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Die Schlinge


 
 
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SylviaB
Geschlecht:weiblichSchnupperhasi

Alter: 58
Beiträge: 6332
Wohnort: Köln
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Beitrag14.12.2013 17:23
Die Schlinge
von SylviaB
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Schlinge

Um deinen Hals,
festgezurrt,
liegt die Schlinge
aus festem Geflecht.

Seidenstrang um Seidenstrang
knüpftest du sie
über Jahre
- hinweg.

Reißfest schwingt
- das Ende,
am Balken,
über deinem Kopf.


Allein
der Hocker fehlt
zum letzten
Schritt -

auf den du
mit ungelenker Schrift
des Kindes
deinen Namen
ritztest



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hassu wohl ne offne Stirn. wink
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
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Beitrag14.12.2013 22:50

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich versuche mal zu formulieren, wie ich das verstehe:

Es geht um einen älteren Menschen, der über viele, nicht unbedingt schlechte (Seide), Jahre, sein Leben geflochten hat. Das ist nun nicht mehr zu ändern, so war es, so ist die Seidenschlinge gewoben.
Über ihm, in naher Zukunft, schwebt der Tod. Zumindest in viel näherer Zukunft als damals, wo er als Kind seinen Namen auf dem Hocker einritzte, der langst, wie das Kind, verschwunden ist.

Sehr gerne gelesen.
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4944
Wohnort: unter Wasser
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Beitrag14.12.2013 23:49
Re: Die Schlinge
von gold
Antworten mit Zitat

SylviaB hat Folgendes geschrieben:
Die Schlinge

Um deinen Hals,
festgezurrt,
liegt die Schlinge
aus festem Geflecht.

Seidenstrang um Seidenstrang
knüpftest du sie
über Jahre
- hinweg.

Reißfest schwingt
- das Ende,
am Balken,
über deinem Kopf.


Allein
der Hocker fehlt
zum letzten
Schritt -

auf den du
mit ungelenker Schrift
des Kindes
deinen Namen
ritztest

 

Wohow was alles in dir steckt, liebe Sylvia!!!------------------

das heißt das Kind wusste schon, dass es eines Tages einmal den Hocker brauchen würde und hat ihn deshalb bereits in Kindertagen für sich reserviert. Aber jetzt, wo es ihn bräuchte, ist er nicht da. Welch Glück!

Weißt du, was verrückt ist, liebe Sylvia,?Ich habe heute- unabhängig von deinem Gedicht- in meinem Roman etwas von einer Kordel geschrieben, die sich um den Hals der Protagonistin legte (hatte ich allerdings im übertragenen Sinn gemeint), habe es dann aber etwas umformuliert.

Zitat:
Reißfest schwingt
- das Ende,
am Balken,
über deinem Kopf.


diese Textstelle gefällt mir besonders gut, da sich der Leser das Bild so gut vorstellen kann.

Liebe Grüße
eine schöne Adventszeit und überhaupt...
gold


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die zetern
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SylviaB
Geschlecht:weiblichSchnupperhasi

Alter: 58
Beiträge: 6332
Wohnort: Köln
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Beitrag15.12.2013 01:39

von SylviaB
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für euer Lob ihr beiden.

Firstofertio, so wie du ist es die eine Möglichkeit es zu lesen. Daran kann ich sehen, dass du ein positiv denkender Mensch bist. Das freut mich Smile.
Ich finde es schön wenn jemand nicht immer nur düstere Seiten erkennt und rausliest.
Ich danke dir für dein Interesse und dafür, dass du dich in dieses Werk gesetzt hast und mir deine Sicht zu lesen gibst.

Gold, auch dir danke ich, vor allem weil du mein Werk mit einem Teil deines Romans in Zusammenhang bringst.
Und natürlich weil du mich magst *zwinker*
Ich hoffe wir sehen uns mal wieder...

Lieben Gruß an euch
Sylvia


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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag15.12.2013 08:54

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo Sylvia

Heute wurde mein Besuch bei den Lyrikern belohnt;
Mit Deinem Gedicht.
Dass es mir und anderen Lesern Raum gibt für unterschiedliche Interpretationen, gefällt mir sehr.
Mir ist vor allem die Betonung auf die Stabilität der Schlinge aufgefallen.  

Zitat:
Um deinen Hals,
festgezurrt,
liegt die Schlinge
aus festem Geflecht.

Seidenstrang um Seidenstrang
knüpftest du sie
über Jahre
- hinweg.

Reißfest schwingt
- das Ende,
am Balken,
über deinem Kopf.


Ich sehe da eine Person, die sich fest in ihr negatives Weltbild verbissen hat. Jedes Missgeschick, ein weiterer Grund für Zweifel am Wert der Existenz. Sie ist unfähig diesen Strick zu zerreißen - weil sie es nicht wirklich will.
Für mich ist der Hocker nicht verschwunden! Er taugt aber nicht für die Tat, da er an das Lebenswerte erinnert. Und diese Erinnerung verhindert den letzten Schritt.
Im Moment noch in Balance zwischen kindlichem Optimismus und dem Defätismus des Alters. Wie wirst DU dich entscheiden?

Auf der Metaebene: ein sehr gelungenes Stück.

Mein Prosaleserauge entdeckt nur eine Schwachstelle in der Situation: Wie kann ich mit der Schlinge um den Hals unter dem Balken stehen, wenn doch der Hocker fehlt?
Weil: Dann müsste ich doch schon baumeln.

Ist aber für die Aussage nicht wichtig.

Schöne Grüße
Martin


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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag15.12.2013 09:30

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Guten Morgen Sylvia,

meine persönliche Überlebensstrategie ist, wenn man solche Art Gedanken hat, dann sollte man sie möglichst durch andere, positivere ersetzen und sie auf gar keinen Fall niederschreiben. Wenn man solche Gedanken nicht hat, kann man sie unbeschadet zu Papier bringen. Aber was haben dann solche Gedanken für eine Relevanz? Meine Theorie ist, dass man die Art des Denkens trainieren kann (und soll!) wie einen Muskel, und wenn man ihn falsch trainiert, bedarf es großer Anstrengungen, sich wieder von diesen negativen "Muskeln" zu lösen.

Aber das sind nur meine Strategien und Theorien ...

Bei deinem Gedicht habe ich mich gefragt, warum du das Wort "Seidenstrang" verwendest. Ein Strang geknüpft aus Seidenbändern? Soll das Wort an Seitenstrang erinnern?

Eine Detailkritik:
Zitat:

auf den du
mit ungelenker Schrift
des Kindes
deinen Namen
ritztest


In der letzten Stophe kommt kein richtiger "Fluss" (=flow) zustande. Dies liegt an dem Kommaeinschub (mit ungelenker Schrift), an der nachgeschobenen Erweiterung (des Kindes) und an dem rhythmisch schwierigen Wort ("ritztest").

BN
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SylviaB
Geschlecht:weiblichSchnupperhasi

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Beiträge: 6332
Wohnort: Köln
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Beitrag15.12.2013 11:10

von SylviaB
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo firstofertio,

Dein Prosaauge mag was entdeckt haben, dennoch steht man unter dem Balken egal wie hoch er nun ist. Wink Wie würdest du es es formulieren?

Lieben Gruß
Sylvia



Hallo BlueNote,
Gedanken jedweder Form und Größe wurden schon in Gedichten und Geschichten niedergeschrieben.
Ich persönlich finde sie haben alle nicht nur ihre Daseinsberechtigung sondern sollten (sofern sie für den Leser angenehm geschrieben sind) öffentlich gemacht werden.
Meine Gedanken hier haben mit Menschen zu tun, die unter schweren Depressionen leiden.
Es geht eigentlich weniger um den Akt des Suizid, als eher (und da hakst du ja auch nach) um den Weg zur Depression. Die Seidenstränge lassen den Blick auf eine Vergangenheit zu, die sehr schöne Seiten hat. Depressionen können einen plötzlich überfallen. Da reichen kleine Auslöser um den Turm, der im Leben erbaut wurde, kippen zu lassen.
Deine zweite Anmerkung war der Schluss. Hier war ich mir Anfangs nicht ganz sicher, ob ich ihn wirklich so schreiben soll. Deine Bemerkung hat mich absolut davon überzeugt.
Das "Ende" ist stockend. Die Überlegung ob die Kinderzeit vielleicht schon den Lebensturm schief werden ließ, so dass er später überhaupt erst kippen kann, soll hier verdeutlicht werden.
Du magst den Sinn nicht ganz dahinter erfasst haben aber dir ist sehr wohl aufgefallen, dass da was stockt und schwer zu lesen ist. Genau so empfindet das lyrische Ich. Es ist nicht sicher aber es empfindet sich selbst als "eingeschoben, schwer lesbar und z. T. nicht mehr vorhanden" (Stuhl).

Danke für deine Sicht und dass du mein Werk für Wert empfunden hast zu dokumentieren.

Lieben Gruß
Sylvia


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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag15.12.2013 11:46

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Aber ich bin doch ... der Jack! Smile

Also, wenn ich die Schlinge um den Hals lege, um das Werk zu vollenden, müsste ich doch bereits auf einem Hocker, o.ä. stehen. Wenn ich noch auf dem Boden stehen könnte, wäre das Seil zu lang um das gewünschte Resultat zu erzielen. Es ist ja schon am Balken befestigt.
Und der Hocker fehlt ja NOCH.
Vielleicht hab ich jetzt einen Denkfehler?

Wie gesagt: Es tut nichts an der Aussage.


Vorschläge in der Lyrik, lass ich schön bleiben. Ich bin schon froh, wenn ich Gedichte verstehe.
 Rolling Eyes

Grüße
Martin


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SylviaB
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Alter: 58
Beiträge: 6332
Wohnort: Köln
DSFo-Sponsor


Beitrag15.12.2013 12:27

von SylviaB
pdf-Datei Antworten mit Zitat

"reißfest schwingt das Ende..."

Wink Nö, nix fest gemacht...


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