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Skatha Eselsohr
Beiträge: 372 Wohnort: Alpenraum
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28.11.2023 11:02 zeit.ventil von Skatha
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dein bollwerk
bewölkt
flucht
bodennebel und
schneegestöber
zum tränenfall
erreichst die spitze
am zerwürfnis
aus leibeskräften
sprengst
das gefüge
rückkehr
immer noch
bewölkt
machst du dich
wieder
ans einnorden
Weitere Werke von Skatha:
_________________ It is not despair, for despair is only for those who see the end beyond all doubt. We do not.
(J.R.R. Tolkien, The Lord of the Rings) |
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Sue Rovia Klammeraffe
Alter: 30 Beiträge: 586 Wohnort: Metronom
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29.12.2023 19:32
von Sue Rovia
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Liebe Skatha, ich wollte doch noch etwas zu diesem Text schreiben, gerade, weil er noch so unkommentiert dasteht.
Nur ist es so, dass ich ihn glaube ich nicht so ganz durchdrungen habe, und ich habe ehrlichgesagt ein bisschen auf die Kommentare anderer gehofft, die mir dabei helfen könnten, den Text zu entschlüsseln.
Mein Leseeindruck:
Der Text hat für mich zunächst eine stark räumliche Dimension in dem Sinne, das er durch Orte und Ortswechsel gegliedert wird, wobei beides metaphorisch verstanden werden darf:
Das Bollwerk als geschützten Raum, der bei der Flucht verlassen wird und am Ende bei der Rückkehr wieder betreten.
Ich komme nicht umhin, diese Orte als verschiedene Stadien einer durch Konflikte belasteten Beziehung zu lesen.
Das Bollwerk wäre dann also ein Zustand, in dem die Grenzen klar gezogen sind, das Sagbare definiert, man wird nicht verletzt, zum Beispiel, weil man über bestimmte Dinge einfach nicht spricht. Wirklich befriedigend ist das Miteinander aber auch nicht (deshalb bewölkt).
Dieses Miteinander wird aufgebrochen durch die flucht des Lyrischen Du, es folgt ein schmerzhaftes Ringen oder Streiten, bis der eigentliche Konflikt gefunden ist (das Wort zerwürfnis ist für mich die stärkste Einladung, hier etwas Zwischenmenschliches hineinzuinterpretieren).
Die Grenzen des Sagbaren werden gesprengt und neu gezogen, es folgt die Rückkehr in ein Miteinander, das für beide Seiten relativ sicher ist, weil über bestimmte Sachen nicht gesprochen wird.
Aber auch wieder irgendwie unbefriedigend.
Stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Also was bedeutet einnorden? Einfach nur, sich wieder einrichten in diesem nach wie vor bewölkten Bollwerk? Oder ist es eine Einladung, den Text zyklisch zu verstehen, also ein Hinweis darauf, dass sich das Ausbrechen und die Rückkehr wiederholen?
Ich hatte auf jeden Fall in meinem Leben schon solche zyklischen Konflikte, deshalb liegt es für mich nahe.
Ich finde eigentlich nicht schlimm, dass ich nicht wirklich entschlüsseln kann, was 'einnorden' hier in diesem Text bedeuten soll. Texte, die einfach nur etwas beschreiben, sind schnell langweilig, wenn etwas Geheimnisvolles bleibt, dann finde ich das schön.
Nur bin ich mir hier wiegesagt nicht so ganz sicher, ob ich den Text überhaupt richtig verstanden habe und ich weiß nicht, ob der Interpretationsrahmen mir hier insgesamt nicht ein bisschen zu weit ist. Ich fühle mich auf jeden Fall etwas verloren mit dem, was dieser Text mir möglicherweise alles noch zeigen oder sagen kann.
Vielleicht will ja noch jemand etwas dazu schreiben, das fände ich nach wie vor sehr schön.
Liebe Grüße
Sue
Edit: Fällt mir auf, dass ich die Überschrift gänzlich unkommentiert gelassen habe. Aber auch eher, weil sie dem Text noch eine Ebene gibt, die ich nicht durchdringe.
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Skatha Eselsohr
Beiträge: 372 Wohnort: Alpenraum
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30.12.2023 16:01
von Skatha
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Hallo Sue,
danke für deine ausführlichen Gedanken und die Mühe, die du dir gemacht hast, um den Text zu durchdringen. Ich mag deine Schilderungen, alle haben sie ihre Richtigkeit und Berechtigung, ebenso wie deine Kritikpunkte, die ich verstehen kann.
Der Text war ein Versuch. ein Ausdruck eines bestimmten Gefühls, bildhaft umschrieben. Deshalb geriet es wohl so abstrakt und alles auf metaphorischer Ebene, wie du richtig feststellst. Vielleicht wären ein paar Worte mehr dem Text zuträglich. auch mehr Verdeutlichung hin zum zerrütteten (Innen)Leben des LDu.
Schlüsselwörter sind wohl das ausbrechen und aufbrechen. alles rauslassen. oder der wunsch danach. das mag zwischenmenschliche beziehungen betreffen oder eine phase im leben, in der man zu kämpfen hat. und manchmal bleibt es ein wunsch, eine flüchtige vorstellung.
Ich weiß deinen Blick auf bzw in den Text zu schätzen. Es ist ja immer spannend, welche Assoziationen ein Text auslöst, und mir helfen sie auch immer, selbst ein besseres Verständnis von Text, Sprache und Wörtern zu erhalten.
Liebe Grüße
Skatha
_________________ It is not despair, for despair is only for those who see the end beyond all doubt. We do not.
(J.R.R. Tolkien, The Lord of the Rings) |
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Reza Gänsefüßchen
R
Beiträge: 40 Wohnort: Magdeburg
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R 06.01.2024 16:24
von Reza
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Das sprengen des Gefüges habe ich nicht ganz verstanden. Was war damit gemeint? Bei mir erzeugte das Gedicht eine etwas gehetzte Aufbruchsstimmung, ich musste zwischenzeitlich an einen Berg denken der zu erklimmen ist. Die Mühe dabei wird allerdings nicht betont.
Auf jeden Fall ein interessantes Gedicht, über das man viel nachdenken kann.
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Skatha Eselsohr
Beiträge: 372 Wohnort: Alpenraum
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08.01.2024 19:57
von Skatha
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Hallo Reza,
dass du einen Berg erwähnst, finde ich schön.
Der Text hat vergleichsweise wenig Gerüst und Rahmen, trotzdem möchte ihn jetzt für sich selbst sprechen lassen. Was mir beim Erstellen vorschwebte, halte ich für weniger relevant. Mich freuts einfach, wenn dich die Worte überhaupt und auf ihre Weise erreichen.
Danke dir fürs Lesen und Kommentieren.
LG Skatha
_________________ It is not despair, for despair is only for those who see the end beyond all doubt. We do not.
(J.R.R. Tolkien, The Lord of the Rings) |
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