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Mein kleiner grüner Kaktus


 
 
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Ronneburger
Geschlecht:weiblichEselsohr
R

Alter: 44
Beiträge: 316



R
Beitrag18.04.2008 11:56
Mein kleiner grüner Kaktus
von Ronneburger
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mein kleiner, grüner Kaktus da draußen am Balkon, hollari, hollao, hollara, geht es mir wieder und wieder durch den Kopf.
Bereits den ganzen Morgen geht mir dieser Ohrwurm schon durch den Kopf. Dabei habe ich ihn schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gehört.
Wie lange ist das her? 10 Jahre? Oder vielleicht 15 Jahre.
Der viel soeben runter, was halten sie davon, hollari, hollao, hollara, hallt es weiter in meinem Kopf.
Ich weiß noch, dass wir dieses Lied ständig in der Schule singen mussten.
Morgens um viere klopfts an der Türe. Es war Herr Krause vom Nachbarhause. Er sagt: Verzeihn sie wenn ich fraaaage,
mein Fuss wippt unwillkürlich mit.
Das war damals auf dem Katholischen Gymnasium. Wenn ich mich recht erinnere, war die Musikstunde immer Mittwochs morgens gewesen. Wir waren eine reine Mädchenklasse. Das waren noch Zeiten. Später als die Jungs kamen, war es nicht mehr so schön. Ständig das Gezicke und jeder wollte vor den Jungs besonders gut dastehen.
Sie haben doch einen Kaktus, da draußen am Balkon, hollari, hollao, hollara, Der fiel mir aufs Gesicht, obs glauben oder nicht, jetzt weiß ich das ihr grüner Kaktus sticht, sticht, sticht.
Mein Finger ahmt unwillkürlich eine Stichbewegung nach, ganz so wie früher.

„Ja, bitte Frau S., Sie haben einen Idee?“
Mit einem Schlag bin ich wieder in dem großen Besprechungsraum. Um mich herum sind gebannt 15 Augenpaare auf mich gerichtet.
Der Geschäftsführer, ein breits leicht ergrauender Mann, der soeben noch gesprochen hatte, blickt mich ebenso erwartungsvoll an, hatte er doch fälschlicherweise für ein Wortmeldung behalten.
Ich räuspere mich.
Zeit schinden.
Mir läuft es kalt den Rücken runter.
Worüber hatten wir noch gesprochen?
Ich versuche mir die Präsentation des Geschäftsführeres, die er soeben vorgestellt hat nochmals ins Gedächtnis zu rufen.
Fehlanzeige.
Alles was ich mir abrufen kann ist ein kleiner Kaktus.
„Frau S., bitte?“, fragt der Geschäftsführer langsam ungeduldig werdend nach.
„Entschuldigen Sie bitte, aber ich dachte gerade an einen kleinen grünen Kaktus“, sage ich äußerst leise.
Um mich herum leises Kichern und Seufzen.
Der Geschäftsführer blickt mich entgeistert an
Dann ein Strahlen: „Fantastisch Frau S., ein fantastischer Vorschlag. Ich verstehe, was sie meinen. Sehr gut. Kümmern Sie sich dann bitte darum.“
Ich blicke ihn verwirrt an, versuche zu erahnen, was er meint, aber meine Kollegin springt für mich in die Bresche.
„Natürlich, Herr Dr. . Frau S. und ich kümmern uns um das Benchmark“, und mit einem Augenzwinkern in meine Richtung sagt sie: „Das Hineinstechen in die Marktsituation gleicher Unternehmen um eine fundierte Analyse zu liefern, wie und wo wir momentan stehen.“



_________________
If you have big ideas, you have to use big words to express them. (Anne of Green Gables)

Das ist einer dieser Tage, an dem ich erst weiß was ich rede, wenn ich höre, was ich sage. (Anett Louisan)
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag18.04.2008 13:26

von lupus
Antworten mit Zitat

hab mich köstlich amüsiert.

Und der Übergang, elegant aufgelöst, sehr leichtfüssig, gerade - und zwar punktgenau - in dem Moment, als ich dachte, es wär Zeit den Kaktus, Kaktus sein zu lassen.

Und dann das Tempo: ich mag ja solche Texte, und dieses Tempo ist perfekt gewählt.

Ein, zwei Anmerkungen:

Zitat:
„Entschuldigen Sie bitte, aber ich dachte gerade an einen kleinen grünen Kaktus“, sage ich äußerst leise.


kann nicht genau sagen warum, aber das "äußerst leise" gefällt mir nicht so sehr (hat auf mich die Wirkung einer Notlösung - nicht bös' sein, ja)
--> kaum hörbar; so, dass kaum ich es hören konnte; verschämt; unsicher, .....

Zitat:
Ich versuche mir die Präsentation des Geschäftsführeres, die er soeben vorgestellt hat nochmals ins Gedächtnis zu rufen.


mE wird eine Präsentation nicht vorgestellt, sondern die Idee in der Präsentation. Präsentationen selbst werden wohl eher "gehalten" oder "sind gerade beendet", .....

Zitat:
„Natürlich, Herr Dr. . Frau S. und ich kümmern uns um das Benchmark“, und mit einem Augenzwinkern in meine Richtung sagt sie: „Das Hineinstechen in die Marktsituation gleicher Unternehmen um eine fundierte Analyse zu liefern, wie und wo wir momentan stehen.“


Die Erklärung, was eine Benchmark ist, ist - auch wenn sie etwas "verklausuliert" rüberkommt, mE nicht nötig, der Gag kommt auch ohne an, außerdem wäre es seltsam, dem Chef eine Erläuterung von etwas zu liefern, was er selbst kennt.

solche G'schichterln, um die Zeit, am Feitag? Goldrichtig.

lg
Wolfgang
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Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 5998

DSFo-Sponsor Ei 1
Ei 4


Beitrag18.04.2008 13:57

von Maria
Antworten mit Zitat

lupus hat Folgendes geschrieben:


solche G'schichterln, um die Zeit, am Feitag? Goldrichtig.


Eine nette Kollegin die Frau S. da hat wink

Das Abschweifen in langweiligen Situation kam völlig realistisch bei mir an. Und auch das Ertapptwerden, wie windet man sich bloß wieder raus.

Mir gefällts richtig gut. Gerade auch wegen der Kürze? Vielleicht.

VG
maria


_________________
Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister
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Gast







Beitrag18.04.2008 15:23

von Gast
Antworten mit Zitat

Ich liebe die Comedian Harmonists! Smile (Und mir geht das Lied jetzt auch nicht mehr aus dem Kopf.)

Hier ein paar Fehler:
Ronneburger hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich mich recht erinnere, war die Musikstunde immer Mittwochs morgens gewesen.

war ... gewesen. Nicht schön, obwohl Plusquamperfekt korrekt ist. "war" reicht.

Ronneburger hat Folgendes geschrieben:
Wir waren eine reine Mädchenklasse. Das waren noch Zeiten. Später als die Jungs kamen, war es nicht mehr so schön. Ständig das Gezicke und jeder wollte vor den Jungs besonders gut dastehen.

Kein Fehler, nur eine Randbemerkung. Auf meiner Schule war es genauso, nachdem die Jungs dazugekommen waren. Smile

Ronneburger hat Folgendes geschrieben:
Der Geschäftsführer, ein breits leicht ergrauender Mann

bereits

Ronneburger hat Folgendes geschrieben:
der soeben noch gesprochen hatte, blickt mich ebenso erwartungsvoll an, hatte er doch fälschlicherweise für ein Wortmeldung behalten.

Entweder blickte er, im Präteritum, passend zum umgebenden Plusquamperfekt, oder er blickt - wie Du geschrieben hast -, dann muß drumherum Perfekt stehen, nicht Plusquamperfekt.
Und ich nehme an, es sollte heißen: "hatte er es doch fälschlicherweise für eine Wortmeldung gehalten"?

Ronneburger hat Folgendes geschrieben:
Ich versuche mir die Präsentation des Geschäftsführeres, die er soeben vorgestellt hat nochmals ins Gedächtnis zu rufen.

Hinter dem eingeschobenen Nebensatz fehlt ein Komma. Und der Geschäftsführer hat ein "e" zuviel.

Ronneburger hat Folgendes geschrieben:
Alles was ich mir abrufen kann ist ein kleiner Kaktus.

Hier fehlen beide Kommata, die den eingeschobenen Nebensatz umschließen müßten. Zudem müßte wohl zwischen "ich" und "mir" wohl ein "aus" oder "in" stehen? Oder das "mir" müßte gestrichen werden.

Ronneburger hat Folgendes geschrieben:
und mit einem Augenzwinkern in meine Richtung sagt sie

Um das "sagt" zu vermeiden, würde ich das hier durch "fügt sie hinzu" ersetzen.

Gute Idee für eine Geschichte, wenn ich mir die Pointe auch noch etwas pointierter gewünscht hätte. Da flaut es ein bißchen ab.
Und bezüglich der Fehler: Vielleicht die Geschichte vor dem Einstellen hier im Forum noch mal durchlesen und korrigieren. Korrekte Rechtschreibung gehört - wie es hier im Forum schon in ungefähr 100 Artikeln steht Wink - zum Grundhandwerkszeug eines Schriftstellers dazu. Das gebietet der Respekt vor dem Leser.

Liebe Grüße
Angela
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8672
Wohnort: Bayern
DSFo-Sponsor


Beitrag18.04.2008 17:13

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo Ronneburger

Bezüglich der Rechtschreibung kann ich mich Angela nur anschließen. Das meiste fällt doch ohnehin der automatischen Rechtschreibprüfung zum Opfer. Deswegen läuft die bei mir grundsätzlich mit. Auf die gelegentlich falsche oder fehlende Kommasetzung hat Angela Dich ja schon hingewiesen.

Zum Text: Eine nette Idee und gut angerichtet. Die Pointe würde ich allerdings noch etwas sauberer herausarbeiten. So ist sie ein wenig holprig und „verpufft“. Auch hier schließe ich mich Angelas Meinung an. Anders als Lupus bin ich der Meinung, dass nicht jeder Leser weiß, was ein Benchmark ist.

Einige Stellen würde ich anders formulieren:

Zitat:
Das war damals auf dem Katholischen Gymnasium. Wenn ich mich recht erinnere, war die Musikstunde immer Mittwochs morgens gewesen. Wir waren eine reine Mädchenklasse. Das waren noch Zeiten. Später als die Jungs kamen, war es nicht mehr so schön. Ständig das Gezicke und jeder wollte vor den Jungs besonders gut dastehen


Das ist ein Massenauflauf von „war“ und „waren“. Da würde ich mir etwas einfallen lassen.

Beispiel: „ Ja, damals auf dem katholischen Gymnasium: Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir die Musikstunde immer Mittwoch morgens. Zuerst waren wir noch eine reine Mädchenklasse und es war schön. Später, als die Jungs kamen, wurde es anders. Ständig das Gezicke und jeder wollte vor den Jungs besonders gut dastehen ...“

Aber das ist nur ein Vorschlag.

Zitat:
Um mich herum sind gebannt 15 Augenpaare auf mich gerichtet.
Der Geschäftsführer, ein breits leicht ergrauender Mann, der soeben noch gesprochen hatte, blickt mich ebenso erwartungsvoll an, hatte er doch fälschlicherweise für ein Wortmeldung behalten.


Hmm... etwas unglücklich formuliert. Besser das „Um mich herum“ und so einiges Andere weglassen: „Gebannt sind 15 Augenpaare auf mich gerichtet. Der Geschäftsführer, ein bereits leicht ergrauter Mann, blickte mich erwartungsvoll an. Meinen zuckenden Zeigefinger hatte er fälschlicherweise für ein Wortmeldung gehalten...“

Aber wie gesagt, dies sind nur kleine Vorschläge. Es ist dein Text. Zu einigem Anderen haben Dir meine „Vorredner“ ja schon etwas gesagt.

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor
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silvie111
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 38
Beiträge: 203
Wohnort: Tübingen


Beitrag19.04.2008 13:17

von silvie111
Antworten mit Zitat

Hallo Ronneburger,

kann mich den Vorrezensenten nur anschließen. Gerne gelesen (hab die Situation schon oft selbst erlebt), gut rübergebracht. Genau das richtige Erzähltempo!

Noch ein paar Anmerkungen zur Ergänzung:
Zitat:
geht es mir wieder und wieder durch den Kopf.
Bereits den ganzen Morgen geht mir dieser Ohrwurm schon durch den Kopf.

Wortwiederholung.

Zitat:
Oder vielleicht 15 Jahre.

Fragezeichen am Ende

Zitat:
Der viel soeben runter,
fiel

Zitat:
Das waren noch Zeiten.

Das waren noch Zeiten!

Sonst wurde alles oben schon genannt.

Das Ende hätte ich mir auch etwas pointierter vorgestellt, so hängt es ein wenig in der Luft rum. Da fehlt irgendwie noch ein letzter, pfiffiger Schlussatz. Ansonsten gelungene Unterhaltung!

LG,

silvie


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Wer ein langes Buch schreibt, hatte keine Zeit ein kurzes zu schreiben
(Die Stadt der träumenden Bücher)
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