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Innere Ruhe


 
 
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m-chen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 93
Wohnort: Berlin


Beitrag28.09.2009 15:30
Innere Ruhe
von m-chen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das hier ist zwar nicht das erste, was ich jemals geschrieben habe, aber das erste, was ich öffentlich (in der Schule damals) vorgelesen habe.

Das Baby schreit. Schon wieder. Ich habe das Gefühl, das tut es ständig. Zumindest kann ich mich nicht mehr an Ruhe erinnern. Wirkliche Stille, so still, dass es im Schädel widerhallt.
Nein, denn das Baby in der ersten Etage schreit - schreit um sein Leben. Man möchte meinen, die Eltern müssten es hören. Ich höre es ja auch. Hier oben. Vielleicht sind sie nicht da. Vielleicht wollen sie es nicht schreien hören - das Baby. Wer weiß das schon?
Man könnte etwas unternehmen. Man könnte sich ein Herz fassen und mit vor Mut geschwellter Brust an die Tür klopfen und verlangen, dass das Baby versorgt wird. Ja, das könnte man. Doch man tut es nicht.
Und dann ist alles still. Das schreiende Baby ist so schnell gegangen, wie es kam. Es ist still. Das hab ich nicht gewollt. Diese Stille ist unerträglich - zu erdrückend, zu entgültig. Zum Verrücktwerden.
Stimmen werden laut. Das junge Paar in der obersten Wohnung streitet. Schon wieder. Ich habe das Gefühl, das tut es ständig.
Nie ist es ruhig. Wenn es nur einmal wirklich still wäre!

Na na? Wer kann das interpretieren? In meinem Deutschkurs haben sie es irgendwie falsch verstanden.
Es geht um einen Mann nach dem Krieg. Er kann die Lautstärke nicht ertragen, weil es ihn vom Denken abhält und der Lärm, vor allem Schreie, ihn an Kämpfe erinnert. Dann ist es still und das kann er auch nicht ertragen, weil seine Gedanken im Kopf widerhallen und er an nichts Schönes mehr denken kann. Es ist wie die Stille nach einem furchtbaren Sturm, wenn man die Katastrophe zum ersten Mal sehen kann. Im Großen und Ganzen ist er also verloren.



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Einherjer
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 545



Beitrag25.10.2009 12:46

von Einherjer
Antworten mit Zitat

Hallo m-chen.

Gerade mal dein erstes (öffentliches) Werk gelesen.

Die zerrüttete Sprache und die ständigen Gedankeneinschübe passen sehr gut zu dem gewählten Thema.

Aber besonders interessant fand ich den Kommentar und deine Interpretationsvorgabe an deine Klassenkameraden.
Wenn du möchtest, dass deine Leser/Zuhörer in die richtige Richtung interpretieren, musst du ihnen auch etwas geben, dass sie auf den richtigen Pfad führt.

Dass es in deiner Geschichte um einen kriegstraumatisierten Mann geht, lässt sich auch nach nochmaligen Lesen an keiner Stelle festmachen oder auch nur erahnen.
Genauso gut könnte es auch eine Frau sein, die unter Migräne leidet.


Für die Rubrik "Mein erstes Mal" war das jetzt schon ein sehr ausführlicher Kommentar. Ist aber nicht böse gemeint, dachte mir nur ausführlich ist besser als nichts.


Gruß

Einherjer


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Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt (Jean Cocteau)

Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. (Mark Twain)
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m-chen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 93
Wohnort: Berlin


Beitrag22.12.2010 17:27

von m-chen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ach herje ... Ich war hier schon lange nicht mehr, aber wollte noch erwähnen, dass es ja in der Schule war und da gibt's immer ein vorgegebenes Thema.
In diesem Fall war es "Schreibt einen kurzen Beitrag über jemanden, der den Krieg hinter sich hat" ... also ich hab auch nich ganz ins Blaue gegriffen.^^

Trotzdem arigatou ne.


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