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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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03.04.2020 19:00 Das Leben atmet ein und aus. Und ein und aus. von hobbes
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Das Leben atmet ein und aus. Und ein und aus.
Das Leben ist draußen vor der Tür.
Und drinnen hinter dem Fenster.
Das Leben ist das Motorrad auf der Straße. Der Gartenrotschwanz auf der Balkonbrüstung. Das Bettlaken auf der Haut. Bloße Füße auf Parkettboden.
- Das Leben weiß gar nicht, was du hast.
Eine Ameise läuft Zickzacklinien über den Balkon.
Toastbrotkrümel fallen herunter.
Der Flügelschlag eines Vogels, eine zuschlagende Tür.
Die Ameise trägt einen Toastbrotkrümel davon.
*
Lilly liegt im Bett. Es ist neun Uhr morgens, Lilly hat vierzehn Stunden geschlafen, Lilly könnte weitere vierzehn Stunden schlafen, könnte ewig und für alle Zeit im Bett bleiben.
- So eine Verschwendung!
- Das geht doch nicht!
- Nun reiß dich mal zusammen!
- Stell dich nicht so an und steh endlich auf!
Die Sonne malt leuchtende Kringel an die Wand. Was schreibst du mir, Sonne?, fragt Lilly. Eine Biene dotzt ans Fenster, ein Motorrad knattert vorbei.
- So ein schöner Tag!
- Den muss man doch genießen!
- Nun stell dich nicht so an und steh auf!
Lilly steht auf und geht aufs Klo. Putzt sich auch gleich die Zähne, wo sie schon mal da ist.
Geht in die Küche und trinkt ein Glas Wasser. Öffnet die Tür zum Balkon, stellt sich in die Sonne.
- Na also, geht doch.
- Ist doch ganz einfach.
- Was du dich immer anstellst.
Ein Gartenrotschwanz kommt angeflogen. Macht noch in der Luft eine Kehrtwendung.
Kommt dann doch wieder zurück und lässt sich auf der Balkonbrüstung nieder. Singst du mir ein Lied, Vogel?, fragt Lilly.
Der Gartenrotschwanz wippt mit der Schwanzfeder.
Lilly holt ein Toastbrot. Als sie wiederkommt, ist der Vogel fort.
- Hast du etwa gedacht, er wartet auf dich? Als ob.
Lilly atmet ein und aus.
Und ein.
Und aus.
Weitere Werke von hobbes:
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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1129 Wohnort: berlin
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D 10.04.2020 23:08
von d.frank
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Ok, das kapiere ich auch nicht auf Anhieb, aber ich glaube, es ist es ebenfalls wert, dass ich ungefilterte Gedanken hierlasse, weil die will ein Autor ja letztendlich haben, wenn er so viel in seinen Text hineinsteckt. Vielleicht bin ich ja grade auch nur ein bisschen verwirrt, das mit den Titeln, da war ja was, ich sollte nicht so viele Titel aufeinmal lesen. Scheint so, als hätten einige kreative Köpfe die Zeit effizient genutzt und sich wirklich verwirklicht. Da möchte ich am Liebsten gleich wieder in meiner Ecke verschwinden und mir trotzig die Wunden lecken. Das hier jedenfalls, lässt mich in selbiger Bewunderung zurück, wie ich sie eben schon verspürt habe.
Man soll ja nicht von einem Text auf den anderen schließen, auch nicht von einem Autor auf den anderen, aber naja, man soll so vieles nicht.
Ich mag diesen Text, deshalb sag ich es ihm auch. Die Philosophie dahinter lässt sich nicht auf den ersten Blick greifen, aber sie ist da und darüber ist man sich schon nach dem ersten Lesen ziemlich sicher, weil auch hier die Sprache den Text einfach trägt. Man / ich kann sich / mir nicht vorstellen, dass hier jemand redet, der einem nur einen vom Pferd verkaufen will und deshalb will man diesen Text knacken, ihn bis in die hintersten Winkel ergründen, etwas, das für mich Literatur ausmacht. Auch hier glaube ich nicht, dass man mir am Ende doch nur einen vom Pferd verkauft, die erste Ebene schimmert ja schon durch und das ist gut gemacht, deshalb hebe ich mir auch hier mein Lob nicht für später auf.
Edit:
Ich mag das in seiner Unschärfe. Es lässt viel Raum für Interpretation. Lilly könnte ein Kind sein, genauso gut eine alte Frau, die erste Stimme ein Vater oder das Leben selbst, die nüchterne Sicht eines Weisen.
Vielleicht spricht da eine Depression? Ein inneres Kind, das sich in einem Konflikt mit sich selbst befindet.
Letztendlich erscheint mir das wie ein gekonnt gemachter innerer Monolog, indem die vielen Facetten eines Charakters eine eigene Stimme bekommen.
Es transportiert Hoffnung, genauso wie Nüchternheit, das Große wie auch das Kleine - eine gelungene Annäherung.
Edit2:
Dritter, 8 Punkte
_________________ Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer |
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Ribanna Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 772 Wohnort: am schönen Rhein...
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11.04.2020 15:21
von Ribanna
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Ein schöner Text, sehr poetisch. Die Sprache, die Bilder, da passt alles.
Aber für mich persönlich trifft es nicht das Thema "BegegnerIn".
Schade. Der Text an sich gefällt mir wirklich!
_________________ Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen. |
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silke-k-weiler Klammeraffe
Alter: 49 Beiträge: 750
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11.04.2020 19:40
von silke-k-weiler
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Liebe Texte,
zuerst habt ihr nicht zu meinen Punktekandidaten gehört.
Nach dem interessanten ersten Teil:
Lilly liegt, Lilly hat, Lilly könnte ... das hat mir erst einmal nicht gefallen.
Aber dann kam ich noch einmal zurück, um zu erfahren, was es mit Lilly auf sich hat. Wer sind diese kursiven Stimmen, die sie ... freundlich ausgedrückt ... "ermuntern" wollen? Die Stimmen anderer, die ihr Phrasen um die Ohren hauen? Vorwürfe, die sie sich selbst macht? Geht es um Depression, um die guten Ratschläge anderer, die Aufforderung, man möge sich doch bitte einfach mal zusammenzureißen?
Ist es diese Thematik, sehe ich durchaus einen Lichtschimmer für Lilly, denn wenn das Leben nicht nur draußen ist, sondern auch das Laken auf der Haut und der Parkettboden unter den Füßen, ist sie immer noch damit verhaftet. Ich würde es mir jedenfalls wünschen.
Eine alternative Deutung wäre für mich noch, dass sie einfach ein genügsameres Verhältnis zu "Leben" hat. Das sie eben nicht zu viel will, sondern dass nackte Füße auf Parkett und kühles Laken auf der Haut für den Moment reichen. Aber ich kehre trotzdem immer wieder zum Thema "Depression" zurück.
Liebe Grüße
Silke
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2699 Wohnort: in der Diaspora
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11.04.2020 20:03
von Lapidar
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Sehr poetisch gefällt mir.
Die Schnittstelle mit dem Toastkrümel sehe ich gegeben.
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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Xeomer Leseratte
Alter: 36 Beiträge: 135 Wohnort: Xeothon
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11.04.2020 22:12
von Xeomer
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Zitat: | Lilly holt ein Toastbrot. Als sie wiederkommt, ist der Vogel fort.
- Hast du etwa gedacht, er wartet auf dich? Als ob. |
Das war gut!
Viele Grüße,
Xeomer[/quote]
_________________ "Zone 84" Buchtrailer: youtube.com/watch?v=ZygK3Te0jV8 |
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Gast
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12.04.2020 11:40
von Gast
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Hallo Inko,
im Vergleich mit anderen Texten im Wettbewerb kommt dein Beitrag in meiner subjektiven Sicht nicht unter die Top-Ten, für die ich Punkte vergeben und auf die ich detaillierter eingehen möchte.
LG
DLurie
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a.no-nym Klammeraffe
A
Beiträge: 699
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A 12.04.2020 21:40
von a.no-nym
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Hallo Inko,
dies ist ein neutraler Kommentar, um später ggf. eine Bewertung vornehmen zu können.
Freundliche Grüße
a.
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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13.04.2020 00:11
von V.K.B.
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Hallo Inko,
hmmm, schwieriger Text. Ich kann nicht genau deuten, um was es geht. Eine Depression vielleicht? Das Thema BeGegnerIn kann ich nicht wirklich festmachen. Wer begegnet hier wem? Lilly dem Leben? Wo ist der Gegner-Aspekt? Lilly und wie sie der Welt gegenübersteht?
Auch der Sinn der zwei Texte erschließt sich mir nicht genau. Beim ersten dachte ich, es sei die Perspektive des Lebens, ohne den Menschen. Da passen dann aber Zeilen wie Zitat: | Das Bettlaken auf der Haut. Bloße Füße auf Parkettboden.
- Das Leben weiß gar nicht, was du hast. | nicht wirklich rein. Wessen Haut, wessen Füße? Oder der Mensch als ein Teil des Ganzen?
Auch nach mehrmaligem Lesen stehe ich dem Text immer noch recht ratlos gegenüber.
beste Grüße,
Veith
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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Amarenakirsche Eselsohr
Alter: 30 Beiträge: 394 Wohnort: tief im Westen
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13.04.2020 10:50
von Amarenakirsche
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Thematisch gefällt mir der Text gut. Gerade die Verbindung der Gedanken bzw. Aussagen von anderen und die Handlung der Protagonistin mit Depression (?) fühlt sich stimmig an.
Der Anfang erschließt sich mir allerdings im Zusammenhang mit dem zweiten Teil nicht ganz. Es wirkt für mich wie zufällige Beobachtungen, aber mir fehlt die Verbindung zum zweiten Teil.
Die Sprache ist gut, die kurzen Sätze passen für mich zum Inhalt, hebt sich aber nicht besonders hervor.
Insgesamt von mir 3 Punkte.
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Susanne2 Klammeraffe
Beiträge: 503 NaNoWriMo: 53854
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13.04.2020 14:43
von Susanne2
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Liebe(r) AutorIn,
Lilly in dem zweiten Teil – das „Leben“ in dem ersten Teil?
Ein Ort (Balkon), ein Leben, das sich wundert und atmet - und wer begegnet hier wem? Oder sind es Lillys Gedanken an unterschiedlichen Tagen?
Depressionen strömen hier gefühlt aus jeder Zeile, es erschreckt mich, aber es reißt mich trotzdem nicht mit. Die Passivität des Beobachters ist aus meiner Sicht nachvollziehbar, dennoch nicht nachahmenswert. Man atmet zwar aktiv, aber automatisch. Man funktioniert, weil man muss. Aber die Art, wie man funktioniert, kann und sollte man auch selbst in die Hand nehmen. Vom Zusehen ist noch niemand satt geworden.
Wegen sehr vieler guter Einsendungen, kann ich erst am Ende entscheiden, ob und wenn ja, wie viele Federn ich vergebe.
Freundliche Grüße
Sanne
_________________ Das Leben geht immer weiter - bis zum Tod.
(Aniella Benu - BJ 1959)
----------------------------------------------------------
Gebt dem Y eine Chance - jeder könnte zufrieden sein! Nach Hermes Phettberg ... |
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Gast
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13.04.2020 16:39
von Gast
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Liebe/r Autor/in,
das ist ein sehr zurückhaltender, feinfühliger Text, und jeder, der in seinem Leben einmal in einer Depression oder zumindest in einer depressiven Verstimmung gefangen war, kann dieses Stimmungsbild nachempfinden. Leise, unaufdringlich beschreibst Du die Antriebsschwäche, die zaghaften Versuche, einen Weg aus dem Loch herauszufinden, das Richtige zu tun. Wunderbarer Schreibstil, berührender Inhalt, der mich etwas traurig zurücklässt.
Du hast die erste Aufgabenstellung gewählt – Handlung spielt an demselben Ort in unterschiedlichen Zuständen – und Dich erkennbar mit dem vorgegebenen Thema im Text auseinandergesetzt.
Im Moment stehst Du bei mir auf dem Treppchen, mal sehen, ob es so bleibt.
LG Katinka
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
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13.04.2020 18:13
von holg
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Lillys Tag. Oder Lillys Tage. Einerlei.
Irgendwo oder Nirgendwo zwischen Lockdown und Depression lässt Lilly den Tag passieren.
Das spricht mich trotz der sehr einfachen Sprache, trotz der eher einfachen Konstruktion mit den Gedankeneinschüben, Motivationsphrasen, Aufmunterungssprüchen, die so verinnerlicht sind, dass Lilly sie sich selbst vordenkt, an. Oder gerade wegen all dem?
Erstmal Atmen. Ein. Aus.
_________________ Why so testerical? |
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Gast
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13.04.2020 18:38 Re: Das Leben atmet ein und aus. Und ein und aus. von Gast
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Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben: | ... |
Eine Protagonistin unbestimmten Alters, die aus nicht geschilderten oder erschliessbaren Gründen (Depression? Geistige Behinderung? Bettlägerigkeit? Lebenskrise? Kindlichkeit?) keine Motivation verspürt, den sehr kleinen Radius zu verlassen, der von ihrem Bett,dem Bad, der Küche und dem Balkon gebildet wird. Eine andere, unbenannte Person kritisiert sie dafür und versucht, sie zur Aktivität zu bewegen.
Vorgabentreue: Keine der drei vorgegebenen Szenarien sind erkennbar umgesetzt. Es ist auch keine Begegnung erkennbar (wenn man von Begegnungen mit variablen Elementen der Natur wie Vögel, Sonne oder Ameisen absieht), eine Gegnerschaft wenn überhaupt nur mit der unbenannten zweiten Person (die aber nicht als Begegnung qualifiziert, da sie offensichtlich eine vertraute Person ist). Die Protagonisten scheint auch nicht mit der Realität auf Kriegsfuss zu stehen; die scheint ihr eher gleichgültig (also auch hier keinen Hinweis auf das grosse G in BeGegnung).
Ausgestaltung: Da in den Texten keinerlei Handlung erkennbar ist, fällt es mir sehr schwer, mir eine Meinung zu bilden. Im Wesentlichen wird der Geisteszustand eines Menschen geschildert, der keinen Bezug zu Menschen ausserhalb ihrer selbst hat, dafür aber in punktuelle Kommunikation mit Elementen der Natur um sie tritt. Der Wert dieser Schilderung entgeht mir, zumal auch keinerlei Hinweis auf Lilys Gemütszustand gegeben wird. Ist sie mit ihrer Situation zufrieden oder nicht, oder hat sie auch dazu keine Beziehung?
Ich halte auch Toastbrotkrümel für keine besonders starke Metapher (wofür?), um Leserinteresse zu wecken.
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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17.04.2020 11:03
von Jenni
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Manchmal ist es schwierig mit dem Leben an sich. Das hier gefällt mir sehr gut, weil es dieses unsagbare Schwierige am Leben so authentisch und genau beschreibt. Das Gefühl dieser Zeit - dabei ist der Text nicht spezifisch im Jetzt verortet. Lillys fast depressive Trägheit, oder die Trägheit der Dinge, die Trägheit der Zeit, das ist schon oder könnte schon immer da sein und momentan nur besonders spürbar sein. Am meisten gefällt mir der erste Teil, die Konzentration darin, die fast erfolgreich verborgene Wehmut, und dann als Symbol das Ein- und Ausatmen, das mitunter schwerwiegen kann, selbst wenn man (noch) nicht erkrankt ist.
Das Thema ist hier die in diesen Zeit unvermeidbare Begegnung mit sich selbst bzw. mit dem Leben als solches. Die Vorgabe eines Ereignisses aus verschiedenen Perspektiven: Ihre Umgebung aus Lillys Sicht und Lilly aus Sicht ihrer Umgebung. Das ist gekonnt und schön gemacht. Auch die zurückgenommene sprachliche Schönheit. Gefällt mir. 12 Punkte
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Phenolphthalein Klammeraffe
Beiträge: 838
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17.04.2020 15:50
von Phenolphthalein
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Hallo Inkognito,
Nun auffällig ist dein Text auf jeden Fall und das hast du sicher auch so beabsichtigt.
Das mag originell sein, vielleicht auch oder gerade, weil hier eine erzählende Instanz beurteilt. Um wen es sich dabei handelt, will ich nicht beurteilen.
Du transportierst jedenfalls eine Stimmung eventuell sogar mehr.
Hm, müsste man dieses Konzept mit Punkten belohnen? Doch kommt es letztlich doch darauf an, ob und wie man sein Publikum erreicht. Du erreichst mich, aber bedeutet das auch, dass mir das gefällt?
Ich kann aber schon vorab sagen, einen ‚Wow-Effekt‘ hast du bei mir nicht ausgelöst.
Letztlich bleibt eine Beurteilung auch immer subjektiv. Ich muss darüber nachdenken.
Edit: Die Gestaltung des Textes fällt mir weiterhin auf, aber genau das ist es letztlich auch, was mich künstlerisch erreicht [es ist, im Rahmen der Möglichkeiten/ hier: Vorgaben, durchdacht]. Hier gehen (auch wenn das einige Künstler nicht als Kompliment ansehen) Handwerk und Kunst ‚Hand in Hand‘, soll heißen: Die künstlerische Darbietung wird durch das verwendete Handwerk beeinflusst.
Thematisch kannst du mich jedoch nicht erreichen.
Am ehesten ist das ein psychologischer Konflikt, der aber mMn nicht tief genug mit 600 Worten dargestellt werden kann (oder dargestellt wird) und daher den Titel auch nur ansatzweise einfangen kann.
Leben bedeutet, was? Reize Wahrnehmen?
In Text zwei gehst du jedoch nichts ins Detail. Es stellt sich nicht die Frage, ob die darin behandelte Person lebt, sondern letztlich oder allenfalls nur, wie. Text zwei toppt damit schon mal nicht die Intension in Text eins. Er kehrt sie nicht um. Begegnet er ihr? Wenn es eine gibt, dann greift Text zwei Text eins auf, aber nicht mit neuen Erkenntnissen.
Und ja, ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere jetzt fragt: Muss ein Text eine Absicht haben? Eine Erkenntnis? Darf er nicht einfach nur sein? Geschenkt. Er darf. Aber ein Text, der nur ein Text sein will, ist keine (tiefgreifende) Kunst. Es ist ein Text. Vielleicht sogar eine Provokation an den Leser, der in ihm etwas sehen will, was es nicht gibt.
Gut ich schweife ab. Paranoid. Denn ich weiß schlicht nicht, ob und welche Intension du mit dem Text verwendest.
Aber das, was ich mir erdenke, passt jedenfalls nicht.
Der Text ist im engeren Auswahlkreis für Punkte.
Edit2: Und weil ich etwas über Kunst, Handwerk und ‚Hand in Hand‘ geschrieben habe (ich damit objetiv bleiben sollte) gibt es dafür auch 4 Punkte, wenngleich mich die niedriger palzierten Texte besser unterhalten haben. Alle bepunkteten.
Viele Grüße,
Pheno
_________________ Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.
-Arthur Schopenhauer |
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Eliane Klammeraffe
Beiträge: 823
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18.04.2020 01:23
von Eliane
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Vorgaben:
Begegnung: Hmm. Mit dem Rotschwanz? Sonst finde ich nämlich keine.
Gegner: Die Stimmen im eigenen Inneren, die die Außenwelt spiegeln.
In: Finde ich nicht.
Ort/Ereignis/Objekt: Selbes Ereignis, zwei Perspektiven. Allerdings verstehe ich nicht, wem die erste gehört.
Überschrift und letzter Satz rahmen den Text schön ein. Er klingt auch gut, ich höre/fühle ihn. Und bin trotzdem nicht so ganz glücklich damit, irgendwie, ohne dass ich weiß, was genau mir fehlt.
Punkte? Mal sehen.
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Malaga Klammeraffe
Beiträge: 826
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18.04.2020 11:39
von Malaga
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Eine Frau mit Depressionen, die Begegnung mit dem Vogel. Das Ringen darum, das ganz Elementare, das Leben, mit jedem Atemzug zu bewältigen, wie Ameisen und andere Kreaturen es selbstverständlich tun.
Interessant - gibt es Depressionen im Tierreich?
Der Text hat was.
Bewertung später im Gesamtkontext.
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Missing Tales Gänsefüßchen
Beiträge: 49 Wohnort: Zwischen den Zeilen, Deutschland
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18.04.2020 14:57
von Missing Tales
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Lieber unbekannter Schreiber,
Dies ist ein überwiegend neutraler Kommentar, damit ich bewerten kann. Vielleicht schaffe ich später noch etwas ausführlichere Kritik.
Trotzdem ein paar provisorische Worte:
Spontaner Pluspunkt für die tolle Verwendung des Verbes "dotzen" bin mir nicht sicher, ob das nen regionales Ding ist, aber ich hab mich unheimlich gefreut, ihm hier begegnet zu sein (Hallo Wort!).
Der erste Text wirkte eher lyrisch denn wie Prosa, es bleibt mir für sich genommen etwas zu abstrakt, zu flüchtig.
Der zweite Text wirft natürlich ein neues Licht darauf, was in diesem Wettbewerb ja gerade gewollt ist. Lilly erinnert mich an Menschen mit Depressionen, die auch ewig schlafen können, und jede einfachste Tätigkeit wirkt wie ein unüberwindbares Hindernis, während das personifizierte Leben wie in Text 1 an die Scheibe klopft und vorbeizieht.
Ein schöner, aber trauriger Text. Danke fürs Einstellen!
lg Missing Tales
_________________ Und zwischen den Zeilen eine Unendlichkeit |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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18.04.2020 18:57
von hobbes
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Hallo Text. Im Grunde bist du eine Frechheit. Aber nun denn, ich mag dich trotzdem (oder deswegen?).
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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19.04.2020 00:00 aw von lilli.vostry
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Hallo,
ein sehr schöner Text. Mir gefallen die Bilder, was Leben alles sein kann, die für sich stehen und dann als Lilly aufsteht, ihr begegnen, sich verändern...
Leben ist einfach, ein- und ausatmen und doch so viel mehr...
Ich mag auch Deine Figur, das innere Für und Wider... Wie leicht und klar Du das schilderst.
Es macht Lust auf mehr zu lesen... Gibt es eine Fortsetzung dieser Geschichte?!
Ich kann Dir keine Federn geben, da ich es leider nicht schaffe alle Texte zu lesen und bewerten.
Für mich ist es einer der besten Texte, die ich hier gelesen habe in der Postkartenprosa 2020.
Frohe Schreibgrüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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19.04.2020 00:02 aw von lilli.vostry
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Hallo,
ein sehr schöner Text. Mir gefallen die Bilder, was Leben alles sein kann, die für sich stehen und dann als Lilly aufsteht, ihr begegnen, sich verändern...
Leben ist einfach, ein- und ausatmen und doch so viel mehr...
Ich mag auch Deine Figur, das innere Für und Wider... Wie leicht und klar Du das schilderst.
Es macht Lust auf mehr zu lesen... Gibt es eine Fortsetzung dieser Geschichte?!
Ich kann Dir keine Federn geben, da ich es leider nicht schaffe alle Texte zu lesen und bewerten.
Für mich ist es einer der besten Texte, die ich hier gelesen habe in der Postkartenprosa 2020.
Frohe Schreibgrüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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