18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Belletristik
"Apollon" Kapitel 2 [ROM]

 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Mana
Mensch

Alter: 39
Beiträge: 2227
Wohnort: Düsseldorf


Apollon
Beitrag17.12.2007 18:18
"Apollon" Kapitel 2 [ROM]
von Mana
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

2. Akt
"Begegnungen"

Der kalte Regen floss in strömen, Blitze erhellten den Himmel und Donnerschläge ertönten. Glody schloss ihr Geschäft, es war eine kleine Pfandleihe in einem kleinen Randgebiet von Apollon. Sie starrte in den Nachthimmel, suchte über den Türmen nach Sternen und hielt dabei unbewusst nach etwas Ausschau. Suchte sie dort nach Engeln? Sie wusste es nicht. Wie sehr sehnte sie sich doch nach ihrer Heimat. Tropfen über Tropfen fiel der Regen auf ihre weichen Wangen und floss sanft über ihre geschwungenen Lippen. Sie war den Geschmack des schmutzigen Wassers Leid. Um nicht weiter nass zu werden rannte sie schnell die Strasse herunter und nahm die nächste Treppe zur U-Bahnstation. Zwischen dem Geruch von Urin und schwachen Reinigungsmitteln, der ohnehin schon verschmutzen Luft, wischte sie sich das Gesicht trocken. Unter ihrem linken Auge hatte sie eine Tätowierung, es war ein kleines schwarzes Herz. Die Nächte in Apollon waren nie einsam, die Strassen wahren stets belebt und die gut besuchten Bars hatten durchgehend geöffnet. Dennoch fühlte Glody sich hier so schrecklich alleine, denn sie war kein Mensch. An dem Menschengedränge vorbei erwischte sie noch rechtzeitig ihren Anschluss. Als sich die Tür der Bahn hinter ihr schloss, holte sie eine Packung Zigaretten aus der Tasche ihres dunkelgrünen Mantels. Die Sitze waren zum größten Teil besetzt, alte Leute, arme Leute, junge Arbeiter, Obdachlose, ihnen allen stand die Tristesse ins Gesicht geschrieben. Glody hatte gelernt es zu ignorieren. Sie mischte sie sich unter die anderen Leute, die ebenfalls kein Interesse hatten sich hinzusetzen.  Sie war klein und zierlich, so dass sie in der Masse unterging. Sie schaute nach unten, verbarg mit ihrem langen geschwärztem Haar und ihren Händen wie sie sich ihre Zigarette anzünden wollte. Kurz glühten ihre smaragdgrünen Augen auf. Sie flüsterte ein paar Worte in fremder Sprache und dann explodierte ein kleiner Funke an der Spitze der Zigarette. Es war Magie. Glody schwelgte kurz in Erinnerungen während sie den Qualm in ihren Lungen genoss. Es waren nun fast zwanzig Jahre vergangen seit sie sich auf die Suche nach ihrer Schwester begeben hatte. Inara war eine so wunderbare Schwester, erinnerte Glody sich. Und plötzlich war alles wie ein Alptraum, dachte sie weiter. Glody war eine stolze Fee. Und die Feen waren so alt wie die Menschen, doch ihre Kultur näherte sich still und unbemerkt der Dämmerung. Denn Feenkinder kamen nur noch selten auf die Welt, fast, so schien es zumindest, als würde die Welt ihre Existenz nicht mehr dulden. Früher, da träumten die unsterblichen Feen oft von der Zeit und dem, was sie zu bringen vermochte. Damals folgten viele Feen dem Ruf ihrer Zukunftsvisionen: sie besuchten die Welt der Menschen um dort den Neugeborenen ihr Schicksal zu deuten. Aber in diesen Tagen geschah dies allzu selten. Und wenige Feen kamen nun noch in den Genuss eines solchen Privilegs. Inara, Glodys Schwester war einer solchen Vision gefolgt. Danach war sie verschwunden. Irgendwann hatten die Obersten Feen die Reise in die Welt der Menschen bis auf weiteres untersagt. Niemand wusste genau warum, aber es stand scheinbar in Verbindung mit dem Verschwinden von Inara. Die Suche nach ihrer Schwester wurde eingestellt, aber Glody hatte dies nicht akzeptieren wollen. Glody tat etwas, dass andere als dumm oder als zu Riskant bezeichnet hätten. Magie war mächtig, doch musste sie sich den Naturgesetzen beugen und so hatte Glody einen natürlichen Spalt zwischen den Welten genutzt. Um ungesehen und verborgen zu bleiben hatte sie ihre Unsterblichkeit abgelegt, wie ein Kleidungsstück und die Laster der sterbenden angenommen. Das Kettenrauchen ist das geringste übel, dachte sie. Glody war keineswegs immer eine traurige Natur gewesen. Früher war sie stets neugierig und hatte immer ein Lächeln auf ihren Lippen, aber das erstarb vor so vielen Jahren. Sie hatte so vieles geopfert um die letzte Spur ihrer geliebten Schwester zu verfolgen. Doch hier in Apollon hatte sie sich verloren. Es war eine Sackgasse. Glody hielt ihre Augen offen um nach Hinweisen zu suchen, während sie sich vor den neugierigen Blicken der Menschen versteckte. Sie schwärzte ihre Haare und öffnete eine kleine Pfandleihe während sie die Tätigkeiten der Ordenspriester heimlich ausspionierte.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden MSN Messenger
Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag17.12.2007 18:36

von Enfant Terrible
Antworten mit Zitat

Hallo Ralf, eine sehr schöne Fortsetzung lieferst du da ab! Ich finde es toll, wie geschickt du gegen Schluss die "Vorgeschichte" eingewoben hast. Nur einige Anmerkungen hätte ich, bitte nicht sauer sein, heute bin ich kleinlich:

Zitat:
Der kalte Regen floss in Strömen, Blitze erhellten den Himmel und Donnerschläge ertönten

Abgesehen von dem winzig kleinen Rechtschreibfehler stört mich eine winzige Kleinigkeit: dieses "floss". Es passt irgendwie nicht in das übrige, ziemlich heftige Bild eines Gewitters, welches du hier beschreibst. Vielleicht bin nur ich es, die sich unter "fließen" etwas Geruhsames vorstellt, was überhaupt nicht mit einem stürmischen Regen zusammenpasst. Die Umschreibung "Es goss in Kübeln" ist zwar ausgelutscht, passt hier aber ganz gut, finde ich. Es muss ja nicht jede Zeile eine Innovation sein, aber stimmig!

Zitat:
Glody schloss ihr Geschäft, es war eine kleine Pfandleihe in einem kleinen Randgebiet von Apollon

Noch eine Kleinigkeit, aber es heißt ja "Je weniger Worte, desto besser". Das Kursive könntest du bedenkenlos streichen, auch so versteht man ganz gut, was sich worauf bezieht usw.  Wink

Zitat:
suchte über den Türmen nach Sternen und hielt dabei unbewusst nach etwas Ausschau. Suchte sie dort nach Engeln?

Mag sein, dass ich montags besonders kleinkariert bin, aber: Ich würde das "suchen" beim einen der beiden Sätze gerne ersetzen, am besten das erste. Diese Wiederholung ist nicht so das Wahre, vor allem, weil sich mir ein bisschen die Frage stellt: Welche Suche ist hier wichtiger? Die nach den Engeln oder nach den Sternen? Deshalb würde ich es umschreiben.

Zitat:
Zwischen dem Geruch von Urin und schwachen Reinigungsmitteln, der ohnehin schon verschmutzen Luft, wischte sie sich das Gesicht trocken

Zielst du schon mit Dartpfeilen auf mein Foto? Nein? Jetzt aber. Denn ich muss leider sagen, ich finde diesen gesamten Satz ein bisschen... schief. Wie ich schon einmal gesagt habe: Wo zwischen? Luft ist ein Ganzes, da passt "inmitten" noch besser. Außerdem geht aus diesem Satz der Zusammenhang nicht ganz klar hervor, es wirkt - sorry - geradezu aneinandergeworfen. Ich würde es vielleicht so umschreiben: Inmitten der verschmutzten Luft, wo sich der Gestank von Urin und schwachen Reinigungsmitteln mischte, wischte sie sich das Gesicht trocken - oder so ähnlich, damit es klarer wirkt.

Zitat:
Früher war sie stets neugierig und hatte immer ein Lächeln auf ihren Lippen, aber das erstarb vor so vielen Jahren

Zwecks der grammatikalisch-bürokratischen Korrektheit würde ich den kursiven Teil im Plusquamperfekt schreiben.


_________________
"...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP

Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen MSN Messenger Skype Name
Gabi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1216
Wohnort: Köln


Beitrag17.12.2007 20:45

von Gabi
Antworten mit Zitat

Hallo Mana!

Krümel hat ja schon alles angemerkt. Bleibt mir dann nur noch zu sagen, dass es mir sehr gut gefällt. Die Umgebung hast du sehr bildhaft umschrieben. Würde auf jeden Fall gerne weiterlesen.

L.G.
Gabi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Mana
Mensch

Alter: 39
Beiträge: 2227
Wohnort: Düsseldorf


Apollon
Beitrag19.12.2007 00:06

von Mana
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebes Kürmelchen, liebe Gabi,

vielen Dank für eure Worte, und ganz besonders dir liebes Krümelchen herzlichen Dank. Sobald Ferien sind, werd ich mich an des überarbeiten machen. Vorerst lass ich des aufgrund von Arbeitsstress so stehen, ich hoffe da bist du mir net all zu bös.

Gruss Ralf


_________________
Der Verstand schreibt mit Tinte, das Herz mit Leidenschaft...

Wissenschaft ist ein stahlharter Metalldildo zum umschnallen.- Vince Masuka

Mein Lieblingsepigramm:
"Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in gott und gott in mich zusammenfasse." von Johannes Scheffler
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden MSN Messenger
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Belletristik
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Ein freundliches "Hallo" ...
von Mademoiselle_Mel
Mademoiselle_Mel Roter Teppich & Check-In 2 26.04.2024 11:58 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Veranstaltungen - Termine - Events
17.04.2024, 19 Uhr: Lesung aus "...
von Bananenfischin
Bananenfischin Veranstaltungen - Termine - Events 0 10.04.2024 20:23 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rezensionen
"Die Ärztin"-ein Theaters...
von writersblockandtea
writersblockandtea Rezensionen 0 08.04.2024 13:59 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Agenten, Verlage und Verleger
Welches Kapitel vom Liebesroman für ...
von MiaMariaMia
MiaMariaMia Agenten, Verlage und Verleger 23 02.04.2024 09:00 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Ich: "Hallo, mein Name ist Joe.&...
von Joe
Joe Roter Teppich & Check-In 5 22.03.2024 12:21 Letzten Beitrag anzeigen

BuchEmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuch

von Alien78

von Micki

von MShadow

von V.K.B.

von Heidi

von femme-fatale233

von Literättin

von Traumtänzerin

von MT

von denLars

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!