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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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14.12.2018 14:14 Dieser Jesus von Cholyrika
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Dieser Jesus
Nichts ist so unnütz,
wie Barfuß im Winter
auf Nächstenliebe zu machen.
Dieses schon ewig
währende Gejammer.
Soll er doch
die rote Armee bekehren,
oder den nahen Osten.
Vielleicht AKK
oder Trump.
Macht er aber nicht.
Immer nur Opferempathie.
Aber Opfer werden nicht
durch Gebete geheilt.
Opfer werden nie geheilt.
Aber ist einfacher.
Such dir einen Gestrandeten,
quatsch ihm 'ne Frikadelle
ans Bein
und dann lass ihn stehen.
Und dann?
Nichts.
Absolut nichts.
Dann besser Revolution.
Von mir aus auch christliche Revolution.
Che Jesus
Bisschen anständige Klamotten an,
Mikro in die Hand
und gib ihm.
Dann folgt der eine
oder andere ihm bei Twitter.
Und er
kann sich in irgendein
Hinterzimmer verziehen
und da sein Ding
durchziehen.
Hauptsache es hört auf.
Diese nekrophilen Feste.
Nächste Woche Christi Geburt
in ein paar Monaten Christi Tod.
Was soll der Scheiß?
Wir feiern einen toten Mann.
Ne,
lass und das Leben feiern.
Mit Demut und Liebe.
Mit Anstand und Respekt.
Von mir aus auch
mit Nächstenliebe,
aber ohne den Karnevalsprinz.
Weitere Werke von Cholyrika:
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findling Leseratte
Beiträge: 112
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14.12.2018 18:32
von findling
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Vom Leben gegerbt,
Leder mit Runen und Narben,
Seele mit Herz und Humor,
Jesus liebt Dich
Und lädt Dich auf eine Tänzchen
Gern barfuss im Schnee...
Er war niemals ToT...
Trägt Dein Gesicht
Und meins
Und...
https://m.youtube.com/watch?v=yovvltbmvXg
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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16.12.2018 08:36
von Literättin
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Was nun: Jesus- oder "Publikums"beschimpfung?
Ansonsten: einfaches Gedicht in einfacher Sprache, das mit einfachen Glaubens(an)sätzen quer liegt. Insofern formal und inhaltlich stimmig.
Ein wenig populistisch vielleicht (und ich meine das an dieser Stelle nicht abwertend) - also dem Volk aufs Maul geschaut und dessen Glaubensfrust lyrisch verarbeitet. Die enttäuschte Erwartung, Gott sollte doch, wenn schon, dann einmal von oben menschliche Fehlleistungen ausmerzen, quasi diktatorisch, und so einmal gewaltig durchgreifend für Ordnung unter den Menschen sorgen, wird hier thematisiert, und aus dieser Enttäuschung heraus wütend die Jesus-Figur verzwergt, zum Opfer-solidarischen-Opfer-Jammerer gemacht (so nach dem Motto, wer nicht wirklich allmächtig handelnd "Täter" ist... ?).
Das Fazit, erscheint mir dabei nicht mal so übel: ein Aufruf an den Menschen, es aufruhrtechnisch selbst in die Hand zu nehmen. Und hier wird erfreulicher Weise nicht das Schwert propagiert.
Kann man, finde ich, so stehen lassen, auch wenn mir die eingangs gestellte Frage formal-inhaltlich nicht so richtig aufgeht. Vielleicht aber stimmt dieser innere Widerspruch mit dem "populär-Glaubens-lyrisch-verarbeitenden" Ansatz durchaus überein.
_________________ when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -
Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -
Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.) |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 905 Wohnort: die alte Stadt
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16.12.2018 11:55
von Tula
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Hallo
Gute Analyse. Dennoch denke ich, geht das Gedicht zu weit in die Richtung der Ignoranz, d.h. Ablehnung des Glaubens an sich, und nicht allein der Farce um das Weihnachtsfest herum.
Der religiös fühlende Mensch und der nicht-religiöse werden sich in der Glaubensfrage (und den damit verbundenen Denk- und Handlungsweisen) nie verstehen (können), das bringt nur sinnlosen Streit. Die scheinheilige Übertreibung anzugehen, finde ich allerdings gerechtferrigt. In dieser Hinsicht wünschte ich mir solch ein Gedicht weniger direkt sondern satirisch angelegt, na gut einige Stellen gefallen mir durchaus (S3). Aber ohne den Karnevalsprinz, denn dieser ist wirklich beleidigend.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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16.12.2018 16:03
von Literättin
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@Tula - religiös empfindende Menschen, die sich durch ein solches Gedicht verletzt fühlen, mögen sich erinnern, dass Jesus nicht nur zu Lebzeiten wesentlich Schlimmeres widerfahren ist.
_________________ when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -
Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
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Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.) |
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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18.12.2018 16:51
von Cholyrika
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Nun ja, Ignoranz ist wirklich keine Eigenschaft, die ich zu meinen wesentlichen Charaktereigebschaften zähle.
Vielleicht macht es sogar Sinn, wenn man als Basic dieses Textes weiss, das ich überzeugter Christ bin.
Wenn ich das Wort Karnevalsprinz nutze, dann ist das nicht banal gemeint,
oder einfach nur so rausgehauen.
Ich sehe das in Bezug zu carne levare ieiunium ( Fasten durch Fleischwegnahme), was der ursprünglichen Wortherkunft entspricht. Auch wenn das italienische carnevale oft zitiert wird.
In diesem Kontext, darf derjenige auch der Prinz in dieser Zeit sein, oder von mir so genannt werden.
Es entsteht KEINE Beleidigung.
Manchmal steckt mehr hinter den Texten, als banale Worte
LG
ML
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 905 Wohnort: die alte Stadt
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19.12.2018 01:30
von Tula
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Hallo Cholyrika
Ich hätte wohl auch 'Intoleranz' schreiben sollen; nun ja, du musst zugeben, dass die üblichen Assoziationen beim Karneval eher andere sind
Interessanter Rollentausch, ich antwortete dir sozusagen als toleranter Atheist.
Wie dem auch sei, vorweihnachtliche Grüße
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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11.01.2019 20:58
von Cholyrika
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Nun ja, sind das wirklich andere?
Der Bezug ist nicht mehr da zur Fastenzeit.
Aber ich meine nicht, dass man etwas seine Sinnhaftigkeit
entziehen kann, nur weil der Sinn vergessen wurde.
Vielmehr würde ich den Sinn gerne reinkarnieren.
Schuld ist allein die Reformation.
Mmmmh interessantes Thema.....für einen Text
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