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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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04.01.2019 09:12 Von Negern und anderen Fehleinschätzungen von Cholyrika
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Von Negern und anderen Fehleinschätzungen
Das wohnt einer unter uns.
Afrikaner, oder so.
Emanuel N'kubo.
Verdächtig.
Verwegen.
Verdorben.
Schätze mit Riesenschwanz.
Greta sagt er riecht so seltsam.
Soll Deutscher sein,
in Göttingen geboren.
Arzt mit deutscher Frau
und zwei Kindern.
Tarnung ist alles,
sagt Kalle.
Und Kalle weiß was er sagt.
Kalle ist im Forst- und Jägerverein
"Hohe Tannen e.V.".
Freies Mitglied.
War mal Vorstand.
Dann kam die Sache
mit der Vergewaltigung.
Kalle meint,
da war nichts.
Und Kalle weiß was er sagt.
Weitere Werke von Cholyrika:
_________________
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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04.01.2019 23:59 Re: Von Negern und anderen Fehleinschätzungen von Berni
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Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Von Negern und anderen Fehleinschätzungen
Das wohnt einer unter uns.
Afrikaner, oder so.
Emanuel N'kubo.
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Dieser lässige Einstieg (hier gefällt mir auch dieser gemischte Name) führt uns vor, was täglich in bester Gesellschaft abläuft. Ich glaube nicht, dass hier irgend etwas übertrieben dargestellt wurde. Leider. Fast alle haben diese Dinge schon irgendwo gehört. Hier fehlt eigentlich nur noch die Verurteilung dieser deutschen Frau.
Hast es mal wieder gut auf den Punkt gebracht auf deine Art.
Etwas fällt der Text für mich im zweiten Teil ab. Er ist für mich im Vergleich zum ersten guten Teil etwas zu lang. Solcher Kalle hat so viele Zeilen eigentlich gar nicht verdient. Ich würde hier ggf. noch kürzen, Kalle straffer und noch härter rüberbringen.
Ist wie immer mein persönlicher Geschmack. Auf jeden Fall habe ich dich hier wieder sehr gern gelesen.
LG
Berni
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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05.01.2019 08:52
von Literättin
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Ne ich würde nichts kürzen, das sitzt alles.
Allein das "unter uns" im ersten Vers würde ich streichen. Das ist ein hier nicht reinpassender Jargon in meinen Ohren.
Da wohnt einer - finde das reicht.
Ansonsten passt hier alles. Das balanciert so grob auf feiner Rasierklinge, dass es in mir noch was bewegt: während ich dies und das bemäkeln will und dabei feststelle, dass das alles so muss, weil es mich genau dadurch antippt. Wie Greta dem Neger so nah kam, oder eben auch nicht zum Beispiel, sehr fein, sehr gelungen, das liefert innere Bilder und weist über die Verse noch weit hinaus).
_________________ when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -
Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -
Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.) |
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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06.01.2019 02:23
von Berni
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Literättin hat Folgendes geschrieben: | Ne ich würde nichts kürzen, das sitzt alles.
Allein das "unter uns" im ersten Vers würde ich streichen. Das ist ein hier nicht reinpassender Jargon in meinen Ohren.
Da wohnt einer - finde das reicht.
Ansonsten passt hier alles. Das balanciert so grob auf feiner Rasierklinge, dass es in mir noch was bewegt: während ich dies und das bemäkeln will und dabei feststelle, dass das alles so muss, weil es mich genau dadurch antippt. Wie Greta dem Neger so nah kam, oder eben auch nicht zum Beispiel, sehr fein, sehr gelungen, das liefert innere Bilder und weist über die Verse noch weit hinaus). |
Veto!
Das "unter uns" kannst du doch nicht streichen! Für mich ist das kein unpassender Jargon. Genau dieser Passus zieht uns alle in diesen Text, lässt uns alle ein wenig grübeln.
Ohne diese zwei Worte liest sich das alles wunderbar neutral, von außen betrachtet, als wären wir selbstverständlich nicht gemeint, nicht involviert.
Ich lese den Text anders.
LG
Berni
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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06.01.2019 08:00
von Literättin
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Berni hat Folgendes geschrieben: | Literättin hat Folgendes geschrieben: | Ne ich würde nichts kürzen, das sitzt alles.
Allein das "unter uns" im ersten Vers würde ich streichen. Das ist ein hier nicht reinpassender Jargon in meinen Ohren.
Da wohnt einer - finde das reicht.
Ansonsten passt hier alles. Das balanciert so grob auf feiner Rasierklinge, dass es in mir noch was bewegt: während ich dies und das bemäkeln will und dabei feststelle, dass das alles so muss, weil es mich genau dadurch antippt. Wie Greta dem Neger so nah kam, oder eben auch nicht zum Beispiel, sehr fein, sehr gelungen, das liefert innere Bilder und weist über die Verse noch weit hinaus). |
Veto!
Das "unter uns" kannst du doch nicht streichen! Für mich ist das kein unpassender Jargon. Genau dieser Passus zieht uns alle in diesen Text, lässt uns alle ein wenig grübeln.
Ohne diese zwei Worte liest sich das alles wunderbar neutral, von außen betrachtet, als wären wir selbstverständlich nicht gemeint, nicht involviert.
Ich lese den Text anders.
LG
Berni |
Veto! Das liest sich doch schon ab dem ersten Wort des Titels nicht mehr neutral! Und dieses "unter uns" klingt in meinen Ohren nahezu nach Integrationssprech: Unter uns - einer von uns.
Und ich grübele da eher wenig, denn es haut "mich mir selbst" ja quasi um die Ohren.
Beginnt damit, dass ich dass als aufgeklärter Mensch erst gar nicht lesen will, des Negers wegen und weißt mich im zweiten Begriff trocken darauf hin, dass da ein Brocken auf der Rasierklinge liegt.
Alle Irritationen stimmen mir hier. Nur das "unter uns" nicht ganz. In meinen Ohren.
Aber was soll's, wir verteidigen es ja beide, weil es offenbar gekonnt ist, das Gedicht.
_________________ when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -
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Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.) |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4943 Wohnort: unter Wasser
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06.01.2019 11:17 Re: Von Negern und anderen Fehleinschätzungen von gold
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Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Von Negern und anderen Fehleinschätzungen
Das wohnt einer unter uns.
Afrikaner, oder so.
Emanuel N'kubo.
Verdächtig.
Verwegen.
Verdorben.
Schätze mit Riesenschwanz.
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Kalle meint,
da war nichts.
Und Kalle weiß was er sagt. |
Hallo Cholyrika,
puh, der Titel haut ganz schön `rein. M.E. könnte er aus dem Mund eines akademischen Rassisten stammen. Daher passt für mich die Bezeichnung "der Kalle" in S 2 nicht zum Stil. "Karl-Heinz" wäre vielleicht besser?
das "unter uns" finde ich wiegt schwer- impliziert es für mich den raunenden Wahn "`Wir sind das Volk´ und stell dir vor, da ist ein Schwarzer mitten unter uns, der gehört doch nicht dazu..." Daher sollte es m.E. unbedingt im Text bleiben.
Verwegen: Mit diesem Adjektiv habe ich meine Schwierigkeiten. Einerseits finde ich gut, dass es keine negative Bedeutung hat, andererseits passt es m.E. nicht so recht. Vielleicht kannst du das "verwegen" mit einem "und" ersetzen?
V7 und V8: Durch die Doppeldeutigkeit lenkst du, Cholyrika, etwas von der Schwere des Ganzen ab und deutest eine weitere Handlung an, was mir gefällt.
Interessanter, aufrüttelnder Text.
Liebe Grüße
gold
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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06.01.2019 22:34
von firstoffertio
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Das "unter uns" lese ich erstmal als unter der Wohnung unter uns.
Und das passt so zum Text aus der Sicht eines recht einfach gestrickten LI..
Und es gestattet dem Leser, weitere Bedeutungen herauszulesen…
Ich schließe mich Berni also an.
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meerenblau Reißwolf
M
Beiträge: 1313
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M 07.01.2019 10:33
von meerenblau
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ich finde, man kann es nicht besser machen. Das "unter uns" habe ich als Ortsangabe verstanden, der wohnt eben im Stockwerk unter dem LI.
Ja, eigentlich sollte ich hier wohl noch ein paar Kritikpunkte anbringen, das Dumme ist nur ... ich finde keine.
Super gemacht.
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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07.01.2019 13:37
von Literättin
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Nur kurz, um einfach noch mal zu erläutern:
In meiner Lesart ist das "Da wohnt einer" unter dem "Neger-Titel" ein schöner (lyrisch betrachtet), fieser Fingerzeig: Igitt, da wohnt einer, wie kann der allein schon da wohnen, dem die Kraft im "unter uns" genommen wird. Selbst wenn ich es als "schlichte Ortsangabe" lese, erfüllt es keinen weiteren Zweck im lyrischen Sinne, denn der Ort, spielt ja keine Rolle. Es wiese dann thematisch auch in eine Richtung, die im Gedicht bedeutungslos ist.
Ich erkläre schon wieder viel zu lang - jedenfalls: in meinen Ohren verliert der erste Vers im angehängten unter uns an Kraft.
Wie auch immer - Cholyrika wird damit was anfangen (können), oder auch nicht.
Mir gefiele es halt als kraftvolleres (deutlicher schwingendes) "Da wohnt einer" besser.
_________________ when I cannot sing my heart
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- Tomás Halík -
Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.) |
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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08.01.2019 16:54
von Cholyrika
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Oh lieben Dank für die netten und guten Kommentare.
Insbesondere freut es mich, dass das "unter uns"
soviel Reaktion verursacht hat.
So war es auch gewollt.
Ich habe das für jegliche Interpreation gesetzt.
Unter uns, im Sinne von Wohnstatus ( also die persönlcihe Nähe )
unter uns / allen ( also die objektive Nähe )
Ich finde in beiden Fällen liest sich der Text anders.
Denn erst wenn man sozial "betroffen" ist, also in seiner eigenen
Komfortzone, DANN setzt man sich mit diesem hanebüchenden Schwachsinn
des sozialisierten Rassismus auseinander.
LG
ML
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