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S.D.
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
S

Alter: 65
Beiträge: 20



S
Beitrag21.01.2023 21:24
Leseprobe
von S.D.
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Hallo allerseits!

In meinem Vorstellungs-Thread wurde ich indirekt aufgefordert, nicht auf Fragen zu warten, sondern selbst aktiv zu werden. Dies ist daher mein erster Versuch in diesem Forum.

Frage: Wir fällt euer Urteil zu nachfolgendem Text aus?
Es ist das erste Kapitel eines historischen Romans rund um die Lebensgeschichte des Captain William Kidd (1645 - 1701).

<--- Beginn --->

Sommer 1702
London, England

Das Sailor’s Blue Parrot war eine üble Kneipe am Südufer der Themse, vom Tower aus gesehen ein Stück die Themse hinunter, dort wo der Fluss eine Biegung nach Norden machte und die bebaute Fläche immer schmaler wurde, bis die Häuser sich schließlich nur noch an der Straße nach Rotherhithe festhalten konnten.   
Wer hier als Seemann einkehrte, der wollte dem Zugriff der Stadtwachen und der Königlichen Marine entgehen, gleichzeitig aber nicht so weit untertauchen, dass er keine neue Heuer fand. Genau dafür war das Sailor’s Blue Parrot der richtige Ort. Niemand fragte hier nach der Herkunft eines Mannes, oder was er in den letzten Wochen getan hatte, oder war er bereit war, in den nächsten Wochen zu tun. Ein Seemann war hier einfach ein Seemann, der einen Becher Rum trinken wollte und auf der Suche nach der nächsten Heuer war.  Und dem es dabei ziemlich egal war, ob es nur über die Nordsee in die niederländischen Generalstaaten ging oder ob die Fahrt in das Goldene Dreieck zwischen England, der Westküste Afrikas und den Kolonien in der Neuen Welt führte. Selbst eine Fahrt zur englischen Erzfeind Frankreich wurde hier angenommen. Hauptsache, die Heuer reichte anschließend für ein paar Wochen – oder auch nur Tage – in einer Kneipe in London.
Die Seeleute liebten das Sailor’s Blue Parrot. Es lag dicht genug an den Londoner Docks und war doch weit genug weg vom Stadtzentrum, wo es eng, laut und mehr oder minder geregelt zuging. Die Seeleute liebten diese kleine Kneipe, die schief nach dem Balken gebaut war, kleine mit Butzenscheiben ausgestattete Fenster besaß, die sich nur mühsam zum gelegentlichen Lüften öffnen ließen, und unter dessen schiefem Dach man so manchen Rausch ausschlafen konnte, ohne dass einem der Wirt gnadenlos auf die Straße warf. Viele, die als Seeleute in den Londoner Docks gestrandet waren und eine neue Heuer suchten, betrachteten den Parrot, wie sie ihn kurz nannten, als ihre zweite Heimat. Als einen Ort, wo man beruhigt seinen Anker werfen konnte.
Einer von ihnen war Able Owens, ein Seemann in den besten Jahren, der schon seit mehreren Monaten vergeblich eine neue Heuer suchte auf einem der Segelschiffe, die tagtäglich mit Einsetzen der Ebbe flußabwärts gingen, um den Englischen Kanal Richtung Atlantik zu passieren. Es war nicht so, dass Owens ein unfähiger Seemann war, im Gegenteil, es gab nur wenige Männer, die über mehr Erfahrung auf den Sieben Meeren verfügten als er. Able Owens haftete der Ruf an, Unglück zu bringen. Kein Kapitän konnte sich so einen Mann an Bord leisten, keine Mannschaft würde so einen Seefahrer auf dem Schiff dulden. Die Seeleute in London waren der festen Auffassung, dass nur zwei Dinge mehr Unglück an Bord brachten als ein Mann wie Able Owens. Das eine war der Klabautermann, das andere Frauen.
Owens hatte über das Jahr versucht, aus seiner Situation das Beste zu machen. Wer angeblich das Unglück an Bord bringt, der kann auch vom Unglück erzählen. Und genau das hatte Able Owens perfektioniert. So verbrachte er Tag um Tag im Parrot, dachte sich wilde Geschichten aus und gab sie für einen halben Penny oder einen Becher Rum zum Besten.
So auch an diesem Tag.
Owens drückte sich seit den Mittagsstunden im Parrot herum, immer auf der Suche nach einem Dummen – oder auch zweien , denen er seine Geschichte erzählen konnte. Die Kneipe war jetzt, mit Einsetzen der Dämmerung, gut gefüllt. Wenn sich Owens umsah, so musste er feststellen, dass er die meisten Gäste kannte. Das war an sich von Vorteil. Doch bedeutete es für Able Owens auch, dass die Gäste ihn kannten. Und das war weit weniger von Vorteil. Denn niemand war bereit, ihm einen Penny zu schenken. Oder einen Becher Rum. Owens musste also warten, bis seine Chance kam.
Sie kam in den Personen zweier junger Seeleute. Zweier sehr junger Seeleute. Der eine sah aus wie ein Bursche aus dem Norden. Owens tippte auf Yorkshire. Vermutlich ein Mann von der Mündung des Hull, aus Kingston vielleicht. Der andere war eindeutig kein Engländer. Seine Kleidung deutete auf eine Herkunft vom Kontinent. Able Owens näherte sich langsam und unauffällig dem Tisch, an dem die beiden saßen und sich intensiv unterhielten.
„Morgen werden wir sicher was finden“, sagte der Junge aus Kingston gerade. „Der Hafen ist voller Schiffe. Leute wie wir werden gebraucht.“
„Und wenn nicht?“, fragte der andere mit einem eigenartigen Akzent.
Ein Holländer! Owens nickte sich innerlich zu. Hatte er doch wieder einmal Recht gehabt. Seit dieser vermaledeite Holländer William vor dreizehn Jahren durch das House Of Parliament zum König von England, Schottland und Irland ausgerufen worden war, wimmelte es in der Stadt von dessen Landsleuten. Nicht dass die Holländer bösartige und lästige Kerle waren, etwa wie die Franzosen. Nein, diese Burschen waren tüchtige Seeleute und außerdem ausgefuchste Händler. Aber sie machten sich überall breit. Auf der ganzen Welt. Am Kap der Guten Hoffnung, auf Madagaskar, auf den Gewürzinseln am anderen Ende des Indischen Ozeans. In der Karibik hatten sie eine Handvoll Inseln in ihren Besitz gebracht. Und hätte man ihnen vor 40 Jahren nicht beigebracht, dass die Engländer die Meere beherrschten, dann würden sie vermutlich heute noch eine Kolonie an der Ostküste Nordamerikas ihr eigen nennen. Aber mit William III. hatte sich das grundlegend geändert. Jetzt waren sie Verbündete. Auch wenn William schon seit ein paar Monaten tot war. Das Dumme an diesen Holländern war, dass sie für ihre Schiffe vorzugsweise die eigenen Landsleute anheuerten. Der Teufel hole die Holländer!
„Man redet überall von Krieg“, antwortete der KingstonMann. „Zur Not gehe ich zur Königlichen Marine.“
Das war das Stichwort für Owens!
„Ich würde mir so etwas gut überlegen.“ Able Owens trat so an den Tisch heran, dass er zwischen den beiden Männern stand. „Die Kapitäne der Navy sind Halsabschneider und Tyrannen, schlimmer als die übelsten Piraten der Südsee. Und ich kenne einige von diesen wilden Burschen.“
Die beiden am Tisch sahen erschrocken auf, als hätte man sie gerade bei der Planung einer Verschwörung überrascht.
Owens verzog sein Gesicht zu seinem freundlichsten Grinsen. „Ich muss es wissen, denn ich habe über die Jahre, die ich zur See gefahren bin, immer wieder mit diesen Offizieren unserer ach so glorreichen Königlichen Marine zu tun gehabt. Zum Teufel mit allen Offizieren!“ Er spie aus und traf einen Hund, der in der Ecke döste. Der Hund zuckte zusammen, jaulte auf und legte dann seinen Kopf wieder auf die Vorderpfoten.
„Seid Ihr auf einem Kriegsschiff gewesen?“ Der Junge aus Kingston riss die Augen auf.
Owens grinste noch breiter. Die beiden waren ein gefundenes Fressen.
„Nun“, begann er, zog umständlich einen wackeligen Stuhl heran und setzte sich. „Gedient habe ich nicht auf einem Kriegsschiff unserer allergnädigsten Majestät. Aber zu tun bekommen habe ich es bereits mehrfach mit Kapitänen von Fregatten. Und mit allerhöchsten Admirälen unserer Navy.
„Admiräle?“ Der Holländer beugte sich vor. „Richtige Admiräle?“
„Oh ja, das kann ich euch sagen. Piekfeine Herrschaften sind das. Gekleidet in feinste Uniformen. Und mit Stiefel angetan, die blitzen und blinken wie ein Spiegel im Freudenhaus.“ Able Owens griff tief in seine Geschichtenkiste.
Die beiden Jungseeleute glucksten. Vermutlich hatte bei ihnen noch nie jemand Admiräle und Bordelle in direkten Zusammenhang gebracht.
Owens fand, dass es Zeit war, Nägel mit Köpfen zu machen. „Ich kann euch eine ganze Menge erzählen von der Marine. Von der Seefahrt insgesamt. Denn ich bin in meinen verdammten Leben kreuz und quer über die Meere gefahren. Und ich habe mehr als einmal miterlebt, wie der Teufel sich die Seele von einem guten Seemann geholt hat.“
Seine beiden Zuhörer starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen und Mündern an.
Able Owens griff sich theatralisch an dem Hals. „Wenn ich euch erzählen soll, wie es mir ergangen ist auf See, dann brauche ich etwas, womit ich meine Kehle anfeuchten kann. Sonst wird mir irgendwann die Stimme heiser.“
Der Holländer nickte und winkte die Schankmagd heran, eine alte, unförmige Frau mit nur noch drei Zähnen im Mund. „Was wollt Ihr trinken? Ein Bier?“, fragte der Holländer mit seinem kehligen Akzent.
„Bier?“ Jetzt war es an Able Owens, die Augen weit aufzureißen. „Ein Seemann trinkt einen ordentlichen Becher Rum aus der Karibik!“ Er klatschte der Schankmagd mit der flachen Hand auf das weit ausladende Hinterteil, die darauf in ein kreischendes Gelächter ausbrach. „Mary, einen ordentlichen Becher Rum für mich – auf Rechnung meiner beiden Freunde hier.“
Der Junge aus Kingston streckte Owens die Hand entgegen. „Ich bin Matthew Hilger. Komme aus dem Norden. Bin bisher immer nur auf dem Hull River und ein Stück die Küste rauf und runter gefahren.“
„Able Owens, mein Name.“ Owens schlug ein. „Kannst Able zu mir sagen. Und wer ist dein Freund?“
„Jan ten Brock“, antwortete der Holländer, bevor Hilger etwas sagen konnte. „Aus Hoorn. Das ist ...“
„So, so. Jan also“, unterbrach ihn Owens. „Na, ist ja auch egal. Ob Ian oder Jan, was soll’s.“
Die Schankmagd kehrte an den Tisch und stellte Owens einen gut gefüllten Becher vor die Nase. Dann grinste sie reihum jeden der drei am Tisch mit ihrem zahnlosen Mund an.
„Mary, glaub nicht, dass ich dir noch einmal deinen Hintern tätschle“, rief Owens und lachte. „So hübsch ist dein Arsch nun auch nicht.“
Marys Grinsen verschwand so schnell wie ein Blitz in der Nacht. Dann verließ etwas ihren Mund, was wohl ein Fluch sein sollte, sich aber in Krächzen und Gesabber verlor.  Sie streckte ihre schmutzige, fleischige Hand in Richtung Matthew Hilger. Es dauerte eine ganze Weile, bis der verstanden hatte, was die Schankmagd von ihm wollte. Umständlich kramte er ein paar Münzen aus seinem Geldbeutel hervor und ließ sie in die Hand vor seinem Gesicht fallen. Mary warf eine misstrauischen Blick auf das Geld, steckte es aber schließlich ein, nicht ohne ein deutlich hörbares Knurren von sich zu geben.
Kaum war Mary fort, rief ein Mann von einem Nebentisch: „Jungs, lasst euch nicht von Able ausnehmen. Der tischt euch Lügen auf, dass es selbst dem dicksten Tisch hier im Parrot die Planken aus der Fassung haut!“
„Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten, Billy Drovers“, rief Owens zurück. „Was ich zu erzählen habe, ist wahr. So wahr Gott, der Herr, mein Zeuge ist!“
„Läster nicht Gott!“, kam es von einem anderen Tisch. „Bei deinem Sündenregister wird dich sonst noch der Teufel aus der Hölle werfen.“
Der halbe Schankraum brach in helles Gelächter aus.
„Kümmert euch nicht drum“, sagte Able Owens zu seinen neuen Freunden und nahm einen Schluck. „Was ich euch jetzt erzählen werde, das ist wahr. Beim Leben meiner Mutter und meiner Großmutter. Es ist – Hölle und Verdammnis! – so wahr, wie ich jetzt hier vor euch auf diesem Stuhl sitze.“
Die beiden Jungen, Owens schätzte sie auf fünfzehn oder sechzehn, blickten überrascht zu den Nachbartischen.  Es schien, als würden sie überlegen, wo sie mit ihrem Besuch des Sailor’s Blue Parrot hinein geraten waren.
„Wann seid ihr in den Docks angekommen?“, fragte Owens.
„Vor vier Tagen.“ Jan ten Brock hielt sich an seinem Krug mit Bier fest. „Die Samantha ist ein kleiner Segler, mit dem wir Trockenfisch aus Norwegen hergebracht haben. Die Navy kauft ja zur Zeit Lebensmittel ohne Ende auf.“
„Ja“, fiel Matthew Hilger ein. „Überall redet man davon, dass es Krieg geben wird.“
Owens verzog das Gesicht. „Krieg! Da stirbt ein schwachsinniger König in Spanien, und schon haben unsere hohen Herren nichts besseres zu tun, als Franzosen und Spanier zu prügeln. Viele gute Männer werden sterben, nur damit irgend ein Commander sich Ruhm und Ehre an seinen Hut stecken kann. Sei verdammt, englische Marine!“
Hilger und ten Brock warfen sich Blicke zu. Der Holländer drehte nervös den Bierkrug in seinen Händen. „Was hat dich denn so gegen die Marine aufgebracht?“, fragte er schließlich.
Able Owens lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, der daraufhin bedrohlich knarrte. Einen Moment lang schloss Owens die Augen, dann beugte er sich wieder vor und begann im Ton eines Verschwörers zu erzählen. „Ihr seid also vor vier Tagen in die Docks gesegelt?“
Hilger und ten Brock nickten.
„Dann habt ihr sicher auch die Galgen am Nordufer der Themse gesehen. Gar nicht weit von hier. Wenn ihr das Parrot verlasst und zum Flussufer geht, dann könnt ihr bei Tageslicht auf der anderen Flussseite die Galgen sehen.“
„Ja, genau.“ Hilgers Stimme klang nachdenklich. „Da war so ein Galgen, direkt am Ufer. Ein Metallkäfig hing dran. Und in diesem Käfig, da war eine schwarz geteerte Leiche. An Bord haben sich alle gefragt, wer der arme Kerl wohl gewesen sein mag.“
„Der arme Kerl ...“ Owens nahm wieder einen Schluck Rum. „Der arme Kerl war mein Captain. Vor einem Jahr haben sie ihn aufgeknüpft. Ihn dann geteert und in diesem Käfig zur Abschreckung hängen lassen. Weil er einigen edlen Herren zu gefährlich geworden ist.“ Owens’ Stimme wurde beim letzten Satz laut. Ein paar Männer an den Nebentischen drehten sich nach Owens um.
„Wer war dein Captain, Able?“, fragte Hilger.
„Sieben Jahre bin ich mit gesegelt, sieben verdammte Jahre.“ Able Owens blickte in seinen Becher mit Rum. Seine Hand zitterte, und der Rum schlug kleine Wellen. „Sieben Jahre. Und am Ende wollten sie uns alle aufhängen.“
„Wer war dein Captain?“, wiederholte Hilger.
„Mein Captain?” Owens packte den Becher so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „William Kidd war mein Captain. Ich segelte mit Captain Kidd!”

<--- Ende --->

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etcetera
Leseratte


Beiträge: 157



Beitrag22.01.2023 03:29

von etcetera
Antworten mit Zitat

Hi S.D.
tolle Geschichte, hervorragender Spannungsbogen. Ich habe es gerne gelesen.
Allerdings könnte man noch einiges verbesseren.

Die Seeleute scheinen diese Kneipe ja wirklich zu lieben:
Zitat:
Die Seeleute liebten das Sailor’s Blue Parrot ... Die Seeleute liebten diese kleine Kneipe


Manche Phrasen scheinen mir überflüssig. Ein Beispiel:
Zitat:
Viele, die als Seeleute in den Londoner Docks gestrandet waren und eine neue Heuer suchten, betrachteten den Parrot, wie sie ihn kurz nannten, als ihre zweite Heimat.

Ich denke, der Leser begreift es von allein, daß der Parrot die Kurzform des Namens darstellt.

Dann sind da ein paar richtig ordentliche Wurmsätze. Ich nehme mal einen und versuche an diesem Beispiel zu zeigen, wie das wirkt:
Zitat:
Einer von ihnen war Able Owens, ein Seemann in den besten Jahren, der schon seit mehreren Monaten vergeblich eine neue Heuer suchte auf einem der Segelschiffe, die tagtäglich mit Einsetzen der Ebbe flußabwärts gingen, um den Englischen Kanal Richtung Atlantik zu passieren.

Stell dir folgende Szene vor: Able Owens sucht eine neue Heuer und geht zu einem Vermittler, von mir aus irgendwo in einer dunklen Ecke des Parrot. Dem erzählt er nun Folgendes: ich suche eine Heuer auf einem der Segelschiffe, die tagtäglich mit Einsetzen der Ebbe flußabwärts gehen, um den englischen Kanal Richtung Atlantik zu passieren. Haben sie da was für mich? Antwort: Ich habe nur etwas auf einem der Segelschiffe, die  tagtäglich mit Einsetzen der Ebbe flußabwärts gehen, um den englischen Kanal Richtung Nordsee zu passieren.
Warum nicht:
...neue Heuer suchte. (Punkt)
Dann ein neuer Satz, in dem von Segelschiffen gesprochen wird, die tagtäglich flußabwärts gehen?
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Dyrnberg
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 569
Wohnort: Wien


Beitrag22.01.2023 13:04

von Dyrnberg
Antworten mit Zitat

Man merkt, dass du viel Hintergrundwissen hast - das ist gut. Und fühlt sich für mich als Leser nach "echter Welt" an.

Ein paar kritische Anmerkungen:

(1) Manche Wortwiederholungen missfallen mir, beispielsweise gleich im ersten Satz:

Zitat:
"Das Sailor’s Blue Parrot war eine üble Kneipe am Südufer der Themse, vom Tower aus gesehen ein Stück die Themse hinunter, dort wo der Fluss eine Biegung nach Norden machte und die bebaute Fläche immer schmaler wurde, bis die Häuser sich schließlich nur noch an der Straße nach Rotherhithe festhalten konnten."


(2) Die Sätze sind oft verdammt lang - wahrscheinlich ist das dein absichtlicher Stil. Insofern: Lass es so, wie es ist. Aber ab und zu einen kürzeren Satz könnte es den Lesenden einfacher machen.

(3) Mir kommt vieles redundant vor. Die Beschreibung der Spelunke zum Beispiel: Da lese ich zig mal, dass es ein übler Ort ist - aber dass es noch üblere Orte gibt in verschiedenen Formulierungen. Man könnte hier meines Erachtens (!) einiges zusammenkürzen.

(4) Durchaus ungewöhnlich, mit der Ortsbeschreibung zu beginnen: Zwei, drei Absätze über die Spelunke, dann erst eine Figur. (Kann man aber freilich so machen!)

(5) Deine Erzählperspektive ist quasi allwissend, oder? Beispiel:

Zitat:
"Owens musste also warten, bis seine Chance kam.
Sie kam in den Personen zweier junger Seeleute."


Auch das kann man natürlich so machen. Es gibt viele große Romane, die aus dieser Erzählerspektive geschrieben worden sind. Aber dennoch sei festgehalten: Es ist heute unüblich geworden. Und mir wurde nicht so ganz klar, ob das deine Absicht ist oder es dir eher in manchen Sätzen passiert.


_________________
Ein Roadtrip durch die Philosophie: "Die Nacht der Fragen und der Morgen danach" (Roman)
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Ralphie
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Beitrag22.01.2023 13:25

von Ralphie
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Gefällt mir außerordentlich - vor allem geht mal jemand auf Schauplatz und Zeit ein!
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Aska Centauri
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A
Beitrag22.01.2023 13:44

von Aska Centauri
Antworten mit Zitat

Das habe ich sehr gerne gelesen. Nur im ersten Drittel hast hast Du einige Wiederholungen drin (zum Beispiel "Heuer"). Ansonsten lebendig und dennoch informativ.

Ich hoffe auf eine Fortsetzung.
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Miné
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Beitrag24.01.2023 09:07

von Miné
Antworten mit Zitat

Mit gefällt die Geschichte, die Atmosphäre ...
Verruchte Kneipe, Drecksspelunke, stinkende Seeleute ...

Aber mir sind die Sätze zu lang! sad Teilweise so sehr, dass ich sie als Zumutung empfunden habe. Und ich hatte immer wieder den Eindruck, das schon mal gelesen zu haben. Also, dass du dich laufend wiederholst, zumindest was das Setting angeht. Dass du immer wieder von der Spelunke anfängst.

Wenn du die Mammut-Sätze so beibehalten willst, würde ich dir dringend raten, auch mal einen Kurzen dazwischenzuschieben.
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Jürgen Sorko
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 38
Beiträge: 43
Wohnort: Klagenfurt (Österreich)


Beitrag24.01.2023 11:11
Re: Leseprobe
von Jürgen Sorko
Antworten mit Zitat

Ich habe die anderen Kommentare noch nicht gelesen.

S.D. hat Folgendes geschrieben:
Sommer 1702
London, England

Das Sailor’s Blue Parrot war eine üble Kneipe am Südufer der Themse, vom Tower aus gesehen ein Stück die Themse hinunter, dort wo der Fluss eine Biegung nach Norden machte und die bebaute Fläche immer schmaler wurde, bis die Häuser sich schließlich nur noch an der Straße nach Rotherhithe festhalten konnten.   
Wer hier als Seemann einkehrte, der wollte dem Zugriff der Stadtwachen und der Königlichen Marine entgehen, gleichzeitig aber nicht so weit untertauchen, dass er keine neue Heuer fand. Genau dafür war das Sailor’s Blue Parrot der richtige Ort. Niemand fragte hier nach der Herkunft eines Mannes, oder was er in den letzten Wochen getan hatte, oder war was er bereit war, in den nächsten Wochen zu tun. Ein Seemann war hier einfach ein Seemann, der einen Becher Rum trinken wollte (Grundsätzlich geht hier "wollte", aber ich bin über den Satz gestolpert. Ich würde eher "konnte" einsetzen) und auf der Suche nach der nächsten Heuer war.  Und dem es dabei ziemlich egal war, ob es nur über die Nordsee in die niederländischen Generalstaaten ging oder ob die Fahrt in das Goldene Dreieck zwischen England, der Westküste Afrikas und den Kolonien in der Neuen Welt führte. Selbst eine Fahrt zur zum englischen Erzfeind Frankreich wurde hier angenommen. Hauptsache, die Heuer reichte anschließend für ein paar Wochen – oder auch nur Tage – in einer Kneipe in London. (Ich denke, stilistisch würde hier der Genitiv gut passen und das 2x "in" rausnehmen: "in einer Kneipe Londons")
Die Seeleute liebten das Sailor’s Blue Parrot. Es lag dicht genug an den Londoner Docks und war doch weit genug weg vom Stadtzentrum, wo es eng, laut und mehr oder minder geregelt zuging. Die Seeleute liebten diese kleine Kneipe, die schief nach dem Balken gebaut war, kleine mit Butzenscheiben ausgestattete Fenster besaß, die sich nur mühsam zum gelegentlichen Lüften öffnen ließen, und unter dessen schiefem Dach man so manchen Rausch ausschlafen konnte, ohne dass einem der Wirt gnadenlos auf die Straße warf. Viele, die als Seeleute in den Londoner Docks gestrandet waren und eine neue Heuer suchten, betrachteten den Parrot, wie sie ihn kurz nannten, als ihre zweite Heimat. Als einen Ort, wo man beruhigt seinen Anker werfen konnte.
Einer von ihnen war Able Owens, ein Seemann in den besten Jahren, der schon seit mehreren Monaten vergeblich eine neue Heuer suchte auf einem der Segelschiffe, die tagtäglich mit Einsetzen der Ebbe flußabwärts flussabwärts  gingen, um den Englischen Kanal Richtung Atlantik zu passieren. (Der Satz ist etwas umständlich, möglicherweise gehört auch ein Komma vor "auf einem der Segelschiffe) Es war nicht so, dass Owens ein unfähiger Seemann war, im Gegenteil, es gab nur wenige Männer, die über mehr Erfahrung auf den Sieben Meeren verfügten als er. Able Owens haftete der Ruf an, Unglück zu bringen. Kein Kapitän konnte sich so einen Mann an Bord leisten, keine Mannschaft würde so einen Seefahrer auf dem Schiff dulden. Die Seeleute in London waren der festen Auffassung, dass nur zwei Dinge mehr Unglück an Bord brachten als ein Mann wie Able Owens. Das eine war der Klabautermann, das andere Frauen.
Owens hatte über das Jahr versucht, aus seiner Situation das Beste zu machen. Wer angeblich das Unglück an Bord bringt, der kann auch vom Unglück erzählen. Und genau das hatte Able Owens perfektioniert. So verbrachte er Tag um Tag im Parrot, dachte sich wilde Geschichten aus und gab sie für einen halben Penny oder einen Becher Rum zum Besten.
So auch an diesem Tag.
Owens drückte sich seit den Mittagsstunden im Parrot herum, immer auf der Suche nach einem Dummen – oder auch zweien , denen er seine Geschichte erzählen konnte. Die Kneipe war jetzt, mit Einsetzen der Dämmerung, gut gefüllt. Wenn sich Owens umsah, so musste er feststellen, dass er die meisten Gäste kannte. Das war an sich von Vorteil. Doch bedeutete es für Able Owens auch, dass die Gäste ihn kannten. Und das war weit weniger von Vorteil. Denn niemand war bereit, ihm einen Penny zu schenken. Oder einen Becher Rum. Owens musste also warten, bis seine Chance kam.
Sie kam in den Personen ("in Gestalt" fände ich schöner) zweier junger Seeleute. Zweier sehr junger Seeleute. Der eine sah aus, (Komma) wie ein Bursche aus dem Norden. Owens tippte auf Yorkshire. Vermutlich ein Mann von der Mündung des Hull, aus Kingston vielleicht. Der andere war eindeutig kein Engländer. Seine Kleidung deutete auf eine Herkunft vom Kontinent. Able Owens näherte sich langsam und unauffällig dem Tisch, an dem die beiden saßen und sich intensiv unterhielten.
„Morgen werden wir sicher was finden“, sagte der Junge aus Kingston gerade. „Der Hafen ist voller Schiffe. Leute wie wir werden gebraucht.“
„Und wenn nicht?“, fragte der andere mit einem eigenartigen Akzent.
Ein Holländer! Owens nickte sich innerlich zu. Hatte er doch wieder einmal Recht gehabt. Seit dieser vermaledeite Holländer William vor dreizehn Jahren durch das House Of Parliament zum König von England, Schottland und Irland ausgerufen worden war, wimmelte es in der Stadt von dessen Landsleuten. Nicht dass die Holländer bösartige und lästige Kerle waren, etwa wie die Franzosen. Nein, diese Burschen waren tüchtige Seeleute und außerdem ausgefuchste Händler. Aber sie machten sich überall breit. Auf der ganzen Welt. Am Kap der Guten Hoffnung, auf Madagaskar, auf den Gewürzinseln am anderen Ende des Indischen Ozeans. In der Karibik hatten sie eine Handvoll Inseln in ihren Besitz gebracht. Und hätte man ihnen vor 40 Jahren nicht beigebracht, dass die Engländer die Meere beherrschten, dann würden sie vermutlich heute noch eine Kolonie an der Ostküste Nordamerikas ihr eigen nennen. Aber mit William III. hatte sich das grundlegend geändert. Jetzt waren sie Verbündete. Auch wenn William schon seit ein paar Monaten tot war. Das Dumme an diesen Holländern war, dass sie für ihre Schiffe vorzugsweise die eigenen Landsleute anheuerten. Der Teufel hole die Holländer!
„Man redet überall von Krieg“, antwortete der KingstonMann Kingston-Mann. „Zur Not gehe ich zur Königlichen Marine.“ (Ich vermute, dass das als Name gilt und darum "Königlichen" absichtlich und korrekt großgeschrieben ist)
Das war das Stichwort für Owens!
„Ich würde mir so etwas gut überlegen.“ Able Owens trat so an den Tisch heran, dass er zwischen den beiden Männern stand. „Die Kapitäne der Navy sind Halsabschneider und Tyrannen, schlimmer als die übelsten Piraten der Südsee. Und ich kenne einige von diesen wilden Burschen.“
Die beiden am Tisch sahen erschrocken auf, als hätte man sie gerade bei der Planung einer Verschwörung überrascht.
Owens verzog sein Gesicht zu seinem freundlichsten Grinsen. „Ich muss es wissen, denn ich habe über die Jahre, die ich zur See gefahren bin, immer wieder mit diesen Offizieren unserer ach so glorreichen Königlichen Marine zu tun gehabt. Zum Teufel mit allen Offizieren!“ Er spie aus und traf einen Hund, der in der Ecke döste. Der Hund zuckte zusammen, jaulte auf und legte dann seinen Kopf wieder auf die Vorderpfoten.
„Seid Ihr auf einem Kriegsschiff gewesen?“ Der Junge aus Kingston riss die Augen auf.
Owens grinste noch breiter. Die beiden waren ein gefundenes Fressen.
„Nun“, begann er, zog umständlich einen wackeligen Stuhl heran und setzte sich. „Gedient habe ich nicht auf einem Kriegsschiff unserer allergnädigsten Majestät. Aber zu tun bekommen habe ich es bereits mehrfach mit Kapitänen von Fregatten. Und mit allerhöchsten Admirälen unserer Navy.“ (Abschließende “ fehlten)
„Admiräle?“ Der Holländer beugte sich vor. „Richtige Admiräle?“
„Oh ja, das kann ich euch sagen. Piekfeine Herrschaften sind das. Gekleidet in feinste Uniformen. Und mit Stiefel angetan, die blitzen und blinken wie ein Spiegel im Freudenhaus.“ Able Owens griff tief in seine Geschichtenkiste.
Die beiden Jungseeleute glucksten. Vermutlich hatte bei ihnen noch nie jemand Admiräle und Bordelle in direkten Zusammenhang gebracht.
Owens fand, dass es Zeit war, Nägel mit Köpfen zu machen. „Ich kann euch eine ganze Menge erzählen von der Marine. Von der Seefahrt insgesamt. Denn ich bin in meinen verdammten Leben kreuz und quer über die Meere gefahren. Und ich habe mehr als einmal miterlebt, wie der Teufel sich die Seele von einem guten Seemann geholt hat.“
Seine beiden Zuhörer starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen und Mündern an.
Able Owens griff sich theatralisch an dem Hals. „Wenn ich euch erzählen soll, wie es mir ergangen ist auf See, dann brauche ich etwas, womit ich meine Kehle anfeuchten kann. Sonst wird mir irgendwann die Stimme heiser.“
Der Holländer nickte und winkte die Schankmagd heran, eine alte, unförmige Frau mit nur noch drei Zähnen im Mund. „Was wollt Ihr trinken? Ein Bier?“, fragte der Holländer mit seinem kehligen Akzent.
„Bier?“ Jetzt war es an Able Owens, die Augen weit aufzureißen. „Ein Seemann trinkt einen ordentlichen Becher Rum aus der Karibik!“ Er klatschte der Schankmagd mit der flachen Hand auf das weit ausladende Hinterteil, die darauf in ein kreischendes Gelächter ausbrach. „Mary, einen ordentlichen Becher Rum für mich – auf Rechnung meiner beiden Freunde hier.“
Der Junge aus Kingston streckte Owens die Hand entgegen. „Ich bin Matthew Hilger. Komme aus dem Norden. Bin bisher immer nur auf dem Hull River und ein Stück die Küste rauf und runter gefahren.“
„Able Owens, mein Name.“ Owens schlug ein. „Kannst Able zu mir sagen. Und wer ist dein Freund?“
„Jan ten Brock“, antwortete der Holländer, bevor Hilger etwas sagen konnte. „Aus Hoorn. Das ist ...“
„So, so. Jan also“, unterbrach ihn Owens. „Na, ist ja auch egal. Ob Ian oder Jan, was soll’s.“
Die Schankmagd kehrte an den Tisch und stellte Owens einen gut gefüllten Becher vor die Nase. Dann grinste sie reihum jeden der drei am Tisch mit ihrem zahnlosen Mund an.
„Mary, glaub nicht, dass ich dir noch einmal deinen Hintern tätschle“, rief Owens und lachte. „So hübsch ist dein Arsch nun auch nicht.“
Marys Grinsen verschwand so schnell wie ein Blitz in der Nacht. Dann verließ etwas ihren Mund, was wohl ein Fluch sein sollte, sich aber in Krächzen und Gesabber verlor.  Sie streckte ihre schmutzige, fleischige Hand in Richtung Matthew Hilger. Es dauerte eine ganze Weile, bis der verstanden hatte, was die Schankmagd von ihm wollte. Umständlich kramte er ein paar Münzen aus seinem Geldbeutel hervor und ließ sie in die Hand vor seinem Gesicht fallen. Mary warf eine misstrauischen Blick auf das Geld, steckte es aber schließlich ein, nicht ohne ein deutlich hörbares Knurren von sich zu geben.
Kaum war Mary fort, rief ein Mann von einem Nebentisch: „Jungs, lasst euch nicht von Able ausnehmen. Der tischt euch Lügen auf, dass es selbst dem dicksten Tisch hier im Parrot die Planken aus der Fassung haut!“
„Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten, Billy Drovers“, rief Owens zurück. „Was ich zu erzählen habe, ist wahr. So wahr Gott, der Herr, mein Zeuge ist!“
„Läster nicht Gott!“, kam es von einem anderen Tisch. „Bei deinem Sündenregister wird dich sonst noch der Teufel aus der Hölle werfen.“
Der halbe Schankraum brach in helles Gelächter aus.
„Kümmert euch nicht drum“, sagte Able Owens zu seinen neuen Freunden und nahm einen Schluck. „Was ich euch jetzt erzählen werde, das ist wahr. Beim Leben meiner Mutter und meiner Großmutter. Es ist – Hölle und Verdammnis! – so wahr, wie ich jetzt hier vor euch auf diesem Stuhl sitze.“
Die beiden Jungen, Owens schätzte sie auf fünfzehn oder sechzehn, blickten überrascht zu den Nachbartischen. (Zwei Leerzeichen) Es schien, als würden sie überlegen, wo sie mit ihrem Besuch des Sailor’s Blue Parrot hinein geraten waren.
„Wann seid ihr in den Docks angekommen?“, fragte Owens.
„Vor vier Tagen.“ Jan ten Brock hielt sich an seinem Krug mit Bier fest. „Die Samantha ist ein kleiner Segler, mit dem wir Trockenfisch aus Norwegen hergebracht haben. Die Navy kauft ja zur Zeit Lebensmittel ohne Ende auf.“
„Ja“, fiel Matthew Hilger ein. „Überall redet man davon, dass es Krieg geben wird.“
Owens verzog das Gesicht. „Krieg! Da stirbt ein schwachsinniger König in Spanien, und schon haben unsere hohen Herren nichts besseres zu tun, als Franzosen und Spanier zu prügeln. Viele gute Männer werden sterben, nur damit irgend ein Commander sich Ruhm und Ehre an seinen Hut stecken kann. Sei verdammt, englische Marine!“
Hilger und ten Brock warfen sich Blicke zu. Der Holländer drehte nervös den Bierkrug in seinen Händen. „Was hat dich denn so gegen die Marine aufgebracht?“, fragte er schließlich.
Able Owens lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, der daraufhin bedrohlich knarrte. Einen Moment lang schloss Owens die Augen, dann beugte er sich wieder vor und begann im Ton eines Verschwörers zu erzählen. „Ihr seid also vor vier Tagen in die Docks gesegelt?“
Hilger und ten Brock nickten.
„Dann habt ihr sicher auch die Galgen am Nordufer der Themse gesehen. Gar nicht weit von hier. Wenn ihr das Parrot verlasst und zum Flussufer geht, dann könnt ihr bei Tageslicht auf der anderen Flussseite die Galgen sehen.“
„Ja, genau.“ Hilgers Stimme klang nachdenklich. „Da war so ein Galgen, direkt am Ufer. Ein Metallkäfig hing dran. Und in diesem Käfig, da war eine schwarz geteerte Leiche. An Bord haben sich alle gefragt, wer der arme Kerl wohl gewesen sein mag.“
„Der arme Kerl ...“ Owens nahm wieder einen Schluck Rum. „Der arme Kerl war mein Captain. Vor einem Jahr haben sie ihn aufgeknüpft. Ihn dann geteert und in diesem Käfig zur Abschreckung hängen lassen. Weil er einigen edlen Herren zu gefährlich geworden ist.“ Owens’ Stimme wurde beim letzten Satz laut. Ein paar Männer an den Nebentischen drehten sich nach Owens um.
„Wer war dein Captain, Able?“, fragte Hilger.
„Sieben Jahre bin ich mit gesegelt, sieben verdammte Jahre.“ Able Owens blickte in seinen Becher mit Rum. Seine Hand zitterte, und der Rum schlug kleine Wellen. „Sieben Jahre. Und am Ende wollten sie uns alle aufhängen.“
„Wer war dein Captain?“, wiederholte Hilger.
„Mein Captain?” Owens packte den Becher so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „William Kidd war mein Captain. Ich segelte mit Captain Kidd!”


Schöne Einleitung, die wirklich in das Sailor’s Blue Parrot hineinzieht und für Kopfkino sorgt. Sprachlich ausgefeilt und animiert zum Weiterlesen! Die einzige Kritik, die ich anbringen kann, sind die Teils sehr langen Sätze, die schon mal an der 50 Wörter-Grenze kratzen. Hier wäre es vielleicht sinnvoll die drei, vier längsten Sätze in zwei aufzuteilen, weil es dann etwas besser zu lesen ist. Allerdings ist es keine große Sache, da abgesehen von den einen, den ich oben anmerkte, sie grundsätzlich flüssig zu lesen sind. In der unteren, dialoglastigeren Hälfte ist es dann besser und mir gefällt die Art und Weise, wie du die Dialoge schreibst.

lg Jürgen
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mme
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Beitrag26.01.2023 22:54

von mme
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Hallo S.D.,

insgesamt gefällt mir der Text sehr gut. Vor allem die Dialoge halte ich für sehr gelungen.
Einige kleine Kritikpunkte wurden von anderen schon angesprochen (teilweise sehr lange Sätze, Wortwiederholungen), ich möchte noch eine Kleinigkeit ergänzen:
Wenn auch nicht besonders lang, fand ich den Einstieg etwas zu langweilig. Nach dem ersten Absatz habe ich mich gefragt, wann es endlich richtig losgeht. Eventuell macht es Sinn, diesen Teil zu kürzen.
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S.D.
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Beitrag28.01.2023 15:31

von S.D.
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Ich danke allen, die ein paar Zeilen zu dem vorgestellten Text geschrieben habe.

Ich freue mich über jeden positiven Kommentar.
Ich ärgere mich über jeden negativen Kommentar - nicht wegen der Negativ-Aussage, sondern weil ich offenkundig Schwächen im Text nicht erkannt habe. Ich lerne noch. Laughing

Kurz zum Hintergrund des Textes:
Es handelt sich hier um den möglichen Einstieg in ein längeres Werk über Captain William Kidd, der auf perfide Art und Weise von seinen Auftraggeber verraten und von Piratenjäger zum Piraten gemacht wurde.

Die Idee wurde durch das Buch von Charles Johnson (u. U. ein Pseudonym von Daniel Defoe, Buchveröffentlichung 1724, 2. Band 1728 erschienen) angestoßen. Das vorgestellte Kapitel ist ein "first draft", also die erste Version, inhaltlich und strukturell noch nicht überarbeitet, nur einmal einer Rechtschreibkorrektur unterzogen. Daher ist der Text noch meilenweit davon entfernt, Veröffentlichungsqualität zu haben.

Mich hat bei den Rezensenten vor allem interessiert, ob der Text eine bestimmten Stimmung auslöst, euch also gedanklich oder per Bild im Kopf in die Zeit und an den Ort der Handlung versetzt.

Vielen Dank nochmals an alle, die sich die Mühe gemacht haben, den Text zu lesen und Anmerkungen zu schreiben!

 Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch
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etcetera
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Beitrag28.01.2023 18:54

von etcetera
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Hi,
Zitat:
Das vorgestellte Kapitel ist ein "first draft", also die erste Version

Erste Version? Alle Achtung!
Dann hast du sicher schon einige Erfahrung mit dem Schreiben. Ein gutes, intensives Lektorat, und die Sache steht!
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Bananenbrot
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Beitrag30.01.2023 14:12

von Bananenbrot
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Hallo S. D.,

mir gefällt der Einstieg in deine Geschichte sehr gut. Hab's gerne gelesen. Wie schon zuvor angemerkt, finde ich auch, dass die ersten Absätzen etwas gekürzt und vor allem die(Wort-)Wiederholungen ausgebessert werden sollten.

Den Dialog zwischen Owens und den beiden Jungs finde ich prima. Lebhaft, informativ, spannend, teils auch witizg. Aber gut, man bekommt mich auch schnell mal mit einfachem Humor.
Zitat:
„Mary, glaub nicht, dass ich dir noch einmal deinen Hintern tätschle“, rief Owens und lachte. „So hübsch ist dein Arsch nun auch nicht.“
Da hab ich mich tatsächlich leicht beeumelt smile

Den Vergleich fand ich im Übrigen auch top, da anschaulich und zugleich zugeschnitten auf das Setting:
Zitat:
Der tischt euch Lügen auf, dass es selbst dem dicksten Tisch hier im Parrot die Planken aus der Fassung haut!


Das ist deine erste Version?
Da versteht man (ich) die Welt nicht mehr, wie du so einen guten Text im first draft aufs Papier bringst. Detailkritik würde ich grundsätzlich zwar auch geben, aber das wäre vor diesem Hintergrund wohl vermessen und/oder vertane Mühe, weil du sicher noch selber genug Problemstellen siehst. Eine zweite Version würde ich aber detailreicher kommentieren smile
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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag30.01.2023 15:53

von Abari
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Hey,

ich habe den Text vor ein paar Tagen versucht zu lesen und finde mich der Redundanzen wegen nicht wirklich zurecht. Ich habe Mühe, in den Text einzusteigen und fühle mich von ihm immer wieder weggeschubst, weil er mich für dümmer zu erklären scheint, als ich mich als Leser selbst empfinde. Er ist mir zu sehr im Journalistikstil verhaftet, alsdass ich große Freude mit ihm hätte. An dieser Stelle empfehle ich Schere und Eindampfer, damit die Geschichte und der Humor besser hervortritt.

Edit: In den Tenor des großen [Erstent]Wurfes kann ich nicht einstimmen. Sorry.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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S.D.
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Beitrag30.01.2023 21:27

von S.D.
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So ... Anhand der hier von euch gemachten Vorschläge eine leicht überarbeitete Version - insbesondere der Anfang ist neu gemacht. Insgesamt ist das Kapitel ca. 10 Prozent gekürzt.

<--- Start --->

Sommer 1702
London, England

Das Sailor’s Blue Parrot war eine üble Kneipe am Südufer der Themse. Vom Tower aus gesehen lag sie  ein Stück den Fluss hinunter, dort wo er eine Biegung nach Norden machte  
Wer hier als Seemann einkehrte, der wollte dem Zugriff der Stadtwachen und der Royal Navy entgehen. Gleichzeitig wollte er aber nicht so weit untertauchen, dass er keine neue Heuer fand. Niemand fragte hier nach der Herkunft eines Mannes. Was er in den letzten Wochen getan hatte. Oder was er bereit war, in den nächsten Wochen zu tun. Ein Seemann war hier einfach ein Seemann. Und für den war es ziemlich egal, ob es nur über die Nordsee in die niederländischen Generalstaaten ging oder auf Fahrt in das Goldene Dreieck zwischen England, der Westküste Afrikas und den Kolonien in der Neuen Welt. Selbst eine Fahrt zum Erzfeind Frankreich wurde hier angenommen. Hauptsache, die Heuer reichte anschließend für ein paar Wochen – oder auch nur Tage – in einer Londoner Kneipe.
Das Haus war schief nach dem Balken gebaut und besaß kleine, mit Butzenscheiben ausgestattete Fenster, die sich nur mühsam zum gelegentlichen Lüften öffnen ließen. Oben, in den Kammern unter dem Dach, konnte ein Seemann seinen Rausch ausschlafen, statt vom Wirt gnadenlos auf die Straße geworfen zu werden.
Einer von ihnen war Able Owens. Seit mehreren Monaten suchte er vergeblich eine neue Heuer. Es war nicht so, dass Owens ein unfähiger Seemann war. Nein, im Gegenteil, es gab nur wenige Männer, die über mehr Erfahrung auf den Sieben Meeren verfügten als er. Aber Owens haftete der Ruf an, Unglück zu bringen. Kein Kapitän konnte sich so einen Mann an Bord leisten. Keine Mannschaft würde so einen Seefahrer auf dem Schiff dulden. Man war der festen Auffassung, dass nur zwei Dinge mehr Unglück an Bord brachten als ein Mann wie Able Owens. Das eine war der Klabautermann, das andere Frauen.
Owens hatte monatelang versucht, aus seiner Situation das Beste zu machen. Wer das Unglück an Bord bringt, der kann auch vom Unglück erzählen. So verbrachte Owens Tag um Tag im Parrot, dachte sich wilde Geschichten aus und gab sie für einen halben Penny oder einen Becher Rum zum Besten.
So auch an diesem Tag.
Owens drückte sich seit den Mittagsstunden im Parrot herum, immer auf der Suche nach einem Dummen – oder auch zweien -, denen er seine Geschichte erzählen konnte. Die Kneipe war jetzt, mit Einsetzen der Dämmerung, gut gefüllt. Die meisten Gäste kannte Owens – und sie kannten Owens. Niemand war bereit, ihm einen Penny zu schenken. Oder einen Becher Rum. Owens musste also warten.
Seine Chance kam in Gestalt zweier junger Seeleute. Zweier sehr junger Seeleute. Der eine sah aus wie ein Bursche aus dem Norden. Owens vermutete Yorkshire. Vermutlich ein Mann von der Mündung des Hull, aus Kingston vielleicht. Der andere war eindeutig kein Engländer. Seine Kleidung deutete auf eine Herkunft vom Kontinent. Owens näherte sich langsam und unauffällig dem Tisch, an dem die beiden saßen und sich intensiv unterhielten.
„Morgen werden wir sicher was finden“, sagte der Junge aus Kingston gerade. „Der Hafen ist voller Schiffe. Leute wie wir werden gebraucht.“
„Und wenn nicht?“ Der andere sprach mit einem eigenartigen Akzent.
Ein Holländer! Owens nickte sich innerlich zu. Hatte er doch wieder einmal Recht gehabt. Seit dieser vermaledeite Holländer William vor dreizehn Jahren durch das House Of Parliament zum König von England, Schottland und Irland ausgerufen worden war, wimmelte es in der Stadt von dessen Landsleuten. Nicht dass die Holländer bösartige und lästige Kerle waren, etwa wie die Franzosen. Nein, diese Burschen waren tüchtige Seeleute und außerdem ausgefuchste Händler. Aber sie machten sich überall breit. Auf der ganzen Welt. Am Kap der Guten Hoffnung, auf Madagaskar, auf den Gewürzinseln am anderen Ende des Indischen Ozeans. Owens nickte bedächtig. Verdammte Holländer! In der Karibik hatten sie eine Handvoll Inseln in ihren Besitz gebracht. Und hätte man ihnen vor 40 Jahren nicht beigebracht, dass die Engländer die Meere beherrschten, dann würden sie vermutlich heute noch eine Kolonie an der Ostküste Nordamerikas ihr Eigen nennen. Aber mit William III. hatte sich das grundlegend geändert. Jetzt waren sie Verbündete. Auch wenn William schon seit ein paar Monaten tot war. Das Dumme an diesen Holländern war, dass sie für ihre Schiffe vorzugsweise die eigenen Landsleute anheuerten. Der Teufel hole die Holländer!
„Man redet überall von Krieg“, antwortete der Kingston-Mann. „Zur Not gehe ich zur Königlichen Marine.“
Das war das Stichwort für Owens!
„Ich würde mir so etwas gut überlegen.“ Owens trat an den Tisch heran, dass er zwischen den beiden jungen Burschen stand. „Die Kapitäne der Navy sind Halsabschneider und Tyrannen, schlimmer als die übelsten Piraten der Südsee. Und ich kenne einige von diesen wilden Burschen.“
Die beiden am Tisch sahen erschrocken auf, als hätte man sie gerade bei der Planung einer Verschwörung überrascht.
Owens verzog sein Gesicht zu seinem freundlichsten Grinsen. „Ich muss es wissen, denn ich habe über die Jahre, die ich zur See gefahren bin, immer wieder mit diesen Offizieren unserer ach so glorreichen Royal Navy zu tun gehabt. Zum Teufel mit allen Offizieren!“ Er spie aus und traf einen Hund, der in der Ecke döste. Der Hund zuckte zusammen, jaulte auf und legte dann seinen Kopf wieder auf die Vorderpfoten.
„Seid Ihr auf einem Kriegsschiff gewesen?“ Der Junge aus Kingston riss die Augen auf.
Owens grinste noch breiter. Oh ja, die beiden sind ein gefundenes Fressen, dachte er sich.
„Nun“, begann er, zog umständlich einen wackeligen Stuhl heran und setzte sich. „Gedient habe ich nicht auf einem Kriegsschiff unserer allergnädigsten Majestät. Aber zu tun bekommen habe ich es bereits mehrfach mit Kapitänen von Fregatten. Und mit allerhöchsten Admirälen unserer Navy.“
„Admiräle?“ Der Holländer beugte sich vor. „Richtige Admiräle?“
„Oh ja, das kann ich euch sagen. Piekfeine Herrschaften sind das. Gekleidet in feinste Uniformen. Und mit Stiefel, die blitzen und blinken wie ein Spiegel im Freudenhaus.“ Able Owens griff tief in seine Geschichtenkiste.
Die beiden Jungseeleute glucksten. Vermutlich hatte ihnen gegenüber noch nie jemand Admiräle und Bordelle in direkten Zusammenhang gebracht.
Owens fand, dass es Zeit war, Nägel mit Köpfen zu machen. „Ich kann euch eine ganze Menge erzählen von der Marine. Von der Seefahrt insgesamt. Denn ich bin in meinen verdammten Leben kreuz und quer über die Meere gefahren. Und ich habe mehr als einmal miterlebt, wie der Teufel sich die Seele von einem guten Seemann geholt hat.“
Seine beiden Zuhörer starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen und Mündern an.
Able Owens griff sich theatralisch an dem Hals. „Wenn ich euch erzählen soll, wie es mir ergangen ist auf See, dann brauche ich etwas, womit ich meine Kehle anfeuchten kann. Sonst wird mir irgendwann die Stimme heiser.“
Der Holländer nickte und winkte die Schankmagd heran, eine alte, unförmige Frau mit nur noch drei Zähnen im Mund. „Was wollt Ihr trinken? Ein Bier?“, fragte der Holländer mit seinem kehligen Akzent.
„Bier?“ Jetzt war es an Able Owens, die Augen weit aufzureißen. „Ein Seemann trinkt einen ordentlichen Becher Rum aus der Karibik!“ Er klatschte der Schankmagd mit der flachen Hand auf das weit ausladende Hinterteil. Die Frau brach in kreischendes Gelächter aus. „Mary, einen ordentlichen Becher Rum für mich – auf Rechnung meiner beiden Freunde hier.“
Der Junge aus Kingston streckte Owens die Hand entgegen. „Ich bin Matthew Hilger. Komme aus dem Norden. Bin bisher immer nur auf dem Hull River und ein Stück die Küste rauf und runter gefahren.“
„Able Owens mein Name.“ Owens schlug ein. „Kannst Able zu mir sagen. Und wer ist dein Freund?“
„Jan ten Brock“, antwortete der Holländer, bevor Hilger etwas sagen konnte. „Aus Hoorn. Das ist ...“
„So, so. Jan also“, unterbrach ihn Owens. „Na, ist ja auch egal. Ob Ian oder Jan, was soll’s.“
Die Schankmagd kehrte an den Tisch und stellte Owens einen gut gefüllten Becher vor die Nase. Dann grinste sie reihum jeden der drei am Tisch mit ihrem nahezu zahnlosen Mund an.
„Mary, glaub nicht, dass ich dir noch einmal deinen Hintern tätschle.“ Owens lachte. „So hübsch ist dein Arsch nun auch nicht.“
Marys Grinsen verschwand so schnell wie ein Blitz in der Nacht. Dann verließ etwas ihren Mund, was wohl ein Fluch sein sollte, sich aber in Krächzen und Gesabber verlor.  Sie streckte ihre schmutzige, fleischige Hand in Richtung Matthew Hilger. Es dauerte eine ganze Weile, bis der verstanden hatte, was die Schankmagd von ihm wollte. Umständlich kramte er ein paar Münzen aus seinem Geldbeutel hervor und ließ sie in die Hand vor seinem Gesicht fallen. Mary warf einen misstrauischen Blick auf das Geld, steckte es aber schließlich ein, nicht ohne ein deutlich hörbares Knurren von sich zu geben.
Kaum war Mary fort, rief ein Mann von einem Nebentisch: „Jungs, lasst euch nicht vom alten Able ausnehmen. Der tischt euch Lügen auf, dass es selbst dem dicksten Tisch hier im Parrot die Planken aus der Fassung haut!“
„Scher dich um deine eigenen Angelegenheiten, Billy Drovers“, rief Owens zurück. „Was ich zu erzählen habe, ist wahr. So wahr Gott, der Herr, mein Zeuge ist!“
„Läster nicht Gott!“, kam es von einem anderen Tisch. „Bei deinem Sündenregister wird dich sonst noch der Teufel aus der Hölle werfen.“
Der halbe Schankraum brach in helles Gelächter aus.
„Kümmert euch nicht drum“, sagte Able Owens zu seinen neuen Freunden und nahm einen Schluck. „Was ich euch jetzt erzählen werde, das ist wahr. Beim Leben meiner Mutter und meiner Großmutter. Es ist – Hölle und Verdammnis! – so wahr, wie ich jetzt hier vor euch auf diesem Stuhl sitze.“
Die beiden Jungen, Owens schätzte sie auf fünfzehn oder sechzehn, blickten überrascht zu den Nachbartischen. Es schien, als würden sie überlegen, wo sie mit ihrem Besuch des Sailor’s Blue Parrot hineingeraten waren.
„Wann seid ihr in den Docks angekommen?“, fragte Owens.
„Vor vier Tagen.“ Jan ten Brock hielt sich an seinem Krug mit Bier fest. „Die Samantha ist ein kleiner Segler, mit dem wir Trockenfisch aus Norwegen hergebracht haben. Die Navy kauft ja zurzeit Lebensmittel ohne Ende auf.“
„Ja“, fiel Matthew Hilger ein. „Überall redet man davon, dass es Krieg geben wird.“
Owens verzog das Gesicht. „Krieg! Da stirbt ein schwachsinniger König in Spanien, und schon haben unsere hohen Herren nichts Besseres zu tun, als Franzosen und Spanier zu prügeln. Viele gute Männer werden sterben, nur damit irgendein Commander sich Ruhm und Ehre an seinen Hut stecken kann. Sei verdammt, englische Marine!“
Hilger und ten Brock warfen sich Blicke zu. Der Holländer drehte nervös den Bierkrug in seinen Händen. „Was hat dich denn so gegen die Marine aufgebracht?“, fragte er schließlich.
Owens lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, der bedrohlich knarrte. Einen Moment lang schloss Owens die Augen, dann beugte er sich wieder vor und begann im Ton eines Verschwörers zu erzählen. „Ihr seid also vor vier Tagen in die Docks gesegelt?“
Hilger und ten Brock nickten.
„Dann habt ihr sicher auch die Galgen am Nordufer der Themse gesehen. Gar nicht weit von hier. Wenn ihr das Parrot verlasst und zum Flussufer geht, dann könnt ihr bei Tageslicht auf der anderen Flussseite die Galgen sehen.“
„Ja, genau.“ Hilgers Stimme klang nachdenklich. „Da war so ein Galgen, direkt am Ufer. Ein Metallkäfig hing dran. Und in diesem Käfig war eine schwarz geteerte Leiche. An Bord haben sich alle gefragt, wer der arme Kerl wohl gewesen sein mag.“
„Der arme Kerl ...“ Owens nahm wieder einen Schluck Rum. „Der arme Kerl war mein Captain. Vor einem Jahr haben sie ihn aufgeknüpft. Ihn dann geteert und in diesem Käfig zur Abschreckung ausgestellt. Weil er einigen edlen Herren zu gefährlich geworden ist.“ Owens’ Stimme wurde beim letzten Satz laut. Ein paar Männer an den Nebentischen drehten sich nach Owens um.
„Wer war dein Captain, Able?“, fragte Hilger.
„Sieben Jahre bin ich mit gesegelt, sieben verdammte Jahre.“ Able Owens blickte in seinen Becher mit Rum. Seine Hand zitterte, und der Rum schlug kleine Wellen. „Sieben Jahre. Und am Ende wollten sie uns alle aufhängen.“
„Wer war dein Captain?“, wiederholte Hilger.
„Mein Captain?” Owens packte den Becher so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „William Kidd war mein Captain. Ich segelte mit Captain Kidd!”

<--- Ende --->
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S.D.
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S
Beitrag30.01.2023 21:32

von S.D.
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Das hier ist der erste Teil des 2. Kapitels - ebenfalls "first draft", nur einmal durchkorrigiert.

Auch hier: Tobt euch aus! Very Happy Daumen hoch²

<--- Start --->

Herbst 1695
Vor der Küste von Spanisch-Florida

Der Wind stand gut, die Sonne brannte vom Himmel, und die Antigua machte trotz ihrer reichlich gefüllten Laderäume ordentlich Fahrt durch das Wasser.
William Kidd stand am Heck seines Schiffes und warf einen kontrollierenden Blick auf die Segel. Wenn das Wetter hielt und sie den spanischen Schiffen, die von Havanna und St. Augustine aus gegen englische Handelsschiffe operierten, aus dem Weg gehen konnten, dann würde er in spätestens zwei Wochen wieder im Hafen von New York sein und die Ladung mit gutem Gewinn verkaufen können.
Seit der Einnahme Neu-Amsterdams, wie die Stadt noch dreißig Jahre zuvor geheißen hatte, durch englische Truppen nahm die Bevölkerungszahl stetig zu. Der Strom von Einwanderern von den britischen Inseln, aber auch vom europäischen Festland, riss nicht ab. Und damit wuchs die Nachfrage nach Gütern aller Art. Für geübte und clevere Kauffahrer waren es goldene Zeiten. Wenn da nicht die ständige Bedrohung durch die Spanier und Franzosen gewesen wäre.
„Segel!“ Der Ruf kam vom Ausguck auf dem höchsten Mast. „Steuerbord voraus!“
Kidds Blick wanderte hoch zum Mann, der auf der obersten Rahe des Fockmastes stand und mit einem Arm auf einen entfernten Punkt am Horizont deutete. Kidd schaute in die angezeigte Richtung. Hier, vom Achterdeck der Brigg aus, war mit bloßem Auge nichts zu entdecken.
„Mister van der Heul?“
Kidds Frage richtete sich an seinen Quartiermeister, einem kleinen Mann mit von der Sonne verbrannter Haut. Hendrick van der Heul stand an der Steuerbordreling und versuchte, mit einem Fernrohr das gemeldete Schiff zu auszumachen.
„Schwer zu sagen.“ Hendrick van der Heul nahm das Fernrohr vom Auge. „Ein Zweimaster. Vermutlich eine Brigantine.“
„Zeigt sie ihre Flagge?“
Van der Heul schüttelte den Kopf. „Nicht zu erkennen.“
Kidd überquerte das Achterdeck und ließ sich das Fernrohr geben. „Wenn es ein Spanier ist, wird er uns jagen. Wenn’s sein muss, bis nach Virginia.“
Er setzte das Fernrohr an und suchte den Horizont ab. Nach wenigen Augenblicken hatte er das fremde Schiff gefunden.
Es war tatsächlich ein Zweimaster. Und van den Heuls Vermutung, dass es sich um eine Brigantine handelte, war ebenfalls korrekt. Gute Leute, dachte Kidd, man muss gute Leute haben, wenn man auf See bestehen will.
„Sollen wir auf Kurs Ost gehen?“, fragte van der Heul.
„Auf gar keinen Fall.“
Kidd hasste es, wenn seine Pläne durchkreuzt wurden. Die Überfahrt über den Atlantik war bislang problemlos vonstattengegangen, und jetzt, in den Küstengewässern Nordamerikas, sah er es als eine persönliche Beleidigung an, dass ein fremdes Schiff ihn davon abhalten wollte, auf direktem Wege nach New York zu segeln. Nichts da! Ein Ausweichen auf die offene See kam überhaupt nicht in Frage. Schon deshalb nicht, weil das eine Woche mehr auf See bedeutet hätte.
„Nein, Mister van der Heul, wir halten Kurs. Wenn es eine spanische Patrouille ist, dann lassen wir uns auf ein Wettrennen ein.“ Er grinste seinen Quartiermeister an. „Ich bin mir sicher, dass die Antigua besser segelt als eine spanische Brigantine.“
„Und wenn es kein Spanier ist?“
„Ihr meint, ein Pirat?“ Kidd setzte das Fernrohr wieder an sein rechtes Auge und starrte angestrengt auf das fremde Schiff. „Nun, wie Ihr wisst, habe ich bereits zwei Mal erfolgreich gegen Piraten gekämpft. Ich denke, dass ich auch einen dritten Kampf bestehen kann. Immerhin haben wir sechzehn der besten Geschütze an Bord, die man für Geld bekommen kann.“ Er drückte van den Heul das Fernrohr in die Hand. „Und nicht zu vergessen: Eine hervorragende Mannschaft. Behaltet Ihr das Schiff im Auge. Wenn Ihr erkennen könnt, welche Flagge es führt, lasst es mich wissen.“
„Aye, Captain.“ Van den Heul tippte sich mit zwei Fingern an die Schläfe.
William Kidd ging in aller Gemütsruhe zum Fuß des Großmastes. Nichts war jetzt für die Moral der Mannschaft tödlicher, als einen nervösen, in Hektik geratenen Kapitän zu erleben. Sicher, da draußen war ein unbekanntes Schiff unterwegs, und wenn man Windrichtung und Kurs des fremden Schiffes genau betrachtete, dann befand es sich auf einem Abfangkurs.
Kidds größte Sorge war, dass es sich um ein gut ausgerüstetes Kriegsschiff handeln könnte. Mit kampferprobten Soldaten konnte und wollte er sich nicht anlegen. Zu groß war das Risiko, Fracht und Schiff zu verlieren. Sollte es sich aber, was er insgeheim hoffte, um einen Piraten handeln, dann sah er gute Chance, relativ unbehelligt aus dem Zwischenfall herauszukommen. Sicher, es gab Piraten, die sehr gut segeln konnten. Und es gab auch welche, die hervorragend mit ihren Geschützen umzugehen wussten. Doch letztlich hatten alle Piraten eine Achillesferse: Sie waren auf Beute aus. Anders als bei den Gefechten zwischen Kriegsschiffen verfeindeter Nationen war ein Pirat überhaupt nicht daran interessiert, das gejagte Schiff schwer zu beschädigen oder gar zu versenken. Nein, ein Handelsschiff musste nur gestoppt und dann ausgeplündert werden. Lange Feuerkämpfe waren daher für einen Piratenkapitän unnütz, teuer und risikoreich.
Genau darauf basierte William Kidds Plan.
„Die Herren Mockridge, Barstow und Palisandro sofort zu mir!“ Kidds Stimme rollte über das gesamte Schiff.
Nur Augenblicke später setze Fußgetrappel ein. Die drei Gerufenen bauten sich vor ihrem Kapitän auf und salutierten mit an die Schläfe angelegten zwei Fingern.
„Aye, Captain“, kam es im dreistimmigen Chor.
„Mockridge, nehmen Sie sich 24 Mann. Drei je Geschütz. Machen Sie alle Kanonen feuerbereit, backbord wie steuerbord. Die Geschützklappen bleiben geschlossen, bis Befehl kommt.“
„Aye, Captain!“ Mockridge nickte. Er war ein Hüne von einem Kerl, der auch schon mal eine Kanone ganz alleine durch das Geschützluk schieben konnte.
„Wie schnell können drei Mann im Gefecht eine Kanone nachladen?“
„So schnell, dass denen auf dem anderen Schiff Hören und Sehen vergehen wird.“ Mockridge grinste.
„Aye.“ Kidd legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir alle, das Schiff, die Mannschaft, und ich als Ihr Kapitän vertrauen Ihnen und Ihren Männern. LosLos jetzt!“
Mockridge salutierte noch einmal, dann rannte er zum Niedergang, der unter Deck führte. Noch während er das Luk öffnete, brüllte er die ersten Befehle heraus. Eine Reihe von Männern folgte ihm unter Deck.
„Nun zu Ihnen, meine Herren“, wandte sich Kidd an Barstow und Palisandro. „Wir werden einige schwierige Manöver fahren, und ich wünsche deshalb, dass Ihr mit Euren Männern die Leinen für die Segel am Groß- und Fockmast so exakt wie möglich bedient. Disziplin ist der Schlüssel zu unserem Erfolg. Bekommt Ihr das hin?“
„Aye, Captain.“
„Gut. Wer sind unsere besten Steuerleute?“
Barstow und Palisandro blickten sich kurz an. „Eindeutig Able Owens“, sagte Palisandro. „Und Christian Courtenay“.
„Owens übernimmt in einer Stunde das Ruder“, befahl Kidd. „Und Courtenay soll sich bereithalten, falls Owens ausfällt.“
Er rieb sich nachdenklich das bartlose Kinn. „Dann hört zu, Männer. Das ist mein Plan ...“

<--- Ende --->

So, und los geht's ...

1Wie es weitergeht »

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Beitrag31.01.2023 01:30

von etcetera
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Na toll:
Zitat:
In den Tenor des großen [Erstent]Wurfes kann ich nicht einstimmen. Sorry.

@Abari: Wer spricht vom großen Wurf? Ich nicht! Ich sagte, für den ersten Entwurf ist es hervorragend (ok, ich sagte erste Version, aber erste Version ist für mich immer der Entwurf!). Meine ersten Entwürfe kommen da nicht ran, die sind viel chaotischer, wirklich nur Entwürfe. Wenn Du in Deinem ersten Entwurf besser schreibst, dann ist es schön für Dich, aber ich denke, da bist Du eine echte Ausnahme!
Oder meintest Du mit Erstent Wurfes Entwurf? Und das soll wirklich kein guter erster Entwurf gewesen sein?

@S.D.:  Übrigens, habe mal in den neuen Text hineingeschaut, und es hat sich wirklich was getan. Hab jetzt keine Zeit, aber es scheint, es ist wirklich besser geworden.
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Michel
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Beitrag31.01.2023 10:43

von Michel
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Ich gucke mal, wie viel Zeit mir der Job lässt.
Achtung, ich komme gerade aus einem intensiven Lektorat und bin möglicherweise im Kleinkariert-Klugscheißer-Modus. Werde versuchen, mich zu mäßigen. rotwerd smile

S.D. hat Folgendes geschrieben:
Das Sailor’s Blue Parrot war eine üble Kneipe am Südufer der Themse.
Das hätte mir meine Lektorin vermutlich aus zwei Gründen angestrichen: "war" gleich im ersten Satz (davon verwende ich viel zu viele) - und die üble Kneipe wird erst mal behauptet, nicht mit Bildern belegt. Kann man als auktoriale Erzählstimme natürlich machen, ich bleibe beim Lesen unmittelbar hängen.
Zitat:
Vom Tower aus gesehen lag sie  ein Stück den Fluss hinunter, dort wo er eine Biegung nach Norden machtePunkt
  
Zitat:
Wer hier als Seemann einkehrte, der wollte dem Zugriff der Stadtwachen und der Royal Navy entgehen. Gleichzeitig wollte er aber nicht so weit untertauchen, dass er keine neue Heuer fand.
Liest sich auch ohne die Wiederholung noch etwas sperrig für mich. Nicht der Erzählton der Geschichte, der gefällt mir gut und passt zum historischen Setting. Eher die manchmal etwas umständliche Art zu formulieren, z.B. "Wer hier als Seemann einkehrte, der […]". Das "der" könnte man ersatzlos streichen. Evtl. die ersten beiden Sätze zusammenfassen - und ja, ich weiß, einige haben lange Sätze bemängelt. Hier würde es mich nicht stören.
Zitat:
Niemand fragte hier nach der Herkunft eines Mannes. Was er in den letzten Wochen getan hatte. Oder was er bereit war, in den nächsten Wochen zu tun.
Das empfinde ich als Bruch im Erzählton; diese unvollständigen Sätze passen meines Erachtens eher in wörtliche Gedankenrede, aber nicht zur Erzählstimme. Aber da bin ich evtl. etwas engstirnig.
Zitat:
Ein Seemann war hier einfach ein Seemann. Und für den war es ziemlich egal, ob es nur über die Nordsee in die niederländischen Generalstaaten ging oder auf Fahrt in das Goldene Dreieck zwischen England, der Westküste Afrikas und den Kolonien in der Neuen Welt.
… Got it? Wink
Zitat:
Selbst eine Fahrt zum Erzfeind Frankreich wurde hier angenommen.
Braucht es die Passivkonstruktion? Evtl. etwas in der Richtung: "Selbst für eine Fahrt zum Erzfeind F erklärten sich genügend Leute bereit." (Ist jetzt nur aus dem Ärmel geschüttelt.)
Zitat:
Hauptsache, die Heuer reichte anschließend für ein paar Wochen – oder auch nur Tage – in einer Londoner Kneipe.
Mir würden die Tage reichen. Evtl. sogar mit einem der gefürchteten Adjektive ("besoffen") oder "ein paar Tage Vollrausch" oder so. Vermutlich Geschmackssache.
Zitat:
Das Haus war schief nach dem Balken gebaut und besaß kleine, mit Butzenscheiben ausgestattete Fenster, die sich nur mühsam zum gelegentlichen Lüften öffnen ließen.
Ich wollte schon das "war" anstreichen Laughing , aber hier passt es. "besaß" stößt mir da eher auf, evtl. ganz schlicht "Die Butzenfenster ließen sich nur mühsam usw."
Zitat:
Oben, in den Kammern unter dem Dach, konnte ein Seemann seinen Rausch ausschlafen, statt vom Wirt gnadenlos auf die Straße geworfen zu werden.
Bei Vorkasse? Oder ging das auf Treu und Glauben?
Zitat:
Einer von ihnen war Able Owens. Seit mehreren Monaten suchte er vergeblich eine neue Heuer. Es war nicht so, dass Owens ein unfähiger Seemann war.
Mr. Green
Zitat:
Nein, im Gegenteil, es gab nur wenige Männer, die über mehr Erfahrung auf den Sieben Meeren verfügten als er. Aber Owens haftete der Ruf an, Unglück zu bringen. Kein Kapitän konnte sich so einen Mann an Bord leisten. Keine Mannschaft würde so einen Seefahrer auf dem Schiff dulden.
Wiederholungen als Stilmittel sind ein mächtiges Instrument. Hier wirkt es versehentlich.
Zitat:
Man war der festen Auffassung, dass nur zwei Dinge mehr Unglück an Bord brachten als ein Mann wie Able Owens. Das eine war der Klabautermann, das andere Frauen.
Hier könnte ein Satzfragment evtl. helfen, z.B. "… als ein Mann wie AO: Der Klabautermann und Frauen."
Zitat:
Owens hatte monatelang versucht, aus seiner Situation das Beste zu machen. Wer das Unglück an Bord bringt, der kann auch vom Unglück erzählen. So verbrachte Owens Tag um Tag im Parrot, dachte sich wilde Geschichten aus und gab sie für einen halben Penny oder einen Becher Rum zum Besten.
So auch an diesem Tag.
Zoom in auf den Antihelden. Gefällt mir, dieses langsame Herangehen von der Szenerie (London Docks, Themseufer, Kneipe) hin zu der Figur, die ich vermutlich lesend begleiten werde.
Zitat:
Owens drückte sich seit den Mittagsstunden im Parrot herum, immer auf der Suche nach einem Dummen – oder auch zweien -, denen er seine Geschichte erzählen konnte.
Der Absatz davor handelt auch von Owen, daher würde auch "er" reichen.
Zitat:
Die Kneipe war jetzt, mit Einsetzen der Dämmerung, gut gefüllt. Die meisten Gäste kannte Owens – und sie kannten Owens. Niemand war bereit, ihm einen Penny zu schenken. Oder einen Becher Rum. Owens musste also warten.
Für mich bilden sich hier zwei "Lieblings-Probleme" heraus: Passivkonstruktionen ("war" etc.) und Wiederholungen. Die muss man keineswegs alles streichen, an solche Absolutismen glaube ich inzwischen nicht mehr. Aber in dieser Masse fallen sie mir doch unangenehm auf. Evtl. mal per Suchprogramm nach solchen Schlüsselwörtern suchen und sie ggf. durch Satzumstellung etc. ersetzen.
Zitat:
Seine Chance kam in Gestalt zweier junger Seeleute. Zweier sehr junger Seeleute. Der eine sah aus wie ein Bursche aus dem Norden. Owens vermutete Yorkshire. Vermutlich ein Mann von der Mündung des Hull, aus Kingston vielleicht. Der andere war eindeutig kein Engländer. Seine Kleidung deutete auf eine Herkunft vom Kontinent. Owens näherte sich langsam und unauffällig dem Tisch, an dem die beiden saßen und sich intensiv unterhielten.
"Intensiv" klingt mir in dem eher historisierenden Tonfall seltsam modern heraus. Evtl. findest du ein präziseres Verb, das den Einsatz des Adverbs überflüssig macht.
Zitat:
„Morgen werden wir sicher was finden“, sagte der Junge aus Kingston gerade. „Der Hafen ist voller Schiffe. Leute wie wir werden gebraucht.“
Kein wirkliches Problem, aber Warnung vor Infodump: Wenn sich zwei Leute nur unterhalten, damit der Leser Info bekommt, wirkt das oft hölzern. Als Owen dazustößt, sind die zwei ja schon mitten im Gespräch.
Zitat:
„Und wenn nicht?“ Der andere sprach mit einem eigenartigen Akzent.
Ein Holländer! Owens nickte sich innerlich zu. Hatte er doch wieder einmal Recht gehabt. Seit dieser vermaledeite Holländer William vor dreizehn Jahren durch das House Of Parliament zum König von England, Schottland und Irland ausgerufen worden war, wimmelte es in der Stadt von dessen Landsleuten. Nicht dass die Holländer bösartige und lästige Kerle waren, etwa wie die Franzosen. Nein, diese Burschen waren tüchtige Seeleute und außerdem ausgefuchste Händler.
"Hatte" ist das Wort, das mir meine Lektorin am zweithäufigsten angestrichen hat. Sicher, PQP und so - aber in der Häufung fällt es auf. Gerade das erste müsste sich ganz gut ersetzen lassen, z.b. in der Richtung von "Wieder einmal behielt er Recht."
Zitat:
Aber sie machten sich überall breit. Auf der ganzen Welt. Am Kap der Guten Hoffnung, auf Madagaskar, auf den Gewürzinseln am anderen Ende des Indischen Ozeans. Owens nickte bedächtig.
Das "bedächtig" klingt nach dieser Aufzählung seltsam; er scheint sich zu ärgern oder in Verachtung zu rutschen. Und dann, gleich nach "bedächtig", das hier:
Zitat:
Verdammte Holländer!
Beißt sich.
Zitat:
In der Karibik hatten sie eine Handvoll Inseln in ihren Besitz gebracht. Und hätte man ihnen vor 40 Jahren nicht beigebracht, dass die Engländer die Meere beherrschten, dann würden sie vermutlich heute noch eine Kolonie an der Ostküste Nordamerikas ihr Eigen nennen. Aber mit William III. hatte sich das grundlegend geändert. Jetzt waren sie Verbündete. Auch wenn William schon seit ein paar Monaten tot war. Das Dumme an diesen Holländern war, dass sie für ihre Schiffe vorzugsweise die eigenen Landsleute anheuerten. Der Teufel hole die Holländer!
Insgesamt nett verpackte Info, mengenmäßig (für mich) an der Obergrenze. Aber irgendwo muss diese Info ja hin.
Zitat:
„Man redet überall von Krieg“, antwortete der Kingston-Mann. „Zur Not gehe ich zur Königlichen Marine.“
Schön. Wechsel zwischen Info und szenischer Darstellung.
Zitat:
Das war das Stichwort für Owens!
„Ich würde mir so etwas gut überlegen.“ Owens trat an den Tisch heran, dass er zwischen den beiden jungen Burschen stand.
Erneute Namensnennung v.a. bei Sprecherwechsel, ansonsten nur, wenn der Leser es braucht. Mit Ausrufezeichen wäre ich extrem sparsam, vor allem in der Erzählstimme. Hier täte es meines Erachtens ein simpler Punkt.
Zitat:
„Die Kapitäne der Navy sind Halsabschneider und Tyrannen, schlimmer als die übelsten Piraten der Südsee. Und ich kenne einige von diesen wilden Burschen.“
Ich fühl mich gerade sehr zuhause in deinem Text! Alles, was ich angestrichen bekomme, findet sich auch hier wieder. Sehr entlastend. smile

Dieser Beginn gefällt mir schon ziemlich gut. Mit einem Einstieg wie dem angeberischen Antihelden und dem Cliffhanger am Schluss hast du mich schon mal am Haken - und ich lese sonst keine Historienromane. Das verspricht saftig zu werden: Flüche, Gefechte, raue Männer.
Ich vermute, dieses Kapitel bildet die Rahmenhandlung für die eigentliche Geschichte. Würde für mich gut passen und ich wäre neugierig, ob sich die beiden Ebenen irgendwann treffen und Owen mit den beiden Jungs irgendwo anheuert, oder ob die Erzählung auch den Schluss bildet und fertig.

Das wird.


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Abari
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Beitrag31.01.2023 13:32

von Abari
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etcetera hat Folgendes geschrieben:
Wer spricht vom großen Wurf? Ich nicht!

Sorry, falls ich Dich gekränkt haben sollte. Das wollte ich wirklich nicht. Ich sprach mW auch ncht explizit Dich an. Wenn Du Dich dennoch betroffen gefühlt hast, kann ich das allerdings nicht ändern ... Intendiert war es nicht. Wenn ich etwas mit jemandem zu verhandeln habe, spreche ich die Person deutlich an, so wie Dich eben gerade. Manchmal gebe ich mir auch eine Nacht Zeit, um nicht ins nächste Fettnäpfchen zu stolpern. Und nein, diesen Satz meine ich so, wie er dasteht, nicht, um durch die Hintertür mit neuen Anwürfen zu kommen. Denn nichts liegt mir ferner als das.

Sorry für OT.


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Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
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etcetera
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Beitrag31.01.2023 17:35

von etcetera
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S.D.: Ich habe für ein Beispiel einen Absatz herausgenommen:

eine üble Kneipe  
besser: verrufene

Wer hier als Seemann einkehrte, der wollte dem Zugriff der Stadtwachen und der Royal Navy entgehen.
Vorschlag: Ein Seemann, der hier einkehrte, entzog sich dem Zugriff …
Gleichzeitig wollte er aber nicht so weit untertauchen, dass er keine neue Heuer fand.  
Vorschlag: Gleichzeitig tauchte er nicht so weit unter…  
möglich wäre auch: Er blieb aber auf dem Laufenden, um eine neue Heuer zu finden.

Niemand fragte hier nach der Herkunft eines Mannes. Was er in den letzten Wochen getan hatte. Oder was er bereit war, in den nächsten Wochen zu tun. Ein Seemann war hier einfach ein Seemann.
Alles sollte man nicht auseinanderreißen: Vorschlag:  Was er in den letzten Wochen getan hatte oder in den nächsten Wochen zu tun beliebte, blieb (allein) seine Sache.
Selbst eine Fahrt zum Erzfeind Frankreich wurde hier angenommen.  
Von wem angenommen – und was? Klar, eine Fahrt - aber eine Heuer vom Seemann oder ein Seemann für eine Fahrt?   Vorschlag: Selbst eine Fahrt zu den verfluchten Franzosen (klingt nicht so steif) konnte man hier ergattern.

Das Haus war schief nach dem Balken gebaut und besaß kleine, mit Butzenscheiben ausgestattete Fenster, die sich nur mühsam zum gelegentlichen Lüften öffnen ließen.
Klingt nach Fremdenführung, begeistert Touristen und betagte Omis, warum nicht:
Mit seinen schiefen Balken, den überhängenden Wänden, und seinen kleinen, mit Butzenscheiben ausgestatteten Fenstern, die sich nur mühsam öffnen ließen, hatte das Haus etwas beängstigendes an sich o.ä.


Der folgende Absatz ist Dir wirklich gelungen:
Einer von ihnen war Able Owens…

Lediglich: auf den Sieben Meeren
Besser wäre: auf allen sieben Meeren (er ist ja kein Nostalgiker, sondern überall herumgekommen

Owens hatte monatelang versucht, aus seiner Situation das Beste zu machen.
Vorschlag: Seit Monaten versuchte Owens (sich über Wasser zu halten.)


Was ich vermisse, ist das Unerwartete, überraschende Wendungen, die einen das Erzählte näherbringen – bis auf eine Ausnahme: Das eine war der Klabautermann, das andere Frauen. Mehr davon würde das Ganze beleben.



@Abari: Alles gut!  Ich fühlte mich nicht gekränkt, ich war eher amüsiert!
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Beitrag31.01.2023 21:47

von S.D.
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Michel hat Folgendes geschrieben:
Das empfinde ich als Bruch im Erzählton; diese unvollständigen Sätze passen meines Erachtens eher in wörtliche Gedankenrede, aber nicht zur Erzählstimme. Aber da bin ich evtl. etwas engstirnig.


Nö, nicht engstirnig. Vermutlich ein korrekter Einwand.

In den vorherigen Kommentaren wurde die Länge der Sätze moniert, also habe ich brutal zusammengestrichen, um einen anderen Stil in der Einleitung zu bekommen. Kürzere Sätze, unvollständige Sätze. Einfach ein Test, wie das Kapitel wirkt, wenn es zusammengestrichen wird. Vermutlich deshalb - und weil die Überarbeitung in 30 Minuten geschehen ist - auch die vielen Hilfsverben und Wiederholungen.

Im Regelfall überarbeite ich keine Kapitel oder einzelne Szenen, bevor nicht das Ende erreicht ist. Ich glaube, das Überarbeiten während des Schreibprozesses hält einen nur auf.
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S
Beitrag31.01.2023 22:11

von S.D.
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Erstmal Danke für deine Mühe, deine Zeit und deine Arbeit, die du dir gemacht hast.

etcetera hat Folgendes geschrieben:

Wer hier als Seemann einkehrte, der wollte dem Zugriff der Stadtwachen und der Royal Navy entgehen.
Vorschlag: Ein Seemann, der hier einkehrte, entzog sich dem Zugriff …
Gleichzeitig wollte er aber nicht so weit untertauchen, dass er keine neue Heuer fand.  
Vorschlag: Gleichzeitig tauchte er nicht so weit unter…  
möglich wäre auch: Er blieb aber auf dem Laufenden, um eine neue Heuer zu finden.


Da kommen wir aber in die Textinterpretation. Very Happy
Es gibt bei meinen Seeleuten den Wunsch, nicht von der Royal Navy erwischt zu werden (was nicht immer klappt - ein späteres Kapitel zeigt, wie die Navy Leute rekrutiert, teilweise direkt von einem Handelsschiff herunter). Ein Satz wie "Ein Seemann, der hier einkehrte, entzog sich dem Zugriff ..." bedeutet für mich, dass die Kneipe tatsächlich vor dem Militärdienst schützt - was sie aber nicht tut. Jeder Seemann im Parrot läuft Gefahr, in den Marinedienst gepresst zu werden. Deshalb das "wollte". Jetzt muss ich überlegen, ob es eine andere Variante im Ausdruck gibt.

 
etcetera hat Folgendes geschrieben:

Alles sollte man nicht auseinanderreißen: Vorschlag:  Was er in den letzten Wochen getan hatte oder in den nächsten Wochen zu tun beliebte, blieb (allein) seine Sache.
Selbst eine Fahrt zum Erzfeind Frankreich wurde hier angenommen.  
Von wem angenommen – und was? Klar, eine Fahrt - aber eine Heuer vom Seemann oder ein Seemann für eine Fahrt?   Vorschlag: Selbst eine Fahrt zu den verfluchten Franzosen (klingt nicht so steif) konnte man hier ergattern.


Das Auseinanderreißen ist die Folge der ersten Kommentare, die Sätze seien zu lang. Folglich habe ich gekürzt, auseinandergerissen, unvollständige Sätze erzeugt.

Den Satz mit den verfluchten Franzosen klaue ich dir. Allerdings rutsche ich durch das "verfluchte" aus der Erzählstimme (meines Erachtens).


etcetera hat Folgendes geschrieben:

Was ich vermisse, ist das Unerwartete, überraschende Wendungen, die einen das Erzählte näherbringen – bis auf eine Ausnahme: Das eine war der Klabautermann, das andere Frauen. Mehr davon würde das Ganze beleben.


Zielsetzung des Kapitels ist der Einstieg in eine Geschichte, deren Handlung bereits Jahre zurückliegt und den Zeitraum von 1695 bis 1701 umfasst. Mit Owens wird eine Figur vorgestellt, die durchgängig diese Zeit erlebt hat und somit aus erster Hand berichten kann, was in diesen sechs Jahren auf den Fahrten mit Captain Kidd tatsächlich passiert ist.  Die beiden jungen Seeleute sind nichts weiter als Stellvertreter für die Leser und Leserinnen, die einfach wissen wollen, was damals passiert ist. Die Kneipe dient dem Setting (Jahrhundertwende um 1700) und der Atmosphäre. Sie hat keinerlei Bedeutung für die spätere Erzählung (andere Leute stellen einen Prolog an den Anfang der Geschichte - ich hasse Prologe. Inhalte von Prologen gehören in Szenen der Handlung. Bei mir soll das erste Kapitel nur Stimmung erzeugen und eine Erwartungshaltung auslösen). Das letzte Kapitel spielt wieder in der Kneipe, spät in der Nacht, wenn Owens seine Erzählung abschließt.

So, genug erklärt (jetzt habe ich wieder gegen einen eigenen Grundsatz verstoßen: Ein Autor darf niemals seinen eigenen Text erklären Crying or Very sad )
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etcetera
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Beitrag31.01.2023 22:39

von etcetera
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Zitat:
Ein Autor darf niemals seinen eigenen Text erklären

Hier schon... smile

Es müssen nicht beide wollte weg, kümmere Dich doch nur um das zweite wollte im nächsten Satz.

Statt verfluchten dann zu den unbeliebeten Franzosen?
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Arminius
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Beitrag03.02.2023 13:29

von Arminius
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S.D. hat Folgendes geschrieben:
Im Regelfall überarbeite ich keine Kapitel oder einzelne Szenen, bevor nicht das Ende erreicht ist. Ich glaube, das Überarbeiten während des Schreibprozesses hält einen nur auf.


Das ist ein legitimer Standpunkt. Ich gehe Kapitel und Absätze wieder und wieder durch, ganz gleich, wie weit ich mit dem Schreiben vorangekommen bin. Klar, alles will erzählt werden, aber den gesamten Text dann am Stück durchackern, das halte ich für mühsamer und zeitraubender.


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