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SylviaB
Geschlecht:weiblichSchnupperhasi

Alter: 58
Beiträge: 6332
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Beitrag27.05.2015 19:24
Die Sicht
von SylviaB
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Dein Bild von mir
ist voller Blüten, Herzchen und
kleinen süßen Kringelchen.

- Es zeigt wie verspielt
unsere Liebe ist.-

Bunte Farben umrahmen
mein Gesicht und
verdecken die tiefe Schatten
die unter ihnen lauern.

Mit jedem schönen Schmetterling
erreicht mich auch
eine Spinne,
deren Netz
die Angst an mich bindet.

Setzt du mir einen Vogel aufs Knie,
windet sich eine Schlange um meine Knöchel,
damit ich nicht mit ihm fortfliege.

Und weht dein Gedanke
wie ein Sommerwind durch meine Haare,
holt sich ein Tornado meine Eingeweide.

Dein Bild von mir
ist voller Blüten, Herzchen und
kleinen süßen Kringelchen.



_________________
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hassu wohl ne offne Stirn. wink
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Sembi
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 39
Beiträge: 42



Beitrag27.05.2015 20:01

von Sembi
Antworten mit Zitat

Hallo SylviaB,

ich bin mal so frei, und schreibe Dir ein paar Gedanken, die Dein Gedicht in mir ausgelöst hat:

Als erstes fällt mir die vierte Strophe auf - sie unterscheidet sich insbesondere inhaltlich stark von den beiden folgenden Strophen, die doch aber - zumindest habe ich es so empfunden - das gleiche verdeutlichen sollen. Der Schmetterling fliegt "zufällig" vorbei - er wird nicht vom lyrischen Du "verursacht" (wie der Vogel oder der Gedanke). Auch wird der Schmetterling nicht negiert, sondern etwas vom Schmetterling Unabhängiges passiert. Ich fände es stimmiger, wenn der Schmetterling z.B. im Netz der Spinne gefangen wird.

Zitat:
holt sich ein Tornado meine Eingeweide.

mit dem Bild habe ich ein bißchen meine Schwierigkeiten - vielleicht paßt "zerrt ein Tornado an meinen Eingeweiden" besser? Hätte auch gleich wieder Bezug zu den Haaren...?

Tja, jetzt zum großen Ganzen - ich habe das Gefühl, das lyrische Ich ist enttäuscht, von der Art, mit der es geliebt wird. Es kann die Liebesbeweise des lyrischen Du nicht genießen, weil das lyrische Du sie (nur) auf sehr "verspielte" - nicht ernsthafte - Art und Weise liebt. Das verletzt sie. Jeder Liebesbeweis des lyrischen Du ist ein weiterer Stich in ihr blutendes Herz ...

Dem zuwider läuft allerdings:
Zitat:
- Es zeigt wie verspielt
unsere Liebe ist.-

Ich würde dann dort ein "deine" stehen haben - wobei Du diese Zeilen dann eventuell sogar weglassen und darauf vertrauen könntest, daß der Leser sich das spätestens aus den "süßen Kringelchen" erschließt.
Fehlt am Ende ein Leerzeichen? Ist der Punkt zuviel?

Die Angst paßt nicht so richtig in die Thematik der (quasi) unerfüllten Liebe. Oder hat das lyrische Ich Angst vor einer Trennung? Dann paßt meine "Interpretation" nicht.

Tja - ich bin unsicher, ob ich das in Deinem Gedicht gefunden habe, was Du darin einpacken wolltest. Nichtsdestotrotz hat es mich sehr nachdenklich und auch ziemlich traurig gestimmt.
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SylviaB
Geschlecht:weiblichSchnupperhasi

Alter: 58
Beiträge: 6332
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Beitrag28.05.2015 01:00

von SylviaB
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Sembi
Zunächst danke ich dir, dass du dich mit meinem kleinen Stück auseinander gesetzt hast.

Jeder wird seine eigenen Assoziationen zu dem Inhalt haben, das ist gut so. So sollte es sein. Allerdings klemmt es für dich und das sollte nicht sein. Daher ist meine Aussage nicht gut und ich muss schauen dass es stimmiger wird.


Zitat:
Dein Bild von mir 
ist voller Blüten, Herzchen und 
kleinen süßen Kringelchen. 


Das lyrische Ich sieht die Liebe spielerisch. Sie ist leicht und bunt, wie ein Liebesbrief oder ein kleines Zettelchen in der Butterbrotsdose, der dem Gegenüber ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Zitat:
- Es zeigt wie verspielt 
unsere Liebe ist.- 


Die Erkenntnis, es geht Beiden so.
Und sie zeigen es auf die verliebte (für mache kitschige) Weise.

Zitat:
Bunte Farben umrahmen 
mein Gesicht und 
verdecken die tiefe Schatten 
die unter ihnen lauern.
 

Das lyrische Ich zeigt was das Gegenüber sieht / sehen soll.
Das es aber noch eine andere Seite gibt versteckt es / kann das Gegenüber nicht sehen.

Zitat:
Mit jedem schönen Schmetterling 
erreicht mich auch 
eine Spinne, 
deren Netz 
die Angst an mich bindet. 


Das lyrische Ich sieht wie schön diese Leichtigkeit und die Schmetterlinge sprichwörtlich im Bauch. Es sieht, im Gegensatz zum Gegenüber, dass es viele Ängste und Sorgen hat. Die Spinne ist symbolisch für negative Erlebnisse jedweder Art. Das Leben hat viele negative Seiten und je älter man wird, desto mehr werden diese.

Zitat:
Setzt du mir einen Vogel aufs Knie, 
windet sich eine Schlange um meine Knöchel, 
damit ich nicht mit ihm fortfliege. 


Das Gegenüber zeigt ihr wie schön diese (ihrer Beider Liebe) Welt ist und das diese wie ein Vogel ist. Vögel können fliegen, sie singen ihre Lieder an einem schönen sonnigem Morgen und wir fühlen uns beschwingt und toll.
Aber gleichzeitig hält irgendwas das lyrische Ich davon ab sich auf diese Freiheit, wofür der Vogel symbolisch steht, einzulassen. Mit der Schlange (das Böse) ist das lyrische Ich gefangen. Das hinter dem Symbol "Schlange" steht (z.B. Ängste) hät es davon ab.

Zitat:
Und weht dein Gedanke 
wie ein Sommerwind durch meine Haare, 
holt sich ein Tornado meine Eingeweide. 


Sie verstehen sich blind. Das lyrische Ich spürt die Gedanken, auch wieder das verspielte Symbol mit den Haaren und dem Wind. Ein Sommerwind ist ein Lüftchen welches die Haare leicht fliegen lassen.
Und dennoch schaft es der Tornado die Eingeweide(also das Innere) zu holen. Was ist man denn ohne das Innere? Tot, ausgestopft. Nicht fähig zu fühlen. Hohl.


Zitat:
Dein Bild von mir 
ist voller Blüten, Herzchen und 
kleinen süßen Kringelchen.


Es möchte dass das Gegenüber Glücklich ist und somit zeigt es diese dunklen Stellen nicht, die Angst. Das, für Es, Böse.

----------------------------------------------

Jemand meinte mal, ich wäre sehr hermetisch. Vielleicht hatte er ja recht?
Jedenfalls sollte es so für mich sein.
Was hält dich ab es so oder so ähnlich zu sehen? Vielleicht hilft es mir ggf. neu zu formulieren?

Liebe Grüße


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Gast







Beitrag28.05.2015 01:31

von Gast
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http://www.myvideo.de/watch/145743/Ganz_ehrlisch_naeaeae


Edit: Verflixt. Wieso erscheint im spoiler der Link sichtbar?! Muss das so?!
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SylviaB
Geschlecht:weiblichSchnupperhasi

Alter: 58
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Beitrag28.05.2015 02:54

von SylviaB
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Lieber Gerhard

Ich kann den Link nicht öffnen und ja, das muss so sein. Links können nicht versteckt werden.


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Sembi
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 39
Beiträge: 42



Beitrag28.05.2015 18:30

von Sembi
Antworten mit Zitat

Hallo SylviaB,

danke für Deine Einblicke. Das macht das Ganze Gedicht für mich noch viel trauriger und das lyrische Ich noch tragischer.
Ich verstehe Dich so, daß es seine eigenen Sorgen, Ängste, Nöte vor seiner Liebe verbirgt, um die "verspielte" Liebe nicht zu belasten.

Zitat:
Was hält dich ab es so oder so ähnlich zu sehen? Vielleicht hilft es mir ggf. neu zu formulieren?

Die Erfahrung, daß ein solches Verhalten auf Dauer extrem belastend ist und sehr einsam macht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß jemand so etwas freiwillig tut. Richtiger wäre: Ich würde es nicht nochmal ertragen wollen - die Lektion habe ich gelernt. Halbwegs. Deine Liebenden sind vermutlich noch jung und unerfahren - daher ist es nicht unrealistisch, das Glück auf diese Art zu suchen. (Es gibt Menschen, die machen die Erfahrung, daß das auf Dauer nicht so spaßig ist, und lernen trotzdem nicht daraus. Egal.)

Ich glaube, was mich "verirrt" hat ist die "einseitige" Schilderung. Es wird sehr betont, daß das lyrische Ich seine Ängste vor dem "Du" verbirgt. Man erfährt nichts darüber, wie das lyrische Ich das "Du" selbst sieht - genauso verspielt? Oder schaut es hinter die Kringelchen etc.? Ist das verspielte wirklich gegenseitig? Wenn ja - warum? Leidet es nicht darunter? Schließt es nicht von sich auf den anderen?
(Ich würde imer versuchen, meinem Partner zur Seite zu stehen und ihn zu unterstützen - und natürlich mir wünschen, daß er das selbe für mich tut.)
Der einzige Hinweis von Gegenseitigkeit ist der Zweizeiler - der ist aber relativ schwach in seiner Wirkung. Die beiden Verse erklären eher die vorangehenden Verse, als daß sie eigenständig für sich stehen. Deshalb empfand ich das "unser" als fehl am Platz ...

Keine Ahnung, ob das für Dich einen Sinn ergibt.
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SylviaB
Geschlecht:weiblichSchnupperhasi

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Beitrag28.05.2015 21:16

von SylviaB
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Allo Sembi,

Jeder Gedanke und jede Kritik (ob positiv oder negativ) hilft weiter. Die Sicht eines jeden Lesers ist wichtig!

Über deine letzten Zeilen muss ich eine Nacht schlafen.
Ich bin heute sehr müde und ausgelaugt.
Danke für diese Rückmeldung möchte ich aber schon jetzt sagen.

Lieben Gruß


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Gast







Beitrag29.05.2015 13:40

von Gast
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Hallo SylviaB,


offen gesagt war mein erster Post mit dem Link wenig konstruktiv. Ich vertrete einfach die Meinung, dass das kleinere Übel dem großen vorzuziehen ist. Da ich aber sowohl von der Moderation als auch von dir daraufhin persönlich angeschrieben wurde, reiche ich jetzt eben den Verriss nach, den ich wirklich gerne erspart hätte.


Du deutest an einer Stelle selbst an, dass man deine Verse auch als kitschig betrachten könnte. Ich gehöre defintiv zu dieser Seite. Dafür muss ich ehrlich sagen, ist das Gedicht sogar noch in sich geschlossen und stimmig. Für mich fließt es mit seinem unaufgeregten Rhythmus und der anspruchslosen Sprache so für sich hin und ermüdet mich ähnlich wie Omas Rosamunde Pilcher Filme. Das ist ja ok.

Deine Ausführungen aber stellen eine enorme Diskrepanz dar. Bzw genau genommen liegt der krasse Unterschied in dem, was du wohl ausdrücken wolltest und dem, was tatsächlich ... dasteht und wie dein Gedicht (auf mich) wirkt.

Zunächst muss ich ganz hart feststellen - ich habe überhaupt keine Assoziationen! Für mich ist es, als würdest du Schilder hochhalten auf denen steht "Verspieltheit", "Liebe" und weitere. Von den Schildern allein entsteht aber keinerlei Wirkung (ich habe das neulich an anderer Stelle anhand der drei Wörter "Ich liebe dich" schonmal ähnlich beschrieben).
Deine erste Strophe soll Verspieltheit ausdrücken. Dafür nimmst du aber so eine statische "A+B+C=dein Bild von mir"-Konstruktin. Problem ist, dass diese reine Aufzählung abstrakter Begriffe überhaupt kein Bild ergibt. Und auch der sehr jambusnahe Rhythmus in Verbindung mit den Lesepausen aus Zeilenumbrüchen und Satzzeichen sorgt für ein eher zähflüssiges Lesen, denn für ein spielerisches Hopsen. Ich denke, da solltest du komplett überarbeiten, wenn bei mir eine verspielte Wirkung aus deinen Zeilen ankommen soll. Du wirst wohl die abstrakten Begriffe (Blüten, Herzchen und kleine süße Kringelchen) in ein wirkliches, lebendiges Bild integrieren müssen. Vielleicht ein Mädchen, dass durch eine Blumenwiese rennt und vereinzelt Blüten hinter sich wirft. DAS ist ein Bild. Das hätte vor allem Bewegung, die für mich bei Verspieltheit unabdingbar ist. Oder zumindest allgemein Dynamik.

Und so zieht sich das wirklich durchs ganze Gedicht. Du bleibst sprachlich in meinen Augen dermaßen oberflächlich und abstrakt, dass die Ideen, die du wohl umsetzen wolltest, überhaupt keinen Eingang ins Gedicht finden, zumindest so, wie ich es lese.

Ich kann gerne noch 2-3 Stellen ausführen:
Schmetterling, Spinne und Netz. Du erwähnst die drei so unmittelbar nacheinander, das für mich keines irgendwie wirken kann.  Du schreibst "schöner Schmetterling" und fährst dann vollkommen abstrakt fort. Wie soll etwas schmetterlinghaftes zur Geltung kommen?! Dasselbe für die Spinne. Die steht dort einfach als Wort (oder auch Symbol) mit einer gewissen abstrakten Bedeutung, ohne, dass irgendetwas spinnenhaftes in deinen Zeilen ausgeführt wird. Dasselbe mit dem Netz - ist es ein Netz im Balkenwinkel einer verfallenen Scheune, zwischen zwei großen Farnen auf einer Waldlichtung oder in der U-Bahn. Du führst nichts aus, sondern, s.o. hälst nur Schilder hoch.

Du benutzt die Wörter in dem Gedicht fast ausschließlich so, dass sie eine rein kognitive Symbol-Bedeutung haben (Schmetterling=toll, Spinne=schlecht, um es etwas plump zu formulieren). Damit lassen sich aber Gefühle nur schlecht ausdrücken (siehe Watzlawick: Menschliche Kommunikation (!!) ). Hierfür müsstest du tatsächlich Bilder wie im Kopfkino auf die Leinwand projizieren, die über die Begriffe hinaus entstehen.

Und auch auf die Gefahr hin, dass das jetzt gemein ist: ich empfehle nach Erich Kästners Gedicht "Über gewisse Schriftsteller" zu googeln.


Grüße
Gerhard
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag29.05.2015 16:04

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi Sylvia,

für mich enthält dein Gedicht eine ziemlich unmissverständliche Symbolik, die auf eine bestimmte Thematik hinweist, dann aber auch Formulierungen, die das wieder vertuschen wollen. Das Gedicht ist widersprüchlich wie der Protagonist, den es beschreibt. Von zentraler Bedeutung ist für mich diese Strophe
Zitat:

Setzt du mir einen Vogel aufs Knie,
windet sich eine Schlange um meine Knöchel,
damit ich nicht mit ihm fortfliege.

Sie beschreibt (für mich) mit dem Vogel den Wunsch, fortzufliegen (zu entkommen, leicht oder zumindest anders zu sein) und mit der Schlange die eigenen Gedanken, die das wiederum verhindern. Thematisiert wird (nach meiner Meinung) immer wieder der Gegensatz der Sicht von außen (ein Gedanke wie ein Sommerwind) und dem Inneren (ein Tornado holt sich meine Eingeweide). Der schöne Schmetterling/die Spinne im Netz.

Das Problem, das hinter diesen Zeilen steckt, ist nach meiner Analyse die Diskrepanz dieser zwei Welten, die Denkweise, die diese beiden Welten nicht vereinen will oder nicht vereinen kann. Die Blüten, Herzchen und kleinen süßen Kringelchen sind ein Trugschluss. Theater für andere. Die Spinne im Netz ist aber ebenso Realität wie der leichte, schöne Schmetterling. Das lyrische Du sieht angeblich nur die Fassade (die Blüten, Herzchen und kleinen süßen Kringelchen). Aber vielleicht hat das lyrische Du ja im Gegensatz zum lyrischen Ich viel eher erkannt, dass das lyrische Ich sowohl Elemente der schwarzen Spinne, als auch die des Schmetterlings in sich trägt. Das lyrische Ich möchte nur den Schmetterling akzeptieren und glaubt, dass das Bild der anderen von ihm so ist, wie er es ihnen vorspielt. Aber handlet es sich hier nicht eher um einen Trugschluss (was die Naivität der Umgebung betrifft), der es dem lyrischen Ich so schwer macht, seiner eigenen (idealisierten) Vorstellung von sich selber zu entsprechen, indem es seine dunkle Seite nicht akzeptieren will und als (er)krank(t) ansieht?
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Murmel
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Beitrag29.05.2015 16:40

von Murmel
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SylviaB hat Folgendes geschrieben:
Das lyrische Ich sieht die Liebe spielerisch. Sie ist leicht und bunt, wie ein Liebesbrief oder ein kleines Zettelchen in der Butterbrotsdose, der dem Gegenüber ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Dies verwirrt mich mehr als das Gedicht, denn ich interpretiere es anders, als wäre der eine Partner schon bereit, sich vom anderen zu trennen. Das mag an den Worten Spinne und Schlange liegen, die negativ belastet sind. Daher ist der Widerspruch in sich selbst nur ein Spiegel des Gefühlzustandes des lyrischen Ichs. Es hört sich vielmehr wie eine Anklage an.

Die Meinung eines Lesers.


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SylviaB
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Beitrag29.05.2015 17:38

von SylviaB
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Tolle Antworten! Da ich nur mit Handy on bin, brauchts ein Bisschen bis ich dazu was schreiben kann. Ich möcht mich richtig mit den Antworten befassen. Also bitte ein Wenig Geduld. Die Antworten von mir werden nach der Reihe eintrudeln.

Danke möchte ich aber schon schreiben.


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Sembi
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Beitrag29.05.2015 18:29

von Sembi
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Ich will noch einmal ganz kurz etwas loswerden - zu dem, was Gerhard gesagt hat.

Im großen und Ganzen (so habe ich den Kommentar gelesen) bemängelt er, daß das Gedicht oberflächlich ist - Symbole, die keine Bilder erzeugen aber jeder zu interpretieren weiß, usw. Ich habe es so empfunden, daß das Lyrische Ich - das hier nun mal spricht - die Liebe genau so oberflächlich "spielt" - kein echtes Vertrauen, keine echte Gegenseitigkeit und sich aufeinander verlassen - die Verbindlichkeit fehlt. Daß dabei das lyrische Ich die Liebe nur mit leicht verständlichen Symbolen zu beschreiben vermag, gehört für mich zum Gedicht und seiner Aussage.
So wie ich das Gedicht verstanden habe, fehlt die Tiefe in der Liebesbeziehung - nicht (unbedingt) im Gedicht.
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Stimmgabel
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Beitrag29.05.2015 18:36

von Stimmgabel
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-

Dein Bild von mir
ist voller Blüten, Herzchen und
kleinen süßen Kringelchen.

- Es zeigt wie verspielt
unsere Liebe ist.-

Bunte Farben umrahmen
mein Gesicht und
verdecken die tiefe Schatten
die unter ihnen lauern.

Mit jedem schönen Schmetterling
erreicht mich auch
eine Spinne,
deren Netz
die Angst an mich bindet.

Setzt du mir einen Vogel aufs Knie,
windet sich eine Schlange um meine Knöchel,
damit ich nicht mit ihm fortfliege.

Und weht dein Gedanke
wie ein Sommerwind durch meine Haare,
holt sich ein Tornado meine Eingeweide.

Dein Bild von mir
ist voller Blüten, Herzchen und
kleinen süßen Kringelchen.

-------------------------------------------------------

Hallo SylviaB,


für mich persönlich ist dieser Text wirklich kein guter. und, da er als Lyrik gelten soll, wird hier mMn fast alles das falsch gemacht, was Lyrik in ihrer inneren Bedeutung nie verzeiht.

MMn stopft der Text [ das LI ] den Leser [ das Ohr des Lesers ] komplett mit einer rundum_Anweisung und Wegweisung zu ... was könnte hier noch nachwirken ??? geschweige emotionalisieren ??? geschweige zum Nachdenken anregen. Allgemeinplätzige Worte, Bilder und gängige heisch_Effekte werden hier mMn einfach nur durchgenudelt.

eine mir gelungene Sequenz ist diese:

Setzt du mir einen Vogel aufs Knie,
windet sich eine Schlange um meine Knöchel,
damit ich nicht mit ihm fortfliege
.

hier nun paar wenige Zeilen drumrum, und ja, dann könnte da ein feines inneres Rauserzählen passieren, vor allem im Leser.

klar, ist ja nur meine Meinung.


Gruß Stimmgabel


-


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Beitrag29.05.2015 23:14

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich finde, dass das mit weniger Worten besser wäre.
Strophe zwei zum Beispiel ist mir zu erklärend. Anderes wiederholt sich irgendwie.

Habe mal rausgenommen, was ich zu viel finde:


Dein Bild von mir
ist voller Blüten, Herzchen und
kleinen süßen Kringelchen.

Farben umrahmen
mein Gesicht  
verdecken tiefe Schatten

Mit jedem Schmetterling
erreicht mich
eine Spinne,
deren Netz
Angst an mich bindet.

Setzt du mir einen Vogel aufs Knie,
windet sich eine Schlange um meine Knöchel.

 
 


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Stimmgabel
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Wohnort: vor allem da
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Beitrag30.05.2015 06:33

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Die Sicht


Dein Bild von mir
ist voller Blüten, Herzchen und
kleinen süßen Kringelchen.

- Es zeigt wie verspielt
unsere Liebe ist.-

Bunte Farben umrahmen
mein Gesicht und
verdecken die tiefe Schatten
die unter ihnen lauern.

Mit jedem schönen Schmetterling
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deren Netz
die Angst an mich bindet.

Setzt du mir einen Vogel aufs Knie,
windet sich eine Schlange um meine Knöchel,
damit ich nicht mit ihm fortfliege.

Und weht dein Gedanke
wie ein Sommerwind durch meine Haare,
holt sich ein Tornado meine Eingeweide.

Dein Bild von mir
ist voller Blüten, Herzchen und
kleinen süßen Kringelchen.


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Hallo SylviaB,


um mein Unverstehen [ bzgl Inhalt und Umsetzung und Intention ] zu diesem gebauten Stück noch etwas auszuführen.

da wird der Kontext mit dieser abstrus verniedlichenden Strophe

Dein Bild von mir
ist voller Blüten, Herzchen und
kleinen süßen Kringelchen
.

umrandet. [ mMn ein aneinandergereihter Säuselkleber, den noch nicht einmal ein naiv_Kind von sich geben würde , und nun ist es sogar ein Erwachsener (/ene !), der derart herumschwiemelt ]

Ein LI behauptet diese Gedanken (eines LD) in Richtung LI.   ginge es hierbei um einen kontextal sich reibenden Hinweis, würde man dessen Funktion erkennen, okay ... dann hätte es eben ein meta_ebenige Funktion; doch hier versandet alles in einem ineinanderfließenden Kontext.
ein LI nimmt eine gegenüber_Sichtweise an derart, als gäbe es quasi eine beidseitige, reale Liebesbeziehung [ welcher Art auch immer? / dein, mein und unser ] mit LI's und LD's Ja und gleichzeitigem LI-Zweifel, dass LD Li überrennen wollte. /  zuminderst für mich: mannomann, was für ein sehnsüchtig abstruses Konstrukt Wink

dem Anschein nach [ wenn das Ganze wenigstens etwas Realität hätte ] könnte es sich hierbei [ spekuliert ] um ein vereinsamt psychisch krankes Li handeln, das um Zweisamkeit sehnt, zugleich ob seiner Beziehungsunfähigkeit genau weiß ... so in etwa, wohlmöglich selbst weiß, das es sich hier einzig um eine eingebildete Fata Morgana handelt;

doch: hier gaukelt der Text sprachlich Kongruenz vor, als handele es sich hierbei quasi um das generelle zwie_Ding 'Liebe', quasi immanent auktorial, kausal, kosmonal ... Wink

... letztlich ist das Ganze für mich einzig eine psycho_pathologische verschwimm_Versatzstückung ohne jeglichen ersichtlichen Plot [ ... und verzeih mir das Folgende: zu dem ist dann dieses mMn Abstrusium auch noch aus der schein_sensiblen tonal_Sicht einer Frau geschildert ... ne, also wirklich, oder? ].


... und dann lese ich von dir auch noch ernstgemeint folgende Erklärsicht zu deinem Stück:

SylviaB hat Folgendes geschrieben:
Das lyrische Ich sieht die Liebe spielerisch. Sie ist leicht und bunt, wie ein Liebesbrief oder ein kleines Zettelchen in der Butterbrotsdose, der dem Gegenüber ein Lächeln ins Gesicht zaubert.


das kannst du doch nicht ernst meinen, da gerade doch dein LI voller selbst_tückender Zweifel ob des Dinges 'Liebe' ist ... also nee wirklich ... umso mehr, da ja gerade LI LD als quasi übereifriges, verspieltes Liebes_blindhuhn erachtet.


... um noch eine weitere ernst_Spitze beizusäuseln Wink für mich mal wieder eine fahrlässig gewortete Liebes Psycho_Melange, die einfach mal so [ ungeplottet ] und gerne hier ins Forum ablegt wird.

Gruß Stimmgabel

-


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