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Barlach


 
 
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Elena
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Alter: 82
Beiträge: 218
Wohnort: Berlin


E
Beitrag15.08.2020 08:26
Barlach
von Elena
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Den Stein belauscht hat er,
sprach mit ihm, von Gleich
zu Gleich. In der stillen,
granitenen Sprache der Steine.

Und der Nachdenkliche
formte Skulpturen
von menschlicher Größe, und im Stein
schlug das eigene Herz.

Im Rauch der Schattenjahre
sank die Hand, Jahre ohne Gesicht.
Der Engel geschändet.
Ach, ihr Menschen.

Barlach, wortlos, ging
seinen Weg, den steinigen Weg,
bis ans Ende des Irdischen.
Das Leben sprach für ihn.

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schwarzer lavendel
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 113



Beitrag15.08.2020 12:13

von schwarzer lavendel
Antworten mit Zitat

ach, ihr menschen.

ein schönes gedicht für einen großen künstler.
danke
charlotte


_________________
nur eine idee, aber eine schöne.
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Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3374
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag15.08.2020 18:31

von Michel
Antworten mit Zitat

Wenn ich "Barlach" lese, muss ich sofort nachsehen. Auch wenn ich von Lyrik wenig verstehe.
Das spricht mich an, lässt mich an den Besuch des Barlach-Museums in HH denken, an die Skulpturen in der (damals noch) DDR, an großformatige Bilder im Elternhaus. Ich finde, der Ton passt zu den Plastiken, die für mich überwiegend melancholisch gestaltet sind (gut, nicht der Lachende). Und über "Er ging" hast Du den Suizid des Künstlers mit drin, der für mich untrennbar mit seiner Schaffens- und Leidensgeschichte verbunden ist.

An zwei Stellen bleibe ich hängen: "Granitene Sprache der Steine" - weil Granit der Stein ist, den ich am wenigsten mit Barlachs Werk verbinde. (Wenn ich mich irren sollte, freue ich mich über eine Korrektur.) Granit ist für mich körnig, ganz anders als die fließenden, reduzierten Formen Barlachs. Aber er passt natürlich für die Beschreibung des Charakters im Text.

Zweiter Hängenbleiber:  "Der Nachdenkliche" - hier war ich sofort irritiert, weil ich das als Einmischung der lyrischen Erzählstimme empfinde, die sich ansonsten mit Wertungen sehr zurückhält.

Davon abgesehen, bleibe ich dabei: Mag ich. Sehr.


_________________
Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken
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Elena
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Alter: 82
Beiträge: 218
Wohnort: Berlin


E
Beitrag16.08.2020 06:39
Barlach
von Elena
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Liebe Charlotte,

dank dir fürs Reinsehen. Barlach war einer von den Stillen, Nachdenklichen, die ihre Werke sprechen ließen. Auch ist die Ähnlichkeit zu Werken von Käthe Kollwitz nicht zu übersehen. Sicher hat das mit der Zeit zu tun, in der beide lebten, als ein Standpunkt noch ein Standpunkt war, Menschen noch wussten, wofür oder wogegen sie auftraten, und dies mit der ganzen Person. Möglich, dass mir Barlach deshalb so sehr entgegenkommt.

Schönen Sonntag, Elena
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Elena
Geschlecht:weiblichEselsohr
E

Alter: 82
Beiträge: 218
Wohnort: Berlin


E
Beitrag16.08.2020 07:15
Barlach
von Elena
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lieber Michel,

Danke für deinen Kommentar. Es freut mich, dass du dich für Barlach interessierst. Das Gedicht kam zustande, nachdem ich die Barlach-Novelle von Franz Fühmann gelesen hatte, und es war wie ein Blick in eine Welt, die wir verloren haben, aber die immer sein wird. Als ich das Gedicht schrieb, wusste ich gar nicht, wo anfangen, was ist wichtig, was ist unwichtig. Nicht ganz leicht, in wenigen kurzen Zeilen diesem Menschen gerecht zu werden.
Ob ich es geschafft habe, darüber bin ich mir selbst nicht sicher.
 
Den Begriff der "granitenen Sprache" habe ich deshalb gewählt, weil Barlach kompromisslos, konsequent war. Du hast natürlich recht, sein Material war nicht Granit, aber seine Idee, aus dem Gestein eine Skulptur zu formen, die den Menschen, wie er ist, darzustellen, die war unbeirrbar, insofern ist das Bild des Granits eine Metapher. Natürlich, nicht jede Metapher gelingt, aber gut, dass sie dir aufgefallen ist. Selber will ich mich nicht loben, aber ich denke, es ist eine starke Metapher für den Menschen Barlach, du sprichst es ja auch an in deinem Kommentar.

Zum "Nachdenklichen": Barlach gehörte zu denen, die nie laut wurden, die mehr dachten, als sie sprachen, die wussten, ihre Werke sprechen für sie.
Wer dies begriff, hatte nicht nur ein Kunsterlebnis, sondern der begriff sich auch selbst - so ist der Mensch! Nun ist das ein Gedicht, es ist keine Nachricht, die nur Fakten, aber nicht Meinungen vermitteln soll. Es ist legitim, dass der Autor auch seine eigene Ansicht einbringt, ich würde sogar meinen, dass dies erforderlich ist, um dem Leser auch zu sagen: Wo steht der Autor? Ich liebe diese Stillen, diese Beobachter, diese Nachdenklichen, die so ganz aus dem Üblichen herausfallen, und oftmals will es scheinen, als seien sie die Verlierer des Taggetriebes, doch große, menschliche Kunst schufen. Barlach wollte nie auf einem Podest stehen, zu dem man aufzusehen hat. Er wollte dem Menschen nur sagen: So bist du.

Danke fürs Eingehen auf meine Vorstellung von Barlach.

Liebe Grüße, Elena
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag16.08.2020 07:33

von BlueNote
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Hallo Elena!

Meinst du Ernst Barlach? Seine (religiös anmutende) Kunst gefiel mir ja immer nicht so besonders, dein Gedicht ist aber sehr einfühlsam. Oder nachvollziehbar.
Hat Barlach wirklich so viel mit Stein gearbeitet (nicht eher Holz und Bronze), frage ich mich? Du wirst es sicherlich wissen, wenn du dich viel mit ihm beschäftigt hast.

Na ja, jetzt lese ich doch langsam die Kommentare ... tsts , "weil Barlach kompromisslos, konsequent war." Das schreibt man immer so. Ich bin sehr kunstinteressiert, aber religiöse Kunst in dieser Form ist mir dann doch ein bisschen suspekt. Obwohl ... Gaudi in Barcelona hat mich sehr begeistert mit seiner Sagrada Familia.

Dein Gedicht ist ziemlich durchdrungen von Bewunderung. Du zeichnest einen Mythos ... mit großen Worten. Wenn ich den Künstler mehr mögen würde, wäre ich sehr d'ac·cord. So erscheint mir die Beweunderung ein wenig verwunderlich. Nichtsdestotrotz finde ich, Gedichte über Künstler muss man so schreiben. Denn wenn der Autor schon nicht begeistert ist, wie soll es dann der Leser sein?

Also ... ich finde, du hast den Text gut geschrieben. So will man Gedichte über Künstler lesen.
Habe kürzlich eine GeoEdition über Dali gelesen, bei der ziemlich rumgemeckert wurde (oder eine Biografie über Andre Heller). Das hat sich nicht gut gelesen. Besser ist, der Künstler wird "bewundert". So gesehen hast du mit deinem Gedicht alles richtig gemacht.

BN
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Elena
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Alter: 82
Beiträge: 218
Wohnort: Berlin


E
Beitrag16.08.2020 16:08
Barlach
von Elena
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Liebe BlueNote,

ja, weißt du, es ist so eine Sache mit den Künschtlern. Manche mag ich einfach, Barlach ist so einer. Seine Religiosität hat mich nie gestört, er trug sie ja auch nie als Banner vor sich her. Ich kenne von Barlach keine ausgesprochen religiöse Kunst wie etwa den Heiligen Sebastian oder Maria mit dem Kind oder so, also Kunst wie aus dem bayrischen Umkreis. Barlach war einer, den ich als Humanisten bezeichnen würde, seine ganze Kunst beweist das. Seine Werke zeigen einfach den Menschen, wie er ist. Aber du hast recht, viel hat er nicht in Stein gemacht, das meiste in Holz. Ein Mythos? Nein, das würde ich nicht sagen. Er hat eben die Menschen seiner Zeit angesprochen mit seiner Kunst. Ein Gedicht über Dalí aber würde anders aussehen - falls ich es überhaupt schreiben würde, vermutlich nicht. Aber man soll ja nie nich sagen, nich?

Doch, in seinem Humanismus war Barlach sehr konsequent kompromisslos. Unvorstellbar, dass er sich den Nazis angeschlossen hätte wie so manch anderer Künstler. Seine Werke galten den Nazis zudem als "entartet", und wie sie mit dem Engel, der das Gesicht der Käthe Kollwitz trug, umgegangen sind, sagt ja alles. Ich denke, selbst dann, wenn sie ihn gelobt hätten, hätte er sie verachtet und nicht mitgespielt.

Er wusste eben über die Kunst eine Menge, und so war seine Kunst auch. Wobei ein Künstler immer so einen inneren Auftrag mit sich herumschleppt, er meint, wenn ihm ein Kunstwerk so richtig gelungen ist, müssen sich die Menschen als Rezipienten einfach mit ändern. Die tun ihm aber den Gefallen nur sehr, sehr selten. Kunst ist eben Kunst, ob mit, ob ohne inneren Auftrag.

Leider habe auch ich das letzte Mal eine Barlach-Ausstellung zuzeiten der DDR besucht, ob es heute eine gäbe, wo schon ein unbehauener Stein zum Kunstwerk hochstilisiert wird - da habe ich meine Zweifel.

Dankeschön für deinen Kommentar.

Lieben Gruß, Elena
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