diesbezüglich etwas spezifischer werden. – Ich möchte dazu etwas weiter ausholen ...
Da ich durch meine Nebentätigkeit oft mit Kindern im Alter von drei bis sieben Jahren (+ -) zu tun habe, konnte ich das Verhalten dieser kleinen Wesen über einen längeren Zeitraum studieren und kam dabei zu folgendem Ergebnis: Gerade in diesem Altersabschnitt (3 bis 7 Jahre) sind Kinder völlig automatisiert auf Lernmodus geschaltet. Und hier wird's interessant, denn dieser [eigenständige] Lernmodus funktioniert nach dem ganz einfachen Prinzip ... „beobachten und imitieren“. Das Beobachten geschieht dabei sehr rational, aber halt ohne den analytischen Teil, weil – so scheint es mir – das eidetische Gedächtnis bei Kindern noch sehr stark ausgeprägt ist. Zum Analysieren bleibt dem Kind da keine Zeit, denn das viele [neu] Gesehene muss ja auch erstmal verarbeitet werden. Und das geschieht durch Imitieren des Gesehenen mit reichlich Fantasie ausgeschmückt.

Und was hat das jetzt mit dem Schreiben einer Kindergeschichte zu tun?

1.) Drehe das Prinzip „beobachten und imitieren“ einfach um.
Soll heißen: Stelle ein fantasievolles Gebilde dar, sozusagen als das Kostüm der Geschichte. Das kann auch grad mal so weit hergeholt in den Raum gestellt sein (siehe Punkt 2). Aber Vorsicht! Kinder merken es sofort, wenn man sie wissentlich verscheißern will. Versuche, mit dem Gebilde einen für Kinder rational erfassbaren Nenner zu finden. Das heißt: Du müsstest den Text ein wenig in die zu erfassende Beobachtung lenken, die ja eigentlich Voraussetzung für das Imitierte ist. Parabeln und/oder Fabeln eignen sich dafür sehr gut, weil diese auf einen den Kindern mitunter bekannten Vergleich (aha, das habe ich irgendwie schon mal gesehen) abzielen.

2.) Mache dir das fehlende bzw. wenig ausgeprägte analytische Denken eines Kindes zum Vorteil.
Soll heißen: Verzichte auf ausschweifende Erklärungen zu Hintergründen und Umfeld des gegebenen Sachverhalts. Im Gegensatz zu 'nem Erwachsenen interessiert sich ein Kind für so etwas herzlich wenig.

Und wie könnte man den ganzen Pfeffer an Theorie auf deine Geschichte anwenden?

Nun ja, ich will dir natürlich nicht ins Handwerk pfuschen, aber ich hätte mich der Thematik deiner Geschichte ein klein wenig anders gewidmet.
Okay, den Verlauf und das Grundgerüst deiner Geschichte lassen wir dabei grad mal so stehen, aber ... und hier geht es schon los: Die Dialoge der Tierchen sind viel zu sehr erklärend und letztendlich dadurch auch zu gestelzt. – Wird ein Kind damit konfrontiert, könnte es vermutlich sagen, »Das ist aber komisch.« Und sobald es das gesagt hat, kannst du dir sicher sein, dass es das Interesse an der Geschichte verloren hat. – Klingt grausam, ist aber so!
Was den Dialogen fehlt ist die nötige Authentizität, d.h. es fehlt eindeutig an 'nem sprachlichen Charakter. Und hier kommen wir zu Punkt 3.

3.) Wiedererkennungswert
So ein Kind kann Charakterzüge nicht unbedingt definieren, wohl aber unterscheiden. Hinsichtlich dazu bietet deine Geschichte reichlich Optionen einer dementsprechenden Umsetzung.

Drei Tierchen = Drei Weltanschauungen

Die Raupe steht für das Eindimensionale. Vom Charakter her engstirnig, verbohrt (Scheuklappendenken), aber mit einer gewissen Bauernschläue konternd.
Der Käfer steht für das Zweidimensionale. Er hebt mit jedem Satz den gehobenen Zeigefinger (den er eigentlich gar nicht heben kann, weil ja ein Käfer keinen Zeigefinger hat. – Aber egal, solang das im Sprachbild ordentlich rüberkommt.)
Die Spinne steht für das Dreidimensionale: Sie weiß Bescheid, zumindest denkt sie das. Sie ist von sich selbst sehr überzeugt. Sozusagen ist sie ein Bilderbuch-Narzisst.

So! Diese oder eine für deine Begriffe kompatiblere Charaktervorlage versuche bitte in deiner Geschichte nicht zu beschreiben oder zu erklären, sondern lass das alles für sich selbst sprechen. – Und "sprechen" darfst du hierbei wörtlich nehmen bzgl. der Dialoge. Denn jeder dieser Charaktere hat eine spezielle Wortwahl. Ein Narzisst z.B. spricht sehr gehoben, fast feudal, und grammatikalisch korrekt. Der Zeigefingerheber hingegen kann nur irgendwelche auswendig gelernten Dogmen wiedergeben. Und der bäuerlich anmutende Charakter legt sich sein Leben mit weit hergeholten Bauernregeln zurecht (was der Bauer nicht kennt ...) usw.

LG Mog

EDIT: Letzteres ist einem Bauern gegenüber eigentlich schon recht diskriminierend, aber so als Klischee funktioniert das.


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Beitrag17.01.2015 13:47

von EWJoe
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Servus Mog,

Wow, Du jast Dich mächtig ins Zeug gelegt!

Deine Ausführungen decken sich zwar nicht genau mit meinen ursprünglichen Intensionen, aber ich denke ich werde mich darauf einlassen!
Man soll sich ja sowieso nicht im Erstarrtsein der eigenen Meinung oder Idee ein geistiges Gefängnis aufbauen, da hast Du gleich mal alle Wände weggerissen, dafür danke ich Dir.
Sich in die Kinderwelt hineindenken, ist, glaube ich, ein gar nicht so einfaches Unterfangen, reizvoll aber allemal. So habe ich beschlossen, das Setting meiner Geschichte etwas abzuändern. Noch schwirren einzelne Gedankensplitter in meinem Kopf herum, aber sie beginnen sich langsam zusammenzufügen.
Auf das Zusammentreffen der drei Lebensäumen durch das Wachstum der Äste werde ich ganz verzichten (hat Dir auch nicht gefallen), da dies sowieso, auch der ursprünglichen Intension folgend, nicht nötig ist und demnach auch nur wenig sinnvoller Ballast wäre.
Daher werden die drei auf ihren Welten zunächst leben und dort ihre Erfahrungen machen, ich hoffe kindgerechter. Aber da bin ich mir jetzt schon sicher, dass ich da wieder kritische Unterstützung brauchen werde.

***** Zitat:
3.) Wiedererkennungswert
So ein Kind kann Charakterzüge nicht unbedingt definieren, wohl aber unterscheiden. Hinsichtlich dazu bietet deine Geschichte reichlich Optionen einer dementsprechenden Umsetzung.

Drei Tierchen = Drei Weltanschauungen

Die Raupe steht für das Eindimensionale. Vom Charakter her engstirnig, verbohrt (Scheuklappendenken), aber mit einer gewissen Bauernschläue konternd.
Der Käfer steht für das Zweidimensionale. Er hebt mit jedem Satz den gehobenen Zeigefinger (den er eigentlich gar nicht heben kann, weil ja ein Käfer keinen Zeigefinger hat. – Aber egal, solang das im Sprachbild ordentlich rüberkommt.)
Die Spinne steht für das Dreidimensionale: Sie weiß Bescheid, zumindest denkt sie das. Sie ist von sich selbst sehr überzeugt. Sozusagen ist sie ein Bilderbuch-Narzisst.

So! Diese oder eine für deine Begriffe kompatiblere Charaktervorlage versuche bitte in deiner Geschichte nicht zu beschreiben oder zu erklären, sondern lass das alles für sich selbst sprechen. – Und "sprechen" darfst du hierbei wörtlich nehmen bzgl. der Dialoge. Denn jeder dieser Charaktere hat eine spezielle Wortwahl. Ein Narzisst z.B. spricht sehr gehoben, fast feudal, und grammatikalisch korrekt. Der Zeigefingerheber hingegen kann nur irgendwelche auswendig gelernten Dogmen wiedergeben. Und der bäuerlich anmutende Charakter legt sich sein Leben mit weit hergeholten Bauernregeln zurecht (was der Bauer nicht kennt ...) usw.

Zitat Ende *****

Ja, die Formel "Drei Tierchen = Drei Weltanschauungen" bleibt.
Auch Deine Zuordnung : Raupe = 1D (aber mit Verzweigungen = Infomationstechnisch eine Baumstruktur),
Käfer = 2D (flache Scheibe) deckt sich komplett mit meiner Vorstellung.
Die Spinne sehe ich auch grundsätzlich 2D aber eben auf einer gekrümmten Welt.
Du hast allerdings Recht, der Charakter der Spinne ist ein typischer Besserwisser und Narziss. Den beiden anderen Charakteren werde ich eine genauere Aufmerksamkeit schenken und sie klarer (wiedererkennbar) zeichnen.

Auch Constantines Kritik bezüglich fehlender Alltagserfahrung werde ich ein wenig einbauen, allerdings nur soweit es der kindlichen Vorstellung dienlich ist.
Allen dreien ist gemeinsam, dass sie die dritte Dimension nicht verstehen oder ignorieren,was letzlich der Vogel beweist.

So das ist der Plan. Zur Umsetzung wird's wohl ein bisserl Zeit brauchen.

Vielen Dank nochmals für Deine wirklich guten Anregungen,

LG
EWJoe


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Mardii
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Beitrag17.01.2015 20:00

von Mardii
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Hallo EWJOe,

oben ist schon viel zum Thema Kinderliteratur gesagt worden, ich will mich dazu nicht weiter auslassen und stimme mit den Gedanken von Mogmeier und den anderen überein. Ich denke auch, dass deine Geschichte, so wie sie hier vorliegt, mehr in Richtung Erwachsenenverständnis geht. Vor allem wegen der abstrakten Überschrift, die wohl noch erklärt werden kann, aber auch gerade im Text und in den Dialogen ist zu viel Abstraktes und zu wenig Anschauliches.

Zu den drei Weltanschauungen des Käfers, der Raupe und der Spinne fällt mir noch ein, dass mir die Welt der Spinne, der Apfel am wenigsten einleuchtete. Die Spinne ist mehr ein raumfüllendes Wesen, durch ihre Eigenschaft ein Netz weben zu können. Es ist für mich deshalb am Wenigsten glaubhaft, dass die Spinne auf einem Apfel leben soll.

Bei diesen Dingen, wie Raum-Zeit-Kontinuum und aufgewickelter Raum der Raupe, müsstest du dir ebenso bildlichere Beispiele einfallen lassen. Der aufgewickelte Raum der Raupe ist wenig anschaulich. Ein Ast ist eben ein Ast und man muss da sehr bildhaft werden, um diese Dimension hineinzukriegen (vielleicht durch abgeschälte Rinde).

Das Raum-Zeit-Kontinuum ist an sich schon ein Brocken, der so in den Text hinein geworfen wird. Mir fällt da spontan ein sehr bildliches Beispiel von Steven Hawkings ein, der das vergehen der Zeit in einem fahrenden und stehenden Zug versucht hat zu vergleichen. Nur mal so eins, das zeigt, wie sehr auch Erwachsene diese bildhaften Vergleiche brauchen.

Den Ansatz deines Textes finde ich schon recht gut. Die drei verschiedenen Anschauungen sind an sich eine gute Idee.

LG Mardii


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EWJoe
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Beitrag19.01.2015 00:21

von EWJoe
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Servus Mardii,

vielen Dank für Deine Kritik. Ja die wesentlichen Schwachpunkte hast Du auch angesprochen.

***** Zitat:
Zu den drei Weltanschauungen des Käfers, der Raupe und der Spinne fällt mir noch ein, dass mir die Welt der Spinne, der Apfel am wenigsten einleuchtete. Die Spinne ist mehr ein raumfüllendes Wesen, durch ihre Eigenschaft ein Netz weben zu können. Es ist für mich deshalb am Wenigsten glaubhaft, dass die Spinne auf einem Apfel leben soll.
Zitat Ende *****

Nun, es gibt (sehr viele) Arten von Spinnen, die keine Netze bauen. Jagdspinnen fangen ihre Beute aktiv und eine solche Spinne hatte ich im Sinn.
Aber Dein Einwand ist natürlich richtig, da Spinnen von praktisch allen Kindern (auch Erwachsenen) netzbauend assoziiert werden. Das muss ich zumindest ansprechen. Danke für den Hinweis.

***** Zitat:
Bei diesen Dingen, wie Raum-Zeit-Kontinuum und aufgewickelter Raum der Raupe, müsstest du dir ebenso bildlichere Beispiele einfallen lassen. Der aufgewickelte Raum der Raupe ist wenig anschaulich. Ein Ast ist eben ein Ast und man muss da sehr bildhaft werden, um diese Dimension hineinzukriegen (vielleicht durch abgeschälte Rinde).
Zitat Ende *****

Ja, da habe ich schon eine Idee, die der Raupe diesen Gedanken fast schon aufzwingt.

***** Zitat:
Das Raum-Zeit-Kontinuum ist an sich schon ein Brocken, der so in den Text hinein geworfen wird. Mir fällt da spontan ein sehr bildliches Beispiel von Steven Hawkings ein, der das vergehen der Zeit in einem fahrenden und stehenden Zug versucht hat zu vergleichen. Nur mal so eins, das zeigt, wie sehr auch Erwachsene diese bildhaften Vergleiche brauchen.
Zitat Ende *****

Ja, das Thema ist dem Alltagsverstand nicht direkt zugänglich, wenn man nicht gerade theoretische Physik betreibt. Einem Kind das wirklich nahebringen zu wollen, ist wohl unmöglich. Auch das Apfelbild krankt natürlich an mehreren Punkten. Ein echt gekrümmter Raum würde auch das Licht krümmen, sodass die Lichtstrahlen nur der Oberfläche (eigentlich in der Oberfläche) sich bewegen. Ein letzlich 3D Bild (eigentlich eine 2D Projektion deselben) wäre dann unmöglich. Wäre die Spinne ein echter Bewohner von 2D-World, dürfte sie auch nur "in" der Oberfläche existieren und somit keine Höhe haben.
Alles in allem kann es nicht die Intension sein, die Relativitätstheorie hier, auch nur einigermaßen korrekt, darzulegen.
Mir geht es dabei darzustellen, wie verschiedene unterschiedliche Erfahrungen zu unterschiedlichen Denkmustern führen, sodass Ereignisse unterschiedlich interpretieren werden.
Besonders, wenn Beobachtungen getan werden, die sich nicht in das gewohnte Denkschema einordnen lassen, dann werden Theorien gebastelt, die sich fest an das Althergebrachte, das Gewohnte anbinden. Offensichtliches wird dann ignoriert, wie krause auch immer die Vermutung (Theorie) sein mag.

Vielen Dank,

LG EWJoe


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EWJoe
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Beitrag20.01.2015 20:07

von EWJoe
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Der zweite Versuch baut auf einige Anregungen auf. Leider ist es deutlich länger geworden mit deutlich mehr Vorgeschichte.
Bitte um Eure Kritik, auch wenns nur ganz kurz ist. Natürlich darfs auch länger sein.

LG EWJoe


Der Glaube zu wissen

An einem Weg stand ein Apfelbaum. Es war längst Sommer geworden und die Äpfel begannen langsam zu reifen. Versteckt von dichten Ästen und Blättern, lebten viele kleine Krabbeltiere in der Baumkrone. Die Jungvögel hatten gerade eben das Nest verlassen, aber zur Nachtruhe  kehrten sie immer wieder gerne in das sichere Blätterdach zurück.

Blattläuse tummelten sich auf den zartesten Blättern, sonderten ihren süßen Saft ab, wenn Ameisen sie berührten. Diese klebrigen Tröpfchen waren praktisch überall, was Käfer als Dessert genossen.
Alles in Allem ein ganz normaler Apfelbaum, bis auf die Frisbee-Scheibe, die sich vor ein paar Wochen verfangen hatte.

Auf dieser lebte, seit seiner Geburt, ein kleiner Käfer. Gut sehen konnte er nicht, aber mit den Fühlern ertastete er sich seine nächste Umgebung. Außer ein paar Blattläusen, die erfolglos Baumsaft aus der Scheibe saugen wollten, fand er sonst niemanden. Einige Hinterlassenschaften der Vögel boten ihm etwas Abwechslung auf der sonst recht eintönigen Oberfläche. Er nannte sie Stinkeflecken. Besonders der große Stinkefleck am Rand der Scheibe diente ihm zur Orientierung. Wenn er sich nicht gerade über die Blattläuse oder ihre klebrigen, süßen Tröpfchen hermachte, dann lief er um den Rand der Scheibe und zählte laut die Schritte.

„Großer Stinkefleck, Eins, zwei, drei, …, 313, 314 großer Stinkfleck.“ Dann blieb er kurz stehen. „Muss aufpassen. Rand ist gefährlich, sehr gefährlich. Dahinter ist Nichts.“

Mindestens hundert Mal am Tag ging das so. Immer 314 Schritte, keiner mehr und keiner weniger. Irgendwann hatte er genug und suchte einen anderen Weg. Bis zur Mitte, einem roten Farbpunkt, zählte er 50 Schritte, immer nur 50 Schritte, egal wohin zum Rand er lief.
„Gut, gut, gut! Schöne Ordnung. Muss so sein. Sehr schön, sehr schön.“ Und wieder lief er los.


Unweit davon hielt eine kleine Raupe auf einem Ast inne. Sie führte gerne Selbstgespräche, um sich ihrer Einsamkeit nicht bewust zu werden. „Als Vorspeise werde ich an einem frischen, saftigen Blatt knabbern. Als Hauptgericht nehme ich danach ein herberes Blatt mit würziger Schärfe, vielleicht mit einem leichten ätherischen Touch. Als Abschluss empfehle ich ein knospendes Blatt mit einer ausgeprägt süßlichen Geschmacksnote.“

Sie schnalzte mit der Zunge. „Ja, das ist es! Zuerst Adresse 56 links zwölf, rechts vier, dann zwölf, rechts drei, rechts acht.  Nein, besser zwölf, links fünf, rechts zwei und zum Schluss,  mal kurz überlegt … Klar! 87, links siebzehn, links sechs.“

Nach einer kurzen Pause murmelte sie: „Jetzt bin ich auf siebzehn-null-null. Also muss ich zuerst … ja, richtig, 39 Schritte vor, dann nach rechts abbiegen, zwölf Schritte vor, dann nach rechts abbiegen und noch vier Schritte. Voila, die Vorspeise.“ Schon wollte sie los zu ihrem Entree.

Eine gefräßige Raupe auf einem Blatt, gleich neben siebzehn-null-null, hatte ihr Mampfen unterbrochen.

 „Waf redeft du da?“

„Schluck erst mal runter.“

„Was redest du da?“ Zumindest unterbrach sie das Gekaue.

„Na, als Raupe von Welt fresse ich nicht nur von einem Blatt einer Geschmacksrichtung.“  Sie blickte etwas herabwürdigend auf die dicke gefräßige Raupe, ließ sich aber doch herab, diesen mampfenden  Müllschlucker aufzuklären.

„Das Zarte, das Bitter und das Süße verbindet sich zu einmaligen Gaumenfreuden. Daher habe ich allen Blättern eine Adresse zugeordnet, damit ich sie wieder finde.  Du brauchst ja nur die Schritte zu den einzelnen Abzweigungen zählen, vom Stamm weggerechnet natürlich. Du weißt doch, der Stamm ist der Anfang der Welt, wo die zwickenden Teufel, die sich Ameisen nennen, patrollieren. Dann zählst du die Schritte bis zur nächsten Abzweigung und so weiter. Ich bin hier siebzehn Schritte auf dem Hauptast, keine Abzweigung, kurz siebzehn-null-null. Die Differenz zur gesuchten Adresse gibt die erforderlichen Schritte zu den Abzweigungen bis zum Ziel an.“

Verständnislos kaute die gefräßige Raupe wieder an ihrem Blatt. Sie bedauerte, durch dieses Gespräch einige Bissen versäumt zu haben.

„Naja, was soll's.“ Die kleine Raupe krabbelte zu ihren Adressen und genoss der Reihe nach das geplante Menü.

Sie streckte sich genussvoll. „Herrlich war das. Aber ein neuer Geschmack, wäre schon was. Die Abzweigungen auf  83 – rechts habe ich noch nicht erforscht. Wer weiß, vielleicht finde ich dort eine neue Gaumenfreude.“

Auf 83 -  rechts acht – links vier entdeckte sie ein zusammengerolltes Blatt. Es duftete unwiderstehlich. Sie musste ganz nahe ran, sie war ziemlich kurzsichtig.

„Eigenartig, das sieht ja aus wie ein kleines Stück Ast. Mal sehen wie es schmeckt.“

Intensiver Duft strömte aus dem Blattwickel. Sie begann das Blatt zu entrollen. Je weiter sie es auseinander drückte, desto größer wurde der Widerstand. Die kleine Raupe legte sich mächtig ins Zeug. Eine neue Geschmacksrichtung im Inneren des Blattes wäre der Mühe allemal wert.
Sie zitterte vor Anstrengung, als sie das Blatt vollkommen entrollt hatte.
 
„Hey, such dir gefälligst ein eigenes Blatt.“ Ein kleiner Kokon zuckte ärgerlich.

Die kleine Raupe erschrak und ehe sie es sich versah, rollte sich das Blatt mit ihr zusammen. Sie hatte Mühe sich aus dem Wickel wieder zu befreien.


Auf einem Apfel lebte eine kleine Spinne. Keine Art, die Netze baut, sondern eine Jagdspinne, die ihre Beute mit Schnelligkeit erwischt.

Sie erinnerte sich an Mutter, die ihr über die Welt ein Wenig erzählt hatte.

„Schau genau auf den Boden. Flecken und Linien bieten dir gute Orientierung. Präge dir ihre Formen gut ein. Wir scheinen auf einer Scheibe zu leben, aber wenn du zum Horizont läufst, dann verschiebt er sich laufend. Du wirst immer nur eine Scheibe sehen, die Flecken sind daher deine einzige Orientierung.“

Ihre vertraute Stimme vermisste sie. Eines Tages war Mutter verschwunden. Die kleine Spinne suchte sie und lief über ihre Welt. Sie kam oben an das trichterförmige Loch, wo die Achse der Welt herauswuchs.

„Unheimlich hier. Dieses endlos tiefe Loch. Ich möchte da nicht hineinfallen.“

Plötzlich wusste sie, dass das Loch ihre Mutter verschluckt haben musste. Mit Abscheu blickte sie in die Tiefe. Sie nannte den Ort große Singularität, weil er einzigartig war. Später entdeckte sie noch unten eine kleineres Loch, wohl eher eine Delle, die kleine Singularität. Gerne hielt sie sich aber auf einem kleinen, dunklen, kreisförmigen Fleck auf.

Sie war meist alleine, gelegentlich erwischte sie irgendein winziges Insekt. Ihm stellte sie Fragen über die Welt, wie zum Beispiel:„Wohin führt die große Singularität?“ Keiner der Gefangenen wusste eine Antwort. Daher fraß die Spinne sie auf.

Eines Tages stieß ein Wurm durch die Schale des Apfels. Verblüfft beobachtete die Spinne den Neuankömmling. Schließlich fing sie den Wurm. Auch er bekam seine Fragen.

„Wenn du meine Fragen zufriedenstellend beantwortest, dann lasse ich dich frei. Woher kommst du?“
„Aus dem Inneren.“ Die Spinne war erstaunt.
„Was heißt innen? Es gibt ja nur die Fläche auf der ich lebe.“
„Ich versichere dir, dass ich aus dem Inneren komme. Lange Zeit lebte ich innen, nun war es Zeit das Innere zu verlassen. Bitte lass mich frei.“

„Bist du in die große Singularität gefallen und hast du meine Mutter gesehen?“ Das Verhör ging weiter.
„Große Singularität? Kenne ich nicht. Deine Mutter habe ich gewiss nicht gesehen, denn da drinnen kannst du gar nichts sehen, dich auch nicht wirklich bewegen.“

Der arme Wurm wurde gefressen. Die Spinne stand dann lange an dem Wurmloch. Sie versuchte sogar darüber in das Innere vorzudringen. Das Loch war längst wieder vom Saft des Apfels verschlossen. „Der Wurm kam gewiss durch die große Singularität hier her. Dort herrscht keine Ordnung, da ist alles möglich. Ein Innen gibt es nicht.“

Ruhelos lief sie in verschiedenen Richtungen über den Apfel, zählte die Schritte. Lief sie von ihrem Lieblingsplatz aus gerade, kam sie immer dorthin zurück. Es waren immer 157 Schritte, in allen Richtungen. Schließlich erkannte sie, die Welt ist nach alle Seiten gleich gekrümmt. Alles schön geordnet, bis auf das trichterförmige Loch, die unheimliche große Singularität.


Ein starker Windstoß fuhr durch den Baum und erfasste die drei Bewohner. Sie plumpsten nebeneinander auf den asphaltierten Weg unter dem Baum.

Erschrocken blickten sie einander an. Jedes Tier rieb sich vor Schmerzen seine Glieder.


„Wer seid denn ihr? Woher kommt ihr?“ Die Spinne war als erstes wieder auf den Beinen.

„Ich bin eine Raupe. Das war vielleicht ein Stoß! Mich schmerzt noch immer der Kopf. Ich bin euch auch noch nie begegnet. Auf welcher Abzweigung habt ihr denn gesteckt?“

„Abzweigung? Was für Abzweigung? Nein!  Die Welt ist eine Scheibe, ganz flach mit einem Rand. Immer genau 314 Schritte rundherum. Schöne Ordnung. Gibt keine Abzweigungen. Stoß war heftig, sehr heftig. Armer Käferrücken schmerzt!“

„Wir haben wohl alle den starken Stoß gespürt. Ich sag euch was! Die Krümmung ist weg! Das war sicher der Stoß. Er hat die Welt irgendwie flachgedrückt.“

„Aber die Welt besteht doch aus lauter geraden Stücken. Nur an bestimmten Stellen gibt es Abzweigungen.“ Die Raupe blickte verwirrt umher. „Wo sind den nur die Abzweigungen hingekommen. Überall kann ich links oder rechts krabbeln. Wie soll ich denn meine Blätter mit den verschiedenen Geschmacksrichtungen finden?“ Dieser Gedanke versetzte sie in Panik.
„Meine geraden Stücke, alles ist flach.“

„Welt war immer flach, immer geordnet. Keine Krümmung, keine geraden Stücke. Nur ein Rand. Gefährlicher Rand. Ich muss Rand suchen. Ordnung, sie ist sehr wichtig.“ Eilig lief der Käfer geradeaus, laut zählend. Bald kam er verwirrt wieder zurück. „Finde Rand nicht. Keine Ordnung mehr.“

Die kleine Raupe kroch noch immer ziellos umher. Schließlich hielt sie inne.

„Ich erinnere mich an das zusammengerollte Blatt. Mit großer Kraft konnte ich es abwickeln. Ein wahrhaft interessanter Geruch. Wie es wohl schmeckt. Erinnert mich ein wenig an das mild herbe Aroma der Blätter auf 77- rechts 4. … Wie auch immer, der große Stoß hat sicher alle geraden Stücke entrollt, daher ist jetzt alles flach. So ist es wohl gewesen. Nur wie ich jetzt meinen kulinarischen Genüssen nachgehen soll, weiß ich nicht.“

„Unsinn!“, schmetterte der Käfer ihre Darstellung ab. “Jeder Ort hat zwei Richtungen. Überall gibt es auch Seite, rechts und links. Jetzt und vor großem Stoß. Nur  Rand ist jetzt verschoben. Mit großem Stoß dehnte sich Welt aus. Ganz schnell dehnte sie sich aus, darum war Schlag so heftig.  Rand liegt jetzt weit, weit weg. Ja, so ist wieder Ordnung, gute Ordnung.“ Das beruhigte ihn ein wenig.

„Firlefanz! Die Welt hatte zuvor keinen Rand und hat jetzt keinen Rand. Die große Singularität ist explodiert, das bewirkte den großen Stoß. Sie dehnte sich nach allen Richtungen unendlich schnell aus und die gekrümmte Fläche wurde so flach auseinandergezogen. Die Welt ist jetzt eine Ebene und damit ohne Grenzen. Das ist die einzig mögliche Erklärung!“

Sie begannen einander zu beschimpfen. Fast hätten sie die emsige Ameise übersehen, die eine schwere Last schleppte.

Die Raupe entdeckte sie zuerst. „Ein Zwickteufel!“ Sie zitterte am ganzen Leib.
„Quatsch, das ist nur eine Ameise.“ Die Spinne hielt sie auf.

“Hey, du kannst sicher bestätigen, dass ich Recht habe. Wie ist die Welt vor dem großen Stoß gewesen und wie sieht sie jetzt aus?“

Die Ameise blickte die Spinne entgeistert an. „Ich weiß nicht, was du meinst. Einen großen Stoß kenne ich nicht. Die Welt war immer flach, hat daher ein Vor und Zurück, sowie ein Rechts und Links. Aber wir Ameisen bauen in die dritte Richtung, also nach einem Oben, unsere Haufen. Ich schleppe gerade wieder Baumaterial dafür heran. So und jetzt halte mich nicht auf, ich muss mein Plansoll erfüllen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand sie.

Der Ameisenhaufen war auch zu weit weg, als dass die drei ihn sehen konnten. Die Spinne überwand ihre Überraschung als erste.

„Dritte Richtung? Gut, wir stehen etwas über der Ebene, aber das ist sehr wenig. Die dritte Richtung ist wirklich nur sehr klein, sodass wir sie vernachlässigen können.“

Die beiden anderen stimmten ihr zu. Sie waren sich endlich einig, zumindest darüber, dass diese Ameise ein dummes Tier sein musste, da eine dritte Richtung, zumindest eine ausgedehnte dritte Richtung, nicht existieren konnte.

„Vielleicht ist die dritte Richtung aufgerollt.“ Die Raupe blieb bei ihrer Theorie.

Bevor einer der beiden anderen etwas darauf antworten konnte, landete ein Vogel und pickte die drei Philosophen auf.


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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag20.01.2015 23:03

von Constantine
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Hallo EWJoe,

so wie ich deine Überarbeitung verstehe, möchtest du doch bei der ursprünglich gewählten Altersgruppe von 6-10 Jährigen bleiben. Richtig?

Insgesamt gefällt mir deine neue Fassung besser. Deine drei Krabbler charakterisierst du deutlicher, erklärst die Ausgangssituation nachvollziehbarer (auch wenn ich bei der Raupe zunächst überlegen musste, was genau du mit diesen Zahlen- und Richtungscodes meinen könntest), führst die drei geschickt nacheinander ein und zusammen.

An den ein oder anderen Fremdwort bin ich hängen geblieben und würde ihn für die Altersgruppe vielleicht überdenken. Begriffe wie "Touch" (Anglizismus) oder "Entree". Der Begriff "Menü" ist mMn ok.

Du hast deine Überarbeitung in Bezug einer einfacheren Abstraktion geändert und Fachausdrücke oder schwierige Begriffe vermieden, wodurch ich mir sehr gut vorstellen kann, dass deine Geschichte verständlicher geworden ist. Beim Ausdruck "Singularität" bin ich mir allerdings nicht sicher, obwohl du ihn als großes bzw. kleines Loch erklärst, ob der junge Leser das schwierige Wort sich merken bzw aussprechen kann. Vielleicht wäre eine Vermeidung des Wortes "Singularität" die bessere Wahl.

Beim Ausdruck "asphaltierten" könnte ich mir auch gut "geteerten" vorstellen, anstelle "Plansoll" vielleicht "Mission" oder "Hausaufgabe" für die Ameise. Anstelle "kulinarischen Genüssen" fände ich einen etwas weniger geschwollenen Ausdruck sinnvoller.
Den Ausdruck "herabwürdigend" würde ich auch überdenken.
Beim Begriff "Philosophen" am Ende deiner Geschichte bin ich weiterhin skeptisch, ob er passend ist.

Soweit von mir. Insgesamt finde ich deine Überarbeitung eine erzählerisch detailliertere und deutlich verbesserte Herangehensweise an deine angepeilte Altersgruppe.

LG,
Constantine
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Mogmeier
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Beitrag21.01.2015 06:07

von Mogmeier
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Joa, das liest sich schon besser, aber irgendwo auch recht schwierig, z.B. bei diesen ganzen Zahlenwerten und Richtungsangaben. Für einen Mathematiker wäre das ein Fest, für ein Kind könnte das aber recht grausam sein.


Apropos Mathematik:

Und das soll jetzt kein Kritikpunkt sein (das musst du jetzt also auch nicht ganz so ernst nehmen), aber man grübelt dann doch schon nach …

Mit den 314 Schritten des Käfers bin ich nicht ganz zufrieden. So genau habe ich mich zwar noch nicht damit beschäftigt, aber ich würde die durchschnittliche Schrittlänge heimischer [gängiger] Käfer, die für die Frisbeescheibe infrage kommen, auf 1,7 mm schätzen (Hirschkäfer und Co scheiden hierbei aus der Rechnung aus), wobei genaugenommen so ein Käferschritt aus drei Schritten besteht, da sechs Beinchen. Da das aber nur noch mehr in die Irre führt, einigen wir uns hier lieber mal auf die Einheit ›Käferschritt‹ (3 Schritte = 1 Käferschritt).

Nehmen wir mal an, die Frisbeescheibe hat einen Durchmesser von 19 cm (war die kleinste Ausführung, die ich dazu gefunden habe), kommt man auf einen Umfang von ca. 59,7 cm. Nun wird sich der Käfer natürlich nicht nur direkt am oder auf dem Rand bewegen, sondern aus einer natürlichen, orientierungssuchenden Bewegung heraus im Zickzack bewegen, d.h. es kommen noch mal mindestens 0,5 cm pro 2 cm Wegstrecke dazu, wenn das überhaupt reicht.
Letztendlich muss der Käfer eine Wegstrecke von rund 75 cm zurücklegen (59,7 : 2) x 0,5 + 59,7 … "+ 1 cm (errechnet aus der ungefähren Kurve, sollte der Vogelschiss mindestens 2,5 cm im Durchmesser haben), um am Vogelschiss vorbeizulaufen" = 76 cm Wegstrecke.
Das nun geteilt durch die Käferschrittlänge (1,7 mm), komme ich auf eine Schrittzahl von 447.

Sollte er über den doch mitunter gekrümmten Vogelschiss drüber laufen sind es aber trotzdem noch an die 440 Schritte.

 Wink


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Beitrag21.01.2015 16:13

von EWJoe
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Servus Constantine,

vielen Dank an Dich für Deine erneute Kritik.



***** Zitat:
An den ein oder anderen Fremdwort bin ich hängen geblieben und würde ihn für die Altersgruppe vielleicht überdenken. Begriffe wie "Touch" (Anglizismus) oder "Entree". Der Begriff "Menü" ist mMn ok.
Zitat Ende *****

Ja, da gebe ich Dir Recht. An diesen beiden Worten habe ich auch herumüberlegt. Jetzt ist die kleine Raupe aber ein Gourmet, der sich auch einer gehobeneren Ausdrucksweise bedient. Hier drängen sich dann Worte wie Touch und Entree auf. Aber ich werde nochmals darüber nachdenken.

***** Zitat:
Beim Ausdruck "Singularität" bin ich mir allerdings nicht sicher, obwohl du ihn als großes bzw. kleines Loch erklärst, ob der junge Leser das schwierige Wort sich merken bzw aussprechen kann. Vielleicht wäre eine Vermeidung des Wortes "Singularität" die bessere Wahl.
Zitat Ende *****

Die Spinne hat hier ein "neues" Wort erfunden, um dem Grauen, den sie beim Anblick des, für sie, großen Loches empfunden hat, Ausdruck zu verleihen. Ich weiß schon, das Wort gefällt Dir im Zusammenhang mit 9-10 Jährigen nicht, für die Erstleser 6-8) sehe ich den Text sowieso nicht geeignet (im Allgemeinen). Natürlich ist mir auch klar, dass hier auch ein logischer Widerspruch entsteht. Wenn man wo hinabblickt, dann akzeptiert man auch ein Oben und Unten und damit implizit die dritte Dimension. Aber das wollte ich hier eben mit diesem Wort ein wenig entschärfen.

***** Zitat:
Beim Ausdruck "asphaltierten" könnte ich mir auch gut "geteerten" vorstellen, anstelle "Plansoll" vielleicht "Mission" oder "Hausaufgabe" für die Ameise. Anstelle "kulinarischen Genüssen" fände ich einen etwas weniger geschwollenen Ausdruck sinnvoller.
Den Ausdruck "herabwürdigend" würde ich auch überdenken.
Beim Begriff "Philosophen" am Ende deiner Geschichte bin ich weiterhin skeptisch, ob er passend ist.
Zitat Ende *****

Mein Sohn hatte, vor kurzem erst, Schwierigkeiten mit dem Wort Teer, aber nicht mit Asphalt. Vielleicht verwenden wir in Ösistan ein bisserl andere Worte. Das Plansoll soll eben technokratisch, ein wenig DDR-mäßig rüberkommen, schließlich leben Ameisen in einem streng organisierten Staat, wo die persönliche Freiheit (was man darunter auch immer verstehen mag) praktisch nicht existiert. Natürlich haben die 10 Jährigen davon keine Vorstellung, das erzeugt wahrscheinlich nur im Kopf eines 35+ jährigen eine ähnliche Assoziation.  Mit herabwürdigen gehe ich mit dir ganz konform, das gefällt mir selbst nicht.

Vielen Dank und
Servus
EWJoe


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Beitrag21.01.2015 16:50

von EWJoe
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Servus Mog

Vielen Dank für Deine Kritik.

***** Zitat:
Apropos Mathematik:

Und das soll jetzt kein Kritikpunkt sein (das musst du jetzt also auch nicht ganz so ernst nehmen), aber man grübelt dann doch schon nach …
Zitat Ende *****

Gut, dann lasst uns ein bisserl Mäusemelken oder besser Käferkitzeln. Natürlich sind auch meine Ausführungen und Repliken nicht ganz ernst gemeint. Ich tue es wohl schon in der Vorfreude heute ein paar Achterl Rot mit Freunden zu genießen.

***** Zitat:
Mit den 314 Schritten des Käfers bin ich nicht ganz zufrieden. So genau habe ich mich zwar noch nicht damit beschäftigt, aber ich würde die durchschnittliche Schrittlänge heimischer [gängiger] Käfer, die für die Frisbeescheibe infrage kommen, auf 1,7 mm schätzen (Hirschkäfer und Co scheiden hierbei aus der Rechnung aus), wobei genaugenommen so ein Käferschritt aus drei Schritten besteht, da sechs Beinchen. Da das aber nur noch mehr in die Irre führt, einigen wir uns hier lieber mal auf die Einheit ›Käferschritt‹ (3 Schritte = 1 Käferschritt).

ehmen wir mal an, die Frisbeescheibe hat einen Durchmesser von 19 cm (war die kleinste Ausführung, die ich dazu gefunden habe), kommt man auf einen Umfang von ca. 59, 7 cm. Nun wird sich der Käfer natürlich nicht nur direkt am oder auf dem Rand bewegen, sondern aus einer natürlichen, orientierungssuchenden Bewegung heraus im Zickzack bewegen, d.h. es kommen noch mal mindestens 0,5 cm pro 2 cm Wegstrecke dazu, wenn das überhaupt reicht.
Letztendlich muss der Käfer eine Wegstrecke von rund 75 cm zurücklegen (59,7 : 2) x 0,5 + 59,7 … "+ 1 cm (errechnet aus der ungefähren Kurve, sollte der Vogelschiss mindestens 2,5 cm im Durchmesser haben), um am Vogelschiss vorbeizulaufen" = 76 cm Wegstrecke.
Das nun geteilt durch die Käferschrittlänge (1,7 mm), komme ich auf eine Schrittzahl von 447.
Zitat Ende *****

Zunächst war es nicht meine Absicht die reale Anzahl von Käferschritten zu zählen, aber wenn wir schon mal dabei sind:

Da triffst Du recht willkürlich Annahmen und führst eine exakte Rechnung durch. Noch dazu kommst Du ziemlich in die Nähe der 314 (der Fehler ist gerade mal 23% {von oben gerechnet}, wobei die Variationsbreite Deiner Schrittlänge wohl deutlich darüber und darunter liegt). Im Sommer sitze ich meist auf unserer Terrasse und da stehen oft Untertassen oder leere Teller auf dem Tisch. Da landen schon mal diverse Insekten und darunter auch Käfer.

Wenn so ein Käfer eine Fläche absucht, klar er will ja was zum Fressen finden, dann läuft er schon einen Zickzack-Kurs. Findet er aber den Rand, dann verfolgt er den Rand, wie auf Schienen, bis er dann doch die Richtung wechselt. Das kann schon mal eine ganze Runde werden. Aber vielleicht sind unsere Käfer auch verückte Käfer, passend zu einem verrückten Apfelbaum und einem nicht minder verrückten Schreiberling.

Apropos Mathematik: Die Zahl 314 erinnert mich stark an die berühmte Kreiszahl, daher habe ich 447 nicht gewählt. Wir wollen Archimedes und auch Euler weiterhin ruhig ruhen lassen. Natürlich habe ich die Stellengenauigkeit erheblich eingeschränkt.

Ja, und über den Vogelschiss können wir auch noch philosopieren, aber dazu habe ich dann doch erst nach den Achterln Lust.


Danke für Deinen sehr witzigen Beitrag, meine Antwort bitte nimm nur ja nicht ernst, sie ist ebenso gemeint.


LG
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Beitrag21.01.2015 17:56

von Mogmeier
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EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Die Zahl 314 erinnert mich stark an die berühmte Kreiszahl ...


Klar, jetzt wo ich das hier grad so lese, fällt mir das auch auf:
314 steht für 3,14 = Pi

Fetzt! Smile


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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag21.01.2015 19:08

von Constantine
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Mogmeier hat Folgendes geschrieben:
EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Die Zahl 314 erinnert mich stark an die berühmte Kreiszahl ...


Klar, jetzt wo ich das hier grad so lese, fällt mir das auch auf:
314 steht für 3,14 = Pi

Fetzt! Smile

Finde ich auch! Tolle Idee. Smile

@EWJoe: Danke für deine Erklärungen zu meinen Anmerkungen und wenn von mir etwas Hilfreiches dabei war, freut es mich.

LG,
Constantine
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EWJoe
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Beitrag26.01.2015 00:09

von EWJoe
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Servus,

hatte leider ziemlich was am Hut, sodass ich nicht zum Schreiben und Lesen kam. Ich weiß natürlich, dass der Text noch immer nicht fertig ist, aber fertig wird er (aus der Sicht des Autors) nie sein, immer gibt es noch etwas zu feilen.

@ Mog
Vielen Dank, auch und besonders für Dein aufmerksames Lesen. Ist immer gut wenn jemand auch ein bisserl humorvoll drauf schaut.

@ Constantine

***** Zitat
Danke für deine Erklärungen zu meinen Anmerkungen und wenn von mir etwas Hilfreiches dabei war, freut es mich.
Zitat Ende *****

Nun der Text hat sich doch erheblich geändert, oder? Daran hast Du einen nicht geringen Anteil gehabt. Vielen Dank dafür.


LG
EWJoe


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EWJoe
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Beitrag29.01.2015 19:25

von EWJoe
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Hallo,
ich habe nur ein paar kleinere Änderungen, besonders bezüglich der Blattadressen, als Zahlenkombinationen, (in blau gedruckt) eingebracht.
Das betrifft nur den Raupen-Abschnitt. Verbessert das die Sache?
Die Raupe hat leider noch mehr schwierige Worte in den Mund genommen, aber ... na-ja mal sehen.


Der Glaube zu wissen

An einem Weg stand ein Apfelbaum. Es war längst Sommer geworden und die Äpfel begannen langsam zu reifen. Versteckt von dichten Ästen und Blättern, lebten viele kleine Krabbeltiere in der Baumkrone. Die Jungvögel hatten gerade eben das Nest verlassen, aber zur Nachtruhe  kehrten sie immer wieder gerne in das sichere Blätterdach zurück.

Blattläuse tummelten sich auf den zartesten Blättern, sonderten ihren süßen Saft ab, wenn Ameisen sie berührten. Diese klebrigen Tröpfchen waren praktisch überall, was Käfer als Dessert genossen.
Alles in Allem ein ganz normaler Apfelbaum, bis auf die Frisbee-Scheibe, die sich vor ein paar Wochen verfangen hatte.

Auf dieser lebte, seit seiner Geburt, ein kleiner Käfer. Gut sehen konnte er nicht, aber mit den Fühlern ertastete er sich seine nächste Umgebung. Außer ein paar Blattläusen, die erfolglos Baumsaft aus der Scheibe saugen wollten, fand er sonst niemanden. Einige Hinterlassenschaften der Vögel boten ihm etwas Abwechslung auf der sonst recht eintönigen Oberfläche. Er nannte sie Stinkeflecken. Besonders der große Stinkefleck am Rand der Scheibe diente ihm zur Orientierung. Wenn er sich nicht gerade über die Blattläuse oder ihre klebrigen, süßen Tröpfchen hermachte, dann lief er um den Rand der Scheibe und zählte laut die Schritte.

„Großer Stinkefleck, Eins, zwei, drei, …, 313, 314 großer Stinkfleck.“ Dann blieb er kurz stehen. „Muss aufpassen. Rand ist gefährlich, sehr gefährlich. Dahinter ist Nichts.“

Mindestens hundert Mal am Tag ging das so. Immer 314 Schritte, keiner mehr und keiner weniger. Irgendwann hatte er genug und suchte einen anderen Weg. Bis zur Mitte, einem roten Farbpunkt, zählte er 50 Schritte, immer nur 50 Schritte, egal wohin zum Rand er lief.
„Gut, gut, gut! Schöne Ordnung. Muss so sein. Sehr schön, sehr schön.“ Und wieder lief er los.


Unweit davon hielt eine kleine Raupe auf einem Ast inne. Sie führte gerne Selbstgespräche, um sich ihrer Einsamkeit nicht bewust zu werden. „Als Vorspeise werde ich an einem frischen, saftigen Blatt, mit einem ausgewogenen Zucker-Säureverhältnis und einer Idee von Minze. knabbern. Als Hauptgericht nehme ich danach ein herberes Blatt mit würziger Schärfe, vielleicht mit einem leichten, hopfigen Touch. Als Abschluss empfehle ich ein knospendes Blatt mit einer ausgeprägt süßlichen, höchst aromatischen Geschmacksnote, stark an Jasmin erinnernd.“

Sie schnalzte mit der Zunge. „Ja, das ist es! Zuerst Adresse 56-L12-L4, dann 12-R3-R8.  Nein, besser 12-L5-R2 und zum Schluss,  mal kurz überlegt … Klar! 87-L17-L6.“

Nach einer kurzen Pause murmelte sie: „Jetzt bin ich auf 17-0-0. Also muss ich zuerst … ja, richtig, 39 Schritte vor, dann nach links abbiegen, zwölf Schritte vor, dann nach links abbiegen und noch vier Schritte. Voilà, die Vorspeise.“ Schon wollte sie los.

Eine gefräßige Raupe auf einem Blatt, gleich neben 17-0-0, auf 17-R1-0, hatte ihr Mampfen unterbrochen.

 „Waf redeft du da?“

„Schluck erst mal runter.“

„Was redest du da?“ Zumindest unterbrach sie das Gekaue.

„Na, als Raupe von Welt fresse ich nicht nur von einem Blatt, vielmehr diniere ich, nein komponiere ich aus unterschiedlichsten Geschmacksrichtung mein Mahl.“  Sie blickte verächtlich auf die dicke gefräßige Raupe, ließ sich aber doch herab, diesen mampfenden  Müllschlucker aufzuklären.

„Das Zarte, das Saure, das Bittere, das Salzige und das Süße verbindet sich zu einmaligen Gaumenfreuden. Jedes Blatt hat so seine eigene Offenbarung. Daher habe ich allen Blättern eine Adresse zugeordnet, damit ich sie wieder finde. Du brauchst ja nur die Schritte zu den einzelnen Abzweigungen zählen, vom Stamm weg gerechnet natürlich. Der Stamm ist der Anfang der Welt, wo die zwickenden Teufel, die sich Ameisen nennen, patrouillieren. Du bist auf 17-R1-0, also 17 Schritte vom Stamm, dann nach R wie rechts ein Schritt und hier kaust du. Für links abbiegen stünde ein L. So hat jedes Blatt seine einzigartige Adresse und ich finde es immer wieder.“

Verständnislos kaute die gefräßige Raupe wieder an ihrem Blatt. Sie bedauerte, durch dieses Gespräch, einige Bissen versäumt zu haben.

„Na-ja, was soll's.“ Die kleine Raupe krabbelte zu ihren Adressen und genoss der Reihe nach das geplante Menü.

Sie streckte sich genussvoll. „Herrlich war das. Aber ein neuer Geschmack, wäre schon was. Die Abzweigungen auf  83 – rechts habe ich noch nicht erforscht. Wer weiß, vielleicht finde ich dort eine neue Gaumenfreude.“

Auf 83-R8-L4 entdeckte sie ein zusammengerolltes Blatt. Es duftete unwiderstehlich. Die kurzsichtige Raupe musste ganz nahe ran.

„Eigenartig, das sieht ja aus, wie ein kleines Stück Ast. Mal sehen wie es schmeckt.“

Intensiver Duft strömte aus dem Blattwickel. Sie begann das Blatt zu entrollen. Je weiter sie es auseinander drückte, desto größer wurde der Widerstand. Die kleine Raupe legte sich mächtig ins Zeug, eine neue Geschmacksrichtung im Inneren des Blattes wäre der Mühe allemal wert.
Sie zitterte vor Anstrengung, als sie das Blatt vollkommen entrollt hatte.
 
„Hey, such dir gefälligst ein eigenes Blatt.“ Ein kleiner Kokon zuckte ärgerlich.

Die kleine Raupe erschrak und ehe sie es sich versah, rollte sich das Blatt mit ihr zusammen. Sie hatte Mühe sich aus dem Wickel wieder zu befreien.


Ganz in der Nähe, auf einem Apfel lebte eine kleine Spinne. Keine Art, die Netze baut, sondern eine Jagdspinne, die ihre Beute mit Schnelligkeit erwischt.


Sie erinnerte sich an Mutter, die ihr über die Welt ein Wenig erzählt hatte.

„Schau genau auf den Boden. Flecken und Linien bieten dir gute Orientierung. Präge dir ihre Formen gut ein. Wir scheinen auf einer Scheibe zu leben, aber wenn du zum Horizont läufst, dann verschiebt er sich laufend. Du wirst immer nur eine Scheibe sehen, die Flecken sind daher deine einzige Orientierung.“

Eines Tages war Mutter verschwunden. Ihre vertraute Stimme vermisste sie. Die kleine Spinne suchte sie und lief über ihre Welt. Irgendwann kam sie oben an das trichterförmige Loch, wo die Achse der Welt herauswuchs.

„Unheimlich ist es hier. Dieses endlos tiefe Loch. Ich möchte da nicht hineinfallen.“

Plötzlich wusste sie, dass das Loch ihre Mutter verschluckt haben musste. Mit Abscheu blickte sie in die Tiefe. Sie nannte den Ort große Singularität, weil er einzigartig und furchterregend war. Später entdeckte sie noch unten ein kleineres Loch, wohl eher eine Delle, die kleine Singularität. Gerne hielt sie sich aber auf einem kleinen, dunklen, kreisförmigen Fleck auf.

Sie war meist alleine, gelegentlich erwischte sie irgendein winziges Insekt. Ihm stellte sie Fragen über die Welt, wie zum Beispiel:„Wohin führt die große Singularität?“ Keiner der Gefangenen wusste eine Antwort. Daher fraß die Spinne sie auf.

Eines Tages stieß ein Wurm durch die Schale des Apfels. Verblüfft beobachtete die Spinne den Neuankömmling. Schließlich fing sie den Wurm. Auch er bekam seine Fragen.

„Wenn du meine Fragen zufriedenstellend beantwortest, dann lasse ich dich frei. Woher kommst du?“
„Aus dem Inneren.“ Die Spinne war erstaunt.
„Was heißt innen? Es gibt ja nur die Fläche auf der ich lebe.“
„Ich versichere dir, dass ich aus dem Inneren komme. Seit dem ich denken kann, lebte ich innen. Nun war es Zeit das Innere zu verlassen. Bitte lass mich frei.“

„Bist du sicher in die große Singularität gefallen und du hast meine Mutter gesehen!“ Das Verhör ging weiter.
„Große Singularität? Kenne ich nicht. Deine Mutter habe ich gewiss nicht gesehen, denn da drinnen kannst du gar nichts sehen, dich auch nicht wirklich bewegen.“

Der arme Wurm wurde gefressen. Die Spinne stand dann lange an dem Wurmloch. Sie versuchte sogar darüber in das Innere vorzudringen. Das Loch war längst wieder vom Saft des Apfels verschlossen. „Der Wurm kam gewiss durch die große Singularität hier her. Dort herrscht keine Ordnung, da ist alles möglich. Ein Innen gibt es nicht.“

Ruhelos lief sie in verschiedenen Richtungen über den Apfel, zählte die Schritte. Lief sie von ihrem Lieblingsplatz aus gerade, kam sie immer dorthin zurück. Es waren immer 157 Schritte, in allen Richtungen. Schließlich erkannte sie, die Welt ist nach alle Seiten gleich gekrümmt. Alles schön geordnet, bis auf das trichterförmige Loch, die unheimliche große Singularität.


Ein starker Windstoß fuhr durch den Baum und erfasste die drei Bewohner. Sie plumpsten nebeneinander auf den asphaltierten Weg unter dem Baum.

Erschrocken blickten sie einander an. Jedes Tier rieb sich vor Schmerzen seine Glieder.


„Wer seid denn ihr? Woher kommt ihr?“ Die Spinne war als erstes wieder auf den Beinen.

„Ich bin eine Raupe. Das war vielleicht ein Stoß! Mich schmerzt noch immer der Kopf. Ich bin euch auch noch nie begegnet. Auf welcher Abzweigung habt ihr denn gesteckt?“

„Abzweigung? Was für Abzweigung? Nein!  Die Welt ist eine Scheibe, ganz flach mit einem Rand. Immer genau 314 Schritte rundherum. Schöne Ordnung. Gibt keine Abzweigungen. Stoß war heftig, sehr heftig. Armer Käferrücken schmerzt!“

„Wir haben wohl alle den starken Stoß gespürt. Ich sag euch was! Die Krümmung ist weg! Das war sicher der Stoß. Er hat die Welt irgendwie flachgedrückt.“

„Aber die Welt besteht doch aus lauter geraden Stücken. Nur an bestimmten Stellen gibt es Abzweigungen.“ Die Raupe blickte verwirrt umher. „Wo sind den nur die Abzweigungen hingekommen. Überall kann ich links oder rechts krabbeln. Wie soll ich denn meine Blätter mit den verschiedenen Geschmacksrichtungen finden?“ Dieser Gedanke versetzte sie in Panik.
„Meine geraden Stücke, alles ist flach!“

„Welt war immer flach, immer geordnet. Keine Krümmung, keine geraden Stücke. Nur ein Rand. Gefährlicher Rand. Ich muss Rand suchen. Ordnung, sie ist sehr wichtig.“ Eilig lief der Käfer geradeaus, laut zählend. Bald kam er verwirrt wieder zurück. „Finde Rand nicht. Keine Ordnung mehr.“

Die kleine Raupe kroch noch immer ziellos umher. Schließlich hielt sie inne.

„Ich erinnere mich an das zusammengerollte Blatt. Mit großer Kraft konnte ich es abwickeln. Ein wahrhaft interessanter Geruch. Wie es wohl schmeckt. Erinnert mich ein wenig an das mild herbe Aroma der Blätter auf 77- rechts 4. … Wie auch immer, der große Stoß hat sicher alle geraden Stücke entrollt, daher ist jetzt alles flach. So ist es wohl gewesen. Nur wie ich jetzt meinen kulinarischen Genüssen nachgehen soll, weiß ich nicht.“

„Unsinn!“, schmetterte der Käfer ihre Darstellung ab. “Jeder Ort hat zwei Richtungen. Überall gibt es auch Seite, rechts und links. Jetzt und vor großem Stoß. Nur Rand ist jetzt verschoben. Mit großem Stoß dehnte sich Welt aus. Ganz schnell dehnte sie sich aus, darum war Schlag so heftig.  Rand liegt jetzt weit, weit weg. Ja, so ist wieder Ordnung, gute Ordnung.“ Das beruhigte ihn ein wenig.

„Firlefanz! Die Welt hatte zuvor keinen Rand und hat jetzt keinen Rand. Die große Singularität ist explodiert, das bewirkte den großen Stoß. Sie dehnte sich nach allen Richtungen unendlich schnell aus und die gekrümmte Fläche wurde so flach auseinandergezogen. Die Welt ist jetzt eine Ebene und damit ohne Grenzen. Das ist die einzig mögliche Erklärung!“

Sie begannen einander zu beschimpfen. Fast hätten sie die emsige Ameise übersehen, die eine schwere Last schleppte.

Die Raupe entdeckte sie zuerst. „Ein Zwickteufel!“ Sie zitterte am ganzen Leib.
„Quatsch, das ist nur eine Ameise.“ Die Spinne hielt sie auf.

“Hey, du kannst sicher bestätigen, dass ich Recht habe. Wie ist die Welt vor dem großen Stoß gewesen und wie sieht sie jetzt aus?“

Die Ameise blickte die Spinne entgeistert an. „Ich weiß nicht, was du meinst. Einen großen Stoß kenne ich nicht. Die Welt war immer flach, hat daher ein Vor und Zurück, sowie ein Rechts und Links. Aber wir Ameisen bauen in die dritte Richtung, also nach einem Oben, unsere Haufen. Ich schleppe gerade wieder Baumaterial dafür heran. So und jetzt halte mich nicht auf, ich muss mein Plansoll erfüllen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand sie.

Der Ameisenhaufen war auch zu weit weg, als dass die drei ihn sehen konnten. Die Spinne überwand ihre Überraschung als erste.

„Dritte Richtung? Gut, wir stehen etwas über der Ebene, aber das ist sehr wenig. Die dritte Richtung ist wirklich nur sehr klein, sodass wir sie vernachlässigen können.“

Die beiden anderen stimmten ihr zu. Sie waren sich endlich einig, zumindest darüber, dass diese Ameise ein dummes Tier sein musste, da eine dritte Richtung, zumindest eine ausgedehnte dritte Richtung, nicht existieren konnte.

„Vielleicht ist die dritte Richtung aufgerollt.“ Die Raupe blieb bei ihrer Theorie.

Bevor einer der beiden anderen etwas darauf antworten konnte, landete ein Vogel und pickte die drei Philosophen auf.


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