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IngoK75 Gänsefüßchen
I Alter: 48 Beiträge: 15 Wohnort: Hamburg
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I 09.02.2024 09:35 Einstieg Science-Fiction-Roman Mater Terra von IngoK75
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Hallo zusammen,
letztes Jahr hatte ich angekündigt, einen Science-Fiction-Roman zu schreiben. Seit einigen Wochen ist die Rohfassung fertig, Umfang rund 115.000 Wörter. Das Manuskript liegt beim Lektor.
Es ist mir eine Freude, euch den Einstieg ins Buch vorzustellen. Euer Feedback ist willkommen.
Ohrenbetäubend laut schrillte der hohe Ton durch die unterirdischen Wohnquartiere der Marskolonie in Hebes Chasma. Es folgten fünf Sekunden Pause, dann abermals der Alarm. Apoll presste sich die Hände auf die Ohren. Immer wieder erklang das durchdringende Geräusch. »Nicht die nächste Strafwoche. Ich habe es satt.«
Apolls Messager an seinem Handgelenk zeigte 3:37 AM. Er rieb sich mit den schwieligen Händen die Müdigkeit aus den Augen. »Nur drei Stunden Schlaf, verdammt.«
Er sprang von der harten und abgenutzten Pritsche, die er sich mit einem Kollegen aus der Bergbaumine teilte und zog seine Stiefel an. Wie fast alles in der Marskolonie waren sie mit feinem rotem Staub bedeckt. Er schüttelte sich, um die Müdigkeit loszuwerden, und rannte zur Tür des Schlafsaals. Hunderte mehrstöckige Feldbetten reihten sich in dem großen Raum aneinander.
Am Ausgang des Saals drängten sich viele Männer. Die meisten waren ähnlich muskulös, schmutzig und verschwitzt wie Apoll. Viele hielten sich die Ohren zu, um sie vor dem Signalton zu schützen, der ihnen fast das Trommelfell zerriss. Apolls Freund Merkur eilte heran.
»Welcher Idiot ist diesmal schuld?«, rief Merkur. »Ich jedenfalls nicht«, fügte er mit mürrischem Gesichtsausdruck hinzu. Zusammen mit Tausenden anderer Männer bahnten sich Apoll und Merkur ihren Weg aus den Schlafsälen durch den schwach beleuchteten Gang zur Hauptröhre. Dort standen Wächter und brüllten. »Schneller, beeilt euch, schneller, schneller, los!« Mit Stöcken schlugen sie auf die Männer ein.
In der Hauptröhre warfen sich Apoll und Merkur mit den anderen auf das Transportband aus schwarzem Gummi, das sich mit hohem Tempo am Boden der Röhre bewegte. Aus allen zehn Wohnquartieren der Kolonie stürzten sich Männer auf das Band. Sie stießen gegen andere, rempelten einander beiseite, traten und schlugen um sich und schrien: »Macht Platz!«, »Zur Seite!«, »Rückt endlich zusammen!« Apoll stöhnte vor Schmerz auf, als ein Mann mit voller Wucht auf seinen Beinen landete. Er und Merkur nahmen eine zusammengekauerte Haltung ein. Alle zwei Meter erhielten sie einen Schlag von den Walzen, auf denen das Transportband auflag. Es lief mit einer Geschwindigkeit, die einem schnellen Dauerlauf entsprach. Das Aufspringen glich einer Mutprobe. Apoll hatte etliche Male blaue Flecken, Prellungen und Schürfwunden davon erlitten. Aber niemand wollte zu spät in die Arena kommen. Das würde alles nur schlimmer machen. Die fünf Strafen reichten. Sie hatten ab dem Moment, als der schrille Ton das erste Mal erklungen war, genau eine Stunde Zeit, bis der Countdown ablief.
Nach wenigen Minuten Fahrt auf dem Band rutschten Apoll und Merkur ruckartig nach vorn und prallten gegen die anderen Männer. Das Band senkte sich spürbar nach unten und führte in einem dunkeln Schlund, dessen Ende Apoll nicht erkennen konnte. Während er nach den Beinen über ihm griff, um sich festzuhalten, sah er, wie ein Mann vom Band herunterflog und an die Wand der Röhre krachte. »Hoffentlich überlebt er den Abgang«, rief Merkur durch das brummende Geräusch des Transportbands. Apoll sah seinen Freund an, den er in dem schwachen rötlichen Licht kaum erkennen konnte, und nickte. Alle fünf Sekunden ertönte der schrille Signalton durch die Röhre. Die Walzen schlugen von unten durch das Gummiband. Apoll kniff die Augen vor Schmerz zusammen.
---- Ende Leseprobe. Wer mehr vom Texteinstieg lesen möchte, findet die vollständigen Szenen 1 und 2 hier: https://www.materterra.space/leseprobe/
Danke fürs Probelesen und beste Grüße, Ingo
_________________ Mitte Mai 2024 erscheint Band I meiner Science-Fiction-Trilogie Mater Terra. Für mehr Infos siehe |
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Arminius Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1241 Wohnort: An der Elbe
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09.02.2024 10:28
von Arminius
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Hallo Ingo,
ein sehr dynamischer Einstieg. Die kurzen Sätze unterstreichen die Dynamik der Szene. Feinschliff an ein paar Sätzen wäre noch drin, das wäre eine Sache für die Werkstatt (wird aber vielleicht das Lektorat erledigen). Vor allem die Flut an Adverbien und Adjektiven wird zum Widerspruch herausfordern.
Gefällt mir als Probe ganz gut.
Gruß Arminius
_________________ A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
Information is not knowledge. Knowledge is not wisdom. Wisdom is not truth. Truth is not beauty. Beauty is not love. Love is not music. Music is the best (Frank Zappa) |
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Hugin_Hrabnaz (N)Ich-Erzähler
Alter: 48 Beiträge: 248 Wohnort: Ulm
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09.02.2024 13:56
von Hugin_Hrabnaz
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Hallo Ingo,
Jahrgangsgenosse, was?
Vorab: Da du schreibst, dass der Text bereits im Lektorat ist, schreibe ich zu Tippfehlern nichts. Die findet das Lektorat.
Nun denn, ich habe deinen Einstieg gelesen, und zunächst einmal machst du vieles genau so, wie ich es nicht machen würde. Sprich, dein Stil ist für mich eine Herausforderung, da ich bekennender und dafür gerne mal gescholtener Freund ruhiger, statischer und langatmiger Einstiege bin. Du machst, wie Arminius völlig richtig sagt, das genaue Gegenteil und steigst sehr dynamisch ein. Artistic choice. Gut so.
Mich persönlich überfordert zu viel Action und ein schneller Takt gerne mal, ich würd's eher anpacken wie bei Odyssee ins Weltall und erst einmal von Outer Space auf den Mars einschwenken. Gut, das machst du auf dem Titelbild, und mir ist klar, dass du das genau so haben willst. Trotzdem erwähne ich meine andere Präferenz, nicht, um schlau zu sein, sondern um dir aus einer generell anders orientierten Leserperspektive sagen zu können, dass es für mich trotzdem auch so funktioniert, wie du es machst.
Für mich ist der Nachteil an dynamischen Einstiegen, den man durchaus auch als Vorteil sehen kann, dass auf einmal unheimlich viele Fragen aufgeworfen werden. Warum sind die da? Was für eine Strafe haben sie? Warum ist ihre Strafe, auf einem Förderband zu sitzen? Wer hat was davon, sie so zu strafen? Reicht der Abstand von 2 Metern zwischen zwei Walzen aus, um das Förderband hinreichend auf Spannung zu halten, wenn so viele Menschen drauf sitzen? Fragen über Fragen! Die wirst du beantworten, da bin ich sicher.
Das Gute ist natürlich, dass, wenn das Interesse an dem Setting erst einmal geweckt ist, die aufgeworfenen Fragen den Leser nach Antworten dürsten lassen, so dass er dran bleibt. Das gelingt die hier für meinen Geschmack ziemlich gut. Ich will die Fragen beantwortet haben, obwohl der Einstieg stilistisch eher anstrengend für mich ist.
Die Adjektivdichte stört mich nicht. Gerade bei der Etablierung eines Settings sind despriptive, bebildernde Adjektive für mich das Salz in der Suppe und wirken einer kalten Nüchternheit entgegen. Übertrieben finde ich es nicht. Vielleicht muss man die Attribute nicht wiederholen. Der hohe Ton schrillt bespielsweise schon im ersten Satz, im vierten Satz ist er durchdringend, im zweiten Absatz zerriss er beinahe das Trommelfell, im letzten Satz des sechsten Absatzes ist der Ton schrill, und im letzten Absatz ist es dann wieder ein schriller Signalton. Da hätte dann vielleicht inzwischen einfach "der Signalton" oder "der Alarm" gereicht, denn wie schrill der ist, weiß der Leser dann echt schon. Natürlich kann die Wiederholung der vollen Beschreibung auch Stilmittel sein, damit "der SCHRILLE Ton" so sehr auf den Leser einschlägt, wie er es auf die Gefangenen tut. Musst du wissen... Gratwanderung... künstlerische Freiheit.
Was jetzt eine völlig persönliche und subjektive Kiste ist: Ich tu mir mit Götternamen als Namen von Menschen recht schwer. Zu viel Respekt vor fiktiven divinen Entitäten. Aber wenn sie dir gefallen... fein. Ist eine Schrulligkeit meinerseits. Außerdem sehe ich am weiteren Text auf deiner Homepage, dass du das Thema erklärst. Schön.
Ich hab auf deiner Seite noch ein Stückchen weitergelesen. Scheinst also einen Trigger setzen zu können, auch bei Leuten, die eine andere Herangehensweise bevorzugen. Das ist gut.
Wünsche dir viel Erfolg mit deinem Projekt!
Liebe Grüße
Hugin
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IngoK75 Gänsefüßchen
I Alter: 48 Beiträge: 15 Wohnort: Hamburg
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IngoK75 Gänsefüßchen
I Alter: 48 Beiträge: 15 Wohnort: Hamburg
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I 09.02.2024 15:23
von IngoK75
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Hugin_Hrabnaz hat Folgendes geschrieben: | Jahrgangsgenosse, was? Smile |
Hallo Hugin,
danke für dein ausführliches Feedback. Jahrgang 1975? Ein Guter...
Du wirfst die grundsätzliche Frage auf, ob der Einstieg in das Buch eher ruhig oder dynamisch sein sollte. Ehrlicherweise habe ich mir diese Frage selbst nicht gestellt. Bereits als ich anfing, hatte ich den Wunsch, einen möglichst spannenden Sci-Fi-Thriller zu schreiben. Gute Autoren schaffen das bestimmt auch mit einem ruhigen Einstieg... Ich wählte aber den Weg, die Leserinnen und Leser möglichst dynamisch in die Handlung hineinzuziehen und am Ende von Kapitel 1 einen guten Cliffhanger zu platzieren. Ob das gelungen ist? Mal sehen...
Band I ist als "Heldenreise" konzipiert, daher bleibt die Dynamik hoch. Offene Fragen im späteren Verlauf zu beantworten, gehört zur Idee des Buchs. Ich hoffe, die Leserinnen und Leser halten das durch. Ich habe mich auch gefragt, ob sie im späteren Verlauf ruhige Phasen benötigen. Ich bin gespannt, was dazu vom Lektorat kommt.
Und danke für den Hinweis auf die "Schrill"-Reihe... Das werde ich auf jeden Fall abmildern.
Herzliche Grüße
Ingo
_________________ Mitte Mai 2024 erscheint Band I meiner Science-Fiction-Trilogie Mater Terra. Für mehr Infos siehe |
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IngoK75 Gänsefüßchen
I Alter: 48 Beiträge: 15 Wohnort: Hamburg
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IngoK75 Gänsefüßchen
I Alter: 48 Beiträge: 15 Wohnort: Hamburg
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yung44156 Schneckenpost
Y
Beiträge: 14
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Walex Wortedrechsler
Beiträge: 64 Wohnort: Südwestdeutschland
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23.02.2024 09:12
von Walex
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Ich mag den direkten Einstieg - vor allem bei dieser Art von Literatur - sehr gerne und finde diesen hier gut gelungen.
Das mit den Adjektiven ist auch eine Geschmacksache. Wenn sie sich doppeln (also mehrere hintereinander), finde ich es auch ein bisschen zu viel, aber insgesamt finde ich das Verhältnis ganz okay so. Ich habe gerade erst zwei Bücher mittendrin abgebrochen, die das andere Extrem waren: total kurze Sätze und staubtrockene Sprache. Das kam mir so gehetzt und emotionslos vor, dass ich das nicht fertiglesen wollte.
_________________ Lesen stärkt die Seele (Voltaire) |
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Arminius Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1241 Wohnort: An der Elbe
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23.02.2024 09:37
von Arminius
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Walex hat Folgendes geschrieben: | Das mit den Adjektiven ist auch eine Geschmacksache. |
Wenn sich beim Lesen erschließen lässt, dass ein Hinterhof zugig und ein Auto klapprig ist, ein Käse nach Ammoniak riecht oder eine Person "schnell rennt" (!), dann sind Adjektive/Adverbien überflüssig. Fazit: das Ziel sollte sein, so zu schildern, dass man Adjektive/Adverbien einsparen kann. Deshalb nehme ich beim Korrekturlesen Adjektive/Adverbien ins Visier - auch wenn's schwerfällt. Natürlich nicht da, wo man sie als Farbtupfer einsetzen kann.
_________________ A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3374 Wohnort: bei Freiburg
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23.02.2024 10:50
von Michel
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Sehe ich ähnlich. Von einer quasi-religiösen Haltung ("Alles muss raus!") bin ich weg, aber die Erfahrung, dass ein gut gesetztes, stimmiges Verb viele Adverbien überflüssig macht und ein stimmiges Substantiv viele Adjektive, habe ich in meinem aktuellen Manuskript gerade wiederholt. Mittlerweile betreibe ich es fast als Sport, einen Satz umzuformulieren, bis ein "Problemwort" (Ich habe da meine Giftliste) rausfallen kann. Hier im Text wäre das zum Beispiel der "hohe Ton", der durch die Anlage "schrillt" - eigentlich steckt die Info schon im Verb. Nur weiß ich jetzt nicht, ob das ein (schrilles) Klingeln ist, ein Tinnitus-ähnliches Piepsen oder etwas ganz anderes. Vielleicht findet sich da noch ein passendes Wort.
Ich habe den Text in einem Rutsch durchgelesen, das passiert mir hier immer seltener. (Meine Geduld hat viel zu enge Grenzen.) Für mich holpert er gefühlt noch etwas, ohne dass ich schon den Finger drauflegen könnte. Möglicherweise sind es eben diese noch zu unpäzisen Ausdrücke. Aaaber: Ich habe die Situation bildlich vor mir und neugierig machst du mich auf jeden Fall. Das wird.
_________________ Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken |
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