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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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21.10.2009 11:54 Grauer Wolf, alter Mann von Mana
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Grauer Wolf, alter Mann
Immer vorwärts hastend
einsam jagend
einsam heulend
einst ein Wolf,
nun ein alter Mann,
am Abgrund harrend.
Wo ist er nun,
der König?
Einzig der Mond
betrachtet deine Wunden
und erinnert sich,
wer du warst.
Der Wind trägt
den Geruch der Zeit
von dir fort,
nur du rastest,
knurrend,
Zahnlos
bis zum Ende.
Weitere Werke von Mana:
_________________ Der Verstand schreibt mit Tinte, das Herz mit Leidenschaft...
Wissenschaft ist ein stahlharter Metalldildo zum umschnallen.- Vince Masuka
Mein Lieblingsepigramm:
"Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in gott und gott in mich zusammenfasse." von Johannes Scheffler |
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Jubej Thos Gast
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21.10.2009 15:23
von Jubej Thos
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Wow das gefällt mir...
Hat irgendwie was von Vergänglichkeit...und kein Schwein bekommt es mit.
Das ganze lässt sich ziemlich schnell lesen, was für mich zur Folge hatte das ich am Ende angekommen war und nochmal von vorne anfing, aber das habe ich öfters.
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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21.10.2009 18:13
von Alogius
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Hi,
in seiner Schlichtheit überzeugt das Gedicht, weil es auf diese Weise den Verfall (und ins Detail muss es gar nicht gehen) dokumentiert. Mit Wehmut, aber gleichsam die Tragik als gegebenen Umstand nüchtern dokumentierend, trägt der Text seine Figur zu Grabe. Wie schon gesagt: Und niemand bemerkt es.
Aber so ist es nicht ganz:
Es ist der Leser, der daran teilnimmt, aber gegen das feststehende Gesetz von Alter, Verfall und Tod nichts tun kann.
Sehr gern gelesen, gut geschrieben,
Gruß
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Traumtänzerin Fähnchen Fieselschreib
Alter: 30 Beiträge: 1178
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21.10.2009 19:25
von Traumtänzerin
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Kann mich der Schar meiner begeisterten Vorredner nur anschließen.
Ein bewegendes Gedicht, kein Wort zu wenig und kein Wort zu viel. Einfach umwerfend schön. Und traurig.
Mir gefällt es seeeeeeehr gut.
LG,
Traumtänzerin
EDIT:
PS: 9 Federn meinerseits.
_________________ Title sponsored by Boro, (c) by Alogius
---
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
---
Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Dem wird befohlen, der sich selbst nicht gehorchen kann. (Nietzsche)
---
Inquisition war in der frühen Neuzeit der ganz große Burner. |
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Isabetha Schneckenpost
Alter: 53 Beiträge: 13
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21.10.2009 21:55
von Isabetha
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Auch mir gefällt das Gedicht sehr gut, irgendwie genau meine Wellenlänge. Ich mag Wölfe, ich finde den Vergleich sehr passend man hat sofort eine Vorstellung von dem Mann der darin beschrieben wird. Sehr schön.
Zum Handwerklichen kann ich mich leider nicht äußern ich habe keinerlei theoretisches Wissen zum Gedichte schreiben.
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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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21.10.2009 23:15
von Mana
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Vielen Dank liebe Leute^^,
wollte eigentlich jede Strophe einzeln reinsetzen, da auch jede für sich alleine stehen kann und sein eigenes Tempo hat, aber da es hier ja nicht gaaaanz so gern gesehen wird, wenn man drei Einzelstücke auf einmal reinsetzt werden, hab ich die zusammen gestellt. Beim schreiben musste ich an meine Zeit im Altenheim denken, war ne sehr traurige Zeit, weswegen auch viel hängen geblieben ist.
Gruss Ralf
_________________ Der Verstand schreibt mit Tinte, das Herz mit Leidenschaft...
Wissenschaft ist ein stahlharter Metalldildo zum umschnallen.- Vince Masuka
Mein Lieblingsepigramm:
"Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in gott und gott in mich zusammenfasse." von Johannes Scheffler |
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Gewaexhausgewaex Wortedrechsler
Alter: 38 Beiträge: 86 Wohnort: Jena
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22.10.2009 01:43
von Gewaexhausgewaex
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Schöne kurze, knackige Strophen! Gefällt mir.
Nur kann ich mir nicht vorstellen, sie jeweils seperat zu lesen. So wie das Gedicht jetzt ist, gibt es ein sehr gutes Gesamtbild ab.
Solche Gedichte les ich gern!
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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22.10.2009 12:15
von jim-knopf
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guten Mittag
möchte hier meinen Vorrednern ein klein wenig wiedersprechen. Finde das Gedicht nicht wirklich schlecht, aber eher durchschnittlich. Ich hoffe, du siehst mir das nach.
Ich finde die Metapher nicht sonderlich orginell, ein wenig abgelutscht beinah schon. Der alternde Wolf... früher stark und agil... heute nur noch einen Schatten seines einstigen Selbsts... Erstmal sollte man sich zurück halten, eine solche Metapher zu kritisieren und erst einmal warten, was denn der Autor daraus macht. Ist es etwas neues, ungewöhnliches? Etwas, das ich Zusammenhang mit diesem Bild noch nicht gelesen habe und das mich überrascht. Für meinen Geschmack gelingt dir das hier leider nicht. Etwas überspitzt gesagt, für mich hast du hier eine Reihe Klischees aneinander gehängt.
Zitat: | Immer vorwärts hastend
einsam jagend
einsam heulend
einst ein Wolf,
nun ein alter Mann,
am Abgrund harrend. |
Zudem hab ich hier in Strophe eins ein Verständnisproblem. Man ließt die ersten drei Zeilen und in der vierten kommt dann: Einst ein Wolf. Wüsste ich es aus dem Gesamtbild nicht besser, so würde ich sagen, diese ersten drei Zeilen beziehen sich nicht auf seine Vergangenheit als junger Wolf, sondern auf die Gegenwart. Vll sollte man die ersten drei Zeilen einfach in eine Vergangenheitsform stellen: Also in etwa so:
Immer vorwärts gehastet
einsam gejagt
einsam geheult
einst ein Wolf
...
Was ich noch positiv erwähnen möchte: Ich finde, du hast hier einen guten Mittelweg zwischen der darstellung der Figur als Mensch ("alter Mann", "Zahnlos") und der Figur als alter Wolf ("knurrend", die Sache mit dem Mond, usw) gefunden. Hoffe trotzdem, du nimmst mir meine Kritik nicht übel.
gruß
Roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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22.10.2009 13:55
von Mana
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Lieber Jim,
ich finde es nicht schlimm, für Kritik, wenn sie vernünftig erklärt wird bin ich immer offen. Wolf und alter Mann mag wohl ausgelutscht sein, aber es ging mir so durch den Kopf. Was neues wollte ich auch nicht versuchen, wollte einfach was von meinem Kopf auf Papier pojezieren. Vielleicht spiegelt das auch, dass ich ein klischeehafter alter Romantiker bin. Ich finde, der Wolf hat etwas faszinierendes an sich. zum größtenteil begründet sich das mit dem Mondheulen des Wolfes. Das anheulen des Mondes hat man als etwas mystisches angesehen, da man dem Mond in vielen alten Kulturen eine wichtige mystische Rolle gegeben hat. In der alten türkischen Mythologie war der Wolf soetwas wie ein heiliges Tier. So gesehen steht der Wolf auch ein wenig als Symbol für alte Traditionen und Wege, die in vergessenheit geraten sind. Ähnlich verhält es sich mit älteren Menschen, ihre Werte und Sichtweisen verschwinden mit ihnen. Also frage ich umgekehrt, warum nicht der Wolf? Mein Thema, nämlich die Vergänglichkeit, das Verschwinden der Jugend, darum geht es mir doch. Braucht man dafür zwangsweise was neues?
Letztendlich ist es geschmackssache, und ich respektiee deinen Geschmack.
jim-knopf hat Folgendes geschrieben: |
Zudem hab ich hier in Strophe eins ein Verständnisproblem. Man ließt die ersten drei Zeilen und in der vierten kommt dann: Einst ein Wolf. Wüsste ich es aus dem Gesamtbild nicht besser, so würde ich sagen, diese ersten drei Zeilen beziehen sich nicht auf seine Vergangenheit als junger Wolf, sondern auf die Gegenwart. Vll sollte man die ersten drei Zeilen einfach in eine Vergangenheitsform stellen: Also in etwa so:
Immer vorwärts gehastet
einsam gejagt
einsam geheult
einst ein Wolf
...
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Das habe ich eigentlich bewußt so geschrieben. Er versucht immer noch zu hasten, zu jagen und zu heulen, aber er merkt nicht, dass er eigentlich verharrt. Es geht um den zweideutigen Eindruck, der durch diese Schreibweise vermittelt wird, hier kreuzen sich nämlich die äußere objektive Sichtweise auf den alten Mann, und die subjektive eigene Sichtweise des alten Mannes. Es ist also der Versuch zwei Lyrische Ichs gleichzeitig zu verkaufen. Ich werd mir deinen Vorschlag mal genauer überlegen, wahrscheinlich ist mein Versuch auch nicht so geglückt.
Zitat: |
Was ich noch positiv erwähnen möchte: Ich finde, du hast hier einen guten Mittelweg zwischen der darstellung der Figur als Mensch ("alter Mann", "Zahnlos") und der Figur als alter Wolf ("knurrend", die Sache mit dem Mond, usw) gefunden. Hoffe trotzdem, du nimmst mir meine Kritik nicht übel. |
Vielen Dank^^
Gruss ralf
_________________ Der Verstand schreibt mit Tinte, das Herz mit Leidenschaft...
Wissenschaft ist ein stahlharter Metalldildo zum umschnallen.- Vince Masuka
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Maxine_Stuart Schneckenpost
Alter: 35 Beiträge: 14 Wohnort: München
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22.10.2009 14:40
von Maxine_Stuart
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Gefällt mir ziemlich gut, weil es etwas melancholisches hat.
Eigentlich bin ich mehr der Typ für ausführliche Gedichte ( Schön viel Drama drum rum und so), aber es hat einfach n richtig tolles Gefühl.
Liebe und so!
Max
_________________ Es ist so weil es so ist und weil es so ist, ist es so.
Klar soweit? |
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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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23.10.2009 20:50
von Mana
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Liebe Maxine,
entschuldigung, dass ich dich erst überlesen habe, auch dir vielen lieben Dank für die Worte^^
Gruss ralf
_________________ Der Verstand schreibt mit Tinte, das Herz mit Leidenschaft...
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MrPink Lyromane
Alter: 53 Beiträge: 2431 Wohnort: Oberbayern
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24.10.2009 01:25
von MrPink
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Hat auf jeden Fall was. Liest sich flüssig und ist sehr emotional und das, obwohl nicht einmal eine Emotion beschrieben wurde, nicht schlecht.
Was mir ein wenig fehlt ist die Tatsache, dass der Wolf ja eigentlich ein Rudeltier ist. Eine Gegenüberstellung von Rudel und Familie würde das Bild vervollständigen, meine Meinung.
Trotzdem gern gelesen.
andi
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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27.10.2009 01:22
von Mana
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Lieber Pink,
natürlich gebe ich dir recht, der Wolf ist ein Rudeltier, aber das ist der Mensch ja irgendwie auch. Trotzdem findet man Wölfe und Menschen alleine vor, deswegen passt es meiner Meinung nach. Es geht ja nicht um ein gewöhnliches Bild. Ein einsamer Wolf ist ein Bild von Auststoss oder Isolation. Ansonsten vielen Dank fürs lesen um kommentieren.
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gepuzzelt Eselsohr
G
Beiträge: 289 Wohnort: Australien
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G 27.10.2009 02:43
von gepuzzelt
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Hi Mana,
ich gestehe, ich habe auch immer meine Probleme mit der Häufung von Präsens Partizipien. Ich empfinde sie als sperrig und tot.
(Könnte es auch sein, dass sich in anderen Weken viele davon finden? Ich meine ich hätte das so in Erinnerung, habe aber momentan keine Zeit meinen Eindruck zu bestätigen oder zu widerlegen.)
Zitat: | Immer vorwärts hastend
einsam jagend
einsam heulend
einst ein Wolf,
nun ein alter Mann,
am Abgrund harrend. |
Daher geht mein Vorschlag in eine andere Richtung als Jims, denn um Aktivität und ein Andauern des Gehetztfühlens zu erzeugen, halte ich die Präsensformen für gelungener:
Wie wär's also mit so etwas:
Immer vorwärts hastet er,
jagt einsam,
heult einsam,
einst ein Wolf,
nun ein alter Mann
harrt er am Abgrund.
Und hier wieder:
Zitat: | Der Wind trägt
den Geruch der Zeit
von dir fort,
nur du rastest,
knurrend,
Zahnlos |
...
Nur du rastest,
knurrst,
zahnlos.
Unter einem nominalisierten Zahnlos könnte man sich mit viel Phantasie auch etwas anderes vorstellen
Solltest du ein "knurrendes Rasten" meinen, dann dürfte es nicht mit einem Komma getrennt sein. Bei diesem Vorschlag einer Änderung war ich etwas unsicher.
Nach dem "fort", könnte/sollte man vielleicht auch eher einen Punkt oder ein Semikolon setzen, weil ein neuer Gedanke beginnt.
Nur son paar Vorschläge. Bin gespannt, was du dazu meinst.
LG
gepuzzelt
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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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27.10.2009 03:05
von Mana
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Liebe gepuzzelt,
deine Idee gefällt mir schon besser als Jims Vorschlag, da werd ich wirklich drüber schlafen. Wobei ich die "end" Endungen in der ersten Strophe sehr ansprechend fand.
Zitat: | Immer vorwärts hastet er,
jagt einsam,
heult einsam,
einst ein Wolf,
nun ein alter Mann
harrt er am Abgrund. |
Die erste Zeile würde ich dann anders machen:
Stets hastet er vorwärts,
jagt einsam,
heult einsam,
einst ein Wolf,
nun ein alter Mann
harrt er am Abgrund.
Zitat: | Unter einem nominalisierten Zahnlos könnte man sich mit viel Phantasie auch etwas anderes vorstellen |
Ehrlich gesagt hat das einen ganz anderen Grund. Mein Open Office hat die Angewohnheit das erste Wort jeder neuen Zeile groß zu schreiben. Normalerweise muss ich das dann immer nachkorrigieren, hier hab ichs übersehen.
Zitat: | Solltest du ein "knurrendes Rasten" meinen, dann dürfte es nicht mit einem Komma getrennt sein. Bei diesem Vorschlag einer Änderung war ich etwas unsicher. | Er rastet und er knurrt, aber das Rasten knurrt nicht, und das Knurren rastet nicht. Deswegen find ich das Komma vertretbar.
Zitat: | Nach dem "fort", könnte/sollte man vielleicht auch eher einen Punkt oder ein Semikolon setzen, weil ein neuer Gedanke beginnt. |
Hast recht.
Ich dank dir für die Vorschläge, und die Änderung werd ich wirklich ernsthaft in Betracht ziehen.
Gruss Ralf
_________________ Der Verstand schreibt mit Tinte, das Herz mit Leidenschaft...
Wissenschaft ist ein stahlharter Metalldildo zum umschnallen.- Vince Masuka
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"Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in gott und gott in mich zusammenfasse." von Johannes Scheffler |
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gepuzzelt Eselsohr
G
Beiträge: 289 Wohnort: Australien
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SylviaB Schnupperhasi
Alter: 58 Beiträge: 6332 Wohnort: Köln
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27.10.2009 10:52
von SylviaB
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Hallo Mana,
ich habe nun dieses Gedicht so oft aufgemacht und wollte etwas dazu schreiben, dann habe ich es wieder geschlossen. Warum? Weil es mir auf der einen Seite sehr gefällt, es spricht mich an und das ist es, was ein Gedicht tun sollte. Es läßt Bilder entstehen und auch hier ist es nicht zu trocken. Warum also habe ich mich davor gescheut, dir etwas unter das Gedicht zu schreiben?
Es ist für mich schwierig in Worte zu fassen. Fangen wir einfach bei dem Titel an.
Alter Mann, grauer Wolf
- wie ein grauer Wolf
- er war ein grauer Wolf
- sein Gesicht erinnert an einen grauen Wolf
- Ein grauer Wolf war er
- die Bewegungen waren die eines grauen alten Wolfes
usw.
Das ist es, was mir zu allererst auffällt. Ich habe es schon so oft gehört, gelesen und in Filmen sogar gesehen, dass ich finde, ein solches Gedicht hat einen anderen Titel verdient. Dieser ist einfach schon viel zu abgenutzt in meinen Augen.
Zitat: | Immer vorwärts hastend
einsam jagend
einsam heulend
einst ein Wolf,
nun ein alter Mann,
am Abgrund harrend. |
Hier wiederholt sich alles, was der Titel eigentlich schon aussagt. Aber in so hm... schöner Konstellation, dass ich es gern gelesen habe. Auch wenn ich nach den ersten beiden Zeilen wußte, was kommt.
Allerdings bleibt eben genau das, es ist zu vorhersehbar.
Zitat: | Wo ist er nun,
der König?
Einzig der Mond
betrachtet deine Wunden
und erinnert sich,
wer du warst. |
Wunderschön. Dazu ist mehr nicht zu sagen. Es sind tolle Zeilen, die mir ein Gefühl der Traurigkeit vermitteln, der Einsamkeit. Was allerdings auch wieder vorhersehbar ist. Aber es ist wirklich wunderschön geschrieben.
Zitat: | Der Wind trägt
den Geruch der Zeit
von dir fort,
nur du rastest,
knurrend,
Zahnlos
bis zum Ende. |
Die ersten drei Zeilen sind Top! Der Wind, der den Geruch der Zeit fortträgt, super! und dann, dann kommt das, wo ich echt Kritik äußern möchte, denn hier zerredest du, was du in diesen tollen drei Zeilen aussagst. Wir wissen, der Wolf ist alt und einsam, das hat uns der Rest des Gedichtes schon erzählt, in den letzten Zeilen wiederholst du das nur noch. Von der Form her ist es schön ja, aber die Form darf nicht über den Inhalt bestimmen finde ich.
Zitat: | Der Wind trägt
den Geruch der Zeit
von dir fort,
bis zum Ende. |
So lese ich es für mich und dann gefällt mir auch das Ende sehr gut.
Lieber Mana, es sind sehr gefühlvolle Zeilen, die einen ein bisschen Nachdenklich stimmen und die einen ältere Menschen ins Bewußtsein rufen. Ich habe es gern gelesen und werde es wahrscheinlich noch ein paarmal tun.
Lieben Gruß
Sylvia
_________________ Scheint dat Sönnsche dir aufs Hirn,
hassu wohl ne offne Stirn. |
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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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28.10.2009 02:07
von Mana
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Liebe gepuzzelt,
zum "König". Ich hatte dabei ein ganz bestimmtes Bild im Kopf. Ein heulender Wolf auf einem Hügel. Irgendwie hat das schon etwas erhabenes. Weiter kommt die jugendliche Selbstüberschätzung. Man hat ne riesen Klappe, hält sich für unbesiegbar, unanfechtbar und für den König der Welt. Da gabs doch so eine markante Szene in Titanic "Ich bin der König der Welt" oder so. Diese Strophe ist quasi die Antwort ein paar jahrzehnte später. Auf deine restlichen Ideen gehe ich ein andermal ein, bitte nicht böse sein, muss diese Woche noch eine Klausur schreiben und ein Referat halten.
Liebe Sylvia,
auch dir ganz lieben Dank fürs lesen. Da ich momentan nicht so ganz Fit bin (es stehen noch ein paar Klausuren im Raum), gehe ich erstmal nur auf eine Sache ein.
Zitat: | - wie ein grauer Wolf
- er war ein grauer Wolf
- sein Gesicht erinnert an einen grauen Wolf
- Ein grauer Wolf war er
- die Bewegungen waren die eines grauen alten Wolfes
usw.
Das ist es, was mir zu allererst auffällt. Ich habe es schon so oft gehört, gelesen und in Filmen sogar gesehen, dass ich finde, ein solches Gedicht hat einen anderen Titel verdient. Dieser ist einfach schon viel zu abgenutzt in meinen Augen. |
Wie ich Jim schon versucht habe zu erklären. Alte Menschen sind auch schon irgendwie abgenutzt (ohne, dass ich das jetzt beleidigend meine). Das Altern ist ein klassisches Motiv, ein sehr altes, warum es neu verpacken wollen, wenn ein genauso veraltetes Motiv doch passt.
Ich bin darauf gestoßen als ich mich mit der alttürkischen Mythologie beschäftigt habe. Der Wolf war ein sehr weit verbreitetes Motiv. Ihm wurde viel mystisches zugeschrieben, vorallem weil er den Mond angeheult hat, was auch wieder ein sehr klassisches Motiv ist. Auch wenn es sowas schon millionenfach gab, an Gültigkeit und Kraft hat es meiner Ansicht nach nicht verloren.
Gerade wenn ein Leser das Motiv für veraltet hält passt es doch, da es ja auch um eine veraltete Generation geht, die aber nicht aufhören will zu bleiben. Vielleicht sollte ich es ja tatsächlich dahingehend ändern, und es kommt wohl was besseres raus, aber dann würde es nicht mehr das Bild representieren das ich mir wünsche für dieses Gedicht.
gruss ralf
_________________ Der Verstand schreibt mit Tinte, das Herz mit Leidenschaft...
Wissenschaft ist ein stahlharter Metalldildo zum umschnallen.- Vince Masuka
Mein Lieblingsepigramm:
"Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in gott und gott in mich zusammenfasse." von Johannes Scheffler |
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Tiefgang Reißwolf
Alter: 43 Beiträge: 1139 Wohnort: Hamburg
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28.10.2009 06:32
von Tiefgang
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Tja. Um 5.35 morgens sagt mir mein nicht mehr vorhandener Leseverstand: Gefällt mir eher durchschnittlich. Und insofern nicht sehr. Es sind einige schöne Passagen drin, gut durchgeschrieben, aber für mich ist da kein Extrakt drinnen, der mir (um diese Uhrzeit) wirklich etwas gibt.
Ist ja auch spät schon, vielleicht lieg ich also falsch.
_________________ DOPLPACK Verlag
- schreiben & bleiben - |
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Mana Mensch
Alter: 39 Beiträge: 2227 Wohnort: Düsseldorf
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30.10.2009 23:33
von Mana
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Liebe Sylvia, liebe gepuzzelt, lieber Tiefgang,
entschuldigt, dass ich erst jetzt Stellung nehme. Mir gefallen sowohl puzzels Ideen als auch Sylvias Ideen. Trotzdem häng ich auf der anderen Seite noch an meiner Originalversion. Mehrere Versionen schreiben, davon halte ich prinzipiell nichts, aber vielleicht hilft es mir einen neuen Weg zu finden.
Zitat: |
Gefällt mir eher durchschnittlich. |
Das ist ja immerhin schon was lieber Tiefgang^^
Habs in meinem Kalender notiert, Sonntag ist "grauer Wolf, alter Mann" Tag.
Gruss Ralf
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