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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 09.09.2016 10:17 Liebst du mich von Matthias Jecker
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Neue Version »
Der Tag begann mit Sonnenschein.
Hummel Erich streckte früh die Beine und die Fühler. Rappelte sich hoch, blickte sich hungrig in der Höhle um. Kein Tropfen Nektar mehr da.
Hummel Erich fuhr sich mit den Vorderbeinen über Gesicht und Fühler und kroch zum Horizont hoch. Breitete seine Flügel und eroberte mit munteren Torkelschwüngen den Luftraum.
Er war ein ansehnlicher Kerl mit den für den Hummelflug unabdinglichen gut gepumpten Muckis. So war er schon bald bis zu den lockenden, duftenden Blumenblüten aufgestiegen.
Als eine von ihnen den bärtigen, brummigen Erich herantorkeln sah, zuckte sie nicht einmal kurz zusammen, sondern rief ihm in schönsten Farben und süßesten Düften zu: „Liebst du mich? Sag, liebst du mich?“
Hummel Erich brummte: „Ja, Liebste, ich liebe ...“ Bei „dich“ war er schon drin. Seine Fühler kitzelten der Blüte Innerstes, was diese als weiteren Liebesbeweis gerne erlitt.
Hummel Erich trank den wohlschmeckenden Nektar und machte sich frisch gestärkt und strotzend vor Tatendrang auf zur nächsten Blüte. „Liebst du mich? Sag, lie...“ - „Ja, ja, ich liebe dich!“, und schwupps stak Erich im Honigtöpfchen.
Unterdessen taumelte an der Pforte, welche Erich soeben verlassen hatte, ein Käfer herum. Die herrliche Farbe der Blume, der Duft von ihren vollen Lippen, ihr knackiger Hinterteil... Alles betörte seine Sinne, machte ihn schmerzhaft unruhig und benebelte sein Nervensystem.
Käfer Karim klopfte mit Füßen und Fühlern an der Außenwand der schönen Blüte herum. Schließlich, da er vergebens auf die entscheidende Frage wartete, die dieses prachtvolle Geschöpf Gottes ihm stellen müsste, rief er laut „Ich liebe dich“ und krabbelte verzweifelt dem Duft des Nektars entgegen.
So sehr er aber mit den Füßchen krallte, und wie er auch den Rüssel streckte, die Blume wollte ihn nicht in ihr Innerstes lassen, der Nektar floss nicht. Karim musste sich unverrichteter Dinge damit abfinden, dass der kulturelle Unterschied zu groß war.
Als Karim, der Käfer, den Blütenduft noch in den Fühlern, danach am Boden war und unter einem schützenden Krautblatt über die Unbegreiflichkeit der Blumen nachsann, torkelte über seinem Kopf der Hummel Erich, munter ein Liedchen brummend, gut gesättigt von bei Hummeln nicht ungewöhnlichen mehr als tausend „Liebst du mich“ (per day), müde und selbstzufrieden seiner Höhle zu.
Weitere Werke von Matthias Jecker:
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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09.09.2016 21:21 Re: Liebst du mich von Heidi
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Hallo Matthias Jecker,
ich mag Geschichten in der Tiere eine Rolle spielen - nektarsammelnde Insekten bevorzugt Dein Text gefällt mir, was den Inhalt betrifft, besonders gut. Bis zum vorletzten Absatz musste ich schmunzeln, als dann aber der "kulturelle Unterschied" ins Spiel kam, wurde mir mulmig Zumute. So gesehen ist diese Geschichte eine Tragikkomödie, die aufgrund der Parallelen zu uns Menschen ein nachdenkliches Gefühl hinterlässt und auch die Frage nach dem Warum?
Weil mir dein Text gut gefällt, war ich besonders streng mit den Anmerkungen. Ich hoffe, das ist okay. Meine Vorschläge sind subjektiv, nimm, was dir gefällt.
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: | Der Tag begann mit Sonnenschein. |
Ich finde den Satz für den Einstieg ungeeignet. Besser streichen und die Geschichte mit dem zweiten beginnen. Der Sonnenschein könnte zwischendurch noch mal einfließen, wegen der Atmosphäre. Ist ja schon ein Unterschied, ob Erich bei Regenwetter, Wind oder Sonne auf Nektarsuche geht (Hummeln sind ja relativ robust und können, anders als Bienen, auch bei schlechterem Wetter unterwegs sein).
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
Hummel Erich streckte früh die Beine und die Fühler. Rappelte sich hoch, blickte sich hungrig in der Höhle um. Kein Tropfen Nektar mehr da. |
Wenn du die beiden orange markierten Sätze zu einem machst, liest sich diese Stelle flüssiger. Beim dritten Satz hätte ich jetzt ein Gefühl von Erich erwartet. Ist er denn nicht empört oder traurig, weil er nichts mehr zu essen hat? Ich persönlich fände ja ein Seufzen schön
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
Hummel Erich fuhr sich mit den Vorderbeinen über Gesicht und Fühler und kroch zum Horizont hoch. <-- hier besser ein komma setzen, oder den nächsten Satz mit "Er" beginnen. Breitete seine Flügel und eroberte mit munteren Torkelschwüngen den Luftraum. |
Über die munteren Torkelschwünge bin ich gestolpert. Ich vermute, dass du einerseits die Tollpatschigkeit von Hummeln und andererseits, den Fleiß dieses Volkes zum Ausdruck bringen wolltest. Aber irgendwie finde ich, dass munter und Torkelschwünge nicht zusammenpasst. Vielleicht mit torkeligen Schwüngen und die muntere Art an einer anderen Stelle noch mal einfließen lassen.
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
Er war ein ansehnlicher Kerl mit den für den Hummelflug unabdinglichen gut gepumpten Muckis. So war er schon bald bis zu den lockenden, duftenden Blumenblüten aufgestiegen. |
Der Begriff Muckis gefällt mir nicht, auch gut gepumpte klingt etwas belanglos und lässt dem Leser wenig Raum für eigene Fantasie. Mir würde unabdingliche Muskeln völlig reichen. Auch den Blumenblüten würde es nicht schaden, wenn du sie schlicht auf Blüten kürzt.
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
Als eine von ihnen den bärtigen, brummigen Erich herantorkeln sah, zuckte sie nicht einmal kurz zusammen, sondern rief ihm in schönsten Farben und süßesten Düften zu: „Liebst du mich? Sag, liebst du mich?“ |
Denk über die Adjektive nach. Ich will sie dir nicht alle ausreden, es gibt bestimmt Leute, die gerne "adjektivreich" lesen. Ich mags aber eher schlicht, setze sie auch ein, achte aber immer darauf, wann das Adjektiv tatsächlich für den Text wichtig ist (oder versuche es zumindest).
In diesem Abschnitt, etwa, finde ich die beiden orange markierten überflüssig, die violett markierten hingegen wichtig.
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
Hummel Erich brummte: „Ja, Liebste, ich liebe ...“ Bei „dich“ war er schon drin. Seine Fühler kitzelten der Blüte Innerstes, was diese als weiteren <-- kann weg Liebesbeweis gerne erlitt.
Hummel Erich trank den wohlschmeckenden Nektar und machte sich frisch gestärkt und strotzend vor Tatendrang auf zur nächsten Blüte. „Liebst du mich? Sag, lie...“ - „Ja, ja, ich liebe dich!“, und schwupps stak Erich im Honigtöpfchen. |
Der Absatz gefällt mir gut.
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
Unterdessen taumelte an der Pforte, welche Erich soeben verlassen hatte, ein Käfer herum. Die herrliche Farbe der Blume, der Duft von ihren vollen Lippen, ihr knackiger <-- knackiges Hinterteil... |
Den ersten Satz besser umstellen, liest sich nicht schön, mit dem Einschub. Warum nicht so beginnen: Erich verließ die Pforte ... Tja, und die Adjektive ... hier würde es nicht schaden, evt. den Satz anders zu konstruieren.
Ein Bespiel, wie es schlichter klingen würde; der Satz in Kombination mit dem folgenden:
Die Farbigkeit der Blume, der Duft ihrer Lippen und ihr knackiges Hinterteil betörten den Käfer, machten [...]
Obwohl mir das knackig in diesem Text als Wort nicht gefällt. Irgendwie passt es nicht.
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
Alles betörte seine Sinne, machte ihn schmerzhaft unruhig und benebelte sein Nervensystem. |
schmerzhaft kann weg und das benebelte Nervensystem finde ich klasse
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
Käfer Karim klopfte mit Füßen und Fühlern an der Außenwand der schönen <-- überflüssig Blüte herum. Schließlich, da er vergebens auf die entscheidende Frage wartete, die dieses prachtvolle Geschöpf Gottes <-- entweder prachtvolle weg, oder Gottes. Alle drei Wörter halte ich für zu viel. ihm stellen müsste, rief er laut „Ich liebe dich“ und krabbelte verzweifelt dem Duft des Nektars entgegen. |
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
So sehr er aber mit den Füßchen krallte, und wie er auch den Rüssel streckte, die Blume wollte ihn nicht in ihr Innerstes lassen, der Nektar floss nicht. Karim musste sich unverrichteter Dinge damit abfinden, dass der kulturelle Unterschied zu groß war.
Als Karim, <-- warum plötzlich ein Name? der Käfer, den Blütenduft noch in den Fühlern, danach am Boden war <-- also, ich persönlich würde dieses Wort durch landete ersetzen. Aber ich werde gerade besserwissersich und unter einem schützenden Krautblatt über die Unbegreiflichkeit der Blumen nachsann, torkelte über seinem Kopf der Hummel Erich, munter ein Liedchen brummend, gut gesättigt von bei Hummeln nicht ungewöhnlichen mehr als tausend „Liebst du mich“ (per day), müde und selbstzufrieden seiner Höhle zu. |
Liebe Grüße
Heidi
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Muskat Eselsohr
Beiträge: 343
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10.09.2016 09:11 Liebst du mich? von Muskat
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Hallo Matthias,
der Text steht unter Humor und als Parabel übertrage ich ihn als Leser natürlich auf uns Menschen. Dabei stellt sich mir die Frage, was ich nun daran lustig finden soll.
Möglich, dass ich den Inhalt missverstehe, es also an mir liegt, die Pointe nicht zu finden.
Vielleicht kannst du sie mir erklären, auch wenn der Witz durch eine Erklärung verlorengeht?
Nun könnte man über die Naivität der Blüten schmunzeln, käme da nicht Karim ins Spiel.
Wie dem auch sei, ich warte auf die mögliche Erhellung.
Grüße von Muskat
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 15.09.2016 17:02 Antwort und Link von Matthias Jecker
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Hallo Heidi, hallo Muskat
Vielen Dank für euer Feedback, eure Fragen, eure Vorschläge.
Nun, ich habe ein Gedicht in diesem Forum eingestellt, in welchem ich von zwei Käfern erzähle und einer Blüte. Einem schwarzen und einem alten Käfer und einer schönen, frischen, sich präsentierenden Blüte.
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=57711
Ich habe dort beschrieben, wie der schwarze Käfer gezielt an dieser Prachtsblüte vorbeiguckt und wie der alte Käfer sie zwar lüstern betrachtet, aber zum Schluss kommt, dass er es dem schwarzen gleich tun muss.
Ich beging die Dummheit, diese Blüte in ihrer Pracht „paarungswillig“ zu nennen (anstatt „selbstbewusst/liebeshungrig/heiratsfähig“ oder ähnlich),
weil ich a) die Gesamtsituation als problematisch und schwierig zu handeln darstellen wollte und
b) die zur Schau gestellte Schönheit der Blüte im Rahmen natürlicher Instinkte einordnen wollte.
Darauf habe ich arg Haue gekriegt.
Ich würde die maghrebinischen Jugendbanden an Silvester zu Köln schönreden wollen,
ich würde Frauen, die sich in Shorts vor der Nase fremder Männer in Pose werfen, Libertinismus unterstellen,
ich würde Vergewaltigungsopfern für die Tat des Vergewaltigers die Schuld geben wollen.
Zugegeben, es gab auch differenziertere Kommentare und auch welche, die meine grob-pixelige Darstellung zulässig finden. Aber dass ich, der ich bereits in zwei Dichterforen als "Burka-Befürworter" und Frauenunterdrücker beschimpft wurde, bei einzelnen Lesern nun auch noch als Sexist und Vergewaltigungs-Entschuldiger gelten sollte, machte mich sauer.
Und so entsatnd diese „humoristische Geschichte“ hier. Vielleicht hätte ich sie besser Satire genannt. Denn offenbar empfanden sie Muskat als gar nicht lustig und Heidi als „tragikomisch“.
Ich selber finde es ausgesprochen „komisch“, sogar witzig, dass in meiner Geschichte in der Natur ein „kultureller Unterschied“ über die Reproduktion entscheidet. In der Natur und ausgerechnet bei den Insekten, wo die Fortpflanzung durch „ausgeklügelte“, spezielle Formungen der zur Besamung dienenden Körperteile ganz praktisch und faktisch gesteuert wird.
Und es machte mir diebischen Spaß, die Blüte als unschuldig die „hehre und reine Liebe“ suchende Schönheit darzustellen, welche absolut nicht die Absicht hat, jedes lüsterne Insekt an ihren Nektar zu lassen, aber trotzdem alles tut, dieses anzulocken.
Gut, die Geschichte hat am Schluss keine wirkliche Pointe. Aber einige „versteckte“, denke ich, die diesen Mangel aufheben.
Nun noch zu einigen weiteren Punkten in Heidis Kommentar (einige Punkte habe ich, ohne hier darauf einzugehen, in der „Neuen Version“ geändert):
- „Der Tag begann mit Sonnenschein“ implziert für mich: Hier geht es um „Feel Good“-Probleme (wie z.B. Liebe, Schönheit) und alles ist gut (was dann, wie Heidi erkannt hat, im Gegensatz zu diesem Anfang doch nicht so ist).
- „“hätte ich jetzt ein gefühl von Erich erwartet“ - Gefühle sind Sache des Lesers. Ich hätte hier etwas von „kaltem Luftzug in der Höhle“ oder „klappernden Zähnen(!)“ des Hummelrichs geschrieben, wenn es denn zu ihm gepasst hätte, was es nicht tut.
„das Hinterteil“ - ist gemäß Duden in der Beduetung „Gesäß/Hintern“ ein Neutrum.
„warum plötzlich ein Name?“ - Der Name des Käfers (Karim) wurde bereits einige Zeilen vorher eingeführt.
Ich danke nochmals und grüsse
MJ
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 15.09.2016 17:16
von Matthias Jecker
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Der Tag begann mit Sonnenschein.
Hummel Erich dehnte früh die Beine und die Fühler. Er rappelte sich hoch und blickte sich hungrig in der Höhle um. Kein Tropfen Nektar mehr da.
Hummel Erich fuhr sich mit den Vorderbeinen über Gesicht und Fühler und kroch zum Horizont hoch. Er breitete seine Flügel aus und eroberte munter torkelnd den Luftraum.
Erich war ein ansehnlicher Kerl mit den für den Hummelflug unabdinglichen Muskelpaketen. Damit war er bald schon bis zu den lockenden, duftenden Blumen aufgestiegen.
Als eine von ihnen den bärtigen Erich heranbrausen sah, zuckte sie nicht einmal kurz zusammen, sondern rief ihm in schönsten Farben und süßesten Düften zu: „Liebst du mich? Sag, liebst du mich?“
Hummel Erich brummte: „Ja, Liebste, ich liebe ...“ Bei „dich“ war er schon drin. Seine Fühler kitzelten der Blüte Innerstes, was diese als erneuten Liebesbeweis geduldig erlitt.
Hummel Erich trank den wohlschmeckenden Nektar und machte sich frisch gestärkt und strotzend vor Tatendrang auf zur nächsten Blüte. „Liebst du mich? Sag, lie...“ - „Ja, ja, ich liebe dich!“, und schwupps stak Erich im Honigtöpfchen.
Unterdessen taumelte an der Pforte, welche Erich soeben verlassen hatte, ein Käfer herum. Die herrliche Farbe der Blume, der Duft von ihren vollen Lippen, ihr knackiger Hinterteil... Alles betörte seine Sinne, machte ihn schmerzhaft unruhig und benebelte sein Nervensystem.
Käfer Karim klopfte mit Füßen und Fühlern an der Außenwand der schönen Blüte herum. Schließlich, da er vergebens auf die entscheidende Frage wartete, die dieses prachtvolle Geschöpf ihm stellen müsste, rief er laut „Ich liebe dich“ und krabbelte verzweifelt dem Duft des Nektars entgegen.
So sehr er aber mit den Füßchen krallte, und wie er auch den Rüssel streckte, die Blume wollte ihn nicht in ihr Innerstes lassen, der Nektar floss nicht. Karim musste sich unverrichteter Dinge damit abfinden, dass der kulturelle Unterschied zu groß war.
Als Karim, der Käfer, den Blütenduft noch in den Fühlern, danach am Boden war und unter einem schützenden Krautblatt über die Unbegreiflichkeit der Blumen nachsann, torkelte über seinem Kopf der Hummel Erich, munter ein Liedchen brummend, gut gesättigt von bei Hummeln nicht ungewöhnlichen mehr als tausend „Liebst du mich“ (per day), müde und selbstzufrieden seiner Höhle zu.
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Muskat Eselsohr
Beiträge: 343
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15.09.2016 18:47 Liebst du mich? von Muskat
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Hallo Matthias,
nach dem Lesen der ersten Version, übertrug ich für mich den Inhalt auf unterschiedliche Bereiche, kam aber zu keinem wirklichen Ergebnis. Nun hast du ja das Ziel deines Textes erklärt.
Die unschuldige Blüte lockt also die Insekten heran, sucht aber die reine Liebe. Erich darf ins Honigtöpfchen, Karim nicht, wegen des kulturellen Unterschiedes.
Nun, so verstand ich bereits die erste Version, suchte aber nach einer anderen Erklärung. Die gibt es wohl nicht.
Was soll ich sagen?
Ich bleibe dabei: Dass die Blüte Erich annimmt, Karim aber wegen des kulturellen Unterschiedes ablehnt, finde ich nicht witzig. Im Gegeteil, ich frage mich, was mir die Botschaft vermitteln mag?
Für mich kann ich behaupten, dass ich bestimmt nicht zur Zielgruppe deines Textes gehöre.
Es grüßt Muskat
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
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16.09.2016 11:24
von Rainer Zufall
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Zitat: | Und ich versuche, eine Liste zusammenzustellen, welche Zielgruppen denn überhaupt für meinen Text in Frage kommen könnten. |
Na auf jeden Fall Blümchen, Hummeln, Käfer ...
und Zufälle.
Ich find das zuallererst mal sehr komisch, auf welch produktive Weise du dich mit deinem ursprünglichen Gedicht und der Kritik daran, auseinandersetzt. Und ja, ich find den Text in dem Zusammenhang komisch, ausgesprochen komisch sogar, vielleicht hätte ich ihn allerdings nicht so schnell kapiert, wenn ich dein Gedicht nicht kennen würde.
Auch diesen Text hier, kann man, als sexistisch oder reaktionär oder frauenfeindlich oder fremdenfeindlich interpretieren und noch viel mehr, jedenfalls, wenn man das will und den Fokus des Textes aus den Augen verliert. Aber ich find halt die Idee, den Blumen"entschluss", keinesfalls den ungelenken Käfer zu "erhören", sondern den erfolgreichen, aufgeblasenen Hummelmann, der allen Schönheitsidealen der Blütchen entspricht, als kulturelle Tradition zu bezeichen, witzig und frech.
In diese Richtung gehend, nur trauriger und ernster habe ich übrigens auch dein Gedicht verstanden.
Aber dazu schreib ich besser nochmal was an anderer Stelle.
Viele Grüße von Zufall
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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17.09.2016 19:21 Re: Antwort und Link von Heidi
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Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
Ich selber finde es ausgesprochen „komisch“, sogar witzig, dass in meiner Geschichte in der Natur ein „kultureller Unterschied“ über die Reproduktion entscheidet. In der Natur und ausgerechnet bei den Insekten, wo die Fortpflanzung durch „ausgeklügelte“, spezielle Formungen der zur Besamung dienenden Körperteile ganz praktisch und faktisch gesteuert wird.
Und es machte mir diebischen Spaß, die Blüte als unschuldig die „hehre und reine Liebe“ suchende Schönheit darzustellen, welche absolut nicht die Absicht hat, jedes lüsterne Insekt an ihren Nektar zu lassen, aber trotzdem alles tut, dieses anzulocken. |
Ich hab die Geschichte völlig anders interpretiert. Viel subtiler und weniger, na ja, körperbezogen.
Seltsam wie unterschiedlich die eine oder andere Geschichte gelesen wird, obwohl der Autor etwas völlig anderes damit sagen wollte.
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Bunt Speck Eselsohr
Beiträge: 436 Wohnort: Brimm
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18.09.2016 07:43
von Bunt Speck
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Guden Tach,
interessante Diskussion. Ich muss sagen, ich finde den Text ??? ... ich weiß nicht, ob "witzig" das richtige Wort ist. Es steckt ja einiges drin, also für mich Offensichtliches und darüber hinaus Interpretatorisches - da kann ja jeder schweifen wohin er will. Für mich war der "Brautschau"-Bezug im Grunde sofort ersichtlich und dann habe ich mit Schmunzeln und Humor weitergelesen ... "humorvoll" ist hier aus meiner Sicht passender als "witzig" ... tja bis Karim. Das Problem für mich: der Name ist halt gleich Programm und die Assoziationen sind sofort da und geben dem Text für mich einen fahlen Beigeschmack, weil gleich die Gedanken fliegen: was will uns Matthias damit sagen? Egal ... ich finde, der Text verträgt etwas mehr Subtilität (gibtes das Wort überaupt). Mir ist er etwas zu plakativ. Daher kann ich auch die Kritik an dem anderen Gedicht - ohne es gelesen zu haben, verstehen. Das wirft natürlich sofort die Frage auf: muss man hinterm Berg halten, nur weil die aktuelle politische Lage hier Assoziationen vorschiebt? Ich weiß es nicht.
Mich erinnert diese Frage an eines der letzten Bücher von U. Eco: Der Friedhof in Prag. Der Protagonist ist eingefleischter Antisemit ... und sofort stellt sich die Frage: wie dachte Eco über dieses Thema? War er ein brillianter Autor, oder floss zu viel von ihm in sein Buch?
Gruß,
Bunt
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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25.09.2016 22:07
von Heidi
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Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: | Hallo Heidi
Ich würde doch gerne darauf bestehen, dass meine Geschichte ein paar Dinge „subtil“ anspricht, die mit „körperbezogen“ wenig bis gar nichts zu tun haben.
Um da aber wirklich was zu sagen, müsste ich fast deine „völlig andere Interpretation“ kennen.
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Nun weiß ich zwar nicht, ob du meine Interpretation hören willst, aber ich bin mal aufdringlich und erzähl sie dir:
Ich habe den Text erst als „Tiergeschichte“ gelesen, ohne eine Verbindung zum Menschen herzustellen. Für mich war die Hummel also völlig frei von menschlichen Zügen (die ja in alle erdenkliche Richtungen gehen können). Nun ist es ja natürlich, dass Hummeln zu Blüten fliegen, von ihnen angezogen werden und dass da eine gewisse „Liebe“ dahinter steckt, kann ich aus meinen Hummelbeobachtungen durchaus bestätigen. Eine Pflanze ist meinem Empfinden nach ein hingebungsvolles „Wesen“ und die Hummel ein fleißiges (ähnlich wie Bienen, nur anders was das soziale Miteinander unter Gleichgesinnten betrifft).
Warum also nicht die Frage der Blume: Liebst du mich?
Erich bestätigt der Blume, wie er empfindet – natürlich liebt er sie und die Nahrung, die sie ihm „hingibt“. Sie ist doch auch froh, wenn sie ihre(n) Pollen/Nektar los wird, möglicherweise handelt es sich auch um eine Blume, die auf Erich angewiesen ist, um sich fortzupflanzen. Ein perfektes Zusammenspiel der Natur, also.
Und dann kommt Käfer Karim – hier kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass die Geschichte einen Bezug zum Menschen hat, weil Karim von der Blume „verstoßen“ wird, was real nicht so geschehen würde. Warum sollte eine Pflanze einen Käfer verjagen? Ihr ist es wurscht, wenn ein Käfer auf ihre Blüte krabbelt. Davon mal abgesehen, könnte sie ohnehin nichts dagegen machen. Deshalb habe ich dann die Blume, als Gesamtorganismus (die ganze Blüten/Blumenwelt) auf Deutschland/Europa bezogen. Hier gibt es Leute, die im blütenhaften Wohlstand leben, aber Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen, nicht reinlassen wollen. Deshalb das mulmige Gefühl zum Schluss und die Frage nach dem Warum.
Beste Grüße
Heidi
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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