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Euer aller Diener


 
 
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thepriest
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 53
Beiträge: 100
Wohnort: Schweiz


Beitrag11.08.2022 19:00
Euer aller Diener
von thepriest
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Das Paar betritt den Speisesaal. Der Mann schreitet mit forschen Schritten voran, die Frau folgt in einer ihr unwürdigen Demutsgeste zwei Schritte hinter ihm. Ewald ist vorgewarnt. Das Team vom Empfang hat um 16 Uhr code red für das ganze Haus ausgerufen. Der Gast hat sich bereits beim Check-In mit aller Deutlichkeit für diese interne Klassifizierung qualifiziert. Er hat Ärger gemacht und das würde er wohl weiterhin zu tun gedenken.
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Scham, das Übelste aller Gefühle. Schmerz ist weniger schlimm. Sie wird ihn heute vermutlich noch zu spüren bekommen. Doch Schmerz zu empfinden heißt Leben, sich spüren, kämpfen, schreien. Scham jedoch macht die eigene Existenz ganz klein, schnürt sie ein und lässt sie zusammenschrumpfen zu einem ekligen, klebrigen Klumpen. Scham ist die gewalttätige Verzwergung des eigenen Wesens.
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Ewald weiß, was nun zu tun ist. Er wird seine Rolle spielen, koste es, was es wolle. Der Preis wird hoch sein heute Abend, keine Frage. Der Mann ist auf Streit gebürstet. Willig überreicht Ewald ihm die Weinkarte – subito, wie gefordert. Nun lässt sich der Gast Zeit, lässt ihn, den Kellner neben sich stehen, während er sich das Angebot mit abschätziger Miene zu Gemüte führt. Ewalds Vorschlag, ihm beratend zur Seite zu stehen, weist er barsch von sich. Was dieser sich erlaube, er selbst kenne seinen Geschmack wohl am besten. Dieser muss augenscheinlich wenig ausgeprägt sein, denn der Gast bestellt den kalifornischen Chardonnay, welcher im Vergleich zu den anderen Positionen auf der Karte in der Qualität deutlich abfällt, was sich entsprechend im Preis niederschlägt. Dass der Gast dazu Eiswürfel verlangt, überrascht Ewald in diesem Fall nicht weiter.
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Sie registriert mit Abscheu, wie sich die Blicke der anderen Gäste auf ihren Tisch richten. Die Show ist angerichtet, für das Spektakel des Abends ist einmal mehr ihr Mann zuständig. Ihr bleibt zunächst nur die demütigende Rolle des hübsch anzusehenden Sidekicks. Die nächsten Stufen der Eskalation allerdings sind ihr wohlbekannt. Es wird auch heute Abend nicht bei dieser einen Rolle bleiben.
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Obwohl die Weinflasche lediglich ein Schraubgewinde aufweist, fordert der Gast mit Vehemenz eine Verkostung ein. Ewald tut ihm den Gefallen und beobachtet mit in gemimter Gelassenheit erstarrten Gesichtszügen das exaltierte Minenspiel des Mannes, während dieser den Chardonnay mit schmatzenden Geräuschen in seinem Mund hin und her bewegt. Er ist sich in diesem Moment sicher, dass der Gast den Wein zurückgeben wird, doch dieser fordert ihn nach einigen nicht sonderlich wohlwollenden Kommentaren dazu auf, seiner Begleitung das Glas einzugießen. Er selber müsse sich allerdings zuerst gründlich überlegen, ob er seinem Magen dieses traurige Resultat einer üblen Pantscherei überhaupt zumuten wolle. Während Ewald, wie geheißen, der Frau den Wein eingießt, gestattet er sich einen etwas eingehenderen Blick auf das Paar. Die beiden erscheinen ihm wie zwei völlig unterschiedliche Puzzleteile, die jemand unter Anwendung roher Gewalt miteinander verbunden hat. Währen der fleischige, stark schwitzende Mann mit seiner abgewetzten Anzughose und dem zerknitterten blauen Hemd eine unangenehme, von latenter Gewalttätigkeit erfüllte Vulgarität ausstrahlt, scheint seine Begleiterin mit ihrem gesamten Auftreten einen verzweifelten Kontrapunkt gegen sein Auftreten setzen zu wollen. Sie trägt ein schlichtes blaues Sommerkleid, welches ihre schlanke Figur geschickt betont, ohne allzu starke erotische Akzente auszusenden. Dazu passend hat sie diskreten, aber gleichzeitig teuer aussehenden Goldschmuck angelegt, der zusammen mit einem leichten, beinahe nur angedeuteten Make-up den Eindruck diskret zurückgenommener Schönheit verstärkt. Obwohl die Frau mindestens zehn Jahre älter ist als er, nimmt Ewald bei ihrem Anblick Schwingungen wahr, die ihn in körperliche Erregung versetzen. Die Schöne und das Biest. Das alte Klischee scheint einmal mehr zu greifen.
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Sie beobachtet, wie der Kellner sie mit diskreten Blicken mustert, während er ihr auf Geheiß ihres Mannes den Wein eingießt, den dieser soeben als ungenießbar taxiert hat. Die nächste Stufe der Demütigung ist bereits erreicht. Sie hätte niemals in diesen Urlaub einwilligen dürfen. Er war ihr als Versöhnungsgeschenk unterbreitet worden, welches die Schmerzen, die er ihr während seines letzten Gewaltausbruchs zugefügt hat, übertünchen sollte. Sie sei ihm doch ständig mit ihrem Wunsch nach einem Wellnesswochenende in den Ohren gelegen. Nun wolle er mal nicht so sein und ihr diese Bitte erfüllen. Er hoffe, sie wisse diese großzügige Geste entsprechend zu schätzen. Sie hätte es besser wissen sollen. Doch statt sich in düsteren Gedanken über den weiteren Verlauf des Abends zu verlieren, gönnt sie sich diesen einen kurzen Moment, in dem die Augen des Kellners auf ihr ruhen. Sie ahnt, was er dabei empfindet und genießt die Macht, die sie noch immer über einen Mann ausüben kann.
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Die Hand des Pfarrers liegt schwer auf seinem Kopf, baut eine Brücke, die ihn ungewollt an den Sprecher der Worte koppelt, die nun auf ihn niederprasseln wie klebrige Pechtropfen, die sich nie mehr von seiner Seele lösen werden. »Der Größte unter euch soll euer aller Diener sein.« Die restlichen Worte des Pfarrers dringen nicht mehr zu ihm durch. Die Hand löst sich schließlich von ihm, die Worte jedoch bleiben haften. Der alte Pfarrer hat es bestimmt nur gut gemeint, weiß um die geplante Lehre im Gastgewerbe, will den Jungen mit diesem Konfirmandenspruch bloß ein wenig unterstützen. Doch der Zuspruch wird zum Fluch. Euer aller Diener – das bleibt er nun, bis auf den heutigen Tag.
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Die Situation eskaliert zunehmend. Der Ton des Gastes wird schärfer, als er wild gestikulierend die Anwesenheit des Maître d’hôtel an seinem Tisch einfordert. Gesprächsangebote von Ewalds Seite verweigert er mit dem Argument, dass er ab jetzt nur noch mit der Person sprechen wird, welche die Verantwortung für dieses Desaster trägt. Tatsächlich hat der Gast etwas zu lang auf seinen Hauptgang warten müssen. Die chronisch unterbesetzte Küchencrew gibt ihr Bestes, doch sie ist mit der aktuellen Vollbelegung des Hotels schlicht überfordert. Händeringend versucht der Oberkellner die Situation zu retten, während Ewald aus dem Augenwinkel die Begleiterin des Wüterichs beobachtet. Er meint ihr anzusehen, dass sie innerlich bereits resigniert hat. Sie weiß, dass sie den Mann nicht beruhigen kann, denn zu oft muss sie solche Situationen zuvor mit ihm erlebt haben. Das sanfte Glühen in ihren dunklen Augen, welches Ewald zuvor fasziniert beobachtet hat und das von einer verborgenen, unerfüllten Leidenschaft zu sprechen scheint, ist nun erloschen. Mit kalten Augen starrt sie durch das Fenster auf das letzte Abendrot über den Bergen, während die Augen der anderen Gäste im Raum amüsiert das Spektakel genießen, welches der tobende Gast ihnen mit seinem Ausbruch bietet.
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Er spricht kein Wort mehr zu ihr. Sie weiß, was das bedeutet. Später, auf dem Hotelzimmer wird er seiner Wut freien Lauf lassen. Am nächsten Morgen werden sie, nachdem er sich das Schweigen des Zimmermädchens und der Hausdame mit einem großzügigen Trinkgeld erkauft hat, das Hotel überstürzt verlassen. Die blauen Flecken werden heilen, die Krustenbildung auf ihrer Seele jedoch wird ein Ausmaß annehmen, das kaum mehr zumutbar ist. Für einen Moment beschließt sie, sich zu wehren, wägt die Möglichkeit ab, unbemerkt ein Messer einzustecken, dass sie später zu ihrer Verteidigung einsetzen kann. Sie sieht, wie die Bergspitzen draußen vor dem Fenster sich im letzten Abendrot verfärben und malt sich aus, es sei das Blut ihres Mannes, das wie der Lebenssaft eines geschlachteten Opferlamms über die Flanken der Gipfel hinunterfließt. Doch wie eine Nebelschwade, die sich sogleich wieder auflöst, entschwinden ihre Rachegedanken und sie ergibt sich erneut in ihr Schicksal.
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Das Diner ist zu Ende, die Gäste sind verköstigt. Die Schlacht ist für heute geschlagen, der Diener hat seine Pflicht erfüllt.  Um das Spektakel zu einem würdigen Ende zu bringen, knallte der Gast ihm zuvor unter weiteren wüsten Beleidigungen ein horrendes Trinkgeld auf den Tisch, um gleich darauf mit seiner Begleiterin in Richtung der Hotelzimmer zu entschwinden. Angewidert sammelt Ewald das Schmerzensgeld ein. Das Geld noch immer in Händen haltend lässt er sich erschöpft auf einen Hocker neben der Schwingtür zu Küche niedersinken. Nachdem er die stets lächelnden Maske des willfährigen Dieners abgelegt hat, malt sich Ewald nun aus, auf welche Weise er den fleischigen Mann in dieser Nacht seines Lebens berauben wird. Dessen Frau wird es ihm danken und ihn fürstlich für seine Tat entlöhnen. Er gönnt sich einen Moment, um sich die Szene in seinem Kopf auszumalen, in welcher er seinen Lohn mit dankbarem Genuss in Empfang nimmt. Doch sogleich erwacht er wieder aus seinem Tagtraum und schilt sich einen Trottel. Selbstverständlich wird er nichts in diese Richtung unternehmen. Er ist und bleibt, was er schon immer war, seit der Pfarrer diese Worte über ihm ausgegossen hat: Euer aller Diener.

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dürüm
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Beitrag23.08.2022 14:40

von dürüm
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

Gratulation zur Teilnahme, Wettbewerbe sind immer eine Herausforderung!

Die Situation, die Du beschreibst, Gewalt in einer Beziehung/Ehe ist weiter verbreitet, als viele von uns wahrhaben wollen. Das aktuelle Geschehen täglich in Hotels öffentlich sichtbar.

Du hast versucht die Situation aus zwei Perspektiven, der des Kellners und der der Frau darzustellen.
Schon der erste Absatz hakt sprachlich.

Zitat:
Das Paar betritt den Speisesaal. Der Mann schreitet mit forschen Schritten voran, die Frau folgt in einer ihr unwürdigen Demutsgeste zwei Schritte hinter ihm. Ewald ist vorgewarnt. Das Team vom Empfang hat um 16 Uhr code red für das ganze Haus ausgerufen. Der Gast hat sich bereits beim Check-In mit aller Deutlichkeit für diese interne Klassifizierung qualifiziert. Er hat Ärger gemacht und das würde er wohl weiterhin zu tun gedenken.


Die Beschreibung der "Demutsgeste" als eine "ihr unwürdigen" setzt ein Wissen voraus, dass der Kellner Ewald nicht haben kann, "Code Red" ist Militär Jargon. Im Hotel würde er als HWC Gast klassifiziert (Handle with Care) und der letzte Satz ist unnötig kompliziert (würde zu tun gedenken)

Die sprachliche Darstellung ist stellenweise immer wieder unpräzise, nicht in sich stimmig und unglaubhaft, was mich aus dem Lesefluss raus reißt.
(gerne mehr Feedback nach dem Wettbewerb, falls gewünscht!)
Zum einen versuchst du stellenweise humoristisch zu schreiben, dann klingt es nach Liebesroman, dann wieder nach Traumabewältigungsgeschichte, alles zusammen funktioniert nicht.

Auffällig sind Begriffe, wie Scham und Demut, die einen religiösen Beiklang haben.  Beschreibungen wie "fleischige" Körper oder das sprichwörtliche Opferlamm fallen in diese Kategorie. Auch das Erwähnen von der Szene mit dem Pfarrer spielt in die religiöse Richtung. Im Zusammenhang mit der Szene, wo Ewald sexuelle Fantasien mit der Frau hat (der Kommentar "obwohl sie mindestens 10 Jahre älter ist", riecht nach "Ageism"), klingt es so ein bisschen nach "unterbewusst verdrängten Bedürfnissen", ist das Absicht?
Generell ist die Darstellung der Beziehung unklar, und vor allem die Motivation der Frau bei dem Mann zu bleiben, der sie so misshandelt, nicht erkennbar.

Auch der Titel, der ja offensichtlich (?) auf das religiöse "Dienen" anspielt, finde ich unstimmig, weil es in Bezug auf das Servicepersonal die persönliche Entwicklung zum Manager/Hotelbesitzer per se ausschließt.

Das Thema ist grundsätzlich dramatisch, an der Umsetzung hakt es noch.

Für mich fehlt außerdem ein bisschen das Kriterium, "sich anbahnende Veränderung", weder von der Frau, noch von dem Kellner ist eine Veränderung zu erwarten, dadurch verliert die Geschichte an Kraft.

Ich hätte ja noch einen gewalttätigen Ehekrach eingebaut, und den Kellner die Polizei rufen lassen mit Festnahme wegen Körperverletzung und einer Frau, die aufbricht in ein neues Leben. Und den Kellner mitnimmt und mit ihrem Geld ein Hotel auf Kreta eröffnet. Oder so.

Von mir daher leider keine Punkte.

Gruß
Kerem


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(Seneca)
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V.K.B.
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Beitrag24.08.2022 03:18

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo Inky,
deprimierende Geschichte über Duldung und Nichtstun – und leider so wahr und glaubhaft! So etwas passiert wahrscheinlich etliche Male auf der Welt, während ich diesen Satz tippe.
Ein Kellner, vermutlich christlich gehirngewaschen fromm, hat seinen appellomantischen Fluch Konfirmationsspruch verinnerlicht, nach dem er ein Diener sei. Und das ist sein Selbstverständnis geworden. Er bewirtet einen Arschloch-Kerl, der seine Frau misshandelt, und malt sich schließlich aus, zum Rächer zu werden und den Kerl zu ermorden. Aber es bleibt bei einem Tagetraum, denn er ist ja nur der Diener. Natürlich, was sonst?
Der Frau geht es nicht anders. Sie überlegt ebenfalls, sich zu wehren und den Kerl in Notwehr zu erstechen, wenn er seine Wut wieder an ihr auslässt, aber fügt sich dann und lässt sich lieber verprügeln, weil es einfacher ist? Oder sie ist schon so gebrochen, dass sie gar nicht mehr anders kann. Manche Leute sind halt schon tot, während sie noch leben.
Schade, dass das Arschloch einfach nur Arschloch bleibt, und damit ein Stereotyp. In seine Gedanken einzusteigen wäre vielleicht auch interessant gewesen. Nicht um irgendwas zu rechtfertigen oder zu beschönigen, aber verständlich zu machen. So bleibt er eben nur Arschloch. Wie eine Naturgewalt, destruktiv und einfach da, um destruktiv zu sein.

E-Lit: Ja, würde ich sagen, aber gerade eben. Besonders durch den Schluss. Es bleibt deprimierend, kein Held wird geboren, keine Zivilcourage gezeigt. Sie alle bleiben in ihren Rollen gefangen. Rächer gibt es eben nur in Hollywood-Filmen.
Sperrig: Nein, finde ich gar nicht. Sind zwar häufige Perspektivwechsel und Multiperspektivität, aber es ist doch recht geradeaus geschrieben.
Thema Sommergäste: Ja, trifft auf dieses Paar wohl zu, wird aber nicht weiter thematisiert.
Begegnungen/Abschiede: Der Mann bringt den Kellner kurz zum Denken, aber das war's dann auch schon.
ungehörter Schuss: Dürfte klar sein. Ein Tyrann kann mal wieder machen, was immer er will, und keiner tut was dagegen.
Hintergrund Veränderung: Diesen Punkt sehe ich leider nicht umgesetzt. Im Hintergrund bahnt sich für mich keine Veränderung an, und es findet auch keine statt, die von den Figuren ausgeht. Hier muss ich intern Punkte abziehen, fürchte ich.
Persönliches Gefallen: Gefallen, nun ja. Kann einem eine solche Geschichte gefallen? Ja, verdammt, kann sie. Muss ja nicht heißen, dass man toll findet, was da passiert – oder eben auch nicht. Aber sie hält der Gesellschaft den Spiegel vor. Zivilcourage – watt'n datt? Ein Ausnahmephänomen, und eins, das derjenige, der sie zeigt, oft mit eigenem Schaden, Verletzungen oder Schlimmerem bezahlt. Wie oft hat man selbst schon weggeschaut. Einen Schuss überhört, weil – mir doch egal, solange er mich nicht trifft? Andererseits, kann man sich in unserer Welt eigentlich Empathie für Fremde überhaupt noch leisten? Wohl kaum für alle, da würde man wahnsinnig werden. Bleiben eigentlich nur zwei nicht-Lösungen: Zyniker werden, oder sich von irgendeinem Kult mit Schmerz- und Leidobsession einreden zu lassen, wie  schön es doch sei, ein drei-Affen-Schaf zu sein. Das große Monster bringt schon alles wieder in Ordnung, wenn man erst mal tot ist. Okay, ich hör ja schon auf, eigener Zynismus gehört hier nicht hin. Und doch bringt die Geschichte ihn leider hervor. So wahr, so realistisch. Leider.

Vier Punkte von mir.


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag25.08.2022 09:57

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bonjour Señora Incógnita

Näheres Feedback ist im Text, ein Fazit mit Wertung weiter unten:
Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
Das Paar betritt den Speisesaal. Der Mann schreitet mit forschen Schritten voran, die Frau folgt in einer ihr unwürdigen Demutsgeste <-- Hier bleibe ich im Lesen hängen, auch im Kontext des Gesamttextes. Wie sieht das aus? Eine unwürdige Demutsgeste? Und: Ewald, der sich die Personen erst später genauer ansieht und beschreibt, ist mir hier schon zu sehr mehr als nur oberflächlicher Beobachter. zwei Schritte hinter ihm. Ewald ist vorgewarnt. Das Team vom Empfang hat um 16 Uhr code red für das ganze Haus ausgerufen. Der Gast hat sich bereits beim Check-In mit aller Deutlichkeit für diese interne Klassifizierung qualifiziert. Er hat Ärger gemacht und das würde er wohl weiterhin zu tun gedenken.<-- Hierüber wird leider kein Wort mehr verloren und auch hier bleibe ich im Lesen hängen, weil mir eine recht hohe Erwartungshaltung gegenüber dem Gast aufgebaut wird, die mMn im Text leider nicht erfüllt wird, betrachtet man, was dieser Gast im Speisesaal macht: billigen Wein bestellen und sich wegen der langen Wartezeit nach der Bestellung ärgern. Leider versäumt es der Text insgesamt, mir das Verhalten des code red-Gastes im Detail zu zeigen, sondern es wird hauptsächlich zusammenfassend-berichtend beschrieben.

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Scham, das Übelste aller Gefühle. Schmerz. ist weniger schlimm <-- Formulierung. Empfinde ich als unpassend im Kontext des Duktus der Frau. Würde ich überdenken. Sie wird ihn heute vermutlich noch zu spüren bekommen. Doch Schmerz zu empfinden heißt Leben, sich spüren, kämpfen, schreien. Scham jedoch macht die eigene Existenz ganz klein, schnürt sie ein und lässt sie zusammenschrumpfen zu einem ekligen, klebrigen Klumpen. Scham ist die gewalttätige Verzwergung des eigenen Wesens. <-- Das ist jetzt sehr viel Emotion, gefühlt viel zu dick aufgetragen, für jemanden, der den ganzen Mist gewohnt ist, den der Ehemann verursacht, und baut in mir erneut eine hohe Erwartungshaltung als Leser auf, was wohl noch kommen wird. Neben Scham und Schmerz ist sehr auch auf die Enttäuschung des Lesers zu achten, dass diese nicht eintritt. ^^
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Ewald weiß, was nun zu tun ist. Er wird seine Rolle spielen, koste es, was es wolle. Der Preis wird hoch sein heute Abend, keine Frage. <-- Puh. Das ist wirklich too much. Klingt ja fast, als ginge es hier um Leben und Tod, und nicht um einen Kellner, der einen schwierigen Gast bedienen wird. Weniger ist mehr. Der Mann ist auf Streit gebürstet. Willig überreicht Ewald ihm die Weinkarte – subito, wie gefordert. Nun lässt sich der Gast Zeit, lässt ihn, den Kellner neben sich stehen, während er sich das Angebot mit abschätziger Miene zu Gemüte führt. <-- Soweit ich weiß, nennt sich das Warten, bis der Gast gewählt hat. Meist bekommt der Gast die Karte und die Bedienung geht, gibt dem Gast Zeit zum Auswählen, während die Bedienung nach einigen Minuten wieder kommt. Scheint in diesem Hotel nicht Usus zu sein, sondern der Kellner hat beim Gat zu warten, bis dieser seine Bestellung tätigt. Insofern, ja, Ewald muss warten, wie bei allen Gästen. Ich verstehe das Problem nicht.  Ewalds Vorschlag, ihm beratend zur Seite zu stehen <-- So etwas kenne ich vom Bedienpersonal nicht, dass dieses von sich aus Empfehlungen gibt, sondern nur auf Anfrage durch den Gast. Ewald hätte sich denken können, so wie er bereits den Gast als code red-Mitglied und auf Streit gebürstet einschätzt, dass er einfach stumm zu warten hätte und nicht noch Wasser auf den heißen Stein kippt. Passt mMn nicht zur Situation und zur Charakterzeichnung von Ewald und verbuche ich als Effekthaascherei. , weist er barsch von sich. Was dieser sich erlaube, er selbst kenne seinen Geschmack wohl am besten. Dieser muss augenscheinlich wenig ausgeprägt sein, denn der Gast bestellt den kalifornischen Chardonnay, welcher im Vergleich zu den anderen Positionen auf der Karte in der Qualität deutlich abfällt, was sich entsprechend im Preis niederschlägt. Dass der Gast dazu Eiswürfel verlangt, überrascht Ewald in diesem Fall nicht weiter.<-- Wenn Ewald den Gast so gut einschätzen kann, dann wundern mich manche Faux pas, die er dem Gast als Angriffsflächen bietet.
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Sie registriert mit Abscheu, wie sich die Blicke der anderen Gäste auf ihren Tisch richten. Die Show ist angerichtet, für das Spektakel des Abends <-- Interessant, dass sie das ganze als Show und Spektakel ihres Mannes bezeichnet. Das klingt sehr reflektiert, und wundert mich im Vergleich zu oberen Gedanken bezüglich Scham und Schmerz und allem, was noch kommen wird. Passt für mich nicht und in solchen Fällen empfinde ich die Protagonistin sehr aus dem Leim geraten. ist einmal mehr ihr Mann zuständig. Ihr bleibt zunächst nur die demütigende Rolle des hübsch anzusehenden Sidekicks. <-- Formulierung. Ich empfinde sie als unpassend, auch wenn sie transportiert, was gemeint ist. Ich würde sie überdenken. Die nächsten Stufen der Eskalation allerdings sind ihr wohlbekannt. Es wird auch heute Abend nicht bei dieser einen Rolle bleiben. <-- Leider kann sich mMn der Text nicht entscheiden, in welche Richtung er gehen möchte. Weder Fisch noch Fleisch, wird der Leser gelockt und gelockt. Zum Gesamttext bezogen, erfüllt der Text leider nicht die auch hier versucht aufgebauten Konflikte konkret, nah und spürbar an den Leser zu vermitteln, sondern bleibt zu sehr an der Oberfläche, driftet zu sehr in irrelevante Details ab und die Wirkung verpufft am Ende.
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Obwohl die Weinflasche lediglich ein Schraubgewinde aufweist <-- Ich verstehe den Sinn dieser Äußerung nicht. Was hat das Gewinde mit dem Probieren des Weins zu tun? , fordert der Gast mit Vehemenz eine Verkostung ein. Ewald tut ihm den Gefallen <-- Wäre mir neu, dass ein Gast das Probieren des Weins einfordert, sondern Kellner machen es automatisch, ohne Worte. Hier zeigt sich für mich erneut (wie auch bei der ungefragten Empfehlung für den Gast), wie unprofessionell Ewald in Wirklichkeit ist und ich kann dem ganzen Treiben im Text leider nichts abgewinnen. und beobachtet mit in gemimter Gelassenheit erstarrten Gesichtszügen das exaltierte Minenspiel des Mannes, während dieser den Chardonnay mit schmatzenden Geräuschen in seinem Mund hin und her bewegt. Er ist sich in diesem Moment sicher, dass der Gast den Wein zurückgeben wird, doch dieser fordert ihn nach einigen nicht sonderlich wohlwollenden Kommentaren dazu auf, seiner Begleitung das Glas einzugießen. Er selber müsse sich allerdings zuerst gründlich überlegen, ob er seinem Magen dieses traurige Resultat einer üblen Pantscherei überhaupt zumuten wolle. Während Ewald, wie geheißen, der Frau den Wein eingießt, gestattet er sich einen etwas eingehenderen Blick auf das Paar. Die beiden erscheinen ihm wie zwei völlig unterschiedliche Puzzleteile, die jemand unter Anwendung roher Gewalt miteinander verbunden hat. Währen der fleischige, stark schwitzende Mann mit seiner abgewetzten Anzughose und dem zerknitterten blauen Hemd eine unangenehme, von latenter Gewalttätigkeit erfüllte Vulgarität ausstrahlt, scheint seine Begleiterin mit ihrem gesamten Auftreten einen verzweifelten Kontrapunkt gegen sein Auftreten setzen zu wollen. Sie trägt ein schlichtes blaues Sommerkleid, welches ihre schlanke Figur geschickt betont, ohne allzu starke erotische Akzente auszusenden. Dazu passend hat sie diskreten, aber gleichzeitig teuer aussehenden Goldschmuck angelegt, der zusammen mit einem leichten, beinahe nur angedeuteten Make-up den Eindruck diskret zurückgenommener Schönheit verstärkt. Obwohl die Frau mindestens zehn Jahre älter ist als er, nimmt Ewald bei ihrem Anblick Schwingungen wahr, die ihn in körperliche Erregung versetzen. Die Schöne und das Biest. Das alte Klischee scheint einmal mehr zu greifen.
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Sie beobachtet, wie der Kellner sie mit diskreten <-- Das ist unheimlich, dass sowohl aus ihrer Sicht, als auch aus seiner Sicht kurz aufeinanderfolgend dieses Adjektiv von beiden verwendet wird. Absicht? Wenn ja, warum? Blicken mustert, während er ihr auf Geheiß ihres Mannes den Wein eingießt, den dieser soeben als ungenießbar taxiert hat. Die nächste Stufe der Demütigung ist bereits erreicht. <-- Interessant, dass die Äußerung des Mannes, der den für ihn schlechten Wein ja selbst ausgewählt hat, als Demütigung angesehen wird, obwohl Ewald selbst weiter oben denkt, dass der kalifornische Chardonnay qualitativ und preislich im niederen Segment anzusehen ist. Passt für mich leider nicht.   Sie hätte niemals in diesen Urlaub einwilligen dürfen. Er war ihr als Versöhnungsgeschenk unterbreitet worden, welches die Schmerzen, die er ihr während seines letzten Gewaltausbruchs zugefügt hat, übertünchen sollte. Sie sei ihm doch ständig mit ihrem Wunsch nach einem Wellnesswochenende in den Ohren gelegen. Nun wolle er mal nicht so sein und ihr diese Bitte erfüllen. Er hoffe, sie wisse diese großzügige Geste entsprechend zu schätzen. Sie hätte es besser wissen sollen. Doch statt sich in düsteren Gedanken über den weiteren Verlauf des Abends zu verlieren, gönnt sie sich diesen einen kurzen Moment, in dem die Augen des Kellners auf ihr ruhen. Sie ahnt, was er dabei empfindet und genießt die Macht, die sie noch immer über einen Mann ausüben kann.
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Die Hand des Pfarrers liegt schwer auf seinem Kopf, baut eine Brücke, die ihn ungewollt an den Sprecher der Worte koppelt, die nun auf ihn niederprasseln wie klebrige Pechtropfen, die sich nie mehr von seiner Seele lösen werden. »Der Größte unter euch soll euer aller Diener sein.« Die restlichen Worte des Pfarrers dringen nicht mehr zu ihm durch. Die Hand löst sich schließlich von ihm, die Worte jedoch bleiben haften. Der alte Pfarrer hat es bestimmt nur gut gemeint, weiß um die geplante Lehre im Gastgewerbe, will den Jungen mit diesem Konfirmandenspruch bloß ein wenig unterstützen. Doch der Zuspruch wird zum Fluch. Euer aller Diener – das bleibt er nun, bis auf den heutigen Tag.<-- diese Stelle empfinde ich als schwierig im Text, da sie allein für sich steht, bezogen auf den eigentlichen wechselnden Szenenaufbau im Speisesaal. Hier kommt eine Rückblende, die den Ausdruck "Euer aller Diener" erklärt und Relevanz am Ende bekommt. Die Daseinsberechtigung scheint allein für den Leser zu sein, damit dieser den Titel und den letzen Gedanken Ewalds am Schluss versteht. Empfinde ich als zu gewollt an dieser Stelle.
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Die Situation eskaliert zunehmend. Der Ton des Gastes wird schärfer, als er wild gestikulierend die Anwesenheit des Maître d’hôtel an seinem Tisch einfordert. Gesprächsangebote von Ewalds Seite verweigert er mit dem Argument, dass er ab jetzt nur noch mit der Person sprechen wird, welche die Verantwortung für dieses Desaster trägt. Tatsächlich hat der Gast etwas zu lang auf seinen Hauptgang warten müssen. Die chronisch unterbesetzte Küchencrew gibt ihr Bestes, doch sie ist mit der aktuellen Vollbelegung des Hotels schlicht überfordert. Händeringend versucht der Oberkellner die Situation zu retten, während Ewald aus dem Augenwinkel die Begleiterin des [color=red]Wüterichs beobachtet. Er meint ihr anzusehen, dass sie innerlich bereits resigniert hat. Sie weiß, dass sie den Mann nicht beruhigen kann, denn zu oft muss sie solche Situationen zuvor mit ihm erlebt haben. Das sanfte Glühen in ihren dunklen Augen, welches Ewald zuvor fasziniert beobachtet hat und das von einer verborgenen, unerfüllten Leidenschaft zu sprechen scheint, ist nun erloschen.[/color] <-- Ewald zeigt mir hier eine große Empathie, die ich schwer einordnen kann. Bin fast geneigt dies hier als falsche Perspektive zanzusehen und würde es eher im Wechsel aus der Sicht der Frau passender finden. Mit kalten Augen starrt sie durch das Fenster auf das letzte Abendrot über den Bergen, während die Augen der anderen Gäste im Raum amüsiert das Spektakel genießen, welches der tobende Gast ihnen mit seinem Ausbruch bietet.
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Er spricht kein Wort mehr zu ihr. Sie weiß, was das bedeutet. Später, auf dem Hotelzimmer wird er seiner Wut freien Lauf lassen. Am nächsten Morgen werden sie, nachdem er sich das Schweigen des Zimmermädchens und der Hausdame mit einem großzügigen Trinkgeld erkauft hat<-- ergibt für mich keinen Sinn. , das Hotel überstürzt verlassen. Die blauen Flecken werden heilen, die Krustenbildung auf ihrer Seele jedoch wird ein Ausmaß annehmen, das kaum mehr zumutbar ist. Für einen Moment beschließt sie, sich zu wehren, wägt die Möglichkeit ab, unbemerkt ein Messer einzustecken, dass sie später zu ihrer Verteidigung einsetzen kann. Sie sieht, wie die Bergspitzen draußen vor dem Fenster sich im letzten Abendrot verfärben und malt sich aus, es sei das Blut ihres Mannes, das wie der Lebenssaft eines geschlachteten Opferlamms über die Flanken der Gipfel hinunterfließt. Doch wie eine Nebelschwade, die sich sogleich wieder auflöst, entschwinden ihre Rachegedanken und sie ergibt sich erneut in ihr Schicksal.
---
Das Diner ist zu Ende, die Gäste sind verköstigt. Die Schlacht ist für heute geschlagen, der Diener hat seine Pflicht erfüllt.  Um das Spektakel zu einem würdigen Ende zu bringen, knallte der Gast ihm zuvor unter weiteren wüsten Beleidigungen ein horrendes Trinkgeld <-- ergibt für mich keinen Sinn. eher Kein Trinkgeld fände ich passender als Höhepunkt des Spektakels  auf den Tisch, um gleich darauf mit seiner Begleiterin in Richtung der Hotelzimmer zu entschwinden. Angewidert sammelt Ewald das Schmerzensgeld ein. Das Geld noch immer in Händen haltend lässt er sich erschöpft auf einen Hocker neben der Schwingtür zu Küche niedersinken. Nachdem er die stets lächelnden Maske des willfährigen Dieners abgelegt hat, malt sich Ewald nun aus, auf welche Weise er den fleischigen Mann in dieser Nacht seines Lebens berauben wird. Dessen Frau wird es ihm danken und ihn fürstlich für seine Tat entlöhnen. <-- ein schweizerischer Ausdruck, richtig? Bisher machte der Text keinen schweizerischen Eindruck auf mich. Dahingehend: "entlohnen"  Er gönnt sich einen Moment, um sich die Szene in seinem Kopf auszumalen, in welcher er seinen Lohn mit dankbarem Genuss in Empfang nimmt. Doch sogleich erwacht er wieder aus seinem Tagtraum und schilt sich einen Trottel. Selbstverständlich wird er nichts in diese Richtung unternehmen. Er ist und bleibt, was er schon immer war, seit der Pfarrer diese Worte über ihm<-- ihn ausgegossen hat: Euer aller Diener.



Insgesamt passt für mich in diesem Text sehr wenig zusammen. Wo möchte der Text hin? Die Speisesaal-Szene, die als Disaster bezeichnet wird, handelt von einem wütenden Gast, der nichts um sich wirft, keine Schlägerei beginnt, es passiert eigentlich nichts Relevantes, was den code red und sehr geladenen Anfang in irgendeiner Weise für den Leser erklärt bzw. so sehr in die Spitze treibt, dass wirklich eine intensive Situation entsteht. Stattdessen plätschert die Handlung distanziert und oberflächlich vor sich hin. Die drei Charaktere sind leider alle unglaubwürdig und sehr aus dem Leim geraten.
Vielleicht habe ich den Text und das Porträt von Ewald völlig missverstanden und es geht darum, einen inkompetenten Kellner in einem Hotel (!) zu zeigen, der vielleicht besser bei Hubble, Sommerfeld und die nicht ganz so feine Konstante aufgehoben gewesen wäre.


Es tut mir leid. Mich hat dieser Beitrag leider nicht überzeugt: zéro points.

Merci beaucoup
Constantine
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Reimeschreiberin
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Beitrag25.08.2022 21:03

von Reimeschreiberin
Antworten mit Zitat

Die Geschichte ist wie ein Kammerspiel. Die Rollen sind von Anfang an klar verteilt und im Verlauf verdichtet sich das Geschehen. Man blickt hinter die Fassade und wartet auf ein Ausbrechen der Frau oder des Kellners aus ihrer jeweiligen Situation, auf ein Aufbäumen, aber vergeblich. Am Ende sind sie doch alle in ihrer Rolle gefangen. Gerne gelesen.
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sleepless_lives
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DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag25.08.2022 23:41

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Nun, was soll ich sagen. Das ist ein Text, bei dem ich außerhalb des Wettbewerbs nicht über den zweiten Abschnitt hinausgelesen hätte. Der Anfang kommt so mit der Brechstange daher, dass für den restlichen Text nicht mehr viel zu erwarten ist außer der Erfüllung der Schemas F. Und so geht es dann auch leider weiter: Regelrecht ermüdend werden die verschiedenen Punkte im Fehlverhalten des Gastes abgearbeitet, die man kurz zusammenfassen hätte können, wenn man denn unbedingt mit Stereotypen arbeiten will anstatt die Charaktere differenzierter zu gestalten. Manchmal erreichte es eine penetrante Aufdringlichkeit:  
Zitat:
Währen der fleischige, stark schwitzende Mann mit seiner abgewetzten Anzughose und dem zerknitterten blauen Hemd eine unangenehme, von latenter Gewalttätigkeit erfüllte Vulgarität ausstrahlt, scheint seine Begleiterin mit ihrem gesamten Auftreten einen verzweifelten Kontrapunkt gegen sein Auftreten setzen zu wollen. Sie trägt ein schlichtes blaues Sommerkleid, welches ihre schlanke Figur geschickt betont, ohne allzu starke erotische Akzente auszusenden.

Äußerlichkeiten, insbesondere Körperform und Kleidung, stehen für Charaktereigenschaften und das in höchst vordergründiger Form. Das hat immer so den Beigeschmack, als ob das Geschilderte weniger schlimm oder sogar akzeptabel wäre, wenn die Frau übergewichtig und der Mann ein Adonis wäre. Passend dazu:
Zitat:
Die Schöne und das Biest. Das alte Klischee scheint einmal mehr zu greifen.

Erst mal hilft es nicht, etwas als Klischee zu benennen, wenn man es einsetzt. Es bleibt ein Klischee. Hier aber das falsche. Denn in 'La Belle et la Bête' geht es unter anderem darum, dass ein abstoßendes Äußeres nicht den Charakter definiert. Der 1946er Film von Jean Cocteau ist übrigens wirklich sehenswert.

Sprachlich ist das ganze nicht ungewandt, aber nicht originell und manchmal ungebremst kitschig, hier zum Beispiel:
Zitat:
Das sanfte Glühen in ihren dunklen Augen, welches Ewald zuvor fasziniert beobachtet hat und das von einer verborgenen, unerfüllten Leidenschaft zu sprechen scheint, ist nun erloschen.

Und es bedient sich bisweilen fragwürdiger Bilder, z. B.:
Zitat:
malt sich aus, es sei das Blut ihres Mannes, das wie der Lebenssaft eines geschlachteten Opferlamms

Ihr Mann als Opferlamm? Ganz zu schweigen davon, dass sie wohl nie die Schlachtung eines Opferlamms erlebt hat, zumindest gibt es keinen Hinwies darauf im Text.

Irgendwo ganz weit im Untergrund ist da eine interessante Idee, die mehr in den Mittelpunkt gestellt und differenzierter behandelt, die Geschichte hätte retten können. Das Missverständnis der Bibelstelle durch den Kellner als Jungen und wie er davon sein Leben lang nicht mehr loskommt. Aber leider wird dem im Text nicht wirklich nachgegangen und leider muss es auch wieder geradezu herausgeschrien werden durch den letzten Satz.

Der Text hätte es bei mir nicht in der Punkteränge geschafft; umgekehrt gesehen, sind dir zumindest auch keine Punkte entgangen.


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

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Babella
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Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag26.08.2022 17:08

von Babella
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Ich lernte diesen Ausdruck erst vor Kurzem: Damsel in distress. Jungfrau in Nöten. Heißt: Frau wird unterdrückt/gefangen/misshandelt und dann kommt der Retter und Held und holt sie da raus.

Du variierst nur wenig: Die Frau ist nicht "Jungfrau" und der "Held" wurde vom Pfarrer so eingestielt, dass er nicht hilft. Nun ja. Reicht nicht, um vom Klischee abzuweichen, denn das, was am meisten stört und verärgert (und was, wie ich mir habe sagen lassen, die Leute heute wirklich nicht mehr lesen und sehen wollen), ist die absolute Passivität der Frau, die sich auch hier "in ihr Schicksal ergibt".

Und das auch noch "einmal mehr" (Anglizismus für "wieder einmal").

Geschrieben ist es ansonsten schön, die Szenerie, die Bösartigkeit und mangelnde Impulskontrolle des Gastes, die Zaungäste drumherum, der servile Kellner.

Das reicht für einige Punkte.
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holg
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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag26.08.2022 17:51

von holg
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Subtil ist das nicht. Wir wohnen dem sehr unangenehmen Vorspiel zu noch größerer Demütigung und Misshandlung bei, reichlich kommentiert und Vorweggenommen, keine Chance irgend eine Nuance zu verpassen.
Als Film wäre das ein Scorcese, gestochen scharf und einen zunehmend schlechten Geschmack im Mund provozierend. Am Ende will man nur noch, dass es vorbei ist, aber wir müssen dem Elend und dem Versagen noch bis zum Abspann beiwohnen.
Ich weiß gar nicht, ob ich das mögen soll. Mir fehlt da bei aller genauen Beobachtung und Beschreibung etwas Tiefe, eine zweite Ebene, ein relevanteres Thema hinter der reinen Geschichte.


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Why so testerical?
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d.frank
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Beitrag28.08.2022 11:48

von d.frank
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die gehobene Sprache stellt sich selbst ins Abseits, weil sie nur Selbstzweck ist, die Personen sind nur Schablonen, der Gedanke zur Religiosität ist interessant.

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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag28.08.2022 20:22

von Heidi
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Das Thema

Gewalt, Macht und Machtlosigkeit. In diesem Fall ist es schwer zu sagen, wer genau verantwortlich ist für das Drama. Beim Mann ist es klar, er ist ein offensichtliches Scheusal, bei der Frau ist es subtiler, sie wirkt auf mich, als sei sie co-abhängig und das kann in Sachen Gewalt durchaus ähnliche Ausmaße annehmen, nur eben in anderer Form. Sie macht sich machtlos, agiert willenlos, dabei hat sie - wie jeder andere Mensch - die Freiheit, sich frei zu machen. Warum tut sie es nicht? Der Kellner befindet sich in einer ähnlichen Rolle. Auch er ergibt sich seinem Schicksal, anstatt etwas zu verändern.

Der Titel

Auf den ersten Blick wirkt der Titel eher belanglos; im Zusammenhang mit dem Text finde ich ihn gut gewählt. Wobei ich es noch besser gefunden hätte, wenn die Dienerschaft inhaltlich noch mehr in den Fokus gekommen wäre. Nicht nur die offensichtlich äußere des Kellnerdaseins, sondern die im Bibel-Zitat bildhaft angesprochene.

Der Anspruch / Die Ungefügigkeit / Die Eigenständigkeit

Ein besonders hoher Anspruch bietet sich mir nicht; ich muss mich nicht durch den Text arbeiten, um ihn zu erfassen, auch fügt er sich gut. Eigenständig … hm … ich meine schon eine eigene Stimme wahrzunehmen, oder doch nicht; schwer zu sagen. Der trockene Stil gefällt mir jedenfalls, der hat was Eigenes, aber richtig abgefahren neu ist hier nicht wirklich was.

Die Sprache

erzeugt lebendige Bilder. Ich sehe das Szenario deutlich vor mir und bekomme auch ein Gefühl für die Figuren. Wie bereits erwähnt, finde ich den trockenen Stil gut. Er vermittelt ein unausweichliches Gefühl.

Der Gesamteindruck

Gleich zu Beginn deutet sich an, dass die Frau lieber erträgt als (längerfristig) zu handeln.

Zitat:
Scham, das Übelste aller Gefühle. Schmerz ist weniger schlimm. Sie wird ihn heute vermutlich noch zu spüren bekommen. Doch Schmerz zu empfinden heißt Leben, sich spüren, kämpfen, schreien. Scham jedoch macht die eigene Existenz ganz klein, schnürt sie ein und lässt sie zusammenschrumpfen zu einem ekligen, klebrigen Klumpen. Scham ist die gewalttätige Verzwergung des eigenen Wesens.


Das ist traurigerweise häufig die Grundlage der Handlungsmuster von Gewaltopfern, die sich jahrelang, jahrzehntelang oder meist ein Leben lang, der Gewalt ihres Partners aussetzen. Natürlich wird diese Frau während eines Ausbruchs ihres Mannes wenig tun können, aber in einem ruhigen Moment könnte sie sich eine Strategie überlegen und ihn verlassen, sie könnte sich mit einem Anwalt in Verbindung setzen, sie könnte eine einstweilige Verfügung beantragen, dass ihr Mann sie nicht mehr sehen darf, sie könnte sich erkundigen, wie sie sich schützen kann. Es gibt Frauenhäuser, es gibt die Telefonseelsorge, es gibt Psychotherapeuten.
Sie müsste sich der Gewalt nicht aussetzen, wenn sie dem etwas anderes entgegenzusetzen hätte – und zwar Entwicklung. Diese Frau befindet sich meiner Auffassung nach in einer gewissen Starre, ähnlich wie der Diener, der die Gewalt ebenso hinnimmt, weil er eben seinen Job macht und sich dem System fügt.

Obwohl sie handlungsunfähig ist, weiß die Frau aber dennoch um ihre Macht. Sie besitzt die Macht der Schönheit und versetzt den Kellner in himmlische Gefühle. Sie nutzt diese Macht auch gewissermaßen aus.
Der Kellner übt seine Macht in Gedanken aus, er spielt sein Kopfkino durch und das mit einem eher unschönen, wenn auch verständlichen Ende in seinem ureigenen Film. Handeln tut er nicht danach, wie auch – er würde sich in diesem Fall höchst strafbar machen.
Werten will ich weder das Verhalten der Frau, noch das des Kellners; dazu weiß ich aus persönlichen Erfahrungen zu viel. Wie langwierig der Weg aus festgefahrenen Handlungsmustern in ein freieres Leben ist, wie viel Mut es dazu braucht und wie viel man materiell und vor allem emotional hinter sich lassen muss mit so einem Schritt, und dennoch (oder vielleicht genau deshalb) macht mich die Frau etwas rasend und ich kann nur mit sehr viel Mühe Mitleid mit ihr empfinden.

Die Figuren sind allesamt klischeehaft dargestellt, was in diesem Zitat aus dem Text auch deutlich wird:

Zitat:
Die Schöne und das Biest. Das alte Klischee scheint einmal mehr zu greifen.


Das Klischee ist hier also als Stilmittel anzusehen, was durchaus legitim ist und in diesem Fall gut passt. Der Aussage dieser beiden Sätze möchte ich aber hinzufügen, dass diese nicht ganz mit dem zusammenpassen will, was hier an Ekelhaftigkeit des Mannes gemeint ist, wenn ich diese im Zusammenhang mit dem Märchen ‚Die Schöne und das Biest‘ betrachte. In letzterem ist das Ekel nur das Äußere, innen drin ist es wunderschön. Der in dieser Geschichte aufgezeigte Mann ist aber durch und durch eine Bestie – innen wie außen. Wobei, äußerlich kenne ich ihn ja gar nicht. Laughing Das aber nur am Rande.

Was ich nun von dem Text halten soll, der gekonnt mit Rollen spielt und irgendwie alle auflaufen lässt in ihren Machtpositionen und der gezielt unsympathische Figuren erschafft, weiß ich nicht so recht.  
Es ist so, dass er mir nicht wirklich neue Erkenntnisse liefert oder mich weiterbringt, oder zum Nachsinnen bewegt, oder mich berührt (abgesehen davon, dass die Frau mich kurz leicht rasend gemacht hat). Zum Lachen bringt er mich auch nicht. Die Figuren überzeugen nicht durch Vielschichtigkeit, sondern durch das Spiel mit Klischees. Es handelt sich auch um ein Thema, das schon etwas auserzählt ist.
Letzteres sollte aber nicht der ausschlaggebende Punkt sein, warum mich der Text nicht in dem Maße erreicht, wie er könnte. Denn welches Thema ist nicht schon auserzählt?
Vielmehr vermisse ich die fehlende vertiefte Figurenzeichnung und eine facettenreiche Einarbeitung des Bibelzitates. In diesem Text kratzt der Inhalt noch zu sehr an der Oberfläche, anstatt ins Eingemachte vorzudringen. Deshalb gibt es keine Punkte von mir.
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Globo85
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Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag29.08.2022 10:16

von Globo85
Antworten mit Zitat

"Gewalt in der Ehe" oder Die Kundin ist Königin am Arsch

Vorgaben:
  • Begegnungen und/oder Abschiede: Ja.
  • Anbahnende Veränderung: Hm, schwierig. Die Veränderung findet ja gerade nicht statt, oder ich hab den Text nicht verstanden.
  • Sommergäste/Nichtbeachteter Schuss: Die Restaurantgäste, die Gewalt in der Ehe.
  • Ist das E? Hm, auch schwierig. Rein stilistisch (für mich) eher nicht. Die Sprache ist nicht außergewöhnlich auch die episodenhafte Erzählweise qualifiziert für mich allein noch nicht E. Muss es die Thematik rausreißen und ja, was soll ich sagen … Weiß nicht.

Eindrücke:
Die Perspektivwechsel sind gut gemacht und die Geschichte ist spannend erzählt, aber bleibt dann doch irgendwie seicht und passt (für mich) auch nicht so richtig zum Thema.

Lieblingsstelle:
Zitat:
Obwohl die Weinflasche lediglich ein Schraubgewinde aufweist, fordert der Gast mit Vehemenz eine Verkostung ein.


Fazit:
Hat leider nicht für meine Top Ten gereicht. Keine Punkte.
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F.J.G.
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Beitrag30.08.2022 18:09

von F.J.G.
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Liebes verfassendes Wesen,

danke für diesen unterhaltsamen Text – leider ist er handwerkstechnisch (insbesondere im Bereich Show, don't tell) nicht in meinem Bereich zur Punktevergabe.

Dennoch gern gelesen!

Ciao
Kojote


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nicolailevin
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Wohnort: Süddeutschland


Beitrag01.09.2022 17:48

von nicolailevin
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Ein Hotel irgendwo, ein Mann checkt ein, mit seiner Frau, für ein Wochenende. Er ist ein unangenehmer Patron, ein Wichtigtuer, der sich aufspielen muss. Seine Frau, die er im Laufe des Wochenendes prügeln wird, und der Kellner, den er systematisch demütigt, leiden darunter.

Eine interessante Umsetzung des Themas, ich mag die Idee, habe aber mit der Umsetzung meine Schwierigkeiten. Da ist einmal dieser quasi religiös determinierte Kellner-Diener, der mir nicht in diesen sonst gänzlich diesseitigen Kontext passen will.

Vor allem aber sehe ich ein Perspektivproblem. Der Blick des Kellners, jener der Frau, die Distanz des Erzählens schwankt zu sehr. Die doppelte Demütigung passt nicht zum Umfang der Geschichte, wir müssten uns auf einen fokussieren, der vom anderen vielleicht unerwartet sekundiert wird. So bleiben wir als Leser_innen seltsam distanziert vom grauslichen Geschehen.

Am Ende nach einigem Hin und Her doch noch knapp in den Punkten: 2 gibt’s von mir.
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Schlomo
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Wohnort: Waldperlach


Beitrag01.09.2022 23:53

von Schlomo
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Eine Karen, b.z.w. Kevin Geschichte. Bedauerlich, dass es solche Leute tatsächlich gibt.

_________________
#no13
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Nachtvogel
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Wohnort: Münster


Beitrag03.09.2022 13:11

von Nachtvogel
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Die Thematik "Gewalt in der Beziehung" wird durch die abwechselnden Perspektiven von Kellner und Frau bei einem Restaurantbesuch eigentlich ganz interessant dargestellt. Was ich nicht richtig verstehe, ist der Absatz mit dem Pfarrer ("Die Hand des Pfarrers liegt schwer auf seinem Kopf ..."). Das fügt sich in den Text auch nicht richtig ein, denn eigentlich gibt es ja immer die abwechselnde Perspektive, aber hier ist der Absatz danach ja auch aus Sicht des Kellners geschrieben. Oder habe ich da was falsch verstanden und "euer aller Diener" ist gar nicht der Kellner? Ich verstehe auch nicht ganz die Relevanz des Dienerseins. Es ist doch eigentlich eine Geschichte über eine Gewaltbeziehung - warum wird dann das Dienersein des Kellners so in den Vordergrund gerückt?

Für Punkte hat es leider nicht gereicht.
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Minerva
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Beiträge: 1150
Wohnort: Sterndal
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Beitrag03.09.2022 19:31

von Minerva
Antworten mit Zitat

Gustav Freytag hat Folgendes geschrieben:
Wer dient, muss tragen.


Inhalt:
Ewald, ein Hotelangestellter, wird zum Kellnern auf einen schwierigen Gast angesetzt, der sich peinlich danebenbenimmt. Seine attraktive Gattin allerdings fängt die Aufmerksamkeit von Ewald ein. Sie siniert unterdes über ihren gewalttätigen Mann, der ihr den Aufenthalt als Wiedergutmachung schenkte. Dass der Kellner sie gierig anblickt, gefällt ihr.
Der nörgelnde Gast will schließlich den Manager sprechen, nichts ist ihm recht zu machen. Die Frau ahnt den nächsten Gewaltausbruch gegen sie und fantasiert darüber, ihn abzustechen. Auch Ewald fliegen derartige Gedanken zu, nachdem der Gast gegangen ist, doch er erkennt, dass er immer der Diener war, ist und bleiben wird, so wie es sein Konfirmandenspruch prophezeite.

Wertung
Der Übersichtlichkeit halber habe ich die Details zu den Kategorien in den Fußnoten ausführlich aufgeführt. Die Wertung dient dazu, die Geschichte für den Wettbewerb ranken zu können, deswegen wird alles im Detail betrachtet, bitte nimm es nicht als zerpflückende Kritik wahr, sondern als eine intensive Auseinandersetzung.

1 Die Geschichte an sich 3/5
Die Geschichte vertritt mir zu viele Klischees: der jähzornige, ungerechte und dumme Mann mit der demütigen, wunderschönen Gattin. Das Problem sehe ich dabei, dass die Klischees auch noch zu offen, zu deutlich und zu wertend dastehen. Hier hätte ich mir viel mehr Subtilität und facettenreichere Figuren gewünscht, viel mehr, was man zwischen den Zeilen lesen kann.
Ewald wirkt etwas plastischer, aber seine Fantasie, den Mann abzumurksen und von der holden Dame »entlohnt« zu werden, erscheint mir etwas krass. Oder ist das gewollt? Soll es zeigen, dass die Rolle des Dieners nicht seinem Wesen entspricht und dieser Druck der Widersprüche sich daher in Gewaltfantasien äußert, wie bei denen des Mannes? Ist das gar Kirchen-/Religionskritik? Man kann viel hineinlesen. Unterhalten hat sie mich auf jeden Fall.

2 Umsetzung der Themen 2/7
Das Paar ist Gast im Sommer im Wellnesshotel. Begegnung ist vorhanden für Ewald mit dem Paar. Veränderung sehe ich hier nicht, weder die Frau noch Ewald weichen von ihren Rollen ab, ich spüre da auch keine Anbahnung. Insgesamt ist die Geschichte auch zu wenig vom Thema durchdrungen, das Sommer in Sommergäste kommt mir hier nicht als relevant durch. Frühling oder Herbst würde keinen Unterschied machen.

3 E-Faktor 2/5
Die Themen sind ernsthaft: Gewalt, Nichthandeln. Für E ist doch alles zu plakativ auserklärt, es lässt innerhalb der Geschichte keinen Raum zum Erfahren. Es sind gute Ansätze in den Bildern vorhanden, das fügt sich irgendwie nicht so gut zu den Klischees. Der Text bietet aber Raum zum späteren Nachdenken über die (Nicht-)Folgen und deren Ursachen.

4 Lesbarkeit und Handwerk 3/5
War in großen Teilen lesbar, an manchen Stellen stolperte ich aber plötzlich über eine Kombination aus Verschiedenem.
Zitat:
Mit in gemimter Gelassenheit erstarrten Gesichtszügen das exaltierte Minenspiel des Mannes, während dieser den Chardonnay mit schmatzenden Geräuschen in seinem Mund hin und her bewegt.
...uff
Das ist mir unnötige Fremdwörtelei, das »exaltiert« muss nicht sein. Ich weiß nicht einmal genau, was das bedeutet. Weglassen oder ein deutsches Wort würde die Lesbarkeit erhöhen. Die Satzstellung ist auch nicht bekömmlich. Die Aussage wird mir auch zu sehr mit Adjektiven/Partizipien verwässert (gemimter/erstarrten/exaltierte/schmatzenden).
Der »Ärger«, den der Mann am Empfang gemacht hat, hätte man eventuell mit einem Beispiel darstellen können, weil »Ärger machen« allein nicht fassbar ist.
Unnötige Wiederholung:
Zitat:
den dieser soeben als ungenießbar taxiert hat.


5 Logik 2/3
Mir kommt der Gedanke von Ewald unlogisch vor. Sein Charakter. Selbst wenn er wahrnimmt, dass hier Gewalt im Spiel ist, so frage ich mich, warum er gleich daran denkt, den Mann zu töten?

6 Sorgfalt 2/2
Nix weiter aufgefallen.

7 Sommerfrischequotient 4/5

Gesamtpunkte: 18/32

PUNKTESPOILER * trommelwirbel *
Hat leider nicht gereicht :,(
Meine liebsten Textstellen:
Zitat:
Scham, das Übelste aller Gefühle. Schmerz ist weniger schlimm. […] Scham ist die gewalttätige Verzwergung des eigenen Wesens.
Zitat:
Die beiden erscheinen ihm wie zwei völlig unterschiedliche Puzzleteile, die jemand unter Anwendung roher Gewalt miteinander verbunden hat.
Zitat:
… wie klebrige Pechtropfen, die sich nie mehr von seiner Seele lösen werden.


-----------------------
Bewertung – ein Versuch. Ein bisschen Neutralität einbringen, jenseits von: mag ich - nicht mein Ding. Hab ich eigentlich „Ahnung“ von E-Lit? Nee, deswegen brauch ich diese Krücke zum Bewerten. Bei Offenheit der Interpretation einzelner Aspekte, lege ich immer alles zu euren Gunsten aus. Tut mir leid, dass das so ausführlich geworden ist. Jegliche Kritik ist meine persönliche Sichtweise, wenn ihr davon etwas gebrauchen könnt, greift zu, ansonsten lasst euch nicht den Tag vermiesen.

1 Ich will einfach eine gute Geschichte lesen und etwas herauslesen. 5 Punkte

2 a) Sind Sommergäste tatsächlich oder symbolisch vorhanden?
b) Dreht sich die Geschichte um eine oder mehrere Begegnungen und/oder Abschiede?
c) und d) Ist eine Veränderung thematisiert, und ist diese anbahnend, d.h. nicht schon im gesamten Text vollzogen und zudem „spürbar“ über den Textverlauf?
e) Wie relevant ist das zentrale Thema für die Geschichte?
f) Können es nur „Sommergäste“ sein oder könnte die Geschichte auch anderswie spielen?
g) Wie sehr durchdringen diese Themen insgesamt den Text als Ganzes? 7 Punkte

3 a) Künstlerischer Anspruch und Kreativität allgemein, also alles, was sich sinnhaft von einem Genretext abhebt. Hier „reicht“ es nicht, einfach die 2. Person Futur Präsens zu wählen oder möglichst lange und komplizierte Sätze oder Wörter zu verwenden – im Gegenteil, das gibt Abzüge bei Stil und Lesbarkeit, Handwerk muss beherrscht werden. Auch ist eine komplizierte Wortwahl nicht ausschlaggebend, kann auch vollkommen simpel sein. Es kommt immer darauf an … auch auf das, was vielleicht nicht gesagt wird, aber durch den Textaufbau durchwirkt. Die Form, das Gesagte und das Ungesagte müssen Hand-in-Hand gehen, eine Wirkung bewusst erzielt werden (oder zufällig-intuitiv … wer weiß das schon?). [Form und Inhalt oder form follows function] 2 Teilpunkte hier.
b) Ernsthaftigkeit der Themen, wobei Humor dazuzählt, wenn er mir bspw. „die Absurdität“ (des Lebens oder wovon auch immer vermittelt) darstellt; und/oder Sozialkritik und/oder regt mich das zum Nachdenken an? Hat das eine Relevanz? Ein gewisses Maß an Realismus, aber kein absoluter. Bizarr und surreal sind erlaubt. Auch das kann ich nur subjektiv abwägen: ist das Phantastik oder  E-tastik?
c) Mehrschichtigkeit und Ungefügigkeit. Auch hier ist Augenmaß gefordert, ich möchte mir den Inhalt oder die Bedeutung/Interpretation ein wenig erarbeiten müssen (nicht alles erklärt bekommen), aber nicht wie die Sau ins Uhrwerk glotzen. Ob ein Text mich bewusst verwirren will oder ob Thema, Sprache, Aufbau etc. mich nicht richtig erreichen, muss ich subjektiv abwägen.
d) Verwendung einer besonderen Sprache oder Spielerei damit, Verwendung besonderer Bilder oder einer Wirkung durch die gewählte, durchaus auch einfache, Sprache (Intensität).
5 Punkte

4 Kann ich den Text, rein vom Formalen her, gut weglesen, ungeachtet von Pausen zum Nachdenken oder des Anspruchs der Sprache? Wie sieht es mit dem Handwerklichen des Schreibens aus? Wird es beherrscht, wird es gar bewusst gebrochen? 5 Punkte

5 Soweit nachvollziehbar:
a) Logik inhaltlicher Art (in sich logische Geschichte, Reihenfolge),
b) Logik der Details (das namensbestickte Taschentuch von Onkel Günther lag aber vorhin nicht auf dem Liegestuhl sondern auf der Tiefkühltruhe im Keller) – auch: recherchierte Details
c) Logik des menschlichen Handelns (also wie plausibel ist das Verhalten, ungeachtet künstlerischer oder storytechnischer Abweichungen) 3 Punkte

6 Sorgfalt muss sein, bitte nicht mit den Augen rollen, es sind ja nur 2 Punkte. Es gibt immer eine Möglichkeit, die man vorm Absenden wahrnehmen kann: einen Testleser, ausdrucken, sehr langsam lesen, laut vorlesen, mit (kostenloser) Software vorlesen lassen, in ein E-Book umwandeln, um es auf einem anderen Medium zu lesen, Rechtschreibkorrektur der Schreibsoftware, zur Not Gerold (obwohl der nicht der Hellste ist, sorry Gerold). Bei zu vielen Rechtschreib- oder Grammatikfehlern wird etwas abgezogen. Wie gesagt, es sind nur wenige Punkte, aber auch Sorgfalt spielt eine Rolle. Das ist eine Frage der Fairness gegenüber anderen. Ich weiß, du hast viel zu tun und die Muße kam recht spät oder du hast Legasthenie oder ... Nicht bös gemeint. 2 Punkte

7 Onkel Günther würfelt mit seinem 5-seitigen Würfel und dividiert das Ergebnis durch 1… (Nach meinem ersten Bewertungssystem tummelten sich auf einmal mehrere Texte auf den gleichen Rängen, auch mehr Punkte in den Kategorien schafften keine Abhilfe … Leute, das geht nicht, ich muss irgendwie ein Ranking hineinbringen. Onkel Günthers Würfel ist quantenverschränkt mit dem Text und weiß, was richtig ist.) 5 Punkte


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... will alles ganz genau wissen ...
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MoL
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Beitrag04.09.2022 16:24

von MoL
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Lieber Inko,

einen schönen Text hast Du da geschrieben. Noch besser hätte er mir allerdings gefallen, wenn da etwas weniger Selbstmitleid im Spiel wäre. Ein Konfirmanden-Spruch, den man mit 13 oder 14 bekommt, und schwups, ist man davon für`s Leben gezeichnet und zu Untätigkeit verdammt?
Das nervt mich. Aber das muss man auch erst mal schaffen, lol2

Wirklich gut geschrieben und fein beobachtet. Von mir 3 Punkte!


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Beitrag04.09.2022 18:19

von nebenfluss
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Leider noch kein Kommentar.

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Beitrag13.09.2022 00:26

von nebenfluss
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Hallo,

dies ist der eine Beitrag in meinen Punkterängen, zu dem mir innerhalb der Bewertungszeit so gar nichts zu kommentieren einfiel (in den anderen Fällen habe ich „alte“ Kommentare erst jetzt posten können). Für mich war die Geschichte einerseits so klar in ihrer Botschaft, andererseits aber so originell in den Perspektivwechseln, dass sie sich bis auf meinen zweiten Platz hochgearbeitet hatte. Selbst die beim ersten Lesen ungewöhnliche und nicht auf Anhieb überzeugende Einbindung der „Weiheszene“(?) mit dem Pfarrer fand ich als Unterstützung des Endes dann doch ganz brauchbar. Um so überraschter bin ich, wo der Text in der Publikumswertung gelandet ist und ihn auch nicht zumindest auf der Longlist für den „Aufbruchspreis“ gefunden zu haben. Die Kommentare habe ich bis jetzt nur zur Bestätigung meiner Rezensionspreis-Wertung quergelesen - bin gespannt auf die Kritik; meine zehn Punkte bleiben dir aber natürlich unverbrüchlich – und vielleicht trösten sie dich ja ein wenig smile


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