Goldfische im Spiegel

[Taugenichts]

Goldfische im Spiegel






Von links sieht die Welt irgendwie schöner aus, zumindest finde ich das.
Wenn ich mich von links im Spiegel anschaue gefalle ich mir manchmal und selbst meine Mutter sieht von links fast ein bisschen liebevoll aus.








Ich habe leichte Epilepsie. Früher hatte ich manchmal Anfälle, es war ein wenig wie ein Niesen im Gehirn, aber es tat nicht weh und dann wurde alles schwarz. Ich fand es gar nicht so schlimm, nur ein wenig unangenehm, das Problem waren nur die Orte an denen es passierte, wenn niemand da war mich aufzufangen. Und deswegen habe ich ein Neuroleptika verschrieben bekommen. Der Arzt meinte es wäre ein leichtest Medikament, aber trotzdem fühle ich mich anders wenn ich es nehme. Und es macht müde. Unglaublich müde.
Ich bin praktisch durchgängig müde und ich kann überall schlafen, wie eine Katze. Im Bus, im Auto, in Parks, in der Schule, überall.
Ich rolle mich zusammen, am liebsten in einen warmen Pullover und nicke einfach weg und wenn ich alleine bin schnurre ich manchmal, das beruhigt mich.
Jetzt ist es schon zwei Uhr Nachts, aber gerade bin ich nicht müde. Ich habe ja auch den gesamten Nachmittag geschlafen. Das ist das blöde an meiner Müdigkeit, ich bin andauernd müde, schlafe schnell ein, aber lange kann ich nur selten schlafen. Eine ganze Nacht praktisch nie.
Ich nehme mein Fernglas aus einer Schreibtischschublade. Es hat kleine Herzchen drauf, die hat Pitti drauf gemalt. Pitti, heisst eigentlich Vicky, aber irgendwann saßen wir einmal im Park und rauchten ihr Gras und plötzlich rief Vicky wir seien Pittiplatsch und Schnatterinchen, woraufhin wir knappe zehn Minuten durch das Gras kugelten und lachten, bis ich wieder so weit reden konnte, dass ich die Frage herausbrachte, wer oder was das sei. Puppen aus einer DDR Kinderserie erklärte sie mir, Pittiplatsch sei sehr frech gewesen und habe nur Unsinn im Kopf gehabt und Schnatterinchen wäre immer lieb und freundlich. Und bei diesen Spitznamen ist es geblieben. Sie ist Pitti und ich Schnatterinchen.

Ich stehe gerne Nachts am Fenster und beobachte die Umgebung mit meinem Fernglas und ein Fenster interessiert mich besonders. Direkt gegenüber wohnt Fabian, der ist einen Jahrgang über mir und hat wunderschöne braune Locken. Ausserdem steht er in den Pausen immer alleine irgendwo und raucht, obwohl er eine Menge Freunde hat. Jetzt ist das Licht aus.
Aber ich kann ihn mir vorstellen, wie er in seinem Bett liegt. Er sieht friedlich aus und schnracht ab und zu ganz leise und niedlich.
Sonst ist die Strasse leider leer. Neulich habe ich eine Fuchsfamilie gesehen, aber die kamen leider nicht mehr wieder.
Ich werde noch ein wenig an meinem Projekt weiterarbeiten. Wenn mir langweilig ist, dann denke ich mir Projekte aus. Diesmal ist es ein Schiff, nur aus Papier und ich will, dass es auf Wasser schwimmen kann, ohne unterzugehen. Ich habe auch eine Konzeptzeichnung gemacht, vor einer Woche in Latein. Ich glaube es ging um den Ablativus Absolutus, aber ich bin mir nicht mehr sicher. Den Rumpf habe ich schon fertig, er besteht aus einzelnen Papierstreifen, die ineinander gesteckt sind. Stunden hat das gedauert, aber es sieht aus, wie von einem echten Schiff. Nur bei Mast und Segel bin ich mir noch nicht sicher.
Drei Uhr. Ich werde mich doch noch einmal hinlegen.
Wenn ich die Augen nur fast zumache und einen kleinen verschwommenen Spalt auflasse, kann ich mir Schmetterlinge vorstellen, die durch mein Zimmer flattern. Rote und Blaue.
Zwischen Schmetterlingen schlafe ich ein.


Fortsetzung folgt, denke ich.

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Kann jemand das löschen.
Mir ist klar geworden warum es schlecht ist.
danke

[Nina]

Warum findest Du es denn "schlecht"?