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Meinungsfreiheit über alles?


 
 
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EWJoe
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Alter: 65
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Beitrag24.02.2015 00:46
Meinungsfreiheit über alles?
von EWJoe
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Meinungsfreiheit über alles?

Unsere Vorfahren haben unser Recht auf freie Meinungsäußerung mit Tränen, Schweiß und Blut erstritten. Mit Recht ist das ein hohes Gut, eine ganz wesentliche Errungenschaft unserer Gesellschaft, das es auch zu verteidigen gilt. Damit verbindet sich auch unser Demokratieverständnis, das feudalen Systemen über Jahrhunderte hinweg abgerungen wurde, bis unsere Demokratien entstanden. Alle Menschen sind, zumindest vom Prinzip her, in ihren Rechten gleich. Wohl aber bekennen wir uns zur Individualität, die, anders als z.B. in Asien, ebenso einen hohen Stellenwert besitzt. Somit erkennen wir (leider oft nur vom Prinzip her) an, dass wir wohl alle gleich in Rechten und Pflichten, aber doch unterschiedlich in den verschiedenen Ausprägungen unseres Menschseins sind.

Die jüngsten Ereignisse, allen voran der blutige Terrorakt gegen die Redaktion von Charlie Hebdo, haben zu Recht unsere Empörung hervorgerufen. Es ist gänzlich unakzeptabel, dass Gewalt, erst recht in dieser ultimativen Art, als zulässige Ausdrucksform der Kritik Verwendung findet. Und zwar ohne Wenn und Aber! Der millionenfache Aufschrei zeigt unsere grundsätzliche Haltung gegen diesen barbarischen und unmenschlichen Akt des Terrors. Leider wurde und wird das Ganze auch von Gruppierungen des rechten Randes benutzt, um ihre Phobien zu rechtfertigen, was an widerlicher Verlogenheit wohl kaum noch zu toppen ist. Schließlich ist Charlie Hebdo dem linksliberalen (atheistischen) Lager zuzurechnen und somit der natürliche Feind der Rechten.

Dennoch, nachdem die allererste Betroffenheit abgeklungen ist, sollten wir uns (wieder) der ganz wesentlichen Frage „Darf wirklich alles öffentlich ausgedrückt werden, was auch irgendwie ausgedrückt werden kann?“ stellen.

Zunächst mag man hier das Argument „das Recht auf freie Meinungsäußerung“ ins Feld führen. Ja, dafür haben frühere Generationen Unbeschreibliches erduldet, haben es weltlicher und kirchlicher Gewalt abgetrotzt. „Klar doch! Und ohne Wenn und Aber!“, meldet die Magengrube laut tönend.
In den USA kann das Recht auf freie Meinungsäußerung nahezu grenzenlos ausgeübt werden und Rechtsradikale aus Europa nutzen dies aus, um ihren Dreck dort straffrei ins Netz zu exkrementieren.

Hört man genauer hin vernimmt man doch, viel zarter zwar, etwas andere Stimmen. Unsere Gesellschaft bekennt sich zur Individualität, zum Anderssein und zum gemeinsamen Miteinander. Klar tönt es hier gleich wieder laut von rechts außen: „Sozialromantik, Utopie, funktioniert nicht!“ und Schlimmeres. Zugegeben, die Realitäten im Zusammenleben der unterschiedlichen Gruppierungen gestalten sich oft schwierig. Oftmals entzünden Alltagsreibereien, im Klima  gegenseitiger Intoleranz, den Funken des Hasses, der schnell danach trachtet dem Gegner seines Menschseins zu berauben.

Fremdenfeindlichkeit, welches Mäntelchen sie sich gerade auch umhängt, sieht immer die Anderen als eine Bedrohung. In jedem von uns, sind solche Instinkte abrufbar.
 
Es dürfte wohl eine Urangst sein, die unsere Art befällt und ihre Wurzel steckt schon lange, vor der Menschwerdung, im Sumpf der Vergangenheit. Jede Art, die sich in Sippen oder Gruppen formiert und ein gewisses Gebiet beansprucht, verteidigt dieses.

Die Bedrohung kommt dann oft von außen, von anderen Gruppen, die das eigene Gebiet erobern möchten.

Je mehr sich die Intelligenz der jeweiligen Art steigerte, desto eher war sie in der Lage regelrecht Kriege zu führen. Bei Schimpansen wurde das häufig beobachtet. Sie führen Vernichtungskriege gegen Nachbargruppen und rotten diese aus, indem sie die Männchen töten und die Jungtiere verspeisen. Nur die jüngeren Weibchen der vernichteten Gruppe werden in die eigene Gruppe aufgenommen.

Im Übrigen ist das auch ein Verhalten, das bei einigen Urvölkern beobachtet wurde. Historische Völker (siehe auch altes Testament) haben immer wieder Nachbarvölker vernichtet, um an das Land und die Nahrungsresourcen zu kommen. Einen Konkurrenten konnte man da nicht gebrauchen.

Darauf basieren diese Urinstinkte und sind wohl auch nicht so einfach ausschaltbar, außer man zähmt sie durch eine entsprechende Erziehung und durch positive Beispiele. Bildung hat hier eine zentrale Bedeutung, nur durch sie ist es möglich das Unterschiedliche zu überbrücken. Sie muss allerdings auch die Grundwerte unserer Gesellschaft klar vermitteln, sie als das gemeinsame Minumum darstellen, wo Menschenrechte und Grundrecht eine ganz zentrale Rolle spielen sollten.

Andere Kulturen können durchaus bereichern. Was wäre unsere Existenz, wenn wir nur das Resultat der Kultur einer Sippe wären. Wahrscheinlich würden wir uns gegenseitig noch immer mit Bananen bewerfen, obwohl unsere äffische Verwandtschaft keineswegs so friedfertig ist, wie wir dies früher oft geglaubt hatten.


Drängt man wieder die lauten Töne in den Hintergrund, dann flüstern die leisen Stimmen so ähnlich wie:
„Wenn wir unterschiedlich sind und zusammenleben wollen, dann ist gegenseitiger Respekt erforderlich. Der kann nicht darin bestehen, dass Kritik im Herabwürdigen des Anderen besteht, noch kann er darin bestehen, Toleranz zu heucheln und sie zuerst einmal von den Anderen, in Form von bedingungsloser Unterordnung, einzufordern.“
 
Kritik muss wohl erlaubt sein, es muss der Atheist dem Religiösen durchaus mitteilen können, warum er seinen Glauben nicht teilt, ohne gleich eine Fatwa oder ähnliches erfahren zu müssen. Allerdings muss diese Kritik auf einer möglichst sachlichen Ebene passieren. Das entblöste Hinterteil Mohameds mit bissig blöden Kommentaren ist das jedenfalls nicht.
In der Beziehung kann ich nur sagen: „Je ne suis pas Charlie“, wohl aber stehe ich voll hinter den Opfern des Terrors, die man ihres Grundrechts auf Unversehrtheit und Leben beraubt hat.

Eine andere Meinung muss man nicht teilen und Kritik daran zu üben muss allemal erlaubt sein, doch ist es die Form in der dies passiert, die dem Anderen keinen gleichberechtigten Platz einräumt.
 

Vergessen wir nicht, dass am Anfang der schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte auch nur Worte standen! Nun hatten die Nazi-Texte eine ganz andere Gefährlichkeit und sie hatten sicherlich mehrere Eskalationsstufen hinter sich. Diese verbalen Bestialitäten sind natürlich nicht  mit den verschiedenen (europäischen) Schmähschriften, die heute existieren, zu vergleichen, aber auch die Nazi-Texte hatten ihre weniger radikalen Vorläufer, auch Schmähschriften, die sich immer mehr radikaliesierten, da keine ausreichende gesellschaftliche Kraft existiert hatte, die dem Einhalt geboten hätte.
Speziell Wien hatte hier, unter und mit dem legendären Bürgermeister Lueger, eine üble Rolle gespielt.
 Am Anfang war das Wort und am Ende stand Auschwitz!

Hier geht es mir nicht in erster Linie um den Konflikt Religiöse gegen Atheisten, sondern viel allgemeiner, wie man mit dem Gegenüber umgeht. Aber der besagte Konflikt ist im Lichte der jüngsten Ereignisse in den Vordergrund gerückt.

Ein Zitat (eher willkürlich ausgewählt) setze ich hier exemplarisch in den Raum.
Zitat von Michael Schmidt-Salomon :
Führt man sich vor Augen, wie vehement "Ungläubige" in den Grundlagenschriften der Religionen verunglimpft werden, wirken sämtliche Religionssatiren, die in den vergangenen Jahrzehnten veröffentlicht wurden, wie harmlose Späßchen. Bei Licht betrachtet hätten religionsfreie Menschen also weit triftigere Gründe, sich in ihren weltanschaulichen Gefühlen verletzt zu sehen. Offenkundig jedoch sind ihre weltanschaulichen Empfindungen weit weniger verletzungsanfällig als religiöse Gefühle. Sollte man also Rücksicht auf die besondere Befindlichkeit der Gläubigen nehmen? Keineswegs, denn das würde das Krankheitsbild nur noch verschlimmern.


Stimmt schon, in praktisch allen sogenannten Heiligen Schriften gibt es widerliche Passagen, die uns Ungläubige zu Vogelfreien sogar zu Untermenschen degradieren, die der weltlichen, zumindest aber der jenseitigen Vernichtung anheim fallen müssen. Ein Umstand der durchaus zurecht, wie ich meine, kritisiert wird. Besonders, wenn Personen, geistig im finstersten Mittelalter verharrend, im 21 Jahrhundert diese Texte Buchstaben für Buchstaben verstehen und auch so agieren, hört sich jede Toleranz und erst recht jeder Respekt auf.

Aber kein ernst zu nehmender Theologe wird heute eine wortwörtliche Interpretation der Schriften durchgehen lassen. Altes und Neues Testament, sowie der Koran sind Bücher, die sich an Personen der Antike bzw. des frühen Mittelalters richteten, mit einem Gottesbild, das den damals üblichen Feudalherren nachempfunden ist. Ich meine, dass diese Werke dringend einer Überarbeitung in die Sprache und Denkweise unserer Zeit bedürfen. Na ja, wohl nichts als ein frommer Wunsch, allein wenn man bedenkt, wie sehr sich der Klerus windet und die Gleichberechtigung der Frau im 21 Jahrhundert noch immer verweigert. Der Verdacht liegt nahe, dass unsere Fundis doch nicht so weit entfernt sind.

Im finstersten Mittelalter, so um 1000, war es die islamische Welt, wo dort die Toleranz eine Heimat fand und die blutrünstigen Fundamentalisten christliche Banner trugen. Wissenschaft und Kultur waren damals Teil der arabischen Welt, während Europa in geistiger Erstarrung lag. Nun ja, das war einmal. Dennoch sind Muslime unserer Zeit nicht unter dem Generalverdacht zu stellen, böse, blutrünstige IS-Fundis zu sein. Die allermeisten wollen einfach, wie wir in Frieden leben, und zwar hier in Deutschland und Österreich.

Ich meine, dass das Grundgesetz, besonders die Artikeln 1 bis 5, wunderbare Regeln sind, die vernünftiges Zusammenleben gewährleisten. Eigentlich sind es Selbverständlichkeiten in einer Demokratie, aber gerade deshalb sind diese Regeln so wertvoll und ein ganz hohes Gut.

Heruntergebrochen auf die Ebene des Schreibens sehe ich für mich das Recht auf freie Meinungsäußerung als hohes Gut, die es zwar zulässt, dass jedes Thema behandeln werden darf, aber dort endet, wo die Würde eines Menschen verletzt wird. Die Würde eines Menschen richtet sich aber nicht an persönliche Befindlichkeiten Einzelner aus, sondern ist eine (oft unausgesprochene) gesellschaftliche Norm. Zugegeben, schwierig und auch ziemlich gummiartig.



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Larsson
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Beitrag24.02.2015 11:39

von Larsson
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Moin EWJoe,

Dein Text liest sich größtenteils flüssig und ich kann an den meisten Stellen bestätigend nicken. Auf kleinere Fehler gehe ich hier nicht weiter ein, da Du offensichtlich des geschriebenen Wortes mächtig bist und es sich jeweils um Flüchtigkeitsfehler bzw. Fehler beim Überarbeiten handeln dürfte.
Du schreibst:
Zitat:
Kritik muss wohl erlaubt sein, es muss der Atheist dem Religiösen durchaus mitteilen können, warum er seinen Glauben nicht teilt, ohne gleich eine Fatwa oder ähnliches erfahren zu müssen. Allerdings muss diese Kritik auf einer möglichst sachlichen Ebene passieren. Das entblöste Hinterteil Mohameds mit bissig blöden Kommentaren ist das jedenfalls nicht.
In der Beziehung kann ich nur sagen: „Je ne suis pas Charlie“, wohl aber stehe ich voll hinter den Opfern des Terrors, die man ihres Grundrechts auf Unversehrtheit und Leben beraubt hat.

Sicher lässt es sich darüber streiten, ob die Charlie-Karikaturen geschmackvoll sind. Und ganz sicher kann Satire, wie Worte ganz allgemein, auch verletzen - aber ebenso sicher ist, dass Worte und Karikaturen niemanden töten. Die Karikaturen machen auf unsinniges aufmerksam, halten der jeweiligen Zielgruppe einen Spiegel vor. Wer den Blick in den Spiegel nicht erträgt, sollte jedoch nicht den strafen, der ihm den Spiegel vorhält, sondern er sollte anfangen, sich selbst zu hinterfragen. Und die Argumentation, man dürfe bei religiösen Befindlichkeiten Kritik halt nur in nicht verletzender Form äußern, führt im vorliegenden Fall gefährlich nahe an eine "selber Schuld"-Reaktion, was sicher nicht in Deiner Absicht lag. Gänzlich falsch wäre es, aus Angst vor stark übertriebenen Reaktionen - bei Hunden spricht man von Angstbeißen - auf Kritik zu verzichten oder diese lediglich in abgeschwächter, kaum noch erkennbarer Form zu äußern, denn:
Zitat:
Sollte man also Rücksicht auf die besondere Befindlichkeit der Gläubigen nehmen? Keineswegs, denn das würde das Krankheitsbild nur noch verschlimmern.

Ich stimme gänzlich mit Dir überein, dass eine Gesellschaft nur funktionieren kann, wenn sie von Toleranz getragen wird. Jedoch wird es auch in jeder toleranten Gesellschaft Gruppen geben, die einerseits nur aufgrund der herrschenden Toleranz existieren können, andererseits diese ihnen entgegengebrachte Toleranz missbrauchen, um zu versuchen, ihre irregeleiteten Prinzipien gegen die breite Mehrheit mit Gewalt durchzusetzen. Solche Elemente sind niemals Religionen, sei es das Christentum, der Islam, der jüdische Glaube oder was auch immer, sondern Extremisten, die sich den Deckmantel des Glaubens umhängen, um ihre Verbrechen vor sich selbst rechtfertigen zu können. Diese kranken Geister würden jedoch gegen jeden vorgehen, der nicht hundertprozentig auf ihre engstirnige und kleingeistige Weltsicht einschwenkt, ganz gleich, wie abgeschwächt und behutsam jener seine Kritik anzubringen versucht.
In diesem Sinne plädiere ich für Toleranz und für fairen Umgang miteinander, verurteile jedoch jeden Versuch, physische Gewalt anzuwenden, sobald man erkennt, dass einem die Argumente ausgehen, auf das Energischste.

Ralf
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EWJoe
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Beitrag25.02.2015 01:00

von EWJoe
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Servus Ralf,

schön, dass Du vorbei geschaut hast.

Zitat:
Sicher lässt es sich darüber streiten, ob die Charlie-Karikaturen geschmackvoll sind. Und ganz sicher kann Satire, wie Worte ganz allgemein, auch verletzen - aber ebenso sicher ist, dass Worte und Karikaturen niemanden töten. Die Karikaturen machen auf unsinniges aufmerksam, halten der jeweiligen Zielgruppe einen Spiegel vor. Wer den Blick in den Spiegel nicht erträgt, sollte jedoch nicht den strafen, der ihm den Spiegel vorhält, sondern er sollte anfangen, sich selbst zu hinterfragen. Und die Argumentation, man dürfe bei religiösen Befindlichkeiten Kritik halt nur in nicht verletzender Form äußern, führt im vorliegenden Fall gefährlich nahe an eine "selber Schuld"-Reaktion, was sicher nicht in Deiner Absicht lag. Gänzlich falsch wäre es, aus Angst vor stark übertriebenen Reaktionen - bei Hunden spricht man von Angstbeißen - auf Kritik zu verzichten oder diese lediglich in abgeschwächter, kaum noch erkennbarer Form zu äußern, denn:
    Zitat:
    Sollte man also Rücksicht auf die besondere Befindlichkeit der Gläubigen nehmen? Keineswegs, denn das würde das Krankheitsbild nur noch  verschlimmern.


Nun ich finde nicht alle Charlie-Karikaturen geschmacklos, und ich weiß auch um die Funktion der Satire, aber was bitte hat der Arsch von Mohammed mit Religionskritik oder sonst einer Kritik zu tun? Da hat der Spiegel zumindest einen gewaltigen Sprung, wie ich meine. Nicht, dass mir der Arsch von Mohammed besonders am Herzen liegt, er ist mir genau genommen gleich egal, wie jeder andere Arsch eines religiösen Symbols oder Würdenträgers, aber mir ging es um etwas ganz anders. Daneben soll man etwas Falsches deswegen nicht ansprechen, weil es jemand als gefährlich nahe an eine "selber Schuld"-Reaktion führend sieht? Noch dazu wo dies unmissverständlich klar gemacht wurde, dass dies absolut nicht beabsichtigt war. Das wäre eine Umkehrung des Vorwurfs. Für mich sind solche, nur vordergründig lustigen Karikaturen im Kern einfach Herabwürdigungen, Verspottungen die einzig Hohn für jemanden transportieren, aber sicher keinerlei ernstgemeinte Kritik. Da erhebt sich für mich der Verdacht, dass solche verheerenden Entgleisungen nur aus niedrigen Beweggründen geschaffen wurden, eben die Auflage unter bierduseligen Schenkelklopfern zu steigern.

Das Beispiel mit den angstbeisserischen Hunden trifft für mich auch ziemlich weit daneben, da Angst nicht das Motiv der Mörder war. Mein Ansinnen ist es nicht auf Kritik zu verzichten oder diese lediglich in abgeschwächter, kaum noch erkennbarer Form zu äußern. Ich bin Atheist, also Anhänger des Nullgottglaubens. Genau genommen sehe ich mich als agnostischer Atheist, womit ich nicht beweisen kann, dass es einen Gott gibt, aber niemand kann das Gegenteil beweisen. Mir geht es demnach auch nicht um die Verteidigung irgendwelcher Glaubensinhalte, da ich im Widerspruch dazu lebe und denke, aber mir geht es um die Art, wie wir mit dem Gegenüber umgehen, natürlich auch umgekehrt, wie das Gegenüber mit mir/ uns umgeht.

Stimmt die Kommunikation derart nicht, dann reißt ein Konflikt an den Grundfesten der Gesellschaft. Trotzdem will ich nichts verschleiern, behübschen, mit Euphemismen verwässern, aber ein fairer, durchaus kontroversieller Umgang miteinander, auf Augenhöhe sozusagen, darum geht es. Von der Formel:"Warum sachlich, wenn es persönlich auch geht", sollten wir tunlichst die Finger lassen.  
Ja, es ist sicher, dass Worte und Karikaturen niemanden töten, zumindest derzeit nicht. Aber es sind Worte gewesen, die sehr wohl zum Tode von Millionen von Menschen führten, also so harmlos ist das auch wieder nicht. (Der Herausgeber des Stürmers, einer nationalsozialistischen Hetzschrift, wurde deswegen als einer der Haupttäter im ersten Nürnberger Prozess angeklagt und verurteilt.) Ein Blick in solch ein Machwerk kann hier als Mahnung dienen. Jetzt mag diese Gefahr nicht groß sein, aber durch stete Verunglimpfungen kann unsere Gesellschaft wohl nicht an Stabilität gewinnen. Aber vielleicht geht es ja doch um Destabilisierung? Ich hoffe nicht.


Zitat:
Ich stimme gänzlich mit Dir überein, dass eine Gesellschaft nur funktionieren kann, wenn sie von Toleranz getragen wird. Jedoch wird es auch in jeder toleranten Gesellschaft Gruppen geben, die einerseits nur aufgrund der herrschenden Toleranz existieren können, andererseits diese ihnen entgegengebrachte Toleranz missbrauchen, um zu versuchen, ihre irregeleiteten Prinzipien gegen die breite Mehrheit mit Gewalt durchzusetzen. Solche Elemente sind niemals Religionen, sei es das Christentum, der Islam, der jüdische Glaube oder was auch immer, sondern Extremisten, die sich den Deckmantel des Glaubens umhängen, um ihre Verbrechen vor sich selbst rechtfertigen zu können. Diese kranken Geister würden jedoch gegen jeden vorgehen, der nicht hundertprozentig auf ihre engstirnige und kleingeistige Weltsicht einschwenkt, ganz gleich, wie abgeschwächt und behutsam jener seine Kritik anzubringen versucht.
In diesem Sinne plädiere ich für Toleranz und für fairen Umgang miteinander, verurteile jedoch jeden Versuch, physische Gewalt anzuwenden, sobald man erkennt, dass einem die Argumente ausgehen, auf das Energischste.


Damit gehe ich ganz konform mit Dir, habe ich auch in meinem Text so ausgedrückt. Mehr noch, meine ich, dass es keine Toleranz mit Extremisten und Verhetzern geben darf! Wäret den Anfängen!!

In diesem Sinne,
LG Joe


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Slaavik
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Beitrag25.02.2015 01:22

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Ich muss gestehen, ich weiß nicht so ganz, was du von möglichen Kritiken erwartest. Eine Diskussion, um das Thema an sich? Ich glaube, da wäre dies im  "Auf ein Wort" Bereich besser aufgehoben.

Oder willst du Kritik an der genauen Argumentation? Willst du an den Sätzen feilen? Zustimmung? Ablehnung? Was?

Ich meine ich weiß auch nicht so recht was ich von dem Text an sich halten soll. Abgesehen davon, dass ich keine tatsächliche Gesellschaftskritik erkennen kann, sehe ich nur viel persönliche Meinung, die im Text nicht wirklich durch Fakten belegt wird. Zudem ist er auch oft, doch sehr umgangssprachlich geschrieben.

Außerdem bin ich mir auch über die Zielgruppe im Umklaren. Wen willst du damit erreichen? Für wen ist er gedacht?


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Jack Burns
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Alter: 54
Beiträge: 1444



Beitrag25.02.2015 02:50

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo EWJoe,

Ich sehe zwei grundsätzliche Probleme in der Ausführung.
Zum Ersten: ich kann den Gedankensprüngen teilweise schwer folgen. Es sind zu viele Themen, die du zu einer Soße verrührst. Allein das historische Verhältnis von Islam und Christentum sprengt bereits den Rahmen dieses kurzen Textes. Du streifst kurz noch anthropologische und evolutionäre Fragen, kreist um die Diskussion, was bei Satire erlaubt ist und handelst die NS-Diktatur mit einem Absatz ab.
Ich denke mit dieser Fülle an gesellschaftlichen Fragen kann der Text gar nicht tief genug gehen.

Das zweite Problem: viele Behauptungen werden nur durch schwache Argumente gestützt.
Beispiel:
Zitat:
Unsere Vorfahren haben unser Recht auf freie Meinungsäußerung mit Tränen, Schweiß und Blut erstritten. Mit Recht ist das ein hohes Gut, eine ganz wesentliche Errungenschaft unserer Gesellschaft, das es auch zu verteidigen gilt.

Wer sind "unsere Vorfahren" ? Die Deutschen sind beinahe direkt von der Monarchie in die Diktatur geschlittert. Die Meinungsfreiheit wurde ihnen von den Alliierten aufgezwungen.

Zitat:
Fremdenfeindlichkeit, welches Mäntelchen sie sich gerade auch umhängt, sieht immer die Anderen als eine Bedrohung. In jedem von uns, sind solche Instinkte abrufbar.


Das möchte ich bezweifeln. Nicht jeder schließt sich dem Mob an. Viele kämpften unter Einsatz ihres Lebens gegen diese Ideologie. Die Meisten bleiben ruhig, um zu überleben. Das, übrigens, ist ein Instinkt im biologischen Sinne.

Zitat:
Historische Völker (siehe auch altes Testament) haben immer wieder Nachbarvölker vernichtet, um an das Land und die Nahrungsresourcen zu kommen. Einen Konkurrenten konnte man da nicht gebrauchen.


Das klingt, als ob das gemeine Volk entschieden hätte, Kriege zu führen. Die Machtstrukturen werden dabei unter den Tisch gekehrt. Bei den meisten Kriegen ging es doch wohl eher um wirtschaftliche Interessen einer dünnen Oberschicht als um Nahrung für das Volk. Und dann zieht du das Alte Testament als geschichtswissenschaftlichen Beweis heran. Ganz böser Fehler.

Zitat:
Darauf basieren diese Urinstinkte und sind wohl auch nicht so einfach ausschaltbar, außer man zähmt sie durch eine entsprechende Erziehung und durch positive Beispiele. Bildung hat hier eine zentrale Bedeutung, nur durch sie ist es möglich das Unterschiedliche zu überbrücken.


Wieder die ominösen Instinkte. Aber ärgerlicher ist die alte Leier vom gebildeten Weltbürger und dem bildungsfernen Nazi. Da solltest du dich besser informieren. Hitler wurde von vielen Intellektuellen gefeiert und auch viele religiöse Fundamentalisten sind hervorragend gebildet.

Das sind für mich nur einige Schwachpunkte in deiner Argumentationsreihe.

Dass auch die Nazis nicht ganz auf Religion verzichteten, fehlt mir genauso, wie eine fachliche Analyse der sozialen Strukturen in Schimpansen Horden, und damit die Motivation für die Kriegführung. Die Gegenbeispiele für tolerante Religionen, wie den Buddhismus, suche ich auch vergeblich.

Vielleicht bin ich bei solchen Texten sehr konservativ aber ich wünsche mir eine klare klassische Struktur: These, Argumentation und Ergebnis. Knackig und schlüssig. Das gibt mir der Text leider nicht.

Nicht verschweigen will ich, dass die sprachlichen Gestaltung für hohe Professionalität zeugt.

Grüße
Martin


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EWJoe
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Alter: 65
Beiträge: 274
Wohnort: A-2384 Österreich Breitenfurt bei Wien


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Beitrag25.02.2015 02:50

von EWJoe
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Servus Slaavik,

Zitat:
Ich muss gestehen, ich weiß nicht so ganz, was du von möglichen Kritiken erwartest. Eine Diskussion, um das Thema an sich? Ich glaube, da wäre dies im  "Auf ein Wort" Bereich besser aufgehoben.

Oder willst du Kritik an der genauen Argumentation? Willst du an den Sätzen feilen? Zustimmung? Ablehnung? Was?


Nun, zufällig habe ich den Text nicht im Feedback eingestellt! Also erwarte ich auch Kritik in Richtung Textarbeit. In "Auf ein Wort" wäre der Text auch nicht falsch gelegen, da ich mir, zu einem solchen Thema, natürlich auch inhaltliche Diskusion erwarte. Ich schreibe solche Texte nicht zur Selbstbefriedigung. Meinungen sind hier wichtig, an ihnen kann solch ein Text natürlich zerbrechen, dann muss er entsprechend überarbeitet werden.


Ich meine ich weiß auch nicht so recht was ich von dem Text an sich halten soll. Abgesehen davon, dass ich keine tatsächliche Gesellschaftskritik erkennen kann, sehe ich nur viel persönliche Meinung, die im Text nicht wirklich durch Fakten belegt wird.

Offenbar haben wir unterschiedliche Vorstellung, was gesellschaftskritisch ist. Auch gut. Für mich besteht Gesellschaftskritisches, wohl auch im Aufzeigen gewisser Mechanismen, die man persönlich nicht für in Ordnung hält. Das, denke ich, habe ich getan. Selbstverständlich habe ich das mit viel persönlicher Meinung getan, ohne die eine gesellschaftliche Kritik wohl auch nicht auskommen kann. (Es sei denn, man schreibt eine Diss in Politikwissenschaften, da versteckt sich die persönliche Meinung hinter der Auswahl der Statements.)
Die Fakten sind öffentlich zugänglich, die Bilder darf sich jeder selbst ansehen. Zudem, denke ich, dass, wem es interessiert, die angesprochenen Bilder bekannt sind. Quellenangaben hätten, aber vielleicht geholfen.

Zudem ist er auch oft, doch sehr umgangssprachlich geschrieben.
Na, Übertreibungen liebst Du nicht? Klar sind ein paar, dem Mundartlichen entlehnte Ausdrücke zur Verstärkung einer Aussage beinhaltet, aber den Text gleich so sehr umgangssprachlich abzuwerten, kann ich nicht nachvollziehen.
Aber konkrete Textarbeit ist natürlich willkommen.

Außerdem bin ich mir auch über die Zielgruppe im Unklaren. Wen willst du damit erreichen? Für wen ist er gedacht?

Klarerweise: jeden Menschen. Sicher eine Utopie, nicht Jede(n) interessiert das.

LG Joe


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Slaavik
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Beiträge: 509



Beitrag25.02.2015 03:20

von Slaavik
Antworten mit Zitat

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Nun, zufällig habe ich den Text nicht im Feedback eingestellt! Also erwarte ich auch Kritik in Richtung Textarbeit.


Gut, dann werde ich mal unabhängig vom Thema, den Text durchleuchten und sehen was mir auffällt. Wäre dies in deinem Sinne?

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Offenbar haben wir unterschiedliche Vorstellung, was gesellschaftskritisch ist.


Dies ist natürlich gut möglich. Oder ich habe die entsprechenden Stellen überlesen, da ich ihn erst einmal nur überflogen hatte und wissen wollte was du nun erwartest. Dies wäre erst meine zweite Kritik in diesem Forum und die erste war, das muss ich leider sagen, völlige Zeitvergeudung meinerseits. Daher verzeih mir, wenn ich nun vorsichtiger bin und erst einmal nachfrage.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Selbstverständlich habe ich das mit viel persönlicher Meinung getan, ohne die eine gesellschaftliche Kritik wohl auch nicht auskommen kann.


Dies war es weniger was mich störte. Mir fehlt da einfach zu einigen Aussagen der Beleg. Die kann ich ja in der Kritik mit aufzeigen, wenn du willst.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Die Fakten sind öffentlich zugänglich, die Bilder darf sich jeder selbst ansehen. Zudem, denke ich, dass, wem es interessiert, die angesprochenen Bilder bekannt sind. Quellenangaben hätten, aber vielleicht geholfen.


All dies bedeutet aber auch, Aufwand für den Leser

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Na, Übertreibungen liebst Du nicht?


Nicht in einem solchem Text. Da empfinde ich persönlich sie nur als manipulierend.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Klar sind ein paar, dem Mundartlichen entlehnte Ausdrücke zur Verstärkung einer Aussage beinhaltet, aber den Text gleich so sehr umgangssprachlich abzuwerten, kann ich nicht nachvollziehen.
Aber konkrete Textarbeit ist natürlich willkommen.


Gerade bei einem solchem Thema, bevorzuge ich persönlich Sachlichkeit. Aber ich gab keine Wertung gab, dies soll jeder selbst entscheiden. Ich persönlich schätze sie, wie oben angesprochen, bei einem solchen Text nicht. Ich werde die Stellen die mir auffallen mal aufzeigen.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Klarerweise: jeden Menschen. Sicher eine Utopie, nicht Jede(n) interessiert das.


So klar ist dies überhaupt nicht. Nicht jeder ist deiner Meinung, Manch einer könnte sich sogar durch gewisse Formulierungen, angesprochen und beleidigt fühlen. Mit Interesse hat dies also meines Erachtens eher weniger zu tun. Dies ist einfach, wie man so schön sagt, ein heißes Eisen. Und dies ist auch der Grund, wieso ich Sachlichkeit, bei einem solchem Thema vorziehe. Menschen werden viel zu schnell persönlich.

Jedenfalls, wenn du mir nichts anderes sagst, werde ich mir den Text dann nun vornehmen, was eine Weile dauern könnte.


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BlueNote
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Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag25.02.2015 09:04

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Prosa, Feedback! Hmmmm ... Hier würde ich diesen Artikel lieber nicht sehen! Vielleicht verschieben (in "Auf ein Wort")?

Guten Morgen EWJoe!

Zunächst fragte ich mich beim Lesen, was dieser Text eigentlich sein soll/will. Ein journalistischer Artikel, der in einer Zeitschrift erscheinen könnte? Dafür ist er zu unsachlich und umgangssprachlich formuliert. Vielleicht ein Leserbrief. Aber mit einem Leserbrief sind ja keinerlei literarische Anforderungen verbunden. Eine Rede? Dafür ist der Text zu wenig allgemeingültig. Es ist lediglich eine Meinungsäußerung, für die ich mir keinen Rahmen vorstellen kann. Nicht einmal hier im Prosa/Feedback.

In deinem Text stören mich, wenn es sich um einen seriösen Artikel handeln sollte, schon einmal die umgangssprachlichen Formulierungen wie
Zitat:

Klar doch!
Klar tönt es hier gleich wieder laut von rechts außen
um ihren Dreck dort straffrei ins Netz zu exkrementieren
Wahrscheinlich würden wir uns gegenseitig noch immer mit Bananen bewerfen
Stimmt schon,
durchgehen lassen
Na ja, wohl nichts als ein frommer Wunsch
Nun ja, das war einmal

Dann diese pseudowissenschaftlichen Begründungen, die deiner These (eigentlich der Antithese) ein Fundament bauen wollen, dann aber doch ziemlich oberflächlich sind:
Zitat:

Es dürfte wohl eine Urangst sein, die unsere Art befällt
Wahrscheinlich würden wir uns gegenseitig noch immer mit Bananen bewerfen
m Übrigen ist das auch ein Verhalten, das bei einigen Urvölkern beobachtet wurde.
... und einige Beispiele aus der Geschichte

Dann die ganzen unglücklich formulierten Sätze
Zitat:

Wohl aber bekennen wir uns zur Individualität (bekennen ist hier wirklich nicht das richtige Wort)
Der millionenfache Aufschrei zeigt
meldet die Magengrube laut tönend
In den USA kann das Recht auf freie Meinungsäußerung nahezu grenzenlos ausgeübt werden (das Recht kann ausgeübt werden?)

und die subjektiven Bemerkungen und immerzu Bewertungen und geäußerte Eigenmeinung.

Auf die eigentliche These, dass die Meinungsfreiheit in bestimmten Bereichen eingeschränkt werden soll (Kernfrage: Meinungsfreiheit über alles?) wird kaum eingegangen. Du bereitest zwar den Boden für eine entsprechende Wendung, indem du dich hauptsächlich zur Meinungsfreiheit bekennst. Was aber dann kommt ist lediglich
Zitat:

Heruntergebrochen auf die Ebene des Schreibens sehe ich für mich das Recht auf freie Meinungsäußerung als hohes Gut, die es zwar zulässt, dass jedes Thema behandeln werden darf, aber dort endet, wo die Würde eines Menschen verletzt wird. Die Würde eines Menschen richtet sich aber nicht an persönliche Befindlichkeiten Einzelner aus, sondern ist eine (oft unausgesprochene) gesellschaftliche Norm.

was wirklich herzlich wenig ist. Der Artikel schließt mit dem Satz
Zitat:

Zugegeben, schwierig und auch ziemlich gummiartig

der den ganzen Text nicht besser zusammenfassen kann: Umgangssprachlich, wenig fundiert und in seiner Aussage "gummiartig". Die freie Meinungsäußerung ist ein hohes Gut, soll aber eingeschränkt werden. Auf das Wie und Wo wird wenig eingegangen und auf die daraus resultierenden Konsequenzen gar nicht.


Deswegen meine konstruktiven Vorschläge:

Journalistische Artikel (z.B. FAZ) lesen und zu einem journalistischen Stil finden
Eine These klarer verfolgen und nicht zu 90 % die Gegenthese (Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut) ausführen
Subjektives weglassen und auf Bewertungen möglichst verzichten
Umgangssprachliche Elemente unbedingt vermeiden (vor allem Kraftausdrücke)
Wissenschaftliche Thesen besser recherchieren
Besser auf den Punkt kommen
Einen Schlusssatz wählen, der das vorher Geschriebene nicht in Frage stellt, sondern die These noch einmal zusammenfasst, also tatsächlich einen Schlusspunkt setzt und nicht alles offen lässt.
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EWJoe
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Beitrag25.02.2015 10:07

von EWJoe
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Hallo,

danke für Eure Kritik. Gerade mit den letzten drei Kritiken (Jack, Slaavik und BN) kann ich etwas anfangen.

Ich fasse mal Eure Bedenken zusammen:

Die Textart - Zuordnung fehlt.
Zuviele Themen zu einer wenig strukturieren Soße verrührt. (Strukur: These, Argumentation, Ergebnis)
Argumentation muss klarer werden, ist damit unzureichend. Zu ungenau. Pseudowissenschaftlich.
Der Text ist manipulativ. (zudem auch mit einigen mundartlichen Passagen, die ein derartiger Text nicht haben sollte)
Konsequenter Abschluss fehlt.


Eine ganze Menge. Nicht alle Detail-Aussagen teile ich, aber die Argumentationslinie macht Sinn. Im Lichte dieser Aussagen habe ich mir meinen Text nochmals durchgelesen. Besonders das Manipulative stimmt leider auffällig.
Das ist für mich persönlich der schlimmste Punkt und er geht Hand in Hand mit der weinig wissenschaftlich fundierten Argumentationslinie  => These, Antithese, Argumentation, Ergebnis, wenngleich ein korrekter Artikel, solcher Art, auch immer einen manipulativen Charakter hat. Zumindest lässt man dem Leser die Schlussfolgerungen, gelenkt in die beabsichtigte Richtung, selbst treffen.

Schlussfolgerung für mich: Ab in die Werkstatt!

Danke nochmals.


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gold
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Beitrag25.02.2015 10:39

von gold
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Hallo EWJoe,

zunächst ein unsachliches Feedback:
Du sprichst mir aus der Seele. Vor allem die Gedanken, die du in dem Absatz
Zitat:
Kritik muss wohl erlaubt sein, es muss der Atheist dem Religiösen durchaus mitteilen können, warum er seinen Glauben nicht teilt, ohne gleich eine Fatwa oder ähnliches erfahren zu müssen. Allerdings muss diese Kritik auf einer möglichst sachlichen Ebene passieren. Das entblöste Hinterteil Mohameds mit bissig blöden Kommentaren ist das jedenfalls nicht.
In der Beziehung kann ich nur sagen: „Je ne suis pas Charlie“, wohl aber stehe ich voll hinter den Opfern des Terrors, die man ihres Grundrechts auf Unversehrtheit und Leben beraubt hat.

Eine andere Meinung muss man nicht teilen und Kritik daran zu üben muss allemal erlaubt sein, doch ist es die Form in der dies passiert, die dem Anderen keinen gleichberechtigten Platz einräumt.


ausführst, könnten von mir stammen.

Charlie Hebdo karikiert Religionsstifter. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber die Art und Weise der Darstellung der Karikaturen ging in einigen Fällen unter die Gürtellinie (manches Mal im wahrsten Sinne des Wortes). Für mein Empfinden wirkten sie wie eine Verhöhnung.
Ich denke, gerade das Thema Religion ist ein sehr sensibles Thema.
Insbesondere bei benachteiligten Minderheiten, für die die Religion u.U. dadurch eine zentrale Bedeutung hat, indem sie die Funktion der Identitätsstiftung, sowie des Gebens von Halt und Sinn übernimmt, vor allem in einer Gesellschaft, deren Umgang mit diesen Minderheiten nicht dazu dient, Menschen das zu geben, was sie brauchen: Wertschätzung und Anerkennung und dies umso mehr, als es sich bei einem Großteil dieser Population um Nachfahren von Menschen mit Traumatisierungen handelt (erfahren durch die Kolonialisierung in Nordafrika).


Eine Kritik zum Stil: Ich empfinde deine Ausführungen an manchen Stellen etwas polemisch. Kann das sein, dass der Gaul ab und zu mit dir durchgeht? Bei diesem Thema könnte ich das sehr gut nachvollziehen.

LG gold


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EWJoe
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Beitrag25.02.2015 11:32

von EWJoe
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Servus gold,

vielen Dank für Deine Antwort.

Zitat:
Eine Kritik zum Stil: Ich empfinde deine Ausführungen an manchen Stellen etwas polemisch. Kann das sein, dass der Gaul ab und zu mit dir durchgeht? Bei diesem Thema könnte ich das sehr gut nachvollziehen.

Wie recht Du hast!

Der Text wollte einfach mal raus, mir ging das "Je suis Charlie" schon mächtig auf den Geist, obwohl es mir nicht hauptsächlich darum ging. Ich wollte den Bogen weiter spannen, habe ihn aber, wie ich sehe, eher zerbrochen.
Mir ging es da um den prinzipiellen Umgang zwischen Menschen einer Gesellschaft (welcher Art auch immer: Staat, Land, Ort, Forum, Schulklasse, usw ). Kritik, darf scharf sein, muss dem anderen aber die Würde lassen.

LG
Joe


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stefka
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Beitrag25.02.2015 23:15

von stefka
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Hallo EW Joe,
die Überschrift Deines Textes hat mich neugierig gemacht und das in Ansätzen auch zurecht. Auch ich habe mich sehr über das Thema Charlie Hebdo aufgeregt und mich genötigt gefühlt, darauf schriftlich zu reagieren.
In der Tendenz sehe ich in Dir einen Gesinnungsgenossen, doch ist mir Dein Text zu brav und nicht radikal und provokativ genug. Falls das Deine Intention war --- so bringst Du, glaube ich, die Wenigsten zum Nachdenken.

Bei mir war es so, dass ich beim Arzt neulich den Spiegel las und mir dieser Charlie Hebdo Artikel unterkam. Seine Wirkung entfaltete er erst später, so dass ich mich nächtens im Bett voller Adrenalin von einer Seite auf die andere und einen bösen Leserbrief ent-warf, den ich dem Spiegel schicken wollte. Zu diesem Behufe fuhr ich am nächsten Morgen nochmal in die Praxis, um mir die Artikelnr. des Artikels abzuschreiben.(Im Netz habe ich das nicht rausbekommen) Da sah ich, dass der Spiegel von vorletzter Woche  und mein Leserbrief somit hinfällig war.

Damit er nicht gänzlich ungelesen bleibt, füge ich ihn hier an, ohne damit Deinen Faden okkupieren zu wollen... sozusagen so, wie man im Lyrik- Feedback auf ein Gedicht mit einem Gegengedicht antwortet...

                             LG   stefka

Wer sehenden Auges jemanden immer wieder provoziert, der dafür bekannt ist, dass er keinen Spaß versteht und gewalttätig ist, der handelt ohne emotionale Intelligenz, egal aus welchen hehren und idealistischen Motiven. Heißen diese Motive dann aber(Rede)Freiheit und Demokratie, sollte man sich wirklich fragen, was sie in diesem Falle wert sind. Wer die Werte anderer ständig mit Füßen tritt und dann bei einer quasi ins Kalkül gezogenen extremen Reaktion entrüstet aufschreit und vom Angriff auf seine eigenen Werte krakeelt, der macht sich nur unglaubwürdig und zeigt eine beschämende Doppelmoral.

Geht es um Frieden und Toleranz unter den Völkern oder darum, dass man im Namen von Freiheit und Demokratie alles darf? Sind wir immer noch so ignorant, borniert und dumm, zu denken, dass wir "besser" sind und anderen unsere Art aufzwängen und überstülpen können, so wie die Amerikaner im Irak Demokratie installieren wollten ?

Die Karikaturisten dieser Welt sollten mit ihrem Spott über die Systeme mit ihren Menschen darin herziehen, denen sie selbst entspringen. Wenn andere Kulturen nicht empfänglich für diesen Auswuchs der Zivilisation sind, bleibt ihnen auch alles positive daran verwehrt und verkehrt sich ins negative. Sollen denn Hass und Verachtung geschürt werden im Namen von Freiheit und Demokratie ?

Die französischen Karikaturisten wurden Opfer einer flächendeckenden, westlichen Haltung, die schon lange jedes  Maß überschritten hat und in einer Art Betriebsblindheit stecken geblieben ist. Und wir fragen uns allen Ernstes, wie eine vernünftige Terrorismusprävention aussehen soll...
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meerenblau
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Beitrag26.02.2015 00:12

von meerenblau
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Eigentlich wollte ich mich zu dem Thema nicht äußern, aber nachdem ich die letzten Einträge gelesen habe, möchte ich doch zwei Sätze schreiben:

Ich bin nicht Charlie, aber ich finde es unerträglich, wenn gewisse Leute aufgrund ihrer eigenen schwachsinnigen Befindlichkeiten meinen, Todesurteile verhängen und vollstrecken zu dürfen.

WER ZUERST GEWALT ANWENDET, IST EIN ARSCHLOCH!
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Jack Burns
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Beitrag26.02.2015 00:42

von Jack Burns
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Hallo EWJoe,

Ich sehe die Polemik gar nicht so sehr als Problem. Du kannst ja festlegen, welchen Stil Du verwenden willst. In einer Kolumne erwarte ich geradezu Übertreibungen. Ich möchte spüren, dass hinter einer Meinung auch Leidenschaft steht, der Wille darum zu kämpfen und nicht vor dem ersten Gegenargument einzuknicken.

Es sollte aber, sorry für die Wiederholung, faktisch sauber untermauert werden.
Ich habe, übrigens beim ersten Lesen gar nicht verstanden, welche These du jetzt vertrittst - pro oder contra unbegrenzter Freiheit.
Kann an meiner Auffassungsgabe liegen. Ich schiebe es lieber auf die wirre Struktur des Textes.

Heute habe ich in den Nachrichten gehört, dass im Iran eine Wettbewerb mit Holocaust-Karikaturen stattfand. Da gab es aber Proteste aus der freien Welt.
Man könnte anführen, dass wenigstens keine "Gegenanschläge" stattfinden, aber mich widert diese Doppelmoral trotzdem an. Dabei ist es so einfach. Selbst mein Falafel-Verkäufer kriegt das Prinzip auf einen Satz gekürzt: Willst du Respekt, dann musst du mir Respekt zeigen.

Für mich gibt es da auch beim Umgang mit Religion und Kultur einen deutlichen Unterschied zwischen dem privaten Bereich und der Öffentlichkeit.
Ich mach auch gerne provokative, geschmackslose Scherze. Eine katholische Bio-Studentin habe ich mal gefragt, ob sie keine Angst hat, in die Hölle zu kommen. Die war sauer und hat nie wieder mit mir geredet. Ob das nun geschickt oder wirklich lustig war, möchte ich gar nicht erörtern.Wenn ich einen dicken Hooligan, ohne Not auf der Straße anpöbele, kriege ich aufs Maul. Da würde mir jeder ein Vogel zeigen, wenn ich mich hinterher beschweren. Der entscheidende Punkt: Die Folgen blieben auf zwei Personen begrenzt.
In einer Zeitschrift kann eine Beleidigung Millionen Leser erreichen, durch das Internet noch viele mehr. Vielleicht haben es einige Old-School Journalisten nicht auf dem Schirm, dass die mediale Globalisierung zu nicht vorhersehbaren Resonanzen ihrer Kritzeleien führt. Man kann nun mal nicht mit jedem auf der gleichen zivilisatorischen Stufe diskutieren.

Vielleicht brauchen wir in den demokratischen Staaten auch, die Bestätigung, wie gut wir es haben, mit unserer Meinungsfreiheit.
Dass Proteste und Meinungsumfragen zu keiner Zeit etwas an grundlegenden Entscheidungen unserer Regierung verändern, wird dabei übersehen. Oder verdrängt. So kann man Kritik am System auch gut abschmettern: Klar dürft ihr sagen, was ihr denkt - es interessiert uns bloß nicht. Die handfesten Reaktionen auf Proteste der Occupy-Bewegung oder Globalisierungskritiker zeigen ein ganz anderes Bild von unserer Freiheit.
Aber wenigstens dürfen wir Karikaturen über Moslems zeichnen. Hurra!

Im Übrigen, sehe ich solche Attentate auch gar nicht als "Angriff auf unsere Freiheit". Für mich sieht das aus, als hätten diese Täter ähnliche psychische Probleme, wie manche der Schul-Massakrierer. Die haben sich nur ein anderes Hass-Objekt gesucht. Wenn es diese Zeitschrift nicht gäbe, hätten sie vielleicht eine Schule in die Luft gejagt. Irgend etwas findet man immer, wenn der Frust heraus will. So manche Männer bauen das über Jahre an ihren Frauen ab und umgekehrt.

So. Das ist jetzt auch etwas wirr geraten, aber es ist auch nur ein Kommentar.
wollte nur irgendwie loswerden, dass dein Text, trotz kritisierter Konzeptschwäche auf jeden Fall zum Denken und Hinterfragen anregt.

Grüße
Martin


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Slaavik
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Beitrag26.02.2015 01:24
Re: Meinungsfreiheit über alles?
von Slaavik
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EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Meinungsfreiheit über alles?


Eine Frage als Titel, die im Text dann nicht wirklich behandelt, oder ausführlich beantwortet, wie BlueNote es bereits angemerkt hat

Der ganze Absatz ist als Einleitung ziemlich unbrauchbar. Alleine schon weil er nicht zum nächsten Absatz führt. Aber auch dies wurde ja bereits angemerkt. Also will ich nun einmal diesen Absatz genauer betrachten.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Unsere Vorfahren haben unser Recht auf freie Meinungsäußerung mit Tränen, Schweiß und Blut erstritten. Mit Recht ist das ein hohes Gut, eine ganz wesentliche Errungenschaft unserer Gesellschaft, das es auch zu verteidigen gilt. Damit verbindet sich auch unser Demokratieverständnis, das feudalen Systemen über Jahrhunderte hinweg abgerungen wurde, bis unsere Demokratien entstanden.


Unsere Vorfahren ist da viel zu allgemein gehalten. Denn sie werden schließlich ebenso gegen unsere Vorfahren gekämpft haben. Zudem impliziert der ganze Absatz, dass die letzten Jahrhunderte, immer nur von er Masse, für Meinungsfreiheit und für Demokratie gekämpft wurde.

Sehen wir uns doch einmal ein geschichtliches Beispiel an. Nehmen wir zuerst einmal die Bundschuh-Bewegung. Kämpften sie für Meinungsfreiheit? Auch wenn die Gründe von Ort zu Ort sicherlich Unterschiede hatten, kann ich jedoch keinen Kampf für Meinungsfreiheit finden. Sie kämpften vorangig gegen die Leibeigenschaft. Und das sollte man in diesem Zusammenhang nicht unter den Tisch fallen lassen, Juden waren mal wieder ein beliebtes Opfer.

Ein weiteres populäres Beispiel wäre wohl die Deutsche Revolution von 1848. Auch hier war dich Masse der Menschen nicht völlig einig, über die Ziele die sie erreichen wollten. Aber ich denke, die durchsetzung des Liberalismus dürfte als Ziel in einer allgemeinen Übersicht ausreichen. Was als Beispiel für den Kampf für mehr Freiheit wohl ausreichen sollte. Sie schlug übrigens fehl und führte zu massenhaften Auswanderungen gen Übersee.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Wohl aber bekennen wir uns zur Individualität, die, anders als z.B. in Asien, ebenso einen hohen Stellenwert besitzt.


Und deine Beweise dafür sind? Denn so ist es nichts weiter als eine Behauptung.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Kritik muss wohl erlaubt sein, es muss der Atheist dem Religiösen durchaus mitteilen können, warum er seinen Glauben nicht teilt, ohne gleich eine Fatwa oder ähnliches erfahren zu müssen.


Mir scheint, dir ist nicht so ganz klar, was eine Fatwa darstellt, oder dass es zum Thema Atheisten bereits einige gibt.

Atheisten werden alle im Höllenfeuer schmorren.
http://islamfatwa.de/aqidah-tauhid/16-unglaube-kufr-polytheismus-schirk/1294-atheismus-erlaeuterung-u-urteil
Man sollte auf keinen Fall einen Atheisten heiraten.
http://islamfatwa.de/soziale-angelegenheiten/153-verlobung-a-ehe/verlobung-a-eheschliessung/nicht-muslimische-frauen-heiraten
Wenn der Ehepartner vom Glauben abfällt ist die Ehe übrigens ungültig.
http://www.islaminstitut.de/Anzeigenvon-Fatawa.43+M56a72c54823.0.html
Und zum Abschluss sind Atheisten, ich zitiere: Diese sind die übelsten Ungläubigen der Menschheit, die am schlimmsten Abirrenden, die am meisten im Schirk verwickelt sind und am meisten missgeleitet.
http://www.diewahrereligion.eu/fatwah/?p=640

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Im finstersten Mittelalter, so um 1000, war es die islamische Welt, wo dort die Toleranz eine Heimat fand und die blutrünstigen Fundamentalisten christliche Banner trugen. Wissenschaft und Kultur waren damals Teil der arabischen Welt, während Europa in geistiger Erstarrung lag.


Ah, dann war das Massaker von Granada im Jahr 1066, also nur ein Ausdruck der Toleranz?

Ich möchte dich übrigens auch auf ein paar Beispiele aufmerksam machen, dass Islam und Rechts, sich nicht wirklich diametral gegenüberstehen.

Da wäre ja nur einmal SS Gruppenführer Karl Wolff zu nennen. Ist noch einige Wochen vor seinem Tod zum Islam übergewechselt. Seine Tochter bereits einige Jahre vorher und war eine fleissige Anhängerin des politischen Islams. Ihr Glaubenbekenntnis wurde übrigens abgenommen von Ibrahim Gacaoglu, der sich 1942 der Wehrmacht angeschlossen hat und welcher auch Teil der Gründung des Geistliche Verwaltung der Muslimflüchtlinge in der Bundesrepublik Deutschland e. V. gewesen ist. In welchem die meisten, wenn nicht sogar alle, Mitglieder ehemalige Angehörige der Wehrmacht und der Waffen SS gewesen sind.

Und wer erinnert sich nicht an die "Neubeurteilung des Holocaust – Globale Perspektiven" in Teheran 2006? Da waren so einige Rechte nach Teheran gereist, welches schließlich in der Islamischen Republik Iran liegt. Wer also sagt, Islam und Rechts sind sich spinnefeind, oder stehen sich diametral gegenüber, macht es sich am Ende vielleicht ein wenig zu einfach. Aber dies nur einmal an Anmerkung.

Zum Thema selbst werde ich mich nicht äußern, vorallem nicht hier.


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Bonvolu alsendi la pordiston? Lausajne estas rano en mia bideo! And I think we all know what that means.

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Lotta
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Beitrag26.02.2015 10:08
Re: Meinungsfreiheit über alles?
von Lotta
Antworten mit Zitat

Hallo EWJoy,

viel wurde bereits geschrieben, ich möchte mal trotzdem anmerken, worüber ich gestolpert bin.
Sprachlich finde ich den Text zum Teil gelungen, aber wie bereits angemerkt, stören mich zum Beispiel die Kraftausdrücke, was den Text verurschtelt.
Emotionen - ja! Provokation - ja!

Ich versuch´mal mit einer Provokation:
"Die mainstream-Medien lügen." Ich versuch mal auch im Text zu provozieren.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Meinungsfreiheit über alles?

Unsere Vorfahren haben unser Recht auf freie Meinungsäußerung mit Tränen, Schweiß und Blut erstritten.
Viel zu allgemein.

 Mit Recht ist das ein hohes Gut, eine ganz wesentliche Errungenschaft unserer Gesellschaft, das es auch zu verteidigen gilt.
Dieses Gut gibt es schon lange, lange nicht mehr.

 Damit verbindet sich auch unser Demokratieverständnis, das feudalen Systemen über Jahrhunderte hinweg abgerungen wurde, bis unsere Demokratien entstanden. Alle Menschen sind, zumindest vom Prinzip her, in ihren Rechten gleich. Wohl aber bekennen wir uns zur Individualität, die, anders als z.B. in Asien, ebenso einen hohen Stellenwert besitzt.
Milliarden Asiaten besitzen keine Indivitualitäten?

Somit erkennen wir (leider oft nur vom Prinzip her) an, dass wir wohl alle gleich in Rechten und Pflichten, aber doch unterschiedlich in den verschiedenen Ausprägungen unseres Menschseins sind.
Wer sind wir alle? Welches sind die Rechte und Pflichten? Welches Menschsein? Welche unterschiedlichen Ausprägungen?

Die jüngsten Ereignisse, allen voran der blutige Terrorakt gegen die Redaktion von Charlie Hebdo, haben zu Recht unsere Empörung hervorgerufen. Es ist gänzlich unakzeptabel, dass Gewalt, erst recht in dieser ultimativen Art (ultimativ klingt mir zu seicht), als zulässige Ausdrucksform der Kritik Verwendung findet. (Wer lässt das zu oder könnte das zulassen?) Und zwar ohne Wenn und Aber! Der millionenfache Aufschrei zeigt unsere grundsätzliche Haltung gegen diesen barbarischen und unmenschlichen Akt des Terrors. Leider wurde und wird das Ganze auch von Gruppierungen des rechten Randes benutzt, um ihre Phobien zu rechtfertigen, was an widerlicher Verlogenheit wohl kaum noch zu toppen ist. Schließlich ist Charlie Hebdo dem linksliberalen (atheistischen) Lager zuzurechnen und somit der natürliche Feind der Rechten. Stimmt das, dass die Rechten davon profitieren?

Dennoch, nachdem die allererste Betroffenheit abgeklungen ist, sollten wir uns (wieder) der ganz wesentlichen Frage „Darf wirklich alles öffentlich ausgedrückt werden, was auch irgendwie ausgedrückt werden kann?“ stellen.
Ja, darf es. Meinungsfreiheit.

Zunächst mag man hier das Argument „das Recht auf freie Meinungsäußerung“ ins Feld führen. Ja, dafür haben frühere Generationen Unbeschreibliches erduldet, haben es weltlicher und kirchlicher Gewalt abgetrotzt. „Klar doch! Und ohne Wenn und Aber!“, meldet die Magengrube laut tönend.
In den USA kann das Recht auf freie Meinungsäußerung nahezu grenzenlos ausgeübt werden und Rechtsradikale aus Europa nutzen dies aus, um ihren Dreck dort straffrei ins Netz zu exkrementieren.
In den USA gab es noch nie das Recht auf freie Meinungsäußerung. Das Gegenteil ist der Fall. Die gucken ganz genau, was Europa tut und was die ins Netz gestellt bekommen. Und die reagieren ganz schnell. Dass der "rechtsradikale Dreck" aus Europa kommt, wage ich zu bezweifeln.

Hört man genauer hin vernimmt man doch, viel zarter zwar, etwas andere Stimmen. Unsere Gesellschaft bekennt sich zur Individualität, zum Anderssein und zum gemeinsamen Miteinander. Klar tönt es hier gleich wieder laut von rechts außen: „Sozialromantik, Utopie, funktioniert nicht!“ und Schlimmeres. Zugegeben, die Realitäten im Zusammenleben der unterschiedlichen Gruppierungen gestalten sich oft schwierig. Oftmals entzünden Alltagsreibereien, im Klima  gegenseitiger Intoleranz, den Funken des Hasses, der schnell danach trachtet dem Gegner seines Menschseins zu berauben.
Die Sache ist viel ernster, als dass sie  "viel zarter" ist. Und so doof sind die Rechten nu auch wieder nicht.

Fremdenfeindlichkeit, welches Mäntelchen sie sich gerade auch umhängt, sieht immer die Anderen als eine Bedrohung. In jedem von uns, sind solche Instinkte abrufbar.
Nee, bei mir niemals.
 
Es dürfte wohl eine Urangst sein, die unsere Art befällt und ihre Wurzel steckt schon lange, vor der Menschwerdung, im Sumpf der Vergangenheit. Jede Art, die sich in Sippen oder Gruppen formiert und ein gewisses Gebiet beansprucht, verteidigt dieses.
An mir ist die Urangst wohl vorbei gegangen.

Die Bedrohung kommt dann oft von außen, von anderen Gruppen, die das eigene Gebiet erobern möchten.

Je mehr sich die Intelligenz der jeweiligen Art steigerte, desto eher war sie in der Lage regelrecht Kriege zu führen. Bei Schimpansen wurde das häufig beobachtet. Sie führen Vernichtungskriege gegen Nachbargruppen und rotten diese aus, indem sie die Männchen töten und die Jungtiere verspeisen. Nur die jüngeren Weibchen der vernichteten Gruppe werden in die eigene Gruppe aufgenommen.
Also bitte mal - ich möchte mit keinem Schhimpansen auf dieser Welt verglichen werden. Laughing
Im Übrigen ist das auch ein Verhalten, das bei einigen Urvölkern beobachtet wurde. Historische Völker (siehe auch altes Testament) haben immer wieder Nachbarvölker vernichtet, um an das Land und die Nahrungsresourcen zu kommen. Einen Konkurrenten konnte man da nicht gebrauchen.
Versteh ich gut.

Darauf basieren diese Urinstinkte und sind wohl auch nicht so einfach ausschaltbar, außer man zähmt sie durch eine entsprechende Erziehung und durch positive Beispiele. Bildung hat hier eine zentrale Bedeutung, nur durch sie ist es möglich das Unterschiedliche zu überbrücken. Nein, ganz im Gegenteil - die Intellegenz ist es, die Kriege schürt. Sie muss allerdings auch die Grundwerte unserer Gesellschaft klar vermitteln, sie als das gemeinsame Minumum darstellen, wo Menschenrechte und Grundrecht eine ganz zentrale Rolle spielen sollten.
Die Geschichtsschreibung beweist das Gegenteil.


Andere Kulturen können durchaus bereichern. Was wäre unsere Existenz, wenn wir nur das Resultat der Kultur einer Sippe wären. Wahrscheinlich würden wir uns gegenseitig noch immer mit Bananen bewerfen, obwohl unsere äffische Verwandtschaft keineswegs so friedfertig ist, wie wir dies früher oft geglaubt hatten.
Der Vergleich hinkt.


Drängt man wieder die lauten Töne in den Hintergrund, dann flüstern die leisen Stimmen so ähnlich wie:
„Wenn wir unterschiedlich sind und zusammenleben wollen, dann ist gegenseitiger Respekt erforderlich. Der kann nicht darin bestehen, dass Kritik im Herabwürdigen des Anderen besteht, noch kann er darin bestehen, Toleranz zu heucheln und sie zuerst einmal von den Anderen, in Form von bedingungsloser Unterordnung, einzufordern.“
Bis in die Achtziger Jahre habe ich persönlich erlebt, dass wir Deutschen in Polen und Tschechien als Faschisten beschimpft wurden. Doch keiner der Beschimpften hat danach Polen oder Tschechien beschossen.
Mittlerweile fühle ich mich sauwohl dort (in Polen), wir kommunizieren mit Händen und Füßen und haben echt Spaß, zumal man sich mittlerweile kennt. Manche sind unfreundlich, aber wenn ich sehe, wie manch Deutscher dort auftritt, aber ok...


Kritik muss wohl erlaubt sein, es muss der Atheist dem Religiösen durchaus mitteilen können, warum er seinen Glauben nicht teilt, ohne gleich eine Fatwa oder ähnliches erfahren zu müssen. Allerdings muss diese Kritik auf einer möglichst sachlichen Ebene passieren. Das entblöste Hinterteil Mohameds mit bissig blöden Kommentaren ist das jedenfalls nicht.
In der Beziehung kann ich nur sagen: „Je ne suis pas Charlie“, wohl aber stehe ich voll hinter den Opfern des Terrors, die man ihres Grundrechts auf Unversehrtheit und Leben beraubt hat.

Eine andere Meinung muss man nicht teilen und Kritik daran zu üben muss allemal erlaubt sein, doch ist es die Form in der dies passiert, die dem Anderen keinen gleichberechtigten Platz einräumt.
Wo in dieser Welt gibt es Gleichberechtigung?
 

Vergessen wir nicht, dass am Anfang der schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte auch nur Worte standen! Nun hatten die Nazi-Texte eine ganz andere Gefährlichkeit und sie hatten sicherlich mehrere Eskalationsstufen hinter sich. Diese verbalen Bestialitäten sind natürlich nicht  mit den verschiedenen (europäischen) Schmähschriften, die heute existieren, zu vergleichen, aber auch die Nazi-Texte hatten ihre weniger radikalen Vorläufer, auch Schmähschriften, die sich immer mehr radikaliesierten, da keine ausreichende gesellschaftliche Kraft existiert hatte, die dem Einhalt geboten hätte.
Speziell Wien hatte hier, unter und mit dem legendären Bürgermeister Lueger, eine üble Rolle gespielt.
 Am Anfang war das Wort und am Ende stand Auschwitz!
Julius Streicher bekam den "Stürmer" größtenteils von den Amerikanern, Engländern u.e.m. finanziert und diktiert. Das waren beileibe keine netten Alliierten.

Hier geht es mir nicht in erster Linie um den Konflikt Religiöse gegen Atheisten, sondern viel allgemeiner, wie man mit dem Gegenüber umgeht. Aber der besagte Konflikt ist im Lichte der jüngsten Ereignisse in den Vordergrund gerückt.
Nein, es geht am Allerwenigsten um die Relligionen.

Ein Zitat (eher willkürlich ausgewählt) setze ich hier exemplarisch in den Raum.
Zitat von Michael Schmidt-Salomon :
Führt man sich vor Augen, wie vehement "Ungläubige" in den Grundlagenschriften der Religionen verunglimpft werden, wirken sämtliche Religionssatiren, die in den vergangenen Jahrzehnten veröffentlicht wurden, wie harmlose Späßchen. Bei Licht betrachtet hätten religionsfreie Menschen also weit triftigere Gründe, sich in ihren weltanschaulichen Gefühlen verletzt zu sehen. Offenkundig jedoch sind ihre weltanschaulichen Empfindungen weit weniger verletzungsanfällig als religiöse Gefühle. Sollte man also Rücksicht auf die besondere Befindlichkeit der Gläubigen nehmen? Keineswegs, denn das würde das Krankheitsbild nur noch verschlimmern.

Ein kluger Mann.

Stimmt schon, in praktisch allen sogenannten Heiligen Schriften gibt es widerliche Passagen, die uns Ungläubige zu Vogelfreien sogar zu Untermenschen degradieren, die der weltlichen, zumindest aber der jenseitigen Vernichtung anheim fallen müssen. Ein Umstand der durchaus zurecht, wie ich meine, kritisiert wird. Besonders, wenn Personen, geistig im finstersten Mittelalter verharrend, im 21 Jahrhundert diese Texte Buchstaben für Buchstaben verstehen und auch so agieren, hört sich jede Toleranz und erst recht jeder Respekt auf.
Die sind nicht geistig im Mittelalter verblieben. Das sind oft schlaue Köpfe, die genaue Ziele verfolgen.

Aber kein ernst zu nehmender Theologe wird heute eine wortwörtliche Interpretation der Schriften durchgehen lassen. Altes und Neues Testament, sowie der Koran sind Bücher, die sich an Personen der Antike bzw. des frühen Mittelalters richteten, mit einem Gottesbild, das den damals üblichen Feudalherren nachempfunden ist. Ich meine, dass diese Werke dringend einer Überarbeitung in die Sprache und Denkweise unserer Zeit bedürfen. (Welche Denkweise unserer Zeit?) Na ja, wohl nichts als ein frommer Wunsch, allein wenn man bedenkt, wie sehr sich der Klerus windet und die Gleichberechtigung der Frau im 21 Jahrhundert noch immer verweigert. Der Verdacht liegt nahe, dass unsere Fundis doch nicht so weit entfernt sind.

Im finstersten Mittelalter, so um 1000, war es die islamische Welt, wo dort die Toleranz eine Heimat fand und die blutrünstigen Fundamentalisten christliche Banner trugen. Wissenschaft und Kultur waren damals Teil der arabischen Welt, während Europa in geistiger Erstarrung lag. Nun ja, das war einmal. Dennoch sind Muslime unserer Zeit nicht unter dem Generalverdacht zu stellen, böse, blutrünstige IS-Fundis zu sein. Die allermeisten wollen einfach, wie wir in Frieden leben, und zwar hier in Deutschland und Österreich.

Ich meine, dass das Grundgesetz, besonders die Artikeln 1 bis 5, wunderbare Regeln sind, die vernünftiges Zusammenleben gewährleisten. Eigentlich sind es Selbverständlichkeiten in einer Demokratie, aber gerade deshalb sind diese Regeln so wertvoll und ein ganz hohes Gut.
Grungesetze sind geduldig, auf dem Papier.

Heruntergebrochen auf die Ebene des Schreibens (Was ist heruntergebrochen?) sehe ich für mich das Recht auf freie Meinungsäußerung als hohes Gut, die es zwar zulässt, dass jedes Thema behandeln werden darf, aber dort endet, wo die Würde eines Menschen verletzt wird. Die Würde eines Menschen richtet sich aber nicht an persönliche Befindlichkeiten Einzelner aus, sondern ist eine (oft unausgesprochene) gesellschaftliche Norm. Zugegeben, schwierig und auch ziemlich gummiartig.
"Würde" ist ein ganz großes Wort. Würde kann nie gummiartig sein, weil es etwas ganz persönliches ist. Die Gesellschaft war und ist kaum in der Lage, dieses Wort zu definieren, geschweige sie zu formulieren und schlussendlich zu schützen. Individualität ist vielfach. Wo fängt Würde an, wo hört sie auf? Um den Bogen zu spannen - ich sehe keine Verletzung von Würde in dem Fall "Charlie Hebdo".


Ich befasse mich neben der main-stream auch mit der alternativen Berichterstattung, habe also mehrere Darstelungen auf dem Schirm.

Aber zuerst - so viel ich auch im Netz forsche, ich finde keine Bilder vom blutigen Tatort. 12 durchsiebte Menschen, es müsste ein Meer von Blut geben.
Das gro der Presse stürzt sich immer auf Sensationen, und hier? Wo gibt es Interviews mit Hinterbliebenen? Beerdigungen, die Paparazies aus dem mobilen Würstchenstand schießen?

Sind Islamistische Terroristen so doof, dass sie mit einem Auto mit leerem Tank anrauschen? Vollkommen Kopflos durch die Stadt fahren, hier mal ein Auto klauen, dort mal schnell den Polizisten erschießen, der dritte Mann im Supermarkt rumballert - und natürlich vorher fragt, wer´ne andere Religion hat -, um dann erneut rumzuballern?

Wie schwer muss sich der Mossad damit getan haben, ein paar Terroristen (?) als so doof zu imitieren? Ich wäre echt beleidigt, wenn die das so mit mir gemacht hätten.

Was/wer steckt denn dahinter? Wen brauchen die Weltmächte geopolitisch? Den Iran, China und Russland. Und wenn da mal recherchiert wird, weiß man evtl, warum "Charlie Hebdo" sein musste. Denn der Iran, China und Russland wackeln noch nicht genug unter der Last der Provokationen. Wenn die sich irgendwann darauf einlassen, na dann gute Nacht.


Liebe Grüße, Lotta

Edit: Was hat China gemacht, als sie merkten, dass die USA die Milliarden-Kredite (Manche sprechen von Billionen) nicht mal ansatzweise zurückzahlen können? Den Geldhahn zugedreht. Was machten daraufhin die USA?: Sie provozierten, zunächst bezichtigten sie Cina der Währungsmanipulation. Usw...
Welche Rolle spielt der Euro gegenüber dem Dollar? Z.B. wollte die Ukraine  den Euro. Jetzt nicht mehr.

Die Zeitschrift verkauft sich mittlerweile Millionenfach, wenn ich dem main-stream glauben kann.
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EWJoe
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Beitrag26.02.2015 11:34

von EWJoe
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Servus stefka,

freut mich, dass Du Dich damit auch auseinander gesetzt hast.
Zitat:
doch ist mir Dein Text zu brav und nicht radikal und provokativ genug. Falls das Deine Intention war --- so bringst Du, glaube ich, die Wenigsten zum Nachdenken.

Mag schon sein, dass man mit mehr Provokation mehr Reaktion erhält, das ginge doch dann an meiner Grundintension vorbei. Provokation verletzt, oft auch vordergründig. Natürlich reizt sie manchen zum Nachdenken, aber oft versperrt sie beim Nachdenken die Sicht auf die Sache, da sie zu impulshaften Gegenreaktion führen. Die Amygdala übernimmt die Alleinherrschaft. Daher sehe ich es hier eher medizinisch geleitet. Die Dosis machts aus.

Natürlich bin ich Dir nicht böse, wenn Du einen eigenen Text postest, solange Du damit keine Beleidigung transportierst - und das hast Du gewiss nicht.
Darauf gehe ich aber nicht im Speziellen ein, Du drückst damit Deine Gedanken aus.
Also war die Dosis Provokation ausreichend, um Dich zu diesem Schritt zu verleiten.

LG
Joe


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Beitrag26.02.2015 11:42

von EWJoe
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Servus meerenblau,

meerenblau hat Folgendes geschrieben:
Eigentlich wollte ich mich zu dem Thema nicht äußern, aber nachdem ich die letzten Einträge gelesen habe, möchte ich doch zwei Sätze schreiben:

Ich bin nicht Charlie, aber ich finde es unerträglich, wenn gewisse Leute aufgrund ihrer eigenen schwachsinnigen Befindlichkeiten meinen, Todesurteile verhängen und vollstrecken zu dürfen.

WER ZUERST GEWALT ANWENDET, IST EIN ARSCHLOCH!


Ganz Deiner Meinung. Für mich ist das aber zu harmlos formuliert, da ein Arschloch auch jemand sein kann, der hinter Deinem oder meinem Rücken blöd redet.

LG
Joe


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Beitrag26.02.2015 16:03

von EWJoe
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Servus Jack,

danke für Dein erneutes Posting.

Jack Burns hat Folgendes geschrieben:
Hallo EWJoe,

Ich sehe die Polemik gar nicht so sehr als Problem. Du kannst ja festlegen, welchen Stil Du verwenden willst. In einer Kolumne erwarte ich geradezu Übertreibungen. Ich möchte spüren, dass hinter einer Meinung auch Leidenschaft steht, der Wille darum zu kämpfen und nicht vor dem ersten Gegenargument einzuknicken.


Keine Sorge, ich bin nicht eingeknickt. Meine Überzeugungen haben sich deswegen nicht geändert, aber ich habe die Einsicht gewonnen, dass der Text für das Feedback nicht reif war.


Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

Es sollte aber, sorry für die Wiederholung, faktisch sauber untermauert werden.
Ich habe, übrigens beim ersten Lesen gar nicht verstanden, welche These du jetzt vertrittst - pro oder contra unbegrenzter Freiheit.
Kann an meiner Auffassungsgabe liegen. Ich schiebe es lieber auf die wirre Struktur des Textes.


Ich neige ein wenig dazu, ein Textmessi zu sein. Von liebgewonnene Formulierungen trennt man sich schwer, obwohl es der Text längst verlangen würde.

Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

Heute habe ich in den Nachrichten gehört, dass im Iran eine Wettbewerb mit Holocaust-Karikaturen stattfand. Da gab es aber Proteste aus der freien Welt.
Man könnte anführen, dass wenigstens keine "Gegenanschläge" stattfinden, aber mich widert diese Doppelmoral trotzdem an. Dabei ist es so einfach. Selbst mein Falafel-Verkäufer kriegt das Prinzip auf einen Satz gekürzt: Willst du Respekt, dann musst du mir Respekt zeigen.


Für mich ein Indiz/Beweis dafür, dass solche Länder jeden Blick für die Sache verloren haben. Israel ist der erklärte Feind vom Iran, was offenbar dort den politisch Verantwortlichen jedes Mittel heiligt. Dass sie auf der anderen Seite selbst die Karikaturen von Charlie Hebdo verurteilen, zeugt zumindest von einer ordentlichen Portion Schizophrenie. Das sehe ich auch so wie Du.

Eine wesentliche Kernaussage, die ich eigentlich transportieren wollte.

Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

Für mich gibt es da auch beim Umgang mit Religion und Kultur einen deutlichen Unterschied zwischen dem privaten Bereich und der Öffentlichkeit.
Ich mach auch gerne provokative, geschmackslose Scherze. Eine katholische Bio-Studentin habe ich mal gefragt, ob sie keine Angst hat, in die Hölle zu kommen. Die war sauer und hat nie wieder mit mir geredet. Ob das nun geschickt oder wirklich lustig war, möchte ich gar nicht erörtern.Wenn ich einen dicken Hooligan, ohne Not auf der Straße anpöbele, kriege ich aufs Maul. Da würde mir jeder ein Vogel zeigen, wenn ich mich hinterher beschweren. Der entscheidende Punkt: Die Folgen blieben auf zwei Personen begrenzt.
In einer Zeitschrift kann eine Beleidigung Millionen Leser erreichen, durch das Internet noch viele mehr. Vielleicht haben es einige Old-School Journalisten nicht auf dem Schirm, dass die mediale Globalisierung zu nicht vorhersehbaren Resonanzen ihrer Kritzeleien führt. Man kann nun mal nicht mit jedem auf der gleichen zivilisatorischen Stufe diskutieren.



Ganz bei Dir. Das Kollektiv reagiert anders, als der Einzelne. Eine Aussage, wo ein Millionen -Volk, -Publikum dahintersteht, hat eine ganz andere Tragweite. Natürlich darf es auch im Privaten mal lustig zugehen, da darf man sich auch mal eine kleine Spitze leisten. Da muss ich mich auch oft an die Zügeln nehmen, schnell entlässt man etwas in den Kreis der Bekannten, was dann jemanden doch hart trifft. Dann denkt man sich: War's denn nötig? Aber im Grunde ist ein bisserl Provokation schon gut, damit Kommunikation überhaupt aufkommt. Daher ist's auch schon mal ok, wenn ein Scherz das auflockert. Kommt halt immer auf den Adressaten an, wie der reagiert. Bei manchen Typen, aber, kann ich mich auch schwer zurückhalten. Die Studentin hat jedenfalls für mich völlig überreagiert, Humor dürfte ihr Ding nicht gewesen sein.
Wenn wir alle im Stile einer sozialkritischen Diss sprechen würden, erläge ein Gespräch nach wenigen Sekunden dem totalen Schweigen. Ganz bei Dir.


Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht brauchen wir in den demokratischen Staaten auch, die Bestätigung, wie gut wir es haben, mit unserer Meinungsfreiheit.
Dass Proteste und Meinungsumfragen zu keiner Zeit etwas an grundlegenden Entscheidungen unserer Regierung verändern, wird dabei übersehen. Oder verdrängt. So kann man Kritik am System auch gut abschmettern: Klar dürft ihr sagen, was ihr denkt - es interessiert uns bloß nicht. Die handfesten Reaktionen auf Proteste der Occupy-Bewegung oder Globalisierungskritiker zeigen ein ganz anderes Bild von unserer Freiheit.
Aber wenigstens dürfen wir Karikaturen über Moslems zeichnen. Hurra!


Ja unsere Freiheit und unsere Demokratie. Die Macht der Medien und ihre "Unabhängigkeit" ließe sich hier auch noch trefflich nennen. Wäre einen eigenen Thread wert. Wie wäre es damit?

Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

Im Übrigen, sehe ich solche Attentate auch gar nicht als "Angriff auf unsere Freiheit". Für mich sieht das aus, als hätten diese Täter ähnliche psychische Probleme, wie manche der Schul-Massakrierer. Die haben sich nur ein anderes Hass-Objekt gesucht. Wenn es diese Zeitschrift nicht gäbe, hätten sie vielleicht eine Schule in die Luft gejagt. Irgend etwas findet man immer, wenn der Frust heraus will. So manche Männer bauen das über Jahre an ihren Frauen ab und umgekehrt.

Sehe ich auch so.


Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

So. Das ist jetzt auch etwas wirr geraten, aber es ist auch nur ein Kommentar.
wollte nur irgendwie loswerden, dass dein Text, trotz kritisierter Konzeptschwäche auf jeden Fall zum Denken und Hinterfragen anregt.
Grüße
Martin


Danke Dir und LG
Joe


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Lotta
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Beitrag26.02.2015 20:50

von Lotta
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Hallo EWJoy,

du schreibst:
"...Dass sie auf der anderen Seite selbst die Karikaturen von Charlie Hebdo verurteilen, zeugt zumindest von einer ordentlichen Portion Schizophrenie..."

Ich denke, dass mit großer Wahrscheinlichkeit die Wahrheit hier liegt: "...Dass sie auf der anderen Seite selbst die Karikaturen von Charlie Hebdo verurteilen,..." und keine Schizophrenie der Iraner vorliegt. Über Russland, China und den Iran werden täglich neue Schandtaten durch die main-stream-Medien veröffentlicht, und das seit Jahren.
Hat der main-stream schon mal die die Taten der USA, Frankreich, England, Holland u.e.m., die Machenschaften der Nato (inkl. der Geheimarmeen) und der EU verurteilt? Ich wüsste nicht.

Hier mal zwei Links zu MH 370. Den ersten Beitrag kenne ich, den zweiten noch nicht, der ist ja sehr lang, aber mal sehen... Ich finde, dass hier Zusammenhänge - nicht nur bez. des Mysteriums um MH 370 - gut erklärt werden.

LG. Lotta
 
http://www.nwo-rebell.de/malaysia-airlines-flug-370-vortrag-wolfgang-eggert/

http://www.bing.com/videos/search?q=wolfgang+eggert+youtube&qpvt=wolfgang+eggert+youtube&FORM=VDRE#view=detail&mid=D1BBC47108F20B69749AD1BBC47108F20B69749A
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Jack Burns
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Beitrag26.02.2015 21:35

von Jack Burns
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Hallo Lotta,

ich habe den Eindruck, Du schweifst etwas vom Thema ab.
 Wink
Grüße
Martin


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How should I feel?
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EWJoe
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Beitrag26.02.2015 21:48

von EWJoe
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Servus Slaavik,

danke für Deine Textarbeit.

Slaavik hat Folgendes geschrieben:
EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Meinungsfreiheit über alles?


Eine Frage als Titel, die im Text dann nicht wirklich behandelt, oder ausführlich beantwortet, wie BlueNote es bereits angemerkt hat

Der ganze Absatz ist als Einleitung ziemlich unbrauchbar. Alleine schon weil er nicht zum nächsten Absatz führt. Aber auch dies wurde ja bereits angemerkt. Also will ich nun einmal diesen Absatz genauer betrachten.


Ja, dieser Absatz ist unnötig. Da war ich wohl ein Textmessi und habe ihn belassen, nachdem ich den ganzen Text überarbeitet hatte, er verblieb unnötigerweise. Werde ich streichen.


Slaavik hat Folgendes geschrieben:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Meinungsfreiheit über alles?

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Unsere Vorfahren haben unser Recht auf freie Meinungsäußerung mit Tränen, Schweiß und Blut erstritten. Mit Recht ist das ein hohes Gut, eine ganz wesentliche Errungenschaft unserer Gesellschaft, das es auch zu verteidigen gilt. Damit verbindet sich auch unser Demokratieverständnis, das feudalen Systemen über Jahrhunderte hinweg abgerungen wurde, bis unsere Demokratien entstanden.


Unsere Vorfahren ist da viel zu allgemein gehalten. Denn sie werden schließlich ebenso gegen unsere Vorfahren gekämpft haben. Zudem impliziert der ganze Absatz, dass die letzten Jahrhunderte, immer nur von er Masse, für Meinungsfreiheit und für Demokratie gekämpft wurde.

Sehen wir uns doch einmal ein geschichtliches Beispiel an. Nehmen wir zuerst einmal die Bundschuh-Bewegung. Kämpften sie für Meinungsfreiheit? Auch wenn die Gründe von Ort zu Ort sicherlich Unterschiede hatten, kann ich jedoch keinen Kampf für Meinungsfreiheit finden. Sie kämpften vorangig gegen die Leibeigenschaft. Und das sollte man in diesem Zusammenhang nicht unter den Tisch fallen lassen, Juden waren mal wieder ein beliebtes Opfer.

Ein weiteres populäres Beispiel wäre wohl die Deutsche Revolution von 1848. Auch hier war dich Masse der Menschen nicht völlig einig, über die Ziele die sie erreichen wollten. Aber ich denke, die durchsetzung des Liberalismus dürfte als Ziel in einer allgemeinen Übersicht ausreichen. Was als Beispiel für den Kampf für mehr Freiheit wohl ausreichen sollte. Sie schlug übrigens fehl und führte zu massenhaften Auswanderungen gen Übersee.


Eigentlich der zu streichende Absatz, aber dennoch:
Ich sehe den Begriff Vorfahren sogar als zu wenig weit gefasst, mir kommt hier frühere Generationen  in den Sinn, da Vorfahren auf eine genetische Verwandtschaft hindeuten würden. Das habe ich bewusst so formuliert, wenngleich es ungenau war. Du gehst darauf ein, dass in früheren Jahrhunderten es noch nicht um Meinungsfreiheit ging. Das ist richtig. Aber ich sehe das als eine Pyramide. An ihrem Fusse mussten erst Grundbedürfnisse (auch kein klarer Ausdruck, aber ich hoffe, du verstehst was ich meine) realisiert werden, dann erst konnte die nächste Stufe errichtert werden. Zuerst also muss die Leibeigenschaft abgeschafft werden, ein leidvoller und blutiger Weg war dies wohl mit vielen Fehlschlägen, die aber im kollektiven Gedächtnis der Leute blieben. Irgendwann war der Druck auf die Herrschaft doch so groß, dass sie nachgeben mussten, schließlich waren auch manchmal (oft bis fast immer) die Herrschenden die Getriebenen. Z.B.: Die Macht der römischen Kaiser (und Diktatoren) hing wohl stark vom Gutwill der Bürger Roms ab. Brot und Spiele war ein probates Mittel das (freie) Volk ruhig zu halten, was aber mit der Zeit immer kostspieliger wurde. Eine immer aufwändigerer Militärapparat war nötig, um andere Länder ausplündern zu können, damit der römische Luxus finanzierbar war. Der Druck von außen wuchs usw. usw. (natürlich war das nicht der einzige Grund für den Niedergang Roms. Wie auch immer:der Druck von Außen wurde am Ende übermächtig) Der Rest ist Geschichte, in geraffter und nicht präziser Form hier von mir dargebracht. Der Weg zur Meinungsfreiheit hatte viele blutige Etappen, ohne die Vorherige aber die Spitze der Pyramide nicht erreichbar wäre. Umso mehr ein hohes Gut.
Das wollte ich in einem kurzen Absatz formulieren, um die Wertigkeit des Guts Meinungsfreiheit auszudrücken, also dass sie etwas darstellt, ganz oben auf der höchsten Stufe, das wir wohl so einfach nicht aufgeben wollen. Soll ausdrücken: davon auch nur ein bisschen wegzurücken erfordert enorme Zwänge.
Dies konnte ich nicht im Stiele These Antithese Argumentation und Schlussfolgerung bringen, würde meiner Meinung gut zig-mal so lang und plump. Zumindest ist mir dazu keine ähnlich kurze Formulierung, dieses Stiels eingefallen.

Slaavik hat Folgendes geschrieben:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Wohl aber bekennen wir uns zur Individualität, die, anders als z.B. in Asien, ebenso einen hohen Stellenwert besitzt.


Und deine Beweise dafür sind? Denn so ist es nichts weiter als eine Behauptung.


Individualität besitzt in Asien sehr wohl einen Stellenwert, aber nicht einen derart überragenden, wie bei uns. Wenn man die asiatische Mentalität etwas genauer kennt, dann ist das auffällig. So z.B. fragt sich ein Asiate eher: was kann ich für das Kollektiv (Gesellschaft, Firma usw.) tun. Dabei ergründen sie eine kollektive Meinung, die auch nach außen als die eigene Meinung vertreten wird. Selbständiges Denken findet im Kollektiv eher weniger statt. Es wird immer alles im Kollektiv unternommen. Ein Ausscheren aus der Gruppe kommt kaum vor.

Asien entdeckt gerade die Notwendigkeit der Individualität und erkennt, dass gleichgeschaltetes kollektives Denken keine Kreativität hervorbringet, die sie letzlich auch zur Bewältigung der zukünftigen Aufgaben benötigen.
Das Schulsystem in Asien wird gerade in diese Richtung umgestellt. Im Übrigen, ein immer noch brutales Schulsystem. Bis sich dann aber die dazu nötige Individualität einstellt, braucht es sicher noch einiges an Zeit.

Falls es Dich näher interessiert, kannst Du einiges auch unter Wikipedia, in knapper Form, unter "chinesische Kultur" finden. (gut, Indien habe ich da ganz ausgelassen, aber da habe ich auch keine persönlichen Erfahrungen)

Im Grunde aber, kommt es mir in dem Artikel nicht auf diese Aussage an. Die dafür nötige Erklärungen führen an meinem Argumentationsziel vorbei, würden also nur stören. Daraus folgt : gestrichen.

Slaavik hat Folgendes geschrieben:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Kritik muss wohl erlaubt sein, es muss der Atheist dem Religiösen durchaus mitteilen können, warum er seinen Glauben nicht teilt, ohne gleich eine Fatwa oder ähnliches erfahren zu müssen.


Mir scheint, dir ist nicht so ganz klar, was eine Fatwa darstellt, oder dass es zum Thema Atheisten bereits einige gibt.



Atheisten werden alle im Höllenfeuer schmorren.
http://islamfatwa.de/aqidah-tauhid/16-unglaube-kufr-polytheismus-schirk/1294-atheismus-erlaeuterung-u-urteil
Man sollte auf keinen Fall einen Atheisten heiraten.
http://islamfatwa.de/soziale-angelegenheiten/153-verlobung-a-ehe/verlobung-a-eheschliessung/nicht-muslimische-frauen-heiraten
Wenn der Ehepartner vom Glauben abfällt ist die Ehe übrigens ungültig.
http://www.islaminstitut.de/Anzeigenvon-Fatawa.43+M56a72c54823.0.html
Und zum Abschluss sind Atheisten, ich zitiere: Diese sind die übelsten Ungläubigen der Menschheit, die am schlimmsten Abirrenden, die am meisten im Schirk verwickelt sind und am meisten missgeleitet.
http://www.diewahrereligion.eu/fatwah/?p=640


Fatwa: da bezog ich mich eigentlich auf die, bei uns im Westen, bekannteste Fatwa von Ayatollah Khomeini gegen Salman Rushdi. Sozusagen ein Prototyp der Fatwa. daher verstehe ich deinen Satz nicht.

Ja, dieser Sammlung kann man noch ein paar Suren und alttestamentarische Quellen hinzufügen.

Slaavik hat Folgendes geschrieben:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Im finstersten Mittelalter, so um 1000, war es die islamische Welt, wo dort die Toleranz eine Heimat fand und die blutrünstigen Fundamentalisten christliche Banner trugen. Wissenschaft und Kultur waren damals Teil der arabischen Welt, während Europa in geistiger Erstarrung lag.


Ah, dann war das Massaker von Granada im Jahr 1066, also nur ein Ausdruck der Toleranz?


Dieser Einwand ist wohl nicht zielführend. Dieses Massaker hatte ganz andere Ursachen, als eine generelle Intoleranz und religiöse Motive. Zu dem war das Zentrum der Islamischen Welt, im sogenannten goldenen Zeitalter (ab 749 n. Chr.), nicht in Granada. (Bagdad)

Slaavik hat Folgendes geschrieben:

Ich möchte dich übrigens auch auf ein paar Beispiele aufmerksam machen, dass Islam und Rechts, sich nicht wirklich diametral gegenüberstehen.

Da wäre ja nur einmal SS Gruppenführer Karl Wolff zu nennen. Ist noch einige Wochen vor seinem Tod zum Islam übergewechselt. Seine Tochter bereits einige Jahre vorher und war eine fleissige Anhängerin des politischen Islams. Ihr Glaubenbekenntnis wurde übrigens abgenommen von Ibrahim Gacaoglu, der sich 1942 der Wehrmacht angeschlossen hat und welcher auch Teil der Gründung des Geistliche Verwaltung der Muslimflüchtlinge in der Bundesrepublik Deutschland e. V. gewesen ist. In welchem die meisten, wenn nicht sogar alle, Mitglieder ehemalige Angehörige der Wehrmacht und der Waffen SS gewesen sind.

Und wer erinnert sich nicht an die "Neubeurteilung des Holocaust – Globale Perspektiven" in Teheran 2006? Da waren so einige Rechte nach Teheran gereist, welches schließlich in der Islamischen Republik Iran liegt. Wer also sagt, Islam und Rechts sind sich spinnefeind, oder stehen sich diametral gegenüber, macht es sich am Ende vielleicht ein wenig zu einfach. Aber dies nur einmal an Anmerkung.

Zum Thema selbst werde ich mich nicht äußern, vorallem nicht hier.


Nun um diesen Punkt ging es mir eigentlich auch nicht. Aber ich habe auch nicht ausgeschlossen, dass es in der islamischen Welt Rechtsradikalismus gibt. Den gibt es leider in jedem Kulturkreis, was meine Vermutung bestärkt, dass es in jedem Menschen (im Unterbewussten verborgen) auch xenophobische Impulse gibt.


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