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Eris Ado Klammeraffe
Beiträge: 751
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10.09.2023 19:47 Fuck Ficken von Eris Ado
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Früher war alles besser. Auch das Ficken. Man glättete die Wäsche mit einem Fickeisen, und verbrachte beim Fickmühle gesellige Stunden im Kreis der Familie.
"Ficken" steht heute bedeutungsverarmt im öffentlichen Sprach-Raum. Es ist eine Massenarmut. Nie wurde verbal so viel "gefickt" wie heute. Egal, ob man vom "Chef gefickt wurde", oder ob einem blöd Schauenden mit einem "Ich fick dich" gedroht wird, immer wird das Wort in aggressivem Kontext verwendet. Herrschaftsverhältnisse werden zum Ausdruck gebracht. Der Überlegene fickt die Unterlegenen.
Die tiefsitzende Lustfeindlichkeit unserer Kultur wird bei aller aufgesetzten sexuellen Liberalität durch nichts so treffend illustriert wie durch das "Ficken".
Freunde des "Fickens" leisten keine Gegenwehr. Dabei wäre es höchste Zeit für freudvolles "Ficken", um endlich lustvollen Penetrationshandlungen zu einem würdigen Platz im Raum der Sprache zu verhelfen.
Ob man seine Freude im Fall eines unerwarteten Geschenks mit "Da hat er mich ganz schön gefickt, als er an meinen Geburtstag dachte", zum Ausdruck brächte, oder im Fall einer schnellen, höflichen Bedienung im Restaurant, ein empfehlend- anerkennendes "Gestern im goldenen Schwengel hat uns der Ober ordentlich gefickt." an Freunde zu übermittelte: Es gäbe genug Möglichkeiten um dem "Ficken" wieder zu mehr Ansehen zu verhelfen.
Und mit ihm die Sexualität aus der Schmuddelecke zu lösen.
Weitere Werke von Eris Ado:
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Häherfeder Eselsohr
H
Beiträge: 204
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2301 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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11.09.2023 15:44
von Pickman
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"Don't say fuck, say fick." (Country Joe and the Fish)
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Affodill Schneckenpost
A
Beiträge: 7 Wohnort: Heidelberg
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A 13.09.2023 14:07
von Affodill
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Ich mag den Text. Mir gefällt, dass dieses Wort "ficken" ausgesprochen wird. Und zwar konsequent. Denn es wird allzu gern vermieden. Viele schreiben "um das Wort herum" und ich denk mir oft "hört mal auf zu schleichen, pack die Beute! Los!" 😜
Die Anmerkung ist leicht off-topic, (vielleicht) aber das fällt mir gerade dazu ein:
Im Deutschen gibt es so wenige (bis fast keine) Wörter im sexuellen Kontext, die nicht ... vulgär, unfreiwillig komisch, bäuerlich-derb ... und insgesamt einfach unsexy klingen.
Ich liebe erotische und pornographische Texte - und lese deswegen sehr viel Fanfiction. Dort findet man sehr lange und ausführliche Sexszenen. (Da dies keine "offiziell veröffentlichten" Texte sind, sind diese Szenen auf erfrischende Weise wirklich das, was sie sind: Sex. Da wird nichts gekürzt, weil es "die Story nicht voranbringt" und der Sex muss auch "keine Charakterentwicklung" zeichnen oder "Konflikte" aufwerfen... und dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - sind sie teilweise die besten Sexszenen, die ich je gelesen habe.) Diese Geschichten sind "naturgemäß" (99%) auf Englisch geschrieben und ich habe den Eindruck, dass die englische Sprache einen viel größeren "erotischen Wortschatz" hat, als die Deutsche. (Ich habe mir natürlich überlegt, ob es daran liegt, dass eine "fremde" Sprache generell "besser" klingt, weil man mehr Abstand dazu hat... (Siehe selber Effekt mit englischen Liedtexten und Slogans) aber ich glaube, dass das nur ein kleiner Teil der Wahrheit ist.)
Spiegelt der Umgang und die Wahrnehmung sexuell konnotierter Wörter nicht - irgendwie - die Gesellschaft eines Landes wieder? Auch interessant: Wie häufig werden diese Wörter in anderen Kontexten verwendet - wie z.B. verbale Gewalt oder im Ausdruck von starken nicht-sexuellen Affekten (Wie auch in deinem Text) - und wie sehr färbt diese Verwendung die Worte um, so dass sie ihren ursprünglichen Ausdruck verlieren - oder eben nicht verlieren...?
Ich finde das Thema total spannend.
Danke für den Text.
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Arminius Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1243 Wohnort: An der Elbe
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13.09.2023 17:20
von Arminius
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Marcel Reich-Ranicki wäre begeistert gewesen. Niemand sagte im Deutschen Fernsehen so oft "fickän" wie er.
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Eris Ado Klammeraffe
Beiträge: 751
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13.09.2023 17:48
von Eris Ado
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Arminius hat Folgendes geschrieben: | Marcel Reich-Ranicki wäre begeistert gewesen. Niemand sagte im Deutschen Fernsehen so oft "fickän" wie er. |
Ja, der M.R.R. war schon irgendwie eine coole Socke. Ich erinnere mich. wie er einmal im Literarischen Quartett sich darüber erregte, dass Leute beim Zitieren des Götz von Berlichingen "Am Arsch lecken" sagen, obwohl es im Originaltext "Im Arsche lecken" heißt.
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Eris Ado Klammeraffe
Beiträge: 751
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13.09.2023 17:49
von Eris Ado
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Häherfeder hat Folgendes geschrieben: | Sehr guter Text, musste mehrmals grinsen
Gruß Häherfeder |
Danke für das Lob.
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Eris Ado Klammeraffe
Beiträge: 751
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13.09.2023 17:53
von Eris Ado
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Affodill hat Folgendes geschrieben: | Ich mag den Text. Mir gefällt, dass dieses Wort "ficken" ausgesprochen wird. Und zwar konsequent. Denn es wird allzu gern vermieden. Viele schreiben "um das Wort herum" und ich denk mir oft "hört mal auf zu schleichen, pack die Beute! Los!" |
Danke für das Lob.
Ja, ich finde schon, dass man Dinge offen aussprechen sollte. Sonst verleiht man diesen Sachen eine Aura des Verbotenen. Etwas über das anständige Leute niemals sprechen würden.
Deine Anmerkung empfand ich nicht als off topic.
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