Sicherheit

[Taugenichts]

Sicherheit

Menschen, mit denen ich rede,
scheinen sich immer so
unglaublich sicher zu sein.
Sicher bei dem, was sie wollen.
Sicher, was in der Welt falsch ist
und wie es besser sein könnte.

Und ich überlege,
ob ich mit einem großen Haus
und einem großen Auto
glücklicher wäre.
Ob ich glücklicher wäre,
wenn alle Probleme der Welt
gelöst wären.
Und die Antwort zu der ich gelange
ist immer nein.

Und sicher,
bin ich mir nie bei etwas.
Ob das etwas bedeutet?

[Berni]

Hi Taugenichts,

mir gefällt dieser Text sehr. Zum einen kommt er sehr glaubhaft rüber, zum anderen ist er klar in der Aussage und gleichzeitig gefällig geschrieben.

Nicht der typisch lyrische Text, aber in meinen Augen sehr gut und immer wieder notwendig!

Wer zufällig Yoshida Kenko's Betrachtungen aus der Stille kennt, der wird vielleicht zustimmen, dass dieser Text dort gut aufgehoben wäre. Und dann auch meine Ansicht hierzu verstehen.

Mir jedenfalls gefällt's!


Nur eine klitzekleine Kritik zu dieser Stelle:

[Taugenichts]

Gedichte die eine feste Aussage transportieren sind immer so eine Sache. Meistens gefallen sie nur denen, die die entsprechende Aussage richtig finden.
Schön, dass es dir gefallen hat!

[WhiteMonkeY]

Schönes Gedicht, das gerade durch seine Worthäufungen auffällt.

Wenn du (@Berni) "etwas" anstreichst, hättest du gleich das ganze Gedicht markieren können  
(außerdem sind Kommata in der Lyrik nie wirklich falsch (zumindest sehe ich das so) - man kann höchstens mit der gedachten Betonung nicht übereinstimmen)

[MosesBob]

Moin Taugenichts!

Du beschreibst Gedanken, die mir vertraut sind ... mal wieder.

Luxus und Geld beseitigen keine Sorgen. Ich würde sogar so weit zu gehen zu behaupten, dass sich der Mensch je nach Wohlstand nicht nur neue Ziele sucht, sondern auch, vielleicht mehr noch als alles andere, neue Sorgen. Vielleicht kommt daher auch die Redewendung des Gejammers auf hohem Niveau. In manchen (sozialen) Schichten und Zuständen hat man wirklich ernste Nöte: Hunger, Armut, Einsamkeit, Existenzkampf. Je solider der Kontostand ist, desto mehr ernsthafte Sorgen verschwinden, doch aller Sorgen ledig kann man auch mit einem prallgefüllten Portemonnaie nicht sein. Krankheiten dagegen sind vom Geld in der Regel unabhängig. Krankheit und der Tod machen in ihrer natürlichen Auslese keinen Unterschied zwischen Arm und Reich, das haben sie mit der Liebe gemein. Ich werde weiß Gott nicht so weit gehen und dem Wohlstand irgendwelche Sorgen absprechen. Das wäre Stammtischniveau. Jede finanzielle und soziale Situation birgt ihr eigenes Gefahrenpotential. Jeder hat das Recht zu melancholieren und auf Leben und Schicksal zu fluchen, und doch gibt es immer jemanden auf der Welt, dem es im Augenblick unserer größten Enttäuschung, Bitterkeit und Trauer grundsätzlich schlechter geht. Das muss uns bewusst sein. Das müssen wir verinnerlichen.

Grüße,

Martin

[Berni]