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Wallace Erklärbär
W Alter: 18 Beiträge: 3 Wohnort: Rostock
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W 16.06.2023 16:51 Der nihilistische Gedanke seines Spiegel selbst von Wallace
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Der nihilistische Gedanke seines Spiegel selbst
Eine letzte Träne, ein letztes Mal - alles unbedeutsame, vergängliche Zeit, so war und wird es immer sein.
In den Spiegel blickend und sehend, ein grauenvolles Selbst, schaute der Mann zu sich und dann zur Frau. Ein Trauerkleid, nicht vom Neste, sondern durch die Zeit. Verschrumpelte Haut, blasses Sein, faltiges Händlein, fahler Blick - kein Vergleich zu dem Anblick, welchen sich ihm, Jahrzehnte lass es her sein, vor der Pariser-Boutique “feuille d'or” darbot. Wäre er, töricht wie er in seinen jüngsten Jahren nunmal war, nur nie in diese verruchte Stadt gekommen. Hätte sich sein Herz nie am Saum dieser, einst, wunderschönen Potentatin der Lust verhangen. Jahre, die er verschwendete, um einer Frau gerecht zu werden, die letztendlich, wie alles Leben, dem Zyklus verfallen sollte. Alleine, dass er dieser Frau auch nur ein kleinsten Teil seines Lebens gewidmet hatte, trieb ihn in die Fadaise. Was hatte er nur angerichtet, was war nur aus ihm geworden? Ein Volltrottel, erfüllt mit Selbstmitleid und Egoismus, größer als der der größten Könige. Eine Schande für sein eigen' Leib, so hatte doch Gott ihn geformt und er als Dank, seine Mühen mit dem Fuße getreten. Alles nur wegen dieser Frau.
»Seht, meine liebste Margarete«, hauchte der Mann und deutete, mit seinem nackten Finger, auf sein Spiegel selbst. »Seht, was Ihr angerichtet habt.«
Margarete verstand nicht — was sprach ihr Liebster da nur so vor sich hin? Hatte er nun völlig den Verstand verloren? Ein Jammer. Als hätte sie es nicht schon vor Monaten erahnt und doch geschwiegen, um ihren Liebsten schwachen Herzens willen.
»Schaut, mein Schatz — schaut doch nur einmal ordentlich hin«, wiederholte er sich nun etwas lauter, fast schon flehend.
»Ich schaue euch an, doch sehe ich nicht. Was soll ich überhaupt sehen? Euch, mein Liebster, sehe ich. Meinen wunderschönen Geliebten, meinen Ehemann. Ihr sagt diese Worte vor euch hin, erklärt euch nicht und doch verlangt ihr, dass ich verstehe?«
»Verstehen oder nicht verstehen, das ist mir doch völlig egal!«, zischte er und fuhr herum, schwankte vom Spiegel und ihr zum Tisch, um sich dort aufstützend hinzusetzen. »Euch kommt es zu Schulden, dass ich nicht mehr ich bin und es auch nie sein konnte. Euch ist es zuzuschreiben, dass ich nicht mich selbst im Spiegel erblickte, sondern eine Kopie eurer Ideale!« Er fügte murmelnd hinzu: »Aber was soll's, so ist das Leben und Gott wird uns schon führen und auf dem rechten Pfad, dem Pfad den er uns vorgeschrieben hat, leiten.«
»Ihr meint das Leben, nicht wahr? Ihr redet die ganze Zeit über euer bemitleidenswertes Leben, mein Liebster?« Sein Blick erhellte sich, endlich hatte sie es kapiert. Hektisch stand er, gesellte sich wieder zu ihr vor den Spiegel, packte ihren Kopf und drehte ihn ohne Probleme, sie vertraute ihm, ließ sich von ihm führen, so dass sie sich beide gut erkennen konnten. »Ich verstehe… Ihr empfindet euer Leben als verschwendet, weggeworfen mit der Zeit, die Ihr mit mir verbrachtet. Eure Liebe zu mir ist schon längst verschwunden und jetzt füllt sich euer Körper in tiefster Melancholie.«
Die Frau wurde immer lauter und lauter, ihre Stimme herzzerreißend und ihr Blick in grundlosen Tränen getränkt. Es schmerzte ihn, sie so zu sehen, doch war es für ein besseres, eigenes Wohl. Nun konnte er nicht zurück, einmal die Linie übertreten, für ewig im Limbo der Gefühle - ein unausweichlicher Kampf, der ihm seine eigene Schwäche bewusst machen sollte.
»Margarete-«, sagte er und wurde sofort von ihr unterbrochen.
»Es schmerzt, mein Liebster.« Sie vergrub ihr Gesicht in ihren faltigen, zitternden Händen und schluchzte. »Es schmerzt so unendlich sehr.«
Auch seine Hände zitterten, nicht von der Traurigkeit, die tief in seinem Herzen versuchte, seinen Kopf zu beirren, sondern von der tiefen Wut, ihn für all dies, für seinen Egoismus verantwortlich zu machen.
»Ihr seid ein Monster, Margarete! Ein verfluchtes Monster, nein, ein Teufel der Lust, welcher sich von Anfang an an meiner gutherzigen Seele zu schaffen gemacht hat! Ihr verführtet einen kleinen, unschuldigen Jungen mit eurem Körper und fütterten seinen Kopf mit der Sühne eines Ungläubigen!«, brüllte er ihr ins Ohr, packte sie am Saum ihres Kleides und warf sie zu Boden. Sie hob ihre Hände schützend vor sich, wimmerte unklar vor sich hin. »Sprich, Weib, sprich! Um Gottes Willen, erzähle doch einfach einmal die verdammte Wahrheit!«
Unter den physischen Schmerzen die sie fühlte, rutschte sie in eine Ecke des Raumes, um nur soweit wie möglich von ihm wegzukommen und als er immer wieder wiederholte, dass sie endlich sprechen sollte, schrie sie zurück; »Ich liebe euch, hab euch schon immer geliebt. Ihr habt mich gerettet, mein Oskar, euch habe ich es zu verdanken, dass ich aus dem Loch des Teufels kriechen und endlich Leben konnte! Das ist die Wahrheit, die einzige wahre Wahrheit. Ich wollte… Ich wollte nie, dass ihr euer Leben nicht leben konntet, auch wenn ich dem widersprechen würde. Ihr habt gelebt, zusammen mit mir haben wir gelebt - waren all die schönen Momente, die wir zusammen hatten, etwa nicht das, das du vom Leben erwartet hattest?«, sie stockte kurz und fügte dann murmelnd hinzu: »Bitte, mein liebster Oskar. sagt mir nicht, dass alles war gespielt…«
Der Mann starrte sie an, sagte aber nichts. Er ging ihr gesagtes immer wieder und immer wieder im Kopf durch. War er selbst der Fehler? Hatte er selbst sich all dies zuzuschreiben? All diese Dinge, die er von ihr dachte, waren wirklich alles nur Einbildung seiner nihilistischen, egoistischen Gedanken? Sein Blick streifte von ihr zum Spiegel und zum ersten Mal, sah er nicht sich selbst, sondern etwas, was einem gebrochenen Schatten seiner selbst ähnelte - einem Produkt aus jahrelanger Selbsttortur durch kranke Gedankengänge die ihn schon ewig plagten.
Nicht sie war das Monster - er war es. Ein Teufel der nie in den Himmel kommen würde, dank seiner sühnenden Gedanken. Endlich verstand er.
Und so schrie er und schlug auf den Spiegel ein, was sein Spiegelbild in tausende zersplitterte. Margarete sprang auf, flehte ihn an aufzuhören, doch schubste er sie einfach zur Seite. Wellen an Blut rannen an seiner Faust herunter, als er sich endlich erschöpft auf den Stuhl setzte, auf dem vorher seine Frau saß und auf den Boden starrte. Sie traute sich nicht, ihn anzufassen, gar etwas zu sagen und schaute ihn deshalb einfach nur an, ihr Atem anhaltend - es herrschte vollkommene Ruhe.
»Es ist nicht eure Schuld«, begann er leise vor sich hin zu sagen, während er auf sein Spiegelbild in den tausenden Splittern auf dem Boden starrte. »Ich liebte euch nie, meine liebste Margaret. Trotzdem ist es nicht eure Schuld, dass ich damals dahin geredet habe und dass ich es bis heute nicht verstand, all die Schmerzen in mir auf euch schob und so euer Leben, wenn auch euch nur unwissentlich, mit runterzog. Es ist zu spät, etwas in unseren Leben zu ändern, bald werden wir verenden und auf ewig das Grabe miteinander teilen. Ich werde euch nie lieben lernen, aber sei euch bitte gewiss, meine liebste Margaret, ihr verdient etwas besser als mich.«
Margaret, die hinter ihm alles still mit angehört hatte schüttelte ständig ihren Kopf, wollte etwas sagen, doch konnte nicht - stattdessen weinte sie und umschloss mit ihren Armen den Körper ihres Mannes, drückte ihn mit all ihrer Liebe und küsste seine Schulter.
Man könnte meinen, die Ketten des Lebens umschlangen ihre beiden Körper und ließen sie nie wieder los.
Weitere Werke von Wallace:
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Arminius Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1239 Wohnort: An der Elbe
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16.06.2023 20:47
von Arminius
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Hallo Wallace,
der Titel hat mich gleich zum Lesen animiert, weil er eine Assoziation zu Oscar Wildes Dorian Gray weckt. Allerdings stellt der Titel eine Herausforderung dar, was Logik und Grammatik angeht.
Und so geht es im Text weiter: Bereits der erste Satz ist ein "Spiegelbild" der Überschrift. Die Wörter sind eigenartig zusammenhanglos aneinandergereiht. So geht es durch die gesamte Geschichte munter weiter.
Zwar bemühst Du Dich um einen antiquierten Duktus (die Geschichte spielt wohl im 19. Jahrhundert?), doch Du hältst Dich nicht konsequent daran. Beispiel: "...das ist mir doch völlig egal!", im Limbo der Gefühle oder "Endlich hatte sie es kapiert" passt einfach nicht zu der bemüht wirkenden, historisierenden Erzählweise. Andere Stellen hingegen triefen vor Pathos: bald werden wir verenden und auf ewig das Grabe miteinander teilen
Verenden und Pathos passt m.E. nicht zusammen,
Was meinen Lesefluss erheblich beeinträchtigt, sind Sätze wie:
Ein Trauerkleid, nicht vom Neste, sondern durch die Zeit.
Er ging ihr gesagtes immer wieder und immer wieder im Kopf durch.
schwankte vom Spiegel und ihr zum Tisch, um sich dort aufstützend hinzusetzen
jetzt füllt sich euer Körper in tiefster Melancholie
Ihr habt gelebt, zusammen mit mir haben wir gelebt
Die Frau wurde immer lauter und lauter, ihre Stimme herzzerreißend und ihr Blick in grundlosen Tränen getränkt.
Das ist eine Auswahl von Formulierungen, die Du überarbeiten solltest. Sie sind z.T. unbeholfen, z.T. unfreiwillig komisch.
Hektisch stand er, gesellte sich wieder zu ihr vor den Spiegel, packte ihren Kopf und drehte ihn ohne Probleme, sie vertraute ihm, ließ sich von ihm führen, so dass sie sich beide gut erkennen konnten.
Völlig überladener Satz. Mach zwei oder drei daraus, dann ließt sich das viel angenehmer.
Unter den physischen Schmerzen die sie fühlte, rutschte sie in eine Ecke des Raumes, um nur soweit wie möglich von ihm wegzukommen und als er immer wieder wiederholte, dass sie endlich sprechen sollte, schrie sie zurück
dito
Was ist sonst noch anzumerken? Grammatikalische Unfertigkeiten wie: um ihren Liebsten schwachen Herzens willen um ihres Liebsten schwachen Herzens Willen
Und so schrie er und schlug auf den Spiegel ein, was sein Spiegelbild in tausende zersplitterte. Falscher Relativsatz.
Aber wir sind hier ja nicht in der Textarbeit.
Also mein Fazit: Das könnte eine interessante und spannende Story werden. Allerdings fehlen noch ein paar Infos, die für die Lesenden hilfreich sind: Kurzgeschichte? Romanausschnitt? Genre allgemein?
Worüber ich beim Lesen gestolpert bin, habe ich an den Beispielen deutlich gemacht. Da wir nicht in der Textarbeit sind, habe ich die Interpunktion nicht angesprochen. Trotzdem ein Tipp: vor dem Einstellen des Textes kannst Du das Rechtschreibprogramm Gerold (rechts oben über dem Editorfenster) nutzen, um Tippfehler zu korrigieren.
Ich hoffe, meine Kritik ist in Deinem Sinne.
Cheers!
_________________ A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
Information is not knowledge. Knowledge is not wisdom. Wisdom is not truth. Truth is not beauty. Beauty is not love. Love is not music. Music is the best (Frank Zappa) |
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Wallace Erklärbär
W Alter: 18 Beiträge: 3 Wohnort: Rostock
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Arminius Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1239 Wohnort: An der Elbe
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17.06.2023 10:08
von Arminius
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Hallo Wallace,
gern geschehen.
Für derartige Versuchsballons ist das Forum ideal. Man muss sich ja nicht jeden Schuh anziehen, aber der Nebel der eigenen Betriebsblindheit kann sich ganz beträchtlich lichten. Das gilt besonders für die Textwerkstatt, wo es dann richtig zur Sache geht.
Frohes Schaffen weiterhin!
Arminius
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